Die Bedeutung des Kommens des Reiches Gottes
Dein Reich komme her! Ist uns wirklich bewusst, was wir sagen, wenn wir diese Worte sprechen? Könnten wir es erklären, wenn uns jemand fragen würde, was das bedeutet, wenn wir so beten oder singen?
Wenn du Schwierigkeiten damit hättest, wäre das sehr verständlich. Denn tatsächlich gibt es nicht nur eine Antwort darauf. Die Frage lautet: Wie sieht das Kommen des Reiches aus? Was geschieht, wenn das Reich Gottes kommt?
Wenn wir das wissen, sind wir in der Lage, es zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren. Eines ist sicher: Wegen falscher Vorstellungen kann man die Ankunft des Reiches wirklich verpassen oder unvorbereitet sein.
Dieses Problem hatten die Pharisäer und zum Teil auch die Jünger zur Zeit Jesu. Wir haben die Stelle gehört, die uns vorgelesen wurde. Gleich am Anfang sehen wir eine Frage, die die Pharisäer stellen: Wann kommt das Reich Gottes?
Nach Jahrhunderten der Unterordnung und Unterdrückung durch verschiedene Völker und Weltreiche warteten die Juden zur Zeit Jesu sehnsüchtig auf ihren Messias, auf ihren König. Dieser sollte die Nationen richten und für Israel eine neue Zeit des großen Einflusses und Segens bringen.
Als Jesus kam und seine Berühmtheit in Israel immer mehr wuchs, stellten sich viele die Frage: Vielleicht ist dieser Jesus derjenige, auf den wir gewartet haben?
Unter den religiösen Führern des Volkes waren die meisten vom Gegenteil überzeugt. Sie wussten oder meinten zu wissen, dass Jesus das nicht ist. Sie hatten eine andere Art von König erwartet. Sie erwarteten eine politische Figur, eine militärische Figur – ein bisschen wie David. Sie erwarteten jemanden, der wirklich einflussreich im ganzen Weltgeschehen sein würde.
Jesus passte nicht in ihr Bild. Er redete die ganze Zeit von Bußertun und Umkehr. Er hing mit Prostituierten und Zöllnern ab. Er sprach von Barmherzigkeit und Sündenvergebung. Er war nicht wirklich politisch engagiert.
Als Herodes ihn sehen wollte, sagte Jesus, er habe andere Dinge zu tun. Er schloss sich der religiösen Klasse nicht an.
Das steckt hinter der Frage in Vers 20, wenn die Pharisäer zu ihm kommen und sagen: Wann kommt das Reich?
Dahinter steckt der Zweifel, dass Jesus das Reich Gottes bringt. Wenn er da ist, wenn er der Messias ist, wo ist denn das Reich? Bisher haben sie davon nichts mitbekommen.
Nicht, dass ihre Vorstellung vom Reich völlig verkehrt wäre – wir werden später sehen, dass der Messias auch als großer Herrscher kommen wird. Aber die Pharisäer hatten eine eindimensionale Vorstellung vom Reich.
Einen weiteren Aspekt des Reiches haben sie nicht beachtet. Deshalb haben sie das Reich im Kommen von Jesus auch nicht erkannt.
Das Reich Gottes ist mitten unter uns
Und so antwortet Jesus in Vers 21: Man wird auch nicht sagen – oder ja, in Vers 20 – sorry, das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten kann. Man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es oder da ist es, denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.
Jesus sagt, das Reich ist schon da, mitten unter euch. Was meint Jesus damit? Er sagt, mit seinem Kommen ist das Reich eingebrochen. Als er seinen Dienst begann, war das tatsächlich seine Predigt. Er hat damit angefangen, die Leute zur Buße zu rufen. In Markus 1 lesen wir davon, dass er den Menschen immer gesagt hat: Tut Buße und glaubt an das Evangelium, denn das Reich Gottes ist nahe gekommen.
Das war seine erste Predigt, zumindest von denjenigen, die uns überliefert sind. In Lukas 4 kündigt er an, dass er gekommen ist, um das Gnadenjahr auszurufen. Das Ja des Herrn, eine Zeit der Gnade, ist jetzt da.
In Lukas 7, Vers 18, und dann auch wieder in Kapitel 11 weist Jesus darauf hin, dass die Menschen in seinen Heilungen und Dämonenaustreibungen erkennen sollten, dass der Messias gekommen ist und das Reich Gottes jetzt da ist.
Damit sagt Jesus: Mit allem, was wir im Lukas-Evangelium haben und auch an dieser Stelle, ist nun die Zeit der Gnade da. Nun ist die Zeit, in der ihr in mir Erlösung und Befreiung erfahren könnt. Nicht von Rom, nicht von einem bestimmten Weltherrscher, aber noch wichtiger: von eurer Sünde, Erlösung von der Macht des Bösen.
Wenn man weiter in Lukas liest, sieht man, wie Jesus diese Erlösung vollbrachte. Er ist am Kreuz gestorben für die Sünden von Menschen wie dir und mir und ist wieder von den Toten auferstanden, um zu zeigen, dass der Tod nun besiegt ist. In diesem Sinne ist das Reich Gottes da. In ihm können wir ewiges Leben haben.
Wenn du neu bist in dieser ganzen Glaubenssache oder wenn du heute zum ersten Mal eingeschaltet bist, bist du auf der Suche und möchtest mehr über Jesus erfahren, sind wir so froh, dass du dabei bist. Wir hoffen, dass du Antworten bekommst. Bitte lass uns von dir hören, denn wir möchten dich sehr gerne dabei unterstützen.
Jesus kam, um Menschen wie dich und mich zu retten.
Das Reich Gottes wächst durch die Gemeinde
So gründet er sein Reich auf Erden durch erlöste Menschen – auch heute noch. Denn durch die Gemeinde wird das Evangelium des Reiches Gottes auf der ganzen Erde weiterverbreitet. Überall, wo eine Gemeinde von Jesus Christus ist, da ist Christus gegenwärtig, und dort etabliert er sein Reich.
Durch die Verkündigung des Evangeliums und das Zeugnis seiner Jünger verband Jesus die Dunkelheit mit seinem Licht. Man sieht jetzt nicht die äußere Gestalt des Reiches, aber die Wirkung ist sehr deutlich: Das Leben von Menschen wird verändert. Die Bibel beschreibt es wie Sauerteig im Mehl, der versteckt ist. Doch langsam durchsäuert er den ganzen Teig. So will Gottes Reich ruhig, aber sehr aktiv sein. Es breitet sich immer mehr auf der ganzen Erde aus.
Es hat mit zwölf Männern begonnen, dann mit hundertzwanzig, dann dreihundert, dann fünftausend. Irgendwann ist das Evangelium über die ganze Erde gegangen. Wie wunderbar ist das! Es sind keine großartigen Zeichen, keine lauten Knalle. Es wächst ruhig und still, und doch gewaltig. Jesus will, dass wir das erkennen und dass wir Teil davon werden. Durch den Glauben an ihn ist das möglich.
Lieber Christ, diese Stelle ist eine Ermutigung für uns, unsere Berufung als Teil dieses Reichs zu erkennen und uns dessen bewusst zu sein. In uns als Einzelne und auch als Gemeinde soll die Herrschaft Christi sichtbar werden.
Das bedeutet nicht, dass wir jetzt große Kampagnen veranstalten sollen. Es bedeutet nicht, dass wir versuchen, politisch ein christliches Land zu schaffen. Versteht mich nicht falsch: Wenn wir als Christen in der Politik sind, haben wir dort eine Aufgabe, für Jesus da zu sein. Ich bin froh über Menschen, die in der Politik sind, in der Wirtschaft oder in anderen Bereichen. Aber der Punkt ist: Unsere Hoffnung liegt nicht in einem politischen Programm.
Das Reich Gottes verbreitet sich still und ruhig, aber gewaltig durch die Gemeinde. Durch das Ausrichten auf Gottes Wort, durch die Liebe untereinander und durch unser Zeugnis in der Welt bringt Gott Veränderung in der Welt. Durch die Gemeinde sollen Menschen einen Geschmack davon bekommen, wie es ist, unter Gottes guter Herrschaft zu leben und welchen Segen das bringt.
Wenn Menschen fragen: „Wo ist Gott? Was ist das mit Gottes Reich?“ – dann hoffe ich, dass unsere Gemeinde ein Argument dafür ist, dass Gott da ist, dass er real ist und dass Christus mitten unter uns ist.
Das Reich Gottes ist da – aber es kommt noch mehr
Das Reich ist schon da, aber es kommt noch. Das sehen wir in den nächsten Versen, Vers 22 bis 30. Jesus sagt, es kommt noch mehr – das ist noch nicht alles hier.
Jesus wendet sich seinen Jüngern zu, und auf den ersten Blick scheint das vielleicht ein bisschen zu widersprechen. Gerade hat er davon gesprochen, dass das Reich schon da ist. Nun sagt er, dass die Jünger Zeiten erwarten sollen, in denen er nicht bei ihnen ist. Das sagt er in Vers 22. Sie werden sehnsüchtig warten müssen.
Jesus will hier auch ein Missverständnis korrigieren, und zwar dieses Mal unter den Jüngern. Die Jünger haben im Gegensatz zu den Pharisäern Jesus zwar als Messias erkannt, aber sie erwarteten auch, dass er sein endgültiges, ewiges Reich schon jetzt gründet – also zur Zeit der Jünger. Sie dachten, er würde all ihre Feinde schon jetzt besiegen und dass das schon jetzt das Zeitalter des Friedens für Israel einführt.
Das ist eigentlich gar nicht so anders als die Erwartung der Pharisäer. Der einzige Unterschied ist, dass die Jünger in Jesus den Messias erkannt haben. Sie erwarteten, dass Jesus schon damals als Richter und Sieger auftritt.
Jesus sagt ihnen aber in diesen Versen, dass es noch nicht so weit ist. Der Tag des Menschensohns – das heißt der Tag, an dem er sich allen offenbaren wird – steht noch aus. Jesus will sie damit aber nicht entmutigen. Er will sie einfach vor falschen Erwartungen schützen und auf das wirklich endgültige Kommen des Reiches vorbereiten.
Zuerst sagt er: Wartet, es wird nicht so schnell geschehen! Ihr werdet euch danach sehnen, aber seid nicht verführt. Das meint er in Vers 23. Er sagt dort: „Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da ist er! Oder: Hier ist er! Geht nicht hin und lauft ihnen nicht nach.“ Manche werden euch sagen, das Reich Gottes sei schon da, aber glaubt ihnen nicht und fallt nicht darauf herein.
Denn der Tag des Menschens, der Tag des Auftretens von Jesus Christus, wenn er kommt, wird ganz klar sein. Er vergleicht es mit Blitzen (Vers 24). Ja, jeder wird es merken, wenn es passiert. Auch wenn du drin bist und alle deine Fenster zu sind, man merkt den Blitz. Man wird es nicht verfehlen.
In der frühen Gemeinde hatten viele Gläubige, viele Christen die Sorge, dass sie den Tag des Herrn irgendwie verpasst haben könnten. Sie fürchteten, dass sie es nicht merken würden, wenn es kommt. Jesus sagt hier: Ihr werdet es merken. Macht euch keine Sorgen.
Zum ersten Mal war das Kommen des Reiches Gottes ruhig und still. Still – nicht so beim zweiten Mal. Da bekommt es jeder mit.
Aber Jesus sagt in Vers 25: Noch eine Sache muss geschehen, bevor Jesus als Richter auftritt. Er muss viel leiden und von diesem Geschlecht verworfen werden. Ein leidender Messias passte nicht zur Vorstellung der Jünger, und so muss Jesus sie darauf vorbereiten.
Er wird leiden müssen und von jener Generation verworfen werden. Und nicht nur er: Die Jünger werden auch um Jesu Willen leiden müssen und verworfen werden.
Das Neue Testament sagt, dass die Leiden der Christen eine Fortsetzung und Vollendung der Leiden Christi sind. Erst danach kommt der Tag des Menschensohns.
Jede Erwartung von Herrlichkeit und Sieg in der nahen Zukunft wird erst einmal auf Eis gelegt. Denn auf dem Weg zur Herrlichkeit gibt es erst einmal ein Kreuz.
Mit diesen Worten ruft Jesus seine Jünger dazu auf, hoffnungsvoll und geduldig auszuharren. Er ruft uns auf, hoffnungsvoll und geduldig auszuharren.
Wir sollen uns nicht gleich verunsichern lassen, wenn es schwierig wird – das gehört dazu. Sein Tag wird kommen, und er wird herrlich und glorreich sein. Wir werden uns sehr freuen.
Aber erst einmal müssen wir warten, sehnsüchtig warten und währenddessen auch Leiden und Verwerfung erwarten. Wer Jesus nachfolgen will, muss das wissen.
Warnung vor falschen Erwartungen und das plötzliche Kommen Jesu
Oft sagen Prediger, vor allem solche aus der Wohlstandsevangeliumsszene, dass wir schon hier und jetzt Wohlstand, beste Gesundheit und das beste Leben anstreben sollen. Jesus macht jedoch deutlich, dass das nicht unsere Erwartung sein soll. Christus ruft uns auf, geduldig, ausharrend und sehnsüchtig auf sein Kommen zu warten.
Wir sollen uns nicht von Menschen verführen lassen, die entweder den Himmel oder das beste Leben hier und jetzt versprechen. Unser Ziel liegt nicht im Hier und Jetzt, unser Zuhause ist nicht hier. Wir sollen uns ein bisschen wie Pilger oder Reisende vorstellen, die immer aufbruchsbereit sind und keine zu tiefen Wurzeln im Hier und Jetzt schlagen.
Warum? In den Versen 26 bis 30 hören wir den Grund. Jesus wird plötzlich und unerwartet kommen. Das verdeutlicht er mit zwei Beispielen aus dem Alten Testament: zur Zeit von Noah und zur Zeit von Lot.
Jesus sagt, die Menschen aßen und tranken, sie heirateten, kauften, verkauften, pflanzten und bauten. Diese Dinge beschreiben nichts Verkehrtes, das sind ganz normale Alltagshandlungen. Zu der Zeit gab es keine soziale oder gesundheitliche Krise, keine Wirtschaftskrise und kein apokalyptisches Szenario.
Die Bewohner der Erde zur Zeit von Noah und die Bewohner von Sodom zur Zeit von Lot führten ein ganz normales Leben, als das Gericht plötzlich hereinbrach. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir uns das vor Augen halten.
Oft versuchen wir, die Zeichen der Zeit zu erkennen und zu raten, wann der Herr Jesus zurückkommt. Gerade in Zeiten wie wir sie kürzlich erlebt haben, hört man das oft. Das ist an sich nicht verkehrt. Aber wir sollten uns bewusst machen, dass wir Jesus jederzeit erwarten sollen – auch in Zeiten ohne Krise. Auch in ganz normalen Zeiten kann er zurückkommen, wenn das Leben ganz gewöhnlich aussieht.
Dann wird es Menschen überraschen, genauso wie es die Menschen zur Zeit von Noah und Lot überrascht hat. Und es wird katastrophal sein, sagt Jesus. Er erklärt, dass es genauso sein wird, wie die Flut zur Zeit Noahs und das Feuer und Schwefel zur Zeit Lots die Menschen umbrachten. So wird es an dem Tag sein, an dem er offenbart wird (Vers 30).
Natürlich hätte es für die Menschen von Sodom und zur Zeit Noah nicht ganz so überraschend sein müssen. Sie hatten tatsächlich Warnungen. Noah war ein Prediger der Gerechtigkeit, wie es in 2. Petrus 2,5 heißt. Er predigte Umkehr. Auch Lot versuchte, einige Menschen umzustimmen, doch sie ignorierten ihn.
Den Menschen ging es gut, das Leben war angenehm, sie fühlten sich sicher. Deshalb kam das Gericht überraschend und plötzlich. Diese Worte sind eine harte, aber wichtige Warnung an uns. Sie sollen verhindern, dass wir uns mit falscher Sicherheit zufriedengeben.
Unser Wohlstand wird uns nicht helfen, unser gesellschaftlicher Status wird uns nicht helfen, unsere Beziehungen werden uns nicht helfen. Die wahre Sicherheit finden wir nur bei Gott, in Jesus Christus.
Wie bei Noah und Lot rettet Gott die Menschen, die ihn lieben, aus diesem Gericht heraus. Er ist ihre Arche im Bild von Noah und der Flut. Er bewahrt sie vor der großen Flut. Er ist ihr Berg, ihre Zuflucht, in dem sie Schutz vor dem Feuer finden.
Unsere Hoffnung soll allein auf Jesus ruhen. Nur er kann retten, wenn er plötzlich und unerwartet kommt, um die Welt zu richten.
Bereit sein für das Kommen Jesu
Aber wie sieht es aus, bereit zu sein? Wie können wir uns auf das plötzliche Kommen von Jesus vorbereiten? Wie sieht es aus, die Hoffnung allein auf den Herrn zu setzen? Hier kommen wir zu den Versen 31 bis 37.
Bereit sein heißt nicht, an weltlichen Dingen festzuhalten. Bereit sein bedeutet, hier und jetzt anders zu leben. Es sind Herzen, die entschlossen für den Herrn sind, Herzen, die der Welt und allem, was sie anbietet, entsagen können. Das können wir aus den Versen 31 bis 33 entnehmen.
Dort sehen wir sozusagen entschlossene beziehungsweise unentschlossene Herzen. Jesus sagt, dass seine Jünger, wenn sie merken, dass der Tag des Herrn gekommen ist, nicht zurückkehren sollen in ihr Haus, um schnell irgendetwas zu holen (Vers 31).
In Vers 32 erwähnt er Loths Frau. Was meint er damit? Lassen Sie uns kurz an Loths Frau denken. Bevor Sodom gerichtet wurde, sprach Gott zu Lot und seiner Familie, dass sie aus der Stadt fliehen sollen, so schnell wie möglich und nicht zurückschauen. Lots Frau aber schaute zurück und wurde zu einer Salzsäule. Die Geschichte könnt ihr in 1. Mose 19 nachlesen.
Das Problem war, dass ihr Herz an der Stadt hing. Sie liebte das Leben, das sie dort hatte, und wollte daran festhalten. Ihr Herz war unentschlossen, und so wurde sie mit Sodom gerichtet. Mit der Aussage, nicht in die Stadt zurückzukehren, will Jesus sagen: Hänge dein Herz nicht an die Dinge dieses Zeitalters. Halte nicht an Weltlichem fest.
Der nächste Vers macht das unmissverständlich klar. In Vers 33 lesen wir: Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren, und wer es verliert, wird es erhalten. Mit Leben ist hier gemeint, worauf wir unsere Lebenssicherheit und unsere Lebensfreude bauen.
Ihr könnt euch einen Mann in einer Stadt vorstellen. Er hat ein schönes Haus und genießt sein Leben. Eines Tages aber merkt er, dass seine ganzen Nachbarn die Stadt verlassen. Er erkundigt sich und erfährt, dass eine große feindliche Armee auf dem Weg ist und die Stadt in kurzer Zeit einnehmen wird – höchstens in einem halben oder ganzen Tag.
Was soll dieser Mann tun? Die Bibel lehrt uns Folgendes: Halte dich nicht dort auf! Wo das Gericht Gottes kommt, bleibe nicht! Sonst verfällst du auch dem Gericht.
Das sehen wir im Alten Testament immer wieder in beeindruckenden Bildern. Lots Frau ist ein Beispiel, aber nicht die einzige. Auch mit Juda kurz vor dem Exil nach Babylon ist es ähnlich passiert. Gott machte ihnen deutlich, dass Jerusalem bald gerichtet sein wird. Die, die sich retten wollen, sollen Jerusalem verlassen und sich den Babyloniern hingeben. Die, die bleiben, werden mitgerichtet. Leider haben viele die Warnung einfach ignoriert. Diejenigen, die sich auf die Mauer Jerusalems verließen und in der Stadt blieben, wurden vernichtet.
In diesen Beispielen aus dem Alten Testament ging es darum, einen tatsächlichen Ort zu verlassen. Was bedeutet das aber für uns, wenn das Gericht einmal über die ganze Welt kommt? Es bedeutet, dass wir uns nicht mit den Dingen der Welt beschmutzen, dass wir anders leben, dass unsere Denkweise, unsere Sicherheit, unser Vertrauen und unser Schatz nicht von Weltlichem bestimmt und geprägt sein sollen, sondern von unserer himmlischen Heimat.
Es heißt sozusagen: In Gedanken seid getrennt von der Welt. In der Offenbarung, in Offenbarung 18,4, spricht Gott dieses Wort zu den Gläubigen: „Ich hörte eine andere Stimme vom Himmel, die sprach: Geht hinaus aus ihr, mein Volk, damit ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nicht empfangt ihre Plagen.“
Wir können uns nicht aus der Welt nehmen, aber wir können darauf achten, dass wir nicht Teil von ihr sind, nicht Teil ihrer Sünden. Diejenigen, die entschlossenen Herzens sind und den Herrn über alles andere wählen, diese sind aufbruchbereit, diese schauen nicht zurück, diese bleiben nicht zurück.
Die große Scheidung am Tag des Herrn
Und dann lesen wir in den Versen 34-37 beeindruckende Worte, die ich die große Scheidung genannt habe. Spätestens an jenem Tag wird klar, auf welcher Seite jeder gehört. Jesus beschreibt in diesen Versen eine große Scheidung, die kommen wird.
Keine Ehescheidung, sondern eine Scheidung zwischen denjenigen, die ihm gehören, und denjenigen, die ihn verwerfen. Weizen und Spreu leben zu dieser Zeit zusammen. Schafe und Böcke sind heutzutage nicht zu unterscheiden, aber an dem Tag wird der Weizen von der Spreu getrennt. Da werden die Schafe von den Böcken getrennt.
Und das geht bis in die engsten Beziehungen hinein, sagt Jesus. Zwei, die ein Bett teilen, zwei, die nebeneinander leben, die nebeneinander arbeiten. Gott kennt die Seinen und nimmt die Seinen weg, bevor das Gericht kommt.
Könnt ihr euch vorstellen, wie sich diese Worte für die Juden, für die Jünger Jesu, angehört hatten? Sie waren der Meinung, dass sie alle, also alle Juden, auf der richtigen Seite standen. Sie gehörten ja zum Gottesvolk. Mit diesen Worten sagt Jesus, dass Verwandtschaft, Herkunft und Bekanntschaft nichts bedeuten.
Die Scheidung kommt mitten unter euch. Auch unter denjenigen, die äußerlich Gottes Volk sind, müssen sie davon ausgehen, dass es Ungläubige in ihrer Mitte gibt. Der Gedanke ist ernüchternd, wenn wir das auf uns als Gemeinde übertragen.
Kann es sein, dass an jedem Tag in unserer Mitte eine solche Scheidung passieren könnte? Lasst uns unser Herz prüfen: Ist unser Herz wirklich beim Herrn, oder hängen wir mehr an dieser Welt?
Die Jünger hören diese Worte, hören gespannt zu und fragen: Woher? „Wo wird das alles geschehen?“ In Vers 37 scheint Jesus eine rätselhafte Antwort zu geben: „Wo das Aas ist, da sammeln sich auch die Geier.“
Aber für die ersten Zuhörer kam dieser Satz nicht unbekannt vor. Das Bild von Geiern und Aas kommt oft in der Bibel vor, und zwar dort, wo Gerichte über eine gottlose Nation angekündigt werden. Es sind mehrere Stellen: Jesaja 46,11 zum Beispiel, Jeremia 7,33 und einige andere.
Gott kündigt an, dass das Fleisch der Gerichteten von Vögeln gefressen wird. Es ist ein Bild voller Verwüstung und Scham, und das alles kommt als Folge von Gottlosigkeit.
Was Jesus hier zu sagen scheint, ist, dass das Gericht über jeden Ort kommt, dessen Maß von Gottlosigkeit voll ist, dort, wo es geistlich tot ist – im wahrsten Sinne des Wortes: Aas.
Das ist in Israels Geschichte passiert, im Alten Testament. Und auch später, im Jahr siebzig nach Christus, als der Tempel zerstört wurde, als Jerusalem zerstört wurde und das Zeitalter des alten Judentums sozusagen vorbei war. Das war ein Gericht. Und das wird am Tag des Herrn endgültig über die ganze Welt kommen.
Hört diese beeindruckenden Worte aus Offenbarung 19,17-18:
„Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen, und er rief mit großer Stimme allen Vögeln zu, die hoch am Himmel fliegen: Kommt, versammelt euch zu dem großen Mahl Gottes, dass ihr esst das Fleisch der Könige und der Hauptleute und das Fleisch der Starken und der Pferde und derer, die darauf sitzen, und das Fleisch aller Freien und Sklaven, der Kleinen und der Großen.“
Krasse Worte! Es ist ein Bild von Gericht über die ganze Erde in ihrer Gottlosigkeit.
Ihr Lieben, das sind furchterregende Bilder. Aber dieser Abschnitt wurde nicht geschrieben, um Christen zu verunsichern. Jesus erzählte seinen Jüngern das tatsächlich, um sie zu ermutigen. Denn das Gericht über die Welt ist letztlich die Erlösung derjenigen, die zu Jesus gehören.
Das ist das Kommen von Gottes Reich, das ist, was wir beten, das ist, was wir singen. Am Tag, an dem alle Feinde Gottes gerichtet werden, wird auch der Tag sein, an dem eine Welt ohne Sünde, ohne Leid und ohne Tod endlich gegründet wird.
An dem Tag werden wir eine Welt kennen, in der nur Gerechtigkeit und Frieden wohnen. Diese Welt darf jeder erleben, der an Jesus glaubt. Für dich, der Jesus noch nicht kennt: Willst du nicht diese Welt? Oh, es wird so wunderbar sein!
Und dich, lieber Christ, der Jesus schon kennt, freu dich darauf! Das wird der Tag des endgültigen Sieges sein. Jesus wird widerstandslos regieren, und ja, mit ihm werden alle sein, die ihm angehören und die ihn lieben, wenn Jesus sein Reich endgültig auf Erden aufrichtet. Das wird ein herrlicher Tag sein.
Es lohnt sich auszuharren, ihr Lieben, es lohnt sich, der Welt weltlichen Dingen zu entsagen und an Christus festzuhalten. „Ja, ich komme bald“, sagt Jesus.
Wie antworten die Jünger Jesu? Amen, komme Herr Jesus.
Lasst uns beten: Vater, wir danken dir für diese Worte, Herr, die auf den ersten Blick tatsächlich furchterregend sind. Herr, wir müssen auch erkennen, dass wir dieses Gericht verdienen. Aber weil Jesus Christus gekommen ist, weil er für unsere Sünden gestorben ist, dürfen wir uns auf Erlösung freuen.
Ich bitte dich, Herr, wenn wir diese Stelle vor Augen führen, dass wir darin sehen, dass es eine herrliche Zukunft gibt, auch wenn wir hier und jetzt ausharren. Herr, möge das unser Ausharren stärken.
Und ich bete für denjenigen oder diejenige, die gerade zuschauen und dich noch nicht kennt, Herr, dass du dieser Person zeigst, dass du sie retten willst. Herr, dass sie sehen kann, dass sie ihr Vertrauen auf dich setzen kann. Dass sie lernt, ihre Hoffnung nicht auf Vergängliches zu setzen, nicht auf Dinge, die am Ende gerichtet sein werden, sondern ihre Hoffnung allein auf Jesus Christus.
Das bete ich in Jesu Namen, Amen.
Schlussgebet und Ermutigung
Wie antworten die Jünger Jesu? Amen, komme, Herr Jesus. Lass uns beten.
Vater, wir danken dir für diese Worte, Herr, die auf den ersten Blick tatsächlich furchterregend sind. Wir müssen auch erkennen, dass wir dieses Gericht verdienen. Aber weil Jesus Christus gekommen ist und für unsere Sünden gestorben ist, dürfen wir uns auf Erlösung freuen.
Ich bitte dich, Herr, wenn wir diese Stelle vor Augen führen, dass wir darin eine herrliche Zukunft sehen, auch wenn wir hier und jetzt ausharren müssen. Möge das unsere Ausharren stärken.
Ich bete für denjenigen oder diejenige, die gerade zuschaut und dich noch nicht kennt, Herr. Zeige dich dieser Person und offenbare, dass du sie retten willst. Lass sie erkennen, dass sie ihr Vertrauen auf dich setzen kann. Hilf ihr, ihre Hoffnung nicht auf Vergänglichem zu gründen, nicht auf Dinge, die am Ende gerichtet sein werden, sondern ihre Hoffnung allein auf Jesus Christus zu setzen.
Das bete ich in Jesu Namen, Amen.