Ja, auch von meiner Seite guten Morgen! Einige von euch haben es mitbekommen: Wir waren mit der Jugend in Ungarn und haben dort eine Freizeit verbracht. Dabei waren wir auch in Budapest.
Unter anderem haben wir das höchste Gebäude der Stadt besucht, das Parlamentsgebäude. Ein Architekt erhielt den Auftrag, dieses Gebäude zu entwerfen und zu bauen. Heute kann man in einem Museum noch das Modell dieses Gebäudes anschauen.
Wenn man das Gebäude betrachtet, das Imre Steindl, so heißt der Architekt, entworfen hat, bekommt man den Eindruck, dass Geld keine Rolle gespielt hat. Es wirkt so, als hätte er das Haus ganz nach seinen Wünschen gebaut.
Der Auftrag des Architekten war es, ein Gebäude zu entwerfen, das die Eigenständigkeit und Souveränität der Nation symbolisieren sollte. Das kann man auch ein bisschen erkennen.
Hier sieht man den Bauplan von oben. Es gibt nicht nur einen Sitzungssaal, den ihr hier auf der Seite sehen könnt, sondern noch einen weiteren Sitzungssaal für den Fall, dass einer ausfällt. Beide sind ziemlich identisch.
Es gibt keinen Thronsaal, sondern einen Kronsaal, weil dort eine Krone aufbewahrt wird. Diese Krone wird streng bewacht, und kein Besucher darf sie fotografieren, da das zu gefährlich wäre. Man geht davon aus, dass die Krone etwa tausend Jahre alt ist. Sie wurde damals anscheinend von Rom an die Ungarn übergeben.
Ein beeindruckendes Gebäude! Der Architekt hat ganze Arbeit geleistet. Bis zu 1000 Arbeiter waren 19 Jahre lang beschäftigt. Sie haben 40 Millionen Steine aufeinander geschichtet. Allein an Gold wurden 40 Kilogramm verbaut.
Nach heutigem Wert entspricht das etwa 1,5 Millionen Euro, die nur für das Gold verwendet wurden. Der größte geknüpfte Teppich Europas liegt dort drin, und wir haben ihn mit Füßen betreten.
Das Gebäude sollte ein Denkmal sein – nicht nur für die aktuelle, sondern auch für die kommende Generation.
Symbolik und Bedeutung des Parlamentsgebäudes
In der Empfangshalle bekommt man einen ersten Eindruck davon, wie das Gebäude aussieht. Dort gibt es 96 Stufen. Auch der Turm mit dem Kuppelsaal, in dem die Krone aufbewahrt wird, ist genau 96 Meter hoch. Das ist kein Zufall. Diese Zahl soll an das Jahr 896 erinnern, das viele Ungarn als Gründungsjahr ihres Landes ansehen.
Die Krone selbst wird streng bewacht. Sie besteht aus zwei Kilogramm Gold allein. Das merkt man, wenn man die Mütze aufsetzt. Wenn man den Plan betrachtet, fällt auf, dass alles im Prinzip auf diesen Saal hinausläuft. Genau in der Mitte ist die Krone aufbewahrt, und alles scheint sich um sie herum zu versammeln.
Den Ungarn ist es sehr wichtig, zu zeigen und der Welt klarzumachen, dass es ein sehr großes Gebäude ist. Schon bevor man es betritt, werden Vergleichsgrafiken gezeigt, zum Beispiel mit dem Reichstag in Berlin. Dabei wird deutlich gemacht, dass ihr Gebäude deutlich größer ist.
Die Ungarn sind sehr begeistert von ihrem Gebäude. Wenn man selbst davorsteht oder sich darin aufhält, kann man nachvollziehen, warum die Menschen dafür schwärmen.
Übertragung auf das geistliche Bauwerk Gemeinde
Jetzt frage ich dich: Ich weiß nicht, wie sehr du dich für Geschichte interessierst. Was wäre denn so ein Gebäude, für das du schwärmen könntest? Ein Ort, an dem du sagen würdest: Das ist wirklich etwas Besonderes! Wenn ich mal einen Reisegutschein bekommen würde, würde ich dorthin fahren, mir das gerne anschauen und auch hineingehen.
Wir können für viele Gebäude schwärmen, aber heute Morgen möchte ich, dass du dich für ein Gebäude begeisterst, das nicht einfach von einem berühmten Architekten wie Imre Steindl entworfen wurde. Vielmehr sollst du Freude an einem Gebäude haben, das Gott selbst entworfen hat.
Dieses Gebäude, vielleicht ahnt ihr es schon, ist die Gemeinde. Mit dem heutigen Sonntag möchte ich eine vierteilige Predigtserie zum Thema Gemeinde starten – mit dem Schwerpunkt Gemeinde als Gebäude.
Gemeinde ist ja der biblische Ausdruck für alle Menschen, die wirklich an Jesus glauben. Manche nennen die Gemeinde auch Kirche. Im Englischen gibt es nur das Wort „church“ – für Gemeinde und Kirche. Wenn wir hier in Deutschland von Kirche sprechen, besteht natürlich die Gefahr, dass die Menschen entweder an die beiden sogenannten großen Kirchen denken – katholisch und evangelisch – oder an ein Gebäude mit einem Glockenturm.
Beides ist nicht ganz richtig. Um dieser Verwechslung vorzubeugen, ist es praktisch, wie im Deutschen, das Wort Gemeinde zu benutzen. Dieses Wort passt auch vom Grundtext her besser.
Natürlich gibt es auch hier Verwechslungsmöglichkeiten, zum Beispiel mit der politischen Gemeinde, also der Kommune. Aber in unseren Bibelübersetzungen finden wir in der Regel das Wort Gemeinde zur Beschreibung dessen, worauf ich euch heute Morgen Appetit machen möchte.
Also, worum geht es heute Morgen? Geht es um ein Gebäude oder nicht? Die Antwort lautet: Ja und nein.
Ja, es geht um ein Gebäude – und nein, es geht nicht um ein Gebäude. Zum einen ist das Gebäude nicht dort, wo ein Haus steht, auch wenn man es Gemeindehaus nennt. Das ist nicht Gemeinde. Es ist auch nicht dort, wo eine Kirche steht, auch wenn ein Kreuz darauf ist.
Gemeinde sind Menschen. Wenn die Bibel von Gemeinde spricht, dann meint sie Menschen – ganz besondere Menschen. Menschen, die sich entschieden haben, Jesus nachzufolgen. Menschen, die einmal für immer bei ihm im Himmel sein wollen und schon hier auf der Erde nach seinen göttlichen Prinzipien leben. Menschen, die erkannt haben, dass ihnen nichts Besseres passieren kann.
Und deswegen sage ich ja und ja: Jesus selbst benutzt das Symbol eines Gebäudes, damit wir wichtige Dinge über Gemeinde begreifen und lernen.
Das erste Mal, dass Jesus das Wort Gemeinde in den Mund nimmt – zumindest das erste Mal, dass es uns in der Bibel überliefert ist – ist während eines Gesprächs, das Jesus mit seinen Jüngern führt.
Und Petrus – ihr kennt dieses Zitat bestimmt, die meisten von euch – sagt in diesem Gespräch: „Herr Jesus, du bist Christus, der Gesalbte“, also der Messias, der von Gott verheißene Retter. So bekennt Petrus seinen Glauben: „Jesus, du bist der Christus, du bist der Sohn des lebendigen Gottes.“ Ein Glaubensbekenntnis von Petrus.
Jesus als Bauherr der Gemeinde
Was antwortet Jesus auf dieses ganz zentrale Glaubensbekenntnis von Petrus? Petrus sagt: „Du bist der Christus.“ Und Jesus antwortet ihm: „Und du bist Petrus.“
Petrus heißt eigentlich Simon, doch Jesus selbst hatte ihm diesen neuen Namen gegeben. Jesus nennt ihn also bei diesem Namen, den er ihm selbst gegeben hatte, und sagt in Matthäus 16,18: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen. Und die Pforten des Totenreiches werden nicht stärker sein als sie.“
Beim ersten Mal, als wir aus Jesu Mund den Begriff Gemeinde hören, spricht er davon, dass er Gemeinde bauen will. Man könnte auch sagen: „Ich werde meine Gemeinde bauen.“ Damit ist eines klar: Wenn es um Gemeinde als Bauwerk, als Haus, als Gebäude geht, macht Jesus gleich beim ersten Mal klar und deutlich, dass er der Bauherr ist.
Jesus ist der Bauherr der Gemeinde. Er baut die Gemeinde, nicht Menschen. Nicht du und ich sind die Bauherren. Es wird auch nicht unser Bauplan verwirklicht, nicht unsere Vorstellungen, nicht unsere Wünsche, nicht unsere Geschmäcker sind vorrangig. Der Bauherr der Gemeinde ist Jesus. Gemeinde ist sein Projekt, und es ist ein Bauprojekt.
Wie nennt man ein Bauprojekt, das noch nicht ganz abgeschlossen ist? Das ist eine Baustelle. Ja, eine Baustelle. Kommt die Gemeinde manchmal wie eine einzige Baustelle vor? Super, genau so soll es sein. Das war die Idee dahinter.
Die Frage ist nur: Werden Gottes Pläne hier verwirklicht oder setzen Menschen ihre eigenen Ideen in die Tat um? Ich weiß nicht, ob es dir manchmal so geht wie mir. Manchmal bin ich frustriert, wenn ich an die Großbaustelle Gemeinde denke. Weißt du, warum ich manchmal frustriert bin? Weil nicht meine ganzen schönen, tollen Gedanken und Ideen in der Gemeinde verwirklicht werden. Dabei war das gar nie Gottes Vorstellung von Gemeinde.
Ich glaube, uns geht manchmal die Begeisterung für Gottes Bauprojekt verloren, weil wir unsere eigenen Vorstellungen haben. Wir denken: „Wir sollten das so machen und nicht so.“ „So hat man das früher gemacht, heute macht man es ganz anders.“ Die anderen sagen gerade das Gegenteil: „Nein, so wie es früher war, war es richtig. Das darf man jetzt nicht, die Welt einziehen lassen“ oder was auch immer.
Dann werden Diskussionen geführt, und eine Diskussion jagt die andere. Eine Idee wird gegen die andere ausgespielt, dann werden Vor- und Nachteile abgewogen. Am Schluss ist immer ein Teil der Beteiligten beleidigt, weil der Rest ihre Idee nicht so gut findet und sie nicht in die Tat umgesetzt wird. Und dann kommt der große Gemeindefrust.
Hast du das schon mal erlebt, Gemeindefrust? Nun, mal ganz ehrlich, so unter uns: Wenn du das noch nie erlebt hast, dann kann es auch daran liegen, dass du dich noch nicht wirklich in der Gemeinde eingebracht hast. Kann sein.
Aber ich muss natürlich sagen: Ganz ehrlich, viel Gemeindefrust, viel fehlende Freude an der Gemeinde, an Gemeinschaft, am Zusammenleben, Zusammenarbeiten, an der Korrektur und an der Ermutigung in der Gemeinde kommt daher, weil wir vergessen, dass Jesus der Bauherr ist. Er ist der Bauherr.
Es geht nicht um unsere Ideen, es geht nicht um unsere Pläne, es geht nicht um unsere Vorstellungen. Und warum ist das so? Nun, ein ganz einfacher Grund: Weil seine Ideen, weil seine Pläne viel, viel genialer sind.
Mein Wunsch und mein Gebet ist, dass wir gerade auch durch diese Predigtreihe neu im Herzen entfacht werden für Gemeinde. Dass wir entdecken, wie genial Gottes Idee hinter Gemeinde ist und wie sehr wir uns selbst schaden, wenn wir das Potenzial von Gemeinde für uns persönlich nicht voll ausschöpfen.
Fundament und Eckstein der Gemeinde
Jesus sagt: „Ich will oder ich werde Gemeinde bauen.“ Das sagt er beim ersten Mal, als das Wort Gemeinde im Neuen Testament zum ersten Mal verwendet wird. Er geht sozusagen unter die Häuslebauer und erteilt gleich eine wichtige Lektion zum Thema Hausbau: Ein vernünftiger Bau braucht ein vernünftiges Fundament. Das weiß jeder, der ein Haus baut.
Ein vernünftiger Bau braucht ein vernünftiges Fundament. Und ein vernünftiges Fundament ist nicht Sand, Moor, Schlick oder sogar Schiefer. Das habe ich beim Hausbau feststellen müssen: Nicht mal Schiefer ist ein vernünftiges Fundament. Ein richtig stämmiger Felsen ist notwendig.
Es gibt Leute, die diesen Bibelvers lesen und sagen: „Okay, du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.“ Also ist Petrus das Fundament der Gemeinde, steht doch da, oder? Petrus ist das Fundament der Gemeinde. Dann wird die griechische Bedeutung des Wortes „Petros“ erörtert, und man diskutiert heftig. Dabei hätte man auch noch eine andere Stelle lesen können – und wäre vielleicht noch überraschter gewesen als jetzt.
An dieser anderen Stelle, die ich euch jetzt zeigen möchte, wird nicht nur deutlich, was das Fundament ist und was das ganze Bauwerk mit Petrus zu tun hat, sondern auch mit dir und mir. Deswegen darf ich euch bitten, aufzuschlagen bei Epheser 2,20. Dort heißt es:
Das Fundament des Hauses – ich lese hier aus der neuen Genfer Übersetzung – sind die Apostel und Propheten, und der Eckstein dieses Gebäudes ist Jesus Christus selbst. Er hält den ganzen Bau zusammen. Durch ihn wächst er und wird ein heiliger, dem Herrn geweihter Tempel. Durch Christus seid auch ihr in dieses Bauwerk eingefügt, in dem Gott durch seinen Geist wohnt.
Bis hierhin: Gemeinde ist ein Bauwerk, und wir müssen sagen, aktuell ist sie noch eine Baustelle. Der Bauplan für dieses Gebäude kommt von höchster Stelle. Jesus ist der Bauherr, und seine Pläne sollen in der Gemeinde umgesetzt werden. Aber das Fundament ist schon gegossen.
Das Fundament des Hauses, so heißt es hier in Epheser 2,20, in das ihr eingefügt seid, sind die Apostel und Propheten. Das ist das Fundament, so steht es da. Also gehört auch Petrus dazu. Auf diese Grundlage baut Jesus die Gemeinde. Die Gemeinde ist nicht aufgebaut auf eine Lehre, noch nicht mal auf die Bibel. Die Grundlage der Gemeinde sind die Apostel und Propheten.
Paulus drückt es also genau so aus wie Jesus, wenn er Petrus den Felsen nennt, auf dem die Gemeinde gebaut ist. Aber wir fragen uns jetzt: Moment, ist die Gemeinde nicht auf Christus gebaut, auf Jesus? Nun, hier steht: Das Fundament, die Grundlage, sind die Apostel und Propheten, und Jesus ist der Eckstein. Quasi der wesentlichste und wichtigste Bestandteil dieses Fundamentes.
Eckstein – es gibt verschiedene Definitionen, ich werde euch gleich noch eine vorstellen. Die gängigste Definition von „Eckstein“ war, dass der Stein, der als erstes gelegt wurde, ein großer Stein ist. Dieser Stein wird der Eckstein genannt und legt die Lage und die Ausrichtung des Hauses fest. Jesus ist der Eckstein, das ist ganz klar. Er bestimmt, wo das Gebäude hinkommt und welche Ausrichtung es hat.
So steht es da, das ist die Bildsprache, die hier verwendet wird. Im nächsten Vers heißt es: Er hält den ganzen Bau zusammen. Der Eckstein, Jesus Christus, hält den ganzen Bau zusammen. Durch ihn wächst der Bau und wird ein heiliger, dem Herrn geweihter Tempel.
Nun, ich muss euch sagen, es gibt noch eine andere Definition, ein anderes Verständnis oder eine andere Verwendung des Wortes „Eckstein“, die ich euch jetzt noch zeigen möchte. Ich habe es vor Jahren hier schon einmal gezeigt, und es gefällt mir besonders gut, weil es den 21. Vers so gut unterstreicht, wenn es heißt, dass er den ganzen Bau zusammenhält.
Hier seht ihr einen Torbogen, und der Eckstein ist der oberste Stein in diesem Bogen. Ich habe nachgelesen und muss das jetzt so glauben: Der oberste Stein, der in einen Torbogen eingefügt wird, ist der Eckstein. Wir wissen, wie ein Torbogen gebaut wird: Man braucht eine Unterkonstruktion, eine Hilfskonstruktion. In dem Moment, wo der oberste Stein im Torbogen liegt, entsteht Stabilität. Ohne diesen Stein würde der Torbogen nicht halten, sondern sofort in sich zusammenfallen.
Deswegen gefällt mir dieses Bild so gut für Jesus Christus: Ohne ihn würde alles in sich zusammenfallen. In dem Moment, wo der Eckstein eingefügt ist, hat der Torbogen Halt. Die Hilfskonstruktion, die zum Errichten notwendig ist, kann man dann wegnehmen, denn das Ganze hält. So kann man weiterbauen.
Mit Jesus wird im übertragenen Sinn die Hilfskonstruktion des Gesetzes überflüssig. Jesus ist der Eckstein. Er definiert die Lage des Gebäudes und die Ausrichtung. In ihm wächst das Bauwerk, in ihm hält es wirklich zusammen. Er ist der Bauherr. Er will und wird seine Gemeinde bauen. Seine Ideen und Pläne sollen umgesetzt werden. Und das Fundament sind die Apostel und Propheten.
Bedeutung der Apostel und Propheten als Fundament
Was heißt das jetzt konkret? Was bedeutet es, dass Apostel und Propheten das Fundament und die Grundlage bilden?
Zum einen kann man verstehen, dass die Grundlage die Lehre der Apostel und Propheten ist, die Gott ihnen anvertraut hat. Apostel und Propheten sind im Alten und Neuen Testament von Gott gesandte Menschen. Sie haben den Menschen erzählt, wie Gott ist und wie sein Charakter beschaffen ist. Sie haben den Leuten beigebracht, dass Gott möchte, dass auch sie diesen Charakter bekommen, einen göttlichen Charakter. Außerdem haben sie erklärt, wie das möglich ist.
Aber als Apostel und Propheten bilden sie nicht nur durch ihre Lehre, also durch das, was sie gesagt und geschrieben haben, die Grundlage. Auch wenn wir das wörtlich nehmen, bilden sie als Personen die Grundlage. Sie sind Menschen, in denen Gott wirken konnte. Als Gläubige, die Jesus nachfolgen, als Jünger, die ihrem Meister immer ähnlicher wurden, als Menschen, die Gott benutzte, um andere mit ihm bekannt zu machen – als solche bilden sie das Fundament.
Der wichtigste Bestandteil der Ecksteine ist Jesus Christus. In den Evangelien lernen wir Gott kennen, der Mensch wurde in Jesus Christus. Dabei wird mir eine Sache deutlich, die ich vorhin gesagt habe: Schon von Anfang an besteht die Gemeinde nicht aus Lehre, nicht aus Dogmen, nicht aus Sakramenten, nicht aus schriftlichen Grundlagen, nicht aus moralischen Grundsätzen und auch nicht aus Glaubensbekenntnissen. Die Gemeinde besteht aus Menschen, die sich Gott ganz zur Verfügung stellen. Das ist Gemeinde.
Der Bauherr ist Jesus. Seine Pläne werden verwirklicht, er hält den Bau zusammen. Durch ihn wächst der Bau. Ein Haus, das wächst, ist noch nicht fertig. Genau so ist es mit der Gemeinde – sie ist eine Baustelle.
Du kannst jetzt danebenstehen und, wenn du unsere Gemeinde anschaust, sagen: „Also ich weiß es auch nicht.“ Ich gehe schon einige Jahre nach Speiching, zu euch in die Gemeinde. Ihr seid schon seit vielen Jahren dabei, die Gemeinde zu verbessern, euch selbst zu verbessern, Dinge auf die Reihe zu bekommen, Menschen zu gewinnen und zu predigen. Manchmal habt ihr Probleme miteinander, ihr kriegt das nicht auf die Reihe. Ihr versucht, Kaffee zu trinken und Essen zu machen, aber irgendwie kommt ihr nicht richtig auf den grünen Zweig. Ihr seid irgendwie nie fertig.
Das sieht nach viel Arbeit und Getue aus. Wenn ich mir andere Vereine anschaue, dann stellen die etwas auf die Beine, sie schaffen etwas, es funktioniert anders. Das kann man so sehen. Ob du das so siehst, hängt ganz wesentlich von deiner Perspektive ab.
Weißt du, wann sich diese Perspektive ändert? Wenn du nicht mehr von „ihr“ und „euch“ redest, sondern von „uns“. Wenn du dich als Teil des Ganzen begreifst, dann ändert sich deine Sicht auf die Gemeinde.
Und genau das sagt Vers 22 hier aus: Durch Christus seid auch ihr in dieses Bauwerk eingefügt, in dem Gott durch seinen Geist wohnt.
Gemeinde als lebendiges Bauwerk
Und es kommt etwas ganz Wesentliches: Es geht nicht darum, dass du Gemeinde baust. Darum geht es nicht. Mitarbeiter in der Gemeinde – und meine Ansicht ist, jeder sollte Mitarbeiter in der Gemeinde sein – sind nicht in erster Linie Menschen, die anpacken und mithelfen.
Mitarbeiter in der Gemeinde sind – und jetzt pass auf – Menschen, die sich einbauen lassen, die sich einfügen lassen, die an sich arbeiten lassen. Sie sind bereit, nicht einfach Gemeinde zu bauen, sondern Gemeinde zu sein.
Ich möchte euch erklären, warum ich das für so entscheidend wichtig halte: Es geht nicht darum, Gemeinde zu bauen, sondern Gemeinde zu sein. Stell dir mal Folgendes vor – ein kleines Gedankenexperiment:
Stell dir vor, es hätte einen Moment gegeben, als Gott angefangen hat, sich Gedanken über die Welt und seine Menschen zu machen. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Menschen schon von ihm abgefallen waren. Das ist jetzt nur eine Gedankenstütze, ja, ihr seht dann, worauf das hinausläuft.
Er schaut sich die Menschheitsentwicklung an und sagt: Okay, ich habe Menschen geschaffen nach meinem Bild. Ich wollte Menschen haben, die meinen Charakter, mein Wesen in sich tragen. Die Menschen wollten das nicht haben. Sie haben sich dagegen entschieden. Und weil Liebe eine freiwillige Angelegenheit ist, habe ich sie gehen lassen. Sie durften diese Entscheidung treffen. Ich habe ihnen Freiheit gegeben, ein Leben ohne mich zu leben.
Dadurch ist ihr Leben verkommen zu einem Zerrbild, zu einer Fratze. Sie sind nicht mehr ein Abbild von meinem Charakter, sondern ein Abbild vom Gegenteil. In ihrem Wesen, in ihrem Charakter sind sie verdorben, selbstsüchtig, egoistisch, nachtragend, neidisch – all die bösen Dinge. Wir wissen das, und es tut gut, immer wieder darüber nachzudenken.
Gott hat jetzt nicht einfach gesagt: „Okay, lass sie laufen, das war ihre Entscheidung, sie müssen mit den Konsequenzen leben.“ Sondern er hat gesagt: „Ich möchte ihnen eine zweite Chance geben, zu dem zu werden, wozu ich sie eigentlich geschaffen habe – nämlich mein Ebenbild, ein Ebenbild von meinem Charakter, ein Gemälde von meinem Wesen.“
Aber die Menschen sind so weit davon entfernt. Und jetzt schau dich mal selbst an: Denk mal über deinen Charakter nach. Denken die Menschen um dich herum, dass sie es mit Gott zu tun haben? Also jetzt nicht im Sinne davon, dass du Tote auferweckst oder Feuer vom Himmel fallen lassen kannst, sondern dass die Menschen um dich herum sagen: „Mensch, der Peter und der Paul und die Olga und die Sabine und der Lothar – das sind Menschen, die gehen mit mir so um, wie ich glaube, dass Gott mit mir umgeht. Sie sind barmherzig, sie sind vergebungsbereit, sie sind freundlich, sie sind voll Liebe – Liebe, die schenkt und nicht erwartet. Sie sind an mir interessiert. Sie wollen für mich nur das Beste.“
Bist du so? Sagen die Leute in deinem Umfeld das von dir? Bist du ein Abbild von Gottes Charakter?
Stell dir vor, Gott ist da und er hat ein weißes Blatt Papier vor sich. Er möchte einen Plan erstellen: Wie schaffe ich es – ich spreche jetzt menschlich, ihr seht es mir nach – den Menschen eine Hilfe zu bieten, dahin zurückzukommen? Wie bekomme ich gefallene Menschen, Leute mit sündiger Natur, mit verdorbenem Charakter, dazu, wieder so zu werden, wie es sein sollte?
Nun, das eine ist das Erlösungswerk Christi, das überhaupt erst die Voraussetzungen dafür schafft. Das ist klar. Ohne dieses Werk anzunehmen, haben wir keine Möglichkeit, überhaupt zu Gott zu kommen. Aber wie soll es denn stattfinden, dass dieser Prozess – ein Fachbegriff, den die Bibel nennt, ist Heiligung – vonstattengeht? Dass Menschen wieder immer mehr dahin kommen, dass sie ein Abbild von Gottes Wesen sind? Dass sie wieder zu Menschen werden, die göttlichen Charakter widerspiegeln und dadurch Gottes Ehre auf der ganzen Erde vermehren?
Und dann hat Gott dieses leere Blatt Papier vor sich, und er fängt an, ein Bauwerk zu malen, einen Bauplan zu machen. Er entwickelt den Bauplan von einem Haus. Und er entwickelt den Bauplan von etwas, gegen das das Parlamentsgebäude von Budapest so alt aussieht.
Und wisst ihr, für wen er dieses Haus baut? Für sich selbst. Er baut dieses Haus für sich selbst.
Wir haben es gelesen: Durch Christus seid auch ihr in dieses Bauwerk eingefügt, in dem Gott durch seinen Geist wohnt. Er möchte darin wohnen.
Im Alten Testament war der Ort, wo Gott wohnte, der Tempel. Dieses Wort Tempel taucht hier auch auf, Ende Vers 21: dem Herrn geweihter Tempel. Wohnt Gott tatsächlich in einem Haus aus Steinen und Holz? Schon Salomo war sich bei der Einweihung des Tempels bewusst, als er betete: „Der Himmel und aller Himmel Himmel können dich ja gar nicht fassen.“
Oder kann es sein, dass die Stiftshütte und die Tempel nicht vielmehr ein sichtbares Bauwerk waren – ein Abbild, eine Vorausschattung, ein versinnbildlichtes Bauwerk? Ein Schatten von etwas, das viel, viel, viel größer einmal sein wird als alles, was man aus Mörtel und Beton und Silber und Gold bauen kann?
Könnte es sein, dass Gott durch die Stiftshütte und die Tempel bei den Menschen einfach die Faszination für seine geniale Idee der Gemeinde wecken wollte? Dass er ihnen zeigen wollte: „Ihr lieben Menschen, ich möchte ein Zuhause!“ Ja! Und ihr könnt euch das vorstellen wie so ein Haus, in dem ich wohnen kann. Wie eine Hütte, in der ich euch begleiten kann. Wie ein Tempel, der heilig ist und nur für mich gebaut wurde – aber viel besser.
Der Tempel Gottes ist heilig, so schreibt Paulus mal an eine Gemeinde in Griechenland. Und dieser Tempel seid ihr. Gott möchte ein Haus haben, in dem er wohnen kann. Ja, aber Steine sind ihm nicht genug. Beton, Zement und Edelsteine reichen ihm nicht. Zedernholz, Silber und Gold sind ihm nicht wertvoll genug. Er möchte etwas viel Wertvolleres haben, um darin zu wohnen. Das sind Menschen – du und ich.
Die Ziele des göttlichen Bauwerks Gemeinde
Und auf seinem weißen Blatt Papier hat er ein Haus entworfen, das zwei ganz wesentliche Aspekte erfüllt. Ich möchte euch diese beiden Ziele von Gottes umwerfendem Bauwerk zeigen, weil ich glaube, dass wir viel zu oft Gemeinde geringschätzen. Das liegt daran, dass wir gar nicht begreifen, wie genial der Plan ist und weil wir nicht auf dem Schirm haben, wie sehr Jesus Christus selbst die Gemeinde liebt.
Hier also die zwei Ziele, die Gott, der Architekt, mit seinem Bauwerk Gemeinde erreichen will. Das erste Ziel ist: Man soll über sie staunen. Über die Gemeinde soll man staunen. Sie soll etwas Repräsentatives sein, das Haus soll etwas hermachen. Wer dieses Haus sieht, der soll über den Architekten staunen – über seinen Sinn für Ästhetik und Schönheit.
Der Bau soll auch etwas aussagen über seine Art zu denken, über das Wesen des Architekten und seinen Charakter widerspiegeln. Außerdem soll das Bauwerk einen ganz bestimmten Zweck erfüllen, nämlich Menschen helfen – zum einen, wieder ein Ebenbild Gottes zu werden, und zum anderen, Lohn im Himmel zu bekommen.
So wie Imre Steindl sich ein Parlamentsgebäude ausgedacht hat, das zum einen repräsentativ ist, sodass die Leute, die es anschauen, begeistert sind und ihnen der Mund offenstehen bleibt, und das Gebäude ganz bestimmten Zwecken dient, so hat Gott sich die Gemeinde ausgedacht. Auf der einen Seite soll Staunen hervorgerufen werden, auf der anderen Seite soll sie ganz bestimmten Zwecken dienen.
Wenn ihr das so anschaut: Man soll über die Gemeinde staunen, sie soll Menschen helfen, wieder ein Ebenbild Gottes zu werden und Lohn im Himmel zu bekommen. Was denkt ihr, entspricht unsere Gemeinde diesen beiden Kriterien? Zögerliches Nicken, Fragezeichen in den Gesichtern.
Gut, unsere Gemeinde ist eine Baustelle, okay. Aber kann man erkennen, dass sich das Haus in diese Richtung entwickelt? Ist unsere Gemeinde eine schöne Gemeinde, über die man staunt? Dient unsere Gemeinde dazu, dass Menschen in ihrem Charakter verändert und Jesus ähnlicher werden? Macht es unsere Gemeinde euch und mir leicht, Lohn im Himmel anzusammeln? Was meint ihr? Ist das so bei uns?
Jetzt denkst du vielleicht: Na ja, also Daniel, weißt du, Gottes Plan mit Gemeinde ist bestimmt prima, aber in unserer Gemeinde wird der einfach oft nicht so richtig umgesetzt. Ich meine, Kriterium eins: Man soll über sie staunen – na ja, geht so. Schon das Gemeindehaus ist eher schlicht gehalten, in der Zeitung steht eher selten etwas von uns, und wir haben nicht mal irgendeinen international bekannten Starprediger oder so.
Was sagt unsere Gemeinde über Gott als Architekten aus? Grübel, grübel – eigentlich keine Ahnung. Begeisterungsstürme über Gott werden von unserer Gemeinde jetzt nicht unbedingt bei jedem losgetreten, der hier hinten die Schwelle überschreitet, oder?
Paulus als Bauleiter und das Staunen der Engel
Nun möchte ich euch ein paar Zeilen vorlesen, die für mich wie Auszüge aus dem Protokoll eines Bauleiters wirken. Wenn jemand einen guten Einblick in die göttlichen Baupläne hatte, dann war es Paulus, oder?
Er schreibt über den repräsentativen Zweck der Gemeinde. Ihr dürft gerne mit mir aufschlagen bei Epheser 3, Vers 9-12.
Dort heißt es: „Es ist mein Auftrag, allen Menschen die Augen dafür zu öffnen, wie der Plan verwirklicht wird, den Gott, der Schöpfer des Universums, vor aller Zeit gefasst hatte. Bisher war dieser Plan ein in Gott selbst verborgenes Geheimnis. Doch jetzt – jetzt kommt der repräsentative Teil – sollen wir die Mächte und Gewalten in der unsichtbaren Welt durch die Gemeinde die ganze Tiefe und Weite von Gottes Weisheit erkennen.“
Genau so heißt es in Vers 11: „Gott hatte es sich vor aller Zeit vorgenommen, und dieses Vorhaben hat er nun durch Jesus Christus, unseren Herrn, in die Tat umgesetzt.“
Durch ihn, nämlich Jesus, haben wir alle, die wir an ihn glauben, freien Zutritt zu Gott und dürfen zuversichtlich und vertrauensvoll zu ihm kommen. So steht es hier, ich habe es später in der NGU gelesen.
Ich wünsche mir sehr, dass das heute Morgen auch stattfinden darf, dass dieses Anliegen des Paulus – den Menschen die Augen zu öffnen – heute ein bisschen passiert. Dass wir begreifen: Gemeinde ist ein Bauwerk, das dazu da ist, dass der Engelswelt vor Staunen der Mund offen stehen bleibt.
Halleluja, dafür sind wir sehr, sehr dankbar, dass das wirklich bei uns so geschehen darf. Und das ist etwas, worüber die Engel staunen. Gott hat sich vor aller Zeit vorgenommen: Ich werde etwas entwerfen, das nicht einfach Menschen mit ihren menschlichen Augen anschauen und bestaunen, wie ein äußeres Gebäude, bei dem sie sagen: „Oh, das ist toll.“
Sondern ich entwerfe etwas, das auf einer höheren Ebene, auf der geistlichen Ebene, die Gewalten und Mächte zum Staunen bringt, weil es meine Weisheit zum Strahlen bringt.
Das, ihr Lieben, ist Gemeinde. Zum einen natürlich die weltweite Gemeinde, also alle echt an Jesus Glaubenden auf der ganzen Welt zu allen Zeiten. Von dieser weltweiten Gemeinde dürfen wir hier in Speichingen als Gläubige auch ein Teil sein.
Gottes Ziel mit uns, die wir hier sitzen, ist es, dass seine Weisheit deutlich wird.
Was meint ihr, wie passiert das? Wie wird göttliche Weisheit an unserer Gemeinde sichtbar? Ist es durch ein tolles Gemeindehaus, durch eine durchdachte Struktur oder durch großartige Veranstaltungen?
Paulus sagt in dem Kapitel, das ich gelesen habe, in den Versen: Ihr dürft gläubig sein, ihr als Heiden – ich sage es mit meinen Worten – ihr als Heiden dürft dazugehören. Ihr habt freien Zutritt durch Jesus zu Gott. Ihr dürft zuversichtlich und vertrauensvoll, in anderen Übersetzungen heißt es „mit Freimütigkeit“, zu Gott kommen.
Leute, ihr seid nicht einfach die hundert Topmanager von Deutschland, ihr seid nicht die Regierungselite der G20 oder so etwas. Ihr seid nicht Vertraute des mächtigsten Mannes der Welt.
Vielmehr seid ihr diejenigen, die zu Gott vertrauensvoll Zugang haben. Ihr müsst nicht in gebührender Entfernung und mit Abstand vor ihn treten, weil das Protokoll es so vorschreibt.
Ihr dürft eine vertrauensvolle Beziehung zu Gott, dem Schöpfer, haben – so wie ein Freund zu seinem Freund. Das seid ihr. Das ist es, was euch verbindet und was euch zu der besonderen Gemeinschaft überhaupt macht.
Die Engel schauen sich das an, sie blicken auf uns und denken: Kann das sein? Der Gottfried ist dabei, die Irina, echt jetzt, der Dieter mittendrin, die Tabea – ein Baustein in diesem göttlichen Gebäude.
Sie kommen zum Staunen und sagen: „Wow, wie großartig ist doch dein Tun und Walten, Herr, unendlich tief sind deine Gedanken.“ So schreibt es der Psalmschreiber in Psalm 92.
Ich glaube, in diese Richtung gehen die Gedanken der Engel, der Engelswelt. Sie staunen über die göttliche Weisheit, über die Tiefe seiner Weisheit und seines Tuns.
Dass er sündige Menschen annimmt, dass er ihnen eine zweite Chance gibt – Leute, die von ihm nichts wissen wollten, die dachten, ihre eigenen Wege und Pläne seien besser als seine.
Und er nimmt diese toten Steine und haucht ihnen Leben ein. Petrus beschreibt es so: Er macht lebendige Steine. Diese Formulierung benutzt er für sein überwältigend schönes Haus, in dem er selbst wohnen möchte.
Das ist Gemeinde. Darüber staunen die Engel.
Kannst du jetzt ein bisschen verstehen, warum Jesus die Gemeinde so liebt? Mehr als alles andere auf der Welt. Jesus liebt die Gemeinde.
Die Frage ist: Liebst du sie? Liebst du Gemeinde? Du kannst Jesus nicht lieben und die Gemeinde ist dir egal. Das geht nicht.
Jesus liebt die Gemeinde. Liebst du Jesus, dann wirst du auch die Gemeinde lieben.
Gemeinde als heiliger Tempel und Säule
Paulus schreibt: „Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig – und übrigens, der seid ihr.“ Nimm Gott ernst! Du bringst Gottes Gericht über dich, wenn du den Tempel Gottes zerstörst.
Nun, wenn du ein Kind Gottes bist und selbst Hand an den Tempel Gottes legst, zerstörst du damit ja ein Stück weit dich selbst. Gott liebt dich aber, und deshalb steht alles, was dich kaputt macht, automatisch auf seiner Abschlussliste. Er möchte nämlich, dass du ein wichtiger Bestandteil seines Hauses bist – ein lebendiger Stein, eine Säule.
So sagt Jesus in der Offenbarung: „Wer überwindet, den will ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen.“ Am Anfang haben sich die Gläubigen in der Säulenhalle Salomos versammelt. Dann sagt Jesus: „Ihr sollt Säulen sein.“ Du sollst eine Säule sein in der Gemeinde – das möchte Jesus von dir haben.
Du sollst eine Säule sein, einer, der die Engelswelt staunen lässt. Nicht weil du ein Vorzeigechrist bist, über dessen fromme Werke und Spenden die Leute staunen, sondern weil du einer bist, der zur Gemeinschaft der Gläubigen gehört. Zur Gemeinschaft von Menschen, die eine tiefe und vertrauensvolle Beziehung zum Schöpfer des Universums haben. Das sind Säulen, das sind Menschen, die Gemeinde ausmachen. Das sind Gläubige, von denen die Engelswelt das Staunen lernt.
Vielleicht sagst du: „Na ja, Daniel, du scheinst begeistert zu sein, schön für dich. Es mag ja sein, dass die Engel staunen, aber ich persönlich staune manchmal auch über die Gemeinde – aber eher darüber, wie verwelkt, verdorben und verkorkst manches ist.“ Geht es dir so?
Ich muss euch ganz ehrlich sagen: Wenn ich manchmal höre, wie Gläubige über Gemeinde reden, dann tut mir das weh. Sie reden über ein Bauwerk, das Jesus liebt, über die Verwirklichung von Gottes Idee, die er schon hatte, als es noch nicht mal Zeit gab – und sie schimpfen darüber, als würden sie über Stuttgart 21 oder den Berliner Flughafen reden.
Wie redest du über das Bauwerk, über das die Engel staunen? Wie redest du darüber? Ich muss sagen, ich höre ja jetzt schon fast, wie manche denken: „Daniel, du bist ein unverbesserlicher Optimist.“ Jetzt muss ich dir mal was sagen: Gemeinde ist eine geniale Idee, aber man muss beim Namen nennen, was nicht richtig läuft, oder?
Man kann nicht einfach ignorieren, wenn Dinge falsch angepackt werden. Man darf nicht einfach wegschauen, wo Menschen Fehler machen, wo falsche Einflüsse reinkommen. Und bei aller Liebe: Ich sehe in der Gemeinde ganz, ganz viel, das nicht Bestandteil von Gottes genialem Plan ist. Ich sehe, dass die Bauarbeiter murksen beim Bau von Gottes Werk. Der Plan ist ja prima, aber bei der Umsetzung hapert es gewaltig.
Wenn du so oder ähnlich denkst, dann stelle ich dir jetzt eine Frage: Wer baut denn Gemeinde? Ist es nicht Jesus, der seine Gemeinde baut? Meinst du nicht, dass er seinen Plan umgesetzt bekommt? Ich denke, wir sind uns einig darin, dass Jesus ganz bestimmt kein ungeschickter Bauarbeiter ist, der Pfusch produziert, oder?
Könnte es sein, dass nicht nur sein Plan, sondern auch die Ausführung – also die Art und Weise, wie Jesus seine Gemeinde baut – viel genialer ist, als wir uns das oft vorstellen?
Aber Daniel, die Bausteine des Hauses sind oft so eigenwillig und schwierig. Der eine sieht es so, der andere ganz anders. Stimmt, aber was ist denn Gottes Plan mit seinem Haus? Ist es nicht sein Ziel, dass die Menschen, die er liebt, wieder dahin kommen, wo er sie von Anfang an haben wollte – zu seinem Ebenbild?
Ja schon, Daniel, aber das ist ja gerade das Problem: Das sind sie nicht. Ich fühle mich nicht umgeben von liebevollen Geschwistern, die mich behandeln, wie Gott das tun würde. Wir haben vorhin das schöne Zeugnis gehört, wir sind sehr dankbar, wenn es so ist, wenn Leute das so wahrnehmen. Aber vielleicht bist du schon eine Weile mit dabei und hast manchmal nicht den Eindruck, dass jeder zu hundert Prozent von göttlicher Liebe erfüllt ist.
Und wisst ihr, wenn wir in der Gemeinde die anderen anschauen und von ihnen verlangen, doch bitteschön Jesu Charakter an den Tag zu legen, dann ist der Gemeindefrust nicht weit. Dann kann es sein, dass Gemeinde enttäuschend für dich ist.
Man setzt sich ein, bekommt nicht mal ein Dankeschön. Das kann dir hier passieren, auch in Speiching. Man bemüht sich um andere, die merken das nicht mal. Und manchmal haben Leute den Eindruck: Je mehr man tut, desto schwieriger wird das Ganze. Lieber zurücklehnen und ein bisschen konsumieren – dann hat man weniger Probleme.
Auf den ersten Blick ist es wirklich so. Aber jetzt kommt mein wichtigster Punkt von heute morgen. Und wenn du alles vergisst, dann bitte, bitte, bitte merk dir diesen letzten Punkt:
Wenn Jesus Gemeinde baut, wenn er Gemeinde dazu benutzen will, um sich zu verherrlichen, um die Engelswelt staunen zu lassen, um Menschen charakterlich zu verändern, so dass sie immer mehr werden wie er, um Gläubigen die Gelegenheit zu geben, Lohn im Himmel zu sammeln – dann tut er das nicht für die anderen, sondern für dich.
Gott hat einen Plan, und Gemeinde ist Gottes genialer Plan für dich. Nicht nur sein Plan – ich erkläre gleich noch, was ich damit meine – nicht nur sein Plan von Gemeinde, sondern auch die Art und Weise, wie er Tag für Tag an diesem Berg weiterbaut, ist derart genial, dass gerade die Unzulänglichkeiten, gerade die Schwierigkeiten, gerade die Unfähigkeiten, ja sogar die Sünden und Verfehlungen, das Versagen der anderen Bausteine dazu dienen, dass er zu seinem Ziel kommt.
Ist das nicht gewaltig? Gemeinde ist Gottes genialer Plan für dich. Dich ärgert es vielleicht, weil du mit etwas Mühe hast, wenn du an unsere Gemeinde denkst. Vielleicht ärgert dich, dass die Organisation manchmal zu wünschen übriglässt, wenn man ein bisschen mitarbeitet und denkt: „Das hätten die jetzt auch vorher mit besserer Kommunikation machen können“, was auch immer.
Nun, es kann echt frustrierend sein, wenn du auf die anderen schaust und denkst, es wäre Gottes Ziel, dass die Gemeinde läuft wie eine Organisation am Schnürchen, dass alles top funktioniert. Dann ist es echt frustrierend, wenn man damit konfrontiert wird, dass es nicht so läuft.
Aber es ist nicht mehr so frustrierend, wenn man begreift: Selbst eine verkorkste Organisation ist Teil seines genialen Plans. Wenn du begreifst, es geht nicht um die anderen bei Gemeinde, es geht um mich. Es geht um mich, und das Organisationsproblem dient dazu, meinen Charakter zu verändern, in mir Früchte hervorzubringen, die kein normaler Mensch in so einer Situation aus sich selbst herausquetschen kann. Nämlich Geduld, Freundlichkeit, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung – diese Dinge sollen groß werden.
Vielleicht sagst du: Die Liebe der Geschwister um mich herum ist nicht so, wie ich mir das wünsche. Nun, ihr Lieben, es gibt keine bessere Gelegenheit, als göttliche Liebe einzuüben und auszuüben, als da, wo du nicht entsprechend zurückgeliebt wirst.
Ja, wenn du nur die liebst, die dich lieben, was hast du da für einen Lohn? Das tut jeder Ungläubige auch. Da ist nicht viel Genialität dabei.
Und wo wir gerade beim Lohn sind: Als Paulus mal von Gemeinde als Bauwerk Gottes schreibt, da ist genau das seine Botschaft. Da sagt er: „Schau, dass du ein Teil von dem Tempel Gottes bist, der nicht aus vergänglichem Material besteht.“
Das, was Gemeinde nämlich genial macht, das sind nicht menschliche Gedanken über hohe Theologie, das ist nicht eine Top-Organisation, das ist nicht super Musik, das ist nicht ein tolles Gemeindehaus, das sind nicht große Besucherzahlen, das ist nicht feinste Rhetorik. Das kann alles dazugehören, aber das ist vergänglich, das verbrennt. Darauf kommt es nicht an.
Paulus warnt und sagt: Niemand soll sich selbst etwas vormachen bei diesem Thema, denn was die Welt für klug hält, ist bei Gott töricht. Das Geniale an Gemeinde ist, dass Gott zu seinem Ziel kommt – mit ihrer Fehlerhaftigkeit, mit dieser Art von Baustelle.
Und das entdecke ich nur, wenn ich begreife: Gemeinde ist Gottes genialer Plan, nicht für die anderen, sondern für mich. Und es wünsche ich mir, dass wir das begreifen, dass wir das lernen und merken, wie viel wir auf der Strecke lassen, wenn wir Gemeinde nur als Konsument erleben. Das ist viel, viel zu wenig. Gott hat Besseres im Sinn.
An den nächsten Sonntagen dieser Predigtreihe möchte ich noch über Dinge sprechen wie Zugehörigkeit, Gemeindezucht, Mitarbeit konkret in der Gemeinde und über die DNA der Gemeinde.
Abschluss und Gebet
Aber für heute war es mir einfach wichtig zu zeigen: Gemeinde, das sind Menschen. Das sind Menschen – Menschen wie ich und hoffentlich gehörst du auch dazu. Vom Fundament bis zum Dachgiebel bilden Menschen die Gemeinde.
Jesus Christus selbst ist der Eckstein. Er bestimmt die Lage und Ausrichtung, hält das Bauwerk zusammen und ist auch der Bauherr. Es geht nach seinem genialen Plan, nicht nach meinen selbstherrlichen Ideen, so gut diese auch sein mögen.
Für mich geht es nicht in erster Linie darum, Gemeinde zu bauen. Jesus ist der Bauherr. Mein Auftrag ist es, Gemeinde zu sein – ein lebendiger Stein, den der Bauherr einbauen kann. Ein Teil von diesem Wirklichkeit gewordenen Traum Gottes, über den die Engelswelt staunt. Denn wir sind Menschen, die Gott als Freunde haben möchte. Wir sind ein Teil von dem genialen Plan, den Gott dazu benutzt, damit ich immer mehr zu einem Ebenbild Gottes werden darf.
Ich werde einmal ewigen Lohn im Himmel haben, wenn ich in der ewigen Stadt angekommen bin, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. Amen.
Lieber Vater im Himmel, die Engelswelt staunt, und wir begreifen das manchmal gar nicht richtig. Wir merken, dass wir es nicht begreifen, weil wir nicht mit deinen Gedanken daran gehen. Wir schauen das Menschliche an, das Zeitliche, und sehen die Unzulänglichkeiten.
Heiland, wir wollen sie nicht wegdiskutieren – sie sind da. Aber wir wollen lernen, Gemeinde mit deinen Augen zu sehen. Wir wollen erkennen, wie genial es ist, dass du der Bauherr bist und Gemeinde baust. Und wir wollen lernen, dir darin zu vertrauen, in der Art und Weise, wie du das tust.
Heiland, bitte hilf mir und jedem Einzelnen, dass wir uns einbauen lassen. Dass wir zu lebendigen Steinen werden – Steine, die dem Bauherrn Ehre machen und die Engelswelt staunen lassen. Steine, die sich dadurch als gute Steine erweisen, dass sie ihren Charakter verändern lassen.
Dass wir wirklich zu Menschen werden, die dein Bild immer mehr in sich tragen. Menschen, die mit denen wir zu tun haben, uns kennenlernen und deine Liebe erfahren. Heiland, ich danke dir für das Zeugnis, das wir auch von Joachim gehört haben, wo genau das so sein darf – dass Menschen mit deiner Liebe konfrontiert werden.
Heiland, das wünsche ich mir so sehr für unsere Gemeinde, für mich persönlich. Lass uns darin wachsen und reifen. Du gibst uns in der Gemeinde sogar die Möglichkeit, ewigen Lohn anzusammeln.
Wir begreifen nicht genau, warum das so ist, aber wir danken dir, dass du es so gemacht hast, und wir staunen, dass du es tust. Du bist groß, und wir lieben dich sehr. Amen.
Ich wünsche euch eine gesegnete Woche, einen guten Sonntag und ein gutes Nachhausekommen.