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Christus in mir

Die zwei-Naturen-Lehre der Bibel
12.09.1995Römer 7,14-25

Einleitung

Ganz verschiedene Einstellungen zur Sünde

  • Christen, die sehr darunter leiden, dass sie noch sündigen... (einige unter uns)
  • Christen, die nicht besonders darunter leiden, dass sie noch sündigen... (ich fürchte, dazu gehören eine ganze Reihe unter uns...)
  • Menschen, die wissen noch gar nicht richtig, was Sünde ist, und wie Gott darüber denkt (da haben wir wohl auch ein paar unter uns...)
  • Schon mal verloren? - Nein. - Dann auch noch nicht errettet!
  • Wer noch nicht zerbrochen ist, findet nicht die Türen...." Die Botschaft von Römer 7 richtet sich heute in erster Linie an die Adresse der ersten Gruppe, an solche die Jesus lieb haben, und die darunter leiden, dass sie ihn noch so oft betrüben.

An die hat der Apostel Paulus unter der Leitung des Heiligen Geistes dieses Kapitel geschrieben. Ich finde es sehr tröstlich, dass es Römer 7 gibt. Es ist ein sehr schweres Kapitel, aber es ist auch ein sehr tröstliches Kapitel. Stellt Euch vor, die Bibel würde lehren, dass ein Christ nie mehr versagen könnte, sondern immer kraftstrotzend wie eine frisch aufgeladene Batterie durch die Gegend laufen würde. Wäre das nicht für uns alle eine niederschmetternde Botschaft? Ich glaube, wir würden dann so dermaßen entmutigt, dass wir kein Land sehen und es am Ende aufgeben würden, Jesus nachzufolgen. Aber wahrhaftig wie Gottes Wort immer ist, finden wir auch Römer 7 in unserer Bibel; und dieser Abschnitt kann uns zu einer großen Hilfe werden.

Ich sagte vorhin, dass ich heute besonders die ansprechen möchte, die darunter leiden, dass sie noch so oft und so tief fallen. Vielleicht möchtest Du ein treuer Jünger Jesu sein!? Vielleicht möchtest Du ein guter Ehemann sein!? Vielleicht möchtest Du eine liebevolle Mutter für Deine Kinder sein!? Vielleicht möchtest Du ein gehorsames Kind sein!? Vielleicht möchtest Du an Deiner Arbeitsstelle oder in Deinem Betrieb korrekt sein!? Du möchtest gerne, aber Du schaffst es nicht, und Du leidest unter Deinem Versagen. Ist das Deine Situation? Eine Frage steht im Raum: Wie ist das möglich? Warum kann ein Jünger Jesu, der den Herrn lieb hat und vielleicht schon Jahre oder Jahrzehnte mit ihm lebt, noch so oft sündigen, ja sogar noch in ganz tiefe Sünde fallen? Ist er denn nicht >heiliger< geworden in all der Zeit? Das meinen nämlich manche Christen, dass ihr Herz immer besser wird in der Nachfolge und dass sie dann eines Tages über bestimmte grobe Sünden erhaben seien.

So wie jener alte schwäbische Bruder, der dachte.....das passiert mir nicht mehr...., und dann passierte es doch, und er fiel in eine schwere Glaubenskrise. Auf diese Weise kann man seine Heilsgewissheit verlieren! Ihr Lieben, wir müssen unser heimtückisches Herz kennen lernen, und zwar nicht durch die Psychoanalyse des Sigmund Freud, sondern durch das Wort Gottes. Die Bibel sagt: Trügerisch ist das Herz, mehr als alles, und unheilbar ist es. Wer kennt sich mit ihm aus? Ich, der Herr, bin es, der das Herz erforscht und die Nieren prüft..." (Jeremia 17, 9-10).

Was lehrt die Schrift in Bezug auf das Herz eines gläubigen Menschen? In einem Christen gibt es zwei Naturen.

Die alte Natur (das Fleisch)
  • ist gefallen und unter der Sünde (Römer 7, 17+20)
  • eine menschliche (adamitische) Natur
  • will Gott nicht gehorsam sein
  • ist nicht verbesserungsfähig
  • steht unter Gottes Gericht
  • muss eines Tages sterben
Die neue Natur (der Geist)
  • Christus in mir (Kolosser 1, 27)
  • eine göttliche Natur (2. Petrus 1, 4)
  • kann nicht sündigen (1. Johannes 3, 9)
  • will Gestalt annehmen (Galater 2, 20 --> Galater 4, 19)Beide Naturen sind gleichzeitig in einem Christen vorhanden! Meint bitte nicht, dass am Tage der Errettung die alte Natur ausgelöscht wird. Sie klebt uns an, bis zur Wiederkunft des Herrn Jesus oder bis sich der Sargdeckel über uns schließt! Jede wahre, biblische Lehre bejaht diese Tatsache. Wer davon abweicht, begibt sich auf einen unnüchternen, schwärmerischen Boden und wird zwangsläufig in Konflikte kommen.

Befreiung von der Sünde

  1. In der Vergangenheit: Befreiung von der Strafe der Sünde (Römer 5, 1)
  2. In der Gegenwart: Befreiung von der Macht der Sünde (Römer 6, 11)
  3. In der Zukunft: Befreiung von der Anwesenheit der Sünde (Römer 8, 23)

Im neuen Menschen ist also noch Sünde anwesend. Sie wohnt im Fleisch. 73 Kilo Fleisch. Das Wort Fleisch meint in der Bibel alles, was da unter der Haut eines Menschen liegt, mit Ausnahme der Knochen". Da ist der Sitz der Leidenschaften und Begierden. Und was da rauskommt, das sind Werke des Fleisches", die Paulus im Galaterbrief aufzählt:  Galater 5, 19-21: Offenbar aber sind die Werke des Fleisches; es sind: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, (das betrifft mehr den körperlichen Bereich), Götzendienst, Zauberei, (das betrifft mehr den geistlichen Bereich), Feindschaften, Hader (wenn man z.B. bei einem Umzug mithelft, und der Gedanke kommt auf: wo ist denn der? und der hätte eigentlich auch noch helfen können, dann beweist das nur....), Eifersucht (die hat einen Geburtstagsbesuch gekriegt, und ich nicht), Zornausbrüche, Selbstsüchteleien, Zwistigkeiten (unsere ganzen Animositäten), Parteiungen (auch in der Gemeinde - wenn man sich für seine Sicht Anhänger sucht), Neidereien (warum wird jetzt der oder die Diakon - und ich nicht?), (das betrifft vor allem den seelischen Bereich), Trinkgelage (das kommt ja unter uns nicht mehr vor - oder doch?), Völlereien und dergleichen" (das betrifft wieder den leiblichen Bereich).

Kennen wir diese Dinge noch in unserem Leben? Oder haben wir jemanden unter uns, der mit alledem nichts mehr zu tun hat? Wenn aber Werke des Fleisches" bei einem Menschen offenbar werden, dann beweist das die Tatsache, dass da noch Fleisch vorhanden ist. Beispiel: Was beweist die Tatsache, dass Rauch emporsteigt? Eindeutig, da muss irgendwo ein Feuer sein! Der Rauch verrät das Feuer. So ist das mit den Werken des Fleisches. Wo immer diese Dinge offenbar werden, da beweisen sie das Vorhandensein von Fleisch - da ist noch alte Natur"! Der wiedergeborene Mensch besitzt also zwei Naturen, die alte und die neue. Die beiden liegen im Clinch miteinander. Paulus sagt: Das Fleisch streitet wieder den Geist."

Aber nun sagen vielleicht einige unter uns: So schwer kann das doch gar nicht sein. Wenn man wirklich dem Herrn gehorchen will, dann geht es auch. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Man muss nur richtig wollen!" Das hört sich wieder sehr humanistisch an: Der Mensch hat einen guten Kern, und wenn er das Gute will, dann kann er es auch tun. Wer will, der kann!"

Der Apostel Paulus schreibt hier was anderes. 7, 15: ...denn nicht, was ich will, das tue ich, sondern was ich hasse, das übe ich aus. Unser Wille ist gefallen. Wir haben keinen freien Willen" im Sinne des Humanismus, sondern wir Christen haben einen durch Christus befreiten Willen! Das ist ein großer Unterschied. Wir brauchen für alle unsere Willensentscheidungen in der Nachfolge das Wort Gottes, sonst tun wir den Willen des Fleisches und der Sinne! 7, 17: ...nun vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. 7, 18: ...denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen des Guten ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten nicht. 7, 19: ...wenn ich aber das, was ich nicht will, ausübe, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. 7, 21: ...ich finde also das Gesetz, dass bei mir, der ich das Gute tun will, das Böse vorhanden ist. Jetzt zieht Paulus den Strich drunter: 7, 22: ...denn ich habe nach dem inneren Menschen Wohlgefallen am Gesetz Gottes.

  • der innere Mensch ist der neue Mensch - Christus in mir
  • und der hat Wohlgefallen an Gottes Gesetz, der möchte gerne in Gottes Geboten und Ordnungen wandeln, der möchte nicht sündigen, der hasst die Sünde... 7, 23: ...aber ich sehe ein anderes Gesetz (Prinzip) in meinen Gliedern, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich in Gefangenschaft bringt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. 7, 24: ...Ich elender Mensch! (Hilferuf eines Soldaten in auswegloser Situation zu einem Kameraden) - Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes? 7, 25a: ...Ich danke Gott durch Jesus Christus, meinen Herrn! Wer wird uns befreien von diesem sündigen Leib, von dieser Zündschnur der Hölle? Antwort: Jesus Christus! Derselbe, der unsere Seele erlöst hat, der wird auch unseren Leib erlösen, wenn er kommt! Und bis dahin wird es heißen:

7,25b: ...Also diene ich nun selbst mit dem Sinn (mit meinem inneren Menschen) Gottes Gesetz, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde. Im Griechischen steht hier für ich" autos ego = ich, aus mir heraus". Das ist der Weg, der zum Scheitern verurteilt ist.

Zusammenfassend können wir sagen: Das heißt also: Wir werden als Kinder Gottes hier auf Erden immer zwei Naturen haben, die alte und die neue. Und die alte Natur wird im Lauf der Jahre weder besser, noch frömmer. Wir sind und bleiben zu allem fähig. In uns ist die Anlage zu jeder Schändlichkeit. Wir können nach wie vor die gemeinsten Gedanken denken, die schlüpfrigsten Worte reden und die grausamsten Taten tun. Jeder von uns. Als bei einer christlichen Tagung über die edlen Eigenschaften des Menschen diskutiert wurde, da stand der alte Otto Rieker von Adelshofen auf und rief in den Saal: Brüder, unter einem Häutchen von Kultur lauert eine Bestie!" Die Diskussion war schlagartig beendet.

Römer 6 = dem Bösen in uns sterben, der Sünde sterben  Römer 7 = dem Guten in uns sterben! (vielleicht noch schwieriger) Aber nun muss ich zum Schluss noch einen sehr wichtigen Gedankengang entfalten. Was heißt denn das nun für unser praktisches Glaubensleben?
  • Sollen wir uns jetzt resignierend zurücklehnen und sagen: Siehste, ich werd ja doch nicht frömmer. Also kann ich ruhig Fünfe gerade sein lassen"!
  • Oder sollen wir doch gegen jede Sünde in uns ankämpfen wie Don Quichote gegen die Windmühlenflügel?
  • Oder sollen wir uns auf den Himmel vertrösten, indem wir sagen: Ach nimm dies arme Lob auf Erden, im Himmel soll es besser werden"? Was sollen wir tun? Wie sollen wir uns verhalten?

Biblische Tatsachen

Folgende biblische Tatsachen sollten wir uns so oft wie nur möglich vor Augen halten. Die müssen eigentlich in Fleisch und Blut übergehen - ich meine natürlich jetzt bei denen, die wirklich eine Errettung erlebt haben:

  1. Der lebendige Gott hat mich

    • je und je mit ewiger Liebe geliebt als ich noch Sünder war,
    • ohne Vor- und Gegenleistung einzig und allein um des vollbrachten Opfers Jesu willen angenommen, ganz aus Gnaden, Hat der Vater des verlorenen Sohnes Bedingungen gestellt? ...... Nein!
    • und er wird mich nie mehr loslassen - seine Treue ist groß!
    • Gottes Wort bezeugt mir diese Tatsachen - nicht mein Nervensystem!
  2. Gott verlangt auch jetzt in der Nachfolge Jesu nichts von mir, was er mir nicht zuvor schenkt. Nicht nur die Errettung, sondern auch das Leben im Glauben ist ein Geschenk. Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken? (Römer 8, 32)Da seine göttliche Kraft uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt hat..." (2. Petrus 1, 3). Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun" (Johannes 15, 5).

  3. Ich darf und will lernen, nicht aus eigener Kraft, sondern aus dem Geschenkten zu leben. Immer, wenn ich wieder selber will und meine, selber zu können, werde ich mich in der Situation von Römer 7 wieder finden. Ich werde wieder unter die Herrschaft des Gesetzes kommen und selber erfüllen müssen. Letztes Mal - Kernaussage: Ein Christ arbeitet nicht mehr für seine Erlösung! Heute - Kernaussage: Ein Christ arbeitet auch nicht für seine Heiligkeit und Fruchtbarkeit! Ihr seid in Christus Jesus, der uns geworden ist Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung..." (1. Korinther 1, 30). Die Frucht des Geistes aber (nicht die Frucht des Wilfried Plock!) ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit" (Galater 5, 22).

Schluss

Haben wir gemerkt, worauf es ankommt? Lasst uns nicht mehr arbeiten für unsere Erlösung, sondern vielmehr ruhen in der vollbrachten Erlösung am Kreuz! Lasst uns auch nicht meinen, wir müssten jetzt unsere Heiligung produzieren. Wenn wir das tun, da kommt ein einziger frommer Krampf raus. Lasst uns vielmehr dem Herrn Jesus Raum geben in unserem Herzen. Dann wird er sein Auferstehungsleben in uns leben und seine gute Frucht in uns wirken. Lasst uns aufpassen auf jede Form von Gesetzlichkeit. Der Verdienstgedanke ist uns angeboren! Lasst uns vielmehr aus der unerschöpflichen Gnade Gottes leben! Dann werden wir unsere Nerven schonen und vor allem den Herrn mehr verherrlichen. Lasst uns mehr im Sein leben als im Tun! Es kann sehr schnell der Tag kommen, wo wir aus was für Gründen auch immer nichts mehr für ihn tun können. Aber das Sein in Jesus, das Ruhen in seiner Liebe ist das Kostbarste. Damit werden wir die Ewigkeit verbringen. Es gibt nicht nur Römer 7 --> Römer 8!