Einführung und Überblick zum ersten Timotheusbrief
Ja, wir sind beim ersten Timotheusbrief und haben jetzt das zweite Kapitel erreicht. Für diejenigen, die nicht mehr genau wissen, was im ersten Kapitel behandelt wird, möchte ich hier kurz darauf hinweisen.
Am Anfang des Briefes spricht Paulus einige Dinge über seinen engen Mitarbeiter Timotheus. Er bereitet ihn auf eine Situation in der Gemeinde in Ephesus vor, wo er ihn zurückgelassen hat. Zuerst weist er ihn auf einige Irrlehrer hin, die in der Gemeinde aufgetaucht sind und Unruhe stiften.
Dem stellt Paulus gegenüber, wie Gott eigentlich ist und wie er in seinem Leben gewirkt hat. Das wird im ersten Kapitel beschrieben. Im zweiten Kapitel, das hier beginnt, versucht Paulus dann im Detail zu erklären, wie ein gottgefälliges christliches Leben aussehen soll. Er zeigt auf, wie wir leben sollen, wenn wir mit Jesus leben wollen.
In den ersten acht Versen spricht er dabei im Wesentlichen zwei Themen an. Das erste Thema ist das Gebet. Das zweite Thema behandelt die Frage, wie wir errettet werden und wie wir Vergebung unserer Schuld erhalten. Beides sind ganz grundlegende Themen in unserer Beziehung zu Gott.
Die Bedeutung und Formen des Gebets
Beim Gebet geht es zunächst darum, dass man vor allem Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen darbringt. So ermahne ich nun.
Dann wird der Text etwas konkreter: Besonders sollen wir für die Regierung beten. Ganz am Ende des Textes, nämlich in Vers 8, werden die Männer noch einmal besonders angesprochen. Dort heißt es, dass die Männer an jedem Ort ihre Hände zum Gebet erheben sollen.
Das zeigt, dass das Gebet hier eine wichtige Rolle spielt. Paulus fordert uns nicht nur allgemein auf zu beten, was er ja auch hätte sagen können. Stattdessen macht er das etwas detaillierter.
Wir finden hier verschiedene Begriffe, die auf den ersten Blick vielleicht alle dasselbe zu meinen scheinen. Paulus sagt nämlich: „Bittet, bringt Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen dar.“ Im Griechischen gibt es dabei feine Unterschiede zwischen diesen Begriffen.
Bitten als Ausdruck der eigenen Grenzen
So sind die Bitten, die hier als Erstes genannt werden, ganz allgemein alles, was dir auf dem Herzen liegt. Das Wort „bitten“ kann man auch im Alltag gebrauchen. Wenn ich dich bitte, mir etwas zu trinken zu geben oder mir das Gesangbuch zu reichen, ist das genau das, was hier gemeint ist.
Alltägliche Dinge, alles, was dir auf dem Herzen liegt, was dir Schwierigkeiten bereitet und wo du nicht mehr weiterweißt – all das kannst du weitergeben. Bitte andere darum, wenn du deine eigenen Grenzen wahrnimmst.
Diese Bitte setzt voraus, dass wir überhaupt merken, dass wir allein nicht zurechtkommen. Jemand, der einen anderen bittet, muss erst einmal seine eigenen Grenzen und seine Hilflosigkeit eingestehen.
Wenn das Wasser direkt vor mir steht und ich dich bitten würde: „Bitte, schenke mir doch eins“, würde das etwas seltsam wirken. Vielleicht würdest du sagen: „Hä, ich bin doch nicht dein Sklave, das kannst du doch selbst machen, es steht doch direkt vor dir.“
Anders ist es, wenn das Wasser ganz weit weg am Ende des Tisches steht. Wenn ich schlecht daran komme, vielleicht ganz herumlaufen müsste und wenig Platz ist, dann bitte ich. Damit drücke ich aus, dass ich das im Moment alleine nicht schaffe.
Das Beispiel mit dem Wasser ist noch eine ganz einfache Angelegenheit. Es gibt ja noch schwerwiegendere Dinge in unserem Leben.
Auf jeden Fall will dieser Begriff „Bitten“ genau das ausdrücken: Wir können und sollen nicht nur können, sondern auch mit all den Dingen, bei denen wir an unsere eigenen Grenzen stoßen, zu Gott kommen und ihn darum bitten.
Gebete als Bitten an Gott
Und dann kommen als Nächstes die Gebete. Also richten wir Bitten auch an normale Menschen in unserer Umwelt. Gebete im eigentlichen Sinne wahrscheinlich nicht. Zumindest habe ich es so noch nicht erlebt, und ich hoffe, ich werde es hier auch nicht erleben, dass wir voreinander knien und uns gegenseitig anbeten – besser nicht.
Gebete in diesem Sinne sollen nur an Gott gerichtet werden. Gebet meint hier, Dinge zu bitten, die eben nur Gott tun kann. Bei manchen anderen Dingen, wenn ich bitte: „Bitte, lass mich doch wieder gesund werden.“ Natürlich kann das letztendlich Gott auch nur tun, aber wir könnten auch zum Arzt gehen. Parallel dazu zu bitten ist ja auch okay.
Oder wenn ich Gott bitte: „Gib mir bitte morgen etwas zu essen.“ Ja, ich kann auch zum Aldi gehen, um einzukaufen. Und das tun wir wahrscheinlich auch alle. Wir beten alle: „Gott, versorge uns!“ und trotzdem tun wir etwas dabei.
Aber Dinge, die nur Gott tun kann, bei denen wir gar keinen Anteil haben, das ist das, was hier mit dem Gebet gemeint ist. Zum Beispiel die Vergebung der Schuld. Das ist ganz klar die Grundlage, die später noch erklärt wird.
Wir können andere Menschen bitten: „Vergib uns unsere Schuld.“ Aber sie können uns nur menschliche Schuld vergeben. Die Schuld, die wir vor Gott haben, können sie uns nicht vergeben.
Fürbitte als Gebet für andere
Als Nächstes folgt die Fürbitte. Dabei wird unser Augenmerk besonders darauf gerichtet, dass wir nicht nur an unsere eigenen Anliegen denken. Das betrifft Situationen, in denen wir nicht vorankommen, in denen wir nicht weiterwissen oder keine Antwort finden. Vielmehr sollen wir immer auch an andere Menschen denken.
Der Begriff Fürbitte stammt aus der Zeit, als jemand eine Audienz bei einem Herrscher hatte. In diesem Zusammenhang konnte er eine Bitte äußern, die sich auf sich selbst oder auf eine andere Person bezog. Meistens wurde dabei ein Vermittler eingeschaltet.
So ähnlich soll es auch hier sein: Wenn du siehst, dass andere Menschen in Schwierigkeiten sind, geh zu dem Herrscher – also hier zu Gott – und bitte ihn, einzugreifen. Dabei sollst du nicht nur deine eigenen Anliegen vorbringen, sondern auch die der anderen Menschen.
Danksagung als Ausdruck der Dankbarkeit
Und dann steht dort etwas über die Danksagung. Das ist klar und bedarf keiner großen Erklärung.
Sag Gott jeden Tag Dank für das, was er in deinem Leben getan hat – in der Vergangenheit und auch für das, was er heute in deinem Leben wirkt. Egal in welcher Situation er dich gerade hineingestellt hat, danke ihm dafür.
Dabei sollst du nicht nur an dich selbst denken, sondern auch an andere Menschen. Das dürfen wir nicht vergessen. Es geht nicht nur darum zu sagen: Danke, dass du mich reich, glücklich und gesund gemacht hast. Sondern auch: Danke, dass du den und den gesegnet hast, dass du dem und dem geholfen hast, dass sich Dinge weiterentwickelt haben und dass Gebete nicht nur um uns selbst kreisen sollen.
Das lesen wir ja auch im Nachsatz: Wir sollen die Danksagung für alle Menschen darbringen. Also nicht nur für uns selbst.
Denk auch an die anderen Menschen, an ihre Schwierigkeiten und an das, was sie an Glück und Zufriedenheit erleben. Bring all das in dein Gebet mit hinein.
Herausforderungen beim Gebet für alle Menschen
Das, was übrigens in dem ganzen Katalog hier nicht steht, ist, dass wir Beschwerden vorbringen sollen. Zum Beispiel: Gott, warum hast du da so falsch gehandelt? Gott, warum hast du hier eigentlich versagt?
Oder bei den Fürbitten: Diese sind ja eigentlich positiv gemeint, nämlich segne den anderen, hilf ihm, führ ihn weiter. Damit ist nicht zuerst gemeint, ändere du meinen Ehepartner, weil der mich so sehr ärgert, oder meinen Chef, Kollegen oder sonst wen. Zweifellos dürfen wir das auch sagen, wenn uns etwas schwer auf der Seele liegt. Aber es sollte nicht darum gehen, den anderen zu verändern, damit er zu mir passt.
Vielmehr geht es darum, den anderen zu segnen, damit er vorankommt, dich kennenlernt und den Platz erfüllen kann, der für ihn oder sie bestimmt ist. Also den anderen im Blick zu haben, so wie Gott ihn eigentlich sieht, und nicht egoistisch nur für uns zu bitten. Dieses Gebet gilt für alle Menschen.
Und für alle Menschen könnten wir jetzt mal etwas genauer durchdeklinieren. Wenn es euch so geht wie mir, dann fehlt mir das Einfachste: zu beten für mich selbst. Das Zweiteinfachste ist für meine Angehörigen, Freunde und Bekannte zu beten. Natürlich auch für die Leute in der Bibelschule, die mir alle sehr nahestehen – und euch natürlich auch, das ist ja klar.
Aber schon etwas schwieriger wird es dann für Menschen, mit denen ich ab und zu mal aneinandergerate. Oder gar für Menschen, bei denen ich den Eindruck habe: Na ja, die sind mir mehr oder weniger egal. Oder wo ich vielleicht sagen könnte: Geschieht denen ja recht. Warum gehen die denn zur Love Parade? Wären sie nicht hingegangen, sondern zur Bibelschule Brake, würden sie heute noch leben.
So bete ich ja nicht – nicht, dass ihr jetzt den falschen Eindruck bekommt. Nein, nein. Ich habe nur gesagt: Diese Leute dort sind mir meistens weit entfernt, weil ich mich mit ihrer Lebensweise gar nicht einfühlen kann. Das ist mir scheinbar weit entfernt. Oder ich treffe irgendwo in der Stadt Leute, die sind nicht auf meiner Wellenlänge, mit denen habe ich wenig zu tun.
Aber wenn ich hier lese „für alle Menschen“, dann fordert mich das heraus, auch für Menschen zu bitten oder zu danken, mit denen ich eigentlich sonst nichts zu tun habe. Ja, da steht ja nicht einmal „Bitte“ und „Danke“ nur für die Gläubigen, sondern auch für die Ungläubigen.
Gottes Antwort auf Gebete für Ungläubige
Beantwortet Gott auch Gebete für Ungläubige? Heilt Gott beispielsweise auch Ungläubige?
Dein Nachbar, ein vollkommener Atheist, leidet gerade unter Prostatakrebs. Wenn du jetzt für ihn bittest, wird Gott darauf antworten, oder muss sich der Nachbar erst bekehren?
Ich weiß nicht, ob ihr die Antwort darauf kennt. Ich glaube, die Antwort ist einfach: Gott heilt, wenn er will, auch Ungläubige. Die Antwort auf Gebete zu Gott – im positiven Sinne, im Lob wie in der Bitte – ist nicht daran gebunden, dass sich jemand erst bekehrt.
Vielleicht haben wir manchmal den Eindruck, Gott kümmert sich insbesondere darum, dass wir als seine Kinder es gut haben. Da stimmt zweifellos etwas. Aber er kümmert sich auch um die gesamte andere Schöpfung, denn die liebt er ja auch. Wir lesen das im Folgenden: Er will, dass alle gerettet werden. Er geht allen Menschen in Liebe nach.
Sehen wir uns das doch einmal an: Als Jesus hier auf der Erde war, wie vielen von denen, die er geheilt hat, hat er vorher gesagt: „Bekehr dich“? Mir ist kein einziger Fall bekannt. Da kommen Leute und sagen eben die Aussätzigen, typisch diese zehn Aussätzlichen: „Bitte mach uns gesund!“ Wie viele von denen waren denn gläubige Christen? Kein einziger.
Ja gut, manchmal sagt man: Da ist wenigstens einer. Ja, aber der eine sagt am Ende nur „Danke“. Mir ist auch kein Fall bekannt, bei dem es ein gläubiger Christ war. Das wissen wir gar nicht, keine Ahnung. Und die anderen kümmert es gar nicht, sie freuen sich einfach, dass sie gesund sind. Und das ist kein Problem.
Gott geht auch Menschen nach, die gar keine gläubigen Christen sind. Warum? Weil er auch diese Menschen liebt. Er liebt nicht nur die Christen, er liebt auch die Ungläubigen. Natürlich will er, dass sie ihre Sünde erkennen und umkehren. Manchmal gerade dadurch, dass er ihnen hilft, dass er Wunder wirkt in ihrem Leben. Dadurch will er sie zum Nachdenken bringen.
Manchmal führt das dazu, dass Menschen sich bekehren, und manchmal gehen sie einfach wieder zur Alltäglichkeit über. Und das kann auch so sein bei manchem, der auf der Suche nach Gott ist, der vielleicht irgendwann früher in seinem Leben mal gebetet hat – in seiner Kindheit oder Jugend oder sonstwie – und gemerkt hat: Ja, da ist doch Gott, und der antwortet. Aber es gab keine Reaktion darauf. Gott lässt das zu.
Aber er will eigentlich dadurch, dass er uns antwortet auf unsere Gebete, dass wir uns an ihn binden. Dass wir auch das Problem unserer Schuld lösen, dass wir ihm unsere Schuld bekennen und er uns dann vergibt und uns neues Leben gibt. Das ist das eigentliche Ziel. Alles andere soll nur dafür vorbauen und dahinführen.
Und deshalb das Gebet für alle Menschen. Hier gerade die Herausforderung: Bete doch auch einmal für Menschen, die dich total nerven. Und zwar nicht nur in dem Gebet „Bitte mach ihn anders“ oder „Lass ihn versetzt werden vom Arbeitsplatz“ oder – naja – wie wir jetzt ganz harte Typen werden, die sagen: „Lass ihn sterben, dann sind wir ihn los.“ Nein, so betet nicht.
Sondern bete, geh ihm nach, dass es der Person wirklich gut geht, dass deren Probleme gelöst werden, dass er dich kennenlernt, dass er zu seinem Recht kommt, dass es ihm gut geht. Auch solche Gebete! Denn Fürbitte meint er nicht nur als Fürbitte für uns, dass unsere Probleme mit dem anderen gelöst sind – das ist ein Teil davon –, sondern Fürbitte für den anderen, dass er die Stelle einnimmt, die Gott für ihn vorgesehen hat, dass es ihm und dir gut geht.
Gebet für die Obrigkeit und das Leben in Frieden
Paulus sagt das noch etwas detaillierter, und zwar für eine bestimmte Gruppe, für die wir ganz besonders beten sollen. Zuerst für alle Menschen, aber dann ganz besonders für die Könige.
Damals, als Paulus das schrieb, war gerade der allseits bekannte Nero König in Rom. Selbst diejenigen, die nicht viel von Geschichte wissen, haben wahrscheinlich zumindest mal einen Spielfilm gesehen, der vom Brand Roms handelt. Dort wird Nero als halb verrückt dargestellt, der über der brennenden Stadt lacht und danach Christen verfolgen lässt.
Und für jemanden wie ihn soll man beten? Dass es ihm gut geht, dass er möglichst lange herrscht, dass er gesund bleibt? Sollte man da nicht eher sagen: „Lass ihn vom Blitz getroffen werden“? Nein, denn auch er ist ein von Gott geliebter Mensch. Ich will nicht sagen, dass er alles richtig macht – zweifellos nicht –, aber wir sollen auch für solche Menschen beten.
Paulus schrieb das nicht in einem freiheitlichen Staat, wie wir ihn heute kennen. Unsere Politiker sind auch nicht alle fromm und tun nicht immer das Richtige. Aber zumindest steckt uns keiner ins Gefängnis oder lässt uns foltern. Das war damals im römischen Reich anders. Trotzdem sagt Paulus: Betet für die Obrigkeit.
Warum? Weil wir nicht nur aus egoistischen Gründen beten sollen, sondern weil diese Menschen es brauchen. Sie stehen unter starkem Druck, nicht in Korruption zu verfallen oder Unrecht zu tun. Sie müssen sich für alles, was sie tun, einmal vor Gott verantworten.
Wenn sie Jesus nicht kennenlernen und nicht gerecht entscheiden, häufen sie eine große Schuld an. Denk daran: Auch diese Menschen sind von Gott geliebt. Wir sollen dafür beten, dass sie Weisheit haben, richtig zu entscheiden, dass Gott sie segnet und ihnen hilft.
Wenn das schon für die damaligen blutrünstigen Kaiser des römischen Reiches gilt, die sich gegen die Christen wandten, wie viel mehr gilt das dann für unsere heutige Regierung, die im Vergleich dazu relativ zahm und harmlos ist?
Unsere Stellung als Christen hat durch diese Regierung viele positive Aspekte erfahren. Wir haben in Deutschland eine lange Zeit des Friedens erlebt, wie es sie so kaum je zuvor gab. Eine ganze Generation der Nachkriegsgeneration kennt keinen Krieg mehr.
Wir leben in materiellem Wohlstand, um den uns viele Menschen weltweit beneiden. Auch das ist ein Verdienst der Regierung. Unser Bildungssystem ist ideal: Man muss nicht zigtausend Euro bezahlen, damit die Kinder unterrichtet werden – das übernimmt der Staat.
Vor einiger Zeit war ich in Italien und habe mich danach umso mehr über die deutschen Straßen gefreut. In Italien rumpelt und rattert es, die Straßen sind im Vergleich zu Deutschland oft schlecht. In Deutschland gibt es zwar manchmal Staus, aber die Infrastruktur ist insgesamt gut.
Fährst du in Italien, Griechenland oder anderen Ländern, bist du hinterher froh, wie gut in Deutschland alles geregelt ist. Und wenn du in Afrika unterwegs bist und mit 30 Stundenkilometern über Schlaglöcher fährst, weißt du das umso mehr zu schätzen.
Auch das leistet unsere Regierung. Sie macht Fehler, zweifellos, aber wir sollten für Weisheit beten und auch dankbar sein für das Gute, das sie tut und was Gott durch sie bewirkt.
Paulus schreibt, dass wir für alle in hoher Stellung beten sollen – nicht nur für Könige, sondern auch für Abgeordnete, Kanzler, Präsidenten und andere. Das Ziel ist, dass wir ein ruhiges und stilles Leben führen können, in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit.
Zuerst sollen wir sowieso für sie beten, weil sie zu allen Menschen gehören. Aber besonders sollen wir dafür beten, denn sie geben uns den Freiraum, in dem wir leben und unseren Glauben ausleben können.
Das bedeutet nicht, dass sie automatisch dafür sorgen, dass alle Probleme verschwinden oder dass wir reich werden. Paulus bringt mit den Begriffen Gottesfurcht und Ehrbarkeit das Wichtigste auf den Punkt.
Sei froh, wenn du dein Leben ruhig und still führen kannst. Du musst nicht immer im Mittelpunkt stehen oder viel Aktion haben. Für Christen ist das nicht entscheidend.
Gottesfurcht meint hier den religiösen Aspekt: Sei dankbar, wenn der Staat es dir nicht unmöglich macht, Gott nachzufolgen, in der Bibel zu lesen, dich mit anderen Christen zu treffen oder deinem Gewissen zu folgen.
Ehrbarkeit meint das Moralische und Ethische: Der Staat soll dich nicht zwingen, unmoralische Dinge zu tun. Oft stehen wir an der Grenze dazu. Manchmal hat man den Eindruck, der Staat drängt uns dazu.
Wenn man sich Lehrpläne mancher Bundesländer anschaut, was Schüler tun sollen, ist das nicht immer unproblematisch. Oder wenn eine Krankenschwester in der Gynäkologie plötzlich an einer Abtreibung mitwirken muss – das ist eine schwierige Situation.
Oder wenn Physiotherapeuten erwartet wird, nebenbei Yoga zu machen, ist das auch nicht ganz unproblematisch. Insgesamt können wir aber in Frömmigkeit leben und ethisch nach unseren Maßstäben handeln.
Natürlich gibt es Reibereien, aber der Staat verhindert das nicht. Manchmal lachen Leute über uns, aber wir können unseren Glauben leben. Das war unser Ziel beim Gebet.
Nicht, dass die Politiker plötzlich nur noch aus der Bibel Gesetze ableiten – das wäre schwierig. Wie schnell darf man in der Ortschaft fahren? Soll man da die Zahl der Jünger als Maß nehmen? Politik ist nicht immer christlich oder unchristlich, manchmal klug, manchmal dumm.
Die Politiker brauchen Weisheit. Man kann nicht alles aus der Bibel ableiten. Deshalb lasst uns beten, dass sie sich bekehren. Gott kann das bewirken, auch wenn wir uns das manchmal nicht vorstellen können.
Vielleicht denken wir, sie sind mit anderen Dingen beschäftigt und kümmern sich nicht um den Glauben. Aber diese Politiker sind im Kern ganz normale Menschen wie du und ich.
Sie haben dieselben Probleme: Ärger mit dem Partner, Trennung, Angst vor Krankheit und Tod, das Bedürfnis nach Anerkennung, Sorgen um die Kinder. Sie haben auch eine tiefe Sehnsucht nach Gott und das Bewusstsein, dass es mehr geben muss.
Wir können dafür beten, dass sie umkehren und Gott kennenlernen – auch wenn sie in einem Umfeld leben, in dem sie kaum Christen treffen. Ebenso sollen wir dafür beten, dass sie uns ein Umfeld schaffen, in dem wir unseren Glauben ausleben können, ohne von jedem gefeiert werden zu müssen.
Besondere Aufforderung zum Gebet für Männer
Paulus geht im Thema Gebet noch weiter, dabei werden insbesondere die Männer angesprochen. Am Ende von Vers 8 heißt es: „So will ich nun, dass die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und Zweifel.“
Man könnte natürlich sofort fragen: Und die Frauen? Müssen die nicht beten? Dazu muss man den Text weiter betrachten. Frauen müssen sich nicht nur darum kümmern, wie sie sich richtig schminken oder eben nicht – das wird im folgenden Text behandelt. Ich glaube nicht, dass Paulus hier sagen will, Frauen müssten nicht beten. Vielmehr betont er das Gebet besonders bei den Männern. Die Frauen sollen natürlich auch beten.
Die Frage ist: Warum betont Paulus das bei den Männern? Ich habe mir darüber Gedanken gemacht. Vielleicht war das damals noch mehr ein Thema als heute. Heute, im Bereich Gender Mainstream, sollen Männer ja immer weniger männlich sein. Aber Paulus merkt, dass viele Männer dazu neigen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Männer wollen sich normalerweise nicht so gerne helfen lassen. Sie wollen gerne Chef sein, wollen sich auskennen und bewundert werden.
Also, wenn ihr als Frauen eurem Mann etwas Gutes tun wollt, bewundert ihn. Das mögen fast alle Männer gerne. Wenn er zum Beispiel eine Schraube in die Wand gedreht hat, dann sagt: „Oh, wie toll kannst du das! Wie super ist das!“ Wenn er Handwerker ist, denkt er vielleicht, du willst dich lustig machen, aber wenn nicht, dann freut er sich wirklich über Bewunderung. Und wenn das nicht der Fall ist, dann bewundert deine Frau eben bei anderen Dingen, was auch immer das sein mag. Männer schätzen das ganz besonders.
Das merken wir auch in der Bibel. Männer sind häufig die Machertypen. Frauen hingegen gestehen viel eher ein: „Ich brauche Hilfe, ich schaffe es alleine nicht.“ Männer brauchen oft ziemlich lange, bis sie das einsehen. So habe ich den Eindruck, dass Paulus die Männer hier ganz besonders aufruft: Seid ihr Männer, denkt schon ganz früh daran, zu beten! Nicht erst, wenn ihr alles ausprobiert habt, sondern kommt gleich zu Gott und betet.
Und das „an jedem Ort“ meint: Bete nicht nur am Sonntagmorgen im Gottesdienst oder nur in deiner stillen Zeit. Gott ist in jeder Situation bei dir, egal was gerade läuft. Wenn du im Betrieb bist und es richtig stressig ist, dann überlege nicht nur, wie du den Stress am besten bewältigst oder deine Arbeit organisierst, sondern bete auch darum. Das Organisieren ist ja immer noch gut und wichtig, aber bete zu allen Zeiten an allen Orten. Gerade weil Männer vielleicht eher die Tendenz haben, alles selbst in die Hand zu nehmen.
Ich glaube, noch ein anderer Grund steckt dahinter. Im weiteren Verlauf des Textes wird Paulus uns unangenehme Dinge sagen, zum Beispiel, dass der Mann die Hauptverantwortung für Familie und Gemeinde hat. Deshalb fordert er die Männer auf: Sei Vorbild, bete an jedem Ort! Denn so sollen es alle Christen tun. Und weil du Vorbild und Leitung bist, sollst du es vor allem tun, damit du deine Aufgabe als Leiter der Familie und Leiter der Gemeinde gut erfüllen kannst.
Hier geht es also nicht nur um das Gebet in der Gemeinde, sondern um das Gebet an jedem Ort und zu jeder Zeit, dort, wo du deine Aufgabe ausfüllst.
Die Bedeutung der heiligen Hände im Gebet
Und dann steht hier noch: Indem sie heilige Hände aufheben.
Jetzt können wir uns lange darüber unterhalten, welche Gebetshaltung die richtige ist. Hier steht „Heilige Hände aufheben“. Man könnte natürlich auch ganz praktisch fragen: Wie erkennt man denn heilige Hände? Schaut euch eure Hände an – sind sie heilig oder nicht?
Was damit gemeint ist, ist natürlich auch hier übertragen. Das bedeutet: Wenn du mit deinen Händen vorher Mist gemacht hast, wenn du mit deinen Händen irgendjemanden geschlagen hast, dann sind deine Hände in dem Moment nicht mehr heilig. Das sieht man an ihnen nicht unbedingt. Vielleicht ist dein Blut befleckt und so, aber wenn du sie gewaschen hast, sind sie immer noch unheilig.
Wenn du mit deinen nicht heiligen Händen Leute bestohlen hast, geschlagen hast oder Böses getan hast, dann sind deine Hände nicht heilig. Dann geh zuerst hin und bring die Sache in Ordnung. Das wird übrigens später auch noch gesagt: Deshalb nicht mit Zorn und Zweifel.
Wenn du auf jemanden ärgerlich bist, dann hast du auch unheilige Hände. Die sehen genauso aus wie vorher, aber Paulus sagt – nein, Jesus sagt in Matthäus 5: Wenn du zum Tempel gehst, um anzubeten, und du hast etwas gegen deinen Bruder, dann geh zuerst hin und bring es in Ordnung. Dann sind deine Hände wieder heilig, dann kannst du beten.
Hier sind also die heiligen Hände das Wesentliche, nicht das Aufheben. Die heiligen Hände bedeuten: Wenn du zu Gott kommst, sei dir bewusst, vor wem du stehst. Lebe dein Leben so, dass du vor Gott treten kannst. Bring die Dinge in deinem Leben in Ordnung. Entschuldige dich, wenn nötig, bei Gott und bei Menschen. Die heiligen Hände sind hier das Wichtige. Ob du sie faltest, aufhebst oder auf die Erde legst, ist sekundär und spielt keine entscheidende Rolle.
Wir müssen allerdings sagen: Zur Zeit des Paulus war die normale Gebetshaltung, wenn man Gott lobte, die Hände hochzuheben. Das war das Übliche. Wenn man aber zerknirscht war oder mit Sünde zu tun hatte, wusste man: Ich muss mich schämen, ich kann Gott nicht mit offenem Gesicht entgegentreten. Dann ging man auf die Knie oder legte sich ganz flach auf die Erde. Das heißt proskynio. So ließen sich auch Herrscher verehren: ganz flach auf die Erde, nur der Kopf auf dem Boden. Das bedeutete: Ich bin gar nichts. Es hieß so viel wie: Geh über mich drüber, ich bin hier wie der Teppich.
So gab es verschiedene Gebetshaltungen, die unterschiedliche Motivationen ausdrücken sollten. Dieses Händeheben kam vom Jubeln. Wenn Leute jubeln, heben sie automatisch die Hände, das muss man ihnen gar nicht sagen. Wenn sie begeistert sind, heben sie die Hände und versuchen, die Leute mitzureißen. Deshalb war das wahrscheinlich als besondere Ausdrucksform des Jubels für Gott gedacht: Ja, Gott ist toll, Hände heben.
Aber das Entscheidende in diesem Text ist nicht das Händeheben, sondern die heiligen Hände. Sei dir also bewusst, mit welcher Motivation du vor Gott stehst und wie das in deinem Leben aussieht.
Gebet ohne Zorn und Zweifel
Und dann wird ja noch speziell von Zorn und Zweifel gesprochen. Zorn habe ich schon erwähnt – allerdings nicht, wenn du Zorn auf andere Menschen hast. Wenn du dich über deinen Chef ärgerst und Gott soll ihn „richtig fertig machen“, dann erst mal runterkommen. Bete lieber: Gott, hilf ihm, segne ihn, vergib ihm, was auch immer. Also nicht mit Zorn beten.
Zorn ist auch nicht angebracht, wenn du Streit mit anderen hast. Bring den Streit erst in Ordnung, wie es in Matthäus 5 beschrieben wird, wo Jesus das speziell seinen Jüngern sagt.
Zweifel sind ebenfalls ein Thema. Das ist klar, wobei Gott manchmal gnädig ist, auch wenn wir immer noch Zweifel haben. Ja, Gott macht das, und vielleicht können wir diesen Zweifel auch nie ganz loswerden. Vielleicht ist es eine Art Zweifel an der Macht Gottes. Diese Fragen können auch daherkommen, weil ich Gott in seiner Souveränität akzeptieren will.
Nehmen wir an, du bist krank. Du kannst sagen: „Gott, mach mich gesund.“ Wenn du innerlich nicht ganz sicher bist, ob das passiert oder nicht, dann kann das einerseits Zweifel an der Macht Gottes sein. Du denkst vielleicht: Gott kann das ja, aber bei mir, dem armen Würmchen, hört er mich ja gar nicht. Das ist Zweifel an der Macht Gottes.
Es kann aber auch sein, dass du unsicher bist, weil du vielleicht denkst: „Vielleicht will Gott ja gar nicht, dass ich zu diesem Zeitpunkt gesund werde.“ Das ist in Ordnung. Das ist Akzeptieren der Souveränität Gottes, des freien Willens Gottes.
Aber dieses Zweifeln daran, dass Gott antwortet, das solltest du bitte nicht tun. Wenn du zu Gott kommst, dann glaube daran, dass er auf alles antworten kann. Und er will es auch. Er will, dass es dir richtig gut geht. Doch „gut gehen“ heißt nicht unbedingt so, wie du dir das vorstellst.
Damals hat Gott es als gut empfunden, dass Nero, der Christenverfolger in Rom, herrschte. Ging es den Christen gut? Nun ja, auf dem Scheiterhaufen zu enden oder von Tieren gefressen zu werden, ist vielleicht nicht das, was wir uns unter „gut gehen“ vorstellen.
Aber Gott hat es damals so gedacht – als gut. Tertullian, zwei Generationen später, schreibt: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.“ Gott hat es tatsächlich gut gemeint, aber nicht unbedingt gut für das einzelne Individuum. Der einzelne Christ kam erst nach dem Tod in den Himmel. Gott hat es gut gemeint, weil dadurch das Evangelium verbreitet wurde.
Jetzt stelle ich mir natürlich die Frage: Gott, hättest du nicht einen weniger schmerzhaften Weg wählen können? Vielleicht. Aber irgendwie geht Gott einen guten Weg – nur nicht immer so, wie wir ihn in dem Moment sehen.
Deshalb auch ohne Zweifel: Wenn Gott dich in schwere Situationen führt, heißt das nicht automatisch, dass dein Glaube zu schwach ist oder dass Gott dich vergessen hat. Vielleicht ist es vielmehr so, dass diese Phase gerade dran ist – sie zu durchleben und zu durchleiden, um Gott näherzukommen oder anderen ein Zeugnis zu sein.
Das ist es, was Paulus uns in diesem Text über das Gebet sagt.
Gottes Wunsch nach Rettung aller Menschen
Und dann möchte ich natürlich auch noch auf diesen Text eingehen, in dem es heißt: „Denn dies ist gut und angenehm vor Gott, unserem Retter, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“
Das wird, glaube ich, an kaum einer Stelle im ganzen Neuen Testament so deutlich und klar gesagt – diese Motivation Gottes. Gott will, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, dass alle Menschen gerettet werden.
Gott hat keine exklusiven Freundschaften, bei denen er sagt: „Na ja, der gefällt mir, und der ist auch noch ganz nett, der darf hierher kommen, die anderen nicht.“ Nein, Gott will ganz klar, dass alle Menschen gerettet werden. Und er hat auch einen Weg für alle Menschen geschaffen. Jesus ist gestorben, wir lesen später, dass sein Tod als Lösegeld gilt. Dieses Lösegeld gilt für alle Menschen. Es gibt genug Vergebung für alle, sodass jeder Mensch Vergebung für seine ganze Schuld erhalten kann.
Jetzt können wir uns natürlich die Frage stellen: Wenn Gott will, dass alle Menschen gerettet werden, warum werden dann nicht alle gerettet?
Das liegt daran, dass dieser Wille Gottes nicht der einzige Faktor ist. Das ist ungefähr so, als wenn ich zu meinen Kindern sage: „Ich will, dass du die Hausaufgaben machst.“ Werden sie sie dadurch automatisch machen? Wäre ja schön, oder? Ich meine, es wäre schön, wenn die Kinder aus eigener Motivation das tun würden und ich es gar nicht erst sagen müsste. Oder wenn mein Wille so stark wäre, dass sie gar nichts anderes übrig hätten. Ich sage: „Ich will.“ Sie sagen: „Ich will nicht.“ Aber sie müssten den Stift in die Hand nehmen und schreiben. Doch das passiert nicht automatisch. Ich kann wollen, wie lange ich will, wenn sie nicht wollen, passiert trotzdem nichts.
Und bei Gott ist es ähnlich. Gott hat einen Willen, der absolut wirksam ist. Wenn er sagt, es sollen Bäume auf dem Feld wachsen – in der Schöpfungsgeschichte – dann konnten die Bäume sich nicht lange überlegen, ob sie wachsen wollen. Sie wuchsen, weil Gott es direkt wollte.
Aber manchmal äußert Gott seinen Willen anders. Zum Beispiel sagt er: „Du sollst nicht lügen.“ Das ist auch ein Wille Gottes. Er sagt: „Du sollst nicht.“ Und wie sieht es aus? Hast du schon mal probiert zu lügen? Klappt das? Ja, klar! Wir alle kennen das, wir haben schon gelogen. Das geht, obwohl Gott sagt: „Ich will nicht.“ Der Wille Gottes ist, dass du nicht lügen sollst, und trotzdem können wir es und tun es manchmal auch.
Genauso ist es hier: Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Deshalb hat er die Grundlage geschaffen, dass alle gerettet werden können. Kein einziger Mensch, der einmal vor Gott steht, wird sagen können: „Ich wollte ja eigentlich, aber ich hatte keine Chance“ oder „Du wolltest ja nicht“ oder „Ich war mir nicht so sicher“ oder Ähnliches.
Gott wird jedem Menschen deutlich machen können: „Hier, da hast du deine Chance gehabt, da gab es die Möglichkeit. Du hättest Vergebung deiner Schuld bekommen können.“ Es wird keinen Gezwungenen im Himmel geben und keinen Gezwungenen in der Hölle – nur Freiwillige.
Gott schafft die Möglichkeit dafür. Und das gilt auch für jeden von uns. Jeder, der heute hier ist und noch nicht Kind Gottes ist, hat die Möglichkeit. Gott hat alle Voraussetzungen geschaffen, dass du Vergebung deiner Schuld bekommen und gerettet werden kannst. Denn Gott will, dass alle gerettet werden, und er schafft die Möglichkeit.
Aber das ist nicht das Einzige. Er will niemanden in den Himmel zwingen. Auch wenn er jede Möglichkeit geschaffen hat, musst du zustimmen. Du musst einverstanden sein, du musst diese Chance ergreifen, du musst Gott um Vergebung deiner Schuld bitten. Das ist das, was du tun musst. Sonst kannst du nichts machen. Aber Gott will, dass alle gerettet werden, und deshalb hat er die Möglichkeit geschaffen.
Dann heißt es, dass alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Jetzt könnte man fragen: Welche Wahrheit ist damit gemeint? Die Relativitätstheorie oder das Einmaleins oder die Geographie sind ja auch alles wahre Aussagen – zumindest teilweise. Wir wissen heute, dass sich Wissen alle sieben Jahre verändert und erneuert, und deshalb sind wir nie ganz sicher, was wirklich stimmt.
Aber hier ist mit Wahrheit die Wahrheit unseres Lebens vor Gott gemeint. Die Wahrheit, dass wir eingestehen: Es gibt einen Gott. Das hat Gott in unser Herz gelegt. Wir sollen eingestehen, dass Gott uns Freiheit gegeben hat, dass wir schuldig vor Gott sind, dass wir nicht alles richtig machen, dass wir falsche Dinge getan und Schuld auf uns geladen haben.
Wir sollen eingestehen, dass wir selbst mit dieser Schuld nicht zurechtkommen, dass wir ohne Gott kein sinnvolles Leben führen können. Und dann sollen wir das vor Gott sagen: „Herr Jesus, ich bin schuldig vor dir, vergib du mir. Du hast den richtigen Weg. Ich will jetzt mit dir leben.“
Das bedeutet diese Erkenntnis der Wahrheit. Denn Erkenntnis meint in der Bibel immer mehr als nur intellektuelles Wissen. Erkenntnis bedeutet auch den Vollzug dessen, was man als wahr erkannt hat. Es geht also nicht nur darum, etwas intellektuell zu wissen. Das hilft dir im Himmel gar nicht.
Im Jakobusbrief lesen wir, dass selbst die Dämonen wissen, dass es einen Gott gibt. Werden sie deshalb gerettet? Wohl kaum. Reines Wissen bringt keine Errettung.
Wenn du dir ganz sicher bist: „Ja, ich weiß, es gibt einen Gott“, ist das zwar gut, und Gott freut sich darüber. Aber das wird noch nichts bringen. Du wirst dadurch keine Vergebung deiner Schuld erhalten.
Vergebung der Schuld geschieht erst dann, wenn du Jesus darum bittest, dass er dir vergibt. Wenn du das tust, ist das mit dem Erkennen gemeint. Erkennen bedeutet nicht nur intellektuelles Wissen, sondern auch den Vollzug dessen, was dir innerlich klar geworden ist.
Jesus Christus als einziger Mittler und Lösegeld
Und dann wird das noch etwas ausführlicher erklärt, denn in Vers 5 heißt es: „Dann ist es ein Mensch und Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Jesus Christus.“
Es ist ein Gott. Gerade in einer Zeit des Pluralismus werden heutzutage viele Götter angeboten. Damals brachten die Irrlehrer in Ephesus die Lehre vor, dass es zwei Götter gäbe. Man nannte das Gnosis, nämlich den bösen Gott des Alten Testaments und den guten Gott des Neuen Testaments.
Hier betont Paulus ganz deutlich: Nein, nein, es gibt nur einen Gott, es gibt keinen anderen. Und jetzt können wir auch nicht sagen, na ja, die werden halt unterschiedlich benannt. Nein, das, was Menschen an Religionen erfinden, tun sie immer wieder. Gerade im Bereich der Esoterik erfindet jeder seinen Privatgott.
So eine Mischung davon: eine kleine Prise Buddhismus, ein bisschen Hinduismus, ein bisschen Islam und ein bisschen Christentum – für Jesus ist auch noch Platz – und dann mischt man sich so einen eigenen Gott zusammen. Diese Götter gibt es nicht. Natürlich kann sich jeder einen Gott erfinden, klar, aber diese Götter existieren nicht außer in meinem Kopf. Sie bringen auch nichts, denn in der Realität gibt es nur einen einzigen Gott, und das ist der Gott, der sich in der Bibel geoffenbart hat.
Es gibt nur einen Mittler. Die Juden, also viele der Zuhörer des Paulus, gingen davon aus, dass es viele Mittler gibt. Man nahm damals nämlich an, dass es zum Beispiel Engel gab oder auch den Priester, der dann, wenn er im Allerheiligsten war und vor Gott gebetet hat, als Stellvertreter und Mittler zwischen Gott und den Menschen fungierte.
Hier wird gesagt: Diese Priester und Engel sind alles nur Schattenbilder. Eigentlich gibt es nur einen einzigen, der zwischen uns und Gott vermitteln kann.
Jetzt müssen wir die Frage stellen: Warum überhaupt Vermittlung? Warum können wir nicht direkt zu Gott?
Weil wir eben in Schuld und Sünde sind. Mit unserer Schuld und Sünde können wir nicht zu Gott kommen. Im Alten Testament lesen wir, dass wir als sündige, schuldige Menschen, wenn wir in die Gegenwart Gottes kämen, sofort vergehen würden – wie verglühen. Das geht nicht.
Da muss erst die Schuld ausgeräumt werden, sonst können wir gar nicht in der Gegenwart Gottes sein. Um diese Schuld auszuräumen, braucht es einen Vermittler, jemanden, der zwischen uns und Gott steht, damit wir überhaupt gereinigt werden können.
Der Einzige, der das tun kann, ist Jesus Christus, das wird uns hier deutlich gesagt. Alleine könnten wir nie zu Gott kommen, keine Chance. In seiner Heiligkeit, Allmacht und Ewigkeit würden wir sofort verglühen, zergehen – keine Chance.
Aber wir haben jemanden, der sowohl Gott war, also total heilig, als auch Mensch war. Er kann uns verstehen, mit uns reden, wie wir reden können. Für ihn ist alles nachvollziehbar: wie wir denken, empfinden, Versuchungen haben. Er kann dann vor Gott treten, um Vergebung bitten und gleichzeitig auch noch bezahlen.
Denn da steht ja, dass er sich selbst als Lösegeld gegeben hat. Lösegeld braucht man, wenn jemand gefangen ist. Das gab es ja auch in Deutschland in der Vergangenheit. In manchen anderen Ländern gehört das zur Alltagsroutine, wie in Kolumbien. Dort wird jeden Tag jemand entführt und es werden Lösegelder gefordert.
Das läuft dann so: Du nimmst jemanden gefangen und sagst, wenn du nicht das Geld bezahlst, wird er umgebracht. Bei Gott ist das nicht genau so. Gott will kein Geld erpressen. Aber hier geht es darum: Wir sind Gefangene, wenn wir Gott nicht kennen. Von was denn? Vom Teufel.
Und warum hat er uns gefangen? Weil er ein Anrecht auf uns hat. Wir waren Kinder Gottes, haben uns aber gegen Gott gestellt, indem wir seine Ordnungen nicht befolgt haben. Dann hat der Teufel ein Anrecht auf uns. Jetzt müssen wir davon losgekauft werden. Da muss bezahlt werden – für unsere Schuld.
Wenn die Schuld ausgeglichen ist, können wir wieder freikommen. Wir können ja nicht selbst bezahlen, wo wir im Gefängnis sitzen. Womit wollen wir denn bezahlen? Was haben wir Gutes, das wir anbieten könnten, um unsere Schuld wieder gutzumachen? Gar nichts.
Deshalb wird gesagt: Wir brauchen ein Lösegeld. Jesus selbst ist nicht nur als Mittler aufgetreten, um vor Gott zu treten, wo wir es nicht können, sondern er ist auch aufgetreten, um zu sagen: Ich bin bereit zu zahlen, und zwar mit meinem eigenen Leben.
In den USA gibt es ja noch die Todesstrafe. Soweit ich weiß, gab es bisher allerdings noch nie einen Fall, dass sich jemand freiwillig gemeldet hat mit den Worten: „Ich bin bereit, für den anderen zu sterben.“ Wäre doch mal eine Sensation.
Ich habe allerdings vor zwei oder drei Jahren gelesen, dass es in Schweden damals, das ist zwischenzeitlich neutralisiert worden, ein ganz boomendes Geschäft gab – besonders für Arbeitslose. Damals hatten sie in ihren Sicherheitsvorschriften das noch nicht ganz geschnallt. Jedenfalls war es möglich, dass Leute jemanden anders für sich ins Gefängnis schicken konnten.
Sie haben einfach die Ausweise ausgetauscht, und dann ist derjenige ins Gefängnis gekommen und hat Geld bekommen. Wenn du genug Geld hattest, konntest du sagen: „Gefängnis will ich nicht, zu langweilig, ich will lieber frei bleiben.“ Dann hast du einen Arbeitslosen gesucht und gesagt: „Hier, nimm meinen Ausweis, melde dich im Gefängnis und setz die Zeit ab.“ Dafür hast du ihm vielleicht 5 Euro gegeben. Und das hat bis dahin tatsächlich funktioniert.
Ich habe gesagt, das ist ja ein Witz, aber es hat wirklich funktioniert. Und das wäre so ein stellvertretendes Schuldabbüßen gewesen, das scheinbar möglich war.
Bei Gott ist es möglich, dass Strafe ausgesprochen wird und ein anderer für dich bezahlt. In Deutschland ist das so indirekt auch möglich, vielleicht nicht mit Gefängnis. Aber nehmen wir mal an, du hast illegal auf deinem Grundstück gebaut und es gibt eine Strafe, ein Bußgeld. Wird jetzt überprüft, von welchem Konto das Bußgeld bezahlt wird? Die Hauptsache ist, es wird bezahlt. Ob dein Nachbar es gibt, dein Vater oder sonst wer – dem Bußgeldbescheid ist das egal, es muss bezahlt werden.
Vielleicht können wir da ein bisschen nachvollziehen: Wir haben eine immens große Schuld vor Gott, Schulden, Geld, das wir bezahlen müssten. Aber woher sollen wir es nehmen? Wir können gar nicht.
Dann kommt Jesus und sagt: „Hier, von meinem Konto.“ Da wird bezahlt, jetzt bist du frei, jetzt kannst du wieder raus, jetzt ist es wieder gut gemacht. Und das ist das, was hier mit Schulden und Lösegeld bezeichnet wird.
Paulus endet mit diesem Absatz: „Das ist das Zeugnis zur rechten Zeit, für das ich eingesetzt wurde als Verkündiger und Apostel. Ich sage die Wahrheit in Christus und lüge nicht, als Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit.“
Was er uns hier einfach nur noch sagen will, ist: Das ist der Inhalt meines Evangeliums, das ist der Inhalt dessen, was ich predige. Dass Jesus Mittler zwischen Gott und Menschen ist, dass Jesus Lösegeld ist, damit unsere Schuld bezahlt ist und wir deshalb zu Gott kommen können.
Wenn Paulus das so wichtig ist, sollte es uns auch wichtig sein. Und es ist ja nicht nur Paulus, der das schreibt, es ist ja Gott, der das sagt. Wenn du da noch nicht ganz mit dir in Ordnung bist, bring das in Ordnung. Lass deine Schulden bezahlen, denn sonst bist du weiterhin Gefangener der Sünde und des Teufels. Sie nehmen dich gefangen, sie bestimmen dich immer mehr.
Je mehr du ohne Gott lebst, desto mehr wirst du erleben, dass du gar nicht so frei bist, wie du denkst. Immer mehr wirst du getrieben von äußeren Umständen, von anderen Menschen oder von was auch immer. Werde frei davon, lass dir die Schuld vergeben.
Jesus ist auch der einzige Mittler. Wenn du mal zu Gott kommen willst, genügt es nicht, daran zu glauben, dass es einen Gott gibt. Du brauchst einen Mittler, der vor Gott tritt und sagt: „Vergib du demjenigen, ich bin bereit zu zahlen.“ Deshalb musst du dich an Jesus wenden. Das ist der einzige Weg.
Wenn du Christ bist, freu dich darüber mit Paulus: Jesus hat für uns bezahlt, und Jesus ist auch heute noch der Mittler.
Und wenn du Christ bist oder nicht, denk auch daran: Vernachlässige das Gebet nicht und lass das Gebet nicht eintönig werden. Bring in dein Gebet die Bitten mit hinein, alles, was dir so in den Sinn kommt in deinem Leben.
Das sind die Gebete, bei denen du auf Gott ausgerichtet bist, die Sachen, die nur Gott tun kann. Bei den Fürbitten denk daran, auch an andere Menschen zu denken, dass Gott ihnen nachgeht, ihnen hilft und ihnen Gutes tut.
Und die Danksagungen, da wo Gott dir Gutes getan hat, in der Gegenwart oder in der Vergangenheit.
Insbesondere die Männer: Denkt daran, betet allezeit! Egal, wo ihr seid. Meint nicht, nur weil ihr gute Geschäftsleute, Lehrer, Verkäufer oder sonst etwas seid, hättet ihr die Sache in der Hand. Denkt daran, ihr seid auch da auf Gott angewiesen und betet zu allen Zeiten.
Und wenn ihr betet, denkt daran: Haltet euer Leben sauber! Das ist das mit den reinen Händen. Ich glaube, Herausforderungen hat heute jeder mit – ich hoffe es zumindest. Dank entweder Gott gegenüber oder als Herausforderung, ins Leben hineinzuschauen und zu überlegen, wo wir etwas verändern können.
Schlussgebet
Ich bete gerne mit euch an dieser Stelle.
Herr Jesus Christus, vielen Dank, dass du uns diesen Brief durch Paulus gegeben hast. Danke auch dafür, dass wir mit allem, was uns auf dem Herzen liegt, zu dir kommen können im Gebet.
Für das, was nur du allein lösen kannst, wo wir selbst nichts tun können, bitten wir dich. Ebenso für die kleinen Dinge unseres Alltags, die uns das Leben mühsam machen, und für Situationen, in denen wir gerne eine Antwort hätten oder ein Problem beseitigt sehen würden.
Auch für die Menschen, denen es schlecht geht, wollen wir dich bitten. Manchmal sind sie uns vielleicht egal, aber das sollte nicht so sein. Erinnere uns daran, sie nicht zu vergessen.
Besonders denken wir an die Menschen, die uns regieren: die Ministerpräsidenten, die Bundeskanzlerin, die Minister, die Abgeordneten und alle anderen. Wir möchten dich für sie bitten, dass du ihnen nahe bist und sie immer wieder ihre Grenzen erkennen. Hilf ihnen über diese Grenzen hinaus und schenke ihnen Weisheit in ihren Überlegungen und Diskussionen, damit sie das Land richtig regieren.
So können wir noch lange in Stille, Frieden, Ruhe und Frömmigkeit leben, wie es in der Vergangenheit möglich war. Dafür bitten wir dich um Weisheit.
Wir bitten dich auch, dass sie dich erkennen, spüren, wo sie dich brauchen, und dann noch mehr Orientierung von dir erhalten.
Wir danken dir, Herr Jesus, dass du unser Mittler bist. Du stehst vor dem himmlischen Vater und bittest für uns. Gleichzeitig hast du das Lösegeld bezahlt, damit wir nicht mehr ewig von Gott getrennt sind. Unsere Schulden sind beglichen, all das, was wir vor Gott falsch gemacht haben.
Wir bitten dich für die Menschen heute Morgen hier bei uns und auch in der Stadt, in der wir wohnen, die dich noch nicht kennen. Manche haben eine Ahnung, dass es dich gibt, und wissen, dass in ihrem Leben manches schlecht oder falsch gelaufen ist.
Wir bitten dich, dass du ihnen nachgehst und ihnen innerlich deutlich machst, dass sie Vergebung ihrer Schuld brauchen. Hilf ihnen, diesen Schritt zu tun.
Lass ihr Leben sich verändern, damit sie Zugang zu dir finden und plötzlich sehen können, wie du auch in ihrem Leben schon in der Vergangenheit aktiv warst und es in der Zukunft noch viel mehr sein wirst.
Danke, dass du da bist. Danke für die Erlösung und die Vergebung. Amen.