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Vor unlösbaren Aufgaben

20.02.1994Josua 5,13-15

Einführung in eine selten gepredigte biblische Geschichte

Ich habe heute eine Geschichte aus dem Alten Testament herausgesucht, über die in unseren Gottesdiensten kaum gepredigt wird, die aber für uns sehr wichtig ist. Es handelt sich um eine Begebenheit aus dem Buch Josua, Kapitel 5, Verse 13 bis 15.

Als Joshua bei Jericho war, hob er seine Augen auf und sah, dass ein Mann ihm gegenüberstand, der ein bloßes Schwert in der Hand hielt. Joshua ging auf ihn zu und fragte: „Gehörst du zu uns oder zu unseren Feinden?“

Der Mann antwortete: „Nein, ich gehöre nicht zu euch oder euren Feinden. Ich bin der Fürst über das Heer des Herrn und bin jetzt gekommen.“

Daraufhin fiel Joshua auf sein Angesicht zur Erde nieder, betete an und fragte: „Was sagt mein Herr seinem Knecht?“

Der Fürst über das Heer des Herrn sprach zu Joshua: „Zieh deine Schuhe von deinen Füßen, denn die Stätte, auf der du stehst, ist heilig.“

Dem Gehorsam folgend, zog Joshua seine Schuhe aus.

Die Belastungen des Lebens und Gottes Zuspruch

Ich dachte, viele von ihnen sind bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gefordert, und nicht wenige sogar weit darüber hinaus. Sie haben täglich schwierige Aufgaben zu bewältigen. Ich weiß, dass oft noch immer Neues, immer mehr und immer Besseres verlangt wird.

Wie soll man das alles noch meistern können? Das ist doch zu schwer und zu viel! Deshalb klagt man immer wieder über diesen Stress und den Spannungszustand, in dem wir praktisch ohne Pause leben.

Darum wollte ich Ihnen von diesem Joshua etwas sagen. Er befand sich in einer ganz schwierigen Lage. Er wurde in das Amt des bewährten, erfahrenen und lang gedienten Mose eingesetzt.

Joshua musste dieses Amt in einem Moment übernehmen, als es am allerschwierigsten war: durch die Wüste zu ziehen – das mag ja noch angehen –, aber jetzt dieses fest zugemauerte, militärisch gesicherte Land zu erobern – wie sollte er das schaffen?

Hinter sich hatte er ein Beduinenvolk. Das schien unlösbar und unmöglich.

Hier muss ich Ihnen zuerst sagen: Gott macht Mut. Gott macht Mut und stärkt Menschen, die nicht mehr wissen, wie sie die Aufgaben bewältigen sollen, die zu schwer und zu groß sind.

Die Begegnung Joshuas mit dem Fürsten des Heeres

Es war in dem Augenblick – so steht es jedenfalls hier – als Josua seine Augen aufhob. Das hat er öfter getan. Wissen Sie genau, wann das war? Das Volk Israel war über den Jordan gezogen oder durch den Jordan hindurchgegangen und lagerten nun bei Gilgal. Das ist in einiger Entfernung von Jericho.

Sie sahen die fest bemauerte Stadt mit ihren wuchtigen, riesengroßen Mauern und Wehrtürmen. Wenn Josua seine Augen erhob, wie es in der Bibel immer so schön heißt, dann fiel die ganze Last auf sein Herz.

Wie soll ich das schaffen? Wie soll ich das machen können? Meine Kraft taugt nicht. Oder ist er in der Nacht aufgestanden? Unruhig auf und abgegangen, wieder hinübergeblickt, voller Sorge und Angst: „Ich schaffe das nicht, ich schaffe das nicht“, sagt er sich.

Und als er seine Augen erhob, mit dem sorgenvollen Blick, sieht er plötzlich eine Person dastehen. Was ist das? Er fragt: Freund oder Feind? Wo gehörst du hin? Er sieht das Schwert in der Hand, und dann wird ihm zugerufen: „Ich bin jetzt gekommen, ich bin der Fürst über das Heer Gottes.“

Sie wissen, dass man Gott nicht mit unseren irdischen Augen sehen kann, und das ist gut so. Man kann darüber rätseln, und Sie können spekulieren. Was Josua in diesem Augenblick sehen durfte: War es ein Engelsbote oder war es gar Gott in der Gestalt, in der er sich später geoffenbart hat, in der Gestalt Jesu?

Das ist gar nicht so wichtig, denn Josua merkt sofort: Da tritt mir der lebendige Gott gegenüber. Er fällt auf seine Knie und betet Gott an.

Dieser Wüstenboden, dieser trockene, heiße Wüstenboden dort im Jordantal – hier ist ja die tiefstgelegene Stadt der Welt. Sie war bis heute die Stadt, von der wir wissen, dass sie nach all dem, was die Geschichtsforschung herausgebracht hat, die älteste bebaute Stadt der ganzen Weltgeschichte überhaupt ist.

Als Josua dort gegenübersteht, weiß er plötzlich: Hier ist Gottes Heiligtum. Ich brauche mich nicht mehr fürchten; ich brauche keine Angst zu haben.

Die Bedeutung des Glaubens trotz Zweifel und Unsicherheit

Wie geht es Ihnen, wenn Sie unter solchem Druck stehen und solche Sorgenberge mit sich tragen? Sicher wäre es für Sie manchmal sehr ermutigend und stärkend, wenn Sie einen Moment lang nur die Gegenwart Gottes wahrnehmen könnten. Wenn Sie hinter all den belastenden Dingen hindurchblicken und erkennen, dass dort der mächtige Gott ist, für den es ein Leichtes ist, alles zu lösen.

Es wird von dem Propheten Elisa erzählt, dass die Aramäer einmal mit einer großen Schar Soldaten festgerüstet loszogen, um ihn zu fangen und festzunehmen. Elisas Diener kam ganz aufgeregt zum Propheten und rief: „Oh Herr, oh weh, was sollen wir tun?“ Doch der Prophet betete ganz ruhig: „Herr, öffne ihm die Augen, dass er sehe.“ Plötzlich sah der Diener den ganzen Berg voller feuriger Rosse und Wagen.

Eigentlich ist es schade, dass wir im Glauben so sehr vom Sehen abhängig sind. Nicht, dass Sie denken, das sei nur bei Ihnen ein Problem – das betrifft uns alle. Auch die großen Glaubenszeugen hatten damit zu kämpfen. Sogar bei den Zeugen der Auferstehung Jesu war das ein Thema. Jesus rief dem Thomas ernst zu: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Für uns aber ist das Sehen oft sehr wichtig.

Deshalb hat das Fernsehen für uns so eine große Bedeutung. Ein Film, das Hören oder Lesen allein reicht uns nicht aus. Erst wenn wir etwas sehen können, sind wir wirklich überzeugt. Das ist für uns überwältigend.

Vielleicht ist uns oft gar nicht bewusst, dass man Bilder noch viel stärker manipulieren kann als Worte. Aber Gott will seinen Glauben nicht auf Schauwerte und große, auffällige Dinge bauen. Er fordert uns auf, auf sein Wort zu vertrauen.

Wenn Sie wissen wollen, wo die höchste Stufe des Glaubens liegt, dann ist es der Glaube, der sagt: „Auch wenn ich nichts mehr fühle und nichts mehr sehe, auch wenn ich ganz allein durch die finstere Nacht und das finstere Tal gehe, weiß ich: Er ist bei mir, und mir kann nichts geschehen.“

Doch selbst ein Josua brauchte zur Stärkung noch ein kleines Zeichen. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht von sichtbaren Zeichen abhängig bleiben. Gott fordert von uns einen Glauben, der ihm allein vertraut. Ein solcher Glaube ist so stark, dass er sich von nichts erschrecken lässt.

Er ist letztlich auch unabhängig von allem, was er sehen kann. Das wird im Hebräerbrief im großen Kapitel des Glaubens (Hebräer 11) an Mose gerühmt. Mose fürchtete sich nicht vor dem Grimm des Pharao, obwohl er ihn sah. Er war unabhängig von all dem, was ihm in die Augen stach. Er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn.

Besser kann man biblischen Glauben kaum beschreiben: Ein Mensch, der fest durchs Leben geht und sagt: „Egal, was ich sehe, was mich bedrückt oder mir Angst macht, ich gehe fröhlich meinen Weg und traue meinem Gott, dem ich wirklich fest vertrauen kann.“

Zinsenow hat diesen Glauben in einem Lied so schön besungen: „Der Glaube bricht durch Stahl und Stein und kann die Allmacht fassen. Wenn einer nichts als Glauben hat, so kann er alles schaffen.“

Wer die Kräfte der Erde als ganz geringe Dinge ansieht, dessen Glaube wird unabhängig von Erfahrung, Fühlen und Sehen.

Die Heiligkeit Gottes und die Bedeutung des Opfers

Für uns ist die Begegnung mit dem lebendigen Gott genauso unheimlich wie für Joshua. Bleiben wir noch einmal stehen bei dem Bild, dass dieser Bote Gottes, der Joshua erscheint, ein Schwert in der Hand hält. Das ist der richtende Gott.

Joshua wusste das bereits, weil er mit Mose zusammen war, als Gott am Sinai sein Gesetz verkünden ließ. Er hatte erfahren, wie heilig Gott ist. Viele von Ihnen werden vielleicht auch die Erfahrung machen, dass sie beim ersten Kontakt mit Gott erschreckt sind, dass es sie aufwühlt und sie Angst bekommen. Das ist gut, denn anders können Sie Gott nie entdecken und finden, als wenn Sie auch seine Heiligkeit erleben.

Darum hat Joshua, wie es in den Versen davor beschrieben ist, vor dieser Gottesbegegnung mit dem Volk das Passah gefeiert. Damals, in ihrer Zeltstadt, haben sie das Blut des Opferlamms an die Wände des Zeltes geschmiert, als Zeichen dafür, dass ihre Sünden gesühnt sind.

Heute schlachten wir keine Lämmer mehr, und wir brauchen es auch nicht mehr, denn für uns redet das Blut Jesu wirksamer. Wenn jemand von Ihnen sagt, er brauche das nicht und wolle für seine Schuld selbst geradestehen, möchte ich Sie warnen: Sie können für Ihre Schuld überhaupt nicht geradestehen. Sie werden damit nicht fertig. Wie wollen Sie das schaffen? Es gibt nur eine Lösung für Ihr Leben: Dass das Blut Jesu Sie von aller Schuld freimacht. Dann können Sie sagen: Meine Schuld ist weggewälzt, ich muss Gott nicht mehr fürchten, auch nicht den richtenden Gott mit seinem Schwert. Meine Schuld ist vergeben, in die Meerestiefe geworfen, alles ist weggetan, alles ist gut.

Jetzt können Sie wissen, dass Gott uns kein anderes sichtbares Zeichen seiner Liebe gibt als sein Kreuz, wo das verbürgt ist. Gott sagt: Ich lasse dich nicht los, auch wenn alle Schuld in deinem Leben gen Himmel schreit. Er sagt: Ich bin bei dir, auch in der dunkelsten Nacht.

Wissen Sie, die anderen Glaubensbeweise, die Sie sehen mögen, sind alle viel schwächer. Alle Wundererfahrungen sind viel schwächer als dieses sichtbare Zeichen der Liebe Gottes. Denn diese Liebe Gottes ist stärker als aller Aufruhr der Menschen, als alle Menschenschuld und als alles, was in meinem Leben böse sein mag. Da bekennt sich Gott zu mir.

So wie er sich zu Joshua bekannt hat: Ich will mit dir sein, wie ich mit Mose gewesen bin. Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen. Sei getrost und unverzagt, der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.

Das sollen Sie wissen. So macht Gott Ihnen Mut, egal was Sie heute in diesem Gottesdienst bekümmert oder was Sie im Blick auf die nächsten Tage bedrückt: Der Herr, dein Gott, ist mit dir. Woher weiß ich das? Weil Jesus am Kreuz für mich starb. Das ist das sichtbare Zeichen der Liebe Gottes.

Also: Gott macht Mut!

Die Forderung des Glaubens und Joshuas Beispiel

Jetzt möchte ich noch sagen: Ohne Glauben kann man Gott nicht gefallen. Josua konnte nicht anders, als einfach niederzufallen. Aber eigentlich hätte er doch auch etwas anderes tun können.

Wissen Sie, er hätte einfach bedächtig mit dem Kopf nicken und sagen können: „So so! Aha, ich verstehe das nicht, was du mir sagst.“ Oder er hätte sagen können: „Mir ist das zu groß, ich will mal darüber nachdenken.“ Man kann sich ganz verschieden verhalten, wenn Gott uns Mut macht und zu uns redet. Man kann es auf die lange Bank schieben. Aber das sollten wir bei Josua lernen: niederfallen, anbeten.

Bei Josua war das schon seit seiner frühen Jugend so. Wir kennen sein Leben. Er war ja früh zum Helfer von Mose avanciert. Als Mose auf dem Sinai die Gebote Gottes empfing, war Josua unten im Heiligtum und hütete es so lange. Er war ein treuer, verlässlicher Mann.

Der Name Josua ist ja der Name, den die Juden heute für Jesus benutzen. Jesus ist die lateinische Form des aramäischen Namens Josua, der „Der Herr ist meine Rettung“ oder „Der Herr ist meine Hilfe“ bedeutet. Das war ein Programm, auf das Josua gebaut hat.

Und dann finden wir ihn wieder, als diese Kundschafter ins gelobte Land hinaufgezogen waren. Am Bach Eschkol schnitten sie eine Traube ab und brachten sie ins Lager der Israeliten. Danach erzählten sie auch noch von den stark befestigten Städten. Dann kam eine Katastrophenstimmung auf, und das Volk weinte die ganze Nacht. Sie waren mutlos und sagten: „Da kommen wir nie hin, das schaffen wir nicht.“

Dann waren es Josua und Kaleb, die beiden, die unter das Volk traten und sagten: „Wenn der Herr uns gnädig ist, so wird er uns dieses Land geben, wo Milch und Honig fließen.“ Wissen Sie, was das für ein Glaubensmann Josua war! Da hat er die anderen mitgerissen: „Fallt nur nicht ab vom Herrn! Der Schutz Gottes ist von ihnen gewichen, der Herr aber ist mit uns. Fürchtet euch nur nicht vor ihnen!“

Es ist ganz groß, wenn man andere im Glauben festigen kann. Wenn sie in den kommenden Tagen zu Menschen gehen, denen sie einfach sagen: „Du darfst Gott vertrauen.“ Wenn sie das Lied vorlesen „Befiehl du deine Wege“, vielleicht am Krankenbett oder bei einem jungen Menschen, der verzweifelt ist, weil er seine Prüfung nicht geschafft hat. Wenn sie ihm sagen können: „Der Herr ist mit dir, gib dein Leben in die Hand Gottes.“

Aber auch ein Josua war angefochten, als er dort vor der stark befestigten Stadt Jericho stand. War er, der so viele andere im Glauben stärken konnte, bestimmt genauso angefochten wie wir alle es immer sein werden. Das wird, solange wir leben, immer wieder ein bedrohter und angefochtener Glaube sein.

Und man kann das oft gar nicht so fassen: Ja, ist das wirklich so? Darum war es eine Stärkung, als der Herr ihm sichtbar gegenübertrat.

Die Bedeutung des Glaubens in Anfechtung und Zweifel

Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich nicht glaube, dass der Herr Ihnen ein anderes sichtbares Zeichen geben wird als sein Kreuz.

Dennoch muss ich Ihnen sagen, dass Sie sich in der Anfechtung nicht in den Zweifel an Gott hineinreißen lassen dürfen. Sie dürfen nicht plötzlich die Verbindung des Glaubens abbrechen, denn dann fallen wir in bodenlose Tiefen und sind verloren. Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Ohne Glauben können wir nichts mehr tun. Deshalb ist es so wichtig, dass wir am Glauben festhalten.

Wie hat Jesus seine Jünger nach der Auferstehung scharf gerügt! Er rief ihnen zu: „O ihr Törichten!“ Und wegen ihres Unglaubenswillens und trägen Herzens nannte er sie so. Sie hatten sich in ihrem Schmerz so fallen lassen, dass sie nicht glauben konnten. Der Herr fordert auch von uns Glauben.

Darum möchte ich ein Beispiel anführen: Wie Josua niederfiel, die Schuhe auszog und den Herrn anbetete. Oder wir denken an die Berichte von Jesus beim Sturm auf dem Meer. In diesem schweren Unwetter, als das Boot plötzlich in großer Not war und die Männer große Angst um ihr Leben hatten, sagte Jesus: „O ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam?“

Ist es nicht verständlich, dass man in solch einer schlimmen Not auch wirklich zweifeln kann? Es mag eine Tatsache sein, dass wir zweifeln. Aber Jesus erlaubt uns den Zweifel nicht.

Ich sage es noch einmal: Es gibt niemanden unter uns, der nicht in den Zweifel fällt. Manche Zweifler meinen, sie allein seien so klug, weil sie zweifeln. Doch das ist kein Zeichen von Klugheit, sondern nur ein Zeichen dafür, dass wir uns an die Dinge halten, die vergehen.

Der Zweifel ist so schlimm, weil er nicht am Wort Gottes festhalten will, an dem Zuspruch, der doch wahr ist und nicht trügen kann. Deshalb ist es so wichtig, dass man am Glauben festhält.

„Alles ist möglich dem, der da glaubt“ – das soll mein letzter Gedanke sein, den ich Ihnen mitgeben möchte: Alles ist möglich dem, der da glaubt.

Glaube als gehorsames Handeln und die Macht des Vertrauens

So tat Joshua es: Er zog die Schuhe aus, fiel nieder und betete Gott an. Man merkt, dass zum Glauben immer gehorsames Tun gehört. Man kann das überhaupt nicht trennen. Wenn man glaubt, muss man sofort große Taten des Glaubens vollbringen.

Der unvergessliche Bischof Dibelius hat uns einst das Wort eingeprägt, das man nicht mehr vergessen kann: Ein Christ ist immer im Dienst. Man könnte sagen, ein Glaubender ist immer im Tun, er schafft etwas. Er wird erleben, wenn er mit seinem Glauben etwas beginnt, dass plötzlich die Türen der Stadt Jericho aufgehen.

Im nächsten Vers, am Anfang des sechsten Kapitels, heißt es: Es war so fest zugemauert, dass niemand heraus- oder hereingehen konnte. Aber vor Joshua fielen die Mauern. Vielleicht kennen Sie die Erzählung aus Ihrer Kindheit, dass das die Schallwellen der Trompeten gewesen seien. Ich hätte Ihnen heute am liebsten ein Horn mitgebracht, das die Priester geblasen haben, dann hätten Sie gewusst, dass es nicht die Schallwellen waren.

Es ist nämlich das Witterhorn, das Schoffahorn, und nichts anderes wurde geblasen. Es gibt nur kurze, laute Signaltöne. Mit Schallwellen hat das nichts zu tun. In der frischen Luft passiert da überhaupt nichts. Nein, sie sind sieben Tage in einer Prozession um die Stadt herumgewandert.

Hätten Sie das auch gemacht? Ich hätte es nicht getan. Ich wäre ein Mensch des Zweifels gewesen und hätte gesagt: Was soll dabei herauskommen? Ich habe doch meinen gesunden Menschenverstand. Sicher hätte ich auch das Wort Gottes kritisieren und mich darüber hinwegsetzen wollen.

Aber die Gehorsamen, die im Tun bleiben, die im Dienst sind und herummarschieren, erleben die Wunder Gottes. Sie werden nicht müde und klagen nicht: „Jetzt in der Hitze habe ich genug, jetzt mache ich nicht mehr weiter, jetzt reicht es mir.“ Wie leicht wollen wir im Glauben aufgeben und sagen: „Ach, jetzt doch nicht mehr!“

Damals ordnete Joshua das Volk und sagte zu den Kriegern: „Lauft mal, lauft mal um die Stadt!“ Er wusste: Hier ist der Herr, er war ihm erschienen. Für ihn war es eine ganz kleine Sache, auf welche Weise er auch das Problem lösen wollte, das ihn bekümmerte.

Ich dachte, wenn Sie das heute für Ihr ganzes Leben begriffen haben: Sie brauchen kein Witterhorn. Sie können Ihre Lieder singen, Gott anbeten und fröhlich Ihre Straße ziehen. Das hören auch unsere Kranken wieder mit, die unter ihren Schmerzen seufzen.

Und doch sollen Sie wissen: Da ist der Herr auch an diesem Platz, und er will hier seine Wunder tun. Er will nur, dass wir auf ihn schauen, bei ihm bleiben und alles andere ihn machen lassen.

O, dass du glauben könntest, du würdest Wunder sehen! Amen!