Einführung: Die Herausforderung der Lautstärke und der Bibeltext
Ihr müsst darauf achten, dass es nicht zu laut wird. Ich habe eine laute Stimme, deshalb bräuchte ich normalerweise keinen Lautsprecher. Trotzdem müsst ihr darauf achten, dass es euch nicht in den Ohren gellt.
Es ist immer schade, wenn man einen Abschnitt aus der Bibel herausnimmt. Man müsste immer vorne und hinten weiterlesen. Aber wir haben ja nicht ewig Zeit, obwohl wir heute sehr viel Zeit haben.
Fangen wir mit Vers 7 an. Paulus erzählt vorher aus seinem Leben. Er hatte eine sehr gute Stellung in der Synagoge. Außerdem hatte er den besten Stammbaum, den man in der jüdischen Gemeinde haben konnte. Er war ein Benjaminiter, Jude und Pharisäer. Er war eifrig im Gesetz und hat sich eingesetzt. Jeden Lästerer hat er verfolgt.
Dann sagt Vers 7: "Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet." Das bedeutet eine Umwertung aller Werte.
Die Umwertung der Werte durch Christus
Was bisher das Wichtigste, das Größte und Schönste von Paulus war, ist plötzlich ein Hindernis, ein Hemmnis, etwas Schädliches geworden. Ja, ich erachte all das noch immer als Schaden im Vergleich zur überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu.
Es gibt immer wieder Leute, die sagen, Bibelsprache sei schwer zu verstehen. Das liegt daran, dass etwas Unsagbares beschrieben wird. Jesus zu erkennen – den Herrn aller Herren, den König aller Könige, der die Liebe selbst ist und das Leben selbst ist – kann man nur mit Worten beschreiben, die überschwänglich sind und jedes Maß sprengen. Diese Worte sind notwendig, weil die Erkenntnis von Jesus so groß ist.
Um seines Willen ist mir all das ein Schaden geworden. Ich erachte es als Dreck und Kot, damit ich Christus gewinne und in ihm gefunden werde. Dabei möchte ich nicht meine eigene Gerechtigkeit haben, die aus dem Gesetz kommt, sondern die Gerechtigkeit, die durch den Glauben an Christus kommt. Das ist die Gerechtigkeit, die Gott durch den Glauben zuschreibt.
Das Streben nach Erkenntnis und Kraft in Christus
Ich möchte Jesus erkennen, ihn wirklich erkennen, und die Kraft seiner Auferstehung erfahren. Paulus sagt, dass er erst am Anfang steht von dem, was er bisher entdeckt hat. Im Römerbrief hat er unheimlich viel erkannt, und auch im Epheserbrief offenbart sich viel.
Jesus ist das Haupt der Gemeinde, durch ihn ist alles geschaffen worden, was existiert. Paulus hat eine große Christuserkennung. Er sagt, er steht erst am Anfang, denn alles ist noch viel, viel größer und wunderbarer.
Ich möchte ihn erkennen und die Kraft seiner Auferstehung erleben – jene Kraft, die den toten Leib Jesu lebendig gemacht hat. Diese Kraft, die den Tod in Leben verwandelt. Ich möchte ihn erkennen und die Auferstehungskraft spüren.
Beim Bibellesen ist es oft ganz merkwürdig, wenn Paulus weitermacht. Er spricht von der größten aller Kräfte, die es überhaupt gibt. Die stärkste Kraft, die wir in der Welt kennen, ist die zerstörerische Kraft der Atombomben. Doch noch größer ist die schöpferische Kraft, mit der Jesus einmal die ganze Welt neu machen wird – die Kraft seiner Auferstehung.
Mit dieser Kraft wird er unseren toten, vergänglichen Leib lebendig machen – im Augenblick unseres Sterbens. Und Paulus fährt fort mit der Gemeinschaft seiner Leiden.
Die Bedeutung des Leidens in der Nachfolge Christi
Das Allerschönste, was die Gemeinde hat, ist das Leiden. Ich wurde gewürdigt, ein Buch zu schreiben. Es gibt kaum noch Christen unter Hammer und Sichel, die die ganze Geschichte kennen, was im Osten damals passiert ist, besonders während der kruschowschen Verfolgung.
Zum Beispiel standen in Odessa die Gemeindeglieder vom Perischib vor Gericht. Sie sagten den Richtern: „Ihr könnt uns verurteilen, aber unseren Glauben könnt ihr uns nicht nehmen.“ Viele haben wenig Verständnis dafür, dass es nicht um Freiheit geht, sondern um das Bekenntnis zu Jesus. Im Leiden zeigt sich die Schönheit des Jesusglaubens am besten. Denn Jesus selbst hat das Leiden gewählt und gelitten.
Das Leiden ist für die Jesusgemeinde der vorgeschriebene Weg. Wenn ihr in eurer Heimatgemeinde, wo auch immer das sein mag, ältere Menschen habt, die durch schweres Leiden gehen, besucht sie oft. Ihr werdet gesegnet werden. Dort wird der Glaube im Leiden zur Reife gebracht.
Bei jedem Krankenbesuch habe ich oft gedacht: Was möchtest du sagen? Du brauchst gar nichts zu sagen. Jesus spricht schon, erhellt und tröstet die Kranken. Gestern war ich im Hospiz, wo Sterbende sind. Dort traf ich einen gläubigen Bruder. Das war herrlich. Ich möchte nur sagen: Jesus sagte, „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir.“ Der Bruder sagte: „Vielen Dank, ich brauche nichts mehr.“ Er war gehalten in Jesus.
Ein Weltmensch kann das gar nicht verstehen, das Leiden. Wir werden später noch einmal darauf zurückkommen. Es geht darum, dem Tod Jesu gleichgestaltet zu werden und dem gekreuzigten Jesus ähnlich zu werden.
Die Nachfolge im Leiden als Kennzeichen des Glaubens
Die meisten Heiden, die sich als Christen ausgeben, beten ständig: „Herr, halte das Leiden von mir fern“ oder „Herr, mach mich gesund“. Es gibt viele Evangelisten, die von Land zu Land reisen und verkünden, dass sie alle Menschen heilen können.
Doch Paulus sagt, er möchte am Leiden teilhaben. Das klingt zunächst merkwürdig. Er sagt: „Ich möchte dem Tod von Jesus ähnlich sein, damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten.“ Nicht, dass er es schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei. Aber er jage ihm nach, ob er es ergreifen könnte, weil er von Christus Jesus ergriffen ist.
Paulus richtet sich an seine Brüder und sagt: „Ich schätze mich selbst nicht so ein, dass ich es ergriffen habe.“ Doch eins sagt er: „Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vorne ist. Ich jage nach dem vorgesteckten Ziel, nach dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“
Diese Gedanken stammen aus dem Philipperbrief Kapitel 3, Verse 10 bis 14 (Philipper 3,10-14). Sie zeigen eine ganz andere Haltung zum Leiden und zur Nachfolge als die, die oft in der heutigen Heilsversprechen verbreitet wird. Die Vorstellung, dass Jesus alle heilen will, ist nicht so eindeutig biblisch belegt, wie manche behaupten. Paulus hingegen betont die Nachfolge im Leiden und das Streben nach der Auferstehung und der himmlischen Berufung.
Die Gefahr der Fixierung auf Gaben und Begabungen
Wenn man heute die Bücher betrachtet, die in christlichen Buchhandlungen weit verbreitet und modisch sind, dann drehen sich viele von ihnen um die Gaben. Es gibt sehr viele davon. Oft gibt es einen Gabentest, der in Gemeinden sogar zu einem Spiel geworden ist. Dabei zieht man Farbkärtchen, um herauszufinden, welche Gaben man hat.
Neulich erzählte mir ein Pastor einer freikirchlichen Gemeinde von großen Problemen. Sie hatten ebenfalls nach dieser gabeorientierten Methode gearbeitet. Man suchte nach Menschen mit bestimmten Begabungen. Dabei stellte sich heraus, dass jemand gut mit der Gitarre umgehen konnte. Deshalb wurde er direkt ins Lobpreis-Team aufgenommen. Erst Wochen später kam heraus, dass dieser Mann mit einem Mädchen in einer wilden Ehe lebte. Jetzt bekommen sie ihn nicht mehr aus dem Team heraus, weil er sagt: „Ich habe doch die Gabe.“ Für ihn bestimmt also die Gabe alles.
Wer einen solchen Gabentest macht, lebt nach der Weise der Welt. In der Welt funktioniert das so: Wenn man sich bei Bosch oder Daimler bewirbt und nach einer Stelle sucht, dann werden die Gaben beurteilt. Es wird gefragt, ob man etwas studiert hat, zum Beispiel Betriebswirtschaft, oder ob man Schreibmaschine oder Computer bedienen kann. Man muss seine Gaben nachweisen. Kann man Windows-Systeme bedienen oder etwas anderes, wird gefragt: „Was kannst du? Was ist deine Begabung?“
Arbeitet Gott eigentlich genauso? Arbeitet er so, dass er nur unsere Gaben nutzt?
Berufung und Prüfung in der Gemeinde
Theoretisch wäre es möglich, dass jemand, der schön singen kann, auch im Chor schön singt. Und jemand, der gut reden kann, sollte predigen und sagen können: Stopp! Es wäre furchtbar, wenn jemand nur deshalb predigt, weil er so gern redet.
Ich habe das in Bangladesch mal miterlebt. Dort sagen die Bangladescher: Wer will von euch jetzt ein Zeugnis geben? Dann stürmen alle nach vorne und erzählen irgendwelche Geschichten. Das Schlimmste ist, dass das überhaupt nichts mit der Bibel zu tun hat, aber sie reden so wahnsinnig gern. Die Bangladescher wollen vorne stehen und reden.
Das ist ein großes Risiko. Wenn man da den Spund aus dem Fass zieht, kann plötzlich zu viel herausfließen, was man gar nicht will. Wie funktioniert das in der Gemeinde? Da braucht man eine Berufung. Wer kann die Berufung aussprechen? Die Gemeinde, die Gläubigen und die Ältesten müssen sagen, ob das gut ist.
Übrigens hat mir das immer so gefallen, schon in Russland, aber auch in der Dritten Welt, in allen Gemeinden, egal wo es ist – auf den Philippinen, in Japan usw. Jeder hat eine Bibel dabei. Man schaut nach, ob das, was gesagt wird, der Bibel entspricht. Wenn der Prediger etwas anderes erzählt als die Bibel, kann er gehen. Das ist richtig.
Die Leute von Berea prüften, ob es sich so verhielt. Es steht in der Apostelgeschichte. Wir wollen immer einen Prediger danach prüfen, ob er die Bibel sagt. Wenn er etwas anderes erzählt als das, was in der Bibel steht, und wenn es ganz tolle Visionen sind, interessiert mich das nicht. Mich interessiert die Bibel.
Und wenn mir dabei kalt und heiß den Rücken herunterläuft, dann interessiert mich die Bibel. Die Bibel ist das einzige Wort. Es gibt keine neue Offenbarung über die Bibel hinaus. Die Bibel ist voll gültig und voll genügsam.
Gaben im Dienst Gottes: Möglichkeiten und Grenzen
Also, jetzt zu den Gaben: Es interessiert uns trotzdem.
Natürlich kann Gott unsere Gaben gebrauchen, und wir können unsere Gaben auch zu seiner Ehre einsetzen. Auffallend ist jedoch, dass Gott oft Menschen nicht nach ihren Gaben beruft. Paulus zum Beispiel war ein hervorragender Pharisäer. Eigentlich wäre er der beste Evangelist für die Pharisäer oder für die Synagoge gewesen.
Auf jeder Missionsreise ging Paulus zunächst in die Synagoge. Er sagte: „Das sind doch meine Glaubensbrüder, ich bin doch Jude.“ Dort begann er, von Christus zu erzählen. Dabei legte er die Propheten und das Gesetz aus.
Wie endete das? Es gab jedes Mal Tumult. Schließlich musste Paulus weichen, weil man ihm nicht mehr zuhören wollte. Die Leute hielten sich die Ohren zu, brüllten und stießen ihn hinaus.
Dann begann Paulus neu mit der Heidengemeinde. Gott konnte seine Gabe, dass er ein exzellenter Pharisäer war – wahrscheinlich ein ausgebildeter Rabbiner und Theologe – nicht gebrauchen. Dort, wo Paulus besonders geeignet war, konnte Gott seine Gabe nicht einsetzen. Stattdessen gebrauchte Gott ihn in einem ganz anderen Dienst.
Gottes Wirken jenseits menschlicher Erwartungen
Aus der Mission kenne ich auch so eine Geschichte. Da war ein Mann, der zur China Inland Mission gehen wollte, Kenneth Pike. Die Leute von der China Inland Mission, die Hudson Taylor gegründet hatte, haben ihn damals getestet. Sie sagten, der Mann habe eine Schwäche: Er könne die chinesische Sprache nicht lernen, weil er kein Ohr für die Phonetik habe.
In China ist es ganz wichtig, wie man die Sprache spricht, besonders die Tonhöhe. Je nachdem, wie das Wort endet, bekommt es durch die Tonhöhe eine ganz andere Bedeutung. Das ist eine komplizierte Sache. Sie sagten, Kenneth Pike sei dafür völlig ungeeignet und dass sie ihn nicht als Missionar nach China gebrauchen könnten.
Wisst ihr, was Kenneth Pike später gemacht hat? Er gründete das Spracheninstitut Linguistik der Whitliff-Bibelübersetzer und wurde der weltbeste Phonetikspezialist. Wenn man fragt, wie das möglich ist, sage ich: Weil der Heilige Geist Gaben weckt.
Es kann sein, dass ihr sagt: „Ich habe gar keine Lust, für den Herrn Jesus Zeugnis zu geben. Ich kriege den Mund nicht auf und kann nicht reden.“ Es könnte sein, dass du ein ganz besonders großer Zeuge wirst. Denn wir hatten schon einmal in der Bibel jemanden, der auch ganz schlecht sprechen konnte. Er hatte einen Sprachfehler und sagte, für ihn müsse ein anderer, nämlich sein Bruder Aaron, reden.
Gottes Auswahl und menschliche Unzulänglichkeit
Es war Mose, den Gott als das größte Werkzeug im ganzen Alpenbund erwählt hat. Mose hatte eine ausgezeichnete Ausbildung an der Universität in Ägypten bei den Pharaonen erhalten. Er hatte Kenntnisse in Chemie, Physik und allen damals bekannten Wissenschaften, einschließlich Mathematik. Doch Gott konnte all dieses Wissen nicht gebrauchen.
Ich möchte damit die Universität nicht schlechtmachen. Vielmehr will ich sagen, dass es bei Gott ganz anders laufen kann, als wir es uns vorstellen. Gott hat Mose gebraucht, als dieser barfuß auf dem Sinai stand und Schafe hütete. Erst in diesem Moment wurde alles richtig.
Warum macht Gott das so? Damit der Ruhm niemals von uns kommt. Es ist sehr bedauerlich, dass heute viele Leute behaupten, sie hätten ein Modell, wie man eine Gemeinde aufbauen müsse. Dazu sage ich: Du Esel! Der Herr Jesus hat gesagt: „Ich will meine Gemeinde bauen, ich, und nicht du.“
Es kann durchaus hilfreich sein, verschiedene Gemeindebau-Modelle zu vergleichen. Doch das Entscheidende ist, dass die Gemeinde auf den Knien gebaut wird, im Gebet. Herr Jesus, leite uns und befreie uns von unseren verwirrten Ansichten.
Die Bedeutung von Wortverkündigung, Hausbesuchen und Hirtenamt
Und das beginnt mit der Verkündigung des Wortes und dem Bibellesen. Bei den vielen Modellen, die es gibt, fehlt meiner Meinung nach immer der Aspekt der Hausbesuche. Hausbesuche sind das Allerwichtigste.
Außerdem fehlt häufig das Hirtenamt. Wisst ihr, was das Hirtenamt ist? Es kommt sehr oft im Neuen Testament vor, neben der Evangelisation. Heute betonen wir oft nur die einseitige Evangelisation. Ich selbst bin leidenschaftlich gern Evangelist, aber das Hirtenamt darf man nicht vergessen.
Das Hirtenamt ist die Seelsorge, die Person, zu der man schnell Vertrauen fasst, bei der man auch seine Nöte offenbaren kann und die vertrauensvoll verschwiegen bleibt. Der Hirte kümmert sich um die Schwachen und hat Geduld mit ihnen. Ein Beispiel dafür ist Barnabas im Neuen Testament. Er war anders als Paulus. Paulus hatte beim Johannes Markus Geduld gezeigt, obwohl dieser damals aufgegeben hatte.
Johannes Markus hatte Angst bekommen, als sie auf den Räuberwegen den hohen Taurus hinaufgingen. Er wollte wieder nach Hause zu seiner Mutter zurückkehren. Paulus sagte daraufhin, er werde ihn nie mehr mitnehmen. Barnabas jedoch sagte, dass er ihn wieder mitnehmen werde, weil er Geduld mit dem Schwachen hat.
Solche Menschen muss der Herr auch noch lernen. In den Gemeinden fehlen heute oft solche Personen, die Liebe haben und Geduld zeigen.
Die persönliche Berufung und das Vertrauen auf Gott
Jetzt musst du überlegen: Wo ist mein Platz? Wo braucht mich der Herr? Oft sagen viele nur: „Ich will den Evangelisten kopieren“ oder „Ich will den Prediger kopieren.“
Deshalb sagt Paulus: Was ihm bisher im Leben am wichtigsten war – auch im Dienst für Gott – ist ihm seitdem, dass er Jesus kennengelernt hat, zum Schaden geworden, zum Hindernis.
Das kann ihn davon abhalten, alle seine Kraft auf Jesus zu richten.
Krankheit, Gebet und Demut im Dienst
Jetzt muss ich doch noch einmal erklären, warum das mit den Gaben, also mit der Krankheit, so wichtig ist. Paulus war ja krank. Wir wissen nicht genau, was er hatte. Es könnte ein schweres Augenleiden gewesen sein oder Epilepsie oder eine andere schwere Krankheit.
Übrigens wird im Neuen Testament öfter von Kranken berichtet. Es steht zum Beispiel, dass Paulus auf einer Missionsreise den Trophimus krank in Milet zurückgelassen hat. Da fragen wir uns oft: Warum hat Paulus ihm nicht die Hände aufgelegt? Warum hat er nicht kraftvoll gebetet, sodass Trophimus gesund geworden wäre? Nein, der Herr wollte es so.
Paulus hat dreimal zum Herrn gebetet, dass dieses schwere Leiden von ihm genommen wird. Doch er hörte mit dem Beten auf, weil er wusste: Gebet ist nicht dazu da, Gott etwas abzuringen oder zu zwingen. Gebet ist ein Gespräch des Herzens mit Gott, bei dem man sagt: Herr, dein Wille geschehe.
Paulus spricht auch davon, dass Satans Engel ihn mit Fäusten schlägt. Stell dir vor, was das für eine Krankheit gewesen sein muss. Er, der unermüdliche Missionar, trägt einen Pfahl im Fleisch. Wenn du schon einmal einen Splitter unter dem Fingernagel hattest, weißt du, wie sehr das weh tut. Paulus’ Pfahl im Fleisch tut wahnsinnig weh, damit er sich nicht überhebt.
Warnung vor Überheblichkeit und das Vorbild Jesu
Heute gibt es viele überhebliche Christen. Hört euch einmal um: Sie geben an, als wären sie Weltmeister. Sie sagen: „Wir sind die Größten, wir sind die Besten, wir haben die am schnellsten wachsenden Gemeinden.“ Dabei geht es ihnen nur um Zahlen.
In Stefania steht: „Ich will die stolzen Prahler vernichten.“ Gott kann nicht mit Prahlern und Überheblichen arbeiten. Er sucht demütige Menschen.
Herr Jesus war demütig und sanftmütig. Er ließ nicht lauter bunte Prospekte über sich verteilen und sagte: „Schaut, ich bin der Beste! Keiner redet so gut wie ich, und ich mache die meisten Heilungen.“ Er prahlte nicht damit, was er alles Wunderbares getan hatte. Er war der Demütige.
Diese Überheblichkeit kommt aus der Welt. Wenn die Welt Superstars krönt, schauen viele diesen Unsinn im Fernsehen an – Dieter Bohlen und so weiter, Heidi Klum sucht das nächste Supermodel. Wahrscheinlich schauen doch fast alle diesen Kram.
Wunden als Zeichen wahrer Größe im Glauben
Den Superstarsuse – wer ist der Beste und der Größte? Wisst ihr, wie es im Neuen Testament heißt? Machen wir aus dem englischen Wort nicht „Superstar“, sondern „Superkars“. Kars bedeutet Wunde.
Wer hat am meisten Wunden für Jesus erlitten? Wer hat die meisten Schläge ausgehalten? Paulus sagte: Wenn ich mich rühmen wollte, dann würde ich nur das sagen, was ich eingesteckt habe. Oder ich will es euch anders sagen, liebe Schwestern und Brüder: Jetzt möchte ich, dass wir über unsere Niederlagen sprechen und nicht nur darüber, was wir schon geleistet haben.
Das ist in der Gemeinde ein so blödes Angeben, ein so jämmerliches Angeben, wenn wir vor einander prahlen wollen, dass wir alles können. Darüber sind wir Freunde, dass wir ganz viel Not haben. Keine halbe Stunde vergeht, in der ich nicht die Vergebung von Jesus brauche – wegen meines Hochmuts, Neids, meiner schmutzigen Gedanken und all dem Bösen in meinem Leben.
Das ist doch der Grund, warum ich Jesus brauche – Jesus, meinen Heiland.
Zeugnis in schwierigen Lebenssituationen
Letzte Woche war ich in der Justizvollzugsanstalt Heimsheim. Sie liegt direkt an der Autobahn München-Karlsruhe, an der Ausfahrt Heimsheim, gleich in einem kleinen Wäldchen. Es ist eine sehr gute Strafanstalt, ein toller Bau mit 460 Langzeitstrafgefangenen und lebenslänglich Verurteilten. Viele der Insassen sind Mörder. Dort habe ich an einer Bibelstunde teilgenommen.
Ich habe dort wunderbare Freunde gefunden. Ich würde es mit eurer Jugendgruppe so sagen: Wendet euch an das Schwarze Kreuz und sagt, dass ihr einmal mitkommen wollt – immer zu zweit – und einmal bei den Gesprächen dabei sein möchtet.
Die Bibelstunde hat gerade begonnen, als ein junger Mann arabischen Aussehens, der ein Mörder ist, sich das Lied „Meine Zeit steht in deinen Händen“ von Peter Schrauch wünschte. Er bat um ein starkes Herz.
Lest euch den gesamten Text einmal durch, so wie ihn der Gefangene sieht, der noch viele Jahre in der Justizvollzugsanstalt Heimsheim unter den 460 Langzeitstrafverurteilten verbringen wird.
Vor diesen Leuten habe ich Zeugnis gegeben. Ich sagte, dass ich mit 15 Jahren aus meinen schweren Kämpfen erkannt habe: „Ich will mein Leben doch zur Ehre Gottes leben.“ Aber ich merkte, ich kann es nicht. Ich versinke im Sumpf, wenn ich mich nicht auf Gedeih und Verderb ganz an Jesus binde – den einzigen Retter, der verlorene Menschen hält. Und bis heute bleibe ich an dieser Stelle stehen.
Ein Insasse sagte: „Ich bin kein bisschen besser als ihr, kein bisschen besser. Euer Fehler ist nur, wenn ihr rauskommt, sagt ihr: ‚Ich mache es jetzt besser.‘“ Und das stimmt nicht. Wir machen es nie besser. Der Versucher ist immer da.
Wenn du dich nicht an den Heiland Jesus klammerst und an seine Gnade, seine Güte und Liebe, dann kann er dich nicht bewahren.
Das Gebet um ein gehorsames Herz
Da haben wir miteinander gelesen, dass König Salomo, dieser prunkvolle König, von Gott einen Wunsch frei bekam. Was wünschst du dir? Was hätte ich gewünscht? Ein Schloss, ein Meer, ein Flugzeug, die schönste Frau der Welt – was hätte man sich alles wünschen können?
Dann sage ich: Gib mir ein gehorsames Herz.
König Salomo hat erkannt, dass das Problem darin liegt, dass Gott mein Herz kennt. Das Herz wird nie vollkommen gehorsam sein. Es bleibt immer ein Rebell, trotzig und verzagt. Dein Herz auch. Bis zum Tod hast du mit deinem Herzen zu kämpfen.
Wenn dir Leute sagen: „Oh, ich habe seit einem halben Jahr nicht mehr gesündigt“, dann wirf sie hinaus. Das hat doch gar keinen Wert, mit ihnen herumzustreiten. Dann sagst du: „Du lügst doch, das kannst du nicht ernst meinen.“ Ich glaube das nicht. Schon dein Wort war mindestens eine Sünde, wenn du dich so erhöhst.
Wir brauchen in jeder Minute unseres Lebens Jesus. Und was Hermann so schön auf der Jugendkonferenz gesagt hat, gilt im Alter erst recht: Man sieht so viele törichte Christen, die im Alter noch abfallen und in die schlimmsten Sünden geraten.
Die Notwendigkeit der täglichen Erbarmung Gottes
Es ist sehr bedrückend, dass wir ein Predigtthema haben müssen: Jesus, der sich über uns erbarmt. Paulus sagt das im Vers 7. Deshalb war das, was mir bisher so wichtig war – mein Können, meine Theologie – ganz unwichtig. Es ist nur eines wichtig: Ich will Christus aufnehmen.
Ein großes Problem bei evangelikalen Christen ist, dass sie sich immer wieder sagen: „Ich habe mich doch mal entschieden.“ Schön, dass ihr euch entschieden habt. Aber was ist, wenn man ohne Jesus lebt? Ich kenne viele Leute, die sich für Jesus entschieden haben, aber heute einen ganz entgegengesetzten Weg gehen – mit dem Teufel. Was hat das für einen Sinn?
Das ist doch furchtbar, wenn ich nicht sage: „Ich will Jesus jetzt heute in meinem Leben haben.“ Deshalb ist es so wertvoll, wenn man in der Freizeit am Hof sitzt und sagt: „Ich möchte heute mein Leben in Ordnung bringen. Ich will heute wieder ganz fest ergreifen, alles, was mich abhält, mich als verlorener Sünder zu Jesus zu fliehen.“
Das war die Predigt bei Ludwig Hofacker zum Beispiel. Und so war es auch bei den Erweckungsbewegungen. Deshalb sind auch die Lieder aus dieser Zeit so wunderbar.
Die Radikalität des Glaubens und die Bereitschaft zum Dienst
Mein erster Punkt heißt: Warum schon radikal?
Warum schon radikal? Das Radikale ist ganz wichtig, wie Paulus sagt: Entweder verlässt du dich auf dein Können oder du verlässt dich auf Jesus.
Ganz am Anfang der Missionsbewegung sind viele Missionare an der Goldküste, dem heutigen Ghana, an Fieber gestorben – alle. Schon nach wenigen Wochen waren sie tot. Das ging weiter wie eine Staffel: Oft konnten sie den Fackelstab nicht einmal weitergeben.
Dann kam im Basler Missionshaus die Nachricht: Alle, die wir ausgesandt haben, sind tot – alle Missionare.
Daraufhin wurde gefragt, wer gehen wolle. Niemand meldete sich. Dann wurde gefragt, wer sich senden lasse. Und alle standen auf.
Versteht ihr den Unterschied? Auf meine Kraft möchte ich den Dienst nicht wagen. Aber Herr, wenn du mich sendest, dann gehe ich.
Die Bedeutung von Gemeinschaft und Prüfung bei der Berufung
Deshalb ist es sehr wichtig, dass ihr in Gemeinden verwurzelt seid. Ihr könnt euch nicht selbst senden.
Gerade durch unsere Dienste treffe ich viele Kandidaten, die sagen: „Ich habe den Eindruck“ oder „Ich weiß, Gott hat mich berufen.“ Doch wer hat das geprüft? Wer soll das prüfen? Sagen die Ältesten bei euch zu Hause: „Hast du Selbstsorge in deinem Jugendkreis, die es geprüft haben?“ Die anderen können nämlich gut einschätzen, ob man sich selbst richtig beurteilt. Andere sagen: „Um Himmels willen, wenn der geht...“ Es gibt auch Glück dabei.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir prüfen, wer uns sendet. Lasst euch beraten und nehmt die Gemeinschaft ernst. In der Apostelgeschichte war das immer so: Paulus hat nicht nur gesagt: „Ich weiß, ich fühle im Bauch, dass Gott mich sendet.“ Er hat immer die Ältesten in Antiochien gefragt. Dann wurden sie einig, beteten über ihm und entsandten Barnabas.
Es ist ganz wichtig, dass wir uns senden lassen und nicht nur unsere eigenen Urteile gelten lassen. Stattdessen sollten wir uns von gläubigen Seelsorgern, Hirten und Lehrern beurteilen lassen. Sie können sagen: „Traust du mir das zu?“ Dann darf man Aufgaben übernehmen, auch wenn man sich selbst dafür ungeeignet hält.
Ich darf euch sagen: Bis heute fühle ich mich für vieles ungeeignet. Ich freue mich aber, dass ich jetzt durch die Arbeit im Missionswerk und durch die Freiheit, die mir die Gemeinde gibt, viel im Land herumreisen kann, wo ich eingeladen werde, um zu reden. Aber man hat immer furchtbare Angst.
Und das ist etwas Wunderbares: Wenn andere sagen: „Doch, wir beten für dich und stehen hinter dir“, dann kann Jesus durch diese Menschen etwas Mächtiges wirken.
Die Überlegenheit der Erkenntnis Christi gegenüber allen Religionen
Paulus sagt im Vers 8: Es ist alles schädlich gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis von Christus Jesus.
Der Dalai Lama wird oft als der liebe Onkel erkannt. Er wirkt sehr gütig, und viele denken: „Den möchte ich immer zum Patenonkel für meine Enkel machen, so lieb und mit diesem süßen Lächeln.“ Er reist durch die Welt und begeistert viele Menschen für den Buddhismus.
Ihr habt es jetzt zum ersten Mal in der Mongolei gesehen: In tibetischen Heiligtümern zeigt sich eine ganz grausame Seite des Buddhismus. Dieser Mann kann das einfach so wegstecken. In den Tempeln sind zahlreiche Bilder von der heißen und kalten Hölle zu sehen. Solche schrecklichen und grausamen Darstellungen habt ihr noch nie gesehen.
Dort stehen die Leute vorn, und ich habe die Führerin gefragt: Was wollen die? Sie antwortete, dass alle diesen Qualen, die vor ihnen dargestellt sind, entkommen wollen. Ich fragte weiter: Wer sagt ihnen, dass sie nicht mehr durch die Hölle gehen müssen? Dass es eine befreiende Heilung gibt?
Sie sagte: Ja, wir freuen uns, wenn Missionare kommen. In der Mongolei war bis 1989 jede Mission verboten. Jetzt sind Missionare willkommen.
Der tibetische Buddhismus ist etwas ganz Grausames. Darüber müssen wir von Jesus erzählen.
Die Unvereinbarkeit von Jesus und religiösem Pluralismus
Der Dalai Lama hat gesagt, man könne eigentlich alle Religionen vermischen. Das stimmt sicher. Wissen Sie, dass es der ganzen Welt schwerfällt, weil es oft ein "Wiesenchristentum" gibt? So denken viele: „Liebe Gott, ich bin ein guter Mensch, ich muss mich anstrengen und bemühen. Ich muss islamisch und alles andere können.“ Dabei geht es vielen nur darum, gut zu sein und Wert zu schaffen.
Der Dalai Lama hat gesagt, man könne 97 Prozent der religiösen Menschen der Welt vermischen. Aber es gibt drei Prozent, mit denen das nicht mehr möglich ist. Damit meinte er die hartgesottenen Evangelikalen. Denn die wissen genau, dass Jesus trennt.
Die Realität des menschlichen Versagens und die Notwendigkeit von Jesus
Und nur damit man das noch einmal kennt: Die meisten Menschen, denen ihr draußen begegnet, waren gestern bei einer Familie, die Geburtstag feiert. Diese Familie ist aus der Kirche ausgetreten, hängt irgendeinem Kult an oder ähnlichem nach. Ja, wir wollen ja auch das gute Leben.
Sie alle streben nach dem guten Leben. Muslime wollen ebenfalls das Gute; sie wollen nichts Böses, sondern das Gute. Sie haben Gebote, an die sie sich halten, folgen ihren Mullahs und Allah. Auch Hindus und Buddhisten wollen das Gute.
Humanisten und Atheisten wollen ebenfalls nur das Gute. Der Kommunismus will auch nur das Gute, Gerechtigkeit und so weiter.
Es gibt nur eine Gruppe, die sich davon unterscheidet: die Jesusleute. Sie wissen, dass sie es nicht aus eigener Kraft schaffen können. Sie können es nicht einmal ein Stück weit aus eigener Kraft schaffen, sondern sie scheitern daran.
Das Zeugnis von Schwäche und Befreiung durch Jesus
Es war für mich als Vater ganz wunderbar, dass ich meinen Töchtern immer sagen durfte: An mir seht ihr ganz viel Schlechtes. Das stimmt ja auch. Wenn ich die Nerven verloren habe, wenn ich sie angeschrien habe, ungerecht bestraft habe oder keine Zeit für sie hatte – all das ist passiert.
Wir sind doch ungerechte Väter. Wie sagt Jesus: „Ihr seid ja doch arg.“ Wer bildet sich denn ein, dass er seine Kinder richtig erzogen hat? Wir richten viel Schaden an unseren Kindern an. Kinder beklagen sich oft über das, was Eltern ihnen seelisch angetan haben – seelische Schädigungen.
Aber ich durfte ihnen auch sagen, dass ich einen Heiland habe, der mir meine Schuld wegnimmt. Ich wollte gut sein, doch vollbringen kann ich es nicht. Und genau das ist die große Not – und zugleich das herrliche Evangelium, das wir sagen können und sagen müssen: vom Heiland Jesus.
Die Kraft des Evangeliums in unerwarteten Situationen
Gäbtergrat veranstaltet einen Bibelkreis an der Chemiefachschule in Stuttgart, der größten privaten Chemiefachschule in Deutschland. Dort ist der Schulleiter durch diesen Bibelkreis zum Glauben gekommen.
Übrigens geschah das durch ein Missgeschick: Die Tochter des Schulleiters sollte bei mir konfirmiert werden. Dabei passierte etwas, das niemals passieren darf – der größte Fehler, den ein Pfarrer machen kann, bei den Namen der Konfirmanden. Meine Frau liest die Korrekturen immer sehr genau und weiß, dass ich oft unachtsam bin. Deshalb achtet sie stets darauf, dass keine Schreibfehler im Gemeindebrief sind.
Doch ich weiß nicht, warum sie diesmal den Gemeindebrief nicht gelesen hat. Ausgerechnet die Tochter dieses bekannten FDP-Politikers, einem großen Opernfreund und so weiter, wurde im Gemeindebrief vergessen. Der Politiker kam mit seiner Tochter in die Kirche und sagte: „In Ihrer Gemeinde gelte ich wohl nichts, aber wie können Sie uns vergessen? Das ist Ränkerbissigkeit.“ Ich hätte mich am liebsten im Boden verkriechen können.
Das ist wieder so eine Sache, wie der Herr Jesus aus der größten Panne seinen Sieg gemacht hat. Ich war wirklich am Ende und dachte: „Herr Jesus, ich kann mich nicht einmal entschuldigen.“ Aber dann spürte ich: Sie brauchen gar nichts zu sagen, ich weiß, was los ist. Also war die Missachtung keine Absicht, und auch keine Entschuldigung wurde angenommen.
Die Begegnung mit einer Muslimin im Bibelkreis
Das war der Schulleiter der größten Chemiefachschule. Jesus hat ihn durch eine klare Bekehrung und Predigt zu sich geholt. Das war sein Meisterstück. Ich hatte bei ihm jeden Ruf verloren.
Dann stand er vor seinen Schülern und sagte: „Ich werde euch jetzt sagen, wer Jesus ist.“ Jeder Schüler bekam durch die Gideons ein Testament angeboten.
Seitdem mache ich in seiner Chemiefachschule einen Bibelkreis. Dort kam eine Muslimin, die ganz verschleiert war, fast wie eine Nonne – komplett verhüllt, oben und unten. Sie nahm an dem Bibelkreis teil.
Das Gespräch begann freundlich. Ich fragte sie, wie sie es handhabt, wenn sie Schuld hat. Sie antwortete: „Ach, das muss ich halt am Jüngsten Tag ausgleichen, irgendwie.“ Dann sagte sie: „Ich habe es besser, ich kann jeden Tag Schuld ablegen.“ Sie meinte, sie hätte nicht viel Schuld, die sie bekennen müsste. Es war ein schönes Gespräch in kurzer Zeit.
Später bat sie mich, noch einmal etwas mitzubringen, das den Mittelpunkt der christlichen Religion zeigt. Wir luden im Internet die Geschichte vom verlorenen Sohn herunter. Ich erklärte sie ihr.
Die Muslimin war ein wenig provokativ und sagte: „Allah, mein Vater.“ Für einen Muslim ist es die größte Beleidigung, Allah als Vater zu bezeichnen. Sie meinte, das sei unmöglich.
Daraufhin war die Christin plötzlich völlig überrascht und sagte: „Du glaubst doch nicht, dass Gott einen Vater hat?“ Dann sagte sie: „Vater unser? Nein, das geht überhaupt nicht.“ Die Muslimin war kreidebleich, natürlich als strenggläubige Muslimin.
Das Evangelium als Hoffnung für alle Menschen
Aber wie ist das denn mit uns Menschen? Wir haben doch ein Evangelium zu verkünden. Das Wichtigste für uns ist nicht zu sagen, dass wir auch gut sein wollen. Das will jeder in unserer Welt, denn alle wollen gut sein.
Vielmehr haben wir einen erbarmenden Herrn, der aus dem verkorsten Leben von verlorenen Menschen etwas ganz Wunderbares macht. Das Geheimnis des Evangeliums ist Jesus. Erkenne das als das Wichtigste! Alle Predigten, alle Bibelarbeiten und all euer Zeugnis, das nicht auf Jesus ausgerichtet ist, ist verloren.
Heute ist bei vielen jungen Christen verbreitet, dass sie wortlos Zeugnis geben wollen. Sie sagen oft: „Ich gehe mal in die dritte Welt und will dort etwas vorleben.“ Aber was will man vorleben? Dass man gut ist? Wenn du nie einen Fehler machst, wird niemand Fragen stellen. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand dadurch ins Fragen kommt.
Wir reden uns oft ein, dass wir ins Fragen kommen. Doch das Zeugnis, das am meisten Eindruck macht, ist, wenn jemand offen sagt: „Ich bin Alkoholiker, aber Jesus hat mich freigemacht.“ Man muss zwar sein Leben lang wachsam sein, damit kein Tropfen Alkohol mehr hineinkommt, aber Jesus hat ein Wunder an mir getan.
Oder wenn jemand vom VfB Kakao sagt: „Ich war drogensüchtig, aber Jesus hat mich frei gemacht.“ Das ist ein Zeugnis, bei dem heute sogar die Gesundheitsämter in Stuttgart sagen, dass es von der Drogensucht keine Befreiung gibt. Aber Jesus macht frei!
Das ist ein Zeugnis aus den Schwächen unseres Lebens. Schwächen zu bekennen ist entscheidend. Merkt euch das: Nicht groß prahlen und sich nicht überheben – das ist so wichtig.
Die Not mit dem eigenen Leben und das Erkennen der Gerechtigkeit durch Glauben
Ich bin beim nächsten Punkt: die Not mit meinem Leben. Das erste Warum ist so radikal, weil sonst Christus nicht erkannt wird. Er sagt: All das Gute erachte ich für Dreck. Du musst es ganz anders bewerten – die Not mit deinem Leben.
Warum sagt Jesus: „Selig sind, die arm sind im Geist“? Ich sage es noch einmal: Wenn du dich bei einer Firma bewirbst und eine Stelle möchtest, kannst du nicht sagen: „Ich bin die größte Flasche des Jahrhunderts.“ Du musst klar sagen, was du kannst.
Aber im Reich Gottes, bei Jesus, kann man nur gebraucht werden, wenn man sagt: „Herr Jesus, bei mir klappt gar nichts ohne dich.“ Das gefällt dem Heiland. Das Armsein beim Heiland hat er gern. Ganz arm sein – das hat er gern.
Die Jünger als Beispiel für Gottes Wahl der Schwachen
Jetzt können wir uns die ganzen biblischen Beispiele anschauen. Warum hat Jesus denn ausgerechnet Jünger ausgesucht? Als seine besten Prediger hat er Menschen gewählt, die Handwerker waren und eigentlich nichts mit Mut zu tun hatten. Er sagte, er wolle seine Worte in ihren Mund legen.
Viele von ihnen waren Fischer, Praktiker des Lebens, die Jesus gebraucht haben. Doch in ihrer Beständigkeit waren sie oft nicht zuverlässig. Schau dir zum Beispiel Petrus an: Er hat Jesus verleugnet und versagt. Trotzdem war gerade er durch die Tränen seiner Schuld besonders bedeutend.
Das Schlimmste über Jesus sind Menschen, die nie über ihre Schuld weinen können. Wer noch nie geweint hat, bei dem die Tränen nicht über die Backen gelaufen sind – es geht dabei nicht um bloße Emotionen, sondern um das wirkliche Erkennen seiner Schuld – der kann den Heiland Jesus gar nicht verstehen.
Ich bin ein armer Mensch, und das wird mein ganzes Leben lang so bleiben: dass ich Jesus erkenne und ihn brauche. Und das sollten immer mehr Menschen wissen.
Die Gerechtigkeit durch Glauben und die Freiheit als Kinder Gottes
Ich habe meine Gerechtigkeit – was heißt das? Meine Güte, mein Richtigsein, dass mein Leben in der Ordnung läuft. Das habe ich nicht aus langen Katalogen und Ordnungen, die ich befolge, sondern wie geht es denn wirklich?
Auch gestern war es so schön im Andachtsbuch von Chambers. Dort gibt es jetzt den Zweiten beim Henslach, das ist eine tolle Ausgabe. Ich habe wieder so schön darin gelesen, zusammen mit meiner Frau.
Die meisten Christen glauben, nachdem sie Jesus gefunden haben, sie müssten jetzt beweisen, dass sie besser geworden sind. Leute, das führt zu einer ganz krampfhaften Situation. Wenn ich heute nach Hause gehe und mir sage, ich muss ein besserer Ehemann für meine Frau werden – wie macht Jesus das?
Er macht mich gerecht. Er schenkt mir die ganze Gerechtigkeit. Aber ich habe sie erst im Himmel. Er schenkt sie mir schon vorher in der Hoffnung, in der Zuversicht. Ich darf sie heute schon ergreifen. Er sagt: „Ich sehe dich als einen, der schon ganz frei ist von Schuld.“ Und dann sagt er: „Leb es! Leb doch!“ Sandra ist weggewischt, unbekümmert.
Dann hat man ja gar keine Freude mehr an der Sünde. Ich glaube immer, dass es ein großer Irrtum ist, zu meinen, schon eine Sünde könnte uns glücklich machen. Überhaupt gibt es keine Sünde, die dein Leben irgendwo bereichert hat. Das müssen wir uns nur zeigen.
Es gibt keinen Schmutz, der dein Leben bereichert. Es gibt nur Belastung. Es gibt keine Lüge, kein unrechtmäßiges Geld, keine falsche Beziehung, kein falsches Ehrgefühl, keinen Neid, keinen Hochmut, keinen Missgott – nichts macht dein Leben reich.
Jesus schenkt uns die Freiheit, als Kinder Gottes zu leben, als gerechtfertigte Menschen. Ich bekomme die Gerechtigkeit zugesprochen, und dafür brauche ich Gemeinschaft. Man kann nicht als Einzelkämpfer Christ sein.
Ich brauche es, dass mir immer wieder aus dem Bibelwort zugesprochen wird: „Du bist gerecht, Jesus hat deine Schuld genommen und du bist frei geworden.“ Und ich darf erkennen, dass Jesus mit mir geht.
Jesus ist die ganze Kraft der Auferstehung, die überschwänglich in mir wirkt. Da kann man nur staunen, was Jesus tut.
Das Wirken Gottes in Menschenleben und die stille Kraft des Glaubens
Und das ist für mich immer wieder wunderbar zu sehen, wie solche Menschen gewirkt haben, wenn man ihre Lebensbiografien betrachtet. Nehmen wir zum Beispiel Friedrich von Brodel. Er hat damals acht Epileptiker und Behinderte aufgenommen und betreut.
Ich finde es beeindruckend, dass plötzlich aus einem Menschen Güte und Liebe ausgehen können, wo vorher vielleicht nur Ablehnung war. Dein Leben wird umgewandelt, und Jesus benutzt dich trotz deiner alten Art, um Segen zu verbreiten.
Neulich bin ich an die Orte zurückgekehrt, an denen ich meinen Vikardienst geleistet habe – die erste praktische Lehrzeit, die man als Pfarrer durchläuft. Ich war völlig sprachlos, als plötzlich völlig fremde Menschen auf mich zukamen und sagten: „Ich war bei Ihnen im Regionsunterricht.“ Sie erinnerten sich an mich, obwohl ich mich kaum an sie erinnern konnte.
Da wurde mir klar, dass der Herr im Verborgenen wirkt. Ich war damals ein junger Mann von 22 Jahren, doch der Herr hat durch mich gewirkt – ganz still und leise. Es ist gut, dass man das nicht immer merkt, sonst könnte man sich darauf etwas einbilden.
Aber es ist ein großer Trost zu wissen, dass der Herr in aller Stille durch dein Leben wirkt. Er kann dich gebrauchen als sein Werkzeug – als Hobel oder Hammer, den er führt. So wird dein Leben zum Segen für andere.
Das Streben nach Christus und die Herausforderung der Vollkommenheit
Ich will immer mehr ihn erkennen, immer mehr mit Jesus zusammenwachsen und immer mehr ihn entdecken, auf ihn zugehen. Und jetzt kommt das Letzte: Es ist noch nicht vollkommen.
Beim Autofahren habe ich im Autoradio so schöne Vorträge gehört, gehalten von einem Philosophen aus der Universität Jena, über die Fastnachtslieder in Köln. Es ist eigentlich erschütternd, was da zur Sprache kommt – wie die Leute ihre eigene Perfektion besingen.
Ich bin zwar nicht ganz fehlerfrei, aber der himmlische Herrgott wird schon noch ein Erbarmen mit mir haben. Es ist ganz, ganz furchtbar, was heute auch unter Christen in vielen Gemeinden passiert, selbst in baptistischen Gemeinden. Nicht nur in der Landeskirche ist es schlimm, dort ist der Sumpf am größten. Aber die Freikirchen brauchen nur wenige Jahre, dann haben sie denselben Sumpf und die Gemeinschaft verfällt ebenfalls in Verlotterung jeder Gottesordnung.
Warum ist das so? Weil man nicht mehr weiß, dass man das Gericht durchmachen muss. Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach das Gericht. Diese Lächerlichkeit, mit der wir unser Leben beurteilen, ist vollkommen falsch. Unser Leben ist so notvoll, dass es ein Wunder ist, dass uns der Herr Jesus noch nicht fortgeschickt hat, dass er immer wieder mit uns anfängt und uns immer wieder gebraucht.
Aber der Herr Jesus sagt: Ich mache ihn vollkommen, einmal in der Herrlichkeit, wieder dastehen – ohne jeden Schmutz, ohne jede Sünde, freigemacht. Und er erklärt uns heute schon als Befreite und Vergebene. Deshalb darf ich die Vollkommenheit glauben und mich nach ihr ausstrecken. Ich habe sie noch nicht ergriffen, sagt er, aber ich strecke mich danach aus.
Das Streben nach mehr von Christus trotz Herausforderungen
Missionar Paulus, der Jesus so ergeben war, sagt: „Ich habe es noch nicht ergriffen, und ich leide sehr darunter, dass bei uns so viel Behäbigkeit herrscht, so viel Sitzfleisch.“ Ach ja, wir haben es doch, und wir hören das Wort. Doch ich sehne mich nach dieser Dynamik, die sagt: „Ich will noch viel mehr von Christus ergreifen.“
Hudson Taylor, der Missionar, war einmal in einer schweren Depression. Er war damals als Chinamissionar tätig, als die englischen Kanonenboote in China unterwegs waren und dort eine schreckliche Spur hinterließen. Das ist vergleichbar mit dem Vorgehen von George Bush im Irak – ein schreckliches Zeugnis, das das Evangelium unter Moslems gegeben hat. Das ist sehr schlimm, besonders wenn es von einem evangelikalen Christen ausgeht. Es ist eine Notlage.
Hudson Taylor war darüber sehr bekümmert. Die Engländer hatten nämlich versucht, die Chinesen dazu zu zwingen, weiterhin Opium zu handeln. Stell dir vor, die christliche Nation England hat den Chinesen das aufgezwungen. Das haben die Chinesen bis heute nicht vergessen. So ein schlechtes Beispiel haben die europäischen Nationen hinterlassen.
Ermutigung zum Festhalten an Jesus in schwierigen Zeiten
Da war Hatzentele ganz schwermütig und konnte eigentlich gar nicht mehr weitermachen. Dann schrieb ihm ein Mitmissionar namens McCarthy einen seelsorgerlichen Brief. Schau, was Wunderbares passiert, wenn man einander helfen kann.
Er schrieb: „Du, Hatzen, du hast doch erst an einem See genippt, der unendlich ist. Halt dich doch an Jesus! Du kannst immer verzweifeln, wenn du die ganzen schrecklichen Dinge dieser Welt siehst, auch in der Gemeinde Jesu. Aber ergreife doch mehr Jesus!“
Daraufhin stand Hatzentele auf und sagte: „Jetzt habe ich es wieder begriffen. Ich darf noch viel mehr Jesus erkennen – den Jesus, der auch eine Ernte wirkt.“
Ich sage heute oft: Wenn Hudson Taylor das miterlebt hätte, welche Ernte in China aufgebrochen ist! Nach der Kulturrevolution, wo alles verboten war, wo alle Kirchen geschlossen wurden, wo alle Bibeln verbrannt wurden und es keine Versammlungen mehr gab, gibt es heute 90 Millionen bekehrte Jesusleute, Bibelchristen in China – 90 Millionen!
Das hat der Herr getan. Jesus kann noch viel mehr tun, auch in unserem toten Europa. Du kannst mit ihm rechnen. Deshalb nimm ihn in dein Leben auf, traue dich, traue dir das zu und sag: „Ja, jetzt habe ich viele Möglichkeiten.“
Er wirkt so große Wunder. Das größte Wunder ist, dass er etwas Brauchbares macht – noch viel größer als wenn er einen Toten auferweckt oder durch Unsinn hindurchwirkt, meine Brüder.
Die fortwährende Suche nach Christus und das Streben nach dem Siegespreis
Vers 13: Ich schätze es nicht so ein, als ob ich es bereits ergriffen hätte. Ich vergesse, was hinter mir liegt. Wenn er nach Hause geht, sagt er: "Jetzt möchte ich es ganz neu mit Jesus wagen."
Bisher war das noch gar nichts. Ich will noch viel mehr mit ihm rechnen – in jeder Situation, in jedem Augenblick.
Lobpreis und Gebet im Gottesdienst: Balance zwischen Freude und Not
Es ist heute in vielen Versammlungen üblich geworden, dass man Lobpreis hat. Ich weiß nicht genau, warum das so ist. Es ist richtig, dass wir viel zu wenig Gott loben. Das stimmt, wir meckern zu viel und murren zu viel – das ist eine alte Geschichte. Deshalb gibt es ja Loblieder, und wir sollen unseren Gebetsdanken nie vergessen.
Aber in unseren Gottesdiensten habe ich doch ein bisschen Bedenken. Bei manchen Gemeinden sage ich immer wieder, dass in den Liedern einfach zu wenig drinsteckt. Es sind zwar tolle Wörter, die ihr verwendet, aber der Inhalt ist sehr dürftig – auch wenn es ein Ohrwurm ist in der Melodie.
Wisst ihr, was auch zum Gottesdienst dazugehört? „Herr, erbarme dich!“ Ich möchte nicht nur Lob singen. Wisst ihr, dass im Neuen Testament das Wort Halleluja nur einmal vorkommt? Nur einmal! Wo steht das? In Offenbarung 19. Dort, wenn diese Kompromisschristenheit verworfen wird – die Hure Babylon, wo dieses schreckliche Kompromisschristentum von Gott weggeteilt wird. Da kommt das große Halleluja im Himmel, Offenbarung 19.
Wir wollen hier gar nicht zu viel streben, sondern hier wollen wir kämpfen, hier wollen wir jagen, hier wollen wir uns ausstrecken, da wollen wir streben. Ich will streben: Herr, lass mich nicht in die Tiefen fallen. Wenn wir das im Gottesdienst verlieren, dann heucheln wir uns eine Lobstimmung rein, versteht ihr?
Wir müssen sagen: Herr, erbarme dich mein, aus tiefer Not schreie ich zu dir, die Sünde meines Lebens ist groß. Wir wollen Gott preisen und loben über seine Gnade, aber doch das andere nicht vergessen. Wir stehen im Kampf Tag und Nacht. Herr, erbarme dich unser und wende dich uns zu. Herr, hilf mir, ich ertrinke – hat Petrus geschrien. All das gehört mit hinein in unseren Gottesdienst.
Der Schrei: Herr, heilige mich durch und durch, dass mein Geist ganz, Seele und Leib unsträflich bleiben vor dir. Herr, heilige uns! Und dass die Gebetsbitten, die wir brauchen, die ganze Sache jetzt – ich freue mich, dass wir das heute Morgen miteinander teilen konnten.
Schlussgebet und Segenswunsch
Es ist genug geredet, dass wir den Siegespreis erlangen, Herr, damit ich nicht verloren gehe.
Wir wollen beten: Treue Heil an Jesus. Dass du mir nachgehst, ist das Wunder, und dass du jeden hier gebrauchen kannst.
Ohne dich können wir gar nichts tun, mit dir aber ganz viel. Jetzt setze uns alle zum Segen dort, wo du uns berufst und brauchst.
Herr, wir danken dir, dass du mächtig an uns wirkst und dass dein Wort lebendig ist. Es durchdringt unser träges Herz und kann uns bekehren. Amen.
