Einführung in die Eigenschaften der göttlichen Liebe
Ich habe hier also schon sechs Punkte erwähnt:
- Seine Liebe ist heilig.
- Seine Liebe ist wohlwollend.
- Seine Liebe ist großzügig.
- Seine Liebe ist nicht kalt.
- Seine Liebe freut sich.
- Seine Liebe ist aktiv.
Hier ein schönes Zitat:
„Die Quelle der Liebe ist Gottes Natur selbst. Die Qualität der Liebe besteht darin, dass sie bedingungslos ist. Das Ziel der Liebe ist, das Beste für den Geliebten zu suchen. Der Beweis der Liebe ist die Tat. Der Umfang der Liebe ist das Opfer Jesu Christi.“
Von Gary Inrig.
Die Unverdiente und Unbeeinflusste Liebe Gottes
Gut, wir kommen zum nächsten Punkt. Hier habe ich noch etwa sechs Aspekte. Das wäre dann siebtens: Seine Liebe ist unbeeinflusst und unverdient.
Das ist wichtig für uns. Gott liebt seine Geschöpfe nicht, weil sie sich irgendwie besonders ausgezeichnet haben oder etwas Außergewöhnliches vollbracht haben. Nicht deshalb liebt er seine Geschöpfe.
Er hat auch Israel nicht deshalb geliebt, weil es ein besonderes Volk wäre. Nein, Gott sagt: „Nicht darum, weil ihr zahlreicher wäret als alle Völker, hat der Herr Lust zu euch hingehabt und euch erwählt; denn ihr seid das geringste unter allen Völkern, sondern weil Yahweh euch liebt, deshalb hat er euch erwählt.“
Einfach aus freien Stücken hat er Abraham erwählt. Es war seine freie Entscheidung. Er wollte in Abraham ein großes Volk wählen, das dann sein Mittelsvolk werden sollte, um alle Völker zu erreichen. Das war das Ziel.
Durch Israel sollten alle Völker gesegnet werden, und durch den Nachkommen Abrahams – vor allem durch den einen Nachkommen Abrahams – sollte die ganze Welt gesegnet werden. Der eine Nachkomme Abrahams ist dann der Messias.
So steht es in der Bibel. Gott hat Abraham einfach aus freien Stücken erwählt.
Wenn Gott die Gläubigen erwählt, heißt es ja auch im Epheserbrief, dass Gott die Gläubigen vor Grundlegung der Welt erwählt hat. Dann hat er sie nicht einfach so erwählt wie Abraham. Das ist ein Unterschied.
Denn in Epheser 1, Vers 4 steht ein Wörtchen, das oft vergessen wird – eigentlich zwei Wörtchen –, gerade von Calvinisten. Auch der gesegnete Spörtchen hat sich hier getäuscht, leider. Das nimmt nichts weg, er bleibt ein gesegneter Mann, aber er hat sich trotzdem getäuscht. Jeder Mensch täuscht sich irgendwo.
In Epheser 1, Vers 4 steht nämlich: „In ihm hat er uns erwählt“ – in ihm, in Christus. Außerhalb von Christus wird niemand einfach so erwählt. Das heißt, Gott hat die Gläubigen in Christus gesehen. In Christus waren sie ihm Erwählte, Geliebte und Geschätzte. Deshalb waren sie ihm so wertvoll in Christus.
Aber wie jeder in Christus hineinkommt, ist eine Frage der Verantwortung des Menschen.
Das wäre eine Lösung gewesen für Spurgeon. Spurgeon sagte: Der Mensch steht vor dem Tor, auf dem steht „Bekehre dich heute“ – die Verantwortung des Menschen. Dann geht der Mensch durch das Tor und bekehrt sich. Danach dreht er sich um, und auf der Rückseite des Tores steht: „Du bist erwählt von Ewigkeit.“
Das war seine Ansicht, aber sie stimmt nicht. Hätte er gesagt: „In Christus bist du erwählt, weil Gott dich in Christus gesehen hat“, dann hätte das natürlich gestimmt. Aber wie jemand in Christus hineinkommt, das ist die Verantwortung des Menschen.
Wie weit Gott den freien Willen des Menschen vergewaltigt oder nicht vergewaltigt, steht nicht so in der Bibel. Die Bibel fordert den Menschen auf, Buße zu tun. Wenn sie ihn auffordert, Buße zu tun, dann heißt das, der Mensch soll Gott lieben. Die Bibel spricht hier den freien Willen des Menschen an.
Der freie Wille muss bleiben. Wir können ihn nicht ganz durchstreichen. Das geht nicht.
Hat Jesus den freien Willen nicht ziemlich krass angesprochen? Und hat er Paulus nicht blind gemacht? Ja, Gott hat auch krasse Wege, das stimmt. Gott ruft oft gewisse Leute sehr laut. Aber das heißt noch nicht Vergewaltigung.
Auch Paulus sagt, dass er von seiner Mutterleibe an erwählt wurde. Aber er wurde erwählt, um Gott zu dienen.
Warum er erwählt wurde, ist oft nicht direkt in der Bibel erklärt. Aber wir wissen, warum ein Mensch für Gott ein Geliebter wird: letztlich nur in Christus. Das wird durch Epheser 1, Vers 4 deutlich.
Vorherbestimmt zur Bekehrung zu sein, ist absolut undenkbar. Die Bibel lehrt nicht, dass ein Mensch vorherbestimmt wird zur Bekehrung.
Es wird vorherbestimmt, dass der Bekehrte ein Kind Gottes, ein Sohn Gottes wird. Dass der Bekehrte nicht ein Knecht oder ein Engel wird – das schon.
Das heißt, Gott bestimmt nicht, wer sich bekehrt. Das bestimmt er nicht vorher. Aber Gott bestimmt vorher, dass, wenn sich einer bekehrt, dieser dem Ebenbild des Sohnes gleichförmig gestaltet werden soll. Das bestimmt Gott vorher.
Gott hat vorherbestimmt, dass die, die sich bekehren, mit ihm den Himmel verbringen dürfen. Er hätte auch etwas anderes machen können. Dass sie seine Kinder werden dürfen, hat er vorherbestimmt.
Er hat nicht vorherbestimmt, dass der eine sich bekehrt und der andere nicht. Das ist nicht das, was die Bibel sagt. Es gibt keine Stelle, die das lehrt.
Wenn man dann fragt, wo das steht, so sprechen alle Stellen, die von Vorherbestimmung reden, genau davon, dass Gott den, der sich bekehrt hat, für etwas Bestimmtes vorherbestimmt hat.
Auch bei Paulus war nicht die Bekehrung vorherbestimmt, sondern dass er, wenn er sich bekehrt hat, ein besonderer Diener und ein besonderes Rüstzeug Gottes werden soll, durch den Gewaltiges geschehen soll. Das hat Gott vorherbestimmt.
Aber nicht die Bekehrung selbst hat er vorherbestimmt. Die Bekehrung hat er vorher gewusst. Aufgrund dieses Vorherwissens kann Gott auch etwas vorherbestimmen.
Das Vorherwissen schließt aber nicht aus, dass Paulus sich selbst bekehren musste und dass Gott um ihn geworben hat.
Das ist schwierig für uns, aber Vorherwissen ist etwas anderes als Vorherbestimmung.
Gott wusste um Judas, dass Judas ihn verraten wird. Das wusste er. Aber das heißt nicht, dass Judas von vornherein für die Hölle bestimmt war. Das ist ein ganz verkehrtes Denken.
Die Souveränität Gottes und die Verantwortung des Menschen
Ja, schauen wir uns das kurz an, nicht lange, nur ganz kurz. Wenn ich da trotzdem reingehe, Römer 9, Vers 19:
„Du wirst nun zu mir sagen: Warum tadelt er noch? Denn wer hat seinem Willen widerstanden? Ja, freilich, oh Mensch, wer bist du, dass du dich gegen Gott erhebst? Wird etwa das Geformte zum Former sagen: Warum hast du mich so gemacht? Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse das Gefäß zur Ehre und das andere zur Unehre zu machen?“
Gott hat das Recht, zu tun, was er will. Das wird hier ausgesagt. Gott ist souverän und hat das Recht, wie ein Töpfer aus seinen Gefäßen zu machen, was er will. Das eine gebraucht er für das eine, das andere für das andere. Das eine ist ein Gefäß zur Ehre, das wird nur verwendet, wenn hohe Gäste kommen. Das andere ist ein Nachttopf oder etwas Ähnliches, das wird für andere Dinge verwendet. Das liegt in der Sache des Schöpfers, wie er es verwendet. Das ist klar, das ist die Souveränität Gottes.
Und jetzt Vers 22:
„Wenn aber Gott, obwohl er seinen Zorn erweisen und seine Macht kundtun wollte, mit vieler Langmut die Gefäße des Zorns getragen hat, die zum Verderben zubereitet sind…“
Da steht jetzt, dass Gott seinen Zorn erweisen und seine Macht kundtun wollte an Gefäßen wie dem Pharao. Das ist ja der Bezug hier, mit dem er sehr leidet. Mit viel Langmut hat er ihn getragen, und er war so ein Gefäß des Zorns, das zum Verderben zubereitet war.
Es steht nicht da, dass Gott den Pharao zum Verderben zubereitet hat – bitte genau aufpassen. Es steht nicht, dass Gott sagt: „So, Pharao, dich mache ich jetzt zu einem Gefäß des Verderbens.“ Er war zubereitet als ein Gefäß des Verderbens, aber nicht von Gott. Weil der Mensch einen freien Willen hat, der Pharao. Das lesen wir ja auch. Der Pharao hat sich selbst zubereitet. Er hat sich Gericht aufgeladen, jeden Tag mehr. Von den Tagen an, wo Mose zu ihm kam, hat er sich mehr Gericht auf sich geladen. Auch Römer 2 sagt das: „Was häufst du dir selbst Zorn auf am Tag des Zorns?“ Also der Mensch häuft sich durch seine Schuld selbst Gericht an. Er bereitet sich ein Verderben zu, wenn er sich nicht bekehrt. Dann ist es vorbei.
Aber Gott wirbt um ihn, trägt ihn mit Langmut, mit Geduld, als Gefäß, das immer noch für den Zorn zubereitet ist. Aber er trägt ihn noch. Er will auch, dass er sich bekehrt. Er tut es aber nicht. Dann sagt Gott: „Okay, dann erweise ich an dir meine Macht. Dann verwende ich dich als einen, an dem ich meine Macht erweise.“
Es ist nicht die Aussage hier, dass Gott einen Menschen für die Hölle zubereitet hat. Wobei gerade beim Pharao ist es interessant. Da heißt es immer wieder, Gott verstockte ihn, und manchmal steht nur, er verstockte sein Herz. Das heißt, auch Gott gibt immer wieder Zeiten der Verstockung.
Nein, beim Pharao ist es so: Wenn man genau liest, ist es fünfmal – ich glaube, es sind fünfmal –, dass Pharao sein Herz verhärtete. Ich habe die Nachforschungen und die Arbeit im Computer drin. Im Hebräischen bin ich durchgegangen. Es ist fünfmal, dass der Pharao sein Herz verhärtete.
Ganz am Anfang sagt Gott, wie eine Zusammenfassung gemacht wird. Da ist davon die Rede, dass Gott den Pharao verhärten wird. Aber wann geschieht das? Nicht ab dem ersten Mal. Wenn wir die Geschichte durchgehen, sehen wir, dass es ab dem fünften Mal passiert, dass Gott sein Herz verhärten wird. Aber vorher steht: Er verhärtete sein Herz selbst.
Wir können die Stellen dann durchgehen, wenn du möchtest. Das heißt, Gott hat das Recht, Vers 18:
„So denn, wen er will, begnadet er, und wen er will, verhärtet er.“
Er begnadet, wen er will. Und jetzt müssen wir gleich weiter fragen: Wen will er begnadigen? Die Bibel sagt uns ganz klar, wen er begnadigen will. Da gibt es eine Bedingung. Er will den begnadigen, der reumütig ist, der sich auf die Gnade Gottes einlässt, der dem Werben Gottes nicht widersteht, der nicht rebelliert gegen das Werben Gottes. Den wird er auch begnadigen.
Und verhärten wird er den, der widersteht bis zum Schluss. Wie oft, das weiß ich natürlich nicht. Aber Gott kennt den Schluss und sagt: „So, jetzt habe ich so oft um dich geworben, jetzt ist Schluss.“
Dann gehen viele Stellen der Schrift, die vorher unklar waren, auf. Das sind dann nicht, wie viele sagen, zwei parallele Lehren, die man nie zusammenkriegen kann – die Verantwortung des Menschen und die Erwählung Gottes. Das ist nicht wahr. Das sind keine widersprechenden Lehren, die sich bis in Ewigkeit widersprechen werden und sich irgendwann einmal zurückblickend auflösen. Das ist nur ein Trick, aber das ist nicht der Fall.
Ja, aber ich muss jetzt weitermachen. Seine Liebe ist unbeeinflusst und unverdient. Niemand hat diese Liebe verdient.
Die Ewigkeit und Unendlichkeit der Liebe Gottes
Achtens: Seine Liebe ist ewig und unendlich – und zwar in beiden Richtungen ewig.
„Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt“, heißt es in Jeremia 31,3. Das bedeutet, dass Gottes Liebe sozusagen von Ewigkeit her zurückreicht, durch Vorauswissen. Er kannte uns schon, hatte bereits eine Beziehung zu uns, bevor wir überhaupt existierten.
Warum? Weil er in seinem Wissen schon wusste, dass Thomas einmal existieren wird. Er wusste alles im Voraus. Wenn Gott etwas vorauswissen kann, dann kann er sich auch schon darauf freuen.
„Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen, aus lauter Güte.“
Diese Liebe gilt auch in die andere Richtung der Ewigkeit – sie ist unendlich, aber natürlich gemeint für die Seinen. Die Liebe ist nicht unendlich für Satan, das ist klar, auch nicht für andere Diener Satans, die sich verhärten.
Das würde zur Allversöhnungslehre führen, wenn man sagt, die Liebe Gottes sei zu allen Geschöpfen unendlich und bleibe bei allen Geschöpfen unendlich. Das hieße, irgendwann werden sich alle bekehren. Nein, so ist es nicht.
Das lernen wir gleich noch bei der Gnade: Die Gnade kennt Grenzen. Sie ist nicht grenzenlos. Die Grenze der Gnade ist dort, wo der Mensch sich verhärtet. Dort stirbt er ohne Gnade und ohne Erbarmen (Hebräer 10,26).
„Ohne Erbarmen“, sagt Gott. Es gibt also ein Ende von Erbarmen, wie wir hier festgestellt haben.
Achtens: Seine Liebe ist unendlich und ewig.
Die Unveränderlichkeit und Souveränität der Liebe Gottes
Neuntens: Seine Liebe ist unveränderlich. Sie bleibt immer gleich, ist nicht wechselhaft und kann nicht ausgelöscht werden. In Hohelied heißt es: „Stark wie der Tod ist die Liebe, so dass auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen können.“ (Hohelied 8,6-7).
Dies bezieht sich wahrscheinlich auf die Liebe Gottes oder vielleicht auch auf die Liebe unter Menschen. Sicher ist nur, dass hier von einer unveränderlichen Liebe die Rede ist. Ich denke, es bezieht sich auf die Liebe Gottes. Weil diese Liebe niemand auslöschen kann, sind die Gläubigen sicher.
Im Römerbrief heißt es: „Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi?“ (Römer 8,35-39). Gläubige sind sicher, weil Gott sie mit unveränderlicher Liebe liebt. Diese Liebe hört nicht auf. Gott denkt nicht: „Ich habe dich so viele Jahre geliebt, jetzt entscheide ich mich anders.“ Nichts kann die Gläubigen von der Liebe Gottes trennen (Römer 8,35-39).
Achtens, neuntens, zehntens: Seine Liebe ist souverän. Er liebt, wen er will. Wen will er lieben? Er wirbt um jeden Menschen. In diesem Sinn liebt er sowieso jeden. Die, die sich bekehren, liebt er in einem anderen, weiteren und tieferen Sinn.
„Ich liebe, die mich lieben, und die mich früher suchen, die finden mich.“ Interessant, oder? „Ich liebe, die mich lieben“ – das ist hier die besondere Liebe für die Gläubigen. Wenn jemand mich liebt, wird er meine Worte halten, und ich werde ihn lieben (Johannes 14,21).
Hier ist eine Bedingung genannt: Man muss auf das Wort eingehen, das Wort halten. Das ist dann die besondere Liebe für die Gläubigen.
Die Verletzlichkeit und das Verlangen nach Gegenliebe Gottes
Wo sind wir schon? Elftens: Seine Liebe ist auch verletzbar. Gottes Liebe ist verletzbar, oder Gott in seiner Liebe ist verletzbar – beides trifft zu.
Das heißt: Ich nehme das Beispiel von der Ehefrau, von der Ehe überhaupt. Es gibt Menschen, denen gebührt es in besonderem Maße, dass ich sie liebe, zum Beispiel meine Ehefrau. Es gibt Menschen, die ich lieben soll. Und wen, glaubt ihr, kann ich am meisten verletzen von allen Menschen auf der Welt? Ich kann meine Frau am meisten verletzen, weil ich ihr am meisten Liebesschuld schulde – als Ehemann, weil es die engste Beziehung ist zwischen Menschen.
In dieser Beziehung kann ich am meisten Schmerzen zufügen, indem ich diese Liebe verweigere, indem ich sie ausnutze oder auf andere Weise verletze. Wenn wir das jetzt auf Gott anwenden: Es gibt jemanden, dem meine Liebe am meisten gebührt, noch mehr als meiner Ehefrau. Deshalb kann ich Gott am meisten verletzen, indem ich ihm diese Liebe versage oder ihm sozusagen ins Gesicht schlage.
Vielleicht verstehen wir jetzt, warum es eine Hölle gibt. Das ist die größte Verletzung, die man Gott zufügen kann: wenn man seine Liebe verwirft, sein Werben ablehnt und gegen seine Liebe rebelliert. Weil das die höchste und größte Sünde ist, gibt es die größte Strafe. Das ist das Größte.
Dabei ist die Hölle gleichzeitig auch eine natürliche Folge. Wenn ich Gott nicht haben will, dann will ich ihn wirklich gar nicht haben. Wenn ich ihn nicht haben will und dann auf das komme, was ich hätte, dann ist das etwas Furchtbares für mich. Wenn ich dann feststelle, dass ich es verpasst habe und nicht zurück kann, dann ist das das Schrecklichste für einen Menschen – das ist Hölle.
Gott ist der, der am meisten verletzbar ist, denn ihm gebührt am meisten von meiner Liebe. Wenn ich ihm nicht die ihm gebührende Liebe entgegenbringe, verletze ich ihn so sehr, wie ich keinen Menschen verletzen kann. Welch eine Sünde! Wie schrecklich ist die Sünde überhaupt!
Letzter Punkt: Seine Liebe ruft nach Gegenliebe. Obwohl wir schon gelernt haben, dass Gott uns nicht bräuchte – er hätte uns nicht nötig –, will er doch unsere Liebe haben. Er hat sich entschieden, dass er unsere Liebe will. Und er ist nicht zufrieden, wenn wir ihm diese Liebe nicht geben.
Er hat sich einfach so entschieden; das war seine Sache. Obwohl er frei ist, hat er in diesem Sinne sein Herz für immer mit uns verbunden. Wenn du sagst: Vielleicht verstehen wir jetzt, worum es beim Willen geht – also ich glaube, das stimmt nicht ganz. Also, den Willen gibt es nicht, weil wir dort nicht sind? Nein, das habe ich nicht gemeint. Ja eben, aber er wirft uns auch nicht hinaus, weil er jetzt verletzt ist oder so in seinem Willen. Das könnte, glaube ich, falsche Gedanken entwickeln.
Ja, das meinte ich nicht. Natürlich kommen hier mehrere Dinge zusammen: Zum einen schließt Gottes Heiligkeit aus, dass ein Mensch, der die Erlösung nicht annimmt, bei Gott sein kann. Zum anderen will der Mensch das nicht; er wollte diesen Gott nicht. Die Menschen in der Hölle hassen Gott zutiefst.
Außerdem kommt Gottes Gerechtigkeit hinzu. Sünde muss ja bestraft werden. Wenn das Erlösungsopfer nicht angenommen wird, muss die Sünde bestraft werden. Sünde selbst ist eine Verletzung der Heiligkeit Gottes, eine ewige Verletzung. Deshalb ist auch eine ewige Strafe nötig.
Die Ausprägungen der Liebe Gottes: Gnade und Barmherzigkeit
Ja, nein, du hast schon Recht. Jetzt zum Schluss noch etwas über die Gnade und die Barmherzigkeit. Diese Liebe äußert sich in Gnade und Barmherzigkeit. Das sind zwei Ausdrucksformen der Liebe. Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen Gnade und Barmherzigkeit? Weiß das jemand? Kann das jemand sagen? Was ist Gnade, was ist Barmherzigkeit oder was ist Erbarmen?
Wenn jemand schuldig ist und die Schuld nicht angerechnet wird, das ist Gnade. Barmherzigkeit ist, wenn man einem Bedürftigen hilft, der Hilfe nötig hat. Gnade hat mit Schuld zu tun. Da ist jemand schuldig, und ihm wird die Schuld erlassen – das ist Gnade. Barmherzigkeit hingegen hat mit Hilflosigkeit zu tun. Da ist jemand hilflos, und ich helfe ihm.
Auch wenn die Hilflosigkeit eine Folge der Schuld ist, gilt das. Aha, ja. Gnade ist Gottes unverdiente Liebe zum Schuldigen, seine unverdiente Gunst. Dazu möchte ich ein paar Dinge zur Gnade sagen.
Gottes Gnade ist souverän. In 2. Mose 33,19 heißt es: „Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wen ich mich erbarme, den erbarme ich mich.“ Das wird auch in Römer 9 zitiert. Gott schuldet seinen Geschöpfen nicht, ihnen gnädig zu sein. Das ist ganz wichtig. Es ist nicht so, dass jemand sagen könnte: „Aber Gott, du musst mir doch gnädig sein, du bist doch...“ Nein, Gott schuldet niemandem Gnade.
Gnade ist ja an sich etwas, das man jemandem schenkt. Das kann man nicht einfordern. Man kann nicht sagen: „Ja, aber mir musst du Gnade geben.“ Gnade kann man nur erflehen, aber nicht einfordern. Gott hat keine Verpflichtung, seinen Geschöpfen gnädig zu sein. Wenn er sich trotzdem entscheidet, gnädig zu sein, dann tut er das, weil er so ist, wie er ist. Das ist seine Liebe, seine Gnade, sein Wesen, aber nicht einfach eine Verpflichtung.
Und wem will er gnädig sein? Das haben wir schon besprochen: Er will dem gnädig sein, der die Gnade Gottes annimmt. Das hat er sich entschieden. Es ist eigentlich ganz einfach. Gott will nur dem gnädig sein, der die Gnade annimmt. Wenn jemand die Gnade nicht annimmt, was soll Gott dann machen? Soll er ihn zwingen oder nötigen, die Gnade anzunehmen? Gott zwingt niemanden, Gnade anzunehmen. Das ist nicht so.
Weiterhin ist seine Gnade umsonst. Die Menschen werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, wie es in Römer 3,24 steht. Gnade und Werke schließen sich gegenseitig aus. Wenn es durch Gnade geschieht, dann nicht durch Werke (Römer 11,6).
Diese Gnade ist ewig. Das heißt, Gott hat von Ewigkeit her beschlossen, gnädig zu sein gegenüber dem Sünder. Gott hat von Ewigkeit her diesen Vorsatz gefasst: „Ich will gnädig sein.“ Das war nicht etwas, das irgendwann später entschieden wurde. Das war von Ewigkeit her sein Wesen.
In 2. Timotheus 1,9 heißt es: „Der uns rettete und mit einem heiligen Ruf rief, gemäß seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben wurde.“ Damals war es also schon klar, dass in Christus Jesus die Gnade gegeben wird.
Dass Gott den Menschen einlädt, zu ihm zu kommen, ist Gnade – das ist das Erste. Zweitens, dass Jesus Christus für uns stirbt, ist Gnade – er müsste das gar nicht tun. Drittens, dass Gott uns persönlich ruft, dem Einzelnen die Gelegenheit gibt, sich zu bekehren, ist ebenfalls Gnade. Das ist alles Gnade.
Das Einzige, was der Mensch tun muss, ist, diese Gnade persönlich in Anspruch zu nehmen. Es ist kein Werk des Menschen, die Gnade anzunehmen. Mir hat jemand gesagt, das sei Werksgerechtigkeit, wenn jemand die Gnade annehmen muss. Das ist es nicht. Die Gnade anzunehmen, ist das, was Gott von den Menschen verlangt und fordert.
Die Gnade ist ewig, auch in die Zukunft hinein. Sie ist ewig. Aber für wen ist sie ewig? Da müssen wir vorsichtig sein. Die Gnade ist ewig für den, der sie angenommen hat.
In Epheser 2,7 heißt es: „Damit er in den kommenden Weltzeiten den unermesslichen Reichtum seiner Gnade in Güte gegen uns zur Schaustellung bringt in Christus Jesus.“ In alle Ewigkeit will Gott an uns, den Gläubigen, die Gnade zur Schaustellung bringen.
Das hat nichts mit der Allversöhnung zu tun. Es betrifft nur die, die die Gnade angenommen haben. Es betrifft nicht alle Menschen. Mir hat jemand gesagt: „Vielleicht ist es doch so mit der Allversöhnung, dass dann doch alle gerettet werden, weil Gott sowieso gnädig ist.“ Er ist allen gnädig und ruft alle, er gibt allen die Möglichkeit, sich zu bekehren.
Aber das heißt nicht, dass nach dem Tod noch die Möglichkeit besteht und Gott so lange wartet, bis alle, auch der Teufel, bekehrt sind. Nein, da ist das Ende der Gnade.
Psalm 103,13 sagt: „Wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten.“ Das sind Bedingungen, oder? Die ihn fürchten. Das war die Gnade.
Die Barmherzigkeit Gottes als Ausdruck seiner Liebe
Und zum Schluss die Barmherzigkeit – damit schließe ich. Seine Liebe äußert sich in Barmherzigkeit. Barmherzigkeit ist Gottes Liebe zu den Schwachen, zu den Notleidenden, egal warum sie jetzt Not leiden – sei es als Folge der Sünde oder aus anderen Gründen. Das ist seine Barmherzigkeit.
Indem er seine Güte zeigt, sieht man, wie er sich zu seinen Geschöpfen herabneigt. Er erweist Mitleid, fühlt mit ihnen mit und handelt dann. Es ist nicht nur so, dass er Mitleid hat und denkt: „Oh, der Arme, wäre schön, wenn man ihm helfen könnte.“ Sein Mitleid bedeutet auch, dass er etwas unternimmt. Sein Erbarmen, sein Herabneigen sind aktiv.
Eine passende Stelle dazu ist Jakobus 5,11: „Wisse, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist, voll Herzlichkeit und Barmherzigkeit.“ Der Herr ist barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Gnade. Hier sieht man es deutlich: Der Herr ist barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn. Wenn es zum Zorn kommt, dann lässt er lange auf sich warten. Er zeigt dem Menschen viel Geduld. Aber er wird zornig, wenn der Mensch keine Buße tut.
Seine große Gnade zeigt sich auch in Psalm 103, Vers 9: „Der Herr ist barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Gnade.“ Außerdem heißt es in Klagelieder 3,22-23: „Seine Erbarmen ist jeden Morgen neu.“ Das bezieht sich auf sein Volk. Er hat sein Volk gezüchtigt, doch man soll bedenken, dass er sich wieder über sein Volk erbarmen wird.
Fragen zur Bekehrung der Engel und der menschlichen Natur
Gibt es dazu vielleicht Fragen oder Ergänzungen? Und das fragst du jetzt auch.
Die Engel haben keine Möglichkeit, sich zu bekehren. Keiner der gefallenen Engel kann sich wieder bekehren. Kein Dämon kann sich bekehren und fragt sich, warum das so ist. Es war eine bewusste Entscheidung von ihnen, die letztlich unnütz war.
Weil es eine Entscheidung war, die ich nicht genau verstehe – meinst du, dass sie sich Gott gegenüber sichtbar entschieden haben? Nein, ich denke, dass ein Engel individuell geschaffen wurde und nicht... Nachher hat er schon eine persönliche Entscheidung getroffen, als er sich auf bestimmte Dinge und Zeiten festgelegt hat. Wir sind im Bereich von Adam; wir haben keine solche Entscheidung getroffen. Das ist interessant.
Das ist ein interessanter Gedanke: Wir sind Adams Nachkommen und werden mit einem Hang zur Sünde geboren. Das entschuldigt uns nicht, aber es gibt etwas in uns, das uns zur Sünde drängt. Sobald wir das erste Mal nachgeben, sind wir Schuldner. Sobald wir das erste Mal sündigen, sind wir schuldig und in Sünde geboren.
In Sünde geboren zu sein bedeutet aber nicht, dass wir schon schuldig sind. Mit der Geburt sind wir noch nicht schuldig. Manche Menschen werden mit einer bestimmten Veranlagung geboren. Sünde ist das Gesetz, der Hang zur Sünde, das Prinzip in uns, das uns zum Sündigen drängt. Die Sünde ist im Fleisch; seit Adams Sündenfall ist die Sünde im Fleisch, vorher nicht.
Adam hatte keine Sünde im Fleisch. Er hatte keinen Anhaltspunkt, von sich aus sündigen zu wollen. Er hatte keinen Hang zur Sünde. Adam wurde von außen versucht, während wir zuerst von innen und vielleicht auch von außen versucht werden.
Wenn du Recht hast, würde das bedeuten, dass Adam und Eva verloren sind, wenn man bestimmte Maßstäbe ansetzt. Denn sie sind ja auch als Persönlichkeiten geschaffen. Sind sie errettet? Weißt du das? Nein, ich weiß es nicht, ich stelle es nur fest.
Jesus ist für die Sünden der Menschen gestorben und nicht für die Sünden der Engel. Was willst du damit sagen? Ein Engel kann nicht durch seine Sünde durch Jesu Blut gereinigt werden, wenn Jesus nur für die Sünden der Menschen gestorben ist.
Also ja. Adam und Eva haben bereits die Verheißung bekommen, dass ein Nachkomme Evas der Schlange, dem Teufel, den Kopf zertreten wird. Von daher können sie, ohne den Namen Jesus gekannt zu haben, im Prinzip Vergebung erhalten haben, ähnlich wie die Menschen im Alten Bund.
Die Bibel sagt uns nicht alles. Ihr merkt, da muss man dann rätseln. Es ist ganz schön schwierig. In der Ewigkeit wird uns diese Frage wahrscheinlich beantwortet werden: Warum können die Engel keine Buße tun?
Vielleicht ist das, was Klaus gesagt hat, die Lösung: Dass die Engel ganz bewusst und jeder einzelne sich klar gegen Gott entschieden hat, dass sie nicht verführt wurden und dass sie nicht Nachkommen Adams mit einem Hang zur Sünde sind. Ich weiß es nicht. Es könnte eine Lösung sein.
Aber wir müssen nicht alle Fragen beantworten. Wir sollten einige Fragen aufbewahren, die wir dann in der Ewigkeit klären können.
Gott hat doch in der Schöpfung, das hast du heute Vormittag oder gestern Abend schon gesagt, Unterschiede gemacht: Engel als Diener Gottes und den Menschen als Gegenüber – mit Leib und Seele, mit einem Wesen, mit dem er kommunizieren will, während die Engel zu dienen haben.
Der Mensch ist zu höheren Aufgaben berufen als die Engel. Das ist interessant.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Ich weiß, dass das Zuhören schwieriger ist als das Reden. Vor allem war es ein sehr großes Thema, und man bräuchte mehr Zeit, um darüber nachzudenken. Aber wie gesagt, ihr könnt die Manuskripte haben.
Vieles oder einen Teil davon habe ich aus einem Buch genommen, aber die meisten Zitate habe ich nicht vorgelesen, die ich aufgeschrieben hatte. Auch Gedanken stammen aus dem Buch von Herbert Janssen. Außerdem hatte ich noch von einem gewissen Gene Gibson ein paar Gedanken und andere Sachen.
Ich habe auch anderes gesammelt. Vor Jahren habe ich mal über das Wesen Gottes Lektionen erstellt, etwa sieben oder acht Lektionen. Davon habe ich auch einiges wiederverwendet.
Aber wie gesagt, es ist grenzenlos, denn man kann sehr viele Stellen in der Bibel zusammensuchen. Man merkt, es gibt immer mehr. Es ist ein Thema, mit dem man wahrscheinlich nie fertig wird – über das Wesen Gottes zu sammeln, zu schreiben und zu sprechen.
Möge der Herr uns helfen, dass wir ihn besser erkennen. Ich möchte das auch als Gebetsanliegen formulieren: Dass wir füreinander beten, damit wir wirklich wachsen in der Erkenntnis Gottes. Denn das hat große Auswirkungen auf unser Leben.
Wollen wir noch beten zum Abschluss?
Geliebter Vater, wir danken dir von ganzem Herzen für deine Gnade, dass wir deine Kinder sein dürfen, für dein Werben und für deine wunderbaren Ratschlüsse überhaupt, dass wir dich kennenlernen dürfen.
Du sagst: Niemand erkennt den Sohn außer dem Vater, niemand erkennt den Vater außer dem Sohn, und wen der Vater offenbaren will, den offenbart er.
Du hast, das war dein Wille, den Wunsch, uns den Sohn zu offenbaren, uns zu zeigen, wer er ist und wer du selbst bist.
Wir danken dir, Herr, dass wir wachsen dürfen in der Erkenntnis Jesu Christi. Wir bitten dich von ganzem Herzen: Lass uns erkennen, wer du bist, wie wunderbar du bist, wie heilig du bist, wie liebevoll du bist, wie groß du bist.
Herr, lass uns staunen wie Kinder, die etwas von ihrem Vater erkennen oder von anderen Dingen.
Herr, wir danken dir, dass du so wunderbar bist, so voller Freude, und dass du uns an deiner Freude Anteil gibst. Amen.