Das Wort des Glaubens und seine Nähe
Das Wort ist dir nahe, in deinem Munde und in deinem Herzen. Dies ist das Wort vom Glauben, das wir predigen.
Denn wenn du mit deinem Mund bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet.
Denn wer von Herzen glaubt, wird gerechtfertigt, und wer mit dem Mund bekennt, wird gerettet.
Denn die Schrift sagt: Wer an ihn glaubt, wird nicht zu Schanden werden.
Hier gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Griechen. Man kann auch sagen, es gibt keinen Unterschied zwischen dem auserwählten Gottesvolk und den Heiden der Welt.
Über alle ist der eine Herr reichlich, der allen zur Rettung dient, die ihn anrufen.
Denn wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.
Aber wie sollen sie ihn anrufen, an den sie nicht glauben?
Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben?
Wie sollen sie hören ohne einen Prediger?
Und wie sollen sie predigen, wenn sie nicht gesandt werden?
Denn es steht geschrieben: Wie lieblich sind die Füße derer, die die gute Botschaft verkündigen!
Doch nicht alle sind gehorsam gegenüber der guten Botschaft.
Denn Jesaja sagt: Herr, wer glaubt unserem Predigen?
So kommt der Glaube aus der Predigt, die Predigt aber durch das Wort Christi.
Die Herausforderung des Unglaubens in der Gegenwart
Herr Wicke, auch jetzt glauben wir! Amen! Spätestens jeden Sonntagmorgen denkt man an die vielen Menschen, die nicht glauben. Ihnen geht es sicher ähnlich, wenn sie sich aufmachen, aus ihrem Haus gehen und durch unsere schlafenden Straßen laufen. Man weiß, dass rechts und links viele Menschen sind, denen dieses Wort, das heute Morgen gepredigt wird, nichts bedeutet. Es lässt sie kalt, es regt sie nicht auf. Sie meinen, das sei vielleicht ein Spleen von uns.
Viele von Ihnen haben in der vergangenen Woche wieder viele Gespräche mit Menschen geführt, die nicht glauben. Man möchte zumindest verstehen, warum diese Menschen nicht glauben können. Woran liegt es, dass sie die Botschaft des Evangeliums nicht fassen können?
Manche sagen: „Du hast es vielleicht leichter, dir ist das eben so gegeben, du kannst das annehmen, ich kann das nicht.“ Andere haben uns schon bitter gesagt: „Ich habe offenbar viel mehr mit Zweifeln und Fragen zu ringen als du.“ Nein, das möchte ich entschieden bestreiten.
Paulus sagt in diesem Brief, dass es für alle Menschen genauso schwierig ist, zum Glauben zu kommen. Für jeden Menschen gibt es dieselbe Barriere, über die er nicht hinweg springen kann. Er spricht von der großen Not, die ihm täglich vor Augen war – so wie wir unsere Nachbarn ständig vor Augen haben.
Paulus hat unter der großen Last gelitten, dass Israel nicht zum Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, kommt.
Die Grenzen von Gesetz, Moral und Grübeln
Wie oft stand er im Lauf seiner Missionsreisen am Pult der Synagoge und legte das Gesetz und die Propheten aus. Er wollte den Menschen die Decke von den Augen reißen, doch sie glaubten nicht. Warum? Warum glauben die einen, während die anderen nicht glauben?
Man kann sich ein Leben lang mit religiösen Fragen beschäftigen und dabei keinen Schritt auf dem Weg des Glaubens vorankommen. Paulus hält es für ausgeschlossen, dass man dadurch zur Gewissheit gelangt. Ebenso deutlich, wie er das Grübeln ablehnt, bestreitet er, dass man durch Moral, hohen Ethos oder gutes Verhalten der Wahrheit auch nur ein Stück näherkommt.
Er sagt, Israel eifert um Gott, indem es das Gesetz mit einer beispiellosen Genauigkeit zu erfüllen versucht. Dennoch ist es unverstandenes Bemühen. Man kann ein Leben lang um das Gute ringen und am Ende dennoch ein fragender Mensch bleiben – genauso wie am Anfang. So bleibt man unwissend über Gott und sein Heil.
Die Gewissheit des Glaubens durch das Wort Gottes
Und heute Morgen möchte ich predigen und sagen: Viele Menschen haben schon bitter und voller Vorwürfe gesagt: „Du machst so einen sicheren Eindruck, als hättest du es in der Tasche. Wie willst du es denn als Christ ganz genau wissen?“
Wir können dann nur antworten, dass in unserem Leben etwas geschehen ist. Wir sind tatsächlich von den Fragen zu einer großen Gewissheit gekommen.
Wir können immer nur davon sprechen und sagen: Wir sind keine Suchenden mehr, sondern solche, die gefunden haben. Und wir erzählen euch, wie auch ihr zum Finden und zur Antwort kommen könnt.
Darum möchte ich aus diesem reich gefüllten Abschnitt des Paulus drei Dinge herausgreifen.
Das Erste: Gott kommt uns ganz nahe.
Gott kommt uns ganz nahe
Paulus hat gesagt: Der Weg Israels ist kein Weg, auf dem man durch gute Taten die Lebensfragen lösen kann. Das ist zwar richtig, wenn man ein gutes Ethos hat und Gott gehorchen will, aber die Fragen der Lebensrätsel und die Frage nach Gott lösen sich dadurch nicht.
Er sagt auch, es hat keinen Wert, sich über das eigene Leben hinauszuschwingen. In den vorherigen Versen spricht er von Leuten, die gleichsam über die Schwelle des menschlichen Erkennens hinaus Gott ergründen wollen. Sie tauchen in eine jenseitige Welt ein – durch Ekstase, durch Schwärmerei – und versuchen, Gott näherzukommen, indem sie hier in der Welt schon in himmlische Sphären eintauchen. Paulus sagt, ihr holt Christus nicht herunter in diese Welt und ihr holt Gott nicht herunter.
Genauso wehrt Paulus ab, dass man zu keiner Gewissheit kommt, indem man in die Hölle hinabsteigt und mit okkulten Dingen versucht, die Lebensfragen zu lösen. Jetzt wird es bei Paulus sehr klar und einfach: Gott kommt uns ganz nahe durch sein Wort. Es geschieht in dieser Welt, dass Menschen plötzlich verstehen: „Gott hat mich lieb.“ Woher weißt du das? „Das habe ich aus seinem Wort genommen.“ Hast du es ergrübelt? „Nein, ich habe es nicht ergrübelt. Ich habe es nicht aus meiner Weisheit, ich habe es nicht durch irgendwelche ekstatischen Erlebnisse.“ Woher weißt du, dass Gott dir deine Schuld vergeben hat? Woher hast du deine Gewissheit? Aus seinem Wort.
Paulus sagt, Israel erkennt nichts von Gott und seinen großen Zusagen. Es bleibt immer nur an seinem Gesetz stehen. Gott aber kommt uns so nahe durch sein Wort, durch das, was wir in den Mund nehmen. Sie können das nicht hoch genug einschätzen, was heute Morgen geschieht, wenn Sie das für Ihr Leben nicht vergessen: Wo das Wort Gottes gepredigt wird, dort ist der heilige Gott gegenwärtig. Alles andere ist demgegenüber wirklich unwichtig. Es geht nicht um die Person des Predigers oder um Konfessionen. Dort kommt der heilige Gott in menschlichen Mund, in menschliche Sprache und wirkt dadurch unter Menschen. Er lässt sich fassen in unserer Welt.
Wenn wir in Gesprächen die Not haben, weil Menschen auf uns zukommen und sagen: „Ich kann nicht glauben, ich habe so viele Zweifel“, dann können wir sagen: „Mein ganzes Leben besteht aus Zweifeln, mein ganzes Leben besteht aus Fragen. Wenn ich mich selbst anschaue, sehe ich nichts von der Gegenwart Gottes, nichts von der Heiligkeit, nichts von der Erlösung.“ Aber das ist unter dem Wort Gottes. Und auf einmal redet dieses Wort. Das ist doch das Geheimnis Gottes: Wir sitzen zuhause, in unseren vier Wänden, bekümmert und bedrückt, und dann schlagen wir die Bibel auf. Manchmal denken wir, ob Gott jetzt diesen Jammer wegdrücken kann – ich glaube selber kaum – und auf einmal ein Wort, und es wird uns zum Trostwort.
Ich habe vor vielen Monaten unter Freunden im Vorbereitungskreis des Gemeindetags gesagt: Wir haben so eine komische Losung am Gemeindetag. Was will uns Gott mit der Losung vom Stillsein sagen? Will Gott sagen: „Macht bitte keine Massentreffen?“ Ich habe nicht gedacht, dass das Wort auf einmal redet. Es war am Vortag, als dieser katastrophale Regen niederging. Ich schlug dieses Losungsbüchlein auf, und darin stand: „Preist den, der Himmel und Erde Macht und die Wasserbrunnen! Preist ihn!“ In dem Augenblick, in dem wir noch meinen, wir könnten viel nicht durchführen, wo andere aufgeregt noch 24 Stunden vorher kommen und sagen: „Ihr müsst das und das absagen und das und das verlegen,“ und 24 Stunden später die Losung: „Wenn ihr umkehrt und still bleibt, so würde euch geholfen werden.“ Ich wollte das so festhalten für mein Leben, wie dieses eine Wort zu mir geredet hat.
Da ist Gott da, und Sie haben das oft erfahren, gerade in schweren, kranken Zeiten: Dieses Wort ist dir nahe. Du brauchst nicht in den Himmel hinaufzufahren, du brauchst keine schwärmerischen Erlebnisse, du brauchst nicht in der Tiefe zu grübeln. Gott kommt dir nahe durch sein Wort. Und das ist der große Schatz einer evangelischen Gemeinde, dass die Gemeinde unter dem Wort bleibt und am Wort festhält.
Ich habe jetzt die Manuskripte der vielen Ansprachen vom Gemeindetag durchgelesen, weil sie jetzt schon beim Satz sind in der Druckerei. Am meisten hat mich ein Bericht ergriffen, den die Mutter eines behinderten Kindes in der Halle gab, wo über die Belastungen der Familie gesprochen wurde. Frau Hensler sagte, sie hätte das nie gedacht, vielleicht beim ersten und zweiten Kind, aber beim sechsten Kind denkt man gar nicht mehr, dass das ein krankes Kind sein könnte. Sie hatte darum gebeten, es möge ein ruhiges Kind sein, und nun war es ein schier unbewegliches, mongoloides Kind.
Das sei furchtbar gewesen, nicht mehr zu wissen, was Gott mit einem will, ob man Schuld hat, ob man etwas falsch gemacht hat in der Schwangerschaft oder ob es ein Gericht Gottes über einem ist. Sie sagte, sie hätte nicht mehr hindurchgefunden, erst unter dem Lesen des Wortes Gottes. Es habe Wochen gedauert, bis sie wieder in der Liebe Gottes ihren Frieden gefunden hat.
Das meint Paulus. Das meint Paulus: Ihr dürft gewiss werden, und ihr könnt gewiss werden. Wenn manche meinen, der Glaube sei irgendein Trick oder eine Leichtigkeit der Natur, dann liegt das daran, wo man sucht. Man kann zum Glauben nur unter dem Wort finden. Menschen kommen zu mir und sagen: „Können Sie doch einmal mit dieser oder jener Person sprechen? Ich habe schon so viele Gespräche geführt, und sie kann immer noch nicht glauben.“ Dann seufze ich nur still und sage: „Wann werdet ihr es denn begreifen, dass weder das Reden dieses Menschen noch das Reden jenes Menschen Glauben weckt? Bringt sie doch unter das Wort, bringt sie doch in die Versammlungen mit! Ungläubige und Zweifelnde, Müde und Verzagte – bringt sie mit!“
Das Wort wirkt, dort wird Glauben wachsen. Das hat Gott versprochen: Er lässt sich finden, und sein Wort schafft Leben, neues Leben, geistliches Leben. Mein Glaube stirbt ab, mein Leben, mein Glaube – wie auch euer Glaube – in dem Augenblick, in dem ich vom Wort weggehe, wenn das Wort mich nicht mehr täglich treiben kann und wenn ich nicht mehr meinen Platz als gelehriger Schüler unter dem Wort Gottes habe.
In allen Fragen und Zweifeln kann ich wieder durchbrechen zur festen Glaubensgewissheit – durch sein Wort. Da ist er uns ganz nah, der lebendige Gott. Er will von uns angerufen sein.
Er will von uns angerufen sein
In diesem Abschnitt wird ein Unterschied gemacht zwischen denen, die im Herzen glauben und somit gerecht sind, und denen, die mit dem Mund bekennen und dadurch errettet werden. Es heißt hier: Die einen glauben im Herzen, die anderen bekennen mit dem Mund.
Es ist kein Wunder, dass man beim ersten Lesen einen solchen Text als fremd empfindet. Doch man muss ein wenig nachdenken, denn das Wort der Bibel hat Tiefe und Kraft. Was ist der Unterschied?
Ich möchte es so sagen: Es ist ein großes Wunder, wenn ein Mensch zum Glauben kommt. Glauben kann man nur durch das Wort der Bibel. Gott gibt uns darin große Verheißungen: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Ich sage: Ja, ich glaube dir. Das ist kein Betrug, ich vertraue dir.
Paulus sagt: Wer das glaubt und in seinem Herzen annimmt, ist vor Gott gerecht und kann nach Gottes Maßstäben leben. Doch Paulus betont auch, dass dies erst ein Anfangsschritt ist. Es ist noch nicht das ganze Christenleben. Das große Wunder ist geschehen: Ein Mensch kann glauben, vertrauen und sich Gott anvertrauen. Aber nun kommt noch viel mehr.
Ein Mensch ruft den Namen des Herrn aus – und das ist mehr, sagt Paulus. Er ruft den Namen des Herrn an in einer Welt, in der nur das Sichtbare zählt. Dieser Mensch macht Erfahrungen mit der Herrschaft Jesu. Das ist eine große Sache. Wenn heute Mittag in den Familien der Hausvater über der Mahlzeit den Namen des Herrn anruft, ist das bedeutend. Und hier und da wurde heute Morgen schon eine Hausandacht gehalten.
Der Name des Herrn wird angerufen – nicht nur als Privatsache im Herzen, sondern hinaus in die Welt. Wenn ich das unter vielen verkündige, wird in unserer Welt die Herrschaft Gottes aufgerichtet. Dort, wo Menschen sind, die sozusagen – wie es im ursprünglichen griechischen Text heißt – den Heroldruf des Herrn weitergeben. Sie kommen wie die Abgesandten eines Königs, stellen das Banner auf und sagen: „Hier ist der König!“ So gehen sie durch die Welt und verkünden: „Hier ist einer, der Herr ist.“
Ein König in dieser Welt ist nicht Geld, nicht die letzte Macht, nicht Politik, und auch nicht der Teufel hat das letzte Wort. Sondern Jesus ist der Herr. Paulus sagt: Wer den Namen des Herrn anruft, wird errettet. Er erlebt das auch in Verstrickungen, in Krankheitsnot, Ängsten, Verzweiflung und Müdigkeit. Der Herr führt immer wieder heraus und lässt uns seine Wundermacht erfahren.
Wer den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden. Nicht nur im Herzen glauben, sondern den Namen ausrufen und bekennen. Oft haben wir Scheu und Angst, das öffentlich zu tun. Wir sagen: „Ich kann das nicht laut sagen.“ Doch viele haben erfahren, wie es ist, wenn in einer schweren Krankenzeit jemand den Namen des Herrn anruft.
Wer beim Gemeindetag in Halle sechs war und den erschütternden Bericht eines 35-jährigen Jugendreferenten hörte, der seit elf Jahren Krebs hat, weiß, wie das ist. Gerade nach erneuten Bestrahlungen sagte er, wie es ist, wenn man Jesus auch in Krankheit hört. Er sagte: „Und dann haben wir das unter den Herrn gestellt.“
Er spricht heute die Worte des Glaubensbekenntnisses mit Gewicht: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, Schöpfer des Himmels und der Erde, auch meines Leibes.“ Da wird man errettet. Man kommt heraus aus der schrecklichen Krankheitsnot.
Man kann sich kaum vorstellen, wie es wäre, wenn wir die Toten ins Grab legen würden und nur erzählen könnten, wie schön einst alles war, ohne sagen zu können: „Im Namen des Herrn, der Tote lebendig macht, der am Ostertag den Tod besiegt hat.“ Deshalb rufen wir den Namen des Herrn an.
Die Bibel enthält viele Verheißungen. Der Name des Herrn ist ein festes Schloss, eine Burg, zu der der Gerechte läuft und errettet wird. Jesus gebrauchte das Gleichnis und fragte: Sollte der Herr nicht seine Auserwählten erretten, die Tag und Nacht zu ihm rufen? Die Antwort ist klar: Ja, selbstverständlich! Ruft den Namen des Herrn an!
In der Predigt gehen wir heute von der Frage aus, wie es ist mit dem Unglauben vieler Menschen, die sagen: „Ich komme nicht klar in meinem Leben, ich habe so viele Fragen.“ Paulus sagt: Lest die Bibel, ruft den Namen des Herrn an! Wer ihn anruft, wird errettet.
In der Bibel steht sogar ein Beispiel von einem Mann, der noch gar nicht glauben konnte. Er sagte: „Herr, hilf meinem Unglauben!“ Und doch rief er den Namen des Herrn an, und die Gewissheit durchdrang ihn.
Die Verpflichtung zum Dienst und die Verkündigung des Evangeliums
Ich muss noch ein Wort zum Dritten sagen: Das verpflichtet uns zum Dienst, gerade weil wir um uns so viele Menschen sehen, die nicht glauben. Es gibt viele Fragen. Deshalb sollten wir wissen, worum es eigentlich geht. Wir sollten uns niemals verleiten oder verführen lassen, über die Tausenden, Abertausende sogenannter Probleme zu diskutieren, die nur immer vorgeschoben werden – über Kirchenfragen und Ähnliches.
Wir sollten Heroldsrufer Gottes sein. Paulus sagt: „Wie lieblich sind die Füße derer, die gute Botschaft verkündigen.“ Was sind denn liebliche Füße? Das sind zum Beispiel die müden Apostel, die über die Bergrücken Kleinasiens gezogen sind. Paulus kam in die griechischen Städte, hatte nichts weiter dabei, und sagte: Ich will mich immer nur darauf konzentrieren, den Menschen zu verkündigen, dass Gott sich in Jesus Christus finden lässt. Er hat Frieden gestiftet, und er, der am Kreuz für uns starb, lässt sich von dir finden.
Das sind die Füße der Boten, die Frieden verkündigen und eine gute Botschaft bringen. Paulus fragt: Wie sollen die Menschen zum Glauben kommen, wenn niemand da ist, der es ihnen weitersagt? Wir sollten wieder den Auftrag vernehmen: Wenn wir im Herzen glauben können und den Namen des Herrn anrufen, dann sollen wir uns senden lassen. Paulus sagt, das ist nicht bloß in eurem Belieben, ob ihr das Wort weitersagen wollt, sondern ihr müsst immer daran denken: Dies ist ein Auftrag!
Wie soll man predigen, wenn man dazu nicht gesandt ist? Es war der große indische Kirchenführer Diti Niles, zu dem einmal Christen von einem Ort kamen und sagten: Bei uns fehlen die Katechisten – jene, die den Taufunterricht geben und die erste Unterweisung in der Bibel. Ob er ihnen nicht welche schicken könnte? Dieter Niles sagte, ja, er hätte welche, sie sollten niederknien. Dann legte er ihnen die Hände auf und ordinierte sie zu diesem katechetischen Dienst.
Ich möchte jetzt jedem von ihnen im Namen Gottes die Hände auflegen und sagen: Wenn ihr Glauben im Herzen habt und den Namen des Herrn anrufen könnt, dann beauftragt euch der Herr. Er sendet euch als seine Gesandten hinaus, diese gute Botschaft weiterzusagen. Ihr werdet vieles nicht verstehen und viel nicht wissen – ich auch nicht.
Ich habe mir zur Gewohnheit gemacht – auch wenn manche darüber schmunzeln – mich auf die Botschaft zu konzentrieren, die ich mit meinem Leben weitersagen kann und will. Wenn ihr es heute nur einem traurigen Menschen sagen könnt: „Gott hat dich lieb.“ Wenn ihr nur einen Menschen findet, dem ihr sagen könnt: „Und wenn du durchs finstere Tal wanderst, brauchst du kein Unglück zu fürchten, der Herr ist bei dir.“ Dazu seid ihr gesandt, als Boten des Evangeliums.
Unsere ganze Kirche ist nichts mehr wert, wenn diese Zeugnisse des Wortes Gottes im Alltag nicht mehr weitergesagt werden. Das ist unser Auftrag. Ich kann es nicht schlicht genug sagen, nicht einfach genug. Selbst die ersten Apostel sind ein Beispiel dafür. Denkt an Petrus und Johannes, die an der Tempeltür den lahmen Mann treffen, der seine Hand ausstreckt und um eine Gabe bittet.
Sie kamen sich auch ganz komisch vor und dachten: „Wenn wir nur mehr Geld hätten! Warum hat uns Jesus nicht größere Mittel verschafft, damit wir mehr Wohltun könnten in der Welt oder mehr soziale Not lindern könnten?“ Wir werden immer wieder unseren Mangel empfinden. Hier und da, wo wir gerufen sind zur Hilfe, haben wir die Hilfe nicht.
Aber Petrus und Johannes waren nicht verlegen. Sie sagten: „Wir haben kein Geld, kein Gold und Silber auch nicht. Wir wollen auch nicht so tun, als hätten wir es. Wir Christen sind nicht diejenigen, die alles haben und auf jedes Lebensproblem eine Antwort haben – ganz bestimmt nicht. Aber was wir haben, das geben wir dir im Namen Jesu Christi.“
Dann bringen sie in das Leben dieses kranken Menschen diese befreiende Botschaft Jesu hinein. Dazu sendet sie der Herr. Denn wo sie diesen Dienst tun, da geschieht das Allergrößte: Aus diesem schlichten Dienst entsteht Glaube – aus der Predigt des Wortes Gottes, aus dem Weitersagen. Und Menschen werden gewiss, dass Jesus Christus ihr Herr ist. Amen.
Gebet und Abschluss
Und beten: Du, unser Vater im Himmel, wir danken Dir, dass Du uns Dein Wort gegeben hast. Wir danken Dir auch, dass Du durch Dein Wort schon so oft in unser Gewissen hinein gesprochen hast. Du hast uns die Decke von den Augen genommen, sodass wir Dir vertrauen und glauben konnten. Das war Dein Wunder und Dein Wirken an uns.
Vergib uns auch, wo wir uns gegen Dein Wort abgeschlossen und verbarrikadiert haben. Brich Du durch alle Hindernisse bei uns immer wieder durch, damit wir Dein Reden fortwährend vernehmen können.
Wir wollen Dich aber auch anrufen für die vielen Menschen um uns herum und auch für Dein Volk Israel. Wirke Du, dass Herzen geöffnet werden für Dein Wort und gebrauche auch unser Zeugnis dazu.
Hier bringen wir die vielen Menschen, für die wir Sorge tragen: in unseren eigenen Familien, in unserem Freundeskreis, dort, wo wir arbeiten, in unserer Nachbarschaft. Auch die, die im Leid stehen, in Trauer oder in Krankheit, Menschen, deren Leben durch Schuld zerstört ist und die nicht mehr wissen, wie es weitergeht, Menschen in den Gefängnissen. Du kannst alles neu machen und Menschen neues Leben geben.
Wir bitten Dich: Wirke Du heute noch einmal unter vielen Menschen, dass viele zu einem lebendigen Glauben an Dich kommen und gerettet werden.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.