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Kleine Leute - ganz groß

11.12.1983Römer 16,1-16

Einführung in das Schlusskapitel des Römerbriefs

Nun wird es bei uns am Abschluss des Römerbriefs an diesem Sonntag und am nächsten Sonntag noch interessant. Wir haben dieses Schlusskapitel – ich weiß nicht, ob Sie es kennen. Es wird sicher bei uns rasch überlesen, wenn wir die Namen vor uns haben, aber mir sind sie heute ganz wichtig geworden: Römer 16,1-16.

Es ist gut, dass die Bibel nicht bloß große Leitgedanken des Glaubens enthält, sondern immer wieder den Blick auf Menschen richtet, die in der Nachfolge Jesu stehen. Und dann sieht man plötzlich so viel Praktisches für sich selbst. Man erhält Anregungen und kann das in sein eigenes Leben umsetzen.

Ich empfehle euch unsere Schwester Vöbe, die im Dienst der Gemeinde von Kenchree steht. Nehmt sie im Herrn auf, wie es sich für Christen ziemt, und steht ihr in jeder Sache bei, in der sie euch braucht. Denn auch sie hat vielen beigestanden, auch mir selbst.

Grüßt die Priska und den Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, die für mein Leben ihren Hals hingehalten haben. Ihnen danke nicht nur ich, sondern alle Gemeinden unter den Heiden. Grüßt auch die Gemeinde in ihrem Haus.

Grüßt meinen lieben Epenetus, der aus der Provinz Asien der Erstling für Christus ist. Grüßt Maria, die sich viel Mühe um euch gemacht hat. Grüßt Andronikus und Junias, meine Stammverwandten und Mitgefangenen, die berühmt sind unter den Aposteln und schon vor mir Christen waren.

Grüßt meinen im Herrn Geliebten Ampliatus, grüßt Urbanus, unseren Mitarbeiter in Christus, und meinen lieben Stachys. Grüßt Apelles, der sich in Christus bewährt hat. Grüßt sie aus dem Haus des Aristobul. Grüßt Herodion, meinen Stammverwandten. Grüßt die Christen aus dem Haus des Narzissus.

Grüßt die Tryphäna und die Tryphosa, die sich mühen im Dienst des Herrn. Grüßt meine Liebe Persis, die im Dienst des Herrn viel Mühe auf sich genommen hat. Grüßt Rufus, den Auserwählten im Herrn, und seine Mutter, die auch mir eine Mutter geworden ist.

Grüßt Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die Brüder bei ihnen. Grüßt Philologus und Julia, Nerois und seine Schwester, Olympas und alle Gläubigen bei ihnen.

Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Es grüßen euch alle Gemeinden Christi.

Herr, mach uns heute Liebe groß. Amen.

Die Bedeutung persönlicher Begegnungen im Glauben

Ich sage das so gerne, liebe Schwestern und Brüder, und heute besonders gerne. Es könnte ja passieren, dass eine Predigt über die Köpfe hinweggeht – das haben Sie auch schon erlebt. Man sagt, es wurden gewichtige Worte gesprochen, aber ins Herz ist das nie gegangen. Das ist schlimm, denn das Reden Gottes muss uns immer tief dort treffen, wo unsere Entscheidungen fallen, wo unsere Gedanken sind.

Darum bin ich so froh, dass der Römerbrief mit dieser ganz persönlichen Zuspitzung schließt. Wir haben ja jetzt über viele Sonntage hinweg die großen Aussagen des Paulus gehört, die uns den Atem geraubt haben. Paulus hat uns in den Frieden Gottes hineingestellt: Nichts, gar nichts kann dich mehr aus dem Frieden Gottes herausreißen. „Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein?“ Wie das alte Leben am Kreuz Jesu niedergelegt werden kann – du darfst das Alte vergessen und das neue Leben mit Jesus beginnen.

Am Ende seines Briefes lenkt Paulus den Blick auf einige Leute, die das gemacht haben, mit ihrem Leben, die Ja dazu gesagt haben. Und das ist ja das Wichtige: An dieser letzten Brücke darf es nie fehlen, dass ich das Evangelium in mein Leben umsetze, dass ich Ja dazu sage.

Wenn Paulus am Anfang gesprochen hat, das Evangelium sei eine Gotteskraft, eine Dynamik, dann sehen wir am Ende Menschen, in deren Leben dieses Evangelium gewirkt hat und was dadurch geschehen ist.

Die Kraft des Evangeliums in der Gemeinschaft

In der großen, abgöttischen Weltstadt Rom gab es eine Schar von Christen. Ich möchte Sie in dieser Zeit des Abfalls in unserem Land, des Unglaubens und der Gleichgültigkeit bitten: Bleiben Sie nicht hängen an den Menschen, die nicht mit Jesus ziehen. Leben Sie vielmehr die Gotteskraft des Evangeliums!

An Ihrem Platz, egal wie klein die Gruppe oder der Kreis ist, aus dem Sie kommen, erleben Sie das! Mein Großvater hat mir einen wichtigen Spruch mitgegeben. Er war ein praktischer Kaufmann und sagte: „Was nicht perdu geht, das geht perdu, das ist verflogen.“ Er bezog das immer auf das biblische Wort.

Was im biblischen Wort nur gespintisiert ist oder große Kopfdiskussionen hervorruft, das verfliegt. Es muss persönlich werden. Es geht immer um Menschen. Das ist kein Pietistenfimmel mit dem „Du“ und dem Persönlichen, sondern das war Paulus wichtig.

Es ist nicht richtig, solche Abschnitte einfach schnell zu übergehen und zu sagen, man wolle wichtigeren Stellen zueilen. Daher gibt es heute viel zu entdecken an diesem Abschnitt.

Ich habe das Thema gegeben: „Kleine Leute ganz groß“. Sie sind immer kleine Leute. Was wüsste man noch von ihnen? Kein Grabstein steht mehr in Rom, aber ihr Name ist im Buch des Lebens eingeschrieben.

Das ist die Grundfrage, die uns bewegt und wichtig ist: Ist mein Name eingeschrieben im Buch des Lebens? Und gibt es etwas, das Bedeutung hat und von mir erwähnt werden kann?

Die Bedeutung der unscheinbaren Christen im Reich Gottes

Keine großen Taten, wenn man sie vorher gelesen hat. Vielleicht haben viele gedacht: Mensch, lohnt es sich überhaupt, gerade das zum Inhalt einer Predigt zu machen?

Ja, das lohnt sich. Denn hier sehen wir, was in den Augen Gottes wichtig und bedeutsam ist. Kein Wort mehr von der Gehaltserhöhung ist wichtig, kein Wort mehr von der Stellung oder von Titeln, die wir getragen haben. Alles ist weggestreift.

Das, was bei Gott zählt, ist wichtig. Nun gehe ich einfach die Namen entlang.

Phöbe als Beispiel für dienende Frauen

Phöbe – mit einer Frau beginnt Paulus. Was sind das eigentlich für verlogene Leute, die behaupten, Paulus hätte etwas gegen Frauen gehabt? Diese Menschen haben das Neue Testament offenbar noch nie gelesen. Dass im Wort „Brüder“ alle eingeschlossen sind, war von vornherein klar. Doch immer wieder fällt auch in den Paulusbriefen auf, dass Frauen an erster Stelle stehen – nicht nur bei den Zeugen der Auferstehung Jesu, sondern auch hier.

Phöbe war eine Frau, von der wir nicht viel wissen. Sie stammte aus der Gemeinde Kenchree, einer Gemeinde in Griechenland in der Nähe von Korinth. Paulus hat sie beauftragt, den Römerbrief dorthin zu überbringen. Ein großer Dienst: den Gruß des Apostels in die Weltstadt Rom zu tragen. Er kann von ihr sagen, sie ist eine Schwester – jenes vertraute und doch so ehrfurchtsvolle Wort, das den anderen respektiert und nicht vereinheitlicht oder vereinnahmt. In dieser ganzen vertrauten Nähe hat sie einen Weggenossen, den man auf dem Weg durch diese Welt braucht.

Sie war eine Dienerin, und im Griechischen steht dann das Wort Diakonin oder Diakonisse. Dabei denken wir oft an den Lebensberuf einer Unverheirateten, aber das wäre nicht richtig. Es bedeutet vielmehr eine Helferin. Auch im Reich Gottes haben wir oft das Problem, dass wir immer nur meinen, die Leitungspersönlichkeiten seien von Bedeutung. Hier wird deutlich, dass den größten Anteil am Werk des Apostels die Helfer haben.

Im Reich Gottes ist nicht der entscheidend, der gerade eine gewisse Verantwortung trägt, sondern derjenige, der mit anpackt, der sich dazugesellt und mitträgt. Vielleicht war Phöbe eine Witwe – das können wir aus anderen Briefen des Neuen Testaments schließen. Oft wurden gerade solche Leute in das Diakoninnenamt eingesetzt: Menschen, die oft darunter gelitten haben, sich gefragt haben, was ihre Aufgabe sei und wo sie noch gebraucht werden im Werk des Herrn. Dort, wo Jesus heute wirkt: Leg mit Hand an!

Die Gemeinde Jesu steht in all den Jahrhunderten, die zurückliegen, immer mit diesen treuen, wackeren Frauen, die unterstützen, mithelfen und an einem stillen Platz Hand anlegen. Vielleicht gefällt das denen nicht, die heute etwas ganz anderes wollen und suchen in der Erfüllung der Frau. Doch kann man etwas Größeres sagen, als dass sie im Werk des Herrn mit teilhaftig war? Sie erquickte und ermutigte als Helferin, die nicht viele Worte macht, die vorne ansteht – Phöbe, die stille Frau und die Dienerin.

Paulus bittet die Christen in Rom, steht ihr bei und nehmt sie wieder auf – in dieser brüderlichen Herzlichkeit, in dieser Vertrautheit, wo man sich in Jesus eins weiß.

Priska und Aquila als mutige Mitarbeiter

Dann kommen Priska und Aquila, die wir aus der Apostelgeschichte sehr gut kennen. Sie mussten als Juden im Rahmen einer antisemitischen Judenverfolgung aus Rom fliehen. Als Asylanten fanden sie in Korinth Zuflucht, wo sie einen kleinen Laden eröffneten.

Paulus geht dorthin, weil er im Schaufenster die schönen Zeltmacherarbeiten sieht. Er lässt sich in dieser Werkstatt anstellen, arbeitet mit und macht Priska und Aquila zu Jesusjüngern. Sie sind vom ersten Tag an Mitkämpfer. Das ist etwas Schönes: wenn jemand mithilft, mitarbeitet und dabei ist.

Priska und Aquila hatten den gleichen Beruf wie Paulus. Paulus sagt von ihnen, dass sie für den Dienst des Evangeliums ihren Hals hingelegt haben. Wörtlich heißt das, sie hätten ihren Hals auf das Schafott gelegt. Was genau damals geschehen ist, wissen wir nicht. Aber ihre Hingabe war ganz und gar. Es war nicht nur so, dass sie ab und zu ein paar Stunden zur Verfügung gestellt haben. Sie waren Menschen, die sagten: Wenn es ums Evangelium geht, dann kann alles andere zurücktreten. Sie wussten, was wichtig und was unwichtig ist.

Zu dem Zeitpunkt, als Paulus den Brief an die Römer schrieb, waren sie offenbar wieder nach Rom zurückgekehrt. Es war ihnen wieder erlaubt, in ihre alte Stadt zurückzukehren. Darum grüßt Paulus sie hier, und wir lesen, dass sie in ihrem Haus eine Gemeinde hatten.

Liebe Hauskreisleiter, ich grüße euch. Das Reich Gottes ist immer durch Hauskreise gewachsen und entstanden. Die Kirchen kamen später und waren oft Zeichen einer Erstarrung. Ich möchte alle ermutigen, die sagen: „Ich lebe ganz allein, bei uns ist nicht viel los in der Gemeinde, wir haben kein geistliches Leben.“ Ich berufe euch, einen Hauskreis zu beginnen. Ladet zwei oder drei ein, lest miteinander die Bibel, redet darüber und betet. Darauf liegt der Segen Gottes. Das Wort dringt noch viel tiefer in die Herzen als in einer ehrwürdigen Kirche.

Stellt euch vor, wie Priska wohl die Stühle geschleppt hat und sich mitgefreut hat – auch wenn es Schneeränder auf den Teppichen gab. Entschuldigung, nicht in Rom, da gab es dafür anderen Dreck. Aber sie hat sich gefreut, weil sie nicht nur ihren Hals fürs Evangelium hingegeben hat, sondern auch ihren Besitz.

So etwas kann einmal passieren, wenn ein Jugendbibelkreis sich in einem Haus trifft und danach ein paar Stühle nicht einmal vom Schreiner repariert werden können. Aber um des Evangeliums willen freut man sich. Darauf liegt Segen.

Die Bedeutung von Mitarbeitern in Christus

Meine Mitarbeiter in Christus Jesus!

Im Reich Gottes gibt es viele Mitarbeiter, die ihre eigenen Ziele verfolgen. Auch Vereinsmeier gibt es im Reich Gottes. Es ist jedoch schön, wenn es Mitarbeiter sind, die in Christus Jesus stehen. Diese sind nicht die Funktionäre einer Kirche, sondern Diener Jesu. Ihnen geht es darum, Jesus gehorsam zu sein und seinen Dienst zu tun – nicht darum, Konfessionsspezialisten zu sein, sondern Mitarbeiter Jesu.

Unsere Hauskreise sind ein Beispiel dafür. Dort wird nicht gefragt: „Bist du katholisch?“, „Wo kommst du her?“ oder „Gehörst du einer Kirche an?“ Hier ist Gemeinde Jesu, und da sitzen wir zusammen als Mitarbeiter Jesu, die nur Jesus unterstehen. Das macht diese Kreise so frei.

Auch im Dienst brauchen sie nicht den ganzen Ballast, den man sonst tragen muss, wenn man in einer Gemeinde weilt.

Epenetus als Erstbekehrter und Vorbild

Dann machen wir weiter mit Epenätus. Was wissen wir von ihm? Er war der Erstbekehrte in der Provinz Asien.

Was macht er jetzt in Rom, wenn er dort in Kleinasien der erste war, der zum Glauben kam? Das muss ein Christ begreifen. Kaum habe ich das Evangelium gehört, kommt die Frage: Wie kann ich nun die Gaben, die mir Gott anvertraut hat, richtig einsetzen, damit auch andere etwas davon hören?

Heute haben wir ein sehr schwieriges Denken. Wir interpretieren alles ich-bezogen und beziehen es auf unser Glücksgefühl. Dann sagen wir: Ich suche ein wenig Erfüllung, ich will heute im Gottesdienst mit meinen Ängsten getröstet werden. Das ist aber nur der Anfang. Ich will das, was ich empfange, ausbreiten und weitersagen.

Und es wundert uns, wie viele damals mobil waren, sogar ihren Wohnsitz aufgaben in der Frage: Wo braucht mich der Herr?

Vor zwei Jahren haben wir diese schöne Geschichte aus Russland gehört: Ein Ehepaar aus dem Süden der Sowjetunion zog hoch in den sibirischen Norden, nur weil sie gehört hatten, dass es dort eine Stadt gibt, in der es noch keine Christen gibt. Dann sagte der Mann zu seiner Frau: Wir gehen hoch und gründen einen Hauskreis.

Das ist urchristliche Gesinnung: Wo braucht mich Jesus? Der Erstling für Christus in Asien trägt das Evangelium weiter.

Maria und die Mühe im Dienst des Herrn

Dann haben wir die Maria. Dabei fällt immer wieder auf, dass unter diesen einzelnen Gestalten, von denen viele Frauen sind, die eine tragende Rolle im Leben der Gemeinde Jesu spielen, viel Mühe beschrieben wird. Auch später wird noch einmal betont: Sie haben viel Mühe. Im Reich Gottes muss man tüchtig arbeiten, Faulpelze kann man nicht gebrauchen.

Manchmal denkt man: „Ich möchte jetzt müde irgendwo auf einem Sofa liegen und es einfach einmal lassen. Sollen wir heute Abend wirklich auf den Weihnachtsmarkt gehen? Es ist doch kalt, man kann sich eine Erkältung holen, und wir haben doch schon viel gearbeitet.“ Ist das noch nötig? Ja, es ist viel Mühe, aber darauf liegt Segen.

Es gibt ein Missverständnis, das sich an die Geschichte von Maria und Martha anlehnt. Gerade hier denkt man manchmal: Ist das nicht vertauscht? Ist Maria nicht eigentlich Martha? Nein. Die Geschichte von Maria und Martha geht gerade darum, aus welcher Kraft ich etwas tue. Mache ich es nur aus meiner eigenen kümmerlichen Kraft, die mir gegeben ist, oder lebe ich aus den Quellen, die mir Jesus gibt?

Es kommt oft genug vor, dass wir müde in einen Dienst gehen und sagen: „Ich habe keine Kraft mehr, den Krankenbesuch noch zu machen, den Brief zu schreiben.“ Doch dann erleben wir, wenn wir anfangen, dass uns der Herr so stärkt und erquickt, dass wir am Ende frisch und erholt sind. Im Dienst unseres Gottes passiert es nicht selten, dass wir uns mehr erholen als in vier Wochen Teneriffa.

Arbeit und Mühe sind nötig, aber wir leben aus der Kraft Gottes. Wenn ich über die Geschichte von Maria und Martha gepredigt habe, habe ich Sie immer an Psalm 84 erinnert: Die durch das dürre Tal gehen und dort Brunnen machen. Darum geht es. Martha hat keinen Brunnen, deshalb klagt sie und sagt: „Ich muss so viel schaffen, ich muss alles allein tun.“

Maria, auch diese Maria in Rom, sind Frauen, die über ihre ganze natürliche Kraft weit hinauswachsen, sogar über ihre Gaben. Man darf einen Mitchristen nie nach dem beurteilen, was man oberflächlich sieht, nach Schulzeugnissen oder ersten Eindrücken. Geben Sie ihm eine Aufgabe im Reich Gottes, und er wird weit darüber hinauswachsen. Er wird befähigt werden zu Diensten, die man ihm nicht zutraut.

Es ist merkwürdig, dass im Reich Gottes große Dienste oft von Leuten getan wurden, die gar nicht begabt dafür schienen. Es hat mit den Jüngern angefangen, die aus den Kräften Gottes lebten.

Andronikus und Junias als Mitgefangene und Apostel

Dann kommen Andronikus und Junias ins Spiel. Wer sind diese Personen? Wir befinden uns jetzt in Vers 7, damit man es gut nachvollziehen kann. Es handelt sich um meine Stammverwandten, also Juden. Vom griechischen Wort her wäre es allerdings auch möglich, dass mit „Stammverwandten“ später entfernte Verwandte des Paulus gemeint sind. Im Schwäbischen pflegt man die Verwandtschaft bis ins sechste oder siebte Glied zu zählen. Es könnte also auch ein entfernter Vetter gemeint sein.

Diese Personen waren Juden, und das war in Rom von großer Bedeutung. Dort hatte es viel Gewicht, einen Landsmann zu treffen. Noch wichtiger aber war, dass es sich um Mitgefangene handelte. Leider haben wir nur die Apostelgeschichte als Quelle. Dabei ist damals bei der Ausbreitung des Christentums noch viel mehr geschehen.

Wir haben bereits am letzten Sonntag gehört, wie Paulus auf seinen Missionsreisen nach Illyrien unterwegs war. Doch wir wissen nichts Näheres darüber. Was ist dort passiert? Paulus wurde verhaftet, was damals eine harte Sache war. Wenn man jemanden fesselte, wurde er oft gedrückt und in eine Zelle geworfen. Paulus regte sich ein wenig, schaute sich um und wechselte die ersten Worte mit anderen Gefangenen. Dabei merkte er: Das sind Brüder, Jesusjünger.

Solche Begegnungen im Gefängnis zeigen, dass die Leiden für Jesus manchmal gar nicht so schlimm sind, wie sie zunächst erscheinen. Jesus schenkt uns Stärkungen, zum Beispiel durch Mitgefangene. Was für eine Ermutigung war es für Paulus, dort zwei Brüder zu finden, mit denen er Gott loben, seinen Namen preisen und gemeinsam beten konnte.

Diese beiden Mitgefangenen waren vor Paulus zum Glauben an Jesus gekommen. Sie stammten aus der Gemeinde in Jerusalem. Auch sie waren als Missionsboten unterwegs und werden Apostel genannt. Dieses Wort wird im Neuen Testament für diejenigen verwendet, die dem auferstandenen Jesus leibhaftig begegnet sind, also Augenzeugen des Auferstandenen.

Diese beiden Männer wurden Verkündiger und verkündeten überall: Der Tod ist besiegt, Jesus lebt, er ist wirklich auferstanden. Paulus grüßt sie herzlich. Vielleicht waren sie entscheidend daran beteiligt, dass sich in Rom eine Gemeinde bildete.

Ampliatus als im Herrn Geliebter

Dann kommt Ampliatus, mein im Herrn geliebter Ampliatus. Wir wollen nichts hineininterpretieren, denn wir wissen nichts Näheres über diese Person. Ich habe Ihnen ganz am Anfang auch gesagt, dass es gar nicht wichtig ist, die großen Geschichten unseres Lebens aufzuschreiben, die uns oft so wichtig erscheinen, wenn darüber steht: Geliebt in Jesus – jemand, den Jesus nicht loslässt.

Vielleicht hatte Paulus mit diesem Ampliatus auch Schwierigkeiten. Möglicherweise war er jemand, der in seinem christlichen Leben eine Zeit lang große Probleme hatte. Die anderen haben ihn oft kritisiert und getadelt. Doch Paulus sagt: „Im Herrn geliebt.“ Wenn man ihn mit den Augen Jesu betrachtet, muss man ihn gernhaben und mögen, diesen Ampliatus.

Er gehört dazu, auch wenn er ein Problemfall gewesen sein könnte. Ein im Herrn Geliebter, auch wenn er ein Versager war. Aber in Jesus ist er ein Geliebter, der grüßt ihn.

Urbanus als Mitarbeiter in der Weltstadt Rom

Urbanus – das ist ein Wort, das Sie selbst übersetzen können, wenn Sie ein wenig Latein kennen. Es bedeutet so viel wie „größter Typ“. Vielleicht war das ein Spitzname. Früher ging das mit den Namen manchmal so, dass man sie einfach zugelegt bekam. Sie wurden nicht so sorgfältig eingetragen wie heute in einem deutschen Standesamt, wo nichts mehr schiefgehen kann ohne große Rechtsvorgänge.

War dieser Urbanus einer, dem der Name auch wirklich passte? Er war von der Weltstadt Rom geprägt. Wir wissen ja, dass damals die innere Entwicklung Roms eine Zerfallserscheinung hatte. Rom war damals von der Moral so heimgesucht, dass man fragen konnte: Kann man dort überhaupt leben, in dieser Weltstadt Rom? Wenn solche Namen auftauchen, die sogar durch die Namensbezeichnung ausweisen, dass das typische Städter sind, die dort hingehören – denn niemand auf dem Dorf hieß Urbanus, es sei denn, er oder seine Vorfahren seien dorthin umgesiedelt worden – dann ist das einer, der aus der Stadt kommt.

Die Einflüsse sind dabei gar nicht wichtig. Es ist jemand, der sich von Jesus leiten lässt und der in dieser Stadt steht, ohne im großen Strom mitzuschwimmen. Er lässt sich von Jesus führen, bestimmen und ist gehorsam.

Bei Ampliatus haben wir vergessen, dass es damals ein gebräuchlicher Sklavenname war. Im Folgenden werden wir noch einige dieser Sklavennamen finden. Im Vers 14 steht der Name Phlegon. Da muss man nur bei den Kennern der lateinischen Sprache nachfragen: Phlegon war damals ein häufig gebrauchter Hundename. Es war ein abschätziger Name, der nicht viel galt. War er auch ein Sklave? Sein Herr hat ihm diesen Namen gegeben, und er hat ihn willig getragen. Er hat die Schmach nicht geachtet, weil er seine Ehre in Jesus gefunden hatte.

Dann kommt Stachisch. Noch einmal begegnet uns das Wort „lieb“. Manchmal haben wir bei Christen Sorge, dass „lieb“ und „herzlich“ ganz abgegriffene Worte sind. Im Schwäbischen kann man „lieb“ sogar spöttisch sagen, mit dieser ganzen schmusigen Liebheit. Nein, das war ernst gemeint. Ein Mensch, von dem man sagen kann: Du bist mir lieb, du bedeutest mir sehr viel, du bist mir ein Bruder durch und durch.

Grüßt Apelles, den Bewährten. Es gibt Christen, die muss man ein ganzes Leben lang tragen: rechts einer, links einer. Sie gehen wie Sterbende durch die Welt und sagen dauernd, dass sie gestern niemand besucht hat und letzte Woche auch nicht. Dann kommen fünf, und dann halten sie wieder sechs andere auf. Solche werden auch einmal selig. Verstehen Sie das? Das sind auch Jesu Jünger, aber sie brauchen einen riesigen Personalaufwand an Christen, damit sie ihr Christenleben irgendwie beschweren können. Sie kommen immer mit neuen Problemen.

Und es gibt welche, die sind bewährt. Das sind Leute, die belastbar sind, die andere tragen können. Ich denke, dass Jesus bei ihnen das erreichen will, dass er sie so weit stärkt. Sie dürfen Hilfe in Anspruch nehmen, aber er will sie bewährt und belastbar machen. Das ist etwas Schönes: in der Nachfolge Jesu zu wachsen und ein bewährter Mitarbeiter zu werden.

Und ihr jungen Leute, das Schönste, was man von euch sagen kann, ist: Wenn ihr verlässlich seid, wenn ihr Absprachen einhaltet, wenn das, was ihr sagt, gilt und euer Wort „ja“ und „nein“ gültig ist.

Von Aristobuls Hause werden etliche gegrüßt. Wir können sicher annehmen, dass es sich um den Aristobul handelt, den Bruder von König Agrippa. Der hatte natürlich in Rom eine Residenz, einen Botschaftssitz, und das waren Sklaven aus dem Hause des Aristobul. In dieser ganzen Familie von Herodes, zu der auch Aristobul gehörte, war Mord an der Tagesordnung. Es gab keine großen königlichen Gattenväter seiner Zeit im Hause Herodes und seiner Nachfolger, bei denen nicht wenigstens einer vergiftet oder ertränkt wurde. Da war jedes Mittel recht, jemanden zu ertränken, den man als Nebenbuhler ansah.

Sie müssen einmal die Geschichte der Herodesleute lesen. Eine schlimmere Kriminalgeschichte kann man kaum finden. Aristobul war also ein Wüstling. Nach allem, was wir über die Tötung von Johannes dem Täufer und den Kindermord von Bethlehem wissen, war das damals in diesen Häusern ganz normal. Dort waren Sklaven arme Leute, die in so einem Haus Dienst tun mussten. Und da waren Jesu Jünger, die jedoch Dienst taten und etwas Neues gefunden hatten: Gemeinschaft in Jesus.

Immer wieder, wenn es heißt „aus dem Haus des Narzissus“, ist es jener Narzissus, von dem wir aus der Geschichte wissen, dass er einige Jahre vor Paulus’ Ankunft in Rom hingerichtet wurde, weil er ein Nebenbuhler des damaligen römischen Kaisers war. Das Evangelium war schon in diese großen Häuser hineingegangen. Wir sehen ja schon bei der ersten Christengemeinde in Rom sehr früh Glieder aus großen Senatorenfamilien, die zum Glauben an Jesus kamen. Über die Sklaven hinweg spielten die Klassenschranken keine Rolle mehr.

Wir wollen dabei bleiben, dass das der Weg der Christen im alten römischen Weltreich war: nicht, dass sie durch Klassenkampf eine neue Welt der Gerechtigkeit geschaffen haben, sondern dass sie in Jesus eine neue Bruderschaft erhielten. Dort galt nicht mehr Mann oder Frau, Arm oder Reich, sondern jeder wurde mit hineingenommen. Können wir das praktizieren? Kommt das bei uns zur Geltung, dass wirklich auch ein Armer mit hineingenommen wird?

Grüßt die Trifäner und die Trifosa, die sich im Dienst des Herrn mühen. Die Persis, die im Dienst des Herrn viel Mühe auf sich genommen hat. Noch einmal kommen die Frauen vor, die im Herrn arbeiten. Es sind nicht nur die, die in ihrer Kraft schaffen, sondern die viel Zutrauen haben, dass Jesus in ihrer Müdigkeit und auch wenn sie erschöpft sind, Frucht wirken lässt. In Jesu Namen gingen sie hinaus und in Jesu Namen haben sie etwas angepackt.

Und grüßt Rufus, den Auserwählten im Herrn, und seine Mutter. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, dass es jener Rufus ist, den Bibelkenner kennen: der Sohn des Simon von Kyrene. Dort wird ja erwähnt, dass Simon der Vater von Rufus war. Rufus spielte später eine Rolle in der Christengemeinde, und hier in Rom taucht er wieder auf. Grüßt auch seine Mutter, wahrscheinlich war der Vater gestorben.

Wie mag das Leben verlaufen sein, als der Vater erzählte, wie er den Kreuzesbalken hinaustrug und Rufus in die Nachfolge Jesu trat und gläubig wurde?

Liebe Schwestern und Brüder, wir haben heute viele Namen gehört und Lebensschicksale kennengelernt. Das heißt in einem Lied: „Oh, schließ dich an, sie dürfen nicht fehlen in dieser Namenskette.“ Was kann man von ihnen sagen? Was wird einmal in der Ewigkeit über sie geschrieben stehen? In Jesus geliebt, angenommen, auserwählt.

Und was sind die Grüße? Es gibt immer noch einige, die mitleidig lächeln, wenn ich sage: Grüßt die neben euch. Das ist kein Witz. Es gab schon Leute in unseren Gottesdiensten, die sagten, sie kämen deshalb nicht mehr. Andere hatten hygienische Bedenken, weil man sich damals noch abküsste. Das verlange ich von Ihnen gar nicht. Aber das Händeschütteln wird schon genügen.

In dem Gruß der Christen liegt viel mehr als bei einem Gruß auf der Straße. Ich kenne Leute, die sagen: „Sie haben mich nicht gegrüßt.“ Ach, sagen Sie, ich bin ein schlimmer Typ, irgendwo mit meinen Gedanken gewesen. Mir geht es oft so, dass viele von Ihnen grüßen, und Sie schauen gerade nicht hin. Vielleicht denken Sie später, ich sei an Ihnen vorbeigegangen. Und ich habe Ihnen etwas zugerufen, und Sie haben es gar nicht bemerkt.

Wissen Sie, das Nicht-Grüßen ist keine Frage der Rache, wie manche denken. Wenn ich Sie bestrafen wollte, würde ich mir etwas Besseres überlegen, als Sie nicht zu grüßen. Es gibt Schlimmeres. Aber im Neuen Testament steht, man soll sich nicht mehr grüßen, wenn jemand ein Irrlehrer ist. Manche sagten, das sei komisch, man solle sich doch weiterhin guten Tag sagen. Doch das meinen die Menschen schon.

Die Grüße der Christen waren in der Urgemeinde viel tiefgehender. Es war nicht nur der äußere Beginn, einander guten Tag zu sagen, sondern man sprach einander den Segen Gottes zu. Man begegnete sich und fragte dann nacheinander nach dem Befinden.

Darum kam es bei den ersten Christen dazu, dass sogar gesagt wurde: Bei der Aussendung der Siebzig soll man unterwegs nicht grüßen, um sich nicht aufhalten zu lassen. Denn ein Gruß kann leicht zwanzig Minuten dauern.

Diese Grüße richtet Paulus hier aus. Und in eine solche Grußkette dürfen wir uns hineinstellen. Schließt euch an und sucht die Gemeinschaft mit Christen. Es ist etwas Schönes, wenn man füreinander eintritt, sich füreinander einsetzt und nacheinander fragt.

Amen.

Apelles als bewährter Christ

Grüßt Apelles, den Bewährten. Es gibt Christen, die muss man ein ganzes Leben lang tragen – rechts einer, links einer. Sie gehen wie Sterbende durch die Welt. Und sie sagen dauernd: „Mich hat gestern niemand besucht“ oder „Letzte Woche hat mich niemand besucht.“ Dann kommen wieder fünf hinzu, und sie halten sechs anderen den Atem an. Diese werden auch einmal selig.

Verstehen Sie das? Das sind ebenfalls Jesusschwinger, aber sie brauchen einen riesigen Personalaufwand an Christen, damit sie ihr Christenleben irgendwie bewältigen können. Sie kommen immer mit neuen Problemen.

Es gibt aber auch solche, die sind bewährt. Das sind Leute, die belastbar sind und andere tragen können. Ich denke, dass Jesus bei ihnen genau das erreichen will: Er möchte sie so stärken, dass sie zwar Hilfe in Anspruch nehmen dürfen, aber bewährt und belastbar werden.

Das ist etwas Schönes, wenn man in der Nachfolge Jesu so wächst und ein bewährter Mitarbeiter wird.

Grüße aus dem Haus des Aristobul und weitere Hausgemeinschaften

Und ihr jungen Leute, das Schönste, was man von euch sagen kann, ist, wenn ihr verlässlich seid. Wenn ihr Absprachen einhaltet, wenn das, was ihr sagt, gilt und euer Wort „ja“ und „nein“ gültig ist.

Von des Aristobuls Hause werden etliche gegrüßt. Dabei können wir sicher annehmen, dass es sich um den Aristobul handelt, den Bruder von König Agrippa. Er hatte natürlich in Rom eine Residenz, einen Botschaftssitz. Und das waren Sklaven aus dem Hause des Aristobul. In dieser ganzen Familie von Herodes, zu der auch Aristobul gehörte, war das Morden gang und gäbe.

Es gab keine großen königlichen Gattenväter seiner Zeit im Hause Herodes und seiner Nachfolger, bei denen nicht wenigstens einer vergiftet oder ertränkt wurde. Da war jedes Gartenplanspecken recht genug, um jemanden zu ertränken, den man als Nebenbuhler ansah. Sie müssen einmal die Geschichte der Herodesleute lesen. Eine schlimmere Kriminalstory kann man kaum finden.

Das war also ein Wüstling, auch dieser Aristobul, nach allem, was wir wissen – von der Tötung Johannes des Täufers, vom Kindermord in Bethlehem her. Das war damals ganz und gar üblich in diesen Häusern. Und dort waren Sklaven arme Leute, wenn man in so einem Haus Dienst tun musste.

Doch da waren auch Jesus-Jünger, die jedoch Dienst taten und etwas Neues gefunden hatten: Gemeinschaft in Jesus. Immer wieder, wenn es heißt „aus dem Haus des Narzissus“, ist es jener Narzissus, von dem wir aus der Geschichte wissen, dass er einige Jahre vor Paulus' Ankunft in Rom hingerichtet wurde. Er war ein Nebenbuhler des damaligen römischen Kaisers.

Das Evangelium war sogar schon in diese großen Häuser hineingegangen. Wir sehen ja schon bei der ersten Christengemeinde in Rom sehr früh Glieder aus den großen Senatorsfamilien, die zum Glauben an Jesus kamen – über die Sklaven hinweg. Und da spielten die Klassenschranken keine Rolle mehr.

Wir wollen dabei bleiben, dass das der Weg der Christen im alten römischen Weltreich war: Nicht, dass sie im Klassenkampf eine neue Welt der Gerechtigkeit geschaffen hätten, sondern dass sie in Jesus eine neue Bruderschaft geschenkt bekamen. In dieser galt nicht mehr Mann oder Frau, Arm oder Reich, sondern jeder war mit hineingenommen.

Können wir das praktizieren? Kommt das bei uns zur Geltung, dass wirklich auch ein Armer mit hineingenommen wird?

Grüßt die Trifäner und die Trifosa, die sich im Dienst des Herrn mühen. Die Persisch, die im Dienst des Herrn viel Mühe auf sich genommen hat. Noch einmal kommen die Frauen, die im Herrn arbeiten. Hier ist von solchen die Rede, die nicht bloß in ihrer Kraft schaffen, sondern viel Zutrauen haben, dass Jesus in ihrer Müdigkeit und auch wenn sie erschöpft sind, daraus Frucht wirken lässt.

In Jesu Namen gingen sie hin, in Jesu Namen haben sie etwas angepackt.

Grüßt auch den Rufus, den Auserwählten im Herrn, und seine Mutter. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, dass es jener Rufus ist, den Bibelkenner kennen – der Sohn des Simon von Kirene. Dort wird ja genannt, dass Simon der Vater des Rufus war. Dieser hat später eine Rolle in der Christengemeinde gespielt und taucht dort in Rom wieder auf.

Grüßt die Mutter, wahrscheinlich war der Vater gestorben. Wie mag das Leben verlaufen sein, als der Vater erzählte, wie er den Kreuzespalken hinaustrug und Rufus in die Nachfolge Jesu trat und gläubig wurde?

Liebe Schwestern und Brüder, wir haben heute viele Namen gehört und Lebensschicksale. Das heißt in einem Lied: „Oh, schließ dich an, sie dürfen nicht fehlen in dieser Namenskette.“ Und was kann man von ihnen sagen? Was wird einmal in der Ewigkeit über sie geschrieben sein? In Jesus geliebt, angenommen, auserwählt.

Und was sind die Grüße? Es gibt immer noch einige, die mitleidig lächeln, wenn ich sage: Grüßt die neben euch. Das ist ja kein Witz. Es gab schon Leute in unseren Gottesdiensten, die sagten, sie kämen deshalb nicht mehr. Andere hatten hygienische Bedenken, weil man sich damals noch abküsste. Das verlange ich von Ihnen gar nicht. Aber das Händereichen wird schon genügen.

Doch in dem Gruß der Christen liegt viel mehr drin, als wenn man irgendwo auf der Straße jemanden grüßt. Ich kenne Leute, die sagen: „Sie haben mich nicht gegrüßt.“ Dann sage ich: „Ach, ich bin ein schlimmer Typ, irgendwo mit meinen Gedanken gewesen.“ Aber mir geht es oft so, dass sich viele von Ihnen grüßen und Sie gerade nicht hinschauen. Vielleicht denken Sie danach auch, ich sei an Ihnen vorbeigegangen. Und ich habe Ihnen etwas zugerufen, und Sie haben es gar nicht bemerkt.

Wissen Sie, das mit dem Nicht-Grüßen ist keine Frage, wie manche denken, als ob das Rache wäre. Da kann man sich Schlimmeres vorstellen. Wenn ich Sie strafen wollte, überlegte ich mir etwas Besseres, als Sie nicht mehr zu grüßen. Da gibt es schlimmere Dinge.

Aber im Neuen Testament steht, man soll sich nicht mehr grüßen, wenn jemand ein Irrlehrer ist. Da haben manche gesagt, das sei komisch. Da war aber nicht gemeint, dass man sich keinen guten Tag mehr sagt – das schon.

Die Grüße der Christen waren in der Urgemeinde viel gefüllter. Es war nur der äußere Anfang, einander guten Tag zu sagen. Vielmehr sprach man einander den Segen Gottes zu. Man begegnete sich und fragte dann nacheinander nach dem Befinden.

Darum kam es bei diesen ersten Christen dazu, dass sogar gesagt wurde: Man soll bei dem Missionsdienst, wenn ihr hinauszieht, bei der Aussendung der Siebzig nicht grüßen unterwegs. Das heißt, man soll sich nicht aufhalten lassen durch irgendetwas auf dem Weg, denn so ein Gruß braucht wenigstens zwanzig Minuten.

Diese Grüße richtet Paulus hier aus. Und in solche Grußketten dürfen wir uns hineinstellen. Schließ dich an und suche die Gemeinschaft mit Christen. Es ist etwas Schönes, wenn man füreinander eintritt, sich füreinander einsetzt und nacheinander fragt.

Amen.

Rufus und seine Mutter als auserwählte Christen

Und grüßt Rufus, den Auserwählten im Herrn, sowie seine Mutter. Vermutlich handelt es sich dabei um jenen Rufus, den Bibelkenner kennen – den Sohn des Simon von Kyrene. In der Bibel wird erwähnt, dass Simon der Vater von Rufus war.

Später spielte Rufus eine Rolle in der christlichen Gemeinde. In Rom wird er erneut erwähnt, wo auch seine Mutter gegrüßt wird. Wahrscheinlich war der Vater zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben.

Wie mag das Leben dieser Familie verlaufen sein? Wie hat Simon, der den Kreuzesbalken trug, seinem Sohn Rufus von diesem Erlebnis erzählt? Und wie ist Rufus daraufhin in die Nachfolge Jesu getreten und gläubig geworden?

Abschluss: Gemeinschaft und der Wert des christlichen Grußes

Liebe Schwestern und Brüder,

wir haben heute viele Namen und Lebensschicksale gehört. In einem Lied heißt es: „Oh, schließ dich an, sie dürfen nicht fehlen in dieser Namenskette.“

Was kann man von diesen Menschen sagen? Was wird einmal in der Ewigkeit über sie geschrieben stehen? In Jesus geliebt, angenommen, auserwählt.

Und wie sieht es mit den Grüßen aus? Es gibt immer noch einige, die mitleidig lächeln, wenn ich sage: Grüßt die neben euch. Das ist kein Witz. Es gab schon Leute in unseren Gottesdiensten, die sagten, sie kämen deshalb nicht mehr. Andere hatten hygienische Bedenken. Früher hat man sich noch abgeküsst, das verlange ich von Ihnen gar nicht. Aber das Handgeben wird schon genügen.

In dem Gruß der Christen steckt viel mehr, als wenn man irgendwo auf der Straße jemanden grüßt. Ich kenne Leute, die sagen: „Sie haben mich nicht gegrüßt.“ Da denkt man schnell, man sei ein schlimmer Typ, war vielleicht mit den Gedanken woanders. Mir geht es oft so, dass viele von Ihnen grüßen, aber Sie schauen gerade nicht hin. Vielleicht denken Sie später auch, ich sei an Ihnen vorbeigegangen. Und ich habe Ihnen etwas zugerufen, doch Sie haben es gar nicht bemerkt.

Wissen Sie, das Nicht-Grüßen ist keine Frage der Rache, wie manche manchmal denken. Da kann man sich Schlimmeres vorstellen. Wenn ich jemanden bestrafen will, überlege ich mir etwas Besseres, als ihn nicht mehr zu grüßen. Es gibt schlimmere Dinge.

Im Neuen Testament steht jedoch, man soll sich nicht mehr grüßen, wenn jemand ein Irrlehrer ist. Manche sagen dann: Das ist aber komisch, da war doch nicht gemeint, dass man sich nicht mehr „Guten Tag“ sagt. Doch, das meinte man schon.

Die Grüße der Christen waren in der Urgemeinde viel bedeutungsvoller. Sie waren nicht nur ein äußerer Anfang, einander „Guten Tag“ zu sagen. Vielmehr sprach man sich den Segen Gottes zu, begegnete einander bewusst und fragte dann nacheinander nach dem Wohlbefinden.

Darum kam es dazu, dass bei diesen ersten Christen sogar gesagt wurde: Man soll bei der Aussendung der Siebzig, wenn ihr hinauszieht, unterwegs nicht grüßen. Das heißt, man soll sich nicht aufhalten lassen durch irgendetwas auf dem Weg, denn so ein Gruß braucht wenigstens zwanzig Minuten.

Diese Grüße, die Paulus hier ausrichtet, und in solche Grußketten dürfen wir uns hineinstellen. Schließ dich an und suche die Gemeinschaft mit Christen.

Es ist etwas Schönes, wenn man füreinander eintritt, sich füreinander einsetzt und nacheinander fragt. Amen.