Einführung zu Fragen und Themen der heutigen Stunde
Guten Abend, wir haben heute wieder einige Fragen. Zunächst möchte ich auf eine Frage eingehen, und eine weitere wird in der zweiten Stunde behandelt.
Die erste Frage betrifft das Zungenreden. Da wir heute ohnehin über die Gnadengaben sprechen, können wir dieses Thema dabei mit besprechen.
Eine weitere Frage ging ein, die sich auf Ananias und Saphira bezieht. Warum hat der Herr sie getötet oder weggenommen? Und warum hat der Heilige Geist ihnen nicht geholfen? Hätte er ihnen nicht helfen müssen?
Nun, das ist in Apostelgeschichte 5 beschrieben. Gottes Handeln ist immer richtig und gut. Folglich war das kein Fehler, was Gott getan hat. Das können wir voraussetzen. Gott macht keine Fehler. Er ist ein guter Gott, und von ihm kommt nur Gutes.
Es war also richtig, hier mit einem strengen Gericht einzugreifen und dass Ananias und Saphira gestorben sind. Das hatte große gute Auswirkungen. In Apostelgeschichte 5,16-11 heißt es: Es kam eine große Furcht auf die ganze Gemeinde und auf alle, die dies hörten.
Von daher wissen wir, dass Gott richtig gehandelt hat und es gute Auswirkungen hatte. Gott hat hier ein Exempel gesetzt. Es waren zwei Menschen, deren Herz von Satan erfüllt war. Sie haben den Heiligen Geist belogen, wie es in Vers 3 heißt.
Dann steht dort: „Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott“ (Vers 4 am Ende) und in Vers 9: „Was war der Grund, dass ihr den Geist des Herrn versucht habt?“
Der Grund für die Sünde von Ananias und Saphira war, dass sie Gott belogen haben. Damit haben sie auch den Heiligen Geist belogen. Der Heilige Geist wollte ihnen gerade helfen, sie überführen im Gewissen und ihnen zeigen, dass das, was sie tun, Heuchelei, Lüge und Betrug ist.
Sie haben sich jedoch nicht helfen lassen. Daraufhin hat Gott ein ernstes Gericht geschickt. Dies war die erste offensichtliche Sünde, die nach Pfingsten geschah. Damit hat Gott ein Zeichen gesetzt, was es bedeutet, gegen Gott zu arbeiten und ihn zu heucheln.
Wir können das nur so akzeptieren, wie es hier steht. Mehr können wir dazu nicht sagen, und es war richtig. Manchmal handelt Gott sehr schnell mit Gericht.
Der Heilige Geist hatte ja schon an ihrem Gewissen wirken wollen. Er ist immer derjenige, der uns im Gewissen überführen möchte. Es ist eine ernste Sache, dem Heiligen Geist, der uns helfen will, zu sagen: „Ich brauche dich nicht“ oder „Ich will dich nicht.“
Wenn ich zu meinem Sohn sage, er soll etwas nicht tun, und er zum Beispiel 18 oder 20 Jahre alt ist und antwortet: „Vater, ich will deine Hilfe nicht, mir ist egal, was du sagst“, dann kann ich ihm nicht weiterhelfen.
So weit zur ersten Frage.
Überblick über Gnadengaben und deren Bedeutung
Zum Thema wollen wir heute Römer 12 lesen, insbesondere Römer 12, Vers 3.
Dort heißt es: „Denn ich sage jedem unter euch, durch die Gnade, die mir gegeben wurde, dass er sich nicht für höher halte, als er sich halten soll, sondern dass er besonnen sei und eine gesunde Haltung einnehme.“ Man kann hier auch sagen: „Gesunden Sinn haben“, so wie Gott jedem ein Maß des Glaubens oder des Vertrauens zugeteilt hat.
Denn ebenso wie wir an einem Leib viele Glieder haben, die aber nicht alle dieselbe Funktion ausüben, so sind wir viele ein Leib in Christus. Als einzelne Glieder sind wir voneinander abhängig.
Wir haben verschiedene Gnadengaben, entsprechend der uns gegebenen Gnade. Wenn jemand weissagt, so soll er dies tun gemäß dem Maß des Glaubens. Wenn jemand dient, so soll er im Dienen tätig sein. Wenn jemand lehrt, so soll er im Lehren tätig sein. Wenn jemand ermahnt, so soll er dies in der Ermahnung tun. Wer gibt, soll dies mit Einfachheit tun. Wer vorsteht, soll dies mit Eifer tun. Wer Barmherzigkeit übt, soll dies mit Freude tun.
Hier werden also einige Gnadengaben aufgezählt. Das Wort „Gnadengaben“ heißt auf Griechisch „Charisma“. Dieses Wort besteht aus zwei Teilen: „Charis“ bedeutet Gnade, und „Charisma“ bezeichnet etwas, das man in Gnade erhält. Es ist das Hauptwort oder ein zusammengesetztes Wort und bedeutet eine unverdiente Gabe. Man kann es gut mit „Gnadengabe“ oder „unverdientes Geschenk“ übersetzen.
In diesem Zusammenhang bezieht sich das Wort auf Gnadengaben des Dienens, also des Dienstes. Es gibt jedoch noch andere Gnadengaben. Zum Beispiel wurde heute, glaube ich, schon erwähnt, dass das ewige Leben eine Gnadengabe ist (Römer 6,23). Dort heißt es: „Die Gnadengabe Gottes aber ist das ewige Leben.“
Einmal sagt Paulus im 2. Korintherbrief, dass es eine Gnadengabe ist, überhaupt leben zu dürfen (2. Korinther 1). Er nennt das Leben selbst eine Gnadengabe. Auch die Ehe wird als Gnadengabe bezeichnet. Ebenso ist die Ehelosigkeit eine Gnadengabe, so wie der Herr jedem eine bestimmte Gnadengabe gegeben hat, dem einen so, dem anderen so.
Es gibt also verschiedene Gnadengaben, aber hier geht es um das Thema Dienen.
Was das Dienen betrifft, also das Miteinander im Leib Jesu Christi, so hat jeder mindestens eine Gnadengabe, eine unverdiente Befähigung von Gott erhalten. Es ist etwas, das er gut kann.
Die Gnadengabe ist hier ein Können für den Dienst, eine Befähigung, die durch den Heiligen Geist, durch Jesus Christus und durch Gott geschenkt wurde, damit wir dienen können.
Die Vielfalt der Gnadengaben im Dienst der Gemeinde
Was auch noch auffällt: In diesem Abschnitt, den ich gerade gelesen habe, sind einige Gnadengaben aufgeführt. Diese sind dienen, lehren, aufrufen, mitteilen, also geben, vorstehen und Barmherzigkeit üben sowie prophetisches Reden. Sieben sind hier genannt. Alle diese Dinge sind eigentlich Aufgaben, die jeder Christ tun soll und darf.
Jeder Christ sollte dienen. Jeder kann in gewissem Maß lehren – lehret einander. Der Mann kann die Frau lehren, die Frau kann die Kinder lehren, und die Frau darf auch den Mann lehren, wenn sie möchte. Jeder Christ darf also das Wort Gottes weitergeben. „Lehret einander“ steht in Kolosser 3,16.
Jeder kann aufrufen. In unserer Bibel steht an dieser Stelle vielleicht „ermahnen“. Ermahnen ist ein etwas stärkeres Wort. Das griechische Wort hier ist „parakaleo“. Dieses Wort ist verwandt mit „Paraklet“, dem Heiligen Geist, dem Tröster und Aufrufer. „Parakaleo“ kann bedeuten: bitten, aufrufen, trösten, zusprechen. Es kann selten auch mahnen heißen, aber dafür gibt es ein anderes, gesondertes Wort. Also bedeutet „aufrufen“ hier eher bitten, ermutigen und zusprechen.
Jeder kann mitteilen oder geben. Jeder Christ darf den anderen ermutigen und zusprechen. Jeder darf und soll geben. Vielleicht muss man auch mal irgendwo vorstehen, etwa in der Familie oder an anderer Stelle. Das Wort „vorstehen“ hängt mit „vorangehen“ zusammen. Jeder soll irgendwo mal vorangehen und ein Vorbild für andere sein.
Jeder soll Barmherzigkeit üben. Jeder kann prophetisch reden, wobei man das etwas erklären muss. Nicht im Sinne der alttestamentlichen Propheten oder der neutestamentlichen Schriftpropheten, die sagen: „So spricht der Herr“ oder „So hat Gott gesagt“ und dann kommt das Wort Gottes direkt. Sondern prophetisch reden im sekundären Sinne bedeutet, etwas weiterzugeben, was Gott einem aufs Herz gelegt hat.
Der Prophet ist jemand, der Licht hat und eine Last trägt, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. Gott kann uns Licht für eine Situation geben oder eine Last aufs Herz legen. Wenn wir das weitergeben, nennt man das Prophetie, wie in 1. Korinther 14 beschrieben. Vielleicht kommen wir noch dazu.
Ihr könnt also alle miteinander weissagen, steht in 1. Korinther 14,31. Jeder kann diese sieben Dinge tun, die hier aufgeführt sind. Einige von uns haben ganz besondere Stärken oder Befähigungen auf einem Gebiet, andere auf einem anderen. So sind die Gnadengaben Verstärkungen von allgemeinen Funktionen.
Es gibt Geschwister, die haben einen Blick fürs Dienen. Die brauchen das gar nicht gesagt zu bekommen, die sehen es sofort. Meine Frau zum Beispiel muss ich oft dreimal darauf hinweisen: „Schau, da ist jetzt etwas zu tun, hilf denen“, bis ich es selbst merke. Andere sehen das sofort.
Andere haben eine Gabe zu geben. Sie haben ein großes Anliegen, etwas weiterzugeben. Dabei müssen sie nicht reich sein. Man kann auch arm sein und von dem Wenigen geben, das man hat. Ich kenne solche Leute, bei denen man nie mit leeren Händen fortgeht, wenn man bei ihnen war.
„Leeren“ heißt hier, das Wort Gottes so weiterzugeben, dass es hilfreich ist. Es gibt Hilfen für das praktische Leben, und es wird ausgelegt, was das bedeutet.
Aufrufen hat zu tun mit Zusprechen und Trösten. Das tut ein Hirte oder ein Seelsorger. Jeder Christ soll in gewissem Sinn Seelsorger sein, aber einige sind es in besonderer Weise. Sie haben ein Gespür, können sich in den anderen hineinversetzen und im Persönlichen aufrufen. Andere können das öffentlich, sie haben die Gabe, öffentlich so zu predigen, dass man weiß, was zu tun ist. Man geht nach Hause mit dem tiefen Eindruck, das war wirklich ein Wort vom Herrn, ein Aufruf, der von der Schrift kommt.
Vorstehen, das haben die Hirten der Gemeinde vor allem als Aufgabe. Sie sollen vorangehen. Aber auch in anderen Bereichen muss man vorstehen, etwa in der Jugend oder bei den Kindern. Je nachdem, in welchem Dienst der Herr uns gestellt hat, gibt es die Gabe des Vorstehens.
Barmherzigkeit üben bedeutet, sensibel für den anderen zu sein und sich in ihn hineinversetzen zu können. Entsprechend kann man dann handeln, reden oder etwas tun.
Hier werden also diese sieben wichtigsten Gnadengaben angeführt. Es gibt noch weitere. Im Neuen Testament gibt es mehrere Listen von Gnadengaben.
Eine Liste steht in 1. Korinther 12, eine andere hier in Römer 12, und eine weitere in Epheser 4,11. Dort werden allerdings fünf Personengruppen genannt: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer. Hirten und Lehrer stehen zusammen, also sind es vielleicht nur vier Gruppen. Das sind Menschen, die Gott mit Gnadengaben ausgestattet hat, um der Gemeinde zu dienen. Das steht in Epheser 4. Diese Gnadengaben sind besonders führende Gnadengaben, die das Führen betreffen.
Auch in 1. Petrus 4,10 finden wir eine weitere Liste. Sie ist kurz, aber aussagekräftig. Dort heißt es: „Ein jeder, wie er eine Gnadengabe empfangen hat, dient damit als ein guter Haushalter der mannigfaltigen Gnade Gottes. Wenn jemand redet, so rede er als Gottes Worte sprechend; wenn jemand dient, so diene er aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem in alle Ewigkeit die Herrlichkeit und die Macht gebühren.“
Hier wird von denen gesprochen, die reden, und von anderen, die dienen. Reden und Dienen werden also auseinandergehalten. Das eine tut man mit dem Mund, das andere mit den Händen, Beinen oder auf andere Weise. Das sind also zwei Gruppen: Reden und Dienen. Die einen haben einen Dienst mit Reden, die anderen einen Dienst mit praktischem Dienen.
In 1. Korinther werden außerdem noch das Helfen, das Steuern und das Geisterunterscheiden erwähnt. Letzteres ist die Fähigkeit, herauszufinden, ob etwas faul ist, ob eine falsche Lehre oder ein falscher Geist am Werk ist. Man kann das nur an dem erkennen, was gesprochen wird.
Man muss sich also anhören, was die Geister sagen, um zu prüfen, ob ein falscher Geist am Werk ist oder ob es eine gute Lehre vom Heiligen Geist ist. „Prüft die Geister“, heißt es. Das Prüfen der Geister ist besonders für Lehrer in den Gemeinden wichtig, damit sie erkennen, wo etwas falsch ist.
Ich habe das einmal selbst erlebt: Meine Schwester gab mir zehn Kassetten und sagte, das sei großartig und ich müsse sie hören. Ich hörte die erste Kassette und dachte, na ja, irgendetwas gefiel mir nicht, aber ich konnte nicht sagen, was es war. Die zweite Kassette war auch gut, die dritte ebenfalls. Doch irgendwann merkte ich: „Moment mal, da stimmt etwas nicht, irgendetwas ist nicht in Ordnung mit dieser Lehre.“ Ich kam aber nicht darauf, was genau es war.
Bei der dritten oder vierten Kassette erwähnte der Sprecher in einem Nebensatz die Trinitarier. Ich dachte: „Wie bitte? Die anderen sind Trinitarier? Also ist er keiner. Was ist ein Trinitarier?“ Ein Trinitarier ist jemand, der an die Dreieinigkeit glaubt. Er war also keiner.
Ich recherchierte im Internet und stellte fest, dass er nicht an die Gottheit Jesu Christi und nicht an die Dreieinigkeit Gottes glaubte. Er vertrat eine christlich-judaistische Lehre. Außerdem hatte er noch einige andere falsche Lehren. Es dauerte lange, bis ich herausfand, was genau falsch war.
So ist es auch mit dem Geisterunterscheiden: Man muss sich anhören, was die Geister sagen, und dann merkt man es. Aber es dauert. Nicht jeder hat diese Gabe. Lehrer brauchen sie auf jeden Fall. Das war nur ein Beispiel.
Eine weitere Gabe ist die des Glaubens, und zwar in einer ganz besonderen Weise. Dabei geht es um konkrete Situationen, in denen andere verzagen. Dann kommt jemand und ermutigt durch seinen Glauben und sein Vertrauen. Der andere wird durch das Vertrauen des einen im Glauben zum Herrn gestärkt.
Das waren jetzt nur einige Beispiele.
Die Funktion der Gnadengaben im Leib Christi
Die Gnadengaben sind deshalb so wichtig, weil sie unsere Funktion im Leib Jesu Christi bestimmen. Es gibt nur einen Leib Jesu Christi, und wir müssen uns fragen: Was bin ich eigentlich? Bin ich ein Finger, ein Auge, ein Ohr, eine Bauchspeicheldrüse oder etwas anderes? Was bin ich eigentlich?
Die Gnadengabe bestimmt meine Funktion. Wenn ich ein Finger bin, dann ist meine Aufgabe nicht das Hören, Sehen oder Essen. Meine Funktion ist es zu greifen, zu schreiben, etwas aufzuheben, etwas in der Hand zu halten oder mit den anderen Fingern zusammenzuarbeiten. So ist es auch mit uns. Jeder von uns, der den Herrn Jesus liebt und ihn angenommen hat, ist ein Teil des Leibes Jesu Christi. Und das wird bestimmt: Gott gibt uns eine Befähigung, die unsere Funktion festlegt.
Mit dieser Funktion, die wir ausüben, erhalten wir auch einen Dienst, eine Aufgabe. Dann erfüllen wir die richtige Aufgabe. Viele Gnadengaben wirken außerhalb der Sonntagsversammlungen oder anderer Zusammenkünfte. Das Christenleben besteht ja nicht nur aus Versammlungen. Es ist daher sehr wichtig, sich mit diesen Themen zu befassen.
Ich möchte ein paar Punkte nennen: Wozu sind die Gnadengaben da?
Erstens: Für Gott. Das ist wichtig. In 1. Petrus 4,11 lesen wir, dass Gott verherrlicht werden soll. Die Gnadengaben sind da, um ihm Freude zu bereiten, ihn zu ehren und ihm zu gefallen. Es ist nicht sinnvoll, stolz auf das zu sein, was man gut kann, denn alles, was wir gut können, haben wir von Gott erhalten. Es ist wichtig, dass wir diese Gaben richtig einsetzen.
Wir sollen weder stolz sein noch falsche Bescheidenheit zeigen. In Römer 12,3 heißt es: „Ich sage jedem unter euch durch die Gnade, die mir gegeben wurde, dass er sich nicht überheben soll, sondern nüchtern denken soll, wie es sich für Christen gehört.“ Ich darf also nicht zu hoch von mir denken. Es geht nicht darum, was ich bin oder tue, denn ich stehe nicht im Zentrum – Gott steht im Zentrum. Für Gott dienen wir, und für Gott sind wir da.
Zweitens: Für die Gemeinde Jesu, für die Geschwister. Wir sind da, um den Brüdern und Schwestern zu helfen, Christus ähnlicher zu werden. Wir sind Vorbild und dürfen mithelfen. Unser Ziel ist es, innerlich zu wachsen und zugleich dafür zu sorgen, dass die anderen innerlich wachsen. Auch soll die Gemeinde Jesu das Evangelium weiterverkünden, damit Menschen am Ort oder außerhalb zum Glauben kommen. Es gibt verschiedene Aufgabenbereiche, aber auf jeden Fall dienen wir der Gemeinde Jesu – und nicht uns selbst.
Drittens: Die Gnadengaben dienen nicht in erster Linie der Selbsterbauung oder Selbstförderung. Nicht wir stehen im Mittelpunkt, nicht wir sind das Zentrum. Es gibt zwar Nebeneffekte, wie zum Beispiel, dass wir uns selbst erbauen, wenn wir mit Freude dienen. Wenn wir nach Hause kommen und sagen: „Ich durfte jemandem helfen“ oder „Ich durfte etwas weitergeben und habe gemerkt, dass der Herr gesegnet hat“, dann freuen wir uns auch. Aber das ist nur ein Nebeneffekt. Der Hauptzweck ist, dass anderen geholfen wird. Dazu sind die Gnadengaben da.
Da ich gerade bei Römer 12 war: Dort heißt es, dass wir nicht nur nicht stolz sein sollen, sondern auch, dass jeder so dienen soll, wie Gott ihm das Maß des Glaubens zugeteilt hat. Jeder hat von Gott ein Maß erhalten – ein Maß, das ihm eine besondere Fähigkeit gibt. Jeder kann etwas besonders gut, in einem Bereich, in dem der Herr ihn begabt hat.
Dazu brauchen wir Vertrauen. Gott hat uns auch das Vertrauen gegeben, dass wir etwas gut können. Das ist wie bei einer Mutter, die ihrem kleinen Kind sagt: „Mach das, du kannst das. Jetzt vertraue.“ Natürlich vertrauen wir nicht nur auf uns selbst, sondern auch auf Gott, der uns die Gabe gegeben hat.
Das heißt: Wir vertrauen darauf, dass die Gabe, die Gott uns gegeben hat, jetzt da ist. Und wir vertrauen darauf, dass er uns beisteht und uns die Befähigung gegeben hat. So brauchen wir nicht zu sagen: „Ich kann nichts, ich bin nichts, ich tue nichts.“ Wenn eine Anfrage kommt, etwas zu tun, dürfen wir nicht sagen: „Ich kann das nicht.“ Nein, du kannst es. Oft sind es Geschwister, die uns besser kennen als wir uns selbst, die sagen: „Du, ich denke, Gott hat dich befähigt. Vertraue darauf, du hast auch ein Maß des Vertrauens bekommen. Jetzt gebrauche das und diene!“
Wenn wir mit der Gnadengabe dienen, gibt es ein Ergebnis, eine Frucht. Die Bibel nennt das Gnade. Das Wort „Gnade“ ist für viele schwer verständlich. Was bedeutet Gnade eigentlich?
Ich möchte hier noch einmal 1. Petrus 4,10 lesen: „Dient einander, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes.“ Was heißt das? Dient einander mit der Gnadengabe! Jeder von uns ist ein Verwalter, das heißt, jeder hat etwas von Gott bekommen. Wir verwalten, was Gott uns gegeben hat. Wenn wir dienen, gibt es ein Ergebnis.
Was ist das Ergebnis? Ihr seid Verwalter der Gnade. Gott hat jeden von uns befähigt. Wenn wir uns einsetzen, dem Herrn zu dienen, dann wird Gnade dem anderen zuteil. Was ist Gnade? Ein Geschenk. Der andere bekommt etwas. Es gibt vergebende Gnade – die Sündenvergebung, die jeder beim Glauben empfängt. Aber es gibt auch andere Arten von Gnade.
Paulus sagt einmal: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollendet.“ Gottes Gnade nimmt hier die Form von Kraft an. Gottes Gnade ist Kraft. Wenn wir dienen, bekommt der andere etwas – entweder Kraft oder eine andere Hilfe. Jede Art von Hilfe, die wir geschenkt bekommen, nennt die Bibel Gnade.
Gott hilft uns, damit wir vorankommen und weiterkommen. Das nennt die Bibel Gnade. Also dient einander als gute Verwalter der Gnade Gottes.
Und wenn wir nicht dienen, was passiert dann? Dann fehlt an dieser Stelle die Gnade. Die Gemeinde ist an dieser Stelle ohne Gnade, weil jemand nicht gedient hat. Der Herr hätte etwas geben wollen, aber jetzt geschieht nichts.
So sehen wir, welche große Verantwortung jeder Gläubige hat: die Gnadengaben, die Befähigung, die er bekommen hat, auch einzusetzen.
Herkunft und Verteilung der Gnadengaben
Wie erhält man Gnadengaben? Wann und wie bekommt man sie?
Schon Petrus sagte, dass wir die Gnadengaben von Gott erhalten haben. In Epheser 4 heißt es, dass Jesus Christus sie ausgeteilt hat. Epheser 4,7 sagt: „Jedem nach dem Maß der Gabe Christi.“ Auch 1. Korinther 12,18 betont, dass Gott jedem Einzelnen eine Gabe zugeteilt hat. In 1. Korinther 12,11 steht, dass der Heilige Geist die Gnadengaben zuteilt. Somit gibt der dreieinige Gott die Gnadengaben. Man erhält sie nicht durch eigene Anstrengung, sondern sie werden geschenkt. Wenn ich eine Gnadengabe habe, habe ich nicht dazu beigetragen, dass ich sie besitze. Paulus fragt: „Was habt ihr, das ihr nicht empfangen habt?“ – Alles, was ihr habt, habt ihr empfangen (1. Korinther 4,7).
Wie bekommt man nun eine Gnadengabe? Wann und wer erhält sie?
Erstens: Jeder Gläubige bekommt mindestens eine Gnadengabe. Nur Gläubige erhalten Gnadengaben. In 1. Korinther 12,7 steht: „Einem jeden wird die Offenbarung des Geistes zur Förderung oder zum gemeinsamen Nutzen gegeben.“ Vers 11 ergänzt: „Dieses alles wirkt ein und derselbe Geist, und er teilt jedem Einzelnen zu, wie er will.“ Also erhält jeder Gläubige eine Gnadengabe.
Zweitens: Wann bekommt man die Gnadengaben? Sobald man Glied im Leib Jesu Christi wird, also bei der Wiedergeburt. Sobald ein Finger mit dem Leib verbunden ist, kann er tun, was ein Finger tun kann. So gibt Gott uns die Gabe oder Befähigung mit in die geistliche Wiege. Anfangs merken wir vielleicht gar nicht, was wir gut können, aber mit der Zeit wird es sichtbar.
Man kann es mit einem schnellen Läufer vergleichen: Er hat als Kind laufen gelernt, wurde immer besser und erkannte, dass er besonders schnell laufen kann. So entwickelt sich auch eine Gnadengabe im Geistlichen. Wir bekommen sie bei der Wiedergeburt, doch ihre Entfaltung wächst, je mehr wir uns einsetzen und handeln.
Drittens: Auch nach der Wiedergeburt ist es möglich, neue Gnadengaben zu erhalten. Das zeigt das Beispiel von Timotheus. In 1. Timotheus 1,6 heißt es, dass er durch die Auflegung der Hände eine neue Gnadengabe erhalten hat. Er bekam einen neuen Auftrag und wurde dafür ausgerüstet.
Vielleicht findet sich jemand in einem Dienst wieder, den er noch nie zuvor getan hat, und fragt: „Was jetzt?“ Dann sollte man einfach beten: „Herr, befähige mich!“ Gott möchte uns in allem befähigen und gebrauchen. Wenn er uns in einen Dienst stellt, gibt er uns auch die Kraft dafür.
Viertens: Nicht jeder erhält alle Gnadengaben. 1. Korinther 12,29 fragt: „Sind alle Apostel? Sind alle Propheten? Sind alle Lehrer? Haben alle Gnadengaben des Heilens? Reden alle in Zungen?“ Die Antwort ist klar: Nein! Jeder bekommt unterschiedliche Gnadengaben.
Man darf aber eifrig bemüht sein, um die besseren Gnadengaben. Man kann sagen: „Herr, für diesen Dienst brauche ich eine besondere Zurüstung. Schenke mir die Befähigung und Gnadengabe, damit ich gut dienen kann.“
Erkennen und Entwickeln der eigenen Gnadengabe
Nächstes Thema: Wie erkenne ich meine Gnadengabe?
Ein fahrendes Auto kann man besser lenken als ein stehendes. Ähnlich ist es mit den Gnadengaben: Einfach anfangen, unterwegs sein, den Befehlen gehorchen, dienen, lehren, aufrufen, geben, Barmherzigkeit üben und so weiter – einfach einsetzen und helfen. Mit der Zeit merkt man, dass es einige Dinge gibt, die man besser kann als andere. Vielleicht sagt auch jemand: „Weißt du was, mach das andere, das ist vielleicht besser für dich.“ Dann erkennt man, dass man das, was man bisher gemacht hat, vielleicht weniger tun sollte.
Ich denke an einen Bruder, der Bibelstunden halten sollte. Schon zwei, drei Wochen vorher hatte er Bauchweh bei dem Gedanken daran. Er bat mich, ihm alles aufzuschreiben, was er bei der Bibelstunde über den Bibeltext sagen sollte. Die Bibelstunde fand statt, und danach fragte man ihn, wie sie war. Die Leute sagten: „Na ja, sie war.“ Der gleiche Bruder machte später einen Ausflug mit älteren Leuten, und diese sprachen wochenlang davon. „Dieser Tag mit diesem Bruder war so wunderbar.“ Er hatte eine besondere Fähigkeit, auf alte Leute einzugehen, sich einzufühlen, sanftmütig und herzlich zu sein – eine Gnadengabe der Barmherzigkeit, wie ich es nenne.
So gibt es verschiedene Gnadengaben. Hand anlegen: Alles, was dir vor die Hände kommt, sollst du mit deiner Kraft tun, so steht es in Prediger 9, Vers 10. Dann schauen, was Freude macht. Freude ist ein wichtiges Zeichen, wenn man Freude an einem Dienst hat. Ein Bruder fragte mich einmal, ob ich Freude am Dienst hatte, als ich eine Freizeit leitete. Ich antwortete: „Ja, ich hatte große Freude.“ Er ermutigte mich: „Mach weiter in dieser Richtung.“ So können sich Brüder und Schwestern gegenseitig ermutigen.
Manche von uns sind etwas zaghaft, ähnlich wie Timotheus. Paulus schreibt ihm: Gott hat dir nicht einen Geist des Zagens gegeben, sondern einen Geist der Kraft. Fache deine Gnadengabe an! Du hast Gnadengaben. Du musst sie nicht brachliegen lassen, sondern dich einsetzen, denn du kannst es. Manche brauchen mehr Ermutigung, andere weniger, und manche muss man vielleicht bremsen. So ist das in der Gemeinde Jesu.
Erstens: Einfach dranbleiben, den allgemeinen Befehlen gehorchen und Hand anlegen. Zweitens: Beten und das Wort Gottes lesen. Wenn wir den Herrn besser kennenlernen, kann er uns ein Anliegen für etwas geben. Dann können wir das tun, was uns aufs Herz gelegt wird.
Drittens: Schauen, wo die Neigung liegt. Man spricht ja auch von Neigungen bei Kindern: Der eine neigt in eine Richtung, der andere in eine andere. Andere können fragen: „Was meinst du, was liegt dir?“ Manche reifere Christen beobachten und können helfen, sich selbst zu fragen, wo die Freude liegt. Worüber habe ich wirklich Freude? Das ist schön. Wir müssen nicht den Dienst der anderen tun, sondern den Dienst, für den der Herr uns begabt hat, wohin die Neigung geht.
Wenn keine Neigung da ist, dürfen wir beten: „Herr, neige mein Herz, neige mein Inneres in eine bestimmte Richtung.“ Der Herr kann uns führen, und wir dürfen dafür beten.
Einmal heißt es in 1. Timotheus 3, Vers 1: Wer das Verlangen nach einem Hirtendienst, nach einem Aufseherdienst hat, begehrt ein köstliches Werk. Ich lese es noch einmal: 1. Timotheus 3,1 – Wenn jemand sich nach einer Aufseherschaft ausstreckt, begehrt er eine vortreffliche Tätigkeit. Es geht hier um das Hirtenwesen.
Es gibt Menschen, die ein Anliegen für Fürsorge und die Herde haben. Ein Hirte wird daran erkannt, dass andere ihm folgen. Er geht mit gutem Vorbild und Beispiel voran.
Viertens, beziehungsweise fünftens: Um Weisheit beten. Erstens gehorchen und einfach tun, zweitens beten und das Wort Gottes lesen, drittens untersuchen, wo die Neigung liegt, viertens andere fragen, und fünftens um Weisheit bitten. Jakobus 1, Vers 5 sagt: Wenn jemand an Weisheit mangelt, soll er Gott bitten, der sie ohne Vorwurf reichlich gibt.
Wir dürfen immer wieder beten: „Herr, gib mir Weisheit, zeige mir den Weg, gib mir die Weisheit zu erkennen, in welche Richtung ich gehen soll.“ Der Herr wartet darauf, dass wir beten.
Sechstens: Ganz konkret nach Aufgaben Ausschau halten, nicht nur nach Befähigung. Es gibt einen Unterschied: Befähigung ist das Können grundsätzlich, die Aufgabe ist etwas ganz Konkretes. Einfach die Aufgabe tun und mit Gottes Hilfe rechnen. So wachsen und reifen wir heran.
Wir sind verschieden, ganz verschieden. Ein Bruder brachte mal ein schönes Beispiel zu den sieben Gnadengaben: Diener, Vorsteher, Geber, Barmherzigkeit Übende, Überwinder, Prophet, Lehrer, Aufrufer. Er stellte sich Christen mit diesen verschiedenen Gaben vor, die zusammen sitzen.
Da kommt die Frau des Hauses und bringt das Dessert – schön gefüllte Gläser mit Eis. Plötzlich kippt das Tablett um, und alles fällt auf den Boden. Der Diener springt auf, nimmt Servietten und fängt an, den Boden aufzuwischen. Der Vorsteher ruft: „Mark, hol schnell Besen, Schaufel und Lappen! Maria, könntest du bitte schnell zum Restaurant laufen? Wir brauchen ein neues Dessert!“
Der Geber sagt: „Ja, und bitte nimm den Geldbeutel mit.“ Der Barmherzigkeit Übende meint: „Mach dir nichts draus, das kann jedem passieren.“ Der Prophet sagt: „Ich habe das kommen sehen.“ Der Lehrer erklärt: „Die Sache ist eigentlich klar. Der Grund war, dass die Gläser nicht gleichmäßig auf dem Tablett verteilt waren.“ Und der Aufrufer sagt: „In Zukunft einfach besser beide Hände benutzen.“
Das ist ein gutes Beispiel, wie die Gnadengaben das Verhalten prägen und verschieden machen können.
Pause und weitere Fragen
Wir machen jetzt eine fünfminütige Pause. Danach möchte ich vor allem auf die Wundergaben eingehen und auf die noch offenen Fragen.
Falls Fragen vorhanden sind, können diese schriftlich in den Fragekasten eingeworfen werden. Der Fragekasten steht während der Pause bereit.
Wir können auch in der zweiten Stunde spontan auf Fragen eingehen. Allerdings ist das manchmal schwierig, wenn viele Leute da sind. Deshalb ist es besser, die Fragen jetzt schon aufzuschreiben. Zettel und Bleistifte liegen hier bereit, damit Sie Ihre Fragen einwerfen können.
Vielen Dank.
Gebet zum Abschluss der ersten Stunde
Geliebter Vater, wir danken dir für deine Gaben. Wir danken dir, dass du uns im Wort Gottes Gnade geschenkt hast – oder immer wieder reichlich Gnade schenkst. Herr, du gibst uns vergebende Gnade, aber auch im täglichen Leben helfende, kraftgebende und befähigende Gnade. Du vollendest uns, sodass wir unsere ganze Hoffnung auf die Gnade setzen dürfen, die uns in Christus Jesus dargeboten wird – bis zu dem Tag, an dem du wiederkommst.
Danke, Herr, dass wir dein Wort lesen dürfen. Wir beten um deine Hilfe und brauchen dein Licht auch jetzt. Amen.
Wir wollen uns setzen. Es war noch kurz die Frage wegen der Bücher. Ich habe dort hinten auf dem Tisch ein paar Bücher von Herbert Janzen ausgelegt. Ich dachte, eines von mir wäre auch noch da, aber das ist, glaube ich, nicht mehr vorhanden.
Es gibt Bücher, die ich empfehlen kann und die mir selbst sehr viel geholfen haben. Ich arbeite schon längere Zeit mit Herbert Janzen zusammen. Er plant, eine Glaubenslehre herauszugeben. Einige Bücher gibt es bereits: eine Einführung in die Theologie, ein Buch über Gott und den Heiligen Geist, zwei Bände über die Gemeinde und ein Buch „Der Christ und die Welt“. Weitere Werke sind in Vorbereitung.
Wer sich interessiert, kann sich die Bücher ansehen. Sie sind beim Friedensbote Verlag erhältlich.
Es gibt auch das Neue Testament von Herbert Janzen, aus dem ich gerade gelesen habe. Es ist ein blauer Band. Hier haben wir leider kein Exemplar mehr, aber auch dieses Buch kann man über den Friedensboten beziehen. Es ist eine Hilfe zum Bibellesen, ähnlich der Elberfelder Bibel, wobei das Ziel war, möglichst wortgetreu zu übersetzen. Dieses Neue Testament enthält auch die Psalmen.
Wer Interesse hat, kann sich die Bücher hinten ansehen oder beim Friedensboten in Gummersbach nachfragen.
Einführung in das Thema Zungenreden und Wundergaben
Es gab hier zwei Fragen zum Zungenreden, und da ich gerade darauf eingehen möchte, bespreche ich auch die Wundergaben und eine Frage zu Heilungen. Diese Fragen zu den Gnadengaben, vor allem den Wundergaben, sind stark aufgekommen. Wir versuchen nun, zunächst einiges zum Zungenreden zu klären.
Was sagt die Schrift dazu? Ich habe einige Sätze vorbereitet, die ich zwar nicht nummeriert habe, aber man könnte sie nummerieren.
Erstens: Es handelt sich beim Zungenreden um eine Wundergabe, also um etwas Übernatürliches im physischen, materiellen Bereich. Es gibt auch geistliche Wunder, wie die Wiedergeburt, aber hier geht es um Wundergaben im natürlichen Bereich, nämlich das Reden in anderen Sprachen, die man nie gelernt hat. Man betet also in einer anderen Sprache. Es ist also erstens eine Wundergabe.
Zweitens: Bei diesen Sprachen handelt es sich um bekannte, also echte und existierende Sprachen. Warum weiß man das? In 1. Korinther 14, Vers 9 heißt es: „So auch ihr, wenn ihr durch die Sprache nicht eine verständliche Rede gebt, wie soll man erkennen, was geredet wird?“ Die Ausdrücke hier sind die normalen Ausdrücke des Sprechens. Es geht also um eine sprechende Sprache, um eine Sprache, in die man spricht. Das heißt für uns: existierende Sprachen.
In Apostelgeschichte 2 wird sogar gezeigt, welche Sprachen das waren. Dort heißt es, dass die Anwesenden, die zum Pfingstwunder gekommen waren, diese Leute gehört haben, wie sie in anderen Sprachen redeten, „so wie der Geist ihnen auszusprechen gab“ (Apostelgeschichte 2, Vers 4). Und in Vers 11 steht: „Wir hören sie in unseren Sprachen die großartigen Dinge Gottes reden.“
Es handelt sich also darum, dass zu Pfingsten ein Wunder geschah. Diese etwa 120 oder mehr Leute, die beisammen waren, hatten den Heiligen Geist empfangen. Das Wunder bestand neben den Sausen, die sich wie Wind anhörten, auch darin, dass sie in verschiedenen Sprachen Gott priesen. Es war eine Gebetsversammlung, in der offensichtlich gleichzeitig in verschiedenen Sprachen gebetet wurde. Die Leute, die herbeiströmten, konnten durch offene Fenster hören, wie sie Gott lobten und verherrlichten. Jeder konnte seine eigene Sprache erkennen.
Auch 1. Korinther 14, Vers 21 deutet klar darauf hin, dass es sich um existierende Sprachen handelt: „Im Gesetz steht geschrieben: ‚In fremden Sprachen und mit fremden Lippen werde ich zu diesem Volk reden, und auch so werden sie nicht auf mich hören,‘ sagt der Herr.“ Das ist ein Zitat aus Jesaja 28, Verse 11 und 12. Dort bezieht es sich auf die Assyrer, die zur Zeit Jesajas kamen. Das Gericht wird dem Volk angesagt. Er sagt, sie werden fremde Sprachen hören. Er spricht hier zu einem ungläubigen Volk, das Gott gegenüber rebellisch war. Als Strafe kamen auswärtige Soldaten ins Land, die assyrisch sprachen – eine existierende Sprache. Genau darauf bezieht sich der Apostel, wenn er über das Zungenreden spricht. Das bestätigt, dass es sich um existierende Sprachen handelt.
Drittens: Es handelt sich beim Zungenreden um ein Gebet, nicht um eine Predigt. 1. Korinther 14, Vers 2 sagt: „Jeder, der in einer Sprache redet, redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott.“ Das entspricht einem Gebet. Auch in Apostelgeschichte 2, Vers 11 lobten sie Gott, sprachen von den großen Taten Gottes, ähnlich wie der Psalmist in Psalm 106, der von Gottes großen Taten in Form von Gebet spricht.
In Apostelgeschichte 10, Vers 46 heißt es: „Sie hörten sie in Sprachen reden und Gott groß machen.“ „Groß machen“ ist ein Wort für loben, das aus dem Hebräischen stammt. Ebenso in Apostelgeschichte 19, Vers 6, wo zwölf Männer den Heiligen Geist empfingen, heißt es, sie redeten in Sprachen und weissagten. Sie taten also zwei Dinge: Sie redeten in Sprachen, das war das Gebet, und sie weissagten, also sprachen sie von Gott her zu den Menschen. Das zeigt, dass das Zungenreden immer ein Gebet ist.
Es gibt nicht zwei Arten von Zungenreden, wie oft behauptet wird – eine in Apostelgeschichte 2 und eine andere in 1. Korinther 14. In beiden Fällen handelt es sich um Gebet.
Das hatte auch der Herr Jesus vorausgesagt in Markus 16, Vers 17: „Sie werden in neuen Sprachen reden.“ Neu bedeutet hier, dass sie diese Sprachen bisher nicht kannten, also nicht gelernt hatten.
Viertens: Nicht jeder Christ hatte diese Gabe. 1. Korinther 12, Vers 30 fragt: „Reden sie alle in Zungen?“ – Nein, natürlich nicht. Nicht jeder hatte diese Gabe.
Fünftens: Erbauung geschieht nur über den Inhalt. Wer in Zungen redet, erbaut sich selbst (1. Korinther 14, Vers 4). Der, der in einer Sprache redet, baut sich selbst auf, aber der Weissagende baut die Gemeinde auf. Der Zungenredner baut sich also selbst auf.
Wie wird man in der Bibel erbaut? Man wird immer über den Inhalt des Gesprochenen erbaut. Sprachlaute sind Träger von Information, ein sehr wichtiger Punkt, der oft übersehen wird, gerade in der charismatischen und Pfingstbewegung. Wenn jemand in Zungen redet, gibt er Sprachlaute von sich, und diese Laute tragen Information. Die Erbauung geschieht durch die Information dessen, was gesagt wird.
Vielleicht sagen Sie jetzt: „Aber der Sprecher versteht es doch nicht.“ Die Ohren hören eine Sprache, die sie nicht verstehen. Aber das Denken ist nicht ausgeschaltet. Der Sprecher weiß genau, was er sagt. Er muss es wissen. Es wäre gefährlich, wenn der Mensch sein Denken ausschalten würde. Gott hat den Menschen als denkendes Wesen geschaffen.
Beim Sprechen geschehen zwei wichtige Vorgänge im Gehirn: Erstens, was spreche ich oder was will ich sagen? Zweitens, wie soll dieser Gedanke in eine Sprache kodiert werden, damit der Mund es aussprechen kann. Das heißt, es sind zwei Prozesse: das Denken und das Sprechen.
Das Wunder geschieht nicht im Gehirn beim Denken, sondern an der Zunge beim Reden. Der Sprecher weiß genau, was er sagen will, aber es kommt in einer anderen Sprache heraus, sodass die Ohren eine Sprache hören, die sie nicht kennen. Er weiß, ob er lobt oder dankt, und wofür er das tut.
Zungenreden war also eine Sprache, ein Gebet, und der Zungenredner erbaut sich selbst, auch wenn es nicht übersetzt wird, weil er den Inhalt kennt.
Im ganzen Kapitel zeigt der Apostel Paulus, dass es keinen Sinn macht, in Zungen zu reden, wenn die anderen die Sprache nicht verstehen. 1. Korinther 14, Vers 9: „Brüder, wenn ich zu euch komme und in Sprachen rede, was werde ich euch nützen, wenn ich weder in Offenbarung noch in Erkenntnis noch in Weissagung noch in Lehre zu euch rede?“
Was nützt es also, in einer Sprache zu reden, die niemand versteht?
In Vers 14 heißt es: „Denn wenn ich mittels einer Sprache bete, betet mein Geist.“ Der Geist des Menschen ist nicht passiv; wenn er in Zungen betet, weiß er, dass er betet. Sein Geist ist aktiv, und er weiß, was er spricht.
Der nächste Satz lautet: „Aber mein Denksinn ist ohne Frucht.“ Der Geist ist aktiv, aber das, was er mit dem Verstand im Kopf hat, ist ohne Frucht – und zwar bei denen, die es hören, weil sie die Sprache nicht verstehen.
Deshalb sagt Paulus weiter: „Ich werde beten mit dem Geist, aber auch mit dem Verstand.“ Das heißt, er betet mit dem Geist in der Fremdsprache, aber auch mit dem Verstand in der eigenen Sprache.
Er wird Lob singen mit dem Geist, also in Zungen, die er nicht versteht, aber auch mit dem Verstand, also in der eigenen Sprache.
Wie soll denn jemand, der unkundig ist, das Amen auf dein Danken sprechen, wenn er nicht versteht, was du sagst?
Danken und Loben – woher weiß er, dass er lobt oder dankt, wenn er nicht versteht, was er sagt? Wenn das Zungenreden ein unkontrolliertes Herausplappern wäre, wüsste er nicht, ob er lobt, dankt, bittet oder flucht.
Das zeigt, dass das biblische Zungenreden ein bewusstes Reden ist. Der Sprecher weiß genau, was er sagt, auch wenn er es mit den Ohren nicht versteht.
In Vers 16 spricht Paulus von einem Unkundigen. Wer ist der Unkundige? Der Unkundige ist der Zuhörer, der die Sprache nicht kennt. Der Redner ist nicht unkundig, er weiß, was er sagt.
Der Zungenredner ist also ein Kundiger in seinem Denken. Deshalb soll er auch beten, dass er übersetzen kann, damit die anderen es verstehen (1. Korinther 14, Vers 13).
Es geht immer um die Erbauung der Gemeinde. Die Gemeinde wird nur gebaut, wenn das Gesprochene übersetzt wird (Vers 17). Dein Danken ist schön, aber der andere wird nicht erbaut, wenn es nicht übersetzt wird.
Das Zungenreden im Neuen Testament war ein Zungenreden mit vollem Bewusstsein und aktivem Geist.
Das Zungenreden, das im 20. Jahrhundert neu aufkam, war oft ein ekstatisches, unverständliches Plappern. Die Redenden wussten nicht, was sie eigentlich sagten – ob sie lobten oder dankten. Es sprudelte einfach heraus.
Zwei Wissenschaftler, Tildal und Calben, gläubige Lutheraner aus Amerika, untersuchten das Zungenreden wissenschaftlich über zehn Jahre. Sie nahmen hunderte oder tausende Zungenreden auf Tonband auf und analysierten sie sprachwissenschaftlich. Sie fanden keinen einzigen Fall, in dem es sich um eine echte Sprache handelte. Es waren alles sinnlose Wiederholungen von Silben.
Sie spielten die Aufnahmen auch anderen vor, die behaupteten, sie könnten die Sprachen durch den Heiligen Geist übersetzen. Die Übersetzungen waren aber völlig unterschiedlich. Das beweist, dass entweder der Übersetzer oder der Redner oder beide nicht in Ordnung waren.
Das wichtigste Argument ist aber geistlich: Das moderne Zungenreden entstand im Zeichen einer unbiblischen Lehre über den Heiligen Geist und Auswüchsen, wie ekstatischem Verhalten.
Die ganze Zungenbewegung in Amerika und Deutschland um 1900/1906 war verbunden mit der Lehre von der Geistestaufe als zweiter Erfahrung – eine unbiblische Lehre.
Das sollte jeden Christen zum Nachdenken bringen.
Ein weiteres Argument ist die Kirchengeschichte: Das biblische Zungenreden trat nur im ersten Jahrhundert auf und verschwand danach.
Ausnahmen sind die Montanisten in Nordafrika, eine Sekte mit ekstatischen Praktiken und falschen Lehren, sowie Zungenreden bei den Mormonen und in fremden Religionen.
Das Zungenreden ist also ein Phänomen, das immer wieder vorkam, aber in der christlichen Kirchengeschichte nicht mehr.
Im 20. Jahrhundert entstand die neue Bewegung in Verbindung mit der Pfingstgemeinde.
Alles zusammengenommen muss man sagen: Finger weg vom Zungenreden!
Die Frage, die mir gestellt wurde, war: „Kannst du in Sprachen reden?“ Die Antwort ist klar: Nein. Und ich würde mich wundern, wenn ich es könnte.
Warum hat das echte Zungenreden aufgehört, obwohl es in der Bibel stand?
In 1. Korinther 13, Vers 8 heißt es: „Die Liebe fällt niemals dahin, aber ob es Weissagungen sind, sie werden weggetan werden; ob Sprachen, sie werden von sich aus aufhören; und Erkenntnis, sie wird weggetan werden.“
Das griechische Wort für „aufhören“ ist ein Reflexivwort und bedeutet, dass etwas von selbst aufhört oder abklingt.
Dasselbe Wort wird auch in Apostelgeschichte 20, Vers 1 verwendet: „Nachdem der Aufruhr sich gelegt hatte“ – im Griechischen heißt es, der Aufruhr hat von sich aus aufgehört.
Zurück zu 1. Korinther 13: Die Liebe bleibt ewig, aber Weissagungen und Erkenntnis werden weggetan, wenn Jesus wiederkommt, weil wir dann voll erkennen.
Bei den Sprachen steht aber nicht, dass sie weggetan werden, sondern dass sie abklingen, und zwar vor der Wiederkunft Jesu.
Die Kirchengeschichte bestätigt, dass das Zungenreden von selbst abgeklungen ist.
Die neue Zungenbewegung im 20. Jahrhundert hat nichts mit dem biblischen Zungenreden zu tun.
In 1. Korinther 14, Vers 21 sagt Paulus, was der Zweck des Zungenredens war. In Vers 22 heißt es: „Somit sind die Sprachen ein Zeichen, nicht für die Glaubenden, sondern für die Ungläubigen.“
Die Tatsache, dass es damals Zungenreden gab, war ein Zeichen für ein ungläubiges, rebellisches Volk, dass Gott ein Gericht schicken wird.
Welches Gericht kam? Kurz nach dem Brief, 70 nach Christus, kam das Gericht über Jerusalem.
Interessanterweise liest man in der Kirchengeschichte nichts mehr vom Zungenreden, als ob mit diesem Gericht der Zweck des Zungenredens erfüllt war.
Das passt zusammen: Das biblische Zungenreden existiert heute nicht mehr.
Wie ist es mit anderen Wundern?
Die Wunder traten besonders zur Zeit der Apostel gehäuft auf. Jesus und die Apostel taten Wunder, weil die Botschaft durch übernatürliche Zeichen bestätigt wurde.
Nachdem die Botschaft bestätigt war, ebbten die Wunder ab. Das sieht man auch in der Apostelgeschichte.
Hebräer 2, Vers 1 sagt: „Deswegen haben wir umso mehr auf das zu achten, was wir gehört haben, damit wir nicht etwa am Ziel vorbeitreiben.“
Wenn das durch Engel geredete Wort fest und bestätigt war und jede Übertretung gerechte Vergeltung empfing, wie werden wir entrinnen, wenn wir so großes Heil missachten?
Das neue Reden Gottes war in Christus. Der Schreiber weist darauf hin, dass Gott durch die Apostel Zeugnis gab, bestätigt durch Zeichen, Wunder und Kraftwirkungen, entsprechend seinem Willen.
Das hat Jesus auch vorausgesagt, zum Beispiel in Markus 16, Vers 20: „Jene gingen aus und verkündigten überall, während der Herr mitwirkte und das Wort bestätigte durch die darauf folgenden Zeichen.“
Jesus sagte, dass diese Zeichen denen folgen, die an ihn glauben: Dämonen austreiben, in neuen Sprachen reden, Schlangen aufheben, tödliches Gift trinken ohne Schaden zu nehmen, Kranken die Hände auflegen.
Diese Zeichen traten tatsächlich ein.
Gott hat also vorausgesagt, dass diese Wunder folgen würden.
Übrigens wird Markus 16 oft missbraucht, besonders in der Pfingst- und charismatischen Bewegung, um zu behaupten, dass alle Christen diese Dinge tun sollen.
Das steht aber nicht da. Es wird berichtet, was geschehen wird, nicht als Befehl.
Nicht alle Christen aller Zeiten werden diese Dinge tun.
Man liest oft mehr hinein, als der Text sagt. Es sind beispielhafte Dinge, die bei den Gläubigen jener Zeit geschahen.
Heilungen und Gebet im Neuen Testament
Noch eine Frage, wenn Sie noch ein bisschen Geduld haben, ganz kurz: Wie ist es mit den Heilungen? Die Frage war, gibt es denn heute keine Heilungen mehr?
Nun, in 1. Korinther 12 lesen wir von Gnadengaben der Heilungen, 1. Korinther 12,28: Erstens Apostel, zweitens Prophet, drittens Lehrer, danach Kraftwirkungen, also Wunderwirkungen, danach Gnadengaben des Heilens. Gnadengaben des Heilens.
Hier ist es interessant, dass die Mehrzahl verwendet wird. Das heißt, es gab immer dort, wo Heilungen geschahen, eine Gnadengabe des Heilens. Das waren viele, viele Fälle, in denen Gott die Gnadengabe des Heilens geschenkt hat. Überall, wo Heilung geschah – durch die Apostel oder wer das dann auch war – dort hat Gott es also geschenkt, dass Menschen geheilt wurden. Das bedeutet, dass jeder Fall eine Gnadengabe war: Gnadengaben des Heilens.
Wir können nicht über Wunder verfügen. Christen können nicht über Wunder verfügen. Gott hat sich das vorbehalten, dass er entscheidet, wann ein Wunder geschieht. Das heißt auch, derjenige, den der Herr mal verwendet hatte und dem er die Gnadengabe gegeben hatte, jemanden zu heilen, muss auch beim nächsten Mal wieder die Gnadengabe von Gott bekommen, um den Nächsten heilen zu können. Denn der Mensch kann nicht über Wunder verfügen. Das liegt auch in der Natur der Sache, deshalb sind sie ja Wunder.
Aber – und jetzt kommt das Wichtige – wir dürfen für Wunder beten. Das ist nirgends in der Bibel verboten, für Wunder zu beten. Wenn wir aber für Wunder beten, dann können wir das nicht immer im Glauben tun. Warum? Wir können nur im Glauben beten, wenn wir wissen, dass Gott jetzt ein Wunder tun wird. Im Glauben darf man nur beten, wenn man weiß.
Man kann nicht einfach sagen: Ich rede es mir jetzt ganz fest ein und glaube einfach daran. Das geht nicht. Ich kann auch nicht auf einen See im Winter hinausgehen, wenn die Leute sagen, der ist noch nicht gut zugefroren, das ist nur ganz dünnes Eis, und ich sage: Ich glaube jetzt einfach. Nein, ich muss mit Fakten leben. Und die Fakten sind die Verheißungen Gottes. Ich kann nur glauben, wo ich eine Verheißung Gottes habe.
Wir können nur glauben, wenn wir wissen, Gott hat gesagt, dass das geschehen wird. Und wenn wir nicht wissen, ob das im Sinne des Herrn ist und dass der Herr in diesem Fall heilen wird, dann können wir nicht sagen: So, im Glauben bete ich jetzt, jetzt wird der Herr heilen. Wer sind wir denn, dass wir das bestimmen? Und wie viele haben sich dann auch getäuscht?
Aber wir dürfen bitten, wir dürfen um Erbarmen bitten, wenn wir es mit Menschen zu tun haben, die krank sind. Auf alle Fälle dürfen wir ihnen auch, wenn wir wollen, die Hände auflegen. Aber wir dürfen nicht meinen, dass sie jetzt gesund werden müssen, denn wir haben keine Verheißung.
Es gibt keine Verheißung in der Bibel, dass Christen, wenn sie jemandem die Hände auflegen, dass dieser dann gesund wird. Jetzt sagen manche: Ja, aber doch, in Jakobus 5 steht doch ganz klar… Achten wir, was in Jakobus 5, Vers 15 steht.
Jakobus 5: In Jakobus 5 möchte ich betonen, geht es nicht um Wunder, sondern darum, dass, wenn jemand krank zuhause liegt und nicht zur Versammlung kommen kann, die Leitung der Gemeinde zu ihm kommen soll.
Jakobus 5,14: Ist jemand unter euch krank, der rufe die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen ihn im Namen des Herrn mit Öl salben und für ihn beten. Das Gebet des Glaubens wird den Daniederliegenden, also den Schwerkranken, der im Bett liegt, gesund machen, und der Herr wird ihn aufrichten. Und wenn er einer ist, der Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden.
Hier sind zwei Aussagen – achten Sie genau darauf: Die eine Aussage ist, er wird gesund werden, und die andere, es werden ihm die Sünden vergeben werden.
Jetzt ist meine Frage: Unter welcher Bedingung werden einem einfach die Sünden vergeben? Der Text sagt nichts von einer Bedingung, oder? Der Text sagt nur: Und wenn er einer ist, der Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden.
Was wissen wir aus der Bibel, unter welchen Umständen Sünden vergeben werden? Sie müssen ans Licht gebracht werden, sie müssen bekannt werden. Das ist hier im Stillen vorausgesetzt. Jakobus spricht hier in kurzer Form, aber es ist ja klar, dass derjenige die Sünden bekennen muss.
Das heißt, im zweiten Satz, beim Sündeverkehr, wird etwas vorausgesetzt. Und im ersten Satz, das Gebet des Glaubens wird den Kranken gesund machen: Ja, unter welcher Voraussetzung denn? Automatisch, genau wie im zweiten Satz, ist auch im ersten Satz eine Bedingung vorausgesetzt.
Welche Bedingung denn? Nun, wenn diese Krankheit aufgrund von Sünden geschehen ist und er seine Sünden ans Licht bringt, dann darf man damit rechnen – wenn der Herr diesen Menschen gezüchtigt hat wegen der Sünde, die er nicht ans Licht gebracht hat, weil er etwas verborgen hat, und der Herr ihn jetzt in die Züchtigung nimmt und ihm eine Krankheit schickt.
Jetzt lässt er die Brüder zu sich kommen, sie beten mit ihm, und wenn er gesündigt hat, bekennt er die Sünde, bringt sie ans Licht. Wenn die Krankheit aufgrund von Sünde da gewesen ist, dann wird der Herr ihn aufrichten. Das kann Jakobus sagen, weil er weiß: Der Zweck der Züchtigung war die Krankheit, jetzt wird die Sache in Ordnung gebracht, dann weiß er, dass Gott auch Gesundheit schenken wird.
Das heißt, wir dürfen nicht meinen, dass Jakobus wisse, in jedem Fall wird der Herr heilen. Woher soll Jakobus wissen, dass der Herr in jedem Fall heilen wird? Das weiß er ja selber gar nicht.
Jakobus selbst setzt voraus: Klar, wenn die Sache ans Licht gebracht wird. Wenn die Krankheit deshalb kam, weil er gezüchtigt wurde und weil er Sünden verschwiegen hatte, und diese jetzt ans Licht gebracht werden, dann wird er gesund werden. Und dann werden ihm die Sünden natürlich vergeben werden.
Wir können letztlich nur dann im Glauben beten, wenn wir wissen, dass Gott hier jetzt handeln wird. Und das kann Jakobus auch. Auch Jakobus kann nicht wissen, dass Gott in jedem Fall heilen wird. Aber wir dürfen beten.
Es gibt viele Fälle, in denen wir krank werden, vielleicht nicht wegen Sünde. Dann dürfen wir auch beten, aber wir haben keine Verheißung, dass bei jedem Gebet der Kranke gleich gesund wird. Mancher wird vielleicht später gesund, mancher behält seine Krankheit.
Die meisten Krankheiten heilt Gott ja sowieso. Die meisten Krankheiten, die wir bekommen, heilt Gott. Mit Ausnahme der Krankheiten, mit denen wir sterben. Die anderen heilt Gott. Das hat er so wunderbar eingerichtet.
Der Heilige Geist ist uns nicht gegeben, damit wir übernatürliche Erlebnisse im physischen Bereich machen. Der Heilige Geist ist uns gegeben, um uns an Gott zu erinnern, um uns an die Sünde zu erinnern, um Dinge wieder in Ordnung zu bringen, und dann kann auch Heilung geschehen.
Also, wir haben keine Verheißungen, aber wir dürfen beten. Gott ist barmherzig. Oft hat eine Gemeinde erlebt, dass sie gebetet haben und der Herr hat gesund gemacht. Und oft hat die Gemeinde es anders erlebt. Sie haben gebetet und dann…
Wir hatten das bei uns so: Wir haben gebetet, eine Schwester war krebskrank. Wir dachten, jetzt beten wir und fasten, der Herr wird sie gesund machen. Nein, er hat sie nicht gesund gemacht. Dann haben wir gebetet: Herr, lass sie sterben. Und sie hat gebetet: Herr, lass mich ohne Schmerzen sterben. Sie hatte große Angst vor Schmerzen beim Tod.
Wissen Sie, was geschah? Die Schwester war in der Versammlung. In der ersten Stunde hatten wir eine Zeit des Gebetes, sie war da. In der Pause ging es ihr schlecht. Zwei Schwestern haben sie mit dem Rollstuhl nach Hause geführt und ins Bett gelegt, während wir in der Versammlung waren.
Dann drehte sich eine Schwester um, um noch etwas zu holen, wollte nach ihr sehen und sah, dass sie schon gestorben war. Sie war in einem Moment gestorben, so wie sie es gewünscht hatte. Der Herr hat das Gebet so erhört, auf diese Weise.
Nun, ich habe jetzt kurz ein bisschen überzogen, aber ich denke, das war ein wichtiger Punkt. Wir wollen an dieser Stelle enden und beten wir noch, stehen wir auf zum Gebet.
