Einleitung und Thema der Predigt
Meine einzige Frau ist zu Hause geblieben, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Meine einzige Tochter, Tabea, hat mich hierher begleitet. Darüber freue ich mich sehr, denn so musste der Vater nicht alleine auf Reisen gehen. Es ist gut, zwei Kinder und eine Frau zu haben, damit immer mal jemand das Team ergänzen kann.
Jesus Christus und die Väter des Glaubens
„Die wundersame Kraft des Glaubens“ ist unser Thema heute Abend. Dieser Satz ist auch der Untertitel. Nach einem anstrengenden Tag, den wir alle miteinander erlebt haben – wir haben viel gehört und viel gesprochen – wollen wir jetzt noch einmal durchstarten. Auch wenn manche vielleicht etwas müde sein sollten, ist das nicht schlimm. Viel schlimmer als normale Müdigkeit ist Müdigkeit und Kraftlosigkeit im Glauben.
Wenn jemand mit dieser Not kämpft, dann ist unser Bibeltext heute Abend genau das richtige Gegenmittel und die passende Erfrischung. Denn dieser Bibeltext führt uns hinein in die wunderbare und wundersame Kraft des Glaubens. Zu diesem Zweck richtet der Hebräerbrief unseren Blick ausgerechnet auf die Väter des Glaubens. Er gibt uns einen Blick in die Geschichte.
Denn Geschichte ist so eine Sache. Der Philosoph Friedrich Nietzsche hat einmal gefragt: „Was kann man aus der Geschichte der Völker lernen?“ Die Antwort lautete: „Aus der Geschichte der Völker kann man lernen, dass die Völker aus der Geschichte nichts gelernt haben.“ Für die Völker im Allgemeinen mag das zutreffen. Für uns Christen sollte das jedoch nicht gelten.
Die Bibel legt großen Wert darauf, dass wir aus der Geschichte der Völker lernen – aber vor allem aus der Geschichte der Bibel und aus der Geschichte Gottes Volkes. Dabei hat die Bibel gegenüber allen anderen Geschichtsschreibungen den Vorteil, dass sie ohne jeglichen Irrtum berichtet. Das dürfen wir wissen: Wir bekommen hier Gottes Bewertung der Geschichte mitgeliefert, also eine verbindliche Deutung der Geschichte.
In der Bibel ist Geschichte ausgesprochen lebendig, plastisch, farbig und spannend geschildert. Das teilt sie natürlich mit anderen Werken der Geschichtsschreibung. Aber in der Bibel ist es irrtumslos und es ist Gottes Deutung. Dieses elfte Kapitel des Hebräerbriefes ist so berühmt, dass man sich als Ausleger kaum heranwagt. Ich werde es trotzdem mit einigem Respekt versuchen.
Ich kann dieses Kapitel heute Abend nicht ganz auslegen. Stattdessen werde ich versuchen, eine Schneise dahin zu schlagen und einen Überblick zu geben. So kann jeder, der hier ist, für sich selbst dieses wunderbare Kapitel weiterstudieren. Es soll also eine Hilfe zum Studium sein.
Besonders werde ich mich auf die ersten sechs Verse konzentrieren, die bei vielen Auslegungen sehr kurz kommen. Wenn man diese ersten sechs Verse verstanden hat, wird sich einem der Rest des Kapitels erschließen. Darum möchte ich besonderen Wert auf diese Verse legen, die häufig übersehen oder nur am Anfang kurz erwähnt werden.
Innerhalb des Hebräerbriefes steht Kapitel 11 an einer sehr kritischen und wichtigen Stelle. Davor wird deutlich, wie ernst die Situation der Empfänger ist, wie bedroht sie in ihrem Glaubensleben sind, wie angefochten und stark unter Druck gesetzt. Dann sagt der Schreiber des Hebräerbriefes in 10,35-36: „Ihr braucht jetzt Geduld. Geduld habt ihr nötig, liebe Brüder und Schwestern.“
Die Notwendigkeit der Geduld im Glauben
Und wie ist es möglich, auf dem Weg des Glaubens Geduld zu haben – und das allein? Hier merkt man, dass der Schreiber nicht einfach weitermachen kann. Ihr braucht Geduld durch den Glauben, und es ist, als ob er merkt: Hier muss ich noch mehr erklären, hier muss ich noch mehr ermutigen. Er kann nicht einfach voraussetzen, dass alle schon wissen, wie das mit dem Glauben ist.
Dann hält er einen Moment inne und sagt: „Leute, lasst uns das noch einmal ganz klar machen.“ Oh, vielen Dank, das ist sehr lieb. So etwas tut einem erkälteten Rachen wohl. Danke schön! Lasst uns also noch einmal ganz klar machen, was Glauben eigentlich ist und was er in seinem Wesen bedeutet.
Der Schreiber fährt fort und sagt, er werde euch – gewissermaßen als Ermutigung und Ansporn – noch ein paar Personen aus der Geschichte vorführen. Er möchte sie in den Zeugenstand rufen, damit ihr an ihnen sehen könnt, dass der Glaube wirklich trägt. Aber um zu verstehen, was diese Menschen geleitet hat, müsst ihr noch einmal das Wesen des Glaubens begreifen. Dann werdet ihr sehen, dass dieser Glaube trägt und durchhält.
So lässt sich das Kapitel in zwei große Abschnitte unterteilen. In den ersten sechs Versen geht es um das übernatürliche Wesen des Glaubens. In den darauffolgenden Versen wird die übernatürliche Wirkung des Glaubens behandelt.
Wir haben also zwei große Abschnitte: Erstens das übernatürliche Wesen des Glaubens und zweitens die übernatürliche Wirkung des Glaubens.
Das übernatürliche Wesen des Glaubens
Also, zunächst zum übernatürlichen Wesen des Glaubens. Wir hören die Verse eins bis drei: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“ Durch diesen Glauben haben die Vorfahren Gottes Zeugnis empfangen. Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, sodass alles, was man sieht, aus dem Nichts geworden ist.
Bis dahin ist dieser Glaube unendlich kostbar, sagt der Schreiber. Es ist dieser spezifische, besondere Glaube, den auch die Väter hatten. Was ist das für ein Glaube? Dieser Glaube hat fünf Kennzeichen. Bruder Timmerbeil wird jetzt so freundlich sein, diese nacheinander aufzudecken. Ich hoffe, das erste dieser fünf Kennzeichen wird vielen deutlich. Vielen herzlichen Dank.
Der Glaube ist eine übernatürliche Gewissheit. Es heißt: „Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Überzeugtsein von Tatsachen, die man nicht sieht.“ So kann man es übersetzen. Hier wird Glaube ausdrücklich definiert. Auf den ersten Blick klingt das allgemein, sogar missverständlich. Auf den zweiten Blick klingt es kompliziert, auf den dritten Blick ist es hoffentlich ganz klar.
Eine feste Zuversicht auf das, was man hofft. Diese Verse werden oft missverstanden, nämlich so, dass der Glaube stur an dem festhält, was er sich mal vorgenommen hat. Der Glaube klammert sich an das, was er sich in seinen persönlichen Vorstellungen und Träumen ausgedacht hat, und davon lässt er nicht mehr ab.
Nein, zunächst müssen wir klären: Worauf richtet sich denn der Glaube? Woran klammert sich biblischer Glaube? Wonach streckt er sich aus? Was ist die Quelle seiner Hoffnung? Der Hebräerbrief zeigt: Die Hoffnung der Christen richtet sich nicht nach den eigenen Träumen, Ideen und Wünschen, sondern sie klammert sich an das, was Gott versprochen hat. Das ist die Quelle unserer Hoffnung, das ist die Verheißung, an die wir uns binden.
Durch das, was Gott verspricht, wird der Glaube bestimmt. So ist das hier gemeint: Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, weil Gott es versprochen hat. Das kann man ganz sinngemäß in Klammern dahinterstellen. Wer wissen will, was er hoffen darf, muss die Verheißungen der Heiligen Schrift studieren. Der heilige Gott hat uns Zusagen geschenkt.
An was klammert sich der Glaube? Nicht an irgendwelche Wunschvorstellungen, die er sich mit positivem Denken zurechtgelegt hat, nicht an irgendwelche Träume, in denen sich alle möglichen Dinge ausgedrückt haben, sondern an die Verheißung. Verheißung bezieht sich oft – und auf diesen Aspekt kommt es hier besonders an – auf die Zukunft.
Dem Abraham wird gesagt: Du wirst in das verheißene Land kommen, als er noch in seiner alten Heimat war. Dem Noah wird gesagt: Du wirst in der Arche überleben, als es noch nicht einmal regnete. Dem Volk Israel wird gesagt: Ihr werdet Jericho einnehmen, als die Mauern noch standen, so als würden sie noch Jahrhunderte stehen.
Versteht ihr? Es geht um das Zukünftige. Das ist hier der Aspekt. Dem Christen wird gesagt: Du wirst die Ewigkeit im Himmel verbringen dürfen, auch wenn du jetzt noch begrenzt auf dieser Erde lebst. Und schon hier auf dieser Erde haben wir die Verheißung: Wenn du um deines Glaubens willen in Bedrängnis kommst, werde ich dich nicht verlassen, sondern durchtragen.
Auch wenn du jetzt ganz viel Angst, Sorgen und Schmerzen hast. Der bedrängten Gemeinde wird gesagt: Die Pforten der Hölle werden euch nicht überwinden, auch wenn ihr jetzt viel Anfechtung und Bedrohung spürt. Also, das ist Glaube: eine feste Zuversicht auf das, was man hofft – auf das, was man hofft, weil Gott es für die Zukunft versprochen hat. So ist es gemeint.
Jetzt kommt das Entscheidende: Diese Zuversicht, von der hier die Rede ist, ist ein ganz besonderes Juwel. Was mit „Zuversicht“ wirklich gemeint ist, wird erst durch das griechische Wort richtig deutlich, das hier steht. Es ist ein auffallendes, seltenes Wort: Hypostasis, Hypostase. Der Begriff kommt daher.
Zuversicht ist Hypostasis. Der Glaube ist die Hypostasis dessen, was man hofft. Das kann man mit Wirklichkeit übersetzen, Hypostasis mit Wirklichkeit oder Wesen. Das heißt, der echte Glaube hat bereits die Wirklichkeit dessen, worauf er noch wartet. Die Zuversicht ist so gut und so gewiss begründet, dass man durch den Glauben bereits jetzt Anteil hat an dem, was Gott verheißt.
Versteht ihr? Das ist mit Hypostasis gemeint: der reale Anteil schon jetzt an dem, was Gott in der Zukunft schenken wird. Hypostasis steht für die Wirklichkeit. Man kann es auch mit Substanz übersetzen. Der Glaube hat, weil Gott es so stark verheißt, jetzt bereits die Substanz dessen, was verheißt ist.
Im Glauben haben wir bereits jetzt, was Gott in der Zukunft endgültig schenken wird. Das ist gemeint, liebe Geschwister. Man könnte auch sagen: Der Glaube hat die Hand bereits auf dem, was Gott verheißt. Der Glaube ist die Hand der Seele.
Es geht hier nicht um eine vage Hoffnung, dass irgendwie alles schon gut werden wird, sondern es ist viel, viel mehr. Der Glaube lebt bereits jetzt mit dem, was Gott in der Zukunft schenken wird. Das ist gemeint. So viel, so groß. Das ist das Wunder des Glaubens.
Luther hat gesagt: „Glaubst du, so hast du.“ Das hat nichts mit positivem Denken zu tun, mit starker Selbstüberzeugung, sondern mit der Realität der Verheißung und mit der Gewissheit, mit der Gott hinter seiner Verheißung steht und sie nie mehr in Zweifel ziehen wird.
Zwar haben wir es jetzt noch nicht sichtbar, noch nicht in Vollendung. Du liegst vielleicht noch in deinem Krankenbett, du kämpfst noch mit deinen verschiedenen Problemen. Die Mauern von Jericho stehen noch, der Archenbau ist noch nicht fertig, das Holz ist noch nicht vollständig da, der Archenbau muss noch vollendet werden, der Himmel ist noch nicht erreicht.
Das Verheißene liegt eben noch in der Zukunft, ja. Aber es gibt schon jetzt eine Brücke, eine echte, tragfähige Brücke dahin, eine Verbindung durch den Glauben, den Gott in seiner Gnade schenkt. Versteht ihr? Dieser Glaube schenkt schon jetzt eine feste Zuversicht. Dieser Glaube schenkt schon jetzt eine übernatürliche Gewissheit.
Klar, emotional schwanken wir, weil wir Menschen und Sünder sind, aber er löst Sünder. Und darum hat der echte Glaube schon jetzt eine reale Anteilhabe an dem, was Gott für die Zukunft verheißt. Ich muss an ein Ehepaar denken, von dem Wilhelm Busch schreibt. Der Mann wartet in einem Durchgangslager im Grunde genommen auf den Tod.
Das ist äußerlich eine ganz traurige Situation, aber der Mann, der sich kaum noch verständigen kann, weil seine Frau auch schon nicht mehr richtig hören kann, schreibt dann auf einer Tafel so sinngemäß: „Jetzt geht es bald nach Hause. Jetzt ist es nicht mehr lang. Und jetzt werden wir bald dort sein, wo der Herr alle Tränen abwischen wird von unseren Augen.“
Und da wird mitten in diesem trüben Durchgangslager das Licht der Verheißung sichtbar. Glaubst du, so hast du die Hypostasis, die Wirklichkeit, die Substanz. Der Glaube ist also eine übernatürliche Gewissheit, die jetzt bereits die Hand an das Verheißene legen darf.
Und durch diesen Glauben ist die Situation des Christen schon jetzt real, wirklich, nicht nur im Bewusstsein. Das ist nicht einfach nur eine Frage von: „Na ja, man fühlt sich dann besser, wenn man glaubt.“ Sondern real: Ich habe es ja jetzt. Ich habe ja die Substanz dessen im Glauben, weil Christus das schenkt.
Schon jetzt ist die Situation verändert, real verändert. Christen sagten: Die Väter leben unter einem offenen Himmel, und genau das beschreibt der Hebräerbrief hier. Das ist also das erste Kennzeichen biblischen Glaubens: Er ist eine übernatürliche Gewissheit, nicht ohne Anfechtung, nicht ohne Zweifel von Zeit zu Zeit.
Aber doch: Das ist nichts Vages, das ist das völlige Gegenteil von Nichtwissen. Schon hier bei diesem ersten Kennzeichen deutet sich an: Diese übernatürliche Gewissheit, liebe Geschwister, die ist nicht machbar. Die können wir uns nicht irgendwie aus den Fingern saugen.
Das ist keine menschliche Möglichkeit. Dazu kann man sich nicht mit ein bisschen gutem Willen durchringen, sondern das ist Gottes Gabe. Das muss der Herr uns schenken. Nur der Herr kann uns das schenken: einen solchen Glauben, eine übernatürliche Gewissheit.
Aber es ist auch ein Geheimnis. Warum darf ich glauben? Warum hat Gott mir das geschenkt und der andere nicht? Das kann doch keiner von uns beantworten. Hat doch keiner von uns verdient.
Aber solcher Glaube ist dennoch keineswegs irrational oder mystisch oder verschwommen, sondern er geht einher mit einer festen Überzeugung, die er formulieren kann, die er ausdrücken kann, liebe Geschwister.
Das übernatürliche Verständnis des Glaubens
Und das ist das Zweite: Der Glaube hat ein übernatürliches Verständnis. Das möchte ich jetzt Bruder Timmerwey überlassen.
Bruder Timmerwey entwickelt inzwischen ein natürliches Verständnis, aber der Glaube hat ein übernatürliches Verständnis. Ich danke dir.
Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Überzeugtsein von Tatsachen, die man nicht sieht – man könnte sagen, die man noch nicht sieht. Versteht ihr? Luther übersetzt es mit einem Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
Der glaubende Mensch ist nicht einfach emotional vereinnahmt und weiß nicht, wie ihm geschieht, und nennt sich aufgrund einer spektakulären Erfahrung dann Christ. So ist es nicht. Er ist überzeugt von Tatsachen, die ihm bisher fremd waren – das ist der Glaube.
Er hat ein übernatürliches Verständnis, sagt der Hebräerbrief. Er ist überführt von Wahrheiten, die er bisher ignorierte, die er bisher unerheblich fand, die er vielleicht sogar lächerlich fand, über die er sich entweder aufgeregt oder lustig gemacht hat oder die er gar nicht zur Kenntnis nahm.
Warum nahm er sie nicht zur Kenntnis? Weil sie nicht sichtbar sind, wie hier steht – unsichtbar eben. Und dem natürlichen Verstand unserer begrenzten menschlichen Wahrnehmungsweise nicht plausibel auf den ersten Blick, nicht einleuchtend. Das ist es.
Es gibt zwar starke historische Argumente und Evidenzen, aber man kann das nicht im naturwissenschaftlichen Experiment beweisen. Man kann es nicht mit den Händen begreifen. Natürlich kann man die Quellen, die zuverlässigen Quellen, lesen, aber man kann die Zeugen nicht mehr selbst befragen.
Ein von der Sünde bestimmter Verstand hält die entscheidenden Wahrheiten für zweifelhaft und fragwürdig, weil der Verstand von der Sünde korrumpiert ist und gegen Gott gerichtet.
Wir haben das heute in unserem Seminar auch miteinander besprochen: Unser Verstand als natürlicher Mensch ist massiv vom Sündenfall verdorben und in Feindschaft gegen den lebendigen Gott gerichtet.
Deshalb sagt Paulus in 1. Korinther 2,14: Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geist Gottes, aber auch gar nichts.
Den Gott zum Glauben gewonnen hat – der Mensch, der sich bekehren durfte – der hat ein übernatürliches Verständnis gewonnen. Er ist überzeugt worden, richtig überzeugt von Gott. Und er wird wachstümlich immer weiter überzeugt und immer mehr in seine Wahrheit eingeführt.
Das geschieht auch durch Malachi-Konferenzen, durch persönliches Bibelstudium, durch Predigten von Geschwistern, die uns weiterbringen, durch Gespräche mit Menschen, die den Herrn ebenfalls lieben.
Dieses übernatürliche Verständnis führt dazu, dass ihm plötzlich auch solche Tatsachen evident und nachvollziehbar werden, die er früher gar nicht kapiert hat, weil er sie nicht sah mit seinen natürlichen Augen. Auch das Unsichtbare sieht er plötzlich klar.
Der Glaube ist die Hand der Seele, und der Glaube ist das Auge der Seele, liebe Geschwister.
Bei den Wahrheiten, die das natürliche Auge nicht sieht, gibt es mindestens drei Kategorien:
Die einen Dinge sehen wir nicht, weil sie in der Vergangenheit passiert sind. Die Auferstehung zum Beispiel – man war nicht dabei, aber wir haben glaubwürdige Zeugnisse und zuverlässige historische Quellen.
Dann gibt es Tatsachen, die das natürliche Auge nicht sieht, weil sie sich in unsere dreidimensionale Welt nicht einfügen. Dass Jesus meine Gebete hört, kann ich nicht sehen.
Und dann gibt es Tatsachen, die man nicht sieht, weil sie erst zukünftig geschehen werden. Dass Jesus wiederkommt, konnte noch keiner von uns sehen. Das wird erst in der Zukunft passieren.
Der natürliche Mensch muss hier kapitulieren. Er sieht nicht, was in der Vergangenheit war, er sieht nicht, was sich in unsere dreidimensionale Welt nicht einfügt, er sieht nicht, was in der Zukunft erst passieren wird – und er hat keinen Zugang.
Der Glaube aber hat ein übernatürliches Verständnis dieser Dinge. Er kann sie auch nicht vollständig erklären – nein, das nicht, das ist schon wahr.
Das liegt in der Natur der Sache. Sie überragen unser Denken einfach, weil wir es mit einem überragenden, ewigen, heiligen, unendlichen und doch persönlichen Gott zu tun haben. Das ist wahr.
Aber sie sind das Gegenteil von unrealistisch, diese Dinge.
Durch diese übernatürliche Erkenntnis hat der Glaube, und das ist wichtig, liebe Geschwister, einen viel nüchterneren Zugang zur Wirklichkeit als der Unglaube.
Unglaube – nüchtern wäre so der Glaube.
Denken Sie alle, die Sie in meinen Seminaren heute waren, an die Unnüchternheit der Postmoderne, an ihre innere Selbstwidersprüchlichkeit, wie unnüchtern sie vor der Wahrheit davonläuft.
Während der Unglaube sich vor allem auf die zeitliche und die sichtbare Wirklichkeit konzentriert – das hält er für wirklich, was er sieht –, weiß der Glaube um die Vorläufigkeit alles Sichtbaren und um die entscheidende Wirklichkeit dahinter.
Versteht ihr? Der Glaube nimmt die unsichtbare ewige Realität ernster als die zeitliche, sichtbare und vergängliche. Und genau so ist es richtig aus Gottes Perspektive.
Der Nichtchrist lebt letztlich in einem naiven Selbstbetrug.
Das ist also ein zweites Kennzeichen, wodurch Christen, wodurch alle wahrhaft Gläubigen miteinander verbunden sind und sich von allen Nichtchristen unterscheiden: Wir haben dieses übernatürliche Verständnis, wir haben diese Überzeugung von Tatsachen, die mit dem normalen Auge nicht erkennbar sind.
Und, liebe Geschwister, das gilt ganz unabhängig von allen bildungsmäßigen Unterschieden – ganz unabhängig.
Der gläubige Maurer ist dem gläubigen Kernphysiker in dieser Hinsicht viel ähnlicher als die beiden ihren jeweils ungläubigen Berufskollegen gegenüber, weil der heilige Gott uns diesen lebendigen Glauben geschenkt hat, der uns verbindet.
Auch wenn wir aus anderen Traditionen teilweise kommen, aus anderen Gemeindestrukturen – wir treffen uns, wir beten miteinander, wir hören unsere Predigten gegenseitig, wir lesen unsere Bücher, wir lernen voneinander, und wir wissen, wir gehören zusammen.
Der Herr gibt uns dieses Verständnis, dieses übernatürliche Verständnis seiner Wahrheit. Das ist so schön, ist ein so großes Geschenk, liebe Geschwister.
Der Glaube ist wie ein Teleskop, kann man sagen.
Stellen Sie sich vor, zwei Menschen stehen am Deck eines Schiffes und sehen zum Horizont. Der eine ohne Teleskop guckt nur mit seinen natürlichen Augen dorthin. Er sieht nichts Konkretes, er mutmaßt so ein bisschen, aber sieht nichts Konkretes.
Der andere hat das Teleskop, und er kann in der Ferne einen Dampfer sehen. Er kann klare Konturen erkennen, weil das Teleskop seinem Auge dieses Objekt, diese Tatsache nahebringt, die er mit natürlichem Auge nicht sehen könnte.
Das Teleskop erfindet nicht irgendwas, was gar nicht da ist, sondern das Teleskop lässt erkennbar werden, was da ist, aber mit dem natürlichen Auge nicht gesehen werden könnte. Versteht ihr?
Genau das macht der Glaube.
Der Glaube weckt nicht irgendwelche Illusionen und Träume in unserer Phantasie, sondern der Glaube schärft uns den Blick für Dinge, die da sind und die der Unglaube nur nicht sehen kann.
Wir sehen viel weiter, wir sehen viel mehr, wir sehen viel klarer, weil Gott das dem Glauben schenkt.
Das ist lebendiger biblischer Glaube.
So wie das Teleskop wirkt der Glaube. Er zeigt unserem Herzen eine Realität, die wir allein mit unseren Sinnen und mit unserem begrenzten Verstand niemals begreifen können.
Das ist der Glaube.
Und so sagt es der Hebräerbrief hier: Der Glaube bewirkt genau das Gegenteil von dem, was seine Verächter behaupten.
Die Verächter sagen, der Glaube macht dumm, aber der Glaube macht klug.
Die Verächter sagen, der Glaube verengt den Blick, aber er weitet ihn.
Die Verächter sagen, der Glaube ist erkenntnisfeindlich, aber genau das Gegenteil ist der Fall: Der Glaube macht klug, der Glaube macht uns weitsichtig und tiefsinnig, und er lässt uns Dinge verstehen, von denen andere nicht mehr etwas ahnen – auch wenn sie 25 Semester studiert haben.
Der Glaube findet übernatürliche Informationen
Und das führt nun zu einem dritten Kennzeichen, das unmittelbar aus dem zweiten folgt. Der Glaube findet übernatürliche Information.
Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet sind, so dass die Dinge, die man sieht, nicht aus Sichtbarem entstanden sind.
Bruder Timmerbeil hat auch viel sichtbar gemacht. Das ist unbezahlbar, was du tust, an diesem Abend nach diesem harten Tag. Es war genau die richtige Wahl.
Also, der Glaube findet übernatürliche Informationen. Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt nicht gottbereit ist. Liebe Geschwister, der Glaube hat Zugang zu Information. Ist euch das klar? Der Glaube findet Wahrheiten, er findet Hintergrundwissen, er findet Fakten, Daten und Hintergründe. Denkt an die Werbung von Fokus: Fakten, Fakten, Fakten – das findet der Glaube, der biblische Glaube, was man allein auf den natürlichen Verstand gestützt niemals herausfinden könnte. Das ist so großartig!
Der Glaube ist dem Unglauben auch im Hinblick auf das Wissen haushoch überlegen. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Der Glaube ist dem Unglauben auch im Hinblick auf das Wissen haushoch überlegen.
Um das zu verdeutlichen, wählt der Hebräerbrief ein Thema, das zu allen Zeiten umstritten war, zu allen Zeiten besonders heikel. Es zeigt den Menschen die Grenze seiner wissenschaftlichen Möglichkeiten schonungslos vor Augen: Woher kommt die Welt, wie ist alles entstanden?
Evolutionstheorien gab es schon bei den Vorsokratikern, sechshundert Jahre vor Christus. Das ist nicht so ganz neu. Je länger man forscht, desto deutlicher wird: Alle Theorien bleiben Spekulation. Alle Theorien sind auf eine Fülle von Hilfskonstruktionen und Hypothesen angewiesen. Die seriösen Forscher geben das auch zu. Wie es wirklich war, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Wir tappen im Dunkeln, wir spekulieren, wir konstruieren, aber niemand hat eine verlässliche Basis.
Der Hebräerbrief löst dieses Dilemma auf. Er sagt: Freunde, was man auf naturwissenschaftlichem Wege nicht klären kann, das muss doch nicht ohne Antwort bleiben, denn durch den Glauben erkennen wir. Durch den Glauben erkennen wir das.
Warum? Weil der Glaube übernatürliche Informationen findet und zu einem übernatürlichen Erkenntnisgewinn führt. Er bewirkt im wahrsten Sinne des Wortes Horizonterweiterung. Er schiebt die Grenze weiter hinaus dessen, was wir erkennen können. Das ist so schön.
So hat der Glaube Zugang zu einer übernatürlichen Informationsquelle: das ist die Heilige Schrift. Sie spricht mit normalen Sätzen und Schriften zu uns, aber sie hat eine übernatürliche Qualität, weil sie Gottes Offenbarung ist. Er steht hinter jedem Wort, unser Herr.
Die Bibel ist wortwörtlich irrtumslos. Sie ist inspiriert vom Heiligen Gott durch den Heiligen Geist. Eine übernatürliche Informationsquelle. Der Schöpfer enthüllt uns, was wir mit unserer Erfahrung niemals erschließen und was wir mit unserem Denken niemals ableiten könnten – von irgendwelchen innerweltlichen Gegebenheiten.
Das enthüllt uns unser Schöpfer in dieser übernatürlichen Informationsquelle, die er durch natürliche Menschen, die er durch seinen Heiligen Geist geleitet hat, entstehen ließ. Nicht wie den Koran, der so von oben nach unten aus dem Himmel gefallen ist, aber doch steht der heilige Gott hinter jedem Wort. Es ist kein Wort in den Urschriften der Bibel, das der heilige Gott dort nicht drin haben wollte.
Eine übernatürliche Informationsquelle. Dadurch haben wir diese großartigen Informationen. Dadurch sind wir auch, was das Wissen angeht, den Nichtchristen so weit überlegen.
Wir erfahren, dass die Creatio ex nihilo gegen jeglichen Materialismus geschehen ist, die Schöpfung aus dem Nichts durch Gottes Machtwort.
Nun, Moment mal, könnte jemand sagen, diese Informationen sind doch nicht das Privileg des Glaubens. Ein Atheist kann doch auch die Bibel lesen, Darwin konnte auch die Bibel lesen, jeder Hindu hat doch Zugang zu dieser Informationsquelle.
Ja, das stimmt. In einer Hinsicht ist das wahr: Jeder kann zunächst mal lesen. Aber lesen und einsehen, lesen und verstehen, das sind nochmal zwei unterschiedliche Dinge.
Der Unglaube liest 1. Mose 1 und 2 und sagt sich: Na ja, das kann ja nicht sein, weil die Evolution dagegen steht. Das haben sich Menschen ausgedacht, um sich zu erklären, wie es gewesen sein könnte. Das ist nur so eine Glaubenserzählung, die gar keine geschichtlichen Informationen liefern will. Und sie kennen das alles.
Das sagt der Unglaube.
Der Glaube vertraut dem Wort Gottes. Der Glaube hat es von Gott geschenkt bekommen, dass er das Wort beim Wort nimmt. Der Glaube sagt mit Paulus in Apostelgeschichte 24,14: „Ich glaube allem, was geschrieben steht.“ So redet und denkt der Glaube. So denkt der wahre Glaube. Er ist nicht denkfaul, er ist nicht träge.
Und derselbe Heilige Geist, durch den Gott uns die Heilige Schrift eingegeben hat, derselbe Heilige Geist leitet nun auch den Gläubigen, wenn er diese Schrift liest. Das ist kongenial, das passt zusammen.
Natürlich sind wir noch unvollkommen in unserem Denken. Das ist klar, weil wir Sünder sind, weil wir unsere vielfachen Begrenzungen haben und weil wir inkonsequent sind – auch in der Art und Weise, wie wir denken. Das ist unser Problem.
Ihr wisst, wenn ein Wort, ein Kopf und ein Buch zusammenklappen und es hohl klingt, dann muss das nicht am Buch liegen. Das ist unser Problem.
Und dennoch dürfen wir mit des Herrn Hilfe schon so viel erfahren, schon so viel erkennen, schon so viel verstehen und schon so viel Veränderung erfahren durch das, was Gottes Wahrheit an unserem Herzen bewirkt und bewegt.
Das ist so ein großes Geschenk, liebe Geschwister.
In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis (Kolosser 2,3). Und die Furcht Gottes ist der Anfang der Erkenntnis. Darum kann der Glaube trotz aller eigenen Unvollkommenheit Schritt für Schritt den Reichtum heben, den Gott uns in seiner Offenbarung anvertraut hat.
Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet sind, so dass die Dinge, die man sieht, nicht aus Sichtbarem entstanden sind.
Wisst ihr, dem Hebräerbrief geht es hier gar nicht in erster Linie um die Schöpfungslehre. Das hat er mal so am Rande mitbehandelt. In erster Linie will er deutlich machen, wie überlegen der Glaube ist durch die übernatürlichen Informationen, die Gott uns schenkt.
Der Dichter Erich Kästner – ihr wisst, das war ein Spötter, ein ganz scharfzüngiger, sprachlich genialer Spötter – hat das ironisch gemeint, als er schrieb, was ich jetzt vorlese: „Wir, also wir Nichtchristen, wir haben es schwer, denn wir wissen nur so ungefähr, woher. Jedoch die Frommen wissen gar, wohin sie kommen.“
Wer glaubt, weiß mehr.
Gut gebrüllt, Löwe, kann ich da nur sagen, gut gebrüllt Kästner! Auch ein Spötter kann unfreiwillig die Wahrheit sagen. Auch ein Esel, das wissen wir aus der Bibel, kann unfreiwillig die Wahrheit sagen. Vielleicht hat Kästner die Christen auch ein wenig beneidet.
Wer glaubt, weiß mehr.
Genau das will der Hebräerbrief der angefochtenen Leserschaft und uns auch deutlich machen: Leute, was seid ihr zu beneiden! Ist euch das klar, wie sehr wir zu beneiden sind? Als Menschen der Bibel, was für ein Vorrecht!
Unser Glaube ist eine übernatürliche Gewissheit. Unser Glaube hat ein übernatürliches Verständnis. Unser Glaube findet übernatürliche Informationen.
Wir müssen nicht erst unseren Verstand an der Garderobe abgeben, um glauben zu können. Ganz im Gegenteil, ganz im Gegenteil!
Aber das ist noch längst nicht alles: Der Glaube führt uns nicht nur zu Informationen, sondern der Glaube führt uns – und das ist der nächste Punkt – zu einer Person.
Der Glaube lebt in einer persönlichen Beziehung zu Gott
Wenn Gott uns den Glauben schenkt, gibt er uns damit nicht nur neue Einsichten, sondern auch sich selbst. Das ist das Vierte, was wir hier sehen: Der Glaube lebt in einer übernatürlichen, persönlichen Beziehung. Er wächst ständig.
Einige fangen jetzt vielleicht schon an zu rechnen: Wenn ich bei Vers 6 bin, wann komme ich dann zu Vers 40? Bitte lasst die Taschenrechner in euren Aktentaschen. Die Predigt ist asymmetrisch aufgebaut. Die Fortsetzung folgt bei der nächsten Malachi-Konferenz.
Der Glaube lebt in einer übernatürlichen, persönlichen Beziehung. Schaut euch Vers 6 genau an: „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott wohlzugefallen; denn wer zu Gott kommt, muss glauben, dass er ist und dass er die belohnen wird, welche ihn suchen.“ Das ist der Unterschied zum Islam. Im Islam ist Allah völlig transzendent und weit entfernt. Der Gott der Bibel aber ist unendlich und zugleich persönlich. Er sucht eine persönliche Verbindung zu seinen Menschen, die er als individuelle Persönlichkeiten geschaffen hat.
Wie wichtig das auch für die ersten Adressaten war, gerade in ihrer damals bedrängten Situation: Der lebendige Gott sieht deine Lage, er weiß genau, was mit dir los ist. Er sieht nicht an deiner Situation vorbei. Das ist das vierte Kennzeichen: Der Glaube hat nicht nur Zugang zu übernatürlichen Informationen, sondern zu einer übernatürlichen Person.
Der Christ lebt in einer persönlichen Beziehung mit dem heiligen Gott und seinem Sohn Jesus Christus. Wir sind uns dieser gewaltigen Dimension unseres Christseins oft gar nicht bewusst. Das ist die Hauptaufgabe des Heiligen Geistes. Vor wenigen Wochen haben wir das in Siegen behandelt: Der Heilige Geist bewirkt, dass Jesus in uns und mit uns lebt und zieht uns in die Gemeinschaft des Sohnes und des Vaters hinein. So leben wir in einer übernatürlichen, persönlichen Beziehung.
Schaut, was über Mose gesagt wird: In 2. Mose 33 heißt es, der Herr redete mit Mose wie ein Mann mit seinem Freund. Das ist eine ganz besondere, innige und einzigartige Verbindung. Für Mose und in der damaligen historischen Situation war das klar etwas Besonderes. Aber der heilige Gott will jedem seiner Kinder diese persönliche Beziehung schenken. Auch wenn er noch nicht direkt so mit uns redet, dass wir ihn hören können.
Vers 6 will uns das sagen: Glauben bedeutet, zu Gott zu kommen, ihn zu suchen, seine Nähe zu suchen und sich persönlich an ihn zu wenden. Wann kommen wir zu Gott? Das erste Kommen geschah bei der Bekehrung, als Gott dich rief und dir die Erkenntnis schenkte, dass du seine Vergebung brauchst. Das war das erste Mal, dass du zu ihm gekommen bist, weil er dich gezogen hat. Du durftest dich vor ihm beugen und erkennen, wie sehr du Jesus brauchst.
Dann kommen wir beständig zu ihm, wenn wir in die tägliche stille Zeit mit ihm gehen oder uns in irgendeiner Situation an ihn wenden. Wir dürfen immer, immer, immer kommen. „Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden.“ Wir dürfen beständig kommen.
Einmal aber wirst du endgültig zu ihm kommen. Dann wirst du endgültig nach Hause kommen von deiner langen Reise. Das ist das große Vorrecht des Glaubens: Wir dürfen zu unserem Herrn kommen, seine Nähe suchen und in einer persönlichen Beziehung zu dem leben, der uns geschaffen hat.
Wir wollen Gott gefallen – das steht auch in Vers 6. Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Aber mit Glauben dürfen wir Gott gefallen, weil er uns das schenkt. Es ist wichtig, dass hier steht, wir sollen Gott gefallen. Das ist eine wechselseitige Beziehung, die Gott zu uns aufgebaut hat. Es beruht nicht nur auf persönlichen Gefühlen oder subjektiven Erfahrungen.
Der Glaube hat ein objektives, vorgegebenes Fundament außerhalb meiner Person und meiner Erfahrung. Da ist ein heiliger, persönlicher Gott, der mich gerufen hat, der mich festhält, der mich durch sein Wort anspricht und mein Leben in seinen schützenden Händen hält. Das ist wahr und objektiv vorgegeben.
Gleichzeitig bedeutet es, dass auch ich zu ihm kommen darf, glauben darf, dass er ist und dass er mich ruft. Gott will, dass wir seinen Namen anrufen, ihn persönlich loben, Tag für Tag auf seine Güte vertrauen und uns mit all unseren großen und kleinen Anliegen ihm anvertrauen.
Wir leben in einer echten persönlichen Beziehung zu Gott. Spurgeon hat einmal gesagt: Wenn Gott seine Leute überraschen will, muss er nur ihre Gebete erhören. So sollen wir nicht leben. Manchmal merken wir, wie uns das unterläuft.
Aber zu ihm kommen, ihm nahen und in dieser persönlichen Wechselbeziehung mit ihm leben – das ist lebendiger Glaube. Das ist keine Schwärmerei, sondern das Christsein, von dem das Neue Testament spricht. Ein festes Fundament und eine echte Wechselbeziehung.
Gott will, dass wir auf ihn reagieren. Es steht hier auch: „Wer zu Gott kommt, muss glauben, dass er treu ist und dass er die belohnen wird, welche ihn suchen.“ Gott handelt nicht nur an uns, sondern er reagiert auf uns. Er will, dass wir ihn täglich suchen, ihn mit unseren Anliegen bestürmen. Er will nicht in einem abstrakten Verhältnis zu uns stehen, sondern in einer persönlichen.
Der Glaube empfängt ein übernatürliches Zeugnis
Dann folgt das letzte Kennzeichen dieses wunderbaren Glaubens: Der Glaube empfängt ein übernatürliches Zeugnis. Wenn wir fragen, wie Gott seine Leute belohnt, dann ist ein Teil dieses Lohns, den Gott uns aus Gnade schenkt, bereits hier vermerkt. In Vers 2 steht: „Durch diesen Glauben, wie er hier beschrieben ist, haben die Vorfahren Gottes Zeugnis empfangen.“
Was ein Zeugnis ist, muss ich kurz vor den Sommerferien nicht erklären. Jeder von uns hat in seinem Leben schon so manches natürliche Zeugnis erhalten – manchmal zu unserer größeren, manchmal zu unserer kleineren Freude. Aber all diese natürlichen Zeugnisse sind zweitrangig gegenüber dem übernatürlichen Zeugnis, das Gott dem echten Glauben schenkt.
Schaut mal: Dieses Zeugnis können wir nicht in unserer Zeugnismappe abheften, aber es ist bei Gott dokumentiert. Es ist da. Das ist das größte Zeugnis, das ein Mensch erhalten kann. Wenn Gott über sein Leben schreibt: „Dein Glaube ist echt, dein Glaube ist wahr. Ich gebe dir, Karl Müller, das Zeugnis, dass du mein Kind bist, dass du ein Christ bist.“
Ihr habt alle dieses Gütesiegel vielleicht schon an euren Aktentaschen oder irgendwo hängen sehen – oder an eurem Portemonnaie „Echt Leder“, wo dieses Gütesiegel dran ist. Da weiß man, das ist wirkliches Leder, das Produkt ist echt, es ist geprüft und bestätigt. Und der Glaube empfängt von dem heiligen Gott dieses Gütesiegel. Darauf steht: „Echt Glaube.“ Echt Glaube steht da drauf – das ist das Zeugnis, das hier gemeint ist.
An diesem Gütesiegel hängt alles. Mit diesem Gütesiegel ist man im Himmel, ohne dieses Gütesiegel kommt man in die Hölle.
Und schaut mal hin: Dem Hebräerbrief ist dieses übernatürliche Zeugnis so wichtig, dass er wie eine Klammer das ganze Kapitel damit umschließt. In Vers 2 steht: „Durch diesen Glauben haben die Vorfahren Gottes Zeugnis empfangen.“ Dann wird von Abel gesagt, ihm wurde bezeugt, dass er gerecht sei. Von Henoch heißt es in Vers 5: „Es ist ihm bezeugt worden, dass er Gott gefallen habe.“ Vers 2, Vers 4, Vers 5 – und in der Zusammenfassung in Vers 39 steht es noch einmal: „Sie alle haben durch diesen Glauben Gottes Zeugnis empfangen.“
Das ist eine ganz entscheidende Linie, die sich durch dieses Kapitel zieht. So unterschiedlich die einzelnen Biografien in diesem Kapitel auch aussehen mögen, sie haben alle durch diesen Glauben, in dem sie Christus ergriffen haben, Gottes Zeugnis empfangen. Gottes übernatürliches Gütesiegel, mit dem er sagt: „Mein Junge, mein Mädchen, dein Glaube ist wahr, dein Glaube ist echt.“
Keine Sonderausfertigung ist dieser Glaube für irgendwelche herausragenden Glaubensmänner, sondern echter, normaler Glaube mit Gottes Gütesiegel. Das schenkt der lebendige Gott jedem seiner Kinder.
Und jetzt fassen wir das zusammen: Seht, was für einen Glauben der Herr uns geschenkt hat. Es ist eine übernatürliche Gewissheit. Dieser Glaube hat
a) ein übernatürliches Verständnis,
b) er findet übernatürliche Informationen,
c) er lebt in einer übernatürlichen persönlichen Beziehung und
d) er empfängt ein übernatürliches Zeugnis.
Was für ein Glaube!
Damit ist auch jedem von uns klar, dass dieser Glaube keine menschliche Möglichkeit ist. Man kann nicht sagen: „Hey, nun glaub doch endlich mal, stell dich nicht so an und glaub! Du kannst doch, wenn du nur willst.“ Nein, du kannst nicht. Gott will es aber schenken. Er lädt zu diesem Glauben ein, fordert auf zu diesem Glauben durch sein Wort, er will unser Herz aufschließen. Er ruft, er sagt: „Komm, kehr um, vertrau dich mir an.“
Ich möchte fragen: Ich kenne ja so viele von Ihnen nicht – hast du diesen Glauben? Man kann auch zu einer Malachi-Konferenz fahren, ohne diesen Glauben zu haben, auf dem das Gütesiegel steht: „Echt Glauben.“ Vielleicht sind Sie seit Jahren, vielleicht seit Jahrzehnten Mitglied einer Gemeinschaft, vielleicht sind Sie immer irgendwie mitgefahren, mitgelaufen, haben mitgehört, mitgesungen. Aber hast du den Glauben? Hast du dieses Gütesiegel? Hast du dieses Zeugnis, dass der lebendige Gott über deinem Leben sagt: „Der gehört mir, der ist mein Kind“?
Du musst nicht in deinem Herzen herumsuchen, ob du irgendwelche Sondergefühle empfindest. Der Herr hat ganz klar gesagt, was dieser Glaube ist. Er hat gesagt, dass er uns ruft durch sein Wort, durch sein Evangelium, und dass Jesus gestorben ist, um auch deine Schuld am Kreuz von Golgatha zu tragen.
Dieser Glaube bedeutet, dass du dich zu Jesus flüchtest, dass du ihn umklammerst als deinen Herrn und Erlöser, dass du zu ihm sagst: „Ich brauche deine Vergebung. Herr Jesus, wenn du mir meine Schuld nicht vergibst, dann bin ich auf ewig in der Hölle. Aber du hast versprochen, dass du den rettest, der dich anruft. Ich bitte dich, vergib mir meine Sünde, nimm mich an. Werde du der Herr und König meines Lebens. Dir soll alles gehören.“
Das ist der echte Glaube. Diesen Glauben kann nur der Herr uns schenken. Er ruft dich, er fordert dich auf und sagt: „Werde mein, mein Kind, mein Nachfolger!“
Viele der Hebräerbrief-Leser hatten diesen Glauben offensichtlich noch nicht, andere lebten bereits in diesem Glauben. Der Schreiber ermutigt sie und sagt: „Leute, wenn ihr diesen Glauben habt, dann habt ihr eine vollständige Ausstattung, um durch alle Schwierigkeiten, die jetzt noch kommen – und die zum Teil auch schon da sind – wirklich hindurchzukommen.“
Dann folgt noch ein großes Kapitel der Ermutigung. Das können wir jetzt natürlich nicht vollständig auslegen, aber ich möchte noch eine kurze Linie daraus ziehen.
In diesen ersten Versen hat der Schreiber deutlich gemacht, dass der Glaube übernatürlich ist. Nun sagt er: „Leute, dieser übernatürliche Glaube hat auch übernatürliche Wirkungen.“ Es ist also nicht nur das übernatürliche Wesen, das diesen Glauben ausmacht, sondern auch die übernatürlichen Wirkungen.
Das zeigt der Schreiber an den Beispielen der Väter. Und ich bitte den lieben Bruder Timmerbeil, dass er jetzt das Ganze aufdeckt. Damit ist seine Arbeit für heute auch getan.
Die vier Epochen des Glaubens in der Geschichte
Ich möchte, dass ihr euch das einmal anschaut. Es werden im Grunde vier Epochen beschrieben.
Im ersten Teil geht es um den Glauben vor der Sintflut, am Beispiel von Abel, Henoch und Noah. Im zweiten Teil, in den Versen 8 bis 12 und 17 bis 22, wird der Glaube zur Zeit der Patriarchen behandelt.
In diesen Abschnitt ist ein Exkurs eingefügt. Der Schreiber fragt hier nochmals: Wie konnten Abraham und Mose so durchhalten? Dabei macht er ein weiteres Kennzeichen dieses Glaubens deutlich: Der Glaube rechnet mit einer übernatürlichen Zukunftsperspektive.
Das könnt ihr als weiteren Punkt dem Kapitel 1 hinzufügen: eine übernatürliche Zukunftsperspektive. Das bedeutet, dieser Glaube hat eine innere Nähe zum Himmel und eine innere Distanz zur Welt. Das wird dort deutlich – bitte studiert das!
Innere Nähe zum Himmel und innere Distanz zur Welt machen diesen Glauben aus. Er ist nicht weltfremd, sondern bewährt sich in diesen Bedingungen. Er nutzt Gottes Schöpfung und freut sich auch an dem, was Gott hier schon gibt. Aber er verliert sich nicht in dieser Welt.
Darum konnten Mose und Abraham so leben. Der Herr hat ihnen gezeigt und geschenkt, dass sie eine innere Nähe zum Himmel hatten und eine innere Distanz von der Welt.
Dann folgt eine dritte Epoche, die deutlich wird: der Glaube in der mosaischen Epoche. Der Exkurs verbindet im Grunde genommen die Zeit der Patriarchen mit dieser mosaischen Epoche.
Zum Schluss wird der Glaube in der Zeit der Richter, Könige und Propheten behandelt.
Ich will jetzt versuchen, das zum Ende zu führen. Ich frage den Uli Skambax: Wie viele Minuten habe ich noch? Ich habe nämlich unglücklicherweise meine Uhr nicht mitgenommen. Habe ich noch fünf Minuten?
„Minus zwei“, sagt er. Da sehen Sie, was ich für Assistenten habe: Der eine verrät meine ganze Gliederung und der andere sagt, ich habe noch minus zwei Minuten. Also, ich liebe die Brüder.
Jetzt möchte ich versuchen – vielleicht, danke, vielen Dank, ihr habt alle viel Geduld mit mir – zwei Dinge noch zu erklären.
Ich möchte die Sache, weil das viele Geschwister immer wieder fragen, ganz kurz mit Abel und Kain erläutern. Das ist immer wieder eine schwierige Frage: Warum ging es bei Abel gut und bei Kain nicht?
Dann möchte ich die allerletzten Verse noch kurz ansprechen.
Der Glaube Abels im Vergleich zu Kains Opfer
Schaut bitte noch einmal in Vers 4. Wie wirkt sich dieser Glaube aus? Über Abel wird gesagt: Durch den Glauben hat Abel Gott ein besseres Opfer dargebracht als Kain. Deshalb wurde ihm bezeugt, dass er gerecht sei, da Gott selbst es über seine Gaben bezeugte. Und durch den Glauben redet er heute noch, obwohl er gestorben ist.
Wie zeigt sich der Glaube bei Abel? Abel bringt durch den Glauben ein besseres Opfer als Kain. Er handelt im Glauben, Kain offenbar nicht. Warum ist sein Opfer besser? Abel opfert ein Tier, Kain hingegen Früchte. Abels Opfer war also im Sinne Gottes, während Kains Opfer offensichtlich nicht angenommen wurde.
Woher konnte Abel wissen, welche Art von Opfer Gott wollte? Offensichtlich wurde es ihm von Gott mitgeteilt. Denn hier steht: Abel glaubte. Woher kommt aber der Glaube? Römer 10 sagt: Aus dem Hören auf die Verkündigung, auf Gottes Wort. Also muss dieses Wort Gottes irgendwie an ihn herangetragen worden sein, wahrscheinlich durch seine Eltern, Adam und Eva. Diese hatten es vermutlich direkt von Gott gehört. Gott hatte deutlich gemacht, dass er ein Tieropfer wolle.
Adam und Eva hatten selbst eine Art Opferszene mitbekommen, damals im Garten Eden, nach dem Sündenfall, als ihnen ihre Blöße bewusst wurde. Gott brachte Tiere von Fellen, die offensichtlich getötet worden waren. Das war ein Hinweis darauf, dass die Folgen der Sünde nur durch Blutvergießen überwunden werden können.
Es spricht vieles dafür, dass Adam und Eva diese Lektion an ihre Kinder weitergegeben haben. Wahrscheinlich wussten sowohl Kain als auch Abel darüber Bescheid. Deshalb zieht Gott beide zur Verantwortung. Aber nur Abel brachte das Opfer im Gehorsam. Nur Abel akzeptierte den Weg, den Gott vorgeschrieben hatte zur Rettung. Darin zeigt sich sein Glaube.
Wie sieht es bei Kain aus? Auch er opferte. Er brachte Früchte dar. Nun gut, er war Landwirt, das lag ihm näher und war für ihn nicht so teuer. Aber Kain opferte auf dem Weg, den er für richtig hielt. Das ist ein typisches Beispiel für einen religiösen Menschen ohne biblischen Glauben. Er glaubt, dass es einen Gott gibt und hält es für nötig, diesen Gott irgendwie zu befriedigen und ihm ein Opfer zu bringen. Aber er will Gott nach seinem eigenen Willen dienen, nach seinen eigenen Gedanken. Er akzeptiert nicht den einen einzigen Weg, den Gott vorgesehen hat, auf dem wir ihm begegnen müssen.
Kain sagt: Die Früchte müssen Gott genügen, das mag reichen, damit wird er schon zufrieden sein. So denkt der natürliche religiöse Mensch: Es wird reichen, wenn ich mal spende, es wird reichen, wenn ich ab und zu zur Kirche gehe.
Was steht im Judasbrief über den Weg Kains? Dort heißt es: "Was sie von Natur aus kennen, daran verderben sie." Sie halten sich an das, was ihrem natürlichen Verstand einleuchtet, was sie für richtig halten, was sie meinen, dass Gott gefallen würde. Kein Mensch verlässt sich auf das, was er von Natur aus kannte oder verstand. "Ich bin Bauer, also bringe ich Früchte." Das musste reichen. Den anderen Weg, den Gott selbst verordnet hatte, hielt er für nicht zwingend, für überflüssig.
Wie viele Zeitgenossen heute gehen diesen Weg nicht. Aber Abel handelt aus Glauben. Er bringt deshalb das richtige Opfer. Aus Glauben geht er gehorsam Gottes Weg. Und Gott erklärt ihn für gerecht. Nicht weil er gehorsam war, sondern weil er glaubte. Aber weil er glaubte, war er auch gehorsam.
Nicht unser Gehorsam rettet uns, sondern allein der Glaube an den Herrn. Nichts sonst, nichts sonst! Aber wenn wir im Glauben an Christus hängen, dann werden wir auch im Gehorsam wachsen. Dann werden wir traurig sein, wenn wir ungehorsam werden. Und dann wird er uns immer mehr in seine Nachfolge hineinziehen.
Deshalb hat Gott das gehorsame Opfer Abels angenommen, weil es die Auswirkung eines echten Glaubens war, der Gottes Anweisung beim Wort nahm, die er wahrscheinlich von Adam und Eva erhalten hatte. Gott hat diesen Glauben sichtbar bestätigt. Er hat Abel nicht im Ungewissen gelassen, sondern es über seine Gaben bezeugt, wahrscheinlich dadurch, dass diese in Rauch aufgingen. Das ist der wahrscheinliche Weg, auf dem das passierte.
Noch heute predigt Abel als ein Vorbild für uns alle: Ihr könnt nur auf dem Weg gerecht werden vor Gott, in den Himmel kommen, wenn ihr Gott so glaubt und dient, wie er es euch sagt. Es gibt nur ein Opfer auch für uns, und das ist der Herr Jesus Christus. So wurde Abel ein großes Vorbild.
Liebe Geschwister, ich rate euch, nehmt euch die nächste Zeit und studiert Person um Person in dieser Ahnenreihe. Dann werdet ihr staunen, auch wenn ihr zu den letzten Versen kommt, wo Gott die Gläubigen aus der Zeit der Richter, Könige und Propheten schildert. Dort wird eines ganz deutlich.
Es gibt Geschichten und Biografien, die nach menschlichem Ermessen positiv ausgegangen sind. Schaut mal in Vers 33: Sie haben durch den Glauben Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit geübt, Verheißungen erlangt, Löwen in den Rachen gestopft, die Kraft des Feuers ausgelöscht, sind der Schärfe des Schwertes entronnen, aus der Schwachheit zu Kräften gekommen, sind stark geworden. In Kämpfen haben sie fremde Heere in die Flucht geschlagen. Frauen haben ihre Toten durch Auferstehung wiederbekommen.
Das ist die eine Seite. Die andere Seite zeigt: Andere aber sind gemartert worden und haben die Freilassung nicht angenommen, damit sie die Auferstehung, die besser ist, erlangen konnten. Andere haben Spott und Geißelung erfahren, dazu Fesseln und Gefängnis. Sie sind gesteinigt worden, zersägt, durch das Schwert getötet. Sie sind umhergezogen in Schafspelzen und Ziegenfellen, haben Mangel, Bedrängnis und Misshandlung erduldet. Sie, deren die Welt nicht wert war, sind umhergeirrt in Wüsten, auf Bergen, in Höhen und Erdlöchern.
Versteht ihr? Gott zeigt uns hier: Es kann so gehen, und es kann auch anders gehen. Manchmal sehen wir etwas von Gottes großen Siegen schon hier in dieser Welt. Und manchmal sehen wir nur Leid, scheinbare Niederlagen, Tränen, Warten und Geduld. Wir haben keinen Schlüssel, warum es einmal so und einmal andersherum geht. Und es ist derselbe Glaube.
Der heilige Gott will uns deutlich machen: Ihr könnt die Echtheit nicht am sichtbaren Ausgang in dieser Welt messen. Jim Elliot konnte das auch nicht, aber seine Frau konnte es hinterher, als die Erweckung kam. Gott hat uns nicht garantiert, dass es menschlich gesehen immer gut ausgeht, dass der Sieg hier schon erkennbar wird. Aber er hat garantiert, dass er zu seinen Leuten steht und uns auf dem einen wie auf dem anderen Weg festhält und zum Ziel bringt.
Am Ende sagt der Hebräerbrief ganz deutlich: Diese ganze wunderbare Ahnenreihe hat durch den Glauben Gottes Zeugnis empfangen. Sie haben doch noch nicht endgültig erlangt, was verheißen war.
Und jetzt kommt der Hammer, wenn ich das so sagen darf, zum Schluss: Warum noch nicht? Der Herr hat sie angenommen, wir werden sie im Himmel wiedersehen. Warum hat er es noch nicht zu Ende geführt? Weil Gott etwas Besseres vorgehabt hat.
Und jetzt schaut genau hin, was da steht: Für uns! Wisst ihr, was das bedeutet für uns alle, diese großartigen Väter des Glaubens? Gott hat sie gewissermaßen auf das Finale warten lassen, weil er uns dabei haben wollte. Das ist absolut unverständlich. Kein Christ, der das hört, kann mehr unglücklich sein über seinen Glauben. Der Herr hat uns so unendlich reich beschenkt.
Sie, die da, sollten nicht ohne uns vollendet werden. Was schenkt Gott uns da? Das muss uns beschämen, liebe Geschwister. Das muss uns deutlich machen, was Gott uns eigentlich gibt. Wer sind wir? Oft sind wir so mittelmäßige Leute. Was tut der Herr? Er lässt Mose warten mit der endgültigen Vollendung dieses Planes, damit er auch den Nestvogel noch mitnehmen kann. So macht es Gott.
Wenn wir das anfangen zu erahnen, können wir nur wirklich auf die Knie gehen und sagen: Herr, ich bitte dich um Vergebung, dass ich oft so selbstverständlich mitgenommen habe, was du mir schenkst.
Lasst uns in dieser Dankbarkeit auch alles mitnehmen, was uns auf dieser Konferenz noch geschenkt wird, was gestern schon geschenkt wurde. Es soll dazu dienen, unsere Verbindung zu dem Herrn Jesus zu stärken, unsere Dankbarkeit, Hingabe und Bereitschaft, ihm zu folgen, was immer auch kommt, was immer es kostet.
Er wird uns durchbringen und festhalten. Er wird wiederkommen und dann in sichtbarer Herrlichkeit auch die allerletzten Fragen noch beantworten und die allerletzten Spannungen aufheben.
Lasst uns am Ende festhalten, was in 1. Johannes 5,4 steht, wo der Apostel, der all dies weiß, was der Hebräerbrief sagt, jubelnd ausruft: Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
Das ist der Glaube, der hier beschrieben wird in Hebräer 11. Und das ist unser Glaube, dein Glaube, wenn du wirklich zu Jesus gehörst. Dieser Glaube ist nicht so wunderbar, weil du so stark glaubst, sondern weil derselbe Gott, der Abel, Henoch, Mose und die anderen durchgebracht hat, dein Leben festhält und dich sicher ans Ziel bringen wird.
Ihm sei dafür alle Ehre. Amen.
Schlussgebet
Wir wollen noch beten:
Lieber Vater im Himmel, wir bitten um Vergebung dafür, dass wir oft so mittelmäßig und kleinmütig im Glauben sind, den du uns geschenkt hast.
Wir bitten um Vergebung, dass wir dieses großartige neue Leben und die neue Wirklichkeit, in die du uns hineinversetzt hast, oft gar nicht bewusst und dankbar ausschöpfen. Manchmal unterscheiden wir uns in unserem Alltag noch viel zu wenig von denen, die in dieser Welt zuhause und verloren sind.
Bitte vergib uns das und lass es immer wieder durch dein Wort geschehen, dass unser Herz zum Brennen gebracht wird, Herr. Lass uns vor Dankbarkeit wirklich berührt sein und von dir immer wieder in Treue, Hingabe und Leidenschaft hineingezogen werden – die nur du durch deinen Heiligen Geist in uns wirken kannst.
Herr, lass von dieser Malachi-Konferenz ganz viel Segen ausgehen. Gib, dass es für uns alle nicht einfach nur eine Stärkung auf dem Weg ist – das ist ja auch schon viel, und dafür wollen wir dir auch herzlich danken. Aber gib auch, dass ganz viel Segen für andere daraus erwächst und dass alles über allem dazu dient, dass deine Ehre gepriesen und dein Name gelobt wird – in alle Ewigkeit.
Herr, erbarme dich über uns, durch Jesus Christus. Amen.