Wahrnehmung und Wahrheit: Die Stimme Gottes im Vergleich zur sichtbaren Realität
Dies ist mein geliebter Sohn, ihn hört. Und Jesus sprach das, was wir schon vorhin gehört haben: Das Wort, wer Ohren hat zu hören, der höre.
Das Problem heute ist, dass wir von dem, was wir sehen, dominiert werden. Deshalb sagt man auch den Ausspruch: „Ich glaube nur, was ich sehe.“ Bilder zeigen uns die Realität, aber das Wort Gottes, das wir hören, leitet uns in die Wahrheit.
Das, was du siehst, ist die Realität, die dich umgibt. Das, was du von Gott hörst, ist die Wahrheit, und diese geht über die Realität hinaus. Im Vergleich zu den toten Götzen dieser Welt haben wir einen Gott, der immer gesprochen hat und der heute in seinem Sohn redet.
Vor ungefähr einem Jahr hat mich ein lieber Bekannter aus Tasmanien angerufen. Tasmanien ist eine Insel vor Australien. Er rief um sechs Uhr früh an, und es war mein einziger freier Tag in dieser Woche – was ich sehr schätzte. Ich war noch am Schlafen, als ich seinen Anruf bekam. Ich grüßte ihn freundlich, obwohl ich noch müde war.
Um sechs Uhr früh bin ich also aufgestanden, weil er mich geweckt hat. Er sagte: „Hans-Peter, Gott hat mich gerade freigegeben, zu dir zu kommen als Mitarbeiter.“ Ich antwortete: „Ja, das ist super, ruf in zwei Stunden noch einmal an.“
Er ist ein sehr lieber Kerl. Wenn er mir zum Beispiel einen Brief schreibt, dann schreibt er oft: „Gott sagt mir, ich soll aufhören. Punkt.“ Er heißt Christian und macht das so.
Jedenfalls erzählte ich beim Frühstück meiner Frau und meinen Kindern, dass Christian angerufen hat. Er sagte, Gott habe ihn gerade freigegeben und ihm gesagt, dass er nach Österreich kommen soll.
Lisa, meine damals zehnjährige Tochter, fragte: „Aber Vati, wie weiß Christian, dass Gott das gesagt hat und nicht er selbst?“ Wir würden auch fragen: Wie weiß er, ob es Gottes Stimme ist oder sein Unterbewusstsein oder Unbewusstsein?
Das ist eine gute Frage. Ich antwortete: „Keine Ahnung, ich bin frei und frage ihn. Ich weiß auch nicht, wie er das weiß.“
Die Herausforderung des Hörens: Erfahrungen mit Gottes Stimme
Ich möchte euch jetzt eine Frage stellen: Wie viele von euch in diesem Raum können die Hand heben, wenn sie schon einmal die Stimme Gottes hörbar vernommen haben? Eins, zwei, drei – das ist ungefähr der Durchschnitt. Ich frage das öfter, weil meistens von hundert Personen etwa eine sagt, dass sie die Stimme Gottes schon einmal hörbar vernommen hat.
Ich muss ehrlich zugeben, ich habe das noch nie erlebt. Ich habe es mir oft gewünscht und gesagt: „Gott, wenn du jemals mit mir reden möchtest, dann jetzt. Ich brauche deine Stimme.“ Aber ich muss sagen, ich habe bis jetzt noch keine hörbare Stimme vernommen, so wie ich es erwartet hätte. Das hat mich auch frustriert, besonders wenn Prediger oder Pfarrer vorne stehen – sie stehen ja meistens vorne – und sagen: „Gott hat mir gesagt, ich soll aus dieser Passage predigen“, oder „Gott hat mir gesagt, ich soll die alte Frau besuchen.“ Und es hat genau gepasst, war wunderbar.
Manchmal heißt es auch: „Gott hat mir gesagt, wir sollen die Kirche umbauen und brauchen Geld“, oder was auch immer. Es wäre egal. Ich habe mich dann gefragt: Warum redet Gott dauernd mit denen und nie mit mir? Das hat mich verwirrt. Außerdem habe ich Christen getroffen, die sagten: „Gott hat mir etwas gesagt“, und eine Woche später war genau das Gegenteil der Fall.
Zum Beispiel kam vor zwei Jahren eine Frau zu uns zu einem Programm im Sommer, Upward Bound. Das ist ein Erlebnis der pädagogischen Bergprogramme. Am ersten Tag, als sie ankam, sagte sie: „Gott hat mir gesagt, ich soll diese sechs Wochen zu euch kommen, und er will etwas ganz Besonderes in meinem Leben tun.“ Wir haben gesagt: „Wunderbar, das freut uns total.“
Eine Woche später waren wir dann auf einer Hütte. Es hat furchtbar geregnet. Die Hütte war klein, wir waren dreißig, vierzig Leute, und wenn es regnet, gibt es drinnen nur ein Klo. Die Socken stinken, und alles ist unangenehm. Nach drei Tagen kam sie zu mir und sagte: „Gott hat mir gerade gesagt, ich soll nach Hause fahren.“
Diese Dinge haben mich verwirrt, weil ich dachte: Das ist ja komisch. Ich möchte hier eine Warnung aussprechen: Benutze niemals die Phrase „Gott hat gesagt“, es sei denn, du bist hundert Prozent sicher, dass Gott es gesagt hat. Das ist eine evangelikale Floskel, die ich nicht sehr schätze.
Wisst ihr warum? Diese Frau kam zu mir und sagte, Gott habe ihr gesagt, sie solle heute abreisen. Wisst ihr, was das bewiesen hat? Sie ist unbelehrbar. Denn wenn Gott es ihr gesagt hat, bin ich, der kleine Hans-Peter Reuer, immer noch wert, etwas anderes zu sagen.
Die Phrase „Gott hat mir gesagt“ wird oft von jenen gebraucht, die sich von niemandem belehren lassen wollen. Ich hoffe nicht, dass du als unbelehrbar gelten möchtest. Benutze diese Phrase nie, es sei denn, du weißt hundert Prozent sicher, dass Gott es gesagt hat. Denn damit wird viel gelogen.
Wege, Gottes Stimme zu hören: Schöpfung, Umstände und Menschen
Nun, wie hört man generell die Stimme Gottes? Nur ganz kurz: Das sind generelle Dinge, die wir wissen – in und durch Gottes Schöpfung.
Ich muss ehrlich sagen, Gott spricht sehr oft zu mir. Wir werden noch darauf eingehen, wie genau das geschieht. Ich sage das jetzt einfach so, und du wirst dir vielleicht denken: „Jetzt redet er auch genauso wie die Pfarre und die, die ich genannt habe.“ Aber Gott redet zu mir sehr oft durch seine Schöpfung.
Wenn ich zum Beispiel alleine auf den Berg gehe – wie jetzt im Winter, dieser wunderbaren Skitourenzeit – und ich sehe diese Hunderte von Bergspitzen, den weißen, glänzenden Schnee, dann bewirkt das etwas in mir. Ich weiß dann: Es gibt einen Gott. Da ist ein Gott – das kann kein Zufall sein.
Aber übrigens: Gott spricht zwar durch die Schöpfung und bezeugt damit seine Existenz. Ich habe aber auch schon Christen gehört, die sagen: „Ja, Gott ist mir durch die Natur nahe. Ich brauche keine Kirche, keine Bibel, keinen Jesus – Gott redet durch die Natur.“ Das ist falsch. Weißt du warum? Die Natur bezeugt dir nur, dass es Gott gibt. Die Natur sagt aber nichts über den Charakter Gottes.
Denn seht ihr, du kannst, so wie ich vor ein paar Tagen auf den Berg gegangen bin, überwältigt sein von der Schönheit und zum Schluss kommen: Das ist ein gewaltig großer, schöner Gott. Aber einer meiner besten Freunde war vor vielen Jahren mit uns auf einer Skitour zu viert. Dann kamen viele Schneeflocken vom Berg herunter – das heißt Lawine – und alle vier sind tot.
Ich war gerade vor zwei Wochen in Seattle, in Amerika. Wir sind Schneeschuhwandern gegangen, und eine Frau wurde gerade verschüttet. Wir haben sie gesucht, aber sie ist bis heute nicht gefunden worden. Es gibt so viel Schnee.
Und dann stehst du da und fragst dich: Ist es jetzt ein guter Gott oder ein schlechter Gott? Seht ihr, die Natur bezeugt zwar die Größe und die Existenz eines Gottes, sie sagt dir aber noch nichts über den Charakter Gottes.
Wenn du den Charakter Gottes kennenlernen möchtest, dann musst du auf Jesus schauen. Denn Jesus ist das Abbild und die genaue Repräsentation des Vaters.
Also die Natur – wenn ich euch jetzt fragen würde: Wie viele von euch haben die Stimme Gottes schon vernommen, wenn ihr in der Natur wart, durch eine Blumenwiese gegangen seid oder am Meer gesessen habt? Kann ich mal sehen, wie viele von euch das erlebt haben? Seht ihr, das sind wahrscheinlich schon hundert jetzt.
Zweitens: Gott spricht in und durch Umstände, die du jeden Tag erlebst, nur hören wir es manchmal oder sehr oft nicht. Das können ganz kleine Dinge sein oder auch ganz drastische Ereignisse.
Ein Bergführerkollege hat letztes Jahr einen eigenen Klettergarten gebaut. Er ist ganz blöd ausgerutscht und 18 Meter tief abgestürzt. Unten auf die Felsen aufgeschlagen. Er hat gerade so überlebt, wurde ins Krankenhaus gebracht, war drei Wochen im Koma und so weiter.
Als er aufwachte, hatte ich das Gefühl, ich sollte ihn besuchen. Aber ich hatte ein bisschen Bedenken, denn er hat uns immer ein bisschen belacht: „Jetzt sind die Heiligen wieder da, die Spinner da und so weiter.“ Er schätzt mich zwar irgendwie, aber das kann er nicht richtig einordnen. Trotzdem dachte ich, ich muss ihn besuchen.
Ich bin also rein, da war er im OP-Raum. Ich habe erwartet, dass er sagt: „Wo war dein Gott, als ich runtergefallen bin?“ Das ist ja das Typische. Aber dann bin ich rein, und er hat mich angeschaut und gesagt: „Wir waren nur alleine. Ich muss dir etwas sagen.“
Die drei Wochen im Koma waren die furchtbarsten Wochen in seinem ganzen Leben. Dann hat er mir beschrieben, was er gesehen hat. Ich werde es euch jetzt nicht im Detail erzählen, aber es war sehr schrecklich. Er hatte so eine Angst wie noch nie in seinem Leben. Er ist Katholik und hat als Kind ein Lied gelernt – so etwas wie: „Oh großer Gott, wir loben dich“ oder so ähnlich.
Er sagte, dieses Lied habe er drei Wochen lang im Koma gesungen. Hätte er dieses Lied nicht gehabt, wäre er verrückt geworden.
Das war interessant, denn Gott spricht in und durch Umstände und zeigt Menschen, dass es eine Welt gibt, die über das Sichtbare hinausgeht – nämlich die geistliche Welt.
Also: Gott spricht durch die Natur, durch Umstände und natürlich auch durch andere Menschen. Das haben wir gerade vorhin im Zeugnis gehört.
Wenn Menschen zu uns reden, dann redet Gott manchmal oder sehr oft durch sie. Wir lesen im 1. Thessalonicher 5,20: „Weissagungen verachtet nicht.“ Verachte also nicht, wenn du mit Menschen redest, sondern höre darauf, ob es Gottes Stimme ist, die du vernehmen kannst.
Viertens: Gott spricht natürlich durch sein Wort, die Bibel. Wir lesen in 2. Timotheus 3,16: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit.“ Das heißt, Gott spricht durch das Wort.
Wenn ich euch jetzt fragen würde, wie viele von euch Gott schon mal beim Bibellesen gehört haben, würden wahrscheinlich zwei Drittel der Hände oben sein.
Aber ich möchte mich jetzt auf das Fünfte konzentrieren: Gott spricht durch seine persönliche, intime Stimme zu seinen Kindern.
Die Fragen, die wir besprechen werden, sind folgende: Wenn Gott jetzt ganz persönlich mit mir redet, ist das spektakulär? Oder spricht Gott in einer leisen Stimme? Hören nur ein paar Auserwählte die Stimme Gottes, oder kann jeder die Stimme Gottes hören? Brauche ich eine Voraussetzung, um die Stimme Gottes zu hören? Von wo höre ich die Stimme – von außen oder von innen? Wie erkenne ich, dass es seine Stimme ist und nicht nur mein Unterbewusstsein?
Diese Dinge möchte ich jetzt kurz mit euch besprechen.
Persönliche Begegnungen und die Ausnahmeerscheinungen
Erstens: Wie höre ich die Stimme Gottes?
Ich bin öfter mal in Australien, war vor drei Monaten wieder dort. Vor einigen Jahren war ich im Süden und habe in einer Kirche gepredigt. Danach lud mich ein alter Farmer, ein Bauer, zu sich nach Hause ein. Ich hatte am Nachmittag Zeit, was super war.
Wir tranken Kaffee, und er sagte: „Ich muss dir jetzt etwas erzählen.“ Er war ein älterer Mann, ungefähr so alt wie Gunter Kiener, und berichtete: „Weißt du, ich war nie in der Kirche, ich wollte eigentlich nichts von Gott wissen. Aber eines Abends lag ich im Bett, und plötzlich kam Jesus durch das Fenster. Jesus selbst. Er kam zu mir ans Bett, setzte sich dort hin, berührte mich und sprach mit normaler Stimme zu mir.“
Ich habe keine Ahnung, ob dieser Mensch Halluzinationen hatte oder ob es die Wahrheit ist. Tatsache ist, dass sich sein Leben an diesem Tag veränderte. Von diesem Moment an wurde er ein brennender Zeuge Jesu Christi.
Auch in der Bibel gibt es immer wieder Berichte von Erscheinungen von Engeln – bei Abraham, Jakob, Maria, Petrus, Paulus und anderen. Warum sollte das heute nicht vorkommen? Solche Erlebnisse gibt es. Ich habe ungefähr sechs Menschen persönlich getroffen, die mir so etwas erzählt haben.
Aber wisst ihr, was ich dabei feststelle? Es ist nicht die Norm, sondern immer die Ausnahme. Wenn man die Bibel studiert und die Engelerscheinungen liest, erkennt man, dass sie absolute Ausnahmen sind. Gott ist Mose auf wunderbare Weise erschienen, aber da waren noch zwei Millionen andere Israeliten. Sie haben jeden Tag gefrühstückt, Mittag gegessen, geheiratet, Kinder bekommen und sind gestorben, ohne so etwas zu erleben.
Solche Erscheinungen sind also immer die Ausnahme. Die Gefahr besteht darin, die Ausnahme zur Norm machen zu wollen und dann frustriert zu sein, weil es bei einem selbst nicht funktioniert. Es bleibt die Ausnahme.
Also sollte man dem nicht nachlaufen. Wenn es dir geschieht, ist das wunderbar, und du kannst dich daran freuen. Gerade vorhin sprach ich mit einer Person, die von einem solchen Erlebnis erzählte. Ich sagte: „Ja, es kann sein.“ Aber macht nie eine große Geschichte daraus. Wenn Gott es so tut, hat das einen Grund.
Manchmal ersetzen solche Erlebnisse Gott selbst. Die Menschen reden dann nur noch über das Erlebnis und setzen Christus durch dieses Erlebnis in den Hintergrund. Das ist eine weitere Gefahr.
Zusammenfassend: Ja, es kommt vor, dass das Spektakuläre und Außergewöhnliche geschieht, aber es ist nicht die Norm.
Sensibilität und Erfahrung im Erkennen der Stimme Gottes
Zweitens: Wie hören wir die Stimme Gottes? Indem wir sensibel werden und durch Erfahrung die Stimme Gottes kennenlernen. Im Johannes 10,27 sagt Jesus: „Meine Schafe hören meine Stimme, und sie folgen mir.“
Ich war drei Jahre lang Kuhhirte, Cowboy, auf einer Alm im Salzburger Land, in der Nähe von Vilsmus. Ich war elf, zwölf und dreizehn Jahre alt. Meine Familie war relativ arm, und wir Jungs mussten im Sommer immer zehn Wochen lange Sommerferien auf der Alm verbringen. Das ist heute etwas kürzer, aber damals mussten wir vom ersten bis zum letzten Tag auf die Alm – jeder für sich an einem anderen Ort. So mussten sie uns im Sommer nicht durchfüttern.
Ich war also mit elf, zwölf und dreizehn Jahren auf der Alm. Die Paulin, die Bäuerin, war auch oben. Das war fast wie bei Peter und Heidi – kennt ihr den Film? Das Problem war nur, sie war sechzig und nicht elf, sonst hätte es funktioniert.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern: Wir hatten zwölf Kühe. Ich musste jeden Tag um fünf Uhr aufstehen und sechs Kühe mit der Hand melken – sie auch. Die Rindviecher musste ich jeden Tag holen. Es war interessant: Wenn sie nahe genug an der Hütte waren, hat die Paulin einfach ein bestimmtes Wort geschrien, egal welches. Sie hat geschrien, und die Kühe haben langsam den Kopf gedreht und sind zur Hütte heruntergetrottet.
Ich habe dasselbe probiert, genau dieselben Worte gesagt wie die Paulin, zweimal laut, aber nicht geschrien. Die Tiere haben sich überhaupt nicht gerührt. Ich musste hochlaufen, sie jeden Tag von oben umkreisen und dann mit dem Stock herunterschlagen, was unsere Freundschaft nicht gefördert hat.
Rückblickend verstehe ich, warum die Kühe auf die Paulin gehört haben und auf mich nicht. Es ist ganz einfach: Paulin hat mit diesen Kühen jeden Tag seit zehn Jahren zusammengelebt – Sommer und Winter. Sie war eine Marktsinnerin, und die Kühe kannten ihre Stimme.
Meine Stimme kannten sie nicht, und die Stimme, die sie dann kennenlernten, war nicht die eines, dem sie nachlaufen wollten. Seht ihr, das ist der große Unterschied: Jesus sagt, meine Schafe hören meine Stimme, und sie folgen mir. Und Jesus hat gesagt: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“
Wir haben ja fünf Sinnesorgane. Übrigens haben wir nicht nur Sinnesorgane, sondern auch ein Sinnesorgan. Aber die fünf Sinnesorgane kennen wir ja. Wenn du mich gefragt hättest, was das Wichtigste ist, hätte ich dir immer gesagt: die Augen, natürlich die Augen.
Aber ist euch aufgefallen, dass Jesus nie gesagt hat: „Wer Augen hat zu schauen, der schaue!“? Wisst ihr warum? Weil es das Auge ist, das uns immer zur Sünde verführt.
Geistlich gesehen ist das Ohr das wichtigste Sinnesorgan, das wir haben. Paulus hat gesagt: „Der Glaube kommt durch das Hören auf die Predigt.“
Der Glaube kommt übrigens – falls jemand im Raum ist, der noch keinen Glauben hat: Ich treffe öfter Menschen, die sagen: „Hans Peter, ich beneide dich wegen deines Glaubens, ich habe den nicht.“ Ich sage dann: „Mach nichts, komm nur und hör zu!“
Denn der Glaube kommt erst aus der Predigt, aus dem Wort Christi. Daher kommt der Glaube. Darum müssen wir die Bibel aufschlagen, denn der Glaube kommt erst – den haben wir nicht von Anfang an.
Und wir müssen uns üben im Hören auf die Stimme Gottes.
Missverständnisse und biblische Beispiele zum Hören Gottes
Ein großes Missverständnis ist, dass viele junge Christen glauben, sie müssten die Stimme Gottes immer, überall und sofort hören. Das ist nicht nur frustrierend, sondern auch extrem gefährlich. Denn solche Christen interpretieren oft die wildesten Dinge als die Stimme Gottes, obwohl diese überhaupt nichts mit Gott zu tun haben.
Eine der schönsten Geschichten zu diesem Thema findet sich in 1. Samuel 3. Schauen wir uns ein paar Verse an, bevor ich es erkläre.
1. Samuel 3, Vers 1: „Und der junge Samuel diente dem Herrn vor Eli, und das Wort des Herrn war selten in jenen Tagen.“ Übrigens ist es nicht zum ersten Mal, dass das Wort Gottes selten ist. Auch heute ist es oft eher selten. Wisst ihr, wer den Unterschied machte? Ein kleiner Junge – Samuel.
Es geschah in jener Zeit, dass Eli, der Hohepriester, an seinem Platz lag. Seine Augen waren schwach geworden, sodass er nicht mehr sehen konnte. Die Lampe Gottes war noch nicht erloschen, und Samuel lag im Tempel des Herrn, wo die Lade Gottes war.
Da rief der Herr Samuel, und er antwortete: „Hier bin ich!“ Er lief zu Eli und sagte: „Hier bin ich, du hast mich gerufen.“ Eli aber sagte: „Ich habe nicht gerufen, leg dich wieder schlafen.“ Samuel ging hin und legte sich schlafen.
Der Herr rief noch einmal Samuel. Dieser stand auf, ging zu Eli und sagte: „Hier bin ich, denn du hast mich gerufen.“ Doch Eli erwiderte: „Ich habe nicht gerufen, mein Sohn, leg dich wieder hin.“
Vers 7 ist ganz wichtig: Samuel hatte den Herrn noch nicht erkannt, und das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden.
Der Herr rief zum dritten Mal. Samuel stand auf, ging zu Eli und sagte: „Hier bin ich, denn du hast mich gerufen.“ Da merkte Eli, der Alte, dass der Herr den Jungen rief.
Eli sagte zu Samuel: „Geh hin, leg dich schlafen, und wenn er dich ruft, antworte: Rede, Herr, denn dein Knecht hört.“ So lehrte der alte Gottesmann den jungen Gottesmann, die Stimme Gottes zu erkennen.
Die innere Stimme Gottes und das Wesen des Gebets
Drittens: Wenn Gott spricht, dann spricht er von innen und nicht von außen. Warum? Wir könnten viel Zeit darauf verwenden, aber ich sage es nur ganz kurz.
Warum hören wir die Stimme Gottes von innen und nicht von außen? Ganz einfach: Weil Jesus Christus im Heiligen Geist in uns wohnt, nicht außerhalb von uns. Ich sage das so oft, aber ein Mädchen hat mal zu mir gesagt: „Hans Peter, Gebet ist für mich so ein Wahnsinn, weil mein Gebet nur bis an die Decke geht.“ Das ist ja nicht schlimm, denn Gott ist unter der Decke.
Wisst ihr, wohin wollen wir mit unserem Gebet? Wo wollen wir durchdringen? Durch die zweite Decke, durch die Ozonschicht oder wo immer du willst? Nirgends durch! Denn Jesus Christus ist jedem nahe, sagt die Bibel, und nicht nur nahe, sondern 172-mal Christus in uns und wir in Christus. Das heißt: Wenn Christus in uns wohnt, von wo erwarten wir dann die Stimme? Von innen.
Ich betone das deshalb so, weil es eine traurige Sache ist, dass Christen wieder anfangen, die Stimme Gottes von außen zu suchen. Sie laufen von einem Event zum anderen, kaufen sich Buch um Buch, um irgendwo die Stimme Gottes zu hören. Damit kehren wir zurück zum Heidentum und zur Zauberei. Gott hat uns von all dem befreit.
Er sagt: „Ich bin bei dir, ich bin in dir, und du brauchst nur auf mich zu hören. Ich bin treu, und ich werde zu dir reden, zu deiner Zeit.“
Ein Student, ein Bibelschüler, kam letztes Jahr zu mir und sagte: „Hans-Peter, ich bin ein geschäftiger Mann. Sag mir, was Gott von mir will, weil du es am besten weißt.“ So etwas gefällt mir irgendwie, weil es einerseits mutig und naiv ist. Es war ein super Gespräch, in dem ich auf Christus hingewiesen habe.
Aber seht ihr, ich bin nicht der Mittler. Wir lesen im 1. Timotheus 2,5: „Denn es ist ein Mittler zwischen Gott und Menschen, Jesus Christus.“ Und er wohnt in uns, und darum redet er von innen.
Gebet als Kanal für Gottes Stimme: Beispiele aus der Apostelgeschichte
Viertens: Was ist das Thema? Wie höre ich die Stimme Gottes? Viertens: Gott spricht während Menschen beten.
Das ist jetzt etwas ganz Persönliches. Wenn du mich fragst, Hans-Peter, wie hörst du die Stimme Gottes, muss ich dir sagen, ich habe sie schon gehört – und gar nicht mal so selten. Aber wie? Das ist das, was für mich am meisten zutrifft.
Das Bemerkenswerte, das ich in der Bibel gelernt habe, ist, dass Gott sehr oft geredet hat, während Menschen beteten. Das heißt nicht, dass Gott das Gebet erst drei Monate oder sogar dreißig Jahre später beantwortet hat, sondern während die Menschen beteten, redete Gott.
Schlagt bitte Apostelgeschichte 10 auf. Ich möchte das ganz kurz zeigen. Ich zitiere das oft, vielleicht hast du mich schon mal darüber sprechen hören, aber es ist mir so wichtig, weil das ist, wie Gott am häufigsten zu mir redet.
Apostelgeschichte 10, Vers 9. Das ist die Geschichte von Petrus und Cornelius. Petrus wird beauftragt, zu Cornelius, einem Heiden und Römer, zu gehen, um ihm das Evangelium zu bringen. Petrus war Jude, und das hat ihm nicht gefallen. Dann geschieht Folgendes:
Apostelgeschichte 10, Vers 9: „Am folgenden Tag, als sie reisten und sich der Stadt näherten, stieg Petrus um die sechste Stunde auf das Dach, um zu beten.“ Übrigens: Die Dächer waren Flachdächer, nicht so, wie wir sie heute kennen. Früher habe ich das verwundert, weil ich dachte, ich gehe nie aufs Dach, das wäre Blödsinn – außerdem haben wir jetzt viel Schnee.
Vers 10: „Er aber wurde hungrig.“ Falls du beim Beten mal hungrig wirst, kein Problem, das ist absolut biblisch. „Und er verlangte zu essen. Während sie ihm aber zubereiteten, kam eine Verzückung über ihn.“ Elberfelder Übersetzung – das versteht man heute kaum noch. Das heißt: Während Petrus betete, hat Gott zu ihm geredet. Eine andere Übersetzung sagt, er hatte eine Vision oder hörte die Stimme Gottes.
Es ist jetzt irrelevant, worüber Petrus gebetet hat, aber während er betete, sprach Gott.
Auf der anderen Seite war Cornelius, und bei ihm war es sehr ähnlich:
Vers 30: „Und Cornelius sprach: Vor vier Tagen betete ich in meinem Haus, übrigens hatte er noch keinen Heiligen Geist, er war noch nicht wiedergeboren, aber er betete. Vor vier Tagen betete ich in meinem Haus bis zu der neunten Stunde. Und siehe, ein Mann stand vor mir in glänzendem Kleid und sprach: Cornelius, dein Gebet ist erhört und deine Almosen sind gedacht usw.“
Wieder das Prinzip: Es gibt hier vieles zu sagen, aber das Prinzip ist, dass während Cornelius betete, Gott durch einen Engel zu ihm reden konnte.
Das ist das Prinzip.
Ich möchte etwas sagen: Ich kenne die wenigsten von euch, nur ein paar. Aber ich möchte jetzt ein Statement machen, das vielleicht etwas mutig ist, aber ich glaube, ich darf es sagen:
Wenn du die Stimme Gottes noch nie gehört hast, dann glaube ich, weiß ich etwas über dein Leben: Du verbringst nicht viel Zeit im Gebet. Denn es ist eine Tatsache, dass Gott redet, während Menschen beten. Und so höre auch ich die Stimme Gottes am häufigsten.
Unterscheidung der inneren Stimme: Gottes Stimme oder Unterbewusstsein?
Nun drittens: Wie unterscheide ich, wenn die Stimme von innen kommt, ob es mein Unterbewusstsein ist, das redet, oder ob tatsächlich Gott zu mir spricht? Neben der Tatsache, dass es Erfahrung braucht, um die Stimme Gottes zu erkennen, gibt es auch ganz objektive Wege, um zu unterscheiden.
Ich sage das oft, und jetzt ist die Gelegenheit, weil wir gerade ein paar Stimmen gehört haben. Angenommen, es wäre jetzt ganz still hier, und draußen geht deine Mutter, dein Kind oder dein Ehepartner vorbei und spricht laut zu jemandem. Du würdest die Stimme deines Ehepartners oder deiner Mutter erkennen.
Jetzt habe ich eine Frage: Warum erkennst du die Stimme deiner Mutter? Ihr könnt ruhig etwas sagen. Warum? Bitte? Es ist vertraut, das stimmt – aber das ist subjektiv. Wie kann ich objektiv erkennen, dass es die Stimme meiner Mutter ist?
Ja, weil du sie kennst, antwortet jemand – das ist auch subjektiv. Du hast sie oft gehört – auch subjektiv. Typisch, aber typisch wofür? Der Klang, das ist das erste Objektive, nämlich der Klang. Genau.
Das Erste, wie du die Stimme deiner Mutter erkennst, ist die Qualität der Stimme, also der Ton, wie sie redet. Manche reden ganz hoch, andere ganz tief, zum Beispiel. Das ist objektiv.
Zweitens hat jede Stimme auch einen Geist. In jeder Stimme steckt ein Geist. Manche Stimmen sprechen immer leidenschaftlich. Wenn sie reden, spürst du diese Leidenschaft. Andere haben eine ganz kalte Stimme, immer so kühl und distanziert. Dann gibt es auch eine weinerliche Stimme, die immer so schwer klingt. Sie reden immer auf diese Weise. Es ist ein Geist, der einer Stimme anhaftet.
Es gibt auch Stimmen, die sehr verhalten oder scheu sind. Das ist ein weiterer objektiver Aspekt.
Die dritte objektive Sache, um eine Stimme zu erkennen, ist natürlich der Inhalt. Wenn draußen jemand über Fußball redet, ist das nicht deine Mutter, denn über Fußball redet sie nicht. Also: Qualität, Geist und Inhalt.
Diese drei Arten sind genau dieselben, mit denen wir erkennen können, ob es das Unterbewusstsein ist oder ob Gott redet.
Ich möchte euch jetzt sagen, wie das geht, denn der Unterschied ist ja der: Die Stimme deiner Mutter hörst du mit deinem Ohr akustisch und hörbar. Die Stimme Gottes kommt in der Regel in Form eines Gedankens oder eines Konzepts von innen in dein Denken hinein. Du hörst also keine akustische Stimme, sondern einen Gedanken.
Und trotzdem stimmen genau diese drei Dinge: Erstens die Qualität der Stimme, das Gewicht der Autorität.
Vor ungefähr einem Jahr bin ich mal spazieren gegangen – ich gehe übrigens immer spazieren, wenn ich bete. Das muss man nicht machen, aber mir geht es dabei am besten. Ich habe Gott gesagt: „Etwas Bestimmtes war in meinem Kopf. Gott, ich habe keine Ahnung, ob es von dir ist oder ob ich mir das nur selbst einrede.“
Und das war interessant. Gott hat dann irgendwie gesagt – oder besser: durch einen Gedanken geantwortet: „Wenn ich rede, dann weißt du es genau. Denn wenn ich rede, dann gibt es keine Diskussion. Es gibt nichts mehr zu argumentieren oder zu verbessern.“
Jesus Christus, wisst ihr, wie er sich von allen anderen Lehren unterschied? In Matthäus 7,29 lesen wir, als Jesus die Bergpredigt beendet hat: „Denn er lehrte wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten.“
Das heißt, Jesus hat nie gesagt: „Eventuell“ oder „unter Umständen“ oder „es könnte sein“. Jesus hat immer mit Vollmacht geredet. Die Leute wussten ganz genau: So ist es. Es gab keine Diskussion über die Wahrheit. Du kannst nur gehorsam oder ungehorsam sein.
Ein gewisser Stanley Jones hat es einmal so formuliert: Der Unterschied zwischen Unterbewusstsein und Stimme Gottes ist vielleicht folgender: Die Stimme des Unterbewusstseins argumentiert mit dir, sie versucht, dich zu überzeugen. Aber die innere Stimme Gottes argumentiert nicht und versucht nicht zu überzeugen. Sie spricht mit Autorität, und du erkennst sie als Stimme Gottes.
Und genau das ist meine Erfahrung. Manchmal sagt Gott: „Hans Peter, du gehst jetzt zu der Person und entschuldigst dich.“
Weißt du, was ich sofort sage? „Aber Gott, das ist doch seine Schuld, er hat so etwas Blödes gesagt.“ Gott sagt: „Hans Peter, du sollst dich entschuldigen.“
Ja, aber Gott, entschuldigen? Ich kann nicht argumentieren. Wenn es vom Unterbewusstsein kommt, kann ich argumentieren.
Ich gebe euch jetzt ein blödes Beispiel, das ist ein bisschen peinlich, aber um den Punkt zu machen: Ich glaube, vor zwei oder drei Jahren war das. Ich gehe oft spazieren, wie gesagt, und bete dabei für Menschen. Ich habe für meinen ehemaligen Chef gebetet, der heißt Heinz. Ich habe einfach so für ihn gebetet.
Und auf einmal kam mir – das war vor zwei, drei Jahren – ich war früher neun Jahre hauptberuflich Skilehrer und Bergführer. Ich habe einen Teil der Skischule geführt, die Heinz gehörte. Dort gab es auch ein Sportgeschäft.
Einmal hatte ich nasse Socken und nahm mir neue Socken aus dem Sportgeschäft, habe sie aber nie bezahlt. Siebzehn Jahre später habe ich die Socken längst vergessen.
Ich bete für Heinz, und auf einmal kommt der Gedanke: „Hans-Peter, du hast Socken gestohlen, die hast du nie bezahlt vor siebzehn Jahren.“
Und das war natürlich sofort da. Da habe ich gesagt: „Na Vater, das ist ja lächerlich. Er hat mir sowieso zu wenig bezahlt, die Socken stehen mir eh zu. Zweitens hat er es nie gewusst, und heute, siebzehn Jahre später, schon gar nicht.“
Er hat gesagt: „Hans-Peter, Socken bezahlen.“ Und es war so unangenehm, muss ich euch sagen. Ich konnte für Heinz nie mehr beten. „Heinz Socken“ war dasselbe.
Ich habe, ich glaube, ein halbes Jahr oder länger gebraucht. Dann haben wir gedacht: Was mache ich jetzt? Entweder ich begehe Selbstmord oder ich bezahle die Socken. Ich konnte nicht mehr frei leben.
Das ist eine Kleinigkeit. Übrigens habe ich viel Schlimmeres gemacht, als Socken zu stehlen. Aber die Socken waren klar.
Eines Tages haben wir gedacht: Jetzt reicht es mir. Da habe ich ihn vor dem Büro gesehen, bin rein und sagte: „Hallo Heinz.“ Er sagte: „Hallo, schon lange nicht mehr gesehen.“
Ich sagte: „Ich habe dir vor siebzehn Jahren Socken gestohlen, hier ist das Geld mit Zinsen.“
Er war eigentlich unheimlich lieb und verständnisvoll und hat mir das Geld sogar zurückgegeben für den Dauernhof.
Aber wisst ihr was? Ich bin aus dem Büro gegangen als freier Mensch. Ich war frei. Es gab da keine Sache mehr.
Ist es Gottes Stimme oder nicht? Ich konnte nicht argumentieren.
Wenn Gott dir etwas aufs Herz legt, wenn du unruhig wirst – wie wir auch von den Zeugnissen gehört haben –, dass du vielleicht irgendwo hingehen solltest und du nicht mehr argumentieren kannst, dann kann ich dir nur eins empfehlen: Geh. Sonst wirst du den Rest deines Lebens unruhig bleiben oder sogar Selbstmord begehen.
Das heißt: Wenn Gott spricht, ist es immer voller Autorität.
Geist und Inhalt als Kriterien zur Unterscheidung der Stimme Gottes
Zweitens: Wie erkenne ich die Stimme Gottes vom Unterbewusstsein? Das ist der Geist, der an dieser Stimme haftet. Wenn Gott spricht, dann ist immer ein gewisser Geist in der Stimme. Es ist stets ein Geist des guten Willens, des Friedens – kurz gesagt, es ist der Geist Jesu, der redet.
Bitte schlagt mit mir Jakobus Kapitel 3 Vers 17 auf. Für mich ist das der Schlüssel, um die Stimme Gottes zu erkennen. Jakobus 3,17 sagt Folgendes: „Die Weisheit von oben“ – das heißt, wenn Gott redet, das, was von Gott kommt, dann ist es die Weisheit von oben. Diese Weisheit ist erstens rein, sodann friedvoll, milde, folgsam, voller Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch und ungeheuchelt.
Das bedeutet: Wenn Gott redet, wirst du erleben, dass es rein ist, immer voller Frieden und voller Barmherzigkeit. Es ist ungeheuchelt. Ich sage das deshalb, weil es für mich sehr wichtig ist. Ich höre viele Kassetten – Kassetten sind einer der besten Wege, um zu lernen. Ich lese auch viele Bücher. Ich habe schon Kassetten gehört und Bücher gelesen, in denen der Autor oder Sprecher seine Aussagen mit zehn Bibelversen unterstützt hat. Trotzdem war da etwas in mir, das sagte: „Irgendetwas stimmt da nicht.“ Aber ich konnte den Finger nicht darauflegen, ich wusste nicht, was es war.
Was ich dann tue: Ich nehme das Buch oder die Kassette, lege sie beiseite und sage: „Herr Jesus, ich vertraue dem Heiligen Geist, dass er mich in die Wahrheit leitet.“ Und bis jetzt, ohne Ausnahme, hat Gott mir immer gezeigt, wo das Problem lag.
Wenn ich keinen Frieden habe, wenn ich nicht voller Frieden, milde oder folgsam bin, oder wenn ich manchmal nur mit einem schlechten Gewissen zurückbleibe, dann ist das nicht friedvoll. Gott überführt, aber er macht dich nicht nieder. Wenn du niedergemacht wirst bei Predigten, ist es zweifelhaft, ob es die Stimme Gottes ist.
Wenn du überführt wirst, kannst du immer etwas tun: Buße tun, und dann hast du wieder Frieden. Das ist der Unterschied. Wenn du diesen Frieden nicht verspürst, ist es wahrscheinlich dein Unterbewusstsein und nicht die Stimme Gottes.
Drittens und letztens: Der Inhalt entscheidet, ob es die Stimme Gottes ist oder das Unterbewusstsein. Denn das, was Gott zu dir persönlich redet – im stillen Kämmerlein oder beim Spaziergang – wird sich niemals widersprechen mit dem bereits offenbarten Willen Gottes in den 66 Büchern der Bibel. Nichts und niemand steht über der Wahrheit der Bibel.
Ein Beispiel: Ein Mädchen – eigentlich eine Frau, ich sage immer noch „Mädchen“, obwohl sie schon 40 ist, weil meine Frau auch 40 ist – kam auf mich zu. Sie ist Christin, gläubig. Sie hat jemanden kennengelernt, der nicht gläubig ist. Sie ging mit ihm ins Bett, hatte Sex, wurde schwanger, ist dann davon gelaufen und war alleine mit dem Kind. Das passiert übrigens relativ oft.
Ich habe sie später gefragt: „Warum hast du eigentlich mit ihm geschlafen?“ Sie antwortete: „Weißt du, in dem Moment hatte ich solchen Frieden darüber. Ich wusste, es ist Gottes Wille, dass ich mit ihm jetzt schlafe.“
Dann sagte ich ihr: „Weißt du, ich kann vollkommen verstehen, warum eine alleinstehende Frau, ob gläubig oder nicht, Sex haben will. Es ist völlig verständlich, dass man schwach wird und nachgibt. Aber weißt du, was du niemals tun kannst? Es biblisch benennen und sagen, Gott hat mir gesagt, es zu tun. Denn es ist nicht der Wille Gottes, vor der Ehe mit jemandem ins Bett zu gehen. Das ist ganz klar.“
Wenn Gott redet, wird er niemals seinen spezifischen Willen über seinen generellen Willen setzen. Das heißt: Du brauchst dich nicht fragen, ob du die Bank ausrauben sollst oder nicht, weil der Missionar ja Geld braucht. Diese Frage stellt sich nicht, denn der generelle Wille Gottes hat bereits gesagt: Du sollst nicht stehlen.
Kein prophetisches Wort überragt die Schrift.
Ich möchte vielleicht noch ganz kurz etwas dazu sagen: Wenn wir von „biblisch“ reden, geht es um biblische Prinzipien, nicht um Einzelaussagen. Das muss ich dazu sagen, weil unter diesem Argument Menschen fälschlicherweise unterjocht werden.
Zum Beispiel ein dummes Beispiel: Es wird gesagt, Frauen müssen lange Haare haben, Männer kurze – das sei biblisch. Das ist nicht biblisch. Paulus hat das gesagt, das stimmt. Aber im Alten Testament war das Gegenteil der Fall. Die Nazoräer, die Auserwählten, mussten lange Haare haben. Also wenn Jungs lange Haare haben, mag das für manche nicht attraktiv sein, aber es ist nicht unbiblisch.
Seht ihr, lasst euch nicht durch Einzelaussagen in der Bibel unterjochen.
Ein anderes Beispiel: Der reiche Jüngling läuft zu Jesus und fragt: „Herr, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“ Jesus sagte ihm letztlich: „Verkaufe alles, was du hast, und folge mir nach.“ Jetzt könnte man sagen: „Ja, das gilt für jeden. Verkauf alles, was du hast.“ Das steht ja in der Bibel. Freunde, das ist nicht biblisch. Es geht um biblische Prinzipien, nicht um Einzelaussagen, mit denen Menschen wieder unterjocht werden.
Da muss man vorsichtig sein. Darum müssen wir die Bibel kennen. Es ist so wichtig, die Bibel als Ganzes zu lesen, nicht nur die drei Lieblingsverse.
Ich möchte euch ermutigen: Geht auf eine Bibelschule, gebt Gott mal ein halbes Jahr oder ein Jahr, um wirklich die Bibel zu studieren. Das ist ausschlaggebend für dein Leben. Nur dann kannst du beurteilen, ob etwas recht oder falsch ist.
Die Bereitschaft, Gottes Stimme zu hören: Konsequenzen und Gebet
Und dann noch ganz zum Schluss ein letztes Wort.
Sehr oft kommen junge Leute, vor allem zu mir, und sagen: „Hans-Peter, jetzt bin ich schon zehn Jahre Christ, aber ich erkenne den Willen Gottes nicht. Gott redet einfach nicht mit mir.“ Wisst ihr, was ich meistens sage? Ich frage: „Warum willst du eigentlich, dass Gott mit dir redet?“
Dann antworten sie oft: „Weil es ja nett wäre.“ Darauf frage ich weiter: „Willst du wirklich wissen, was Gott dazu sagt, wie du gerade mit deiner Freundin zusammenlebst? Möchtest du das wirklich wissen?“ Dann kommt meistens die Antwort: „Ja, na ja, nicht unbedingt, ist okay.“
Dann frage ich: „Möchtest du wirklich wissen, möchtest du wirklich die Stimme Gottes hören darüber, wie du mit deinen Finanzen umgehst, wie du deinen Zehnten gibst, deinen Opfern? Möchtest du wissen, was Gott dazu sagt, wie du mit deinem Geld umgehst?“
Dann sagen sie oft: „Oh, das kann ich selber.“
Aber, Freunde, ich muss euch etwas sagen: Wenn du die Stimme Gottes in diesen drei Bereichen nicht hören möchtest, dann bitte erwarte fairerweise auch nicht, dass er in diesen drei Bereichen zu dir redet. Das ist unmoralisch. Das kann man Gott nicht zumuten.
Wenn du Gottes Stimme hören möchtest, dann musst du dein Leben an ihn geben. Du kannst nicht selektiv sein, in welchem Bereich du Gott hören möchtest oder nicht. Denn Gott möchte dein Leben.
Dank und Gebet für das Hören der Stimme Gottes
Himmlischer Vater,
ich bin so dankbar, dass du auch heute redest – durch deinen Sohn im Heiligen Geist.
Danke, himmlischer Vater, dass du durch die Natur sprichst, durch deine Schöpfung, die laut davon Zeugnis ablegt, wie ein weiser und allmächtiger Gott sie gemacht hat.
Wenn wir die Allmacht Gottes sehen wollen, dann schauen wir ins Universum, auf die Berge und das Meer. Wenn wir die Weisheit Gottes entdecken wollen, dann richten wir unseren Blick auf die DNA, auf die kleinen Blumen, die Vögel und auf das Kleinste.
Doch wenn wir die Barmherzigkeit Gottes erkennen wollen, dann schauen wir auf das Kreuz und auf dich, Herr Jesus, denn darin offenbart sich dein Charakter und wer du bist.
Herr, ich danke dir, dass du bis heute redest – nicht auf mysteriöse oder spektakuläre Weise von außen, sondern du wohnst in jedem Menschen, der wiedergeboren ist durch den Geist, und sprichst von innen heraus.
Danke, dass deine Stimme nicht schwer zu erkennen ist, denn du möchtest, dass wir sie hören.
Mein Gebet ist, Herr, für mich und für diese lieben Menschen hier, dass wir hören, dass wir uns Zeit nehmen, um zu hören und dich wahrzunehmen.
Ich bitte auch darum, dass wir den Mut und das Vertrauen haben, dich in allen Bereichen unseres Lebens zu hören.
Darum bete ich in Jesu Namen, Amen.