Die Herausforderung der Worte Jesu und ihre Wirkung
Johannes 6, Vers 63: In der zweiten Hälfte oder der letzten Hälfte dieses Verses heißt es: „Es war in einem Augenblick, als viele von Jesus sich abwandten.“ Das war eigentlich deprimierend. Stellen Sie sich vor, Jesus predigt, und die meisten sagen: „Das wollen wir nicht hören, das ist eine harte Rede.“ Sie murrten und ärgerten sich darüber.
Dann sagt Jesus: „Meine Worte sind Geist und sind Leben.“ Meine Worte sind Geist und sind Leben. Herr, wirke du durch deinen Geist so, dass wir verstehen, was du uns sagen willst. Amen.
Viele behaupten steif und fest, dass Pfingsten der Geburtstag der Kirche sei. Nun, wenn man ein Bibellexikon zur Hand nimmt, merkt man schnell, dass das Wort „Kirche“ in der Bibel überhaupt nicht vorkommt. Auch in der Konkordanz findet sich das Wort „Kirche“ nicht.
Das ist gut, denn es erinnert uns daran, dass unsere irdischen Kirchenorganisationen nicht das Letzte und das Wichtigste sind. Leider sind sie oft nur Anlass von Zank, Überheblichkeit und Streit.
Die wahre Bedeutung von Pfingsten und Gemeinde
Was kommt denn in der Bibel vor? Das gläubige Zusammenkommen, das es die Gemeinde gibt, die lebendige Gemeinde, wird in der Bibel oft erwähnt, ohne dass sie sich Namen geben. Am Pfingsttag geschah es, dass das Evangelium vielen Menschen aus verschiedenen Völkern gepredigt wurde. Dieser Tag war ein Tag der Weltmission und der Evangelisation. Dabei sollten wir es belassen, wie es in der Bibel steht.
Das Große daran war, dass der Heilige Geist durch diese Predigt machtvoll wirkte. Tausende kamen auf einen Schlag zum Glauben. Obwohl viele sagen, das könne man gar nicht so schnell erreichen, wurden sie überführt, taten Buße, bekehrten sich, bereuten ihre Sünde, ließen sich taufen und lebten mit großer Gewissheit den Glauben an Jesus Christus, ihren Herrn. Das ist Pfingsten, und das ist eigentlich der ursprüngliche Sinn.
Die Juden feiern heute an Pfingsten das Erntefest. Fünfzig Tage nach Ostern, nach dem Passah, feiern sie das Erntefest – den Tag, an dem die erste Ernte draußen bereits eingebracht wird. Sie sind etwas voraus, weil das Klima dort heißer ist. Man freut sich über all die schönen Früchte, die auf dem Acker gewachsen sind, und über die Ernte, die man einbringen kann. Man jauchzt und jubelt.
Das ist das christliche Pfingsten: Man freut sich über eine große Ernte. Unter allen Völkern und Nationen bringt Gott heute seine Ernte ein, und viele Menschen kommen zum Glauben. Pfingsten heißt ja das öffentliche Bekennen, das bewusste Bekennen.
Was auch so schön ist: In dieser Gemeinde, die der Geist Gottes aus ganz verschiedenen Menschen zusammenruft, herrscht eine große Einmütigkeit. Nicht in Formen und Traditionen – das ist gar nicht wichtig – sondern eine Einmütigkeit im Glauben an Jesus, den Sohn Gottes, und im Festhalten an seinem Wort. Sie blieben beieinander, blieben an der Apostellehre und hatten einander herzlich lieb. Sie erlebten eine tätige Liebe und kümmerten sich umeinander.
Es war so wichtig, den Glauben auch im Alltag zu bewähren. Viele bekommen heute Sehnsucht und sagen: „Ach, wenn das doch wieder so wäre, auch in unseren Gemeinden, da, wo wir zu Hause sind!“
William Booth, der Gründer der Heilsarmee, legte beim Lesen der Apostelgeschichte seinen Kopf auf den Tisch und sagte nur: „Herr, tu es noch einmal! Herr, tu es noch einmal!“ Was meinen Sie? Will Gott es heute auch tun? Ich bin ganz überzeugt: Gott will seinen Geist nicht zurücknehmen in unseren Tagen. Nein, im Gegenteil, er will genauso mächtig wirken wie damals.
Er will stark unter uns wirken – in unserer trostlosen Zeit, in unserer Müdigkeit, wo so viel Glaubenszweifel herrschen, wo so viel Trägheit ist, wo das Wort Gottes oft zerredet wird und wo so viel Unglauben selbst in den Kreisen der Gemeinde herrscht. Da will Gott noch einmal durch seinen Geist den Glauben wecken, Buße und Umkehr bewirken und Erneuerung schenken.
Die Wirkung des Heiligen Geistes durch das Wort Gottes
Das ist das Werk des Geistes Gottes. Wir haben schon letzten Sonntag darüber gesprochen, dass er die Augen öffnen will. Der Geist Gottes möchte die Augen für Sünde öffnen und überführen. Er will die Augen öffnen für das Gericht Gottes. Außerdem will er die Augen öffnen, damit man das Evangelium verstehen kann. Und er möchte Menschenherzen so tiefgreifend verändern, dass neue, veränderte Menschen entstehen, die sich vom Geist Gottes leiten lassen.
Das brauchen wir heute. Deshalb wollen wir uns nach dieser Gabe des Heiligen Geistes ausstrecken und darum bitten: Herr, komm doch, komm doch mit deinem Geist! Erneuere deine Gemeinde, fang bei mir an, komm jetzt, Herr!
Zuerst möchte ich darüber sprechen, wie Gott uns seinen Geist gibt. Das ist eine entscheidende Frage, die viele im Unklaren lässt: Wie gibt uns Gott seinen Geist? Braucht es etwas Besonderes, eine Zeremonie oder eine Handlung? Muss man eine bestimmte Handauflegung empfangen? Oder gibt es nur bestimmte Orte, zum Beispiel in Nordamerika, wo man hinfliegen muss, um den Geist zu empfangen?
Wie ist das? Wo gibt es den Geist wirklich? Wie bekommt man den Geist Gottes?
Ich möchte zunächst ausholen und Ihnen etwas erklären. Wenn Sie in diesen Tagen ein wenig die Politik verfolgen, ärgern Sie sich jeden Tag und denken: Das ist ein Trauerspiel, was dort in Jugoslawien abläuft. Das haben sicher viele von Ihnen schon gedacht. Es ist grausam, Tag für Tag kommen Menschen ums Leben. Und was tun die Mächtigen der Welt? Sie reden.
Feierlich stehen sie an Mikrofone und geben Erklärungen ab. Sie sagen: Bis hierher und nicht weiter! Ab jetzt werden wir handeln! Und was passiert? Gar nichts. So geht es schon seit drei Jahren. Das sind Worte. Worte, die erbärmlicher kaum sein könnten, wenn man die große Politik betrachtet.
Worte sind leer, Worte sind hilflos, Worte haben keine Bedeutung. Worte: Ach, was geht mich mein dummes Geschwätz von gestern an? So denkt doch jeder. Deshalb sind Worte das Wertloseste und Oberflächlichste, was es in unserer Welt gibt.
Ausgerechnet Worte hat Gott erwählt, um sich zu offenbaren. Das ist im Grunde kaum verständlich. Worte, die bei uns Menschen oft nichts gelten. Gott lässt seinen Ruhm verkündigen, Gott lässt sein Evangelium verkündigen – alles nur durch Worte, nicht durch Taten, sondern durch Worte.
Der Glaube kommt durch Worte, durch die Predigt.
Gerade jetzt ist das Thema aktuell. Wir haben oft darüber diskutiert, dass sich viele Menschen heute über die Predigt aufregen. Sie sagen: Der moderne Mensch hat Probleme mit der Predigt, weil sie so autoritär vorgetragen wird. Viel lieber diskutieren wir und tauschen Meinungen aus.
Doch was ist die Predigt? Wenn Sie Ungläubige fragen, werden sie Ihnen sagen: Das ist Gelaber, da macht einer fromme Phrasen. Und ich sitze da, schlafe sowieso ein und lasse meine Gedanken woanders kreisen.
Aber Gott hat die Predigt erwählt. Was ist das? Die Verkündigung, der Zuspruch des Wortes des Evangeliums. Was ist am Pfingstfest geschehen? Die schlichte Verkündigung eines Fischers, Petrus, wurde durch den Geist Gottes so wirksam, dass Tausende bewegt und aufgewühlt wurden. Sie vertrauten fortan ihr Leben Jesus an und glaubten ihm allein.
Der Geist Gottes wirkt durch das Wort.
Das ist ungeheuerlich, wenn man das einmal begriffen hat. Das ist der Schlüsselpunkt des Wirkens Gottes in unserer Welt. Gerade das verachtete, armselige, leere Wort – das Wort, das verachtet und verspottet wird – wird von Gott benutzt, um Großes in unseren Tagen zu bewirken.
Ja, da wirkt der Heilige Geist durch das Wort hindurch, durch das Evangelium.
Paulus sagt einmal – und man sollte sich das wirklich merken: Es hat Gott gefallen, durch das Wort törichter Predigt selig zu machen (1. Korinther 1,21). Mein Glaube ruht auf dem Wort des Zuspruchs. Aber der Geist Gottes macht dieses Wort lebendig und verankert es in meinem Herzen, so dass ich es glauben und fassen kann.
Die Einzigartigkeit des christlichen Glaubens und der Geist Gottes
Wie wirkt der Heilige Geist durch das armselige Wort, durch das schlichte Wort, durch das einfache Wort? Ich möchte es noch einmal von einer anderen Seite her betrachten und erklären.
Sie wissen, es gibt viele Religionen in der Welt. Alle Religionen ahnen etwas von einem Gott, von vielen Göttern oder von einer göttlichen Macht. Ob sie nun Geisterglauben praktizieren, Ahnenkult betreiben oder dem Buddhismus oder Hinduismus folgen – überall gibt es eine Ahnung von etwas Höherem. Doch alle sagen, es gibt keine sicheren Antworten.
Die einzigen, die behaupten, sichere Antworten zu haben, sind die Christen. Das ist in der Tat ungeheuerlich und sorgt für Ärger. Wie können Christen kommen und sagen, sie wüssten es genau? Die Christen können nur eine Autorität anführen: das Wort Gottes. Sie sagen: „Wie glaubt ihr, dass ihr das Wort Gottes hört? Dass Gott spricht?“ Ja, das glauben sie.
Gott spricht, und er sagt: „Ich will meinen Geist in euch geben.“ Immer wieder spricht er diese Worte. Das ist der Kernpunkt des christlichen Glaubens. Wenn Gott spricht, dann geschieht es, wie bei der Schöpfung der Welt: Gott sprach, und es geschah. Die Sonne war da, das Meer, und auf der Erde wachsen Pflanzen.
Gott spricht, und er hat die Geschichte seines Volkes Israel gestaltet. All die Worte, die er spricht, sind lebendig. So sagt Jesus: „Meine Worte sind nicht bloß dahingesprochen“, wie so vieles in unserer Welt, das nur Schall und Rauch ist. Seine Worte sind Geist und Leben. Gottes Worte sind Worte, die einen bewegen.
Man kommt nur zum Glauben, indem man dieses Wort hört. Das ist das Ungeheure: Die Menschen waren entsetzt, als sie Jesus predigen hörten. Was hat sie so erregt? In Johannes 6, wo wir mit diesem Predigttext heute sind, befinden wir uns in der Synagoge von Kapernaum. Jesus spricht davon, nach der Speisung der Fünftausend, dass man ihn essen muss, ihn aufnehmen muss.
Die Menschen sagen: „Den kennen wir doch, das ist doch einer wie wir.“ Wer kann so einen ungeheuren Anspruch in der Welt verkünden? Das ist in der Tat schwer zu begreifen. Jesus ist die große Herausforderung des Glaubens.
Jesus sagt: „Ja, ihr könnt euch an mir ärgern.“ Und tatsächlich liefen viele von Jesus weg. Es bleibt dabei: Ihr könnt an meinem Wort prüfen. Wenn Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln“ – was können die Menschen tun? Sie können nur dieses Wort im Glauben annehmen und leben und sagen: „Genau, so erfahren wir es.“ Sie können es nur im Gehorsam aufnehmen.
Wenn sie auf etwas anderes warten, wird das nie in ihrem Leben geschehen. Manche warten auf irgendwelche Himmelserscheinungen – sie werden nicht kommen. Gott hat sich in seinem Wort offenbart. Er hat die Menschen durch sein Wort überzeugt und überführt.
Er offenbart sich ausgerechnet im verachteten, schlichten Wort. Er redet zu uns und gebietet uns, ihn aufzunehmen. Wer das tut, hat sein Haus auf den Felsen gegründet. Wer dem Wort folgt, wird gewiss werden: Es gibt nur diesen einen Weg. Jesus ruft: „Komm, folge mir!“
Die Entstehung der Gemeinde durch das Wirken des Geistes
Das möchte ich noch auf einem dritten Weg zeigen – ganz einfach an einem biblischen Beispiel. Paulus beschreibt den Korinthern, wie damals eine christliche Gemeinde in Korinth entstanden ist. Wie kam es dazu?
Paulus war bei Aquila und Priska in der Sattlerstube. Dort arbeitete er in der Werkstatt und war offenbar nicht mehr so vom evangelistischen Feuer erfüllt. Dann kamen seine Freunde wieder, und Paulus verkündete mit großer Dringlichkeit Christus in der Synagoge. Das war der Anlass.
Der Geist Gottes wirkte mächtig, und Paulus beschreibt das in 1. Korinther 2,4: „Mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit.“ Das meinen viele, sie bräuchten genau das – doch das ist nicht so. Paulus sagt weiter: „Mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit menschlichen Worten hoher Weisheit, sondern mit Furcht und Zittern großer Schwachheit, aber in Erweisung des Geistes und der Kraft.“
Wenn Sie am Krankenbett stehen, einen Sterbenden begleiten oder einem Menschen Glauben verkünden wollen, brauchen Sie nichts weiter, als zu sagen: „Herr, jetzt will ich in deinem Geist reden, wirke du mächtig durch dieses dein Wort.“ Amen. Das ist es, was Wirkung entfaltet.
So ist die Gemeinde von Korinth entstanden – in großer Schwachheit, nicht mit menschlichen Worten voller hoher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft. Gottes Geist wirkt durch das verachtete Wort hindurch.
Das möchte ich nun noch etwas näher betrachten: Was geschieht dort eigentlich genau? Der Geist Gottes wirkt durch das Wort hindurch.
Die besondere Kraft des Wortes Gottes im Vergleich zu anderen Religionen
Sie können verschiedene Bücher anderer Religionen lesen, zum Beispiel die indischen Veden oder den Koran. Sie können auch die Bibel zur Hand nehmen. So haben wir sehr oft mit jungen Leuten diskutiert.
Dabei passiert es häufig, dass Leute fragen: Was ist denn an der Bibel besonders? Äußerlich ist sie doch nichts Besonderes. Es sind alles Bücher. Sie können noch ein paar esoterische Bücher danebenlegen. Es sind alles Bücher, die sich irgendwo mit der Welt Gottes beschäftigen.
Aber kein Buch hat einen anderen Anspruch als die Bibel: Sie ist das Wort Gottes. Wenn Sie sie lesen, hören und mit einem gehorsamen Herzen tun, wird dieses Wort sich verändern. Sie können also nur ausprobieren, was das Besondere am Bibelwort, am Wort Gottes, ist – an seinen Wirkungen.
Und das ist ganz gewaltig: Der Geist Gottes benutzt dieses Wort und weckt Glauben. Einen Glauben nicht an uns, sondern – wie wir es gerade gesungen haben – in einer Welt des Todes an ewiges Leben, an die Auferstehung, an große Gewissheit.
Jetzt möchte ich Sie bitten: Schauen Sie nochmals ins Neue Testament. Was wird dort von Jesus erzählt? Da tritt Jesus zu einem Menschen, der von unreinen Geistern besessen ist. Was macht Jesus? Er gebietet diesen Geistern, und sie fahren aus.
In diesem Wort Jesu steckt eine große Dynamik, eine geistliche Kraft. Wenn Sie wissen wollen, wie sich in Ihrem Leben etwas verändert – nur durch das Wort Gottes, wenn Gott spricht –, dann will er das tun.
Sie dürfen die Bibelworte nehmen und sagen: Herr, ich glaube daran, ich will jetzt einen Sieg erleben. Da war zum Beispiel ein Offizier, ein Römer. Ausgerechnet dieser Heide hat genau verstanden, was da los ist: Sprich nur ein Wort.
Dann wird ein Knecht gesund. Sprich nur ein Wort! In deinem Wort ist geistliche Dynamik, im Bibelwort sprühende Energie. Genau das hat Jesus den Männern und Frauen gesagt, die sich an ihm in der Synagoge stießen: Meine Worte sind Geist und Leben.
Wer spottet, der erlebt es nicht. Wer es ablehnt, erlebt es nicht. Aber wer daran glaubt, wer es in seinem Herzen aufnimmt, wird es erfahren und erleben.
Die Gabe des Heiligen Geistes heute und ihre Erkennung
Ich möchte Ihnen im letzten Teil noch sagen, wie Gott heute Neues bei Ihnen wirken will. Gott möchte heute Neues in Ihrem Leben schaffen. Wir sollen uns ganz neu nach der Gabe des Heiligen Geistes ausstrecken.
Für viele stellt sich dabei die Frage: Wo bekomme ich den Geist Gottes? Wo muss ich hingehen? Sind es spezielle Menschen? Wie erkennt man sie? Sind es Leute, die Heilungswunder tun? Oder wie bekommt man den Geist? Woran erkennt man ihn? Erkennt man ihn an übernatürlichen, außergewöhnlichen Erscheinungen?
Wenn ich die Schrift lese – und Sie können die Schrift ja selbst lesen – möchte ich nur das sagen, was ich darin finde. Schon bei Jesus, der vom Heiligen Geist erfüllt war, wird in Jesaja 11 in der Weihnachtsverheißung prophezeit, dass auf ihm der Geist der Weisheit ruhen wird. Jesus wird also nicht wie ein Verrückter herumlaufen. Auf ihm ruht der Geist der Weisheit, der Geist der Erkenntnis und die Furcht des Herrn. Es ist der Geist Gottes, den man daran erkennt.
Aber wo bekomme ich diesen Geist? Ich sehe mit großer Sorge, dass wir vor einigen Jahren auch Leute in unserem Gottesdienst hatten, die mit Zwischenrufen störten, sogar eine Konfirmation unterbrachen und behaupteten, sie hätten allein den Heiligen Geist. Wir haben mit ihnen gerungen, geduldig mit ihnen geredet. Was mich erschüttert, ist, dass Menschen nicht nur von törichten Einbildungen getäuscht werden, sondern dass sie das Ganze auch noch dem Heiligen Geist zuschreiben. Das ist schlimm.
Der Geist Gottes wirkt im Wort Gottes. Gott kann alles. Er benutzt aber seinen Kanal, durch den er seit Jahrhunderten wirkt: durch seinen Geist und durch sein Wort. In diesem Wort gibt er uns Stärkung, Ermutigung und Kraft. Dieses Wort wird nicht leer zu ihm zurückkehren, sondern soll tun, wozu es gesandt ist. Es ist voller geistlicher Dynamik.
Wenn Wunderevangelisten wirken und Segen schaffen, dann geschieht das nur durch das Evangelium, nur durch das Wort Gottes. Nicht durch ihre eigenen Ideen oder Visionen, die oft ganz anders sind als das, was das Wort Gottes sagt. Nur wenn sie das Wort Gottes verkünden, wird es Frucht bringen.
Für uns ist es jetzt sehr wichtig, dass wir in diesem Wort Gottes bleiben, in diesem Wort leben und es festhalten. Um noch eine Bibelstelle zu nennen: Im Galaterbrief streitet Paulus mit den Gemeinden in Kleinasien und fragt sie: Wie habt ihr den Heiligen Geist empfangen? Schon damals war die Frage aktuell: Wie habt ihr ihn empfangen? Durch irgendwelche Praktiken oder durch die Predigt vom Glauben?
Natürlich kann man den Geist Gottes nur durch die Predigt vom Glauben empfangen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir das Evangelium verkünden. Vor einigen Tagen stand in unseren Zeitungen von einem kirchlichen Publizisten, der einen hohen Geburtstag feierte, dass er heute als seine höchste Erkenntnis propagiert, die Bibel müsse neu und anders geschrieben werden als sie uns gegeben ist. Das lohnt sich nicht einmal, weiter zu kommentieren. Dieser Mann hat sich selbst gerichtet.
Meinen Sie, in 50 Jahren wird noch jemand den Namen eines solchen Mannes kennen? Die Zeit wird über unsere zeitbedingten Ansichten hinweggehen. Aber was bleibt durch die Jahrhunderte, ist, dass das Wort Gottes wahr ist, dass es voller geistlicher Dynamik ist und Leben schafft.
Wo immer Menschen zusammenkommen, um die Bibel mit aufrichtigem Herzen zu lesen – sei es in einem Hauskreis oder in einer Jugendgruppe – wird lebendige Gemeinde entstehen. Dort wird geschehen, was einst am Pfingsttag geschah: Der Geist Gottes wirkt machtvoll, durchbricht Mauern der Ablehnung, überwindet Feinde und führt Menschen im Glauben sicher durch Zweifel hindurch. Er stellt sie auf den festen Felsengrund.
Die Herausforderung des Evangeliums und die Kraft der Vergebung
Jetzt haben wir heute eine große Not: Viele Menschen haben Probleme mit dem Wort des Evangeliums, weil sie schlechte Erfahrungen mit Christen gemacht haben. Das Haupthindernis, warum Menschen nicht zum Glauben kommen, liegt an uns.
Vor ein paar Tagen haben wir mit einem jungen Paar gesprochen. Dabei ist uns aufgefallen, wie sie mich fragten, was ich tue. Ich habe ihnen erzählt, dass ich ein Zeuge Jesu sein möchte. Daraufhin ging ein Lächeln über das Gesicht des jungen Mannes.
Ich fragte ihn, ob er daran glaubt. Er antwortete: „Nein, ich bin durch und durch Atheist.“ Ich fragte, wie er dazu komme, denn eigentlich gebe es doch gar keine Atheisten, jeder glaube an etwas von Gott. Er sagte, er habe die Christen gesehen und auch, was Christen im Laufe der Jahrhunderte getan hätten. Das sei so abstoßend und ekelerregend gewesen. Dann nahm er seine Freundin in den Arm. Ich weiß nicht, ob das, was er jetzt mit ihr macht, viel besser ist. Manchmal steckt da auch Hochmut dahinter.
Wir sollten daran denken, dass sich viele Menschen am Zeugnis der Christen stoßen. Deshalb wollen wir immer wieder auf das Herzstück des Evangeliums hinweisen. Was ist das? Dass Jesus für uns sein Leben gelassen hat – für uns fehlbare, sündige Menschen.
Das ist das Evangelium, das die Welt braucht. Offen und ehrlich sagen wir: Wir sind Versager. Wir können das nur bekennen, und uns tut unser Versagen leid. Aber wir sagen euch auch, dass es eine Rettung gibt, dass Schuld vergeben und ausgelöscht werden kann.
Gerade in der Politik gibt es in Japan eine große Diskussion darüber, ob man Schuld eingestehen will. Die meisten Menschen bei uns wissen gar nicht, dass es in der japanischen Kultur überhaupt nicht denkbar ist, Schuld auszusprechen. Auch Vergebung in dieser Weise ist dort nicht vorstellbar. Das ist nur auf dem Hintergrund des christlichen Glaubens möglich.
So wird uns erst wieder bewusst, was es bedeutet, wenn wir sagen, dass wir von der Vergebung leben. Gott hat eine Sühne geschaffen, durch die alle Schuld weggenommen wird. Das ist das Evangelium, das Petrus am Pfingsttag verkündigt hat.
Dieses Wort geht in die Herzen, wenn der Geist Gottes die Menschen von ihrer Schuld überführt. Dann wissen Menschen plötzlich: Ja, das ist für mich geschehen, das brauche ich, und das ist mir geschenkt.
Die lebendige Kraft des Wortes Gottes und der Wunsch nach Erfüllung mit dem Geist
Ich möchte Ihnen heute neue Freude am Wort Gottes schenken, das er uns gegeben hat. Dieses Wort ist nicht bloß ein leeres Wort, sondern ein Wort, das mächtig wirkt. Es macht uns lebendig und setzt uns in Bewegung. Der Geist Gottes will uns durch und durch durchdringen.
Ich wünsche mir, dass wir uns alle mehr ausstrecken und sagen: Herr, ich brauche noch mehr von deiner Gabe. Ich will noch mehr von dir. Ich möchte von deinem Wort durchdrungen sein, damit dein Geist mich erfüllen kann.
Ich bin überzeugt, dass Gott heute keine Zeit der Geringfügigkeit will, egal wie schwach und armselig die Gemeinden auch sein mögen, wie tot oder eingeschlafen sie oft sind. Gottes Geist will mächtig wirken. Dieses Wirken geschieht nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr. Amen.