Ich spreche jetzt über die Pfingst- und charismatische Bewegung, Teil drei heute Abend: Lehre und Praxis B.
Bevor ich eine kurze Wiederholung dessen gebe, was wir vor vier Wochen besprochen haben, möchte ich noch einen Satz von diesem Zettel weitergeben, der mir gerade gereicht wurde.
Der englische Theologe und Prediger Spurgeon, vielen von uns bekannt durch seinen Namen und seine Schriften, hat einmal zu seinen Lebzeiten gesagt: „Es ist nichts neu in der Theologie, ausgenommen das, was falsch ist.“
Leider trifft das meiste davon zu, was in den letzten Jahrzehnten und vielleicht auch Jahrhunderten neu entdeckt wurde. Das meiste davon wird wohl nicht unbedingt in den richtigen Bahnen verlaufen sein.
Rückblick auf falsche Lehren und Praxis in der Pfingstbewegung
Wiederholung von Teil zwei: Wir haben über falsche Lehren und teilweise auch über falsche Praxis gesprochen.
Wir begannen mit der sogenannten Geistestaufe, die in der Pfingst- und charismatischen Bewegung gelehrt und auch „empfangen“ wird. Darunter versteht man ein von der Wiedergeburt getrenntes Erlebnis, das jeder Christ zusätzlich haben sollte. Meistens geschieht dies durch Handauflegung eines Menschen, der dieses Erlebnis bereits hatte. Dieser überträgt dann durch Handauflegung die Geistestaufe auf den Empfänger. So lehrt die Bibel das jedoch nicht.
Die Bibel sagt in 1. Korinther 12,13 eindeutig und klar, dass alle Christen in den Leib Jesu getauft sind – und zwar in dem Augenblick ihrer Wiedergeburt. Durch den Empfang des Heiligen Geistes wird man in den Leib Christi hineingetauft.
Etwas anderes ist es, voll Geistes zu werden und in der Fülle des Geistes zu leben. Das ist eine lebenslange Aufgabe für jeden Christen: sich danach auszustrecken, dass der Heilige Geist uns voll und ganz unter Kontrolle bringt.
Wir haben auch über die Handauflegung gesprochen. In der Pfingst- und charismatischen Bewegung wird sehr viel über Handauflegung praktiziert. Sie wird fast bei jedem Problem angewendet und oft übertrieben.
Aus biblischer Sicht bedeutet Handauflegung Identifikation, Einsmachung. Mit dem, dem ich die Hände auflege – oder der, der sie mir auflegt – gehe ich eine Einheit vor Gott ein. Dabei kann eine Übertragung geschehen.
Wir haben das Prinzip aus dem Alten Testament betrachtet: Heiliges lässt sich nicht übertragen, aber Unheiliges schon. Das haben wir im Buch Haggai kennengelernt.
Dann läuft das alles über Passivität. Wir haben einen Originalton von Reinhard Bonnke gehört, wie er die Geistestaufe beschreibt. Er sagt, man müsse sich innerlich ganz öffnen, ganz ohne innere Spannung verhalten und sich ganz passiv machen. Dann sei es möglich, so etwas zu erleben.
Das widerspricht jedoch der Bibel. Die fordert uns überall auf, aktiv zu sein, im Geist zu wachen, nüchtern zu sein und dergleichen mehr.
Als Letztes haben wir die falsche Auslegung von Joel 3 betrachtet. In der Pfingst- und charismatischen Bewegung spielt Joel Kapitel 3 eine große Rolle. Es ist nur ein kurzes Kapitel mit fünf Versen im Alten Testament. Ich musste diese Verse während meiner Studienzeit auswendig lernen, habe sie aber nicht mehr parat, da ich sie zu wenig wiederholt habe.
In diesen fünf Versen steht, dass eine Geistausgießung kommen wird und dass dann Gesichte, Weissagungen und dergleichen geschehen. Die Frage ist: Wann erfüllt sich das? Wann hat es sich erfüllt?
Offensichtlich schon am Pfingsttag, aber nur in einer Teilerfüllung. Jetzt sagen die Pfingst- und Charismatiker, dass sich das in diesem Jahrhundert erfüllt habe. Das, was wir heute sehen – Menschen, die weissagen, Gesichte haben, Visionen, Zungenreden und Offenbarungen – sei die Erfüllung von Joel 3.
Das kann aber nicht sein. Das ist exegetisch eine falsche Auslegung. Wir müssen wissen, dass die Propheten des Alten Testaments die sogenannte Berggipfelperspektive hatten. Wenn hier der alttestamentliche Prophet Joel spricht, dann hat er zum Beispiel die erste Rückkehr Israels gesehen und das erste Kommen Jesu.
Micha beschreibt sogar den Geburtsort Jesu. Die Propheten blicken weit voraus auf das zweite Kommen Jesu und die zweite Rückkehr Israels aus der weltweiten Zerstreuung.
Sie sehen jedoch nicht, dass zwischen dem ersten und zweiten Kommen Jesu eine Zeit von fast zweitausend Jahren liegt – vielleicht noch länger – und diese Zeit ist noch nicht abgeschlossen. Das haben sie nicht gesehen.
Keiner der Propheten hat von der Gemeinde gesprochen, weder vom ersten noch vom zweiten Kommen Christi, aber nicht von der Gemeinde.
Darum kann es nicht sein, dass Joel 3 sich auf das Ende des Gemeindezeitalters bezieht. Joel 3 bezieht sich exakt auf die Geistausgießung, wenn Jesus zum zweiten Mal kommt und das Volk Israel ihn erkennen wird, indem sie ihn durchbohrt haben – ihren Erlöser, ihren Messias.
Wir haben dazu noch mehr gesagt, aber das kann ich jetzt nicht alles wiederholen.
Falsche Zeichen und Wunder im heilsgeschichtlichen Kontext
Wir wollen heute Abend weitermachen. Wir haben uns ja noch ein paar wichtige Dinge für diesen letzten Abend aufgehoben. Wir fahren jetzt fort mit dem fünften Lehrpunkt, nämlich falsche Zeichen und Wunder.
Zunächst müssen wir wissen, dass Zeichen und Wunder im Alten und Neuen Testament sehr häufig vorkommen. Es gibt vier heilsgeschichtliche Offenbarungsphasen, und zwar jeweils zwei im Alten Testament und zwei im Neuen Testament.
Im Alten Testament war die erste Phase die Zeit Mose. Mose war der Mittler des Gesetzes, die Offenbarungszeit des Gesetzes. Er empfing das ganze mosaische Gesetz und offenbarte es dem Volk Israel. Mose als Träger und Mittler dieser Offenbarung tat Zeichen und Wunder. Er hatte seinen Stab, mit dem er ihn über den Nil hielt, sodass sich das Wasser in Blut verwandelte. Er vollbrachte viele weitere Wunder.
Joshua, sein Nachfolger, tat kein einziges Zeichen und Wunder mehr. Das einzige Wunder, das mit ihm verbunden wird, ist das Durchqueren des Jordans. Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein Wunder, das Joshua selbst vollbrachte, sondern um eine Tat Gottes, bei der Joshua nicht direkt beteiligt war.
Bei Joshua ebbt die Wunderkraft also schon wieder ab. Danach folgen die Richter, unter ihnen Simson, der sehr stark war. Seine Stärke ist aber nicht im eigentlichen Sinn ein Wunder, wie zum Beispiel, als er ein Stadttor auf einen Berg schleppte.
Dann beginnt die Zeit der Propheten, die zweite Offenbarungszeit im Alten Testament. Der klassische Vertreter der Propheten ist Elija. Er vollbrachte viele Zeichen und Wunder, das größte davon auf dem Berg Karmel, als Feuer auf den Altar fiel und das Opfer verzehrte. Sein Nachfolger Elisa tat ebenfalls einige Zeichen und Wunder.
Danach ebbt das wieder ab. Es folgen sechzehn Propheten im Alten Testament, von Jesaja bis Maleachi. Von keinem einzigen erfahren wir, dass er Wunder getan hat. Jesaja durfte einmal ein Feigenpflaster auf den König Hiskia legen, das war aber kein Wunder im eigentlichen Sinn, sondern Gott benutzte ein natürliches Mittel.
Die Schriftpropheten vollbrachten keine Zeichen und Wunder. Jeremia etwa tat kein einziges Wunder. Man sieht also, dass die Wunderkraft stark zurückgeht, wenn eine neue heilsgeschichtliche Epoche beginnt. Mose steht für die Zeit des Gesetzes, Elija und Elisa für die Zeit der Propheten, und dann ebbt die Wunderkraft wieder ab.
Jahrhundertelang werden keine Zeichen und Wunder mehr berichtet, bis das Neue Testament beginnt. Dort erleben wir wieder die klassische Erlösungszeit, nämlich die Zeit Jesu. Jesus, unser Herr, tat viele Zeichen und Wunder. Johannes schreibt einmal, wenn er alle hätte aufschreiben wollen, würde die Welt die Bücher nicht fassen.
Jesus vollbrachte in kurzer Zeit eine große Zahl von Zeichen und Wundern. Danach folgen die Apostel, die zweite Offenbarungsgruppe im Neuen Testament. Jesus brachte Offenbarung, zum Beispiel durch die Bergpredigt und seine Lehren. Die Apostel brachten ebenfalls Offenbarung.
Jesus wurde durch Zeichen und Wunder von Gott bestätigt. Er tat Zeichen, die nur der Messias tun konnte, als Legitimation und Beweis, dass er der Messias ist. Vor einigen Wochen hatten wir Matthäus 8 in der Bibelstunde, wo Dieter über diese Dinge sprach.
Auch die Apostel taten Zeichen und Wunder, weil sie von Gott Offenbarung erhielten. In den Lehrbriefen, die wir heute haben, wird die Lehre der Apostel vermittelt. Auch sie wurden von Gott durch Zeichen und Wunder bestätigt. Das Neue Testament spricht deshalb von Zeichen der Apostel, die nur sie tun konnten und die heute niemand mehr tun kann, da wir keine Offenbarungsapostel mehr haben wie damals.
So sehen wir, dass Zeichen und Wunder heilsgeschichtlich epochemäßig auftreten. Sie sind stark präsent und ebben dann wieder ab. Nach den Aposteln kann man das besonders deutlich sehen.
Auf der ersten Missionsreise des Apostels Paulus vollbrachte er noch viele Zeichen und Wunder. Auf der zweiten Missionsreise tat er kein einziges Zeichen und Wunder mehr. Auf der dritten Missionsreise gab es nur noch die Heilung auf Malta nach einem Schlangenbiss. So sehen wir, wie das abebbt.
Je mehr das Wort Gottes, also die neutestamentliche geschriebene Offenbarung, zusammenkommt, desto mehr ebbt die Wunderkraft ab. Am Ende seines Lebens musste Paulus sogar Trophimus krank in Milet zurücklassen, weil er nicht mehr die Gabe hatte, ihn zu heilen. Paulus, der Zeichen des Apostels besaß, hatte nicht mehr die Kraft, seinen engen Mitarbeiter zu heilen. Timotheus war oft krank, vor allem an Magenbeschwerden, und Paulus konnte ihn nicht heilen.
Das müssen wir einfach sehen: Die Wunderkraft ebbt ab, je mehr das Wort Gottes vervollständigt wird.
Im Johannesevangelium wird das besonders deutlich. Dort werden stellvertretend sieben Zeichen und Wunder ausgewählt: von der Hochzeit zu Kana, wo es anfängt, bis zur Auferweckung des Lazarus. Diese sieben ausgewählten Zeichen und Wunder haben alle eine besondere Botschaft und Bedeutung, auf die ich hier nicht näher eingehen kann.
Johannes fasst sein Evangelium besonders mit Blick auf die Zeichen und Wunder zusammen. In Johannes 20,30-31 lesen wir eine eminent wichtige Stelle für die Lehre von Zeichen und Wundern in der Bibel. Diese Stelle sollte in unseren Bibeln dick angestrichen sein und uns immer wieder im Gespräch mit Menschen, die Hilfe suchen, begleiten.
Ich lese Johannes 20,30-31: „Auch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Jüngern getan, die nicht in diesem Buch geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.“
Noch einmal: Viele Zeichen sind nicht in diesem Buch geschrieben, nur die sieben ausgewählten. Diese sieben sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes.
Die Bedeutung von Zeichen und Wundern für den Glauben heute
Es gibt heute viele Pfingstler und Charismatiker, die sagen: „Ach, man kann den Leuten doch heute nicht mehr mit bloß einer Predigt, mit einer Bibelstunde, mit so einem trockenen Wort kommen.“
Ich habe heute Nachrichten gehört. Der Sprecher verlas eine Meldung, danach sollte ein Band eingespielt werden. Doch es kam nichts, und der Sprecher rutschte etwas unbeholfen heraus. Dann fuhr er fort und sagte: „Wir machen mit einer trockenen Meldung weiter.“ So denken viele: Das ist doch trocken, nur eine Meldung, ohne dass etwas passiert, ohne dass man etwas sieht, hört oder erlebt. Nur eine trockene Predigt, eine trockene Bibelarbeit – da muss doch etwas passieren. Dann spricht das Menschen an, dann kommen Leute zum Glauben.
Mit der Bibel könne man heute keine Katze mehr hinter dem Ofen hervorlocken, aber wenn Zeichen und Wunder geschehen, dann kommen die Menschen zum Glauben. Das klingt zunächst sehr plausibel, das gestehe ich zu. Aber es ist nicht biblisch argumentiert. Hier ist die biblische Argumentation: Johannes schreibt, dass diese sieben Zeichen und Wunder aufgeschrieben wurden, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus sei.
Mit anderen Worten: Wir heute, die wir die Zeichen und Wunder nicht sehen, wie sie damals durch die Apostel gewirkt wurden, haben das geschriebene Wort. Wir lesen von diesen Zeichen und Wundern in der Bibel und können dadurch genauso zum Glauben kommen. Ich behaupte sogar, dass es noch besser ist als für die, die die Wunder direkt erlebt haben. Denn Hunderte und Tausende haben die Wunder Jesu gesehen – die Speisungen mit den Viertausend und Fünftausend. Wo waren sie am Ende?
Die Zeichen und Wunder haben keine Umkehr bewirkt. Aber im Petrusbrief steht, dass das Wort Gottes die Wiedergeburt wirkt. Nun, sie hörten damals auch das Wort, aber sie haben es nicht in dem Sinn aufgenommen. Wir hingegen haben die ganze Bibel, wir können sie lesen und studieren. So kommen wir zum lebendigen Glauben, werden durch das Wort wiedergeboren und brauchen nicht die Zeichen und Wunder zu sehen, wie die Menschen damals.
Die Zeichen und Wunder waren nicht in erster Linie dazu da, um Leute sensationslüstern zu machen und sie so zum Glauben zu manipulieren. Sondern sie dienten dazu, die Verkündiger zu legitimieren, damit sie in Gottes Auftrag sprechen – sei es Jesus als Messias oder die Jünger als Apostel.
Wer dieser Verkündigung Glauben schenkte, kam durch sie zum Glauben, so wie wir heute durch die Bibel zum Glauben gekommen sind. Oder kennt jemand von uns, der durch ein Zeichen oder Wunder zum Glauben kam? Das kann vielleicht ein Mosaiksteinchen sein, das einen aufweckt oder aufrüttelt, aber die Wiedergeburt geschieht allein durch das Wort Gottes.
Zeichen und Wunder gab es zeitbedingt. In der Endzeit tauchen sie wieder auf – allerdings als Verführung.
Warnung vor falschen Zeichen und Wundern in der Endzeit
Wir wollen zwei Stellen lesen, die jetzt sehr wichtig sind: Hebräer 2,3-4. Lesen wir von Anfang an Hebräer 2,1:
„Deswegen müssen wir umso mehr auf das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht etwa am Ziel vorbeigleiten.“
Es steht nie irgendwo „achten, was wir gesehen haben“, sondern immer „gehört“ oder „gelesen“. Denn wenn das durch Engel verkündete Wort feststand und jede Übertretung und jeder Ungehorsam im Alten Testament gerechte Vergeltung empfing, wie werden wir dann entfliehen, wenn wir eine so große Errettung missachten?
Diese Errettung hat ja den Anfang ihrer Verkündigung durch den Herrn empfangen, durch Jesus, und ist uns von denen bestätigt worden, die es gehört haben, den Aposteln. Dabei gab Gott zugleich Zeugnis durch Zeichen, Wunder, mancherlei Machttaten und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen.
Hier ist die Zeitform sehr wichtig: Es steht, dass Gott Zeugnis gab durch Zeichen, Wunder und Machttaten.
Dieses Wort „gab“ steht im Griechischen in einer besonderen Zeitform, dem Aorist. Im Deutschen gibt es nur Imperfekt, Perfekt und Plusquamperfekt, aber im Griechischen gibt es zusätzlich den Aorist. Das ist eine Zeitform der Vergangenheit, die eine abgeschlossene Handlung bezeichnet – etwas, das vorbei, aus, abgeschlossen, finito ist.
Und genau das steht hier: Gott gab Zeichen und Wunder – Schluss. Denn er hat die Verkündigung Jesu als Messias und die der Apostel bekräftigt. Das ist jetzt nicht mehr nötig. Sie haben ihr Zeugnis abgegeben, es ist geschrieben, und wir können es lesen. Dadurch kommen wir zum Glauben und bleiben im Glauben.
Ganz wichtig: Hier stehen drei Begriffe, auf die ich euch bitte zu achten – Zeichen, Wunder und Machttaten. Diese wollen wir uns merken.
Jetzt gehen wir noch zu einer weiteren Stelle: 2. Thessalonicher 2,9-11. Dort kommen die gleichen Begriffe wieder vor, aber jetzt werden wir sehen, dass sie ein negatives Vorzeichen haben – wie in der Mathematik ein Minus davor, oder hier in der Sprache mit einem Wort davor. Das kennt ihr alle: Es heißt „Pseudo“.
Pseudozeichen, Pseudowunder und Pseudomachttaten – das heißt lügenhaft auf Deutsch. Das griechische Wort „Pseudo“ bedeutet „falsch“ oder „lügenhaft“.
In 2. Thessalonicher 2,9-11 ist vom Antichristen die Rede – von dem letzten dämonisierten Weltdiktator, der noch kommen wird. Dort heißt es in Vers 9:
„Ihn, dessen Ankunft gemäß der Wirksamkeit des Satans erfolgt, so wie Gott in Christus Mensch geworden ist, so wird der Satan im Antichristen Mensch werden, mit jeder Machttat und mit Zeichen und Wundern der Lüge.“
„Pseudo“ steht hier im Griechischen vor den gleichen Worten: Machttat, Zeichen und Wunder. Die griechischen Begriffe sind „Semeion“ für Zeichen, „Terasis“ für Wunder und „Dynamis“ für Machttaten, wobei „Dynamis“ die Kraft bezeichnet.
Es sind die gleichen Worte im Griechischen, nur hier bei 2. Thessalonicher mit der negativen Vorsilbe „Pseudo“, also lügenhaft.
Das muss uns doch hellhörig machen.
Die Bibel sagt, dass Zeichen und Wunder abnehmen. Das Wort übernimmt die Zeichenfunktion. Das geschah schon im ersten Jahrhundert, spätestens im zweiten, als das Wort komplett war, also der Kanon des Neuen Testaments.
Dann sagt die Bibel prophetisch voraus, dass in der letzten Zeit, im Vorfeld des Antichristen, wieder viele Zeichen, Wunder und Machttaten geschehen werden – aber Pseudo, lügenhaft.
Das muss uns wirklich aufmerksam machen. Das ist das Zeugnis der Bibel.
Abgesehen davon ist nicht alles, was heute unter der Flagge „Zeichen und Wunder“ segelt, wirklich ein echtes Zeichen oder Wunder. Vieles, was da angeboten wird, ist manipuliert. Es ist einfach nur der Wunsch der Vater des Gedankens.
Ja, es soll eine Heilung sein, aber in Wirklichkeit ist es oft nur eine vorübergehende kleine Linderung oder Ähnliches.
Ingrid? Ich habe eine konkrete Frage zu Ihrer Stelle. Im Kapitel 2, Vers 3 steht doch, dass offenbar der Mensch der Sünde… Ich habe immer gedacht, dass sich das eigentlich auf die Zeit bezieht, wenn der Antichrist schon da ist. Also nicht das Vorfeld beschrieben wird, sondern einfach die Zeit, wenn er da ist. Stimmt das so?
Ja, das ist sicher richtig. Ich würde auch sagen, dass sich das hauptsächlich auf die sieben Jahre bezieht, in denen der Antichrist da sein wird. Aber ich glaube, es beginnt schon im Vorfeld.
Wie fast alles in der Bibel vorgeschattet wird und sich schrittweise anbahnt, so wird es auch hier sein. Anders kann ich mir nicht erklären, was wir in diesem Jahrhundert bis zum heutigen Tag erlebt haben – als die Vorwehen dessen, was dann noch viel massiver kommen wird.
Da hast du vollkommen Recht: In der Zeit des Antichristen wird es noch viel schlimmer werden. Denn der Antichrist selbst wird tödlich verwundet werden. Er wird, ähnlich wie Kennedy vor dreißig Jahren, erschossen oder irgendwie getötet werden und tot dastehen.
Dann wird er vor der Weltöffentlichkeit wahrscheinlich live über Satelliten überall sichtbar wieder auferstehen.
Das wird der Höhepunkt dieser Entwicklung sein.
In 1. Johannes 2,18 heißt es:
„Kindlein, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden.“
Das zeigt: Der Antichrist kommt, aber es sind schon viele kleine Antichristen da. Im Vorfeld vollzieht sich also schon einiges. Das Eigentliche wird aber in den sieben Jahren der Zeit des Antichristen sein.
Gut, ich will noch schnell eine Folie auflegen. Die hatten wir hier im März mal an einem Sonntag. Die Unterscheidung „echte Wunder, falsche Wunder“ ist sicher keine vollkommene Unterscheidung. Ich möchte die Liste gern noch länger machen, wenn mir da jemand helfen kann.
Kriterien für echte und falsche Wunder
Echte Wunder, so kann man sagen, geschehen immer zur Ehre Gottes. Sie entstehen aus echtem Mitgefühl heraus. Jesus hat nie einfach nur gesagt: „Na ja, gut, du bist halt gesund.“ Stattdessen handelte er stets aus tiefem Mitgefühl.
Diese Wunder geschehen oft im Stillen, ohne jeglichen Sensationseffekt. Jesus hat häufig darum gebeten: „Sag es niemandem.“ Er hat nicht erst gesagt: „Hol erst mal alle, damit sie es sehen.“ Manchmal ist er sogar aus dem Dorf hinausgegangen oder hat die Menschen an einen anderen Ort geschickt, wo dann die Heilung geschah.
Im Gegensatz dazu stehen falsche Wunder. Diese verfolgen oft das Ziel menschlicher Ehre. Sie geschehen häufig aus Wunsch nach Aufmerksamkeit und Geltung. Solche Wunder finden möglichst auf Bühnen oder vor laufender Kamera statt. Sie werden oft auch angekündigt. Das habe ich selbst erlebt, zum Beispiel bei Reinhard Bonnke. Er sagte an einem Abend: „Ich weiß, heute wird der Herr noch ganz großartige Dinge tun.“ Doch woher wollte er das wissen? Wunder lassen sich nicht vorbestellen wie eine Pizza um die Ecke. Da ist etwas faul, um es milde auszudrücken.
Die Schlussfolgerung lautet: Zeichen und Wunder sind im Gemeindezeitalter nicht das Normale. Die Gemeinde Jesu hat vor allem das geschriebene Wort. Wenn wir uns an das Wort halten, haben wir es ja gelesen, zum Beispiel in Hebräer 2. Dort heißt es, wir sollen umso mehr auf das Wort achten, damit wir nicht am Ziel vorbeistreiben.
Im Griechischen wird dabei ein Bild verwendet: Ein Schiff, das am Hafen vorbeistreibt. So sollen wir nicht am Ziel vorbeistreiben, sondern auf dem richtigen Kurs bleiben.
Krankheit und Heilung: Chancen und Fehlentwicklungen
Kommen wir zu einem weiteren Punkt. Man könnte abendelang über Zeichen und Wunder sprechen, aber hier soll es nur ein Überblick sein. Wer möchte, kann sich in einzelnen guten Büchern weiter vertiefen und noch anderes dazu hören.
Sechstens: Krankheit und Heilung.
Als wir mit der Lehrauseinandersetzung am letzten Abend begonnen haben, habe ich zu Beginn einige ganz positive Punkte genannt, die wir uns in der Pfingst- und charismatischen Bewegung dick abschneiden können. Ein Punkt war die Fürsorge für die Kranken. Es wird wirklich darauf geachtet, dass die Kranken betreut werden, dass sie nicht links liegen gelassen werden und dass eine starke Fürsorge für die Kranken vorhanden ist.
Aber ich sagte schon damals: Das ist nicht alles, was wir dazu sagen können und müssen. Auch in diesem Bereich gibt es einige Fehlentwicklungen, so wie ich sie sehe.
Ich möchte ein kleines Erlebnis erzählen. Im Herbst 1983 musste ich dienstlich in einer Gemeinde in Karlsruhe-Durlach sein. Dort erlebte ich einen Pfingstgottesdienst mit. Ich war aufgefordert worden, zu prüfen, ob die Gemeinde biblisch ist oder nicht, weil ein Ehepaar, das dort hinging, mich darum gebeten hatte.
Ich ging völlig unvoreingenommen dorthin und war offen, auch Positives anzunehmen, was dort laufen könnte. Zunächst gab es eine Predigt, die ganz in Ordnung war. Man hätte ein Auge zugedrückt, die Predigt hätte ich wirklich gelten lassen. Sie handelte vom Gebet. Über das Gebet kann man auch nicht so viel falsch sagen, es war jedenfalls eine gute Predigt nach meiner Beurteilung.
Nach der Predigt rief der Pastor, der Verkündiger, Leute nach vorne. Er sagte: "Jetzt haben wir gehört von Jakobus 5, dass man Kranke auch nach vorne rufen kann zum Gebet, und das will ich jetzt auch praktizieren. Ist hier jemand im Raum, der krank ist und das Vertrauen hat, dass Gott ihn heute Morgen hier anrühren könnte?"
Neben mir stand ein vierundachtzigjähriger Mann auf, der links neben mir auf dem Stuhl saß. Er ging nach vorne. Der Prediger fragte ihn vor der ganzen Versammlung: "Bruder, was fehlt dir denn?" Er antwortete: "Ich habe Herzmuskelschwäche." Vierundachtzig Jahre alt.
Ich habe mal nachgelesen: Das Herz hat mit vierundachtzig Jahren etwa dreieinhalb Milliarden Mal geschlagen und eine Blutmenge durch den Körper gepumpt, die achtzig Kesselwagen der Deutschen Bundesbahn füllen könnte – ein mittelgroßer Baggersee.
Jetzt Herzmuskelschwäche mit 84 – ist das normal? Ich möchte sagen, das ist ja … ich sage das Wort nicht, aber so normal ist das ja.
Der Prediger salbte ihn mit Öl, rief noch einen Ältesten zu ihm, und dann kniete sich der 84-Jährige hin. Sie beteten über ihm. Ich gebe das Gebet sinngemäß wieder, teilweise wörtlich:
"Herr Jesus Christus, du hast am Kreuz alle unsere Krankheiten getragen und besiegt, und du willst nicht, dass deine Kinder krank sind. So gebieten wir jetzt in deinem Namen: Weiche, du Krankheitsgeist! Weiche! In Jesu Namen sei geheilt!"
Dann betete der andere noch, und es kam Zungenrede dazu. Der Bruder ging wieder auf seinen Platz und setzte sich neben mich.
Ich fragte ihn am Schluss, deshalb weiß ich, wie alt er war: "Geht es schon besser?" – "Nein, im Moment spüre ich noch nichts."
Jetzt arbeiten wir das auf:
Was war da falsch? Erstens: Schon die ganze Praxis, ihn nach vorne zu rufen, steht nicht in der Bibel. In Jakobus 5 steht: "Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten." Nicht der Wunderheiler ruft den Kranken vor die Gemeinde auf die Bühne, sondern der Kranke ruft die Ältesten in ein stilles Kämmerlein. Genau entgegengesetzt.
So, jetzt ist er da vorne. Dann das Gebet: "Du willst nicht, dass deine Kinder krank sind." Kommen wir gleich darauf: Das ist eine der Behauptungen, die in der Pfingstbewegung immer wieder aufgestellt werden. Gott will nicht, dass seine Kinder krank sind. Krankheit kommt grundsätzlich von Satan, und Gott will nicht, dass seine Kinder krank sind.
Man müsste dann hinterfragen: Wie soll das gehen? Sollen Christen bis 94 Jahre – wie Inges Oma – kerngesund sein und dann eines Tages umfallen und tot sein? Wenn das bei allen Christen so wäre, würden sich bald viele bekehren, weil sie das sehen würden – aber auch, damit sie gesund werden, nicht weil sie einen Erlöser brauchen. So geht das ja nicht.
Dann war das Gebet falsch, ein zwingendes Gebet. Sie beteten: "Weiche, du Krankheitsgeist!" Also da war ein Krankheitsgeist, ein Dämon. Sie haben letztlich den Herzmuskelschwächenden Dämon ausgetrieben. Den gibt es aber nicht. Es gibt keinen Herzmuskelschwächenden Dämon.
Wir müssen das mal so umsetzen: Die haben das gut gemeint, sie haben es wirklich ernst gemeint. Aber es ist nicht biblisch, sie haben die Schrift nicht hinter sich. Sie gehen über die Schrift hinaus. Das war gut gemeint, und vielleicht hat es ihm auch vorübergehend geholfen, aber ich glaube nicht, dass Gott einem 84-Jährigen alle Gebrechen wegnimmt, auch nicht einem 53- oder 36-Jährigen.
Also stimmt es nicht, dass alle Krankheiten vom Teufel kommen. Das können wir so nicht sagen. Das werde ich gleich noch auf der Folie zeigen.
Vorher noch einmal die Folie, die ich von Ralf Schareski übernommen habe:
Unser Problem ist die Sünde und der Tod. Unsere Stellung in Christus ist, dass unsere Sünde vergeben ist. Wenn wir unter das Kreuz gekommen sind und die Vergebung Jesu angenommen haben, sind wir reingewaschen mit seinem Blut. Wir sind gerecht in Jesus Christus – das ist unsere Stellung.
Im Blick auf den Tod sagt die Bibel: Wir sind aus dem Tod in das Leben übergegangen. Das ist juristisch die Situation für Christen.
Aber unsere praktische Erfahrung ist, dass Sünde immer noch in uns ist. Wir dürfen diese Sünde als Christen immer wieder bekennen, sobald sie uns bewusst wird. Wir haben noch sterbliche Leiber und werden noch krank.
Das ist unsere Erfahrung. Obwohl wir schon errettet sind, obwohl wir schon das ewige Leben haben, werden wir trotzdem mit diesem Leib und auch mit der Seele noch krank.
Wir dürfen aber um Heilung bitten, wir dürfen Gott in jedem Fall um Heilung bitten. Wir werden gleich noch sehen, wie.
Und dann haben wir noch eine wunderbare Hoffnung, die Weltmenschen so nicht kennen: Wir werden wie Jesus werden, nämlich sündlos. Die Bibel sagt: Wir werden ihn sehen, wie er ist, und wir werden ihm gleich sein. Wir werden neue Körper bekommen, Auferstehungsleiber – das ist unsere Hoffnung.
Also eine Spannung: Wir sind schon gerecht und haben schon das ewige Leben, und trotzdem sündigen wir noch, müssen noch sterben und dürfen um Heilung bitten. Das ist die Spannung, in der wir stehen.
Jetzt haben wir gesagt: Es wird behauptet, alle Krankheit sei von Satan. Das ist nicht differenziert, das ist pauschal.
Ich will hier mal ein bisschen differenzieren. Wir haben die Folie auch schon mal gesehen bei unserem Thema Jakobus 5: Verschiedene Herkunftsmöglichkeiten von Krankheit.
Krankheit kann von Gott in unser Leben kommen. Natürlich hat damit auch Satan oder die Sünde etwas zu tun, weil erst nach dem Sündenfall überhaupt Krankheit in dieser Welt ist.
Aber Gott kann sie in mein Leben hineinverordnen oder zulassen – als Heimsuchungs- oder Strafmittel bei Ungläubigen beziehungsweise als Erziehungsmittel bei Gläubigen.
In 1. Korinther 11 steht zum Beispiel, dass Gott die, die in unwürdiger Haltung am Abendmahl teilnehmen, züchtigt – damit sind Christen gemeint. Wenn wir in Unversöhnlichkeit das Mahl nehmen, kann Gott uns erziehen, züchtigen, krank werden lassen, Misserfolge erleben lassen etc.
Krankheit kann natürlich tatsächlich von Satan kommen, wie bei Hiob. Satan war es, der ihn krank machte – natürlich unter der Zulassung Gottes. Satan kann überhaupt nichts tun ohne die Zulassung Gottes. Er ist der Kettenhund Gottes, wie Luther sagte.
Durch menschliches Verschulden gibt es auch noch so einen Zwischenbereich. Wir können nicht immer genau sortieren, was von Gott und was von Satan kommt. Hier gibt es einen Zwischenbereich.
Hochmut, Geiz, Sorge, Überarbeitung, lasterhafte Lebensführung, Missachtung des Ruhetages, Unversöhnlichkeit, unwürdiger Abendmahlsgenuss, Ungehorsam, okkulte Sünden können mich krank machen an Leib oder Seele.
Natürlich hat die Sünde da die Hand im Spiel und letztlich auch Satan, aber zunächst einmal bin ich dafür verantwortlich.
Wir müssen also differenzieren und können nicht einfach pauschal sagen, alles kommt von Satan.
Nun sagen die Geschwister in der Pfingst- und charismatischen Bewegung auch sehr oft, dass, wenn schon ein Christ krank wird, er aber nicht krank bleiben muss – jedenfalls nicht länger, als bis er die Heilung im Glauben von Gott angenommen hat.
Sie sagen nicht nur, dass man um Heilung bitten kann, nein, man kann die Heilung in jedem Fall richtig abrufen, wenn man nur genug Glauben hat.
Sie stützen sich dabei auf Jesaja 53,4: "Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen" (Jesaja 53).
Sie sagen: Der Herr Jesus hat am Kreuz meine Krankheit getragen, also muss ich sie nicht mehr tragen. "Jesaja 53 – ich nehme das für mich, und dann werde ich gesund."
Das ist nicht logisch. Der Herr Jesus ist für meinen Tod gestorben, trotzdem muss ich noch sterben. So kann ich nicht argumentieren.
Aber ich habe noch ein wichtiges biblisches Argument. Wenn ihr kurz mit mir Matthäus 8, Vers 17 aufschlagt:
Dort wird vom Heilungsdienst Jesu berichtet, von seinem irdischen Heilungsdienst. Dann heißt es in Vers 17: "Damit vollständig erfüllt würde, was durch den Propheten Jesaja geredet ist: Er selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten."
Matthäus bezieht dieses Wort auf den irdischen Heilungsdienst Jesu und sagt, hier hat sich dieses Wort vollständig erfüllt. Hier, als Jesus damals Kranke heilte, hat sich das erfüllt.
Und dann ging er ans Kreuz und nahm das auf sich.
Aber es ist nicht bezogen auf die Zeit der Gemeinde, sondern auf die Zeit bis zum Kreuz.
Hier steht: Es ist vollständig erfüllt, was durch den Propheten Jesaja geredet ist.
Gut, Heilung ist also im Opfer Jesu nicht unbedingt inbegriffen.
Heil schenkt Gott jedem, der ihn darum bittet.
Wenn heute irgendwo auf der Erde ein Mensch betet: "Wer den Namen des Herrn anruft, der soll errettet werden." Herr Jesus, rette mich! – Der wird garantiert gerettet, egal wo er ist und was er auf dem Kerbholz hat.
Aber Heilung gibt Gott in dieser Zeit, wann und wo er will.
Das ist der Unterschied.
Heil generell überall – das ist die Gnadenzeit, in der wir jetzt leben.
Das große Vorrecht der Gnadenzeit.
Es wird eine Zeit kommen, da werden sich Menschen bekehren wollen und nicht mehr können.
Heute können sie es, wollen oft aber nicht.
Das ist die Tragik.
Wie sollen wir beten?
Diese Brüder in Durlach beteten: "In Jesu Namen sei geheilt, weiche du Krankheitsgeist!"
Ein wichtiger Zusatz fehlte bei ihrem Gebet: "Herr, wenn du willst."
Gott ist doch nicht unser Oberkellner, der die Heilung auf dem Tablett serviert, wenn wir einmal so geschnalzt haben.
Das ist letztlich eine Entehrung der Majestät Gottes, wenn ich Gott so behandle.
Ich muss Gott freigeben in seiner souveränen Entscheidung.
Wenn Gott diesem 84-jährigen Herzmuskelschwäche geschehen lässt, vielleicht will Gott oder wollte Gott, dass der einige Monate später an der Sache stirbt.
Von Elisa heißt es in 2. Könige 13, als Elisa an der Krankheit erkrankte, an der er sterben sollte.
Ich habe schon mal gesagt: Nicht alle werden wie Elija mit einem feurigen Wagen in den Himmel geholt, manche müssen auch an Krankheiten sterben.
Das ist realistisch.
Diesen Aufbau habe ich in Matthäus 8 entdeckt, in dem Kapitel, das wir vielleicht noch aufgeschlagen haben.
Wir können sagen: Der Glaube sagt, wie dieser Aussätzige, von dem hier die Rede ist: "Herr, du kannst mich wohl reinigen. Wenn du willst, so kannst du mich reinigen."
Er sagt: "Du kannst." Gott kann jede Krankheit heilen – Krebs im letzten Stadium, MS und alles, was es geben kann, Aussatz. Gott kann heilen.
Oft genug bewiesen.
Aber die Ehrfurcht ergänzt: "Wenn du willst."
Das fragt der Aussätzige hier: "Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen."
Ich gebe dich frei, dein Wille geschehe.
Du musst nicht.
Er hat ihn nicht gezwungen, kein zwingendes Gebet.
Und die Demut fügt hinzu, wenn du es tust, bin ich es gar nicht wert.
Das sagt nämlich der Hauptmann dann in Matthäus 8: "Herr, ich bin nicht würdig, dass du unter mein Dach trittst. Wenn du es tust, bin ich es gar nicht wert."
Das ist die richtige Haltung eines biblischen Glaubensgebetes.
Ich sehe, dass einige schreiben, ihr kriegt das nachher alles schriftlich, wenn ihr wollt, auf dem Ausdruck.
Ja, es ist alles festgehalten.
Das sollten wir uns gut einprägen: diese Struktur eines biblischen Glaubensgebetes ohne Zwingen, mit "wenn du willst".
Wir brauchen diesen Zusatz immer, es sei denn, wir beten um Errettung von uns selbst oder für andere Menschen.
Wir brauchen nie beten: "Herr, rette meinen Bruder, wenn du willst."
Gott will ihn retten, denn Gott will, dass alle gerettet werden.
Da brauchen wir es nicht.
Wir sollten vielleicht auch noch mal fragen: Welche Haltung steckt dahinter, wenn wir so beten, dass Gott unbedingt gesund macht?
Ich habe schon mal gesagt, in einem Wartezimmer eines gläubigen Arztes – das ist jetzt gut für die Arztbrüder unter uns, dass sie das auch noch mal hören – Gott ist der Herr, der Arzt bin ich.
"Wenn er es will, kuriere ich dich."
Das ist die richtige Haltung – für Arzt und Patient.
"Wenn er es will, kuriere ich dich."
Der Wille Gottes steht über allem anderen.
Und dann die Frage: Welche Krankheiten werden eigentlich geheilt?
In Pfingst- und charismatischen Kreisen liest man immer wieder Zeugnisse oder hört Zeugnisse von Heilungen.
Aber wenn man da mal genau nachhakt …
Das ist jetzt eine Folie, da steht sehr viel drauf, das kann man vielleicht gar nicht alles vom Platz aus lesen.
Ein amerikanischer Arzt, Dr. Nolan, hat langjährige Untersuchungen gemacht.
Dieser Arzt unterscheidet zwischen organischen Krankheiten wie Krebs, Gallensteinen, gebrochenen Knochen oder Verletzungen und Funktionsstörungen wie Magenschmerzen, Brustschmerzen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen bei ansonsten gesunden Organen.
Dr. Nolan berichtet, dass er in seinen Forschungsarbeiten keine charismatischen Heiler gefunden hat, die die Fähigkeit haben, organische Krankheiten zu heilen – nur funktionelle Störungen.
Der Unterschied zwischen den biblischen Krankenheilungen und den Heilungen der modernen charismatischen Heiler ist unendlich groß.
In der Bibel werden oft organische Heilungen berichtet, nicht nur ein psychosomatisches Leid, nur in Anführungsstrichen.
Jesus hat sogar dem blind Geborenen neue Augäpfel erschaffen – Anophthalmie, fehlende Augäpfel.
Jesus hat ihm neue Augäpfel gemacht.
Das möchte ich heute mal bei jemandem sehen.
Dr. Nolan erhielt von Catherine Kuhlman, einer amerikanischen Wunderheilerin, eine Namensliste von acht Personen, die durch sie von Krebs geheilt worden seien.
Von den acht beantwortete nur einer die Anfrage von Dr. Nolan.
Dieser Patient wurde angeblich vom Prostatakrebs geheilt.
Dr. Nolan schrieb dazu, dass dieser Patient Hormonbehandlung und Strahlenbehandlung erhielt.
Da diese Art von Krebs auf Hormonbehandlung und Strahlenbehandlung anspricht, ist es nicht eindeutig, ob er durch ärztliche Behandlung oder durch Kuhlman geheilt wurde.
Viertens: Eine zeitliche Unterbrechung der Symptome und Schmerzen, verursacht durch Funktionsstörungen, ist beobachtbar.
Diese Art von Symptomen ist aber auch durch positives Denken und hypnotische Praktiken beeinflussbar.
Fünftens: Unter vielen Menschen ist eine Unwissenheit und Einfältigkeit zu finden, die von charismatischen Wunderheilern ausgenutzt wird.
Dr. John MacArthur, unser Gastredner nächstes Jahr auf der KfG-Konferenz, so Gott will, berichtet von einem Mann, der zu ihm kam und behauptete, seine Frau sei durch ihren Pastor geheilt worden.
MacArthur erkundigte sich: "Wie geht es ihrer Frau jetzt?"
Der Mann antwortete: "Oh, sie ist jetzt gestorben."
MacArthur fragte weiter nach und stellte fest, dass die Frau innerhalb eines Jahres nach ihrer wunderbaren Heilung von Krebs gestorben ist.
Also wird das oft groß publiziert: Krebsheilung, und vielleicht wenige Wochen oder Monate später ist eine Beerdigung.
Das steht dann aber nicht mehr in der Zeitung.
Es gibt vorübergehende Besserungen.
Denkt an unseren Bruder Ernst Maier, wie krank er vor einigen Monaten war.
Er wurde zum Sterben nach Hause entlassen und im Oktober hat er uns die Vorträge übersetzt auf der Konferenz.
Gott kann großartige Dinge tun.
Ja, das letzte noch:
Sechstens: Dr. Nolan beschrieb Catherine Kuhlman als unwissend auf medizinischem Gebiet.
Sie glaubte, dass Menschen mit organischen Krankheiten, die zu ihr kamen, wirklich geheilt wurden.
Er beschuldigte sie nicht des Betrugs.
Aber Dr. Nolan war überzeugt, dass diese Menschen durch Kuhlman nicht von organischen Krankheiten geheilt wurden.
Wenn, dann waren es vorübergehende funktionelle Störungen, die besser wurden, ohne vollständige Linderung, aber manchmal kam das dann auch wieder zurück.
Deshalb sollten wir nicht naiv oder blauäugig sein, wenn wir hören: "Oh, da in Karlsruhe, da in Frankfurt, da war ein Heiler, da sind Leute gesund geworden."
Es gibt zum Beispiel Spezialisten, die sich darauf spezialisiert haben, zu kurz geratene Beine wieder länger zu machen.
Da ist ein Südamerikaner, der Ende Oktober in Karlsruhe war und sich darauf spezialisiert hat, zu kurz gewachsene Beine zu verlängern.
Er ruft die Leute nach vorne und sagt ihnen: "Ihre Rückenschmerzen sind eindeutig, Ihr rechtes Bein ist zwei Zentimeter zu kurz."
Das sagt er einer siebzigjährigen Frau, als ob sie das siebzig Jahre lang nicht gemerkt hätte.
Sie hätte mit dreißig wahrscheinlich kaum noch gehen können, wenn das so gewesen wäre.
Das sind Dinge, die manchmal hanebüchen sind und doch geglaubt werden – manchmal auch gutmütig geglaubt.
Die Gefahr bei dieser ganzen Geschichte ist, das Christentum zu einer Gesundheitsreligion zu machen.
Das Christentum ist keine Gesundheitsreligion.
Es geht um Errettung, um die Beziehung zu Gott und dann um ein Leben in seiner Nachfolge, das ihn verherrlicht – aber nicht in erster Linie um Gesundheit für unseren Körper.
Das kann mal mitgeliefert werden wie die Sahne auf dem Kuchen, aber der Kuchen ist etwas anderes.
Ich möchte theologisch sagen: Die Erlösung durch das Opfer Jesu am Kreuz ist wichtiger als die Auswirkung der Erlösung – nämlich Heilungen meines Körpers oder auch der Seele.
Wir freuen uns immer, wenn das geschieht, und wir dürfen darum beten, so wie wir es eben gehört haben.
Aber wir wollen daraus keinen Götzen machen.
Denn Gott tut oft mehr durch Wunden als durch Wunder.
Wir sind nicht durch Jesu Wunder erlöst, sondern durch seine Wunden am Kreuz.
Der Satan wollte ein Wunder tun und sagte: "Komm, steig herab vom Kreuz!"
Jesus hat es nicht getan.
Er wusste, die Wunden bringen mehr als Wunder.
Die Zungenrede als umstrittene Gabe
Siebtens, vorletzter großer Punkt: die Zungenrede als angebliches Zeichen der Fülle.
Manche von uns wissen vielleicht gar nicht, was ich damit meine, haben das noch nie gehört und noch viel weniger praktiziert. Zungenrede bedeutet einfach das Reden in einer Sprache, die man nicht gelernt hat. Es ist also nicht so, als würde ich jetzt ein bisschen Englisch sprechen, das ich gelernt habe, sondern eine Sprache, die man nicht gelernt hat und die auch der andere zunächst nicht versteht.
Das kommt in der Bibel vor. Es gibt natürlich biblisches Zungenreden. Wir müssen jetzt erst einmal fragen: Was war biblisches Zungenreden? Das biblische Zungenreden war eine real existierende Sprache. In Apostelgeschichte 2, als Petrus am Pfingsttag in Zungen sprach, hörten ihn sechzehn verschiedene Nationalitäten in ihrer Muttersprache reden. Das waren normale, existierende Schrift- und Sprechsprachen, die es gab.
Das Zungenreden in der Bibel war immer an Gott gerichtet. Es steht in 1. Korinther 14,2, dass es ein Zeichen für Israel war. Außerdem war es eine Offenbarungsgabe, die ich gleich noch erkläre. Durch diese Gabe gab Gott den jungen Gemeinden Offenbarungen, die sie noch nicht schriftlich hatten, da es zu dieser Zeit noch kein Neues Testament gab.
Ihr müsst wissen: Nach Pfingsten entstanden überall neutestamentliche Gemeinden. Diese hatten kein Neues Testament, nicht einmal das Alte Testament in vollem Umfang. Das Alte Testament war nur mit viel Geld und Beziehungen, wenn überhaupt, zu erhalten und spielte nur eine begrenzte Rolle. Es gab es, wenn überhaupt, nur in den Synagogen.
Diese Gemeinden sollten wie neutestamentliche Gemeinden leben, wussten aber nicht, wie ein Christ in Ehe und Staat lebt, wie man sich gegenüber dem römischen Staat verhält, wie man das Abendmahl feiert oder wie man mit Ehe und Scheidung umgeht. All diese Dinge wussten sie nicht. Die Briefe, die wir heute haben, gab es damals noch nicht.
Deshalb kam Gott diesem Mangel in einer Übergangszeit mittels dreier Offenbarungsgaben entgegen. Wir werden das gleich noch sehen.
Das Zungenreden heute ist oft nur ein Gelalle. Ich werde euch gleich etwas vorspielen. Ein amerikanischer Sprachwissenschaftler hat weltweit 120 Sprachen erforscht. 30 Sprachen hat er fließend gesprochen – ein echtes Sprachgenie.
Diesem Mann wurden Aufzeichnungen von Zungenreden aus verschiedenen Pfingst- und charismatischen Gemeinden gegeben, die er analysieren sollte. Er sagt: Jede Sprache auf dieser Welt, selbst der primitivste Dialekt in Neuguinea, hat eine Grammatik, ein Logos, ein System, einen Aufbau. Man kann es sofort entschlüsseln. Leute, die sich damit auskennen, erkennen sofort, wie die Sprache aufgebaut ist.
Dann hörte er die Bänder mit Zungenreden und sagte: Das ist Gelalle. Da ist keine Ordnung drin, kein System, keine Grammatik, nichts.
Jetzt frage ich euch: Die Bibel sagt, Gott ist nicht ein Gott der Unordnung. Kann das von dem Heiligen Geist kommen, der Person Gottes? Nein, wenn Gott nicht ein Gott der Unordnung ist.
Ich will euch mal etwas vorspielen. Ich habe extra eine Zungenrede aus den USA genommen. Könnte eigentlich jemand von uns betrunken sein? Höcksel Siggi, der aus Florida, Lakeland, kommt, ich weiß nicht, ob ihr das schon mal gehört habt.
Hier ist ein Gottesdienst, ein öffentlicher Gottesdienst, eine Riesengemeinde mit über tausend Leuten. Jemand betet vor der Predigt. Er betet, und nach seinem Gebet bricht plötzlich Zungenrede aus der Gemeinde aus. Dann wird die Zungenrede ausgelegt. Jetzt hören wir uns das mal an:
"Help it to be word life to each of us. We know that the letter of the law tilleth, but it's the spirit of his life. So I pray, that you will just hover over God's servant as he ministers, bless all members of the congregation as they listen, those that are listening by cassette, those that are listening over the radio, pour out their spirit and help us to know Jesus. That you are coming soon in your beautiful name we pray amen and we see you listen to the word of the lord listen carefully let the word of the lord give you light for it has been said anointed by the spirit may god send the spirit into your midst with the word and if you will heed the law of liberty you can be set free from the rudiments of this world from the bondage of sin from wickedness from debauchery."
Das soll genügen!
Also, ihr habt das Gebet gehört. Er betet einfach für den Gottesdienst, für die Versammlung, dass das Wort Gottes Leben gibt. Und dann bricht auf einmal die Zungenrede einer Frau aus. Wenn ihr den Klang hört, wiederholt sich immer etwas: Horekith, Shandor und so weiter. Es wiederholt sich immer wieder in Variationen um dieses Thema. Danach kommt die Auslegung.
Er legt das so aus, wie er es gerade vor der Predigt brauchen kann, sage ich mal. Da müssten eigentlich ein paar Worte immer wieder vorkommen, weil sie sich immer wiederholt haben. Das ist aber nicht der Fall. Es ist manipuliert.
Da bin ich fest davon überzeugt, dass er nicht wirklich von Gott die Eingebung hatte, was die Frau gebetet hatte. Er hat es so weitergegeben, wie es hätte sein können und was gerade gut passt.
Das meine ich.
Ja, bitte?
Laut: Sie ging an und zog mich zurecht, und der Dampfer kam auf und hat einfach was dahingenallt und machte sich so rein. Danach schrieb einer auf und hat das übersetzt. Dann sagte er: Ich kann das überhaupt nicht so hinbekommen. Ich habe euch aber entlarvt – das war nur Gelalle. Ich kann es nicht. Man hat es nur entlarvt.
Aber einfach nur um zu zeigen, dass es wirklich nur Gelalle ist.
Das empfehle ich nicht zur Nachahmung. Das kann nur Dankmar Fischer machen. Wer ihn kennt, weiß, dass er das kann. Aber ich würde es nicht nachmachen.
Okay, gut. Dem habe ich schon spezielle Dinge erlebt.
Wir haben also gesehen: Zungenrede heute ist oft Gelalle ohne Grammatik. Es wird oft als Zeichen für Gläubige eingesetzt. Die Bibel sagt aber, es ist ein Zeichen für Ungläubige.
Es wird oft in den Gemeinden für die Gläubigen ausgelegt. Es ist oft an die Versammlung gerichtet, nicht an Gott.
Das Wichtige ist: Direktoffenbarungen haben nach dem Zeugnis der Bibel, wie wir gleich sehen werden, aufgehört. Das gibt es heute so gar nicht mehr.
Die letzte Erwähnung der Zungenrede finden wir in Apostelgeschichte 19 und in 1. Korinther 12 bis 14, also etwa zwischen 52 und 54 nach Christus.
In der ganzen Offenbarung des Johannes kommt keine Zungenrede mehr vor. Sie wird überhaupt nicht mehr erwähnt.
Das Ende der prophetischen Gaben und die Reife der Gemeinde
Jetzt der letzte große Brocken heute Abend. Wenn ihr noch ein bisschen euren Geist motivieren könnt zu folgen, dann ist es die Besprechung von 1. Korinther 13,8-13. Dort steht ja das Hohe Lied der Liebe, aber das ist einer anderen Predigt vorbehalten. Wir wollen uns jetzt den zweiten Teil anschauen, über den so gut wie nie gepredigt wird. Oft wird über das Hohe Lied der Liebe gepredigt, ja, aber nicht über den zweiten Teil.
Und da geht es hauptsächlich um den Vers 8, 1. Korinther 13, Vers 8 bis zum Schluss. Wollen wir ihn erst einmal lesen? Paulus schreibt: „Die Liebe vergeht niemals“ (1. Korinther 13,8). Seien es aber Weissagungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen oder Zungen – „Zungen“ bedeutet Rede, Glosse, das griechische Wort –, sie werden aufhören. Seien es Erkenntnis – es ist nicht genau übersetzt, da steht „Gnosis“, das heißt eigentlich Wissen. „Epignosis“ heißt Erkenntnis. Ich weiß nicht, warum die Elberfelder hier mit Erkenntnis übersetzt. Sei es Wissen oder Kenntnis, sie wird weggetan werden.
Denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise. Das ist auch nicht glücklich übersetzt. Luther übersetzt es noch schlechter mit „Stückwerk“. „Stückwerk“ hört sich für uns an wie etwas Unfertiges, aber das ist stimmbar. Im Griechischen heißt es „ekmerus“, das heißt, es ist noch nicht vollständig, aber qualitativ gut. Es ist eben noch nicht vollständig – das ist gemeint.
Vers 9: „Denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise. Wenn aber das Vollkommene kommt, wird das, was stückweise ist, weggetan werden.“
Jetzt folgen zwei Illustrationen: „Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war.“
Denn „wir sehen jetzt mittels eines Spiegels undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin.“
Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Die größte aber von diesen ist die Liebe.
Ganz einfach: Drei Dinge werden bleiben, schreibt Paulus, nämlich Glaube, Hoffnung und Liebe. Der Glaube wandelt sich im Himmel zum Schauen, aber eine Form des Glaubens, die Treue, bleibt noch. Hoffnung wird erfüllt, und Liebe bleibt ewig, weil Gott die Liebe ist. Diese Dinge werden bleiben.
Aber er sagt auch, dass drei Dinge aufhören werden. Und jetzt ist interessant, dass ausgerechnet diese drei – prophetisches Reden, Zungenrede und Wissen – aufhören sollen. Was verbindet diese drei? Es gibt über zwanzig Gnadengaben im Neuen Testament, und nur diese drei sollen aufhören. Warum gerade diese drei?
Sie haben etwas gemeinsam: Das sind drei direkt inspirative Gaben. Nur diese drei hat Gott gebraucht, um direkt in die jungen Gemeinden Offenbarungen zu geben. Denkt daran: Sie hatten kein Neues Testament und sollten wie neutestamentliche Gemeinden leben. Sie sollten predigen. Von was sollten sie denn predigen? Sie hatten das Alte Testament nicht, sie waren darauf angewiesen, dass Gott ihnen Offenbarungen gibt zur Predigt.
Das war eine Übergangszeit. Wir können sagen: Vom Jahr 30 bis 60 nach Christus hatten die Gemeinden zunächst gar nichts, vielleicht auch noch weiter bis 70 oder 80, bis die Briefe und Schriften vervielfältigt und in die Gemeinden gegeben wurden. Dann hatten sie etwas Schriftliches zur Hand. Bis dahin waren diese Gaben die Mittel, mit denen Gott in die Gemeinden hineinschrieb.
Aber je mehr sich der Kanon vervollständigte – das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung, wurde um das Jahr 90 nach Christus gegeben – und spätestens um 125 nach Christus haben wir Belege, dass das Neue Testament komplett war, so wie wir es heute haben. Ab diesem Zeitpunkt gingen diese drei Gaben zurück. Zwei davon hörten schlagartig auf, und eine, das Zungenreden, ebbte langsam ab, so steht es hier.
Prophetisch – so hat Paulus vorausgesagt – so wird es kommen: Diese drei hören auf. Und das ist auch ganz verständlich und plausibel.
Jetzt gebraucht Paulus noch zwei Bilder und sagt: Es ist wie mit dem Kind. Wenn es Kind ist, dann redet es wie ein Kind, spielt kindliche Spiele, trägt kindliche Kleidung. Wenn es größer wird, verändert es sich hin zum Mannesalter.
So ist es auch mit der Gemeinde. Hier war die Gemeinde im Kindheitsstadium und brauchte quasi Muttermilch, also direkte Offenbarungen von Gott. Doch dann wurde die Gemeinde größer, wuchs und bekam die feste Nahrung des Wortes, lernte lesen, bekam die Bibel in die Hand – und dann hörte diese Muttermilch auf. Man gibt einem Kind von acht oder neun Jahren keine Muttermilch mehr. Das kann andere Dinge essen, und schon gar nicht einem Siebzigjährigen.
Somit sind wir heute in einer anderen Phase im Gemeindezeitalter, eher ganz hinten vor der Wiederkunft Jesu und nicht mehr in der Kindheitszeit.
Dann gebraucht Paulus das andere Bild mit dem Spiegel. Das ist sehr wichtig, weil es oft missverstanden wird.
Ach so, ich muss zuerst noch sagen: Das Vollkommene, das kommen wird, ist nicht die Vollendung, also der Himmel. Das griechische Wort „to teleion“ kommt 42 Mal im Neuen Testament vor und bezeichnet kein einziges Mal die Vollendung im Himmel, sondern immer das, was hier auf der Erde nach Gottes Art und nach Gottes Plan zum Ziel kommt und damit endgültig ist. Das ist gemeint.
Kein einziges Mal wird dieses Wort für Dinge gebraucht, die erst im Himmel vollkommen sind, sondern immer für das, was Gott hier schon vollkommen wirken will. Zum Beispiel von der Feindesliebe: „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“, nämlich eure Feinde lieben (Matthäus 5,48). Hier aber in dieser Zeit haben wir noch Feinde. Im Himmel gibt es keine Feinde mehr.
Paulus verwendet diese beiden Illustrationen – das Kind und den altertümlichen Spiegel. Wenn wir heute in den Spiegel schauen, haben wir wunderbare Spiegel, wir sehen uns genau, wie wir sind. Der altertümliche Spiegel war aber ein ganz schwacher Spiegel, der das Gesicht nur sehr unklar, sehr lückenhaft wiedergab.
So will Paulus sagen: Das Offenbarungsbild, das die einzelnen Propheten gaben, wenn hier in der Gemeinde einer aufstand und da einer etwas sagte, das war alles wie das lückenhafte Bild eines damaligen Spiegels.
Hingegen die vollständige Offenbarung haben wir im Neuen Testament. Die ist klar wie das direkte Sehen, nicht wenn ich in den Spiegel schaue, sondern wenn ich direkt jemandem ins Angesicht sehe und sein Gesicht erkenne.
Und das ist jetzt sehr wichtig: „Von Angesicht zu Angesicht“ beschreibt nicht die zukünftige Begegnung mit Christus im Himmel, wenn ich ihn von Angesicht zu Angesicht sehe. Davon ist gar nicht die Rede. Der Ausdruck beschreibt das direkte, lückenlose Sehen ohne dazwischen gestellten Spiegel.
Wenn ich jemand anderen sehe, ihm ins Gesicht schaue, dann sehe ich das Gesicht ganz klar – nicht wie wenn ich mein eigenes in diesem altertümlichen Spiegel angucke.
Christus sehe ich nicht erst in der Vollendung im Himmel, sondern nach dem Neuen Testament kann ich ihn unmittelbar nach dem Tod schon schauen, wie in 2. Korinther 5 und auch in Philipper 1 steht.
Somit sehen wir: Diese Stelle hier wird in der Pfingst- und charismatischen Bewegung natürlich anders ausgelegt. Dort sagt man oft: „Ja, bitte, das Vollkommene ist nicht das Wort Gottes, sondern das ist der Himmel, da hören diese Gaben auf.“
Nein, im Himmel hören alle Gnadengaben auf – alle, auch die prophetische Rede und alle anderen. Barmherzigkeit, all diese Gaben hören im Himmel auf. Das ergibt keinen Sinn.
Diese drei sollen aufhören, sagt Paulus. Warum diese drei? Weil Gott sich dieser drei bedient hat, um in die jungen Gemeinden seine Offenbarungen zu geben. Und sie waren nicht mehr nötig, als das Neue Testament sich vervollständigte und komplett war.
Abgesehen davon: Kennzeichen der Erfüllung mit dem Heiligen Geist sind niemals die Gaben, sondern immer die Frucht des Geistes.
In der Pfingstbewegung wird es so angesehen, dass nur der, der in Zungen reden kann, wirklich den Heiligen Geist hat. Das sei der Beweis, dass er mit dem Geist getauft ist. Geschäftsleute des vollen Evangeliums haben das sogar in ihren Statuten stehen: Es wird nur einer anerkannt, der in Zungen reden kann.
Das ist klassische Pfingstlehre. Nicht jeder Charismatiker wird das so sagen, aber die klassische Pfingstlehre. Und das ist nicht wahr, das ist nicht richtig.
Kennzeichen der Erfüllung ist immer die Frucht und nicht die Gaben.
Wir sehen es an den Korinthern: Die Korinther waren reich gemacht an jeder Gabe (1. Korinther 1,7). Sie waren an allen Stücken reich gemacht, sie hatten alle Gnadengaben, keinen Mangel.
Und dennoch muss Paulus sie zwei Kapitel später fleischlich nennen – fleischlich, Kinder, Unmündige, so nennt er sie. Aber sie hatten keinen Mangel an Gaben, an Gnadengaben.
Damit ist das also widerlegt.
Charismatischer Lobpreis und seine Wirkung
Noch zwei kleine Punkte, langsam zum Schluss kommend. Ich möchte noch etwas zum charismatischen Lobpreis sagen – nicht zum biblischen Lobpreis, sondern speziell zum charismatischen Lobpreis.
1982 war ich in München in einer Gemeinde mit verschiedenen Brüdern vom Seminar aus, und zwar in der Paul-Gerhard-Gemeinde in München-Laim. Dort ist Pfarrer Doktor Künnet Pfarrer, der Sohn von Professor Walter Künnet. Dieser Mann hat sich schon vor vielen Jahren der geistlichen Gemeindeerneuerungsbewegung geöffnet und ist Charismatiker. Er selbst hat versucht, das in die evangelische Kirchengemeinde München-Laim hineinzubringen.
Dort gibt es einen Diakon, der früher Liebenzeller Prediger war. Deshalb hatten wir Verbindungen dorthin. Wir gestalteten ein Wochenende in dieser Kirchengemeinde. Am Freitagabend kamen wir mit dem Bus an und sangen mit dem Chor ein Lied vor der Gemeinde. Zwischendurch sangen wir zur Überleitung einen Chorus – den Chorus, den wir alle kennen: „Die Herrlichkeit des Herrn bleibe ewiglich.“
Als wir den Chorus sangen, standen die Leute in der Kirche auf, hoben die Hände und fingen an, sich hin und her zu wiegen. Vorher geschah nichts, aber beim Chorus war das plötzlich so. Wir waren ganz verdutzt, damit hatten wir nicht gerechnet und wussten es nicht.
Hinterher fragten wir Alfred, was da los sei. Er sagte: „Ich finde es großartig, dass ihr ausgerechnet dieses Lied gesungen habt. Mit diesem Lied hat vor einigen Jahren die charismatische Gemeindeerneuerung hier in der Gemeinde begonnen.“
So waren wir um eine Erfahrung reicher. Wir hatten vorher nicht gewusst, dass auch über Lieder eine Bewegung weitergetragen werden kann.
Jetzt muss ich gleich etwas sagen: Ich habe nichts gegen das Lied, wirklich nicht. Ich hätte große Freiheit, es heute Abend hier noch zu singen. Wir brauchen es nicht, aber wir singen es auch manchmal in Gottesdiensten. Nicht, dass jetzt jemand meint, da läge irgendetwas in dem Lied, das man nicht singen dürfte.
Aber ich muss hier etwas differenzieren: Lieder können eine bahnbrechende Funktion haben – positiv.
Bei Evangelisationen zum Beispiel weiß ich als Evangelist, dass es immer wichtig war, welche Lieder gesungen wurden, egal ob im Saal, im Zelt oder in der Kirche. Lieder können dem Evangelium die Tür öffnen. Richtige Heilslieder mit einem guten Text schaffen eine ganz andere Atmosphäre als oberflächliche Liedchen, die nur Tralala und Halleluja sind. Also im positiven Sinn.
Aber auch im negativen Sinn: Es gibt Lieder, die eine sehr seelisch-fleischliche Atmosphäre begünstigen oder sogar erzeugen können. Das gibt es. Lieder sind nicht unbedingt alle neutral.
Wir müssen wissen: Lieder sind trichonomisch aufgebaut. Das heißt, der Text eines Liedes ist das Wichtigste, denn er spricht unseren Geist an. Die Melodie eines Liedes spricht unsere Seele an, und der Rhythmus eines Liedes spricht unseren Leib an.
Bei einem bestimmten Lied wackelt man plötzlich mit dem Fuß mit, man kann gar nichts dagegen machen, weil ein Rhythmus drin ist. So sind Lieder aufgebaut. Von daher müssen wir uns alle darüber im Klaren sein, dass der Text das Wichtigste ist.
Nun sind gerade die Pfingst- und charismatischen Lieder sehr schöne Texte, nämlich biblische Texte. Was gibt es für schönere Texte als direkt aus der Bibel, Psalmworte oder andere Worte aus der Bibel? Es liegt also nicht am Text, der Text ist biblisch.
Und doch kann es sein, dass diese Chorusse, wenn sie in einer bestimmten Haltung und verstärkt gesungen werden, mit einem bestimmten Aufbau, eine Wirkung entfalten. Man fängt mit schnelleren Liedern an und geht dann langsam auf immer langsamere Melodien und Rhythmen über, mit einem bestimmten Text noch dazu.
Wir müssen wissen, dass in allen Pfingst- und charismatischen Kreisen die Chorusse gerade so verwendet werden, um den Lobpreis zu steigern und zu verdichten, wie die Charismatiker sagen.
Ich habe mich neulich mit einem Eber unterhalten. Die sagten: „Da gehe ich gerne hin, da ist der Lobpreis am schönsten.“ Oft wird beurteilt, wie der Lobpreis in Gemeinden ist – ob er schön ist oder nicht so schön.
Hinter dem Lobpreis steht aber Folgendes: Wenn der Lobpreis ganz intensiv ist – jetzt im charismatischen Verständnis von Lobpreis –, dann ist der Heilige Geist ganz real gegenwärtig, dann ist er präsent.
Wenn der Lobpreis so richtig auf dem Höhepunkt ist, dann ist der Heilige Geist da und teilt seine Gaben aus. Dann schenkt er Offenbarungen, prophetische Rede, Visionen, Zungenrede, Heilungen. Dann ist er gegenwärtig, er muss praktisch durch den Lobpreis eingeladen werden.
Je intensiver der Lobpreis ist, desto realer ist der Heilige Geist da und teilt sich umso realer mit. So ist das Verständnis. Charismatiker können das bestätigen. Ich weiß das von Charismatikern, ich weiß das auch von jemandem, der sonst hier zu uns kommt, heute Abend aber nicht hier ist. Er hat mir das auch bestätigt.
Nur damit wir das verstehen: Wir dürfen diese wunderbaren Chorusse singen, wir dürfen sie singen. Aber ich hätte etwas dagegen, wenn wir sie so verwenden und so aufbauen, wie ich es gerade beschrieben habe. Dann könnte ich nicht mehr zustimmen.
Eben nur Chorusse zu singen, ist auch eine Verstümmelung unseres guten Liedgutes, das wir in den Büchern haben – gute, ausführliche Lieder, die Gott Menschen in bestimmten Situationen geschenkt hat, nicht nur diese kurzen Chorusse, die sich immer wiederholen.
Wir sollten ein ausgewogenes Liedgut haben. Wenn wir Chorusse verwenden, dann mal zwischendurch den oder jenen, aber nicht mit der Absicht, Atmosphäre aufzubauen und Stimmung zu machen.
Unsere Lieder sollen ja an Gott gerichtet sein. Wenn es Anbetungslieder sind, dann sollen sie an den Herrn gerichtet sein und nicht den Gedanken haben: „Hier wollen wir jetzt etwas aufbauen, Stimmung machen.“ Da hat sich im Verständnis vielleicht etwas verschoben.
Ich bin überzeugt, das ist nicht ausreichend, was ich jetzt hier dazu sage. Aber ich habe auf meinem Schreibtisch schon einen Entwurf, einen Predigtentwurf liegen – eine Predigt nur über Lieder und Singen in der Gemeinde, über die Bedeutung vom Singen.
Wir sollten das auch in der nächsten Zeit unbedingt mal miteinander betrachten – von der Bibel her.
Gefährdete Menschen und Wege zur Befreiung
Ich komme zum Schluss. Wer ist gefährdet? Ach du liebe Zeit, ich bin gefährdet, zehn nach halb zehn.
Wer ist gefährdet? Menschen, die sich geistig nach mehr ausstrecken, Menschen, die von Natur aus sehr seelisch und gefühlsmäßig veranlagt sind. Besonders gefährdet sind hochmütige Menschen. Hochmut ist etwas, das in uns allen von Natur aus vorhanden ist, aber es gibt besonders hochmütige Menschen.
Man will mehr sein und mehr haben als andere Gotteskinder: mehr Glauben, mehr Gehorsam, mehr Heiligung, mehr Erfahrung, mehr Gnade, mehr Macht, mehr Erfolg, ja, mehr Heiligen Geist. Und man will andere auf sein Niveau erheben. Das ist sehr gefährlich und oft die Wurzel des Hochmuts.
Ich habe euch beim Umdruck Fragen zur Selbstprüfung von Rudi Holzhauer gegeben. Das sind sehr, sehr gute Fragen. In seinem Buch hat er diese Fragen aufgeschrieben. Ich nenne nur die erste, ihr könnt sie dann zuhause lesen: Habe ich mein Glaubensleben nach einem fromm-religiösen Leistungsschema geführt und in einer Art Selbstheiligung nach immer höheren übersinnlichen Erfahrungen gestrebt, die letztlich das Bedürfnis nach einer sogenannten Geistestaufe geradezu herausforderten? Das sollte der Lichtschalter sein, aber es war die Klingel. Das ist nicht schlimm.
Also die Fragen schenke ich mir jetzt. Aber als Letztes muss ich noch sagen: Wie kann man sich lösen? Wir haben jetzt über die Pfingst- und charismatische Bewegung gesprochen. Können wir noch gerade eine Minute darüber sprechen, wie man sich lösen kann?
Es kommt immer wieder vor, dass Menschen, Geschwister, unwissentlich hineingeraten – durch Literatur, durch Veranstaltungen, durch Freunde. Man kommt oft unwissentlich und ohne böse Absicht hinein. So ging es mir auch vor dreizehn Jahren durch Bücher von Merlin Carruthers, durch die ich mich stark geöffnet hatte.
Wie kann man sich wieder lösen? Die Antwort lautet: durch eine aufrichtige Buße vor dem Herrn, durch eine fortwährende Distanzierung von diesem Geist und durch eine ständige innere Haltung der Wachsamkeit. Es ist nicht nötig, dass wieder große Handauflegungen oder Lossprechungen geschehen. Nein, wenn sich der Betreffende wirklich lösen will, wenn er erkannt hat, dass das nicht richtig war, dass er Dinge gesucht und angenommen hat, die Gott ihm gar nicht geben wollte, dann darf er das im Gebet bekennen und ablegen, sich davon distanzieren und in dieser Haltung seinen Weg weitergehen.
Mein letzter Satz: Die sieben Sendschreiben enthalten viele Dinge, aber keine Klage wegen mangelnder Geistestaufe. Keine Klage wegen mangelnder Geistesgaben. Aber fünfmal steht in den Sendschreiben: Tue Buße, tue Buße! Nicht: Ich habe wider dich, dass du keine Zungenrede hast oder dass so wenig Heilungen bei dir geschehen. Das sagt der erhöhte Herr den Gemeinden nicht. Neunzig nach Christus, die Gemeinden bestanden schon vierzig, fünfzig Jahre. Er sagt ihnen nichts in der Richtung, sondern fünfmal: Tue Buße.
Und das ist der Weg zum Erfülltsein mit dem Heiligen Geist: ein geregeltes Gebetsleben und eine ständige Haltung der Buße. Gott möchte uns das allen schenken.
Lass uns noch einen Augenblick gerade still werden zum Gebet:
Herr, unser Gott, lieber himmlischer Vater, das wollen wir von ganzem Herzen erbitten, dass wir in dieser Haltung stehen können, dass wir wirklich ein geregeltes Gebetsleben haben. Du weißt auch, wie es bei jedem von uns aussieht, auch bei mir, und in einer inneren Haltung der Buße.
So lass uns auf diesem biblischen Weg zur Fülle hinkommen, zum vollen Mannesalter, und nicht meinen, wir könnten das durch irgendeinen Schnellwaschgang erreichen, der uns da angeboten wird.
Herr, wir danken dir, dass uns dein Wort Hilfe gibt. Und wir bitten noch einmal für unsere Brüder und Schwestern, die sich da in falscher Weise geöffnet haben, dass du doch manchem, der aufrichtig ist, noch die Buße hebst.
Wo wir selbst betroffen waren in einem Stück, da gib uns auch ganz klares Licht darüber und echte Konsequenz.
Danke, dass du uns ein geisterfülltes Leben schenken willst und auch ein echtes geisterfülltes Gemeindeleben.
