Einführung in die Herausforderung der Feindesliebe
Guten Morgen. Wir sind immer noch in der Reihe, die wir letztes Mal gestartet haben: Wie Christen Gefahren erkennen und abwehren. Heute kommen wir zum zweiten Teil.
Jesus fordert uns dazu auf, unsere Feinde zu lieben. Er sagt: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.“ Vielleicht wünscht sich der eine oder andere in gewissen Situationen, Jesus hätte das nie gesagt. So könnte man sich ungehindert an seinen Feinden rächen. Doch Jesus meinte das sehr ernst.
Um Missverständnisse auszuräumen, ergänzte er seine Forderung und sagt: „Wenn ihr nur die liebt, die euch Liebe erweisen, was für einen Lohn habt ihr dafür zu erwarten? Tun das nicht sogar Leute wie die Zolleinnehmer, also mit denen nett zu sein und anständig, die auch nett sind und anständig zu sein?“
Was ist hier die Schwierigkeit? Die Herausforderung ist eben, die Feinde zu lieben. Damit setzt Jesus einen sehr hohen Maßstab im Umgang und in der Begegnung mit Menschen, die sich uns entgegensetzen.
Aber Jesus forderte das nicht nur, sondern er hielt sich selbst an seine eigenen Ansprüche. Selbst am Kreuz hängend bat er für seine Peiniger: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Nochmals hier: „Betet für die, die euch verfolgen.“ Und: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Wir könnten denken, Jesus sei das möglich gewesen, schließlich ist er der Sohn Gottes. Aber für uns ganz normale Menschen ist dieses Verhalten schlicht und ergreifend unerreichbar.
Die wahre Bedeutung von Liebe im biblischen Kontext
Kein normaler Mensch wird seine Feinde lieben können – und das stimmt. Diese Aussage trifft zu, wenn wir Liebe als ein Gefühl verstehen, das eine tiefe Zuneigung zu einem anderen Menschen hervorruft. Wenn das unsere Vorstellung von Liebe ist, werden wir garantiert scheitern. Kein Mensch ist in der Lage, jemanden auf diese Weise zu lieben, der ihm mutwillig großen Schaden zufügt. Zu einer solchen Person werden sich bestimmt keine Gefühle tiefster Zuneigung entwickeln.
Wenn hingegen die Bibel von Liebe spricht, stehen nicht Gefühle und innere Zuneigung zu einem Menschen im Vordergrund. Liebe wird als Tat verstanden, als die Bereitschaft, auf eine gerechtfertigte Rache zu verzichten – das ist Liebe. Oder wie es Paulus einmal sagt: „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege Böses mit Gutem.“ Statt sich zu rächen, sollen wir das Böse mit Gutem überwinden. Das ist die praktische Anwendung der Feindesliebe.
Wir scheitern nur an der Feindesliebe, wenn wir meinen, dass wir Liebesgefühle gegenüber unseren Feinden entwickeln müssen. Aber zugegeben, auch das, was Paulus hier sagt, ist nicht wirklich einfach, doch es ist wenigstens realistischer. Jedenfalls können wir uns vorstellen, dass echte Feindesliebe möglich ist.
Ein Grundsatz, den ich in meinen ganzen Verkündigungen und in meiner gesamten theologischen Arbeit verfolge, ist, dass der Glaube lebbar sein muss. Gott erwartet von uns nicht etwas, was kein Mensch erreichen könnte. Glaube muss lebbar sein. Deshalb muss auch Feindesliebe lebbar sein.
Die geistliche Dimension des Kampfes und die Identifikation des wahren Feindes
Heute beschäftigen wir uns mit einem Abschnitt, der uns hilft zu verstehen, warum wir Feinde lieben können. Bevor Paulus die Waffenrüstung beschreibt, möchte er klarstellen, wer unser Feind ist.
Er will verhindern, dass wir an falschen Fronten kämpfen, dadurch unsere Energie verschwenden und ausbrennen. So laufen wir Gefahr, ein geistliches Burnout zu erleiden. Das bedeutet, innerlich abgeschaltet zu sein und zu denken: „Ich schaffe es eh nie. Ich bin jetzt einfach noch ein bisschen fromm, aber eigentlich schaffe ich es nicht.“
Dieses geistliche Burnout zeigt sich darin, dass man nichts mehr wirklich vom Glauben wissen will, sondern nur noch christlich sein möchte. Man fühlt sich ausgebrannt, hat es nicht hingekriegt und denkt, andere mögen es vielleicht schaffen.
Wir laufen in ein geistliches Burnout, wenn wir an den falschen Fronten kämpfen. In Epheser 6,12-13 schreibt Paulus dazu:
„Denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Wesen von Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte und Gewalten der Finsternis, die über die Erde herrschen, gegen das Heer der Geister in der unsichtbaren Welt, die hinter allem Bösen stehen. Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes. Wenn dann der Tag kommt, an dem die Mächte des Bösen angreifen, seid ihr gerüstet und könnt euch ihnen entgegenstellen. Ihr werdet erfolgreich kämpfen und am Ende als Sieger dastehen.“
Menschen sind nicht die wahren Feinde
Mein erster Punkt: Menschen sind nicht die Feinde der Christen.
Wenn wir in diesem Saal, im Volkshaus, den Psalm vom Volkshaus am Sonntagmorgen nicht mieten können, suchen wir andere Räumlichkeiten, um einen Gemeindetag durchzuführen, an dem wir auch zusammen Mittag essen. Viele Vermieter sagen uns gerne zu, wenn die gewünschten Räumlichkeiten frei sind. Es ist ihnen egal, was wir in dieser Zeit machen; es stört sie nicht, dass wir eine Freikirche sind und einen Gottesdienst feiern wollen. Sie wollen einfach ihren Raum vermieten und dabei etwas verdienen.
Doch es gibt auch Vermieter, auf die ich gestoßen bin, die ausdrücklich sagten, dass sie einer Freikirche die Räume nicht vermieten würden – einfach aus Prinzip. Das begegnete mir bei einer öffentlichen Liegenschaft der Stadt Zürich, die durch eine gemeinnützige Organisation betrieben wird, welche diese Räumlichkeiten im Auftrag der Stadt Zürich verwaltet. Ich muss gestehen, das ärgert mich. Von der stets hochgelobten Glaubensfreiheit in unserem Land ist hier gar nichts zu spüren.
Die Frage ist jetzt natürlich: Wer ist unser Feind? Ist es die Person, die mir die Absage erteilt? Ist es das Team, das beschlossen hat, Freikirchen die Räumlichkeiten nicht zu vermieten? Nein, das sind sie nur vordergründig. Nur vordergründig.
Unsere Feinde, unsere wirklichen Feinde, sind nicht Menschen. Christen kämpfen nicht gegen Menschen. Paulus schreibt: Unser Kampf richtet sich nicht gegen Wesen von Fleisch und Blut, also anders gesagt nicht gegen Menschen. Der Kampf des Glaubens, von dem Paulus spricht, findet auf einer anderen Ebene statt. Es ist sozusagen ein indirekter Kampf.
Dieser Kampf richtet sich nicht gegen Menschen. Das bedeutet aber nicht, dass ich im Fall dieser Räumlichkeiten nicht bei der Stadt Zürich hätte intervenieren können und unser Recht geltend machen, dass wir als Verein in der Stadt Zürich diese Räumlichkeiten eigentlich mieten dürften. Ich hätte Sie darauf hinweisen können, wie die Glaubensfreiheit in der Schweiz praktisch angewandt wird. Ich hätte unser Recht einfordern können.
Ich wollte das nicht tun, nicht weil ich es nicht für richtig halte, sondern weil mir das einfach zu aufwendig war – Brief schreiben und hin und her. Also habe ich es gelassen, weil ich aber andere gefunden habe, die uns Räumlichkeiten vermietet haben.
Als Paulus in Philippi ohne rechtmäßiges Urteil ins Gefängnis geworfen wurde, erschraken die Stadtrichter, als sie erfuhren, dass Paulus römischer Staatsbürger ist. Sie schickten einen Diener zum Gefängnis, um mitzuteilen, Paulus und seine Gefährten sollten sofort freigelassen werden.
Man würde jetzt erwarten, dass Paulus glücklich war und denkt: Ja, das ist das Eingreifen Gottes, jetzt werde ich befreit, jetzt gehen wir so schnell wie möglich aus dem Gefängnis raus. Aber Paulus sagte den Überbringern dieser Botschaft, dieser guten Botschaft Folgendes: Erst haben Sie uns ohne jedes Gerichtsverfahren öffentlich schlagen lassen, obwohl wir das römische Bürgerrecht besitzen. Dann haben Sie uns ins Gefängnis geworfen. Und jetzt wollen Sie uns still und heimlich abschieben? Nein, das lasse ich mir nicht gefallen, das kommt nicht in Frage. Sie sollen selbst hier erscheinen und uns persönlich aus dem Gefängnis herausführen.
Paulus hat also sein Recht eingefordert. Wenn wir nicht gegen Menschen kämpfen, heißt das noch lange nicht, dass wir einfach zu allem Ja und Amen sagen müssen. Tatsächlich kamen die Richter ziemlich schnell und führten Paulus persönlich aus dem Gefängnis heraus.
Doch selbst in dieser Situation war Paulus bewusst, dass er nicht gegen Menschen kämpft. Menschen sind nie unsere wahren Feinde. Unsere wahren Feinde sind in der unsichtbaren Welt. Unser Kampf richtet sich nicht gegen Wesen von Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte und Gewalten der Finsternis, die über die Erde herrschen. Gegen das Heer der Geister in der unsichtbaren Welt, die hinter allem Bösen stehen.
Es ist der Widersacher Gottes, den Paulus ja schon vorher erwähnte – wir haben das letzten Sonntag gesehen. Er wirkt mit seinem Gefolge in die sichtbare Welt hinein, beeinflusst Menschen und führt sie in die Irre. Menschen sind schlussendlich Opfer dieser Einflüsse, so sah es Paulus.
Den Ephesern erklärte er bereits, dass sie genau so lebten, bevor Jesus ihnen begegnet war. Er sagt: Ihr hattet euch nach den Maßstäben dieser Welt gerichtet und wart dem gefolgt, der über die Mächte der unsichtbaren Welt zwischen Himmel und Erde herrscht – jenem Geist, der bis heute in denen am Werk ist, die nicht bereit sind, Gott zu gehorchen. Sie waren dem Teufel gefolgt.
Natürlich sagten sie nicht: Wir glauben an den Teufel und tun, was der Teufel von uns verlangt. Sie wurden ohne sich dessen bewusst zu sein von ihm beeinflusst, man könnte sogar sagen, von ihm missbraucht.
Christen können sich also nichts darauf einbilden, wenn sie heute anders leben können. Es ist nämlich nicht ihr persönliches Verdienst. Paulus sagt: Wir alle haben früher so gelebt. Wir ließen uns von den Begierden unserer eigenen Natur, Leiden und Taten leiten, wozu unsere selbstsüchtigen Gedanken uns drängten. So, wie wir von Natur aus waren, hatten wir – genau wie alle anderen – nichts verdient außer Gottes Zorn. Wir waren genau wie alle anderen.
Christen haben keinen Grund, sich irgendwie besser oder höher zu fühlen, als bessere Menschen, weil sie besser gelebt haben. Es gibt keinen Grund zur Überheblichkeit. Es ist lediglich ein Geschenk Gottes an uns, das jedem Menschen in Jesus Christus angeboten ist. Wir müssen dieses Geschenk einfach entgegennehmen. Dann geschieht das Großartigste, was in einem Leben geschehen kann.
Gott hat uns so sehr geliebt, dass er uns zusammen mit Christus lebendig gemacht hat. Ja, es ist nichts als Gnade, dass ihr gerettet seid. Es ist nichts als ein Geschenk. Keiner kann sich auf die Schultern klopfen und sagen: Super, habe ich das gemacht, ich bin der Kerl der Kerle schlechthin. Nein, es ist Gnade, ihr seid beschenkt.
Zusammen mit Christus, mit Jesus Christus, hat er uns vom Tode auferweckt. Zusammen mit ihm hat er uns schon jetzt einen Platz in der himmlischen Welt gegeben, weil wir mit Jesus Christus verbunden sind. Es ist ein Geschenk Gottes, reine Gnade.
Damit wird klar, dass nicht die Menschen unsere Feinde sind, sondern die Einflüsse dieser finsteren Mächte. Wenn wir das verstehen, dann wissen wir: Hätte uns Jesus nicht erlöst, dann würden wir an der Stelle unserer Feinde dasselbe tun. Wir wären kein Deut besser.
Das hilft uns, das zu trennen. Wir verstehen, dass, wenn Gott mich nicht beschenkt hätte, ich ähnlich oder genauso handeln würde. Deshalb sind wir in der Lage, Menschen zu lieben, die uns Böses zufügen. Wir verstehen, dass sie unter dem Einfluss des Widersachers Gottes stehen.
Wir könnten uns dann zum Beispiel fragen: Wenn uns das bewusst ist, was würden wir jetzt von einem Menschen erwarten, der uns gutgesinnt ist, der das Evangelium kennt?
Wir haben es einzig und allein Gott zu verdanken, dass wir anders leben können. Paulus schreibt: Der himmlische Vater hat uns aus der Gewalt der Finsternis befreit und hat uns in das Reich versetzt, in dem sein geliebter Sohn regiert. Gott hat das durch seinen Sohn getan. Er hat uns versetzt, er hat uns eine andere Basis zum Leben gegeben.
Gott hat uns dem direkten Einfluss des Bösen entzogen. Der Teufel kann uns nicht mehr lenken und treiben. Doch die Finsternis bleibt auf dieser Erde, und der Widersacher Gottes ist nicht mehr unser Herr, sondern er ist jetzt unser Feind geworden.
Früher war er unser Herr, früher haben wir auf ihn gehört, unbewusst. Heute ist er unser Feind geworden. Diese Mächte, von denen wir befreit worden sind, wurden zu unseren Feinden und versuchen, die Macht über uns zurückzugewinnen.
Oft versucht uns der Widersacher Gottes durch Menschen anzugreifen. Menschen sind aber nie, nie unsere wahren Feinde.
Die Notwendigkeit und Wirkung der geistlichen Waffenrüstung
Das Zweite: Wir können dem listigen Feind erfolgreich widerstehen. Paulus forderte bereits einmal dazu auf, die Waffenrüstung anzuziehen. Er sagt: „Legt die Waffenrüstung an, die Gott euch gibt, dann können euch die Methoden des Teufels nichts anhaben.“
Nachdem er nun erklärt hat, wer der wahre Feind der Christen ist und dies etwas näher ausgeführt hat, wiederholt er die Aufforderung eindringlich: Ergreift deshalb die Waffenrüstung Gottes. Ohne die Waffenrüstung Gottes wären wir dem Feind schutzlos ausgeliefert und hätten keine ernsthafte Chance, Widerstand zu leisten.
Mit ihr aber sind wir bestens ausgerüstet. Paulus ist überzeugt, dass, wenn der Tag kommt, an dem die Mächte des Bösen angreifen, ihr gerüstet seid und euch ihnen entgegenstellen könnt. Wir sollen die Waffenrüstung jetzt anziehen, damit wir im Fall eines Angriffs geschützt sind.
Paulus meint nicht, dass wir ständig in einem intensiven Kampf stehen. Das finde ich eigentlich großartig und tröstlich für uns. Man könnte ja den Eindruck gewinnen, wenn er von der Waffenrüstung spricht, dass wir ständig kämpfen und angegriffen werden. Das wäre eine schreckliche Vorstellung: jede Minute unseres Lebens in einer akuten Kampfsituation. Das könnte kein Mensch auf Dauer aushalten.
Die geistliche Waffenrüstung soll zur Standardausrüstung eines Christen gehören, damit er im Fall der Fälle bereit ist. Heute Morgen hat mir Rapha gesagt, er denke oft an diesen Bibelabschnitt, wenn er seine Ausrüstung als Polizist anlegt. Natürlich zieht er diese nicht an, um dann sofort mit seiner Pistole herumzuschießen und sich zu verteidigen. Er zieht sie an, damit er für den Fall der Fälle richtig ausgestattet ist.
Genau das meint Paulus hier: Wir sollen die Waffenrüstung anziehen, nicht weil wir ständig links und rechts herumschießen müssen, sondern damit wir im Ernstfall ausgerüstet sind für den Kampf. Die geistliche Waffenrüstung gehört zur Standardausrüstung eines Christen, damit er vorbereitet ist.
Sie hilft ihm, die Methoden des Teufels zu durchschauen. Im Leben eines Christen wird es schwierige Abschnitte geben. Paulus spricht – und so sehe ich das zumindest – nicht von einem bestimmten Tag in der Heilsgeschichte, sondern von schwierigen und schlimmen Tagen, die auf uns zukommen können. Dazu gehören auch Einschüchterungsversuche.
Jesus spricht gegenüber den Christen in Smyrna: „Der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, um euch auf die Probe zu stellen, zehn Tage lang eingeschränkt. Zehn Tage lang werdet ihr verfolgt, haltet in Treue durch, auch wenn es euch das Leben kostet. Dann werde ich euch als Siegespreis ewiges Leben schenken.“ (Offenbarung 2,10)
Was die Christen in Smyrna erleben mussten, waren wirklich schlimme Tage. Wenn sie das durchstehen wollten, mussten sie die schützende Waffenrüstung bereits tragen. Sie konnten sich nicht erst überlegen: „Wie sieht die denn jetzt aus?“ Ohne diese Ausrüstung würden sie den Angriff nicht überstehen. Ihr Glaube würde Schiffbruch erleiden.
Für Paulus ist eines ganz sicher: Wenn wir diese Waffenrüstung angezogen haben, werden wir widerstehen können und siegen. Ihr werdet erfolgreich kämpfen und am Ende als Sieger dastehen. Das ist ihm klar. Wer diese Waffenausrüstung angezogen hat, für den ist es keine Frage mehr, ob er siegen wird oder nicht – er wird siegen.
Wie diese Waffenrüstung funktioniert, werden wir im nächsten Teil dieser Serie anschauen, also am nächsten Sonntag. Wir werden auch sehen, dass Christen nicht direkt mit diesen Mächten kämpfen. Geistlicher Kampf bedeutet nicht, dass wir die Geister und Mächte in der unsichtbaren Welt direkt bekämpfen müssen.
Das ist ein großer Irrtum. Ich weiß, es gibt in unseren Kreisen Leute, die das propagieren. Davon würde ich dringend abraten. Wir haben nicht das Recht, mit Geistern und bösen Mächten in der unsichtbaren Welt zu kämpfen.
Diesen Kampf hat Jesus bereits geführt. Am Kreuz hat er die Macht des Täufers gebrochen. Wie Paulus eindrücklich schreibt: „Gott hat die gottfeindlichen Mächte und Gewalten entwaffnet und ihre Ohnmacht vor aller Welt zur Schau gestellt. Durch Christus hat er einen triumphalen Sieg über sie errungen.“ (Kolosser 2,15)
Der Sieg steht fest: Jesus Christus ist der Sieger. Wir müssen uns nur an Jesus klammern und ganz auf die Seite des Siegers stellen. Dann werden wir dem Angriff des Täufers standhalten können.
Die Gemeinde als Zeichen des Sieges über die Mächte der Finsternis
Paulus sagte den Ephesern übrigens etwas ganz Erstaunliches. Das haben wir in der Reihe auch noch einmal genauer angeschaut. Ich möchte euch nochmals darauf hinweisen: Die Gemeinde sendet durch ihr Zusammenleben und ihre Hingabe an Jesus eine Botschaft an die Mächte und Gewalten.
Wir als Gemeinde senden eine Botschaft an die unsichtbare Welt. Diese Botschaft lautet: Jetzt sollen die Mächte und Gewalten in der unsichtbaren Welt durch die Gemeinde die ganze Tiefe und Weite von Gottes Weisheit erkennen. Sie sollen sehen, was Gott Großartiges in unserem Leben getan hat. Sie sollen verstehen, dass Jesus ihre Macht gebrochen hat.
Durch seinen Tod und seine Auferstehung sind Menschen zu neuem, ewigem Leben erweckt worden. Die Mächte haben kein Anrecht mehr an diesen Menschen. Die wahren Feinde der Christen sind nicht Menschen, sondern die bösen Mächte, die aus der unsichtbaren Welt in die sichtbare Welt hineinwirken.
Wenn uns das bewusst ist, hilft es uns, die Menschen, die uns feindlich gesinnt sind, zu lieben. Feindesliebe wird auf diesem Hintergrund möglich, denn wir haben verstanden, dass Menschen, ohne sich dessen bewusst zu sein, vom Widersacher Gottes missbraucht und in die Irre geführt werden.
Der wahre Feind ist der Teufel mit seinem ganzen Gefolge. Er zieht im Hintergrund die Fäden und verblendet Menschen. Paulus bezeichnet ihn auch als „Gott dieser Welt“. Er schreibt den Christen in Korinth: „Der Gott dieser Welt hat sie mit Blindheit geschlagen, so dass ihr Verständnis verfinstert ist und sie den strahlenden Glanz des Evangeliums nicht sehen – den Glanz der Botschaft von der Herrlichkeit dessen, der Gottes Ebenbild ist, Christus“ (2. Korinther 4,4).
Das ist der Hauptangriff des Teufels: Er will verhindern, dass Menschen erkennen, wer Jesus Christus ist und was er für uns getan hat. Wer hingegen Jesus nachfolgt und sich an ihm festhält, über den kann der Teufel keine Macht mehr ausüben. Er kann uns nicht aus der Hand Gottes reißen.
Wenn wir die Waffenrüstung Gottes angezogen haben, sind wir geschützt – selbst dann, wenn es ganz schwierig wird. Paulus ist sicher: Ihr werdet erfolgreich kämpfen und am Ende als Sieger dastehen (Epheser 6,10-18).
Schlussgebet und Dank
Ich bete mit uns. Ich möchte dir danken, Vater, für diesen Abschnitt im Wort, der uns einen tiefen Einblick in die Verhältnisse der Welt gibt.
Vielleicht ist es für den einen oder anderen etwas neu oder speziell, dass die unsichtbare Welt existiert. Doch ich bin froh, dass wir wissen können, dass für uns Menschen die wahren Feinde nie Menschen sind.
Du schenkst uns die Fähigkeit, Menschen zu lieben, auch wenn sie uns Schaden zufügen. So können wir erkennen, dass sie im Grunde genommen Vehikel für die bösen Kräfte sind, die in dieser Welt wirken und die wir natürlich überall sehen – in diesem Chaos, in dieser Welt.
Wir danken dir, dass wir eine Waffenrüstung haben, die wir anziehen können und die uns vor allen bösen Angriffen schützt, besonders in ganz schwierigen Zeiten.
Ich danke dir, dass wir nicht jeden Tag und unser ganzes Leben lang in einem Wahnsinnskampf stehen müssen. Aber ich danke dir, dass wir so leben können, dass, wenn der Kampf sich zeigt, wir dann kämpfen und siegen können – und das nur, weil du uns gnädig bist. Amen.
