Liebe Gemeinde,
in zwei Tagen ist es so weit: Am Dienstag früh darf ich zusammen mit meiner Familie in den Urlaub fahren. Der nahende Urlaub bringt mit sich, dass sich in den Tagen davor noch einiges bei mir auftürmt. Ich habe noch sehr viel zu tun.
Nicht nur, dass ich heute hier vor euch stehen darf und heute Abend noch einmal, morgen habe ich noch einige Termine. Ich bin erst gestern Abend von einer eher dienstlichen Reise zurückgekommen. Es ist noch nichts gepackt, und die Wäsche ist noch nicht komplett gewaschen.
Wenn das so ist und man weiß, dass das Ziel nah ist, dann fokussiert das. Ich weiß ganz genau, was ich noch zu tun habe, und ich werde es eifrig erledigen, bevor es losgeht. Gleichzeitig weiß ich auch, was ich nicht mehr tun werde. Manches kann warten, manches kann man zur Seite legen, und manches erledigt sich auch ganz von selbst.
Das Ziel vor Augen – das fokussiert.
Andererseits gibt es aber auch Zeiten in meinem Leben, da fehlt der Fokus. Da ist kein Ziel wirklich klar, ich lebe einfach so drauflos und daraufhin und bin ziemlich unfokussiert. Vielleicht steht keine Predigt an, vielleicht gibt es keine andere Deadline. Das sind Phasen, in denen ich eher unproduktiv bin. Ich denke, das kennt vielleicht der eine oder andere von uns auch.
Ein Ziel vor Augen zu haben, hilft, sein Leben gezielt zu leben und sinnvoll seine Zeit zu nutzen.
Einführung in das Thema der Predigtserie
Genau darüber wollen wir in den nächsten Wochen nachdenken, wenn wir uns mit dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Thessalonich beschäftigen.
Wir beginnen heute also diese Predigtserie mit dem ersten Brief, den Paulus an diese Gemeinde geschrieben hat – zumindest nach der Nummerierung in den Bibeln. Manche Ausleger sind sich nicht ganz sicher über die Reihenfolge, aber das soll uns nicht weiter beschäftigen.
In diesem Brief wird Paulus die Gemeinde in Thessalonich immer wieder auf das Ziel hinweisen und sie dazu aufrufen, mit diesem Ziel vor Augen zu leben – ein zielgerichtetes Leben zu führen. Das Ziel ist die Wiederkunft des Herrn Jesus Christus und die dann beginnende Ewigkeit.
Die zentrale Frage lautet also: Wie sollten wir leben im Wissen darum, dass der Herr Jesus wiederkommt? Mit dieser Frage wollen wir uns beschäftigen.
Der Titel der Predigtserie lautet „Leben mit Perspektive Ewigkeit“. Vielleicht habt ihr einen Flyer mitgenommen, auf dem ihr sehen könnt, welche Abschnitte in den nächsten Wochen behandelt werden.
Die Prediger stimmen nicht immer ganz überein. Heute steht dort Alex Heistermann, ich kann euch aber versichern, das bin ich nicht. Dafür wird irgendwann an der Stelle, wo Matthias Lohmann steht, auch mal Alex Heistermann hier predigen.
Ihr könnt euch auf die Predigtserie vorbereiten, indem ihr die Texte lest. Ich möchte euch ermutigen, vielleicht tatsächlich einmal zu versuchen, den Brief von Montag bis Freitag jeweils einmal komplett zu lesen. Ich glaube, das wird uns helfen, viel mehr aus dieser Predigtserie mitzunehmen.
Ich kann euch sagen, ich habe das eine Zeit lang in der Vorbereitung auf diese Predigtserie gemacht: den Brief immer wieder gelesen. Ich muss sagen, er ist mir inzwischen ein bisschen in Fleisch und Blut übergegangen – und ich hoffe, dass das auch in der heutigen Predigt hilfreich sein wird.
Die ersten Verse des ersten Thessalonicherbriefs
Wir wollen heute allerdings nur die ersten drei Verse betrachten. Ich möchte uns diese Verse vorlesen. Ihr findet sie in den ausliegenden Bibeln auf Seite 233 im hinteren Teil.
Im vorderen Teil der Bibel, im Alten Testament, gibt es eine Durchnummerierung. Nach etwa zwei Dritteln der Bibel beginnt die Zählung erneut mit eins. Wenn ihr also Seite 233 aufgeschlagen habt und dort nichts vom ersten Thessalonischer Brief zu sehen ist, dann seid ihr noch im Alten Testament.
Der erste Thessalonischer Brief beginnt mit folgenden Worten:
Paulus und Silvanus und Timotheus an die Gemeinde in Thessalonich, in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus: Gnade sei mit euch und Friede!
Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unserem Gebet und Denken ohne Unterlass vor Gott, unserem Vater, an euer Werk im Glauben, an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus.
Das sind die drei Verse, die wir im Folgenden genauer betrachten wollen. Gleich zu Beginn sehen wir, dass dieser Brief offiziell von Paulus, Silvanus und Timotheus geschrieben wurde.
Im weiteren Verlauf des Briefes wechseln die Formulierungen an einigen Stellen in die Ich-Form. Das zeigt, dass Paulus der Hauptschreiber dieses Briefes ist. Dennoch erwähnt er zwei treue Helfer: Silvanus, auch Silas genannt, und Timotheus. Und...
Die Bedeutung von Silvanus und Timotheus für die Gemeinde
Diese beiden Männer haben eine besondere Bedeutung für die Gemeinde in Thessalonich, denn sie waren dabei, als Paulus dort die Gemeinde gründete.
Silvanus, auch Silas genannt, war bereits während Paulus’ zweiter Missionsreise sein Begleiter. Seine erste Missionsreise hatte Paulus hauptsächlich in dieser Region verbracht. Bei der zweiten Missionsreise nahm er Silas mit auf den Weg. Gemeinsam zogen sie los und kamen zunächst nach Lystra. Dort trafen sie auf einen jungen Mann namens Timotheus, der Paulus sofort sehr beeindruckte. Sie nahmen ihn mit und reisten zu dritt weiter.
Eigentlich wollten sie in dieser Region weitere Gemeinden besuchen, evangelisieren und neue Gemeinden gründen. Doch Gottes Geist ließ das nicht zu. Paulus hatte eines Nachts eine Erscheinung, in der er nach Mazedonien gerufen wurde. Dabei ist nicht das heutige Mazedonien gemeint, sondern eine Region weiter nördlich. Das Gebiet unten ist Makedonien, eine Provinz in Griechenland. Paulus wurde also nach Europa gerufen, was eine gute Nachricht auch für uns heute ist. Gott wollte offensichtlich, dass das Evangelium nach Europa getragen wird.
So folgten Paulus und seine Begleiter diesem Ruf und kamen zuerst in die Stadt Philippi. Philippi war eine bedeutende Stadt in der Region. Paulus suchte einen geeigneten Ort, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Vor der Stadt fand er einen Platz, an dem er die gute Nachricht von Jesus Christus verkünden konnte.
Tatsächlich bestätigte Gott seinen Ruf nach Europa, indem er einer Frau namens Lydia das Herz öffnete. Sie hörte aufmerksam zu, was Paulus sagte. Gott tat, was nur er tun kann: Er öffnete das Herz eines Menschen und bewirkte, dass Lydia an die Botschaft glaubte. Diese Botschaft handelt von Jesus Christus, der stellvertretend für die Sünder gekreuzigt wurde und siegreich über Tod und Teufel auferstanden ist.
Lydia wurde getauft, ebenso wie andere, die sich ihr anschlossen. In ihrem Haus entstand die erste Gemeinde in Europa. Das war ein großer Erfolg und eine große Ermutigung für Paulus, denn nun gab es auch in Europa eine christliche Gemeinde.
Widerstand gegen das Evangelium und die Gründung der Gemeinde in Thessalonich
Doch da, wo Gott wirkt, gibt es immer auch Widerstand. Denn, ihr Lieben, der Teufel – und er existiert, das ist kein Mythos – hat kein Interesse daran, dass Gemeinden entstehen. Das muss uns heute klar sein: Der Teufel ist gegen uns.
Er war auch gegen Paulus und sein Werk dort. So führte er die Menschen, die Ungläubigen, die ebenfalls gegen Gemeinde waren, dazu, gegen Paulus anzukämpfen. Es kam zu Widerstand. Letztendlich führte das dazu, dass Paulus und Silas im Gefängnis in Philippi landeten.
Ich weiß nicht, wie es Paulus dabei ging, von Gott hergerufen zu werden, um im Gefängnis zu landen. Aber Paulus durfte erleben, wie Gott auch solche Dinge gebraucht. Im Gefängnis tat Gott ein Wunder, sodass Paulus freikam. Letztendlich kam der Gefängnisaufseher, der völlig verzweifelt war, zum Glauben, weil Paulus nicht floh, sondern ihm die gute Nachricht weitersagte. So kam eine weitere Familie zum Glauben.
Dann war es Zeit, diese etwas brenzlige Situation hinter sich zu lassen und weiterzuziehen. Paulus, Silas und Timotheus zogen weiter und kamen in das heutige Thessaloniki – Thessalonich, wie es in unseren Bibeln heißt.
Paulus kam also aus einer schwierigen Situation, einer Lage, in der es nicht immer einfach und wunderbar voranging. Aber, ihr Lieben, ich hoffe, wir verstehen, dass Gott oft gerade auf verschlungenen Pfaden Geschichte schreibt. Ich denke, die meisten von uns wissen das. Gerade Schwierigkeiten, Widerstand und Leidenszeiten werden von Gott oft in besonderer Weise gebraucht.
So war es in Philippi, und so sollte es auch in Thessalon sein.
Paulus’ Wirken in Thessalonich und die Reaktion der Menschen
Paulus kommt also in diese Stadt, und wie wir eben in Apostelgeschichte 17 gehört haben, kann er dort an drei Sabbaten in der Synagoge predigen. Er hält also drei Sabbatpredigten, dazwischen spricht er sicherlich noch mit vielen Menschen. Bei diesen Predigten konnte Paulus in der Synagoge auch vieles aufbauen.
Ich möchte nur kurz erwähnen, dass wir, wenn wir solche Predigten und Zusammenfassungen von Predigten in der Apostelgeschichte lesen, nicht denken sollten, dass dies das Modell ist, an dem wir uns heute unbedingt orientieren müssen, wenn wir predigen oder evangelisieren.
Paulus kommt in eine ganz konkrete Situation hinein, in der er auf bestimmte Dinge aufbauen kann, während andere Dinge für die Menschen dort noch unbekannt sind. Er konnte darauf aufbauen, dass in der Synagoge alle an Gott glaubten. Er musste den Menschen nicht erklären, dass es einen Gott gibt, der Schöpfer aller Dinge ist. Auch musste er nicht erklären, dass dieser Gott heilig ist und dass es gefährlich ist, in die Gegenwart dieses heiligen Gottes zu treten.
Die Juden wussten das. Sie hatten einen Tempel mit dem Allerheiligsten, in das nur ein Mensch einmal im Jahr nach ganz besonderen Riten zu Gott kommen konnte. Das war den Menschen klar. Die Menschen warteten auf einen Retter, auf einen Erlöser. Sie hatten unterschiedliche Vorstellungen davon, was dieser Retter tun sollte, wie er kommen würde und wovor er die Menschen retten sollte.
Paulus half den Menschen, zu verstehen, was dieser Retter tatsächlich tun würde. Wir haben in Apostelgeschichte 17 gehört, was Paulus konkret predigte. Er zeigte anhand der Schrift, das heißt, er legte Texte aus dem Alten Testament aus, das war seine Schrift. Dabei erklärte er ihnen folgende Dinge:
Dieser Christus musste leiden. Der verheißene jüdische Messias – „Christus“ ist einfach das griechische Wort dafür – würde also nicht triumphal als König auf einem hohen Ross daherreiten. Nein, er würde demütig kommen. Dieser verheißene Christus würde leiden, Leid auf sich nehmen, und zwar bis zum Tod. Er würde kommen, um zu sterben, stellvertretend für die Schuld der Menschen, die Schuld hatten und deshalb nicht zu Gott kommen konnten.
Ich bin mir sicher, Paulus musste den Thessalonichern nicht erklären, dass sie Schuld in ihrem Leben hatten, dass keiner von ihnen so gelebt hatte, wie er hätte leben sollen, und dass niemand von ihnen die Gebote Gottes perfekt gehalten hat. Das war den Menschen dort sicher klar. Ich weiß nicht, ob das heute allen klar ist. Ich hoffe, jeder kennt sich selbst gut genug, um zu wissen, dass das auch auf ihn zutrifft.
Dieser Christus kam, um stellvertretend für Sünder zu leiden und zu sterben. Aber – und das war der zweite Teil, den Paulus erklärte – dieser Christus würde von den Toten auferstehen. Der Tod würde ihn nicht behalten können. Er wäre siegreich, er würde sogar über den Tod siegen.
Nachdem Paulus diese grundlegenden Dinge über den Christus gelehrt hatte, machte er deutlich, dass dieser Jesus, von dem er sprach, eben der Christus ist. Er verkündigte das Evangelium.
Wie schon zuvor in Philippi führte die Verkündigung des Evangeliums auch in Thessalonich zu einer zweigeteilten Reaktion. Einige der Juden ließen sich überzeugen und schlossen sich Paulus und Silas an – da heißt es nicht Timotheus, aber sicherlich schloss sich auch er ihnen an. Auch eine große Menge gottesfürchtiger Griechen, die es dort gab, sowie nicht wenige, man könnte auch sagen viele der angesehensten Frauen, kamen zum Glauben.
Viele Menschen kamen zum Glauben – was für eine Ermutigung nach all dem Widerstand in Philippi! Hier nun eine positive Resonanz auf die Predigt des Evangeliums.
Aber dann heißt es weiter: Viele andere Juden ereiferten sich, holten sich einige üble Männer aus dem Pöbel, rotteten sich zusammen und richteten einen Aufruhr in der Stadt an. So steht es im Text.
Wiederum gab es also eine zweigeteilte Reaktion: einerseits Ermutigung, andererseits Widerstand. Wiederum mussten Paulus und seine Weggefährten fliehen.
Wir haben das eben in der Textlesung gehört: Sie wurden nach Beröa gebracht. Wir wissen, dass Beröa ein freundlicherer Ort war, an dem das Wort bereitwillig aufgenommen wurde. Das hören wir immer wieder. Die Beröer hörten die Predigt und prüften anhand der Schrift, ob das, was Paulus sagte, wirklich so war. Ein guter Rat.
Die Situation in Thessalonich und Paulus’ Sorge um die Gemeinde
Aber wie ging es weiter? Die Menschen in Thessaloniki waren so gegen das Evangelium, dass sie nicht nur in ihrer eigenen Stadt gegen Paulus und die anderen Jesusgläubigen vorgingen. Nein, ihre Opposition war so stark, dass sie sogar Menschen aus ihrer Mitte weitersandten – bis nach Beröa. Dort, in Beröa, dem nächsten Ort, wollten sie wiederum Unruhe anzetteln und sagen: „Dieser Paulus ist gefährlich, seht euch vor, kämpft gegen ihn an.“
Ich glaube, wir müssen verstehen: Das war die Situation in Thessaloniki. Einige Menschen kamen zum Glauben, doch es gab einen Widerstand, der es in sich hatte. Dieser Widerstand erstreckte sich über die Stadtgrenzen hinaus und ging gegen die Christen vor.
Paulus musste aufgrund dieses Widerstandes weiter fliehen und kam dann nach Athen. Kurze Zeit später konnten auch Timotheus und Silas wohl zu ihm stoßen, sodass sie für eine kurze Zeit zusammen in Athen waren. Doch Paulus war voller innerer Unruhe. Was war wohl aus den Menschen in Thessalonich geworden, die zum Glauben gekommen waren? Waren sie Jesus treu geblieben, trotz all des Widerstandes?
Hier zeigt sich etwas in der Herzenshaltung von Paulus. Er hat eine große Liebe für die Menschen, vor allem für jene, die Jesus im Glauben annehmen. Paulus sagt nicht: „Na ja, jetzt geht es einfach weiter, Thessaloniki bleibt Thessaloniki, und ich bin jetzt in Athen, also kümmern wir uns mal darum.“ Nein, Paulus hat ein Verlangen danach, dass es den Christen gut geht, und er sorgt sich um sie.
Diese Sorge veranlasst ihn, erst einmal seinen treuen Mitarbeiter Timotheus zurückzuschicken. Wir wissen nicht genau, was mit Silas war. Es könnte sein, dass Silas vielleicht nach Philippi zurückgeschickt wurde. Auf jeden Fall kam Timotheus zurück nach Thessaloniki.
So ist Paulus allein in Athen und zieht irgendwann weiter nach Korinth. Dort, und das lesen wir im Fortgang der Apostelgeschichte, kommen Silas und Timotheus wieder zu ihm. Dann erfährt Paulus, wie es der Gemeinde in Thessaloniki geht. Davon lesen wir im ersten Thessalonicherbrief, Kapitel 3.
Ich möchte einen Moment nach vorne springen, weil ich glaube, dass es uns hilft, die Einführung und den ganzen Brief besser zu verstehen, wenn wir den Kontext kennen. Ich hoffe, wir haben jetzt verstanden, welche Situation dort in der Stadt Thessaloniki herrschte.
Paulus’ Ermutigung für die Gemeinde trotz Bedrängnis
Paulus sendet innerlich ganz unruhig Timotheus zurück. Er schreibt im ersten Thessalonicherbrief Kapitel drei: Dort steht auch an der Bimmerwand: „Darum ertrugen wir es nicht länger und beschlossen, in Athen allein zurückzubleiben, und sandten Timotheus, unseren Bruder und Gottes Mitarbeiter im Evangelium Christi, zu euch, um euch zu stärken und zu ermahnen in eurem Glauben.“
Das könnte auch „ermutigen“ heißen, und ich glaube, es sollte „ermutigen“ heißen: euch zu stärken und zu ermutigen in eurem Glauben, damit nicht jemand wankend würde in diesen Bedrängnissen. Denn ihr wisst selbst, dass uns das bestimmt ist. Wisst ihr, dass uns Bedrängnisse als Christen bestimmt sind? Schon als wir bei euch waren, sagten wir euch voraus, dass Bedrängnisse über uns kommen würden – wie es auch geschehen ist, wie ihr wisst.
Darum habe ich es nicht länger ertragen und habe Timotheus gesandt, um zu erfahren, wie es mit eurem Glauben steht, ob euch etwa Versuchungen versucht hätten und unsere Arbeit vergeblich geworden sei. Nun aber ist Timotheus von euch wieder zu uns gekommen und hat uns Gutes berichtet von eurem Glauben und eurer Liebe. Außerdem hat er gesagt, dass ihr uns allezeit in gutem Andenken habt und euch danach sehnt, uns zu sehen, wie wir uns auch nach euch sehnen.
Ihr Lieben, das ist die Situation: Eine gute Nachricht kommt zu Paulus. Er ist ermutigt, froh und dankbar, während er in Korinth sitzt und auf die Botschaft wartet. Diese gute Botschaft lautet: Diese Gemeinde steht fest im Glauben, trotz aller Widerstände und Bedrängnisse. Sie sind eine Gemeinde, die in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus verwurzelt ist.
Sie bekennen sich zu Gott als ihrem Vater. Sie vereinen sich und treffen sich, um ihn anzubeten. Sie leben unter der guten Herrschaft des lebendigen, von den Toten auferstandenen und in den Himmel aufgefahrenen Herrn Jesus Christus. Sie haben einen festen Glauben an diesen Gott und versammeln sich in seinem Namen – trotz aller Bedrängnisse.
Das macht eine wahre Gemeinde aus. Ich hoffe, das ist uns klar: Eine wahre Gemeinde findet ihre Identität in dem gemeinsamen Vater, in Gott dem Vater, und in ihrer Gemeinschaft unter der Herrschaft des Herrn Jesus Christus. Wir sind nicht einfach nur ein paar Menschen, die sich versammeln. Wir versammeln uns, weil wir sagen: Wir haben einen gemeinsamen Vater, der uns liebt.
Dieser Vater hat uns so sehr geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn zu uns gesandt hat, damit dieser für uns sterben und siegreich über Tod und Sünde auferstehen würde. Nun darf er unser Herr sein. Unter seiner guten Herrschaft dürfen wir leben.
Diese Worte sind nicht nur eine Feststellung. Sie sind auch ein Zuspruch, denn Paulus schreibt das ja an die Christen in Thessalonich. Es ist ein Zuspruch, wenn er sagt: „Ihr seid – ich habe es gehört, ich weiß es, ich vertraue darauf – gegründet in Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus.“
Das ist eine wichtige Wahrheit für die Gemeinde in Thessalonich.
Die Bedeutung von Gemeinschaft in Gott und Jesus Christus
Wenn ich von allen Seiten bedrängt werde, wie gut ist es zu wissen, dass ich einen Ort habe, an dem ich Schutz finde. Dieser Schutz ist nicht nur bei Gott, dem Vater. Die Gläubigen glauben nicht nur an den entfernten Gott, den Vater, sie sind in Gott, dem Vater. Sie sind in dem Herrn Jesus Christus.
Versteht ihr die Bedeutung? Das ist Schutz, das ist Bewahrung. Gerade in schweren Zeiten, in bedrängten Zeiten, in Zeiten, in denen sich vielleicht die Frage stellt: „Kann mein Glaube das noch aushalten? Schaffe ich das?“ – bei aller Bedrängnis, bei Krankheit, bei einsetzender Demenz, bei Depression oder was auch immer – schaffe ich es, festzuhalten? Dann gesagt zu bekommen: Du bist in Gott, dem Vater, du bist in dem Herrn Jesus Christus.
„Christus hält mich fest.“ Die Thessalonicher bekamen das hier indirekt gesagt. Was für eine Ermutigung! Nichts und niemand kann uns trennen von der Liebe Christi. Diese Zusage gilt auch uns. Sie gilt all denen, die tatsächlich in Gott, dem Vater, sind und in und unter der Herrschaft des Herrn Jesus Christus leben.
Es gilt all denen, die wissen: Ja, ich brauche einen Retter. Ich brauche diesen Jesus als den Herrn meines Lebens, den, der für meine Sünden sterben musste, der mich in Beziehung zu Gott setzen musste.
Wenn du heute hier bist und das noch nicht mit Sicherheit von dir sagen kannst, dann möchte ich dich einladen: Lerne Gott wirklich kennen! Nicht nur etwas von Gott wissen, sondern ihn kennenlernen als deinen Vater.
Du lernst ihn kennen, indem du auf ihn hörst, seine Stimme kennenlernst und lernst, in Beziehung mit ihm zu leben. Das geschieht, wenn du ihn zu dir sprechen lässt. Gottes Wort, die Bibel, ist Gottes Wort, das zu dir spricht.
Das ist die Beziehung, die Gott mit dir leben möchte. Er möchte in dein Leben hineinsprechen und möchte, dass du in dieser Beziehung auch mit ihm lebst und zurücksprichst. Das nennen wir beten.
Wenn du diese Geborgenheit noch nicht kennst – die Geborgenheit, in Gott, dem Vater, zu sein – dann möchte ich dich einladen, sie kennenzulernen. Lerne sie kennen, indem du dich mit Gottes Wort auseinandersetzt, vielleicht mit einem der Evangelien.
Dort erkennst du, wie Jesus Christus zu deinem Retter und Herrn werden kann. Im Oktober werden wir an vier Dienstagen wieder einen Kurs „Christsein entdecken“ anbieten. Ich möchte dich herzlich einladen, wenn du dann noch in München bist, vielleicht an allen vier Dienstagabenden im Oktober einfach mit dabei zu sein.
Wir werden das Markus-Evangelium zusammen studieren und so Gott besser kennenlernen. Vielleicht erlebst du das, was Lydia in Philippi erleben durfte: dass Gott dein Herz auftut und du erkennst, wer dieser Gott ist. Das wünsche ich dir.
Wenn du Fragen dazu hast, fühle dich frei, mich auch nachher noch an der Tür anzusprechen.
Die Bedeutung von Gnade und Frieden in der Gemeinde
Paulus schreibt nun weiter, und es folgt die ganz typische Grußformel: „Gnade sei mit euch und Frieden.“ Man könnte schnell darüber hinweglesen, aber ich möchte doch einen Moment innehalten, damit wir etwas von dem erkennen, was hier gesagt wird.
Die Gnade
Die Gnade, von der hier die Rede ist, ist die Gnade, die Gott uns gezeigt hat und dauerhaft zeigt. Diese Gnade bedeutet, dass Gott Menschen annimmt, die eigentlich nichts von ihm wissen wollten, Menschen, die ihre eigenen Wege gehen, als seine Kinder. Die Gnade besteht darin, dass Gott jemanden sendet, seinen eingeborenen Sohn, um für sie zu sterben. Das ist Gnade – etwas, das wir nicht verdient haben, das wir wahrlich nicht verdient haben. Das ist Gnade.
Diese Gnade müssen wir einmal erfahren, und in dieser Gnade dürfen wir dann weiterleben. Wenn wir diese Gnade erfahren haben, dann dürfen wir auch wissen, dass wir Frieden haben können – Frieden mit Gott.
Ich weiß nicht, ob diese Worte für dich irgendeine Bedeutung haben. Vielleicht musst du dir noch einmal neu klarmachen, was dein eigentlicher Zustand vor Gott ist. Jeder Jude dachte: Wenn ich in die Gegenwart Gottes komme, muss ich sterben. Vor einem heiligen Gott kann ich als Sünder nicht bestehen.
Und wenn jemand von euch schon einmal den Eindruck bekommen hat – vielleicht beim Lesen von Gottes Wort oder im Gebet –, wie heilig Gott ist, dann hast du vielleicht einen ganz leichten Eindruck davon, wie gefährlich es ist, zu Gott zu kommen. Aber aufgrund von Gottes Gnade haben wir Frieden mit Gott.
Er ist nicht mehr der zu fürchtende Allmächtige, der gerechte Gott, der eines Tages richten wird. Er ist der Vater, der seine Kinder liebt. Gnade sei mit euch und Frieden.
Und, ihr Lieben, diese Gnade wünscht Paulus dieser Gemeinde. Nicht nur, dass sie sie einmal erfahren, sondern dass sie in ihr leben. Ich denke, das ist auch für uns wichtig, denn Gnade ist so ein Konzept, das leicht wieder aus dem Blickfeld gerät.
Gnade ist schwer zu verstehen. Das System, das wir kennen, ist Leistung. Ich glaube, viele Christen sind immer wieder dazu versucht, ihren Frieden mit Gott durch ihr Leisten für Gott zu finden. Christen machen dann einfach ihr Ding. Die Gnade Gottes spielt dabei kaum eine Rolle.
Wir suchen unseren Frieden einfach damit, dass wir sagen: Ich bin okay. Gott muss jetzt eigentlich einigermaßen zufrieden mit mir sein. Ich hoffe, ich habe jetzt Frieden mit ihm.
Manchmal leben wir so in unserer Beziehung, dass wir Frieden suchen, nicht durch ein wirkliches Aufeinanderzugehen, sondern einfach sagen: Jetzt mache ich ein bisschen was für meine Frau, und dann ist hoffentlich wieder alles gut. So leben wir oft auch in unserer Beziehung mit Gott.
Das funktioniert sowieso nicht gut, aber es ist vor allem dann zum Scheitern verurteilt, wenn entweder unsere Kraft nachlässt und wir merken: Ich packe es nicht, oder wenn Gott uns hilft zu erkennen, was er wirklich von uns fordert. Wenn wir versuchen, durch unsere Werke vor ihm zu bestehen, führt das normalerweise zu Resignation und Verzweiflung. Dann ist kein Frieden mehr da.
Aber lasst uns lernen, immer mehr wirklich aus der Gnade zu leben und zu erleben, was es bedeutet, wirklich Frieden mit Gott zu haben. Das befreit.
Es befreit von allem Frust, von aller Resignation über uns selbst oder über unsere Umstände, über unsere Begrenzungen. Es setzt uns einfach frei zu einem freien Leben als Kinder Gottes, einem Leben, in dem wir Frieden haben – tiefen inneren Frieden.
Liebe Gemeinde in München-Mitte, in Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus: Gnade sei mit euch und Frieden!
Paulus’ Dankgebet für die Gemeinde
Nun, nach diesem kurzen Gruß sehen wir, wie Paulus in ein Gebet übergeht – ein dauerhaftes Gebet, das sicherlich getragen und genährt wird von dem ermutigenden Bericht, den er von Timotheus erhalten hat. So danken Paulus, Silvanus und Timotheus Gott allezeit für die Thessalonicher und gedenken ihrer in ihrem Gebet.
Das ist interessant: Paulus hört Ermutigendes über die Gemeinde, lobt aber nicht die Gemeinde selbst, sondern dankt Gott. Denn Paulus erkennt, dass es das Werk Gottes ist, dass die Gemeinde gut unterwegs ist. Das ist ein Werk Gottes. Und er weiß, dass das Beste, was er für diese Gemeinde jetzt tun kann, darin besteht, Gott zu danken und für sie zu beten. Das tut er in diesem Brief mehrfach.
Paulus betet dabei nicht einfach nur – das ist ganz interessant. Er könnte sagen: Ich höre den Bericht, gehe auf die Knie und sage: „Danke, Gott, dass du die Gemeinde bewahrt hast. Herr, ich bete, dass du die Gemeinde weiterhin bewahrst und sie wachsen lässt im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung.“ So hätte er es machen können. Vielleicht beten wir manchmal so: „Ich danke Gott für meinen Bruder Michael und für das geistliche Wachstum, das du ihm schenkst, und für seinen liebevollen, engagierten Einsatz für die Gemeinde.“ Das könnte ich machen.
Paulus tut das aber in einem Brief an sie. Seht ihr den Unterschied? Er dankt nicht nur Gott, sondern sagt das auch denen, für die er Gott dankt. Und ich glaube, das ist auch ein Weg, wie unser Gebet eine andere Bedeutung bekommen kann. Es ist immer noch Gebet zu Gott, keine versteckte Botschaft. Eigentlich will ich Michael etwas sagen, aber ich packe das jetzt mal ins Gebet – solche Gebete kenne ich auch. Missionsberichte, die als Gebete verfasst sind, sind ja auch okay. Aber nein, das hier ist ein echtes Gebet aus einem wirklich dankbaren Herzen, das zu dauerhaftem Gebet führt. Gleichzeitig ist es etwas, das Paulus schreibt, um die Gemeinde zu ermutigen.
Mir sind ein paar Dinge deutlich geworden, als ich das gelesen habe. Das eine ist, wie selbstlos Paulus ist. Er ist mitten auf seiner Missionsreise in Korinth. Das war kein Urlaub, sondern harte Arbeit. Anfangs hat er noch tagtäglich gearbeitet und abends gepredigt. Als Timotheus kam, konnte er sich ganz der Verkündigung widmen. Diese Verkündigung war am Anfang sehr entmutigend, so entmutigend, dass Gott ihm eines Nachts Zuspruch geben musste. Wer möchte, kann das in der Apostelgeschichte nachlesen.
Paulus war mit seinen Gedanken bei der Gemeinde in Korinth, und doch war sein Herz und seine Gedanken auch bei den Gemeinden, bei denen er zuvor war. Selbstlos und überhaupt nicht egoistisch denkt er an andere, dankt Gott für sie und lässt sie das wissen, um sie zu ermutigen.
Es ist vielleicht für die Gemeinde in München-Mitte ganz hilfreich, das vor Augen zu haben. Wir leben ja nicht in Mazedonien oder Achaia, sondern in Deutschland. Und in Deutschland sagt man ja so schön: „Nicht geschimpft ist genug gelobt.“ Eine erschreckende Neuigkeit für euch: Das stimmt nicht. Wir alle brauchen mehr als nur nicht geschimpft zu werden. Mich ermutigt es nicht, wenn am Sonntag einfach mal keiner geschimpft hat. Ich weiß nicht, wie es bei dir ist. Aber es ermutigt mich, wenn ich höre, dass Leute Gott danken für die Arbeit dieser Gemeinde.
Das ermutigt mich, vor allem wenn ich weiß, dass es nicht nur daran liegt, dass der Prediger das gerade in der Predigt gesagt hat und ich es heute mal mache, sondern weil es wirklich auf unserem Herzen liegt und so in uns ist. Dazu braucht es aber eine Veränderung in unserem Denken.
Mir selber ist klar geworden, dass ich diese Veränderung vielleicht mindestens so sehr brauche wie jeder andere hier. Ich brauche die Veränderung, dass ich weniger an mich selbst denke und mehr an andere. Dass ich weniger darauf achte, was andere falsch gemacht haben, wo man jetzt eingreifen muss oder vielleicht mal etwas sagen sollte – natürlich ganz liebevoll.
Ich brauche eine innere Einstellung, dass ich zu einem Beobachter des gnädigen Wirkens Gottes im Leben von Menschen werde. Ich habe mir das vorgenommen, als ich an diesem Text gearbeitet habe, und dachte: Okay, ich möchte das jetzt mal praktisch tun.
Wofür kann ich Gott danken? In meinem Büro unten kamen abends viele Leute zusammen. Ende letzter Woche, bei schönem Wetter, kamen viele in die Gemeinde, um miteinander Gottes Wort zu lesen, zu singen – zu Gottes Ehre –, füreinander zu beten und einfach im Glauben zu wachsen. Ich danke Gott für diese Geschwister.
Anfang der Woche hatte ich Mittagessen mit einem Mitglied dieser Gemeinde, der darüber nachdenkt, wie er vielleicht seine berufliche Karriere etwas hintenanstellen kann, um mehr Zeit für Familie und Gemeinde zu haben, weil Gott ihm das aufs Herz gelegt hat. Ich danke Gott für das Wirken Gottes im Herzen und Denken dieses Bruders.
In den letzten Wochen habe ich unsere Missionare gesehen, die alles hinter sich gelassen haben, um Gott in schwierigen Situationen zu dienen – und das mit Freude tun. Ich danke Gott für das Wirken in diesen Geschwistern.
Ihr müsst daran denken, wie es Geschwister gibt: Letzten Sonntag sprach ich hier mit einem Bruder, der eigentlich eher am Abend zum Gottesdienst kommt. Er sagte: „Ich bin heute bewusst hier, weil ich einfach einige der älteren Geschwister in der Gemeinde kennenlernen möchte.“ Er hat sich mit Leuten, die er nicht kannte, zum Mittagessen verabredet. Er möchte sie kennenlernen, er möchte sie ermutigen und einfach wissen, wie er für sie beten kann. Ich danke Gott für diesen Bruder.
Ich sah dann Geschwister, die mitten unter der Woche kamen, um einfach der Gemeinde zu dienen – ohne dass es jemand mitbekommt, einfach weil sie die Gemeinde lieb haben.
Ich habe Leute gesehen, die Urlaub genommen haben, um beim Araberansatz Menschen mit dem Evangelium zu erreichen – einfach weil sie so brennend für Gott und mit großer Liebe für die Verlorenen da sind. Oh, ich danke Gott für solche Geschwister. Ich weiß, dass Gott ihnen das aufs Herz gelegt hat.
Ich sehe Leute, die sich als Mentoren engagieren, um anderen Geschwistern im Glauben zu helfen zu wachsen. Ich sehe Geschwister, die sich in der Kinderarbeit engagieren, weil sie sagen: „Gerade unsere Kinder hier in der Gemeinde brauchen gute biblische Lehre. Ich möchte mir Zeit dafür nehmen.“
Herr Lehm, ich könnte die Liste noch lange fortsetzen. Ich bin wirklich dankbar für so viel, was ich hier in der Gemeinde sehe. Ich muss nur anfangen, darauf zu achten.
Lasst uns Studenten sein – Beobachter des gnädigen Wirkens Gottes im Leben anderer. Und dann lasst uns ihm dafür danken. Aber lasst uns das manchmal auch den Geschwistern sagen, um sie zu ermutigen, diesen Weg weiterzugehen.
Dankbarkeit für Glauben, Liebe und Geduld der Gemeinde
Zu guter Letzt kommen wir zum letzten Vers. Hier wird konkret gezeigt, warum Paulus, Silvanus und Timotheus der Gemeinde Gott danken: für deren Werk im Glauben, die Arbeit in der Liebe und ihre Geduld in der Hoffnung.
Er dankt nicht den Thessalonichern selbst, sondern Gott. Denn er weiß, dass ihre Arbeit, ihr Werk und ihre Geduld tief im Glauben verwurzelt sind, den Gott ihnen geschenkt hat. In der Liebe, mit der Gott sie zuerst geliebt hat, und in der Hoffnung, die Gott ihnen gegeben hat.
Wenn wir das anerkennen, wenn wir verstehen, dass unsere Arbeit, unsere Werke und unser Ausharren die Konsequenz dessen sind, was Gott uns gegeben hat – Glaube, Liebe, Hoffnung – dann werden wir nicht stolz. Stattdessen danken wir ihm, und er erhält die Ehre.
Paulus dankt Gott, weil er von Timotheus gehört hat, wie fest sie in ihrem Glauben stehen und wie ihr Glaube Frucht bringt. Ihr Werk, das Werk der Thessalonicher, ist das Ergebnis ihres Glaubens, ihres Vertrauens und ihrer Beziehung zu Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Weil sie Gottes Liebe erfahren haben, werden sie tätig. Und das alles mit der festen Hoffnung vor Augen, dass der Herr wiederkommt. Diese Hoffnung lässt sie geduldig weitermachen.
Mir ist klar: Es gibt natürlich Werke, es gibt Arbeit, die nicht im Wirken Gottes gegründet ist. Es gibt Nicht-Christen, die fleißig arbeiten, ohne jede Frage. Es gibt auch Christen, die fleißig arbeiten und Werke tun, die aber nicht aus dem Glauben entspringen, nicht aus der Liebe.
Vielleicht kennst du das. Ich kenne das. Ich kenne das bei mir selbst. Ich weiß, dass manches Werk, das ich vollbringe, kein Werk des Glaubens ist. Ich weiß, dass manche Arbeit keine Arbeit in der Liebe ist. Nein, ich tue das einfach so aus dem Gefühl heraus: Das muss man halt mal machen. Und dann habe ich ein bisschen die Hoffnung und die Erwartung, dass ich dafür eine gewisse Anerkennung bekomme. Das ist mein Wunsch, eine gewisse Gegenleistung.
Wenn ich das dann nicht bekomme, wenn ich mich so engagiere und keiner sagt Danke, dann werde ich ärgerlich. Das stört mich. Und dann wird mir klar: Ja, diese Werke kamen nicht aus dem Glauben. Das war keine Arbeit, die von der Liebe motiviert war, mit der Gott mich zuerst geliebt hat.
Und solche Werke, solche Arbeit, hält nicht stand. Ich bin nicht geduldig und mache nicht weiter, sondern höre auf. Dann denke ich: Dann können die mich alle mal, das war’s.
Ganz oft, liebe Geschwister, habe ich das auch schon gehört – auch in der Gemeinde – von Leuten, die einen Dienst niedergelegt haben, weil sie nicht die Anerkennung bekommen haben. Vielleicht gibt es später jemanden, der sagt: „Du hast so viele Sachen erwähnt, wofür du Gott dankbar bist, aber nicht mich. Dann mache ich es halt nicht mehr.“
Das ist falsch. Denn du machst das ja nicht, damit ich dich in der Predigt erwähne, oder? Du machst das, Ute, das erkläre ich dir später. Du machst das hoffentlich, weil du Gott den Vater als deinen Vater kennst und weil Gott dir gesagt hat: Jetzt lass deinen Glauben tätig werden.
Ja, du bist aus Glauben allein gerettet. Aber ein Glaube, der allein bleibt und nicht zu Werken führt, ist toter Glaube. Das ist kein echter Glaube.
Du sagst ja: „Ich liebe dich, Vater, und was darf ich für dich tun?“ Und: „Gott, du hast deine Liebe in mich ausgegossen. Ich weiß, ich bin ein so geliebtes Kind Gottes, und diese Liebe erfüllt mich so sehr, dass ich sie weitergeben will. Wo kann ich in der Liebe tätig werden?“
Ich frage mich nicht: „Was bekomme ich dafür?“ Stattdessen sage ich: „Ich habe schon mehr bekommen, als ich hier verdient hatte.“
Versteht ihr, wie das funktioniert? Das sind die Werke, das ist die Arbeit, von der Paulus hier redet. Solche Liebe und solcher Glaube hatten die Thessalonicher, und das führte sie dazu, aktiv zu werden.
Aufruf zur Reflexion und Engagement in der Gemeinde
Lieber Christ, woran können deine Mitmenschen deinen Glauben erkennen? Worin zeigt sich, dass du die Liebe Gottes – diese selbstlose, aufopferungsvolle, perfekte Liebe – erfahren hast?
Versteh mich bitte nicht falsch: Mein Aufruf ist kein Appell, dass wir jetzt alle besonders viel arbeiten oder uns übermäßig einbringen sollen. Vielleicht sollten wir uns zuerst einmal besinnen, darauf, wem wir eigentlich dienen. Vielleicht müssen wir uns neu bewusst machen, wie groß die Liebe Gottes zu uns ist.
Vielleicht ist es nötig, dass wir uns neu besinnen und wieder in Beziehung zu unserem Vater treten, der uns unendlich liebt und es unendlich gut mit uns meint.
Wie gesagt, bei vielen sehe ich das, und ich bin dankbar dafür. Ich bin dankbar, dass eure Werke euren Glauben offenbaren und dass eure Arbeit in der Liebe zeigt, dass ihr so viel Liebe empfangen habt.
Doch bei manchen unter uns denke ich, dass es vielleicht sogar gut wäre, wenn ihr mal ein bisschen weniger tut und euch neu auf Gott besinnt. So könnt ihr euer Werk, eure Arbeit wieder mehr aus dem Glauben heraus tun, wieder mehr aus der Liebe Gottes heraus arbeiten.
Ich war sehr ermutigt, als mir letzte Woche ein Bruder sagte, dass er aufgrund der Ermahnung eines anderen Bruders und durch sein eigenes Bibellesen wirklich von Gott überführt wurde. Er erkannte, dass er zwar sehr engagiert in der Gemeinde war, aber seine Gottesbeziehung schleifen ließ.
Er sagte zu mir: „Matthias, ich werde jetzt nicht weniger tun, aber ich möchte mehr Zeit in meine Beziehung zu Gott investieren. Ich werde mir neue Zeitfreiräume schaffen, und diese werde ich nicht für Arbeit in der Gemeinde verwenden, sondern für meine Gottesbeziehung.“
Preist den Herrn! Denn nur so wird seine Arbeit von Dauer sein. Nur so wird er dauerhaft lieben können und in der Liebe arbeiten.
Bei anderen wiederum wünsche ich mir tatsächlich, dass euer Glaube und eure Liebe sichtbarer werden. Dazu möchte ich uns alle ermutigen.
Es gibt genug zu tun in der Gemeinde, gerade in der Ferienzeit. Du kannst deinen Glauben in die Tat umsetzen, indem du dich im Feriengottesdienst engagierst. Du kannst deinen Glauben zeigen, indem du unsere Geschwister in der Technik unterstützt. Du kannst dich um andere Geschwister kümmern – diakonisch oder auf andere Weise.
Du kannst deinen Glauben und deine Liebe in der Arbeit sichtbar werden lassen, indem du dich für Flüchtlinge engagierst. Und du kannst ganz praktisch einfach lieben.
Ich glaube, die Aussage „Liebe, Arbeit in der Liebe“ bedeutet nicht zwingend nur praktische Tätigkeit, denn Liebe ist manchmal einfach auch Arbeit.
Als Christen sind wir dazu aufgerufen, einander zu lieben. Es soll Zeugnis sein. Es ist ein Gebot des Herrn: „Liebt einander!“
Mal ganz ehrlich: Das ist manchmal Arbeit, oder? Es gibt viele Menschen, bei denen du dir denkst: „Das ist überhaupt keine Arbeit, das mache ich sehr gerne.“ Doch schau mal weiter. Findest du jemanden, bei dem du sagst: „Liebe ist ganz schön anstrengend, diesen oder jene zu lieben“?
Aber genau das ist der Auftrag des Herrn an dich: Besinne dich neu auf die Liebe Gottes und lass diese Liebe von dir ausgehen – hin zu anderen.
Sei nicht gleichgültig gegenüber anderen und denke nicht, du hättest schon genug geliebt. Nein, werde aktiv in der Liebe, arbeite in der Liebe.
Lieb die Verlorenen! Lieb die Verlorenen aktiv, geh auf Menschen zu und lass sie nicht gleichgültig dahinscheiden.
Und warum? Warum tun wir das?
Wir tun es, wenn wir ein Ziel vor Augen haben. Welches Ziel?
Unser Auftraggeber kommt bald wieder. Hast du diese Hoffnung? Diese Hoffnung auf den Herrn Jesus Christus?
Die Thessalonicher hatten diese Hoffnung. Sie hatten die feste Erwartung, dass der Herr wiederkommt. Wir wissen nicht, wann – vielleicht schon sehr bald.
Und diese Hoffnung gibt uns Fokus.
Schlussgebet und Einladung zum gemeinsamen Glaubensleben
Ich möchte mit uns beten, dass wir in den nächsten Wochen, wenn wir uns weiter mit dem ersten Thessalonicher beschäftigen, dieses Ziel neu vor Augen bekommen: Diese Hoffnung soll uns ausharren lassen, geduldig ausharren lassen. Sie soll uns ein Leben ermöglichen, das unseren Glauben widerspiegelt, ein Leben, das zeigt, dass wir uns von Gott geliebt wissen.
Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, danke, dass du ein so gnädiger und guter Gott bist. Danke, dass du uns zuerst geliebt hast in Jesus Christus. Herr, wir wollen uns nur darauf besinnen, dass du der allmächtige Schöpfer des Universums bist, der vollkommen gerechte und völlig heilige Gott, der uns einlädt, deine Kinder zu sein. Du lädst uns ein, zu dir zu kommen, jeden Tag im Gebet.
Danke, dass du ein Gott bist, der mit uns redet – durch dein Wort. Und danke, dass dein Wort lebendig ist und durch deinen Geist uns direkt ins Leben spricht. Ich bete, dass wir alle das immer wieder neu und immer mehr erfahren.
Danke für deine große Liebe. Ich möchte beten, dass sie uns neu bewegt, dass sie uns neu erfüllt, dass unsere Herzen neu höher schlagen in der Erkenntnis deiner großen Liebe. Möge uns das zum Tätigwerden bewegen, damit wir unser Leben so leben, dass es zum Lobpreis deiner Herrlichkeit und zum Guten für andere wird.
Hilf uns, so immer mehr im Glauben zu leben. Amen.
Lasst uns miteinander aufstehen und genau darum beten. Lasst uns das auch besingen, in einem Lied des Glaubenslebens.