Mit dem, was hier geschah, erreichte das Glaubensleben des Abraham seine Krönung. Für uns fast unfassbar, was hier geschah. Aber beginnen wir am Anfang.
Einige Zeit danach geschah es: Gott stellte Abraham auf die Probe. »Abraham!« rief er. »Ja?« erwiderte Abraham. (Gen 22,1) »Nimm deinen Sohn«, sagte Gott, »deinen einzigen, der dir ans Herz gewachsen ist, den Isaak! Geh mit ihm ins Land Morija auf einen Berg, den ich dir nennen werde, und opfere ihn mir dort als Brandopfer.« (Gen 22,2)
Gott stellt Abraham auf die Probe, das kann man tatsächlich sagen. Er soll nämlich seinen einzigen Sohn, der ihm ans Herz gewachsen ist opfern. Das bedeutet nichts weniger, als dass er seinen Sohn töten soll. Das war an sich nichts unübliches in der damaligen Welt. Doch ist es fast nicht zu bereifen. 25 Jahre musste Abraham warten, bis er seinen Sohn bekam. War diese Prüfung nicht schon genug? Wir würden das schon so sehen, aber unsere Gedanken sind nicht Gottes Gedanken und unsere Wege sind nicht Gottes Wege.
Wir könnten auch sagen, dass das doch völlig überflüssig ist, Gott sieht doch unser Herz und er weiss wie wir es meinen. Ja, das stimmt, Gott sieht tatsächlich unser Herz. Aber ob wir das, was wir sagen und vertreten auch wirklich mit unserem ganzen sein Glauben, das muss sich erst noch beweisen. Jesus sagte seinen Jüngern: Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, aber die menschliche Natur ist schwach. Mt.26,41. In unseren Köpfen sind wir noch zu viel fähig, aber wie sieht es aus, wenn es zur Ausführung kommt? Sind wir auch dann dieselben Glaubenshelden, wie wir in Theorie sind.
Gott möchte das wissen. Er will wissen, ob Abraham ihm voll und ganz vertraut, auch er ihn in eine vermeintliche Sackgasse führt.
So handelt Gott in unserem Leben bis heute. Manchmal – da bin ich ganz fest überzeugt – will er wissen, ob unser propagierter Glauben auch handelnder Glaube ist.
Abraham machte sich auf den Weg. Er beeilte sich sogar. In keiner Weise macht uns der Text deutlich, dass er gezögert hätte. Führt man sich vor Augen, was sich in den nächsten drei Tagen abspielt, bleibt einem der Atem fast stehen. Die Strecke von Berscheeba zum Berg Morija beanspruchte 3 Tage, es waren etwa 85 km. Dort angelangt, sagte Abraham zu den beiden Knechten, die sie begleiteten.
Da sagte er zu den Knechten: »Bleibt hier mit dem Esel! Ich gehe mit dem Jungen dort hinauf, um mich vor Gott niederzuwerfen; dann kommen wir wieder zurück.« (Gen 22,5) Er will sich vor Gott niederwerfen, d.h. er will dort Gott anbeten. Isaak erkundigt sich bei seinem Vater wo das Brandopfer sei. Sowohl Feuer, Messer und Holz hatten sie dabei, aber das Brandopfer fehlte. Nun meint Abraham, Gott würde es ihnen schon zeigen. Er hoffte offenbar bis in letzter Minute, dass Gott ein anderes Brandopfer schicken würde.
Es kam leider nicht soweit. Gott liess es bis zum äussersten kommen. Abraham musste seinem Sohn doch noch erklären, dass er geopfert werden würde, er band ihn, legte ihn auf das Holz und holte aus, um ihn mit dem Messer zu töten.
Was für ein schreckliches Bild. Ein Vater, der seinen geliebten Sohn tötet! Warum hatte Abraham so gehandelt? Diese Frage wird im Neuen Testament beantwortet, im Hebräer steht: Um noch einmal auf Abraham zurückzukommen: Abraham brachte seinen Sohn Isaak als Opfer dar, wie Gott es, um ihn auf die Probe zu stellen, von ihm forderte. Aber hatten denn die Zusagen, die Gott ihm gemacht hatte, nicht alle mit Isaak zu tun? Hatte Gott nicht zu ihm gesagt: Durch Isaak gebe ich dir die Nachkommmenschaft, die ich dir versprochen habe!"? Wie kam es dann, dass Abraham trotzdem bereit war, ihn, seinen einzigen Sohn, zu opfern? Der Grund dafür war sein Glaube. / Abraham war überzeugt, dass Gott sogar die Macht hat, Tote aufzuerwecken, und bildlich gesprochen hat er seinen Sohn ja auch vom Tod zurückbekommen. Hebr.11, 17-19.
Abrahm war also fest überzeugt, dass Gott sein Versprechen halten wird. Er sah es nicht als seine Aufgabe Gott zu erklären, dass das gar nicht funktionieren wird, denn dann könnte er sein Versprechen nicht erfüllen. Nein, er gehorchte – wie sagte er doch seinen Knechten, als sie sich zur Opferstätte begaben? Ich gehe mit dem Jungen dort hinauf, um mich vor Gott niederzuwerfen Das ist die höchste Form der Anbetung Gottes. Das zu tun, was Gott möchte, auch wenn es mir nicht sofort einleuchtet. Anbetung, wie es die Bibel versteht erschöpft sich nicht im singen und lesen von anbetenden Texten, das ist auch ganz wichtig und nötig. Gott liebt es, wenn wir ihn mit unseren Liedern und Worten ehren. Doch hat Anbetung genausoviel damit zu tun, dass ich das tue, was Gott gefällt. Anbetung ist Gehorsam. Wer Gott nicht gehorsam ist, betet Gott nicht an.
Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören. (Mt 10,37) Der Glaube übergibt das Beste Gott und hält nichts zurück! Im letzten Moment gebot Gott Einhalt. Damit hat er eines ganz deutlich gemacht: Er ist nicht einverstanden mit Menschenopfer.
Ich habe euch vor Augen geführt, Geschwister, wie gross Gottes Erbarmen ist. Die Einzige angemessene Antwort darauf ist die, dass ihr euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung stellt und euch ihm als ein lebendiges und heiliges Opfer darbringt, an dem er Freude hat. Das ist der wahre Gottesdienst, und dazu fordere ich euch auf. Rö.12,1 Richtet euch nicht länger nach den Massstäben dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat und ob es vollkommen ist. Rö.12,2.
Was Abraham nicht tun musste, das tat Gott mit seinem Sohn. Übrigens liegt der Berg Morija in Jerusalem, dort, wo Salomo später den Tempel baute. Dann begann Salomo, auf dem Berg Morija in Jerusalem das Haus für den HERRN zu bauen. Den Platz hatte schon sein Vater David bestimmt, weil ihm dort auf dem Dreschplatz des Jebusiters Arauna der HERR erschienen war. (2.Chr 3,1) Das ist die Perfektion Gottes. Denn an diesem Ort opferte Gott seinen einzigen Sohn. Und Paulus schrieb dazu: Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern hat ihn für uns alle in den Tod gegeben. Wenn er uns aber den Sohn geschenkt hat, wird er uns dann noch irgend etwas vorenthalten? (Röm 8,32)