Ein neuer Predigtzyklus beginnt: Josaphat als unbekannter König
Es stellt sich die Frage, worüber wir sprechen wollen. Wir sind mit dem Hebräerbrief fertig. Der Abschluss war eigentlich sehr ergreifend. Haben Sie bemerkt, dass jemand aus unserem Kreis in die Ewigkeit gerufen wurde? Das fand ich beeindruckend. Meine Frau schickte mir die Todesanzeige, und darin stand ein Wort aus dem Hebräerbrief.
Er hat die ganze Zeit hier gesessen und den Hebräerbrief mitverfolgt. Über der Todesanzeige stand: „Lasst uns mit Freuden zum Gnadenthron treten.“ Da dachte ich mir, welch wunderbarer Abschluss einer Besprechung des Hebräerbriefs. Jemand wird durch die Todesanzeige besiegelt, dass er mit Freuden zum Gnadenthron treten darf.
Nun haben wir also den Hebräerbrief besprochen. Was sollen wir als Nächstes behandeln? Ich möchte gerne den Epheserbrief besprechen. Er ist so schwer, dass man ihn eigentlich kaum besprechen kann. Aber nachdem wir den Hebräerbrief besprochen haben, der ebenfalls sehr anspruchsvoll ist, wäre es zu wenig, nur den Epheserbrief zu behandeln. Es ist wie mit der Ernährung: Man muss Abwechslung haben, mal das, mal das essen.
Deshalb habe ich gedacht, wir besprechen zuerst wieder eine alttestamentliche Lebensgeschichte – nämlich Jona – und danach den Epheserbrief. So hat man eine richtige Art von „Vitamin“-Austausch, geistlichen Vitaminen, sozusagen Vitamin A, B, C und so weiter.
Für das nächste Vierteljahr möchte ich nun eine alttestamentliche Lebensgeschichte besprechen. Dabei habe ich jemanden ausgesucht, den Sie garantiert nicht kennen: König Josaphat aus dem Zweiten Buch der Chronik, Kapitel 17.
Ich würde sogar gerne eine kleine Prüfung machen, um festzustellen, wer von Ihnen eine Ahnung von König Josaphat hat. Pelikan, Sieger, der lächelt leise vor sich hin, aber ich meine, bei so ausgebildeten Leitern im Weiglerhaus, die sind Theologen, da erwarte ich mehr. Doch ansonsten habe ich mein Misstrauen, ob Sie überhaupt etwas über Josaphat wissen.
Es wird höchste Zeit, dass Sie ihn kennenlernen. Natürlich ist es etwas unpraktisch, dass die Bibeln hier sind, aber ich werde beim nächsten Mal dafür sorgen – oder besser gesagt, der Präsident wird dafür sorgen –, dass wir Bibeln hinlegen.
Wir haben Bibeln hier, und Sie können auch Ihre eigenen Bibeln mitbringen. Das wäre die beste Lösung. Es ist nämlich sehr mühsam, wenn die Bibeln im ersten Stock aufbewahrt werden und jedes Mal heruntergetragen werden müssen – das ist eine furchtbare Arbeit.
Also bringen Sie beim nächsten Mal bitte Ihre eigene Bibel mit. Falls Sie noch keine haben, kaufen Sie doch inzwischen bei Rochol eine entzückende kleine Taschenausgabe.
Josaphat: Ein König, der Gottes Wege sucht
Zweite Chronik 17 im Alten Testament, Seite 462 in der Bibel, berichtet von Josaphat, dem Sohn des Königs Asa. Josaphat war König in der Stadt seines Vaters und mächtig wie Israel. Er stellte Kriegsvolk in allen festen Städten Judas auf und setzte Amtleute im Land Juda sowie in den Städten Ephraims ein, die sein Vater Asa erobert hatte.
Josaphat wandelte in den Wegen seines Vaters David und suchte nicht die Baalim, die Götzen. Er suchte vielmehr den Gott seines Vaters und lebte nach seinen Geboten, nicht nach den Werken Israels. Dadurch bestätigte der Herr ihm das Königreich. Ganz Juda gab Josaphat Geschenke, und er besaß großen Reichtum und Ehre.
Da sein Herz mutig in den Wegen des Herrn wachte, ließ er die Höhen, Aschera- und Götzenbilder aus Juda entfernen. Diese Worte sind besonders eindrucksvoll: Der Herr war mutig, er wachte mutig in den Wegen des Herrn.
Das Neue Testament versichert uns immer wieder, dass alles, was im Alten Testament geschrieben steht, uns zum Vorbild und zur Lehre dient. Die Botschaft des Alten Testaments gilt auch der neutestamentlichen Gemeinde Jesu Christi. Für mich ist es eine liebe Beschäftigung, das Alte Testament im Licht des Neuen zu lesen. So möchte ich auch dieses Wort auslegen.
Der Name Josaphat und seine Bedeutung für den Glauben
Zunächst der Name Josaphat – ein wundervoller Name, in dem das ganze Evangelium steckt. Er bedeutet: Der Herr hat gerichtet. Josaphat selbst konnte damals noch gar nicht begreifen, was sein Name im Licht des Neuen Testaments bedeutet.
Ich möchte Josaphat heißen, denn das ist der eigentliche Christenglaube – nicht so ein Allerweltsglaube. Heute erhielt ich einen Brief von einer Frau, die schrieb, dass sie durch eine schwere Zeit geht. Doch ihr Glaube an den Herrn Gott hat ihr geholfen. Dieser Glaube ist kein oberflächlicher Glaube, sondern ein wirklicher Christenglaube.
Der eigentliche Christenglaube ist: Ich bin mit dem gerechten Gott versöhnt, weil Gott meine Sünde gerichtet hat. Er hat sie bereits an seinem Sohn gerichtet. In diesem Licht leben die Kinder Gottes. Ich habe Vergebung meiner Sünden nicht, weil Gott durch die Finger schaut, sondern weil der gerechte Gott meine Sünde heimgesucht und gerichtet hat.
Ein Freund von mir drückt es einmal so aus: Wenn jemand zum Tode verurteilt wird, dann graut ihm vor der Stunde seiner Hinrichtung. Wenn das Fallbeil fällt, schließt der Ankläger, der Staatsanwalt, die Akten. Dann hat das Gesetz nichts mehr gegen den Verurteilten – alles ist erledigt, das Fallbeil ist gefallen.
Gottes Gesetz klagt mich an, Gott klagt mich an, mein Gewissen klagt mich an. Sie klagen mich nicht an! Wir sind Angeklagte Gottes und werden vor dem Gericht Gottes keine Antwort finden.
Jetzt ist das Fallbeil gefallen – es hat an einer Stelle meinen Bürgen getroffen, meinen Stellvertreter: Jesus. Er starb an meiner Stelle. Nun schließt das Gesetz die Akten. Die Anklage Gottes ist beendet. Gott hat nichts mehr gegen mich, weil ich an den Sohn Gottes glaube, der für mich gestorben ist.
Verstehen Sie, das heißt Josaphat: Gott hat gerichtet. Josaphat konnte gar nicht wissen, was sein Name im Licht des Neuen Testaments bedeutet.
Was war damals los? Ach so, das ist schön. Schön, schön, da ist also noch ein Dollarladen hier. Sie hätten mal am Sonntag hier sein sollen. (An diesem Sonntagnachmittag waren 800 Jungen hier. Es war überall voll, die Galerien waren besetzt mit jungen Kerlen. Das müssen Sie gesehen haben, das war unglaublich.) Daniel Löwengrube war dagegen noch harmlos, wenn man beachtet, was hier los war.
Ich sage noch einmal: Josaphat konnte nicht wissen, was sein Name im Licht des Neuen Testaments bedeutet – „Gott hat gerichtet“. Doch dieser Name führt uns darauf hin, dass wir aus der Geschichte dieses Mannes mit diesem wundervollen Namen viel für die neutestamentliche Gemeinde lernen und hören können.
Josaphat erbt und nimmt sein Reich ein
Jetzt möchte ich einige Punkte aus dem heutigen Text nennen.
Erstens: Er erbt ein Reich. Es heißt hier, er nahm die Stätte ein, die sein Vater gewonnen hatte. Sein Sohn Josaphat war König an seiner Statt. Er erbt also ein Reich. Er hatte es sich nicht selbst erobert oder verdient, er hat überhaupt nichts dafür getan. Es fiel ihm einfach zu. Der Vater starb, und dann fiel ihm das Reich zu.
Liebe Freunde, genau so ist es mir ergangen. Ich habe ein Reich geerbt. Ich habe nichts dazu getan, dass das Reich Gottes mir gehört. Ich konnte es mir nicht erobern oder verdienen. Das Reich Gottes ist mir zugefallen, es ist mir als Erbe zugefallen. Paulus sagt im Römerbrief, dass wir durch den Tod Jesu Erben des Reiches Gottes geworden sind.
Lieben Freunde, es ist so schwer zu lernen, dass wir das Reich Gottes nicht verdienen können, sondern nur durch den Tod Jesu erben. Wenn ich das sage, sagen manche sofort: „Man muss ja etwas tun, man kann doch nicht einfach so in Sünde weiterleben.“
Hier kommt die zweite Frage ins Spiel: Der Geist Gottes treibt dich, in ein neues Leben zu wandeln. Aber das Erste ist, dass du es erbst, dass du erkennst, das Reich Gottes wird dir geschenkt.
Ich finde es herrlich, wie Josaphat ein Reich einfach durch Erbschaft einnimmt. In der Offenbarung steht ein geheimnisvolles Wort: „Er hat uns zu Königen und Priestern gemacht.“
Ich erinnere mich: Einmal saßen wir in einem kleinen Städtchen in einem großen Hotel zusammen, bei einem sogenannten Inselkonvent. Acht Leute, die die Bibelarbeit auf dem Kirchentag in Leipzig halten sollten, kamen zusammen. Unter ihnen waren Reinhard von Tadden, Heinrich Giesen, Niemöller und ich.
Wir trafen uns vier Tage vorher, um die Texte zu besprechen und darüber zu beten, damit wir eine klare Botschaft haben. Denn wenn man vor zehntausend Menschen steht und Gottes Wort verkündet, ist das eine große Verantwortung.
Der Text, der uns beschäftigte, war: „Er hat uns zu Königen und Priestern gemacht.“ Ich höre noch Bruder Kunz, den Obermilitärpriester, der ein lieber Bruder ist, aber etwas verlegen. Er trägt einen schönen weißen Klappkragen und wirkt etwas zurückhaltend.
Er sagte verlegen: „Ich stelle mir vor, ich habe eine Andacht bei meinen Genossen im Bundestag und sage ihnen: Jesus hat uns vor Gott zu Königen und Priestern gemacht. Wie soll ich ihnen das erklären? Was stellen sie sich darunter vor?“
Da sagte ich zu Bruder Kunz: „Da müssen Sie ihnen vorher etwas anderes sagen. Sie müssen sie vorher fragen: Habt ihr euch schon von Herzen zu Jesus Christus, dem Sohn Gottes, bekehrt? Sonst gilt euch das nicht, und sonst gehört euch das nicht.“
Darauf entstand eine kleine Diskussion. „Ja, ja, ja“, sagten sie, „ich kann doch nicht jedem heilig sagen, König und Priester, oder? Das muss man doch voraussetzen.“ Aber tun Sie mal den Schritt, wo Sie wirklich um des Mannes von Golgatha willen glauben.
Dann verstehen Sie, dass mit ihm gemeint ist, dass wir Kinder Gottes sind. Wir haben ein Königtum geerbt und ein Priestertum, in dem wir für andere eintreten dürfen.
Die Welt kann über uns lachen und sagen: „Das ist ein schöner König, da versteht ihr nichts von.“ Aber es ist wahr, nicht wahr? Josaphat hat den Namen und das ererbte Reich. Ich habe auch ein Reich geerbt – das Reich Gottes.
Josaphat nimmt sein Reich aktiv ein
Er war nicht schüchtern, sondern er nahm das Reich ein. Es heißt also: Er war König, er erbte ein Reich, führte Krieg gegen alle festen Städte und setzte Amtleute in Juda und in den Städten ein, die sein Vater gewonnen hatte. Das bedeutet, er stand nicht davor und sagte: „Schaut mal, ich habe ein Reich geerbt, was machen wir nun?“ Stattdessen nahm er das Reich ein und richtete sich darin ein.
Liebe Freunde, wer durch den Glauben an den Tod Jesu Gottes Reich erbt, soll dieses Reich auch einnehmen und darin heimisch werden. Verstehen Sie das? Wir sehen keine Kriegsvölker in die Städte ziehen. Man könnte das vielleicht auch so auslegen, dass man ein aktiver Christ wird. Aber ich möchte hier einfach sagen: Wir sollten das Reich Gottes, das uns zugefallen ist, auch mit unserem ganzen Leben einnehmen.
Ich möchte Ihnen noch einmal die Geschichte von Johann Peter Diederichs erzählen. Meine Jungen kennen ihn allmählich. Er lebte vor etwa hundertfünfzig Jahren, war Lederhändler in Wuppertal und einer der führenden Männer der damaligen Erweckung, durch die der Westbund entstand, ebenso die Rheinische Mission und vieles mehr. In seiner Lebensgeschichte beschreibt er eine wundervolle Szene: Er hatte große Anfechtungen, der Teufel stellte ihm alle Sünden vor Augen, die er getan hatte. Sein Herz hatte Lust zur Sünde, und er musste sich sagen: „Ich bin gar kein Christ. Ich kann nicht richtig beten, habe keine Lust zum Bibellesen, das Geld beschäftigt mich, meine Sorgen treiben mich um. Wo ist mein ganzer schöner hoher Versöhnungsstand geblieben?“
Nachdem er etwa acht Tage so angefochten war, sagt er: „Da wurde ich leid. Da nahm ich Gottes Wort, legte die Hand darauf und sah mich selbst an, als wäre ich durch Jesu Blut erkauft und gewaschen.“ Er sagte sich: „Du bist ein Kind Gottes durch den Glauben an das Blut Jesu Christi.“ Sehen Sie, dann nahm er das Reich ein. Verstehen Sie das? Dann stellte er sich in das Reich, wo Frieden und Freude herrschen.
Wir nehmen das Reich ein, wenn wir morgen beten und dabei all unsere Anliegen unserem Heiland anvertrauen. Wir nehmen das Reich ein, wenn wir Menschen um uns herum sagen: „Du bist ein armer Mensch, weißt du, dass Jesus für dich gestorben ist?“ Und wenn sie es nicht wissen, wollen wir es ihnen mitteilen. Interessant ist, was sie hören können, nämlich dass Jesus für sie gestorben ist – nicht, dass wir Menschen für ihn gewinnen wollen.
Wir nehmen das Reich ein, indem wir im Glauben auch Sünden überwinden. Wir nehmen das Reich ein, indem wir uns immer mehr in die große Geistesgemeinschaft aller Kinder Gottes stellen. Was für ein Erlebnis war das für mich in den letzten drei Wochen! Die Gemeinschaft in Schweden und Norwegen – ich war zum ersten Mal für längere Zeit in Schweden, etwa eine Woche. Viele Schweden wirken kalt, man könnte fast eher mit einer Wand reden als mit einem Schweden. Sie sind hart wie Beton, und doch waren sie herrliche Brüder.
Eines Abends nach meiner Versammlung kam ich noch in den Saal dieses Gebäudes und hörte Stimmen. Ich machte die Tür auf und sah 120 junge Leute auf den Knien beten, dass Gott dieses Wort hochbar machen möge. 120 junge Leute, eine rauschende Gebetsgemeinschaft. Ich verstand nicht genau, was sie beteten, ich konnte nicht schweben, aber es war einfach herrlich – diese Geistesgemeinschaft aller Kinder Gottes. Indem ich mich im Geist hineinstelle, nehme ich das Reich ein.
Indem ich mich als Kind Gottes betrachte, nehme ich das Reich ein, das mir durch den Tod Jesu zugefallen ist. Machen wir es wie Josaphat: Er setzte sich nicht hin und ließ andere wurscheln, sondern er nahm das ihm vererbte Reich ein. So dürfen auch wir das uns geschenkte Reich Gottes mit all seinen Verzweigungen einnehmen.
Die Gegenwart Gottes als Grundlage für Josaphats Herrschaft
Drittens: „Doch der Herr war mit Joseph.“
Ich finde, das ist ein Satz, der einen schwindelig machen kann. „Doch der Herr war mit Joseph“ – das bedeutet in der Bibel, dass aller Himmel ihn nicht fassen kann. Wenn wir darüber nachdenken, sprechen wir oft zu einfach von Gott. Manche Atheisten bestreiten sogar, dass er überhaupt existiert. Doch in Wirklichkeit fehlt uns jede Möglichkeit, die Majestät Gottes, seine unendliche Herrlichkeit und seine absolute Reinheit zu erfassen. Diese Reinheit verabscheut jede Sünde, jede Unbeachtlichkeit, jede Unreinigkeit. Wir können die Größe Gottes nicht einmal aus der Ferne begreifen.
Ich habe es meinen Jungen mal so erklärt: Stell dir vor, du bist in Tibet und stehst eines Abends vor dem höchsten Berg der Welt, dem Mount Everest. Es ist stockdunkel, und du möchtest den Berg gern sehen. Also ziehst du eine Taschenlampe heraus und leuchtest ihn an. Nun kannst du ihn sehen. So stehen wir Gott gegenüber. Du kannst mit einer Taschenlampe den Everest mit seinen 8.848 Metern beleuchten. Du kannst nur ein kleines Stück davon erhellen. Und alle Erkenntnis von Gott ist immer nur ein kleines Stückchen. Wir könnten überhaupt nichts verstehen, wenn er sich uns nicht in Jesus offenbart hätte. Von Gott sehe ich nur so viel, wie ich Jesus sehe: Jesus am Kreuz, Jesus auferstanden, Jesus aufgefahren in den Himmel. Das ist das, was wir erfassen können.
Und dieser Gott, den aller Himmel nicht fassen können, war mit Joseph.
Sehen Sie, ich habe im Weigelhaus gelebt. Dort blüht alles, aber je mehr es blüht, desto mehr Schwierigkeiten tauchen auf. Der Teufel lässt sich doch nicht einfach so gefallen, dass hier etwas los ist. Es gibt immer wieder kolossale Schwierigkeiten. Und da sagt jemand zu mir: „Du bist so gelassen.“ Ich antworte: „Ja, kleine Dinge können mich aufregen, aber große Nöte nicht.“ Wir könnten aufgeben, wenn es nicht hieße, der Herr war mit Joseph. Dann könnten wir wirklich einpacken.
Es ist wichtig, ernst zu nehmen, dass der, den aller Himmel nicht fassen können, mit uns ist. Das ist unerhört und nur in Jesus möglich. Kommen Sie zu Jesus, bekennen Sie Ihre Sünden, hören Sie auf mit Ihrem Hochmut, werden Sie ganz klein vor Jesus und glauben Sie an den Sohn Gottes, der für Sie gestorben ist.
Im Moment heißt es: „Und doch der Herr war mit ihm“ – etwas, was man überhaupt nicht fassen kann. Und doch war der Herr mit ihm.
Sehen Sie, auf meiner Reise, von der ich Ihnen noch ein bisschen erzählen will, habe ich schrecklich schöne Dinge erlebt. Jeder fragt mich: „Haben Sie sich gut erholt?“ Natürlich erholt man sich kaum, wenn man zwei Nachtwachen hat, in sechzehn Tagen und in einundvierzig Versammlungen sprechen muss. Da bleibt nicht viel Erholung übrig. Es war eine herrliche Sache, aber meistens waren die Nöte größer.
Ich konnte mich oft nicht vorbereiten. An einem Nachmittag wurde mir gesagt: „Morgen hältst du eine Vorlesung vor der theologischen Fakultät.“ Dann saß ich nachts und bereitete mich vor. Oft war es atemberaubend. Ich kam in eine Stadt, und in einer halben Stunde musste ich vor 500 Arbeitern in einem großen Betrieb sprechen. Das konnte einen ganz schön nervös machen. So war ich eigentlich immer in Not. Ich konnte nichts tun, außer die Augen aufzumachen für alles Schöne, zwischendurch beten, Bibel lesen und mich transportieren lassen mit allen möglichen Fahrzeugen – Flugzeug, Auto und so weiter.
Während dieser Zeit las ich in meiner persönlichen Bibellese das fünfte Buch Mose und das Buch Josua. Ich kann Ihnen sagen, das ist einfach herrlich, wenn man auf einen Kriegszug Jesu Christi geht und das fünfte Buch Mose und Josua liest. Auf jeder Seite steht: „Fürchte dich nicht! Fürchte dich nur nicht! Lass dir nicht vor ihnen grauen! Ich will mit dir sein!“
Ich kam aus dem Schlafwagenzug, war erschöpft und dachte: „Jetzt soll ich reden? Ich bin doch nicht mehr jung.“ Und dann lese ich: „Fürchte dich nur nicht, ich will mit dir sein!“ Junge, wenn aller Himmel ihn nicht fassen kann! Das ist nicht nur ein Pastor, der das sagt. Wer Jesus gehört hat, darf das erfahren: Der Herr ist mit ihm.
Das ist das Geheimnis eines Christenlebens: Dass dieser starke, große Gott mit uns ist. Ich darf es noch einmal sagen: Nicht der ferne Gott im Himmel, der nicht bei mir sein kann, sondern der, der handbreit neben mir ist und von dem es heißt: „Von allen Seiten umgibst du mich.“ Nein, ich habe nichts von einem Gott, der fern ist. Ich habe einen Gott, der ganz nahe ist und mit mir.
Zum Beispiel steht im fünften Buch Mose, Kapitel 1, dass ich keine Lust mehr hatte und dachte: „Wie komme ich dazu, hier herumzuzögern? Wer weiß, was zu Hause vorgeht?“ Dann las ich im Auto durch eine wundervolle Schneelandschaft: „Wer blöde und verzagt ist, der gehe heim.“ Das ist ja herrlich, wie Gottes Wort uns die Dinge oft so handgreiflich und massiv serviert.
Israel sollte das Land Kanaan einnehmen. Sie sagten: „Wir können nicht, es ist zu schwer.“ Daraufhin sagte Gott, sie würden vierzig Jahre in der Wüste bleiben, bis die Generation gestorben sei. Wenn wir wollen, dann töten sie nicht mehr. Es gibt eine große Sünde für Christen: der Unglaube. „Das kann ich nicht, das schaffe ich nicht.“
Viele Menschen sitzen hier mit tausend Sorgen. Frauen, die einen großen Haushalt haben und vielleicht ein bisschen krank sind, und dann ist da die Angst: „Ich schaffe das nicht!“ Ich kenne diese Angst seit 61 Jahren Jugendpfarrdienst. Wir haben doch alle solche Sorgen: „Ich schaffe das alles nicht.“ Das ist Sünde.
Doch der Herr war mit ihm – da gibt es keine Probleme mehr. Ich wünsche Ihnen, dass Sie das sagen können. Das ist der Klang der ganzen Bibel: „Du hältst mich bei meiner rechten Hand.“
Ich möchte noch einmal die schöne Geschichte von einem Bergführer erzählen, der einem Mann, den er führt, sagt: „Du musst über eine Gletscherspalte springen.“ Der Wanderer wird schwindelig, und der Bergführer sagt: „Komm, ich halte dich.“ Der Wanderer sagt: „Ja, aber wenn du mich loslässt, stürze ich in den Abgrund.“ Der Bergführer antwortet: „Diese Hand hat nie jemand losgelassen.“ So sagt Jesus: „Diese Hand hat nie jemand losgelassen.“ Du hältst mir meine rechte Hand.
Der Herr war mit ihm.
Sehen Sie, am letzten Tag in Oslo sprach ich über den wundervollen Text vom Schluss des Römerbriefs Kapitel 8: „Wer will uns verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist.“ Da fiel mir auf: Paulus konnte auch sagen: „Der Herr ist mit mir, Christus ist hier.“ Trotz der ganzen Hölle, trotz aller Anklagen des Teufels – „Du warst ein Verfolger, du bist ein Mörder“ – sagt Paulus: „Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist.“ Das heißt, der Herr war mit ihm.
Und nun passen Sie auf: Paulus konnte sagen, der Herr ist mit mir, Christus ist hier, weil Jesus Christus sagen konnte: „Aber Paulus ist auch hier. Paulus ist zu mir gekommen, Paulus ist bei mir.“ Und sehen Sie, nicht jeder kann das sagen. Es kann nicht jeder, der sich nicht wirklich entschieden hat, sagen: „Der Herr ist mit mir.“
Wer in allen Sünden lebt und denkt: „Der Herr ist mit mir“, der denkt gar nicht daran. Es kann nur der sagen, von dem der Herr sagen kann: „Er ist auch bei mir, er ist gekommen, hat sich entschieden, steht jetzt bei mir, dem Gekreuzigten und Auferstandenen.“
Also: Herrlich, der Herr war mit ihm.
Jetzt muss ich Abschied nehmen von dem Wörtchen „und“. Es fällt mir fast schwer, weil es eines der schönsten Worte der ganzen Bibel ist, aber wir müssen einen Schritt weitergehen.
Josaphat sucht den Herrn und lehnt Götzendienst ab
Es heißt von Josabat IV: „Er suchte den Herrn, er suchte nicht die Baalim.“
Denn es gab in den umliegenden Völkern von Juda einen Götzendienst, bei dem zwei Götter verehrt wurden: die Baalim – Baal ist die Einzahl, Baalim die Mehrzahl – und eine Göttin, die Aschera oder Astarte. Die Mehrzahl heißt Astaroth. Diese Götter Baal, Baalim und Aschera sind im Grunde immer die Götter dieser Welt.
Sie wurden in Form von Kälbern, also Stieren, oder von Widdern verehrt. Das heißt, es waren Fruchtbarkeitsgötter. Die ewig fruchtbare Natur galt als Gott.
Ich las auf dieser Reise ein paar Novellen von Gerhart Hauptmann. Wie mir Gerhart Hauptmann ist, weiß ich nicht. Er lief mal über den Rasen, da sagte der Wärter, er müsse weggehen. Hauptmann antwortete, er wisse nicht, wer er sei. Da sagte der Wärter: „Ich weiß wohl, Sie sind der Olli Jöte, aber weg müssen Sie doch.“
So, außerhalb des Olli Jöte – dieser große deutsche Dichter –, gibt es die schönste Geschichte, die es gibt. Das gehört aber nicht in die Bibelstunde. Dieser Dichter ist interessant, denn er verkörpert im Grunde eine Revolution der Künste von Barnascher.
Ganz, ganz tolle Novellen, in denen man die Verkleidung des Lebens sieht – das Abscheuliche und die völlige Realität des Lebens. Bitte nicht nur Liebe, sondern auch Erotik über alle Ufer hinaus. Das ist eine hinreißende Sache.
Der deutsche Bürger, der sich aufmachte, Gerhart Hauptmann zu lesen, sagte: „Das ist die Basche, weg mit dem Gekreuzigten! Nein sagen zur Natur – furchtbar!“ Wie ein Singvogel geht es der Natur entgegen, gerade und fein. „Los, weg damit!“ Hier ist die Bejahung des Lebens. Hauptmann hat das viel proklamiert.
Baal und Aschera waren zu allen Seiten die Götter dieser Welt. Aschera ist bei den Römern später Venus. Und was meinen Sie, was die Götter des Karnevals sind? Soweit sie nicht einfach spießbürgerliche Dummheit sind – soweit sie überhaupt noch ernst zu nehmen sind – sind es die Götter des Lebestriebes. Das ist etwas Faszinierendes, nicht wahr?
Und sie gehören niemals zu Jesus oder haben mit dem Perlmacher etwas zu tun. Bitte nehmen Sie das zur Kenntnis!
Und wenn die katholische Kirche zehnmal den Karneval propagiert hat, hat sie Jesus längst verraten – auch in dieser Sache.
Nun heißt es von Josaphat: Er suchte den Herrn und nicht Baal und Aschera. Das war eine ganz große Sache. Das war eine Absage an den Geist der Zeit.
Das war eine Absage an das, was alle anderen hatten. Das war eine Absage ans eigene Herz. Es war ein Bekenntnis zu dem, der seinen Weg ans Kreuz trug, zu Jesus.
Wir sind mit Christus gekreuzigt. Das sind zwei Wege, die nicht zu vereinen sind. Er suchte den Herrn und nicht die Baalim. Dahinter sieht man den Kampf seines jungen Herzens: Wohin sollen wir gehen? Wohin sollen wir gehen?
Ist das nicht der Weg, den mein eigenes Herz mich führt? Ist es nicht so, dass ich, wenn ich allen Trieben meines Herzens folge – auch den edelsten –, auf dem richtigen Weg bin? Nein, er suchte den Herrn.
Da rief ihn etwas, da musste man umkehren, da musste man sich selbst den Tod geben. Das ist deutlich, was ich meine – eine ganz große Sache: Er suchte den Herrn.
Ich darf vielleicht noch einmal erzählen: Ich erinnere mich nicht mehr, wie wir zusammen in Trier waren. Da hatte ich einmal eine Evangelisation. Trier ist eine schreckliche Stadt. Die katholische Kirche dort ist schwach, das Evangelium liegt in der evangelischen Kirche noch weniger, und unter den Armen liegt es auch kaum.
In einem Saal waren ein paar Kinder Gottes, die die Evangelisation arrangiert hatten. Die waren noch herrlich. Das sind noch Dinge aus dem Bibelkreis.
Dann kam ein viel jüngeres Volk. Nach einer Evangelisationsstunde kam eine Oberprima. Sie redete fast mit solcher Wucht, als wäre sie sich ihrer Sache ganz sicher. „Ja, sicher, Kinder, das bin ich auch, Gott sei Dank, sonst stünde ich nicht hier.“
Kann einem Christentum nichts Gewisses geben? Doch, es gibt objektiv und subjektiv völlige Gewissheit.
Dann sagte eines der Mädchen ganz erschüttert: „Haben Sie wirklich noch einen Weg für unsere Generation? Wir nehmen nichts mehr ernst, wir glauben nichts mehr. Wohin sollen wir gehen?“
Mein Kind, sagte ich, genau so wurde vor zweitausend Jahren mal gefragt. Da stand Petrus vor Jesus und fragte wörtlich: „Wohin sollen wir gehen?“
Die Baalim und Astarot locken, die Welt mit Fleisch und Blut lockt. Aber anders wäre es nicht, oder? Wir sind nicht vom Pappdeckel! Verstehen wir etwas von dieser Religion des Verderbens? Ja!
Wohin sollen wir gehen? Dorthin!
Dann sieht Petrus Jesus an und sagt: „Du hast Worte des ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, dass du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
Hier ist der Weg. Jesus sagt: „Ich bin der Weg.“ Andere sind Abwege.
Verstehen Sie, das war im Herzen dieses jungen Mannes vorgegangen: Wohin soll man gehen? Er suchte nicht die Baalim, sondern den Herrn.
Gottes Bestätigung und innerer Friede als Zeichen des Glaubens
Ja, lassen Sie mich nur eines eben sagen: Und doch bestätigte der Herr ihm sein Reich. Das ist das Wundervolle. Er erhält ein Reich, nimmt es im Glauben ein und sucht den Herrn. Nun macht ihm der Herr gewiss: „Alles ist richtig, ich habe dich zum König und Priester gemacht.“ Der Herr bestätigt ihm also das Reich.
Ich möchte sagen, dass ich, als ich mich zu Jesus bekehrte und aus meinem Leben der Sünde heraustrat, dies als einen großen Schritt empfand. Erst später wurde mir klar, dass das noch nicht das Letzte ist. Ich wusste nie genau, ob er mich angenommen hatte. War ich jetzt wirklich ein Glied seines Leibes? Jeden Tag hatte ich mit der Sünde zu kämpfen, ich wurde nie mit mir fertig und hatte keine Gewissheit. Ich liebte Jesus, doch die Unsicherheit blieb.
Ich war bereits Pfarrer in Essen, als mir bewusst wurde, dass er mir das noch bestätigen muss. Ich ruhte nicht, bis ich das hatte, was der Apostel Paulus nennt: „Er hat uns versiegelt mit dem Heiligen Geist.“ Das heißt, er bestätigt uns das. In Römer 8 heißt es: „Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“ Das bedeutet, er bestätigt uns das Reich.
Wo hören Sie bei diesem Christentum auf, das oft nur aus Nebel, Ahnung, Suchen, Forschen, Vermuten und Glauben besteht? Hören Sie nicht auf! Ruhen Sie nicht, bis Sie in dem Reich Gottes sind, das Jesus gegründet hat, wo er König ist. Ruhen Sie nicht, bis er Ihnen das bestätigt hat. So heißt es im Psalm: „Er wird mich erretten von der Höllegewalt, denn er hat mich angenommen.“ Er hat mich angenommen. Sein Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind.
Es ist herrlich, diese innere Bestätigung, die er gibt. Es gibt immer auch äußere Bestätigung. Hier heißt es: Sehen Sie, wenn Sie nachsehen, gab er ihm ein Geschenk und Reichtum und Ehre. Doch die Menge dieser Bestätigung, dass er ein Kind Gottes war, kam nicht allein durch äußeren Segen. Gott ist nicht kleinlich, er schenkt uns reichlich.
Aber diese Bestätigung ist zuerst ein innerer Vorgang durch den Heiligen Geist. Nächstes Mal werden wir darüber weiter sprechen.
