Einführung in das Thema Streit und seine Bedeutung im Glauben
Rund ums Thema Streit – Tipps von einem Ex-Jähzornigen
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Streit als Symptom.
Gestern war es mir wichtig, uns vor Augen zu führen, dass nicht jeder Streit für uns eine Aufforderung ist, gleich helfend beizuspringen. Christen helfen gern, aber sie drängen sich nicht auf.
Sie tun das nicht, weil sie genau wissen, dass ein Streit schnell eine Eigendynamik entwickeln kann, die auch den verletzt, der sich als Friedensstifter engagieren will.
Die kluge Haltung im Umgang mit Streit
Raushalten ist so lange klug, wie mich ein Streit nichts angeht. Die Frage ist: Wann geht mich ein Streit etwas an? Ganz klar: Wenn ich Teil des Problems bin, also eine der Streitparteien, dann muss ich handeln. Oder wenn ich Teil der Lösung bin.
Ob ich Teil der Lösung sein kann, hängt wiederum von den Streitparteien ab. Wollen sie überhaupt Frieden? Und bin ich der richtige Friedensstifter? Das sind sehr wichtige Fragen.
Nur weil ich mich innerlich gedrängt fühle, bei einer Streiterei einzugreifen, heißt das noch lange nicht, dass ich die richtige Person bin, gerade diesen Streit zu schlichten. Es kann sein, aber es muss nicht sein.
Wir dürfen beim Thema Streit nüchtern sein, nachdenken und uns gegebenenfalls auch raushalten. Raushalten, so wie es der Herr Jesus getan hat, als man ihn in einen Erbstreit hineinziehen wollte.
Noch einmal der Text aus Lukas 12,13-15: Einer aus der Volksmenge sprach zu ihm: „Lehrer, sage meinem Bruder, dass er das Erbe mit mir teilt.“ Er aber sprach zu ihm: „Mensch, wer hat mich als Richter oder Erbteiler über euch eingesetzt?“ Und er sprach zu ihnen: „Seht zu und hütet euch vor aller Habsucht!“
Wir sehen hier, dass auch Jesus freundlich abwinkt. Er tut das, weil er eines weiß: Streitereien entspringen fast immer einer bösen Haltung.
Die biblische Analyse der Ursachen von Streit
Streit kommt aus einem bösen Herzen mit bösen Motiven. Es sind die Sprüche aus dem Alten Testament, die diesen Zusammenhang aufdecken.
Sprüche 30,33 sagt: „Denn das Pressen der Milch bringt Butter hervor, und das Pressen der Nase bringt Blut hervor, und das Pressen des Zorns bringt Streit hervor.“ Wo Zorn ist, da kommt es zum Streit – jedenfalls dann, wenn man sich mit dem Zorn beschäftigt. Wenn hier vom Pressen des Zorns die Rede ist, dann ist das ein Bild. Aus Milch beziehungsweise Rahm wird durch Schlagen oder modern mit einem Rührgerät Butter. Eine Nase, auf die man drückt oder die man boxt, fängt an zu bluten. Und wenn sich meine Gedanken ständig um Dinge drehen, die mich ärgerlich oder zornig machen, dann kommt es unweigerlich irgendwann zum Streit.
Ein anderer Vers, Sprüche 28,25, lautet: „Der Habgierige erregt Streit, wer aber auf den Herrn vertraut, wird reichlich gesättigt.“ Ich weiß nicht, ob der Herr Jesus an diesen Vers dachte, als er seine Warnung vor Habsucht aussprach, aber hier ist klar, dass sich hinter Streit leider oft ein habsüchtiges Herz versteckt. Ich bin nicht zufrieden mit dem, was Gott mir gibt, ich will mehr – und die Folge sind dann Streitereien.
Oder Sprüche 13,10: „Durch Übermut gibt es nur Zank, bei denen aber, die sich raten lassen, Weisheit.“ Übermut, Hochmut und ein Mangel an Korrekturfähigkeit führen zu Zank. Leute, die dafür bekannt sind, viel zu streiten, sind eben nicht demütig und lassen sich auch nicht gern etwas sagen. Es sind Selbstüberschätzung und Besserwisserei, aus denen dann Zank und Streit erwachsen.
Sprüche 16,28 sagt: „Ein Mann der Falschheit lässt dem Zank freien Lauf, und ein Verleumder entzweit Vertraute.“ Es steckt etwas Falsches und Böses in Menschen, die Zank lieben. Sie wollen nicht Gemeinschaft stärken oder das Miteinander bereichern, sondern sie wollen trennen. Hier wird Streit instrumentalisiert, um gute Beziehungen auseinanderzubringen. Das ist die böse Motivation dahinter.
Und noch ein letzter Vers zu den bösen Motiven hinter einem Streit: Sprüche 10,12: „Hass erregt Zänkereien, aber Liebe deckt alle Vergehen zu.“ Während die Liebe Gott imitiert, sich um ein friedvolles Miteinander bemüht und sogar bereit ist, Vergehen und Sünde zuzudecken, steckt hinter dem Streit der Hass. Merkt man, wie der Zank hier als der falsche Umgang mit den Fehlern des Anderen beschrieben wird? Egal, ob mir das passt oder nicht: Konfrontiert mit den Fehlern von Geschwistern, Ehepartnern oder auch Nachbarn, muss ich mich entscheiden. Entscheide ich mich für den Streit, dann liebe ich den anderen nicht. Stattdessen werde ich motiviert von Abneigung, davon, dass ich nicht so radikal lieben will, wie es Gott vorstellt, wie es Gott entspricht und wie es mir und der Gesellschaft guttun würde.
Die Verbindung von Streit mit dem sündigen Herzen und christliche Gegenmodelle
Ich hatte gesagt, Streit kommt aus einem bösen Herzen mit bösen Motiven. Seht ihr anhand der Bibelstellen, wie das Herz eines Menschen ist, der den Streit liebt? Es sind Dinge wie Zorn, Habgier, Hochmut, Falschheit oder Hass, die ihn im Innersten motivieren, wenn er der Versuchung zum Streiten nachgibt.
Deshalb verwundert es auch nicht, dass Paulus bei den Werken des Fleisches in Galater 5 neben dem Streit auch noch Zornausbrüche und Zwistigkeiten aufführt. Gegeneinander sein ist einfach typisch fürs Unbekehrtsein. Umgekehrt sollte auch gelten, dass man sich mit Christen nicht gut streiten kann, weil sie das einfach nicht tun.
In 2. Timotheus 2,24-25 heißt es: Ein Knecht des Herrn – und ich sage mal, für die Mägde des Herrn sollte das auch gelten – soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam und die Widersacher in Sanftmut zurechtweisen. Dabei soll er hoffen, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gibt zur Erkenntnis der Wahrheit.
Christen sollen nicht streiten. Das ist keine sonderlich komplizierte Theologie. Ein Knecht des Herrn soll nicht streiten. Das passt einfach nicht zu ihm. Als Christen werden wir nicht von Zorn, Habgier, Hochmut, Falschheit oder Hass motiviert, und deshalb brauchen wir auch nicht zu streiten.
An dieser Bibelstelle wird auch schön deutlich, was mit Streiten gemeint ist: Streiten ist jede Auseinandersetzung, bei der es an Freundlichkeit, an Fokus auf Argumente, an Vergebungsbereitschaft und an Rücksichtnahme fehlt. Das ist ein Streit, den wir als Christen vermeiden müssen.
Wir sollen für unsere Milde, für unsere Liebe zur Wahrheit, für unsere Geduld und Friedfertigkeit bekannt sein. Wo wir genau diese Attribute leben, da bleibt kein Platz mehr für Streit und Zank.
Ich sage nicht, dass es einfach ist, so zu leben. Aber es ist das, was sich der Herr Jesus von seinen Jüngern wünscht: Ein Knecht des Herrn soll nicht streiten.
Persönliche Reflexion und Abschlusssegen
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, welche Motivation hinter deinem letzten Streit steckte.
Das war's für heute? Bitte bete weiter für die kleine Marie. Sie ist jetzt vier Wochen alt und wiegt schon 880 Gramm.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.