Wir haben jetzt noch zweimal 45 Minuten. Ich möchte in der nächsten Stunde gerne auf Fragen eingehen, falls welche da sind.
Jetzt würde ich gerne noch einige Punkte mit Ihnen durchgehen. Es ging um das Dienen.
Wir haben gesagt, dass die Gemeinde keine Organisation, sondern ein Organismus ist. Die Glieder, also alle Glieder, sind vom Haupt abhängig und auch untereinander verbunden. Sie lernen jetzt, füreinander da zu sein und einander helfend die Hand zu reichen.
Das funktioniert nur, wenn die Glieder Verbindung mit dem Herrn Jesus haben. Im Leib Jesu Christi gibt es kein Einzelgängertum, keinen Individualismus. Wir sind keine Solochristen, sondern eingebunden in den Leib – so wie die Glieder des Leibes. Diese sind nicht einfach einzelne Stücke, die irgendwo herumliegen, sondern bilden ein Ganzes.
Alles Dienen muss darauf ausgerichtet sein, dass wir dem Herrn Jesus ähnlicher werden. Das haben wir bereits gesagt.
Die Einheit und Vielfalt im Leib Christi
Und jetzt möchte ich in 1. Korinther 12 einige Punkte zum Thema „Leib“ ansehen. Dort gibt es ein sehr schönes Bild, das uns auch bei unserem Thema „Dienen“ hilft. Ich habe acht Punkte aus 1. Korinther 12 herausgegriffen. Wir werden nicht alles gründlich lesen, aber ich möchte diese Punkte bewusst aus dem Text zeigen. Dabei denken wir an das Dienen und betrachten den Text in diesem Sinne.
Erstens, in 1. Korinther 12, Verse 4 bis 6: Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber es ist derselbe Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber es ist derselbe Herr. Und es gibt verschiedene Wirkungen, aber es ist derselbe Gott, der alles in allen wirkt.
Was wir hier erfahren, ist, dass Gott in allen Gliedern wirkt. Das ist wunderbar zu wissen. Wenn ein Glied erst ein paar Tage gläubig ist, kann ich schon von ihm etwas lernen. Jedes Glied kann von jedem Glied lernen, am Leibe Jesu Christi.
Es gibt verschiedene Gnadengaben, das heißt verschiedene Fähigkeiten, um für Gott da zu sein und ihm zu dienen. Außerdem gibt es verschiedene Dienste. Selbst wenn zwei Menschen die gleiche Gnadengabe haben, können sie ganz verschiedene Dienste tun. Zum Beispiel, wenn jemand die Gnadengabe des Aufrufens oder Ermahnens hat – im Schlachter steht es „ermahnen“, aber das Wort bedeutet eigentlich „aufrufen“.
Wenn jemand die Gnadengabe des Zuredens oder Aufrufens hat, kann er diese unterschiedlich einsetzen. Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen in Römer 12, Verse 6 und 7 steht. Dort heißt es: „Wer da lehrt, in der Lehre; und wer ermahnt, dem ermahne er.“ Im Schlachter steht „ermahnt“.
Das griechische Wort ist „parakaleo“, was auch „Tröster“ bedeutet und für den Heiligen Geist verwendet wird. Man könnte es auch übersetzen mit „der da tröstet, zuspricht, aufruft“. Es ist ein Wort mit einem breiteren Sinn als das deutsche Wort „ermahnen“. „Ermahnen“ klingt oft etwas zu scharf.
„Aufrufen“ ist etwas weniger streng als „ermahnen“. Wenn jemand vom Chef eine Ermahnung bekommt, ist das ziemlich ernst. Oder in der Schule: Wer eine Ermahnung bekommt, steht kurz vor einer schlechten Note. Aber in der Bibel ist das anders. Dort ist das Wort, das hier verwendet wird, ein positives Wort – es bedeutet „zusprechen“. Das Zusprechen kann auch ein Wärmen sein, aber hier ist es eher ein Aufrufen gemeint.
Viele Geschwister haben die Gnadengabe, aufzurufen, zuzusprechen, zu trösten oder gut zuzureden. Der eine kann das öffentlich tun, etwa bei der Verkündigung, der andere privat, zum Beispiel in der Frauenarbeit oder in der seelsorgerlichen Arbeit mit Briefen. Er schreibt Briefe und tut genau das Gleiche: ermahnen, zusprechen, aufrufen. Die Dienste können also ganz verschieden sein, obwohl die Gnadengabe dieselbe ist.
Weiter heißt es in 1. Korinther 12, Vers 6: Es gibt verschiedene Wirkungen, aber es ist derselbe Gott. Selbst wenn es die gleichen Dienste wären, gibt es doch verschiedene Wirkungen. Gott bestimmt den Einfluss meines Dienstes, nicht ich. Ich bestimme nicht, wie viel Wirkung mein Dienst hat. Das überlasse ich Gott.
Das muss uns nicht bekümmern, wie viel Auswirkung mein Dienst hat. Wichtig ist, dass ich gehorsam bin. Die Gnadengaben gehören dem Heiligen Geist, dem Herrn Jesus gehört der Dienst, und Gott bestimmt die Auswirkung. Er wirkt alles in allen.
Niemand von uns bestimmt selbst, welche Gnadengaben wir bekommen oder nicht. Wir dürfen aber beten. Wir dürfen schon beten: „Herr, ich brauche eine Gnadengabe für diesen Dienst.“ Oft geht der Herr darauf ein und gibt uns das, wenn wir in seinem Sinn bitten.
Niemand bestimmt den Dienst, der Herr bestimmt ihn. Ich kann zwar jemandem sagen: „Ich denke, du solltest diesen Dienst tun und das für den Herrn machen“, aber letztlich muss derjenige selbst entscheiden, ob er den Dienst auch tut. Und der Herr bestimmt die Wirkung.
Wenn auf Erden etwas geschieht, das für die Ewigkeit wertvoll ist, dann hat es der Herr Jesus gewirkt. Wenn von diesen Tagen etwas in der Ewigkeit bleibt, hat der Herr Jesus es getan. Es ist nicht meine Aufgabe, mich darüber zu bekümmern.
Das meiste, was Gott tut, bleibt unsichtbar. Manchmal sagen Leute: „Bei uns geschieht nichts.“ Aber woher weiß man das? Vielleicht geschieht sehr viel, nur unsichtbar. Vielleicht wirkt Gott sehr viel in den Herzen. Wir sehen nicht alles, was Gott tut. Wir müssen das nicht mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen.
Das meiste zeigt sich erst in der Ewigkeit. Die Korinther wollten Wunder sehen, etwas spüren, hören, sehen, schmecken und riechen. Paulus sagt: „Das ist fleischlich, ihr seid fleischlich, ihr seid auf das Diesseits ausgerichtet. Ihr müsst auf die andere Welt ausgerichtet sein.“
Die Gabe des Geistes zum gemeinsamen Nutzen
Jetzt geht er weiter zum Text in 1. Korinther 12. Der erste Punkt war: „Gott wirkt in allen Gliedern." Der zweite Punkt bezieht sich auf Vers 7, wo steht: Jedem Einzelnen wird die Offenbarung des Geistes gegeben zur Förderung oder zum gemeinsamen Nutzen.
Das bedeutet, alle Offenbarungen des Heiligen Geistes und alle Beiträge, bei denen der Heilige Geist uns gebraucht, dienen dem gemeinsamen Nutzen. Dadurch werden die anderen erbaut. In 1. Korinther 14 kommt dies sehr oft vor: die Erbauung der anderen. Der Sinn des Dienstes ist, dass die anderen erbaut werden.
Wenn zum Beispiel jemand einer älteren Schwester hilft und ihr das Holz für den Winter klein macht, dann wird sie erbaut. Was heißt das? Sie hat dann Wärme im Winter und ihr ist geholfen worden.
Bei uns wird oft das Wort „erbauen“ verwendet. Woran denkt ihr, wenn ihr „erbauen“ hört? Manche denken an ein gutes Gefühl. Das muss aber nicht unbedingt so sein. Wenn jemand gesündigt hat und ein anderer deckt seine Sünde auf, ist das auch sehr erbaulich, oder? Die Sünde wird aufgedeckt, endlich kann sie bereinigt werden und eine Sache in Ordnung gebracht werden. Dabei hat man nicht unbedingt ein gutes Gefühl, aber es ist dennoch sehr erbaulich.
Erbaulich bedeutet also, dass es dazu beiträgt, dass die Gemeinde und der Charakter Jesu Christi, sowohl bei der Gemeinde als auch beim einzelnen Christen, aufgebaut werden. So kommt der Charakter Jesu Christi zum Vorschein und der Christ macht Fortschritte.
Erbaut wird man also durch den Inhalt dessen, was gesagt wird, oder durch die konkrete Hilfe, die man bekommt. Alle Offenbarungen des Geistes sind zum gemeinsamen Nutzen, zur Erbauung.
Im dritten Satz, Vers 11, heißt es: Dieses alles wirkt ein und derselbe Geist und erteilt einem jeden Einzelnen so, wie er will. Alles wirkt also durch den Heiligen Geist. Der Heilige Geist teilt jedem Gläubigen die Fähigkeiten zu, die er gut kann. Was er nicht kann, bekommt er nicht. Nicht wir bestimmen das, sondern der Heilige Geist bestimmt. Auch die Frucht, die daraus entsteht, bestimmt er – ob viel Frucht oder wenig Frucht.
Der vierte Satz, Vers 12, lautet: Gleich wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des einen Leibs aber, obwohl sie viele sind, ein Leib sind, so auch Christus. Es gibt also nur einen Leib. Auf der ganzen Welt gibt es nur einen einzigen Leib, Jesus Christus, die Gemeinde. Und das sind alle Wiedergeborenen. Alle Glieder bilden diesen einen Leib. Zusammen mit dem Herrn Jesus bilden sie einen vollkommenen Christus – das Haupt und die Glieder.
Jeder hat den Heiligen Geist, wie es in Vers 13 steht: In einem Geist wurden wir alle in einen Leib getauft. Durch den Geist wurden wir alle in den einen Leib hineingetauft. Getauft werden wir übrigens nicht mit Wasser, sondern mit Geist. Nicht durch Wasser wurden wir getauft, sondern durch den Geist.
Die Wassertaufe ist auch wichtig, aber dabei bekommt man nicht den Heiligen Geist. Die Taufe ist ein symbolischer Akt des Gehorsams. Dabei bezeugen wir nach außen hin, dass wir Christen sind und uns zu Christus stellen. Es ist also sehr wichtig, dass man sich taufen lässt.
Der Heilige Geist ist jetzt da, und wenn der Heilige Geist da ist, dann haben wir auch Gnadengaben und können etwas tun.
Die individuelle Berufung und der Platz im Leib
Vers 18, der nächste Satz, das ist jetzt der fünfte Satz: Nun hat Gott aber die Glieder, jedes einzelne von ihnen, am Leib so gesetzt, wie er wollte. Wenn aber alles ein Glied wäre, wo wäre der Leib? Nun sind es aber für wahr viele Glieder, aber es ist ein Leib.
Also Vers 18 nochmals hier: Gott hat die Glieder, jedes einzelne von ihnen, am Leib so gesetzt, wie er wollte. Die jeweiligen Fähigkeiten, die jeder hat, sind von Gott gegeben. Wenn ich eine Fähigkeit habe, dann habe ich einen Platz im Leib.
Ich habe schon gesagt, der Daumen hat eine gewisse Fähigkeit, und Gott hat ihm einen Platz gegeben im Leib. Der Daumen gehört nicht zu den Füßen, nein, er gehört hier an die Hand. Und das ist genau der richtige Platz. Der Daumen kann auch nicht sehen, da ist kein Auge, aber an der kurzen Hand passt er am besten hin.
Wenn wir eine Gnadengabe haben, dann haben wir somit auch einen Platz. Jeder Christ muss sich fragen: Welchen Platz habe ich? Darüber haben wir in der ersten Stunde schon kurz gesprochen. Und jedes Mal, wenn ich jetzt mit dieser Gabe diene, geschieht Gemeindebau.
Gemeindebau heißt, meine Gabe einsetzen. Wenn wir dienen, egal was wir tun, vielleicht einige Schwestern spülen die Teller ab und waschen das Geschirr. Sie haben uns gedient, und wir sind dadurch gebaut worden. Wieso? Ja, es ist jetzt dort sauber, und wir können wieder essen. Vorher haben sie gedient und die Speisen hergerichtet, sodass wir etwas essen konnten und jetzt wieder kräftig genug sind, um zuzuhören und andere Dinge zu tun.
Das heißt, sie haben uns versorgt. Das ist auch Gemeindebau. Manche denken, Gemeindebau ist nur Predigen oder nur dann, wenn man evangelisiert. Nein! Die einfachsten Dienste gehören alle zum Gemeindebau.
Wenn wir die Kinder zuhause erziehen, dann ist das auch Gemeindebau, sogar ein äußerst wichtiger Teil davon. Wenn eine Schwester sich zeugt und sich mit anderen Schwestern trifft, um ihnen das Wort Gottes weiterzugeben, ist das ebenfalls Gemeindebau. Ob sie das jetzt in einer öffentlichen Versammlung tut oder nicht, ist dabei gleichgültig.
Die gegenseitige Abhängigkeit der Glieder
Sechster Satz, Verse zwanzig und einundzwanzig: Nun gibt es zwar viele Glieder, aber nur einen Leib. Ein Auge kann nicht zur Hand sagen: „Ich brauche dich nicht.“ Ebenso kann das Haupt nicht zu den Füßen sagen: „Ich brauche euch nicht.“ Die Glieder des Leibes brauchen einander.
Sechster Satz: Die Glieder des Leibes brauchen einander. Das bedeutet, dass keiner ohne die anderen auskommen kann. Es besteht eine gegenseitige Abhängigkeit. Wenn ich die anderen brauche, heißt das auch, dass meine Fähigkeiten begrenzt sind. Ich kann eben nicht alles; ich brauche die anderen. Meine Bedeutung ist also begrenzt.
Manche meinen, sie seien ganz, ganz wichtig. Aber wir sind nicht so wichtig. Jeder ist wichtig, aber niemand ist so wichtig, dass er meint, er habe unbegrenzte Bedeutung. Nein, meine Bedeutung im Leib Jesu Christi ist begrenzt. Ich habe zwar etwas zu geben, aber ich habe auch von jedem etwas zu lernen. Ich muss ein Schüler bleiben, bis ich sterbe.
Das hat mir sehr gefallen bei Bruder Herbert Jansen. Er sagte: „Ich möchte von jedem Christen lernen.“ Damals war er 75 oder älter, als er das sagte. Ich habe gespürt, dass er wirklich bereit war. Er hat es gelebt und war tatsächlich offen dafür.
Wir haben über verschiedene Dinge gesprochen. Dann sagte er: „Vielleicht müssen wir es doch noch einmal in der Bibel anschauen, wie es wirklich ist.“ Und immer wieder ist er mit der Bereitschaft, sich korrigieren zu lassen, zur Schrift zurückgekehrt.
Die Fürsorge und Gemeinschaft unter den Gliedern
Vers 25, das ist jetzt der siebte Punkt: Die Glieder sind füreinander da.
Ich habe jetzt einige Verse übersprungen. Dort heißt es: Damit nicht ein Zwiespalt im Leibe sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander tragen.
Gott hat in Vers 24 gesagt: Gott setzte den Leib zusammen, wodurch er dem dürftigen Glied reichlichere Ehre gab, damit nicht ein Zwiespalt im Leibe sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander tragen.
Die Glieder sind füreinander da. Würden sie das nicht tun, also nicht füreinander da sein, würde eine Spaltung im Leib entstehen.
Im Körper, im physischen Körper, ist das genauso. Die einzelnen Glieder sind füreinander da. Es gibt nur einen Leib, aber nur ein Nervensystem – alles gehört zusammen.
Wir sind also nicht dazu da, uns gegenseitig zu kritisieren oder uns zu ärgern, weil der andere anders ist als ich. Nein, gerade durch die Unterschiedlichkeit der Fähigkeiten profitieren wir voneinander.
Wir fühlen mit. Vers 26 sagt: Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied verherrlicht wird, freuen sich alle Glieder mit.
Man hat zum Beispiel ein ganz kleines Stück Holz im Finger, und der ganze Körper leidet mit. Das muss raus, denn das Stück Holz stört und tut weh. Oder man hat es in den Zehen, im Fuß oder irgendwo anders. Der ganze Körper leidet mit.
So ist es auch in der Gemeinde Jesu: Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit. Und wenn einer sich freut, freuen sich alle mit.
Es gibt eine Fühlung miteinander, ein einziges Nervensystem.
Praktische Beispiele der gegenseitigen Liebe
Darf ich Ihnen etwas vorlesen, was Christen in der Bibel füreinander tun? Ich habe eine Liste zusammengestellt, die zeigt, wie Christen miteinander umgehen sollen.
Sie sollen einander lieben. Ich werde nicht alle Bibelstellen nennen, da das zu lang wäre. Aber es heißt: einander lieben, einander ehren, einander höher achten und sich einander unterordnen.
Außerdem sollen sie einander aufbauen, einander lehren und füreinander sorgen. Sie sollen aufeinander Acht geben, einander ertragen sowie einander ermuntern und trösten.
Weiterhin ist es wichtig, einander zurechtzuweisen, miteinander zu weinen und sich miteinander zu freuen. Sie sollen einander aufrufen und gleichgesinnt sein.
Frieden soll untereinander herrschen. Sie sollen einander aufnehmen, einander vergeben und einander dienen. Auch einander die Füße waschen oder Schuhe putzen, oder was auch immer, gehört dazu.
Darüber hinaus sollen sie einander Lasten tragen und allezeit im Guten gegeneinander nachstreben. Sie sollen aufeinander warten – wie es im Ersten Korintherbrief Kapitel elf Vers elf heißt: „Wartet aufeinander.“
Außerdem sollen sie einander grüßen und freundlich sowie feinfühlig miteinander umgehen. Im Epheserbrief Kapitel vier heißt es, dass sie zueinander erbaulich reden sollen.
Sie sollen einander die Sünden bekennen, gastfrei sein und sich gegenseitig mit Demut bekleiden. Dann sollen sie miteinander Gemeinschaft haben und ihr Leben füreinander hingeben, wie es im Ersten Johannesbrief Kapitel drei Vers 16 steht.
Es sind also ganz viele Dinge, die immer wieder im Miteinander geschehen sollen.
Die Bedeutung der Liebe im Dienst
Achter und letzter Punkt, Vers 31: Seid aber eifrig bemüht um die besseren Gnadengaben.
Die Christen sollen sich also eifrig bemühen, damit viele Gnadengaben vorhanden sind. Man darf für Gnadengaben beten, wenn man noch welche braucht. Dann heißt es weiter: Seid eifrig bemüht um die besseren Gnadengaben.
Weiter heißt es: Und einen noch weit vortrefflicheren Weg zeige ich euch. Ich zeige euch einen noch besseren Weg, und dann spricht er von der Liebe.
Man darf sich also eifrig bemühen um Gnadengaben und damit dienen. Aber es gibt noch etwas, das höher ist, nützlicher und für das Dienen entscheidend: die Liebe. Nur wenn die Liebe da ist, ist der Dienst wirklich wertvoll. Die Liebe steht hier im Zentrum, wenn es um das Dienen geht.
Es ist interessant: Bei allen Listen in der Bibel, in denen Gnadengaben vorkommen – es gibt vier Listen – kommt die Liebe vor.
In Römer 12, Verse 6 bis 8, ist eine Liste von Gnadengaben. Sieben Gnadengaben werden dort aufgeführt. Gerade im Vers danach, Römer 12, Vers 9, spricht er von der Liebe: „Die Liebe sei ungeheuchelt.“ Dort heißt es: „In der Bruderliebe seid herzlich zueinander.“ Also, gerade nachdem er von Gnadengaben gesprochen hat, spricht er von der Liebe.
Die zweite Liste findet sich in 1. Korinther 12, wo er von Gnadengaben spricht. In 1. Korinther 13 spricht er von der Liebe.
Die dritte Liste steht in Epheser 4, Vers 11. Dort spricht er von fünf Gnadengaben. Es heißt: „Er hat die einen zu Aposteln gegeben, die anderen zu Propheten, die anderen zu Evangelisten, die anderen zu Hirten und Lehrern, zum Zweck der Zurüstung der Heiligen, zum Werk des Dienstes, zur Erbauung des Leibes Christi.“
Direkt danach, in Vers 16, spricht er von der Liebe: „Von ihm aus wird der ganze Leib zusammengefügt...“ So wird das Wachstum des Leibes zustande gebracht, und der Leib erbaut sich selbst in Liebe (Epheser 4,16).
Die vierte Liste findet sich in 1. Petrus 4. Es ist eine kurze Liste, aber auch hier geht es um Gnadengaben. In 1. Petrus 4, Vers 8 heißt es: „Habt vor allem unter euch eine innige Liebe, weil Liebe eine Menge von Sünden verdeckt.“
Weiter heißt es in Vers 9: „Seid gastfreundlich zueinander ohne Murren.“ Und dann: „So wie ein jeder eine Gnadengabe empfangen hat, dient damit als edler Hausverwalter der mannigfaltigen Gnade Gottes.“
Wenn jemand redet, soll er als einer sprechen, der Worte Gottes spricht. Wenn jemand dient, soll er als einer dienen, der aus der Kraft handelt, die Gott gibt, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus.
Hier spricht er in Vers 8 von der Liebe und in den Versen 10 und 11 von den Gnadengaben. Auch hier ist also wieder die Liebe mit den Gnadengaben verbunden.
Wir haben also bei allen vier Listen von Gnadengaben die Liebe dabei:
- Römer 12, Verse 6 bis 8 nennt die Gnadengaben, Vers 9 spricht von der Liebe.
- Korinther 12
- Epheser 4, Vers 11 nennt die Gnadengaben, Vers 16 spricht von der Liebe.
- Petrus 4, Vers 10
Das ist wohl das Entscheidende: Es muss aus der richtigen Haltung geschehen, und das ist eine Haltung der Liebe.
Liebe heißt nichts anderes, als für den anderen da zu sein. Liebe kümmert sich um den anderen. Die Gnadengaben sind also nicht dazu da, dass wir sie selbst genießen und uns daran erfreuen, wie gut wir sind, wie gut wir alles können und wie wunderbar wir sind.
Die Gnadengabe ist dazu da, um anderen zu helfen.
Soweit zu 1. Korinther 12.
Ich habe mir noch notiert: Wenn wir Gnadengaben haben, müssen wir sie ausüben. Sonst verkümmern sie wie Muskeln. Wenn ich Muskeln habe und sie nicht mehr benutze, werden sie immer schlaffer, weniger kräftig und weniger stark.
Dienend dem Herrn mit Freude.
Überblick über die wichtigsten Gnadengaben
Ich möchte Sie nun zu den genauen Gaben befragen. Ich habe die einzelnen Gnadengaben nicht einzeln aufgelistet. Wir könnten sie zwar durchgehen, aber das würde etwas zu lange dauern. Im Grunde sind es ja nur die wichtigsten, die in Römer 12,6-8 aufgeführt sind. Diese können wir uns kurz anschauen.
In Römer 12,6-8 sind sieben Gnadengaben genannt, mit denen die wichtigsten zusammengefasst sind. Dort heißt es: „Wir haben verschiedene Gnadengaben, je nach der uns gegebenen Gnade: Wenn Weissagung, so dem entsprechenden Verhältnis des Glaubens; wenn Dienen, so im Dienen; wenn der Lehrende, im Lehren; der Aufrufende im Aufrufen; der Mitteilende in Einfalt; der Vorstehende in Fleiß; der Barmherzigkeit Übende in Freudigkeit.“
Er sagt also immer, mit welcher Haltung wir die Gnadengaben verwenden sollen, mit welcher Haltung wir dienen sollen. Der Dienende soll mit Demut und Selbstvertrauen im Blick auf Gott dienen. Der Lehrende soll im Blick auf Gott lehren. Der Aufrufende soll aufrufen, der Mitteilende soll das in Einfalt tun, das heißt ohne Hintergedanken. Der Vorstehende soll das fleißig tun. Wer Barmherzigkeit übt, soll das mit Freudigkeit tun.
Hier haben wir also sieben Gnadengaben: Weissagen in Vers 6, das heißt eigentlich prophetisch reden. Wir haben heute keine Propheten mehr im Sinne von Jesaja, Paulus oder Petrus. Diese waren Propheten, die sagten: „So spricht der Herr.“ Alles, was sie geschrieben und gesprochen haben, ist Wort Gottes. In diesem Sinne haben wir heute keine Propheten mehr.
Aber im indirekten Sinne gibt es doch noch Propheten. Propheten sind solche, denen Gott eine Last auferlegt oder die Licht erhalten. Ein Prophet im Alten Testament hatte die Last des Wortes, ein Anliegen, auf das Wort Gottes hinzuweisen, oder er erhielt eine Offenbarung. Das gibt es heute noch.
Es kann sein, dass jemand eine Last aufs Herz gelegt bekommt, zum Beispiel: „Ich muss mit dieser Schwester sprechen.“ Man ruft sie an oder spricht mit ihr und teilt die Last, die der Herr aufgetragen hat. Dadurch wird geholfen und es wird etwas aufgedeckt. Oder es gibt Licht in eine schwierige Situation. Man betet um Klarheit und dann sagt ein Bruder: „Ich denke, wir könnten es so machen.“ Jemand anderes sagt: „Genau, warum sind wir nicht früher darauf gekommen?“
Manchmal gibt der Herr auf diese Weise Licht in schwierige Situationen. Das ist auch Prophetie im zweiten Sinne. Natürlich sagen wir nicht: „So spricht der Herr“ und „So will er es“, aber es geht durch unser Denken hindurch, wir äußern uns. Entweder bekommen wir ein Anliegen oder ein bestimmtes Licht. Der Herr gibt uns besondere Weisheit in einer Sache, oder wir sprechen etwas an, das dem anderen genau in seiner Situation hilft.
Das geschieht oft auch in der Predigt. Der Prediger sagt etwas, und ein Zuhörer denkt: „Woher wusste er das?“ Genau das ist es, was ich brauche. Da hat der Herr prophetisch geholfen und ein prophetisches Wort gegeben.
In diesem Sinne gibt es also Weissagung. Es gibt Geschwister, die diese Gabe haben. Natürlich kann man sich täuschen. Man kann meinen, man habe etwas vom Herrn gezeigt bekommen, und es stellt sich heraus, dass es nicht so war. Jede Weissagung muss geprüft werden, sagt Paulus. Wenn jemand etwas sagt und meint, er habe Licht in einer Sache, müssen die anderen prüfen. Das steht in 1. Korinther 14. Wir haben jetzt nicht die Zeit, darauf einzugehen. Wenn Fragen sind, können wir später darüber sprechen.
Das Zweite sind die Gnadengaben des Dienens (Vers 7). Dienen ist hier ganz praktisch gemeint, also mit der Hand oder auf helfende Weise. Dienen kann vieles bedeuten: musikalische Unterstützung, praktische Dienste zuhause, beim Nachbarn oder bei einem Bruder oder einer Schwester. Manchmal sieht jemand die Arbeit früher als andere. Es gibt manche Brüder, wie mich zum Beispiel, bei denen meine Frau oft sagen muss: „Hast du das nicht gesehen? Der brauchte dort Hilfe.“ Ich habe es nicht gesehen, sie aber schon. Dann bin ich froh, wenn ich eine Frau habe, die mir das sagt.
Dienen bedeutet also, dort zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Lehren heißt, die Wahrheit weiterzugeben, die Wahrheit Gottes zu unterweisen. Aufrufen bedeutet zusprechen, zureden, mahnen.
Das Nächste ist Geben. Es gibt Geschwister, die eine besondere Gabe haben, zu sehen, wo man geben kann. Vielleicht haben sie selbst nicht viel, aber sie geben gern. Die Gabe des Gebens bedeutet nicht, viel zu haben, sondern das, was man hat, zu geben. Die Witwe gab aus wenigen Mitteln alles, was sie hatte.
Dann gibt es das Vorstehen. Es braucht Leute, die vorstehen. Wenn jemand diese Gabe hat, soll er sie mit Fleiß ausüben. Das kann eine Frau sein, die einen Frauenkreis leitet. Das sind natürlich auch die Ältesten und Hirten. Ebenso Kinderstundenleiter oder andere, die in einer Sache vorstehen oder die Hilfsgüterarbeit organisieren. Das braucht es überall.
Schließlich gibt es diejenigen, die Barmherzigkeit üben. Das sind Menschen, die besonders gut sehen können, wo Barmherzigkeit nötig ist. Sie können mitfühlen, viel stärker als andere.
Diese Gnadengaben sind eigentlich Dinge, die jeder Christ tun soll. Jeder Christ soll all diese Dinge tun. Einige Geschwister sind darin aber besonders begabt. Sie sind in verstärktem Maße fähig und können es besser als andere. Diese sollen ihre Gaben einsetzen. Das ist hier gemeint.
Die Haltung beim Dienen
Ja, noch etwas zum Thema: Wie soll der Dienst geschehen? Wir haben bereits einiges darüber gesprochen, wie der Dienst gestaltet sein soll.
Jemand hat mir einmal fünfmal G genannt, was mir sehr geholfen hat. Diese fünf G stehen für: ganz, gleich, gern, gehorsam und gabengemäß.
Ganz bedeutet, dass wir Diener unsere Aufgabe nicht halbherzig erledigen sollen. Ganz sollen wir dabei sein, nicht nur zur Hälfte.
Gleich heißt, dass wir die Dinge sofort tun sollen, wenn es dran ist, ohne sie auf die lange Bank zu schieben.
Gerne bedeutet, dass ein fröhlicher Diener Gott liebt und dem Herrn mit Freude dient. Er kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken.
Gehorsam heißt, dem Herrn gehorsam zu sein.
Man könnte auch noch gut und genau hinzufügen. Diese beiden G bedeuten, die Arbeit gut und exakt zu tun, entsprechend den Gaben, die uns gegeben sind.
Wenn wir diese Prinzipien anwenden, kann Frucht entstehen. Wir arbeiten, dienen dem Herrn, sehen, dass anderen geholfen wird, und haben dabei auch Freude.
Der eine kümmert sich um Seelen, und Menschen kommen mit Problemen zu ihm. Er leistet so einen Dienst. Ein anderer hilft praktisch, und die anderen sind dankbar.
Ich habe manchmal jemandem gesagt: Wenn ich das machen müsste, was du jetzt getan hast, hätte ich fünfmal so lange gebraucht. Ich habe zwei linke Hände. Das ist ein ziemliches Problem für meine Frau, wenn der Mann zwei linke Hände hat.
Aber meine Frau kann gut organisieren. Sie ruft dann dort und dort an und bittet um Hilfe. Das sollen wir auch tun.
Wir sollen nicht denken: „Oh nein, ich bin ja nur ein ganz normaler Christ, ich kann doch nicht die anderen Christen bitten, mir zu helfen.“ Wieso nicht?
Wenn Hilfe nötig ist, dürfen wir ruhig bitten: „Könntest du kommen und uns da helfen?“ Andere sind oft sehr dankbar, wenn sie helfen können.
Manchmal hilft sogar dein ungläubiger Nachbar gerne. Er sagt: „Ja, gerne helfe ich euch, klar mache ich das.“
Wie viel mehr sollten wir Gläubige einander helfen, wenn jemand Hilfe braucht?
Der eine trägt die Lasten des anderen und befreit ihn von seiner Last.
Es gibt Eltern, die dringend ein Mädchen brauchen, das auf die Kinder aufpasst, damit die Eltern zwischendurch mal durchatmen können.
Dann kommen Geschwister, junge Schwestern, und passen auf die Kinder auf. Die Eltern haben frei und können verschnaufen. Sagen wir in Österreich: Durchatmen.
Gibt es Fragen zu diesem Thema? Wir haben jetzt wieder allgemein gesprochen, aber natürlich können wir auch konkret werden.
Konkrete Hilfen und der Dienst von Frauen und Diakonen
Es gibt einige konkrete Hilfen, aber ich möchte in der nächsten Stunde noch ein paar Dinge zeigen.
Ich habe ja schon angesprochen: In 1. Timotheus 5 ist die Rede vom Dienst der Frauen, in 1. Timotheus 3 vom Dienst der Diener, der Diakone. Wenn man ein bisschen in der Bibel liest, merkt man, wie viel hier getan wird und wie viele Diener beteiligt sind.
Zum Beispiel Johannes Markus: Paulus und Barnabas nahmen ihn als Diener mit auf die Reise. Was hat er gemacht? Er erledigte einfach alles, was sonst noch zu tun war. Eine Reise war damals beschwerlich, und deshalb nahmen sie ihn mit.
Später enttäuschte Johannes Markus Paulus, sodass Paulus ihn nicht mehr mitnahm. Barnabas jedoch gab ihm eine zweite Chance und nahm ihn mit. Barnabas hatte nämlich die Gnadengabe der Barmherzigkeit. Er konnte Johannes Markus wieder aufhelfen, sodass dieser nicht links liegen blieb.
Später schrieb Johannes Markus das Evangelium und wurde so ein sehr wichtiger Mann. Paulus sagte sogar später: „Schick mir Johannes Markus, er ist mir nützlich zum Dienst.“ Er konnte ihn also wieder sehr gut gebrauchen.
Es gibt also eine große Bandbreite von Diensten. Wichtig ist jetzt, dass wir den Herrn bitten: Einerseits sollen wir fragen, wo wir uns einsetzen dürfen. Andererseits sollen wir auch bitten, wer uns helfen könnte. Und drittens sollen wir beten, wen wir zurüsten könnten, wen wir zu einem Diener machen können.
Hilft sich die Gemeinde gegenseitig? Es muss nicht immer alles streng nach Struktur laufen. Es gibt Schulungskurse für Diener, für das eine und das andere, und das ist alles wichtig. Aber vieles läuft auch ganz spontan und untereinander.
Manche junge Menschen muss man ganz persönlich begleiten. Da ist jemand, der Beziehungen aufbauen kann. Das sind Gaben, die man einsetzt. Die Möglichkeiten zum Dienen sind sehr vielfältig.
Wir dürfen den Herrn bitten, dass er uns die Augen öffnet. Dann werden wir sehen, wo wir gebraucht werden.
