Herr Präsident! Wenn wir hier zusammenkommen, möchte ich noch ein kurzes Wort dazu sagen: Was ist das eigentlich, wenn wir einen Gottesdienst halten?
Heute geistert oft die Vorstellung durch viele Köpfe, dass wir im Gottesdienst Gott dienen. Das seien die Heiden, die meinen, sie könnten Gott Freude bereiten oder ihm ein Opfer bringen, wenn sie ihm dienen. In unserem christlichen Gottesdienst ist es ganz anders. Es gibt nur einen, der dient, und das ist der lebendige Gott selbst. Er dient uns.
Unsere Gesänge können sich gar nicht mit den Gesängen messen, die die Engel in der Ewigkeit Gott darbringen. Darum wartet Gott auch nicht auf unsere Tonkompositionen.
Was ist der Sinn des Gottesdienstes? Der lebendige Gott will sich uns offenbaren. Und das tut er immer durch sein Wort, nicht durch die Töne. Er offenbart sich durch sein Wort, und das Einzige, was wir sagen können, ist: Herr, ich will hören, dir begegnen und hören, was du mir heute schenkst.
So gehen wir immer beschenkt weg. Unsere Erwartung ist groß: Herr, ich will dir begegnen, nicht Menschen, sondern dir in deinem Wort. Darum wollen wir beten:
Herr, es ist so groß, dass du zu uns kommst. Uns wird bewusst, wie wenig wir in der Lage sind, dich zu empfangen. Unser Leben ist schmutzig, und uns bedrückt, wo wir widerlich gehandelt und geschündigt haben. Aber du kannst uns reinigen, das ist wunderbar. Du kannst Lasten wegnehmen.
Und dann wollen wir dein Wort hören: Rede, Herr, dein Knecht hört! Amen!
Die Bedeutung von Gleichnissen im Wirken Jesu
Ich habe für heute eine Gleichnisgeschichte ausgewählt, eine Beispielsgeschichte. Es ist auffallend, wie viele Geschichten Jesus erzählt hat. Bei uns ist es oft so, dass wir viel theoretisieren, wenn es um den Glauben geht.
Ich finde das ganz wunderbar, dass Jesus immer Bilder verwendet hat. Das war immer interessant, denn Jesus hat fast nie einen theoretischen Satz über das Reich Gottes gesagt. Er hat sich immer an Bildern orientiert, um zu erklären, was das Reich Gottes ist.
Die ganzen Gleichnisse in Matthäus 13 handeln alle vom Reich Gottes. Jesus hat sehr ausführlich erklärt, wie das Reich Gottes ist – vom Samenkorn, das ausgestreut wird, bis hin zur Frucht, die daraus entsteht.
Und hier haben wir ein ganz wunderbares Gleichnis, das nur im Lukasevangelium steht. Darum ist es gut, dass wir verschiedene Evangelien haben, denn sie vermitteln ganz unterschiedliche Eindrücke. So ist es auch bei dieser Geschichte: Der eine nimmt das eine mit, der andere etwas anderes.
Dem Lukas war besonders die Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus wichtig. Sie steht in Lukas 16, Verse 19 bis 31 – vom reichen Mann und armen Lazarus.
Die Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus
Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen. Ganz einfaches Leinen diente damals als Unterwäsche, während Purpur als äußeres Kleidungsstück getragen wurde. Es war damals eine besondere Sache, echtes Leinen als Unterwäsche zu tragen. Der reiche Mann lebte jeden Tag herrlich und in Freuden.
Es gab aber einen Armen mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür, voll von Geschwüren. Er begehrte sich zu sättigen mit dem, was von des Reichen Tisch fiel. Dazu kamen auch die Hunde und leckten seine Geschwüre.
Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Er rief: „Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle, denn ich leide Pein in diesen Flammen.“
Abraham aber sprach: „Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben. Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet, und du wirst gepeinigt. Überdies besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, sodass niemand, der von hier zu euch hinüber will, dorthin kommen kann, und auch niemand von dort zu uns herüber.“
Da sprach der reiche Mann: „So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus, denn ich habe noch fünf Brüder. Die sollen gewarnt werden, damit sie nicht auch an diesen Ort der Qual kommen.“
Abraham sprach: „Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören.“
Er sprach: „Nein, Vater Abraham, schon wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun.“
Abraham antwortete ihm: „Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.“
Die heutige Lebenssituation und das Streben nach Genuss
Wir leben in einer Zeit, in der man unglaublich viel machen kann. Man kann zum Beispiel in die Türkei oder nach Ägypten reisen. Man kann sich neue Möbel kaufen, tolle Frisuren ausprobieren und in der Kleidung ist alles möglich. Autos kann man in großer Anzahl kaufen, und man kann ein Haus bauen. In unserer Zeit ist fast alles machbar. So etwas hat es in der Weltgeschichte noch nie gegeben.
Denkt an eure Vorfahren, eure Großeltern, die oft in Armut gelebt haben. Und was wir heute alles zur Verfügung haben! Alle reden von Krise, aber die kommt ja erst noch. Wir würden die Augen aufmachen, wenn wir sehen, welche Armut in den nächsten Jahren auf uns zukommt. Im Moment schöpfen wir aber noch aus dem Vollen. Es ist unheimlich viel da.
In solch einer Zeit hat jeder von uns den Wunsch, möglichst viel vom Leben zu haben, was es nur zu bieten hat. Niemand will etwas verpassen. Man möchte das Leben genießen, den höchsten Luxus beim Essen erleben, reisen und sich vergnügen. Man möchte das Leben in vollen Zügen erleben, so gut es nur geht.
Es gibt ja auch eine Art Panik, die sogenannte Torschlusspanik – die Angst, das Leben könnte vorbei sein, bevor man es richtig entdeckt hat. Von dieser Torschlusspanik sind viele Menschen betroffen. Das Tor schließt sich, und dann war es das eigentlich mit dem Leben.
Wir können heute 70-Jährige fragen, die sagen: „Das kann doch nicht alles gewesen sein in meinem Leben.“ Aber sie hatten doch schöne Zeiten, oder? Dennoch suchen sie weiter und fragen sich: „Wo ist denn das Leben?“
Die Suche nach dem Wichtigsten im Leben
Es ist heute ganz schwierig, wenn man eine Gleichaltrige ansieht, von euch jungen Leuten, wie die jungen Leute sagen: „Ich habe ganz viel vor, ich will mich weiterbilden, beruflich weiterkommen, ich möchte Karriere machen, ich möchte viel verdienen, ich habe ganz große Pläne.“ So sieht man, was im Leben als wichtig und notwendig erachtet wird.
Aber man kann plötzlich auch merken: Halt mal, ich habe das Wichtigste im Leben verpasst. Wahrscheinlich wird das vielen Menschen gar nicht bewusst, weil sie schon mittendrin sind.
Ja, was ist das Wichtigste im Leben? Was ist denn das Wichtigste, wenn man es auf einmal verpasst hat?
Bei dieser Geschichte sagen manche: Ja, das war der reiche Mann. Reiche Leute werden heute sowieso oft angegriffen – die, die Boni bekommen, die Banker und so, die als geldgierig gelten und alles haben.
Aber wenn Jesus die Geschichte von dem reichen Mann erzählt, hat er gesagt: „Ihr seid ja alles so reiche Leute.“ Wir sind ja reiche Leute. Verglichen mit weiten Teilen der Welt sind wir unheimlich reich. Wir sind ja Millionäre, weil wir uns alles leisten können.
Es ist eine große Gefahr, dass man über all dem vergisst, was das Wichtigste im Leben ist.
Der reiche Mann trug Purpur und Leinen, echtes Leinen. Das ist vielleicht gar nicht so wichtig. Wenn ich im Urlaub meine Blue Jeans anziehe, fühle ich mich noch reicher als der reiche Mann mit seinem Purpur. Da fühle ich mich wohl, wenn ich meine Turnschuhe anhabe. So geht es euch ja auch.
Wir kleiden uns so, wie es uns gerade Mode macht: leger und locker. Aber wir haben alles, was wir begehren.
Jesus macht das auch gar nicht madig. Ich werde im ganzen Neuen Testament keinen Satz finden, wo Jesus sagt, man dürfe die Dinge nicht genießen in dieser Welt. Ihr dürft euch freuen am Essen.
Jesus kritisiert es auch nicht an dem reichen Mann, dass er alle Tage herrlich und in Freuden lebt.
Ihr dürft euer Leben genießen mit all dem Schönen, was ihr habt, mit eurem Jugendleben, mit all dem, was ihr euch leisten könnt. All das, was schön ist in dieser Welt, ist eine wunderbare Gabe.
Wir sind ja gern so neidisch, und dann redet man: „Da gibt es einen, der hat noch mehr Geld.“ Dann wollen wir dem nachgucken und sagen: „Das ist doch nicht recht.“
Schlimm ist nur, wenn man das Allerwichtigste übersieht.
Dann nützt es überhaupt nichts, all das Schöne, das man genossen hat, wenn man das Wichtigste verpasst und nicht findet.
Darum müssen wir uns zum ersten Mal ansehen, was uns Jesus eigentlich sagen will.
Jesus zeigt uns, wie unser Leben aus der Sicht Gottes aussieht.
Wir gucken es immer bloß von uns aus an. Da vergleichen wir uns: „Der hat mehr“, und was wir noch alles machen können. Wir sehen die großen Angebote, die sich bieten.
Aber Jesus macht das Tolle: Er sagt, guck mal, wie das Leben von Menschen aus der Perspektive Gottes aussieht.
Das Bild vom Potemkinschen Dorf als Warnung
Russland hatte einst eine große Kaiserin, Katharina die Große. Sie eroberte von der Türkei viel Land am Schwarzen Meer, darunter auch die Krim. Die Kaiserin hatte einen vertrauten General, der ihr bei der Eroberung der Krim half. Dieser General, Grigorij Alexandrowitsch Potemkin, wollte der Kaiserin einmal zeigen, wie wunderbar dieses Land sei – die Krim und das gesamte Schwarzmeergebiet, das damals zum russischen Reich gehörte.
Dazu ersann er eine List. Er wollte der Kaiserin die Schönheit der Dörfer zeigen, die dort lagen. Doch in Wirklichkeit waren viele Orte durch den Krieg menschenleer geworden. Potemkin ließ daher Häuser aus Stangen und Stoff errichten, die nur Fassaden waren. Vorne waren Fenster und Türen aufgemalt. Wenn man aus der Ferne vorbeifuhr, sah es so aus, als ob dort ein ganzes Dorf mit Kirchturm stünde. Doch wenn man die Rückseite betrachtete, erkannte man, dass es nur Attrappen waren – nichts dahinter, nur Leere.
Jesus vergleicht das Leben mancher Menschen mit einem solchen „Potemkinschen Dorf“. Es sieht von außen gut aus, doch wenn man genauer hinschaut, ist nichts dahinter. Es ist nur eine Fassade, eine Schau. Jesus will uns damit sagen: Pass auf, dass dein Leben kein Potemkinsches Dorf ist – dass es nicht nur nach außen hin gut aussieht, aber innerlich leer ist.
Um das zu verdeutlichen, erzählt Jesus die Geschichte vom reichen Mann und vom armen Lazarus. Er lädt uns ein, das Ganze aus Gottes Sicht zu betrachten – von hinten, sozusagen. Und das kann man erst richtig verstehen, wenn das eintritt, was für jeden von uns sicher ist: der Tod.
Der Tod kommt bei jedem Menschen irgendwann. Bei manchen früher, bei anderen später. Es kann sein, dass jemand noch in diesem Jahr stirbt, ein anderer vielleicht erst in drei Jahren. Besonders bei älteren Menschen ist das oft ein Tabuthema. Im Seniorenkreis spricht man kaum darüber. Ich erinnere mich an einen Besuch im Altenheim. Dort saßen ältere Menschen am Kaffeetisch. Ich sagte: „Herr, vielleicht dürfen Sie bald in der Ewigkeit bei unserer Gemeinde sein.“ Eine gläubige Frau neben mir und eine andere, die schon 95 Jahre alt war, sagten, man dürfe das nicht so sagen, denn sie wollten noch leben. Mit 95 wollte sie nicht, dass man von der Ewigkeit redet.
Bei jungen Menschen kann man offener über dieses Thema sprechen, weil sie oft realistischer damit umgehen. Die Frage lautet: Was ist, wenn ich sterbe? Wenn mein Leben endet, wie stehe ich dann vor Gott? Was habe ich dann von meinem Leben?
Es ist nicht wahr, was viele sagen, dass der Tod alle gleich macht. Sicher, im Tod nimmt man nichts mit – kein Leichentuch, nicht einmal den schönen Sarg. Aber es gibt einen großen Unterschied: Der eine landet in der Hölle, der andere in Abraham Schoß.
Der reiche Mann in der Geschichte hatte im Leben alles, was man sich denken kann. Er erfüllte sich jeden Wunsch, feierte Partys, genoss das Leben mit Witz und Geist, hatte viele Freunde, trug stets schöne Kleidung und hatte Angestellte. Doch im Sterben war er der ärmste Mensch, ein armer Tropf, der sogar Durst nach einem Tropfen Wasser hatte – und nicht einmal das bekam er mehr.
Die richtige Einschätzung des reichen Mannes
Jetzt möchte ich noch ein Wort dazu sagen, damit wir den reichen Mann richtig einschätzen. Manche sagen, ja, das war eben, weil er reich war. Das stimmt nicht. Jesus hat die Reichen nie verurteilt.
Es gibt in der Bibel auch reiche Menschen: Abraham war reich, und er ist ja im Himmel. David war reich, und Daniel war ein hoher Regierungspartner. Das hat Jesus in der Bibel nie schlecht gemacht. Er hat die Reichen nie verurteilt.
Es soll auch keiner sagen, der reiche Mann sei nicht sozial gewesen. Ich hätte mir das nicht bieten lassen, dass vorne bei der Garage ein Bettler mit lauter Geschwüren liegt. Das ist unappetitlich. Ich würde sagen: Gehen Sie bitte zur Wohlfahrt und lassen Sie sich ins Asyl einweisen oder woanders hin. Aber hier bei mir auf meinem Grundstück bleiben Sie bitte weg.
Wenn dann die Gäste abends bei der Party kamen, sagten sie: "Schaff doch den Mann da vorne weg, da habe ich gar keinen Appetit mehr auf die Brötchen nachher und was es da gibt." So ein armer Mann, das ist ja wirklich etwas Ekliges. Aber der reiche Mann hatte diese Ertragenheit. Ich wüsste, das gehört auch zu unserer Welt, und da soll hier sein Platz sein. Vielleicht hat er dem Mann sogar immer wieder etwas in seinen Hut gelegt, eine milde Gabe. Also steht nicht da, dass er da irgendetwas versäumt hätte.
Interessanterweise kannte der Bettler sogar die Bibel. Das kommt ja nachher. Die hatten doch die Bibel, auch seine Brüder. Also nicht, dass er meint, er sei nicht irgendwo vom Glauben angesprochen worden. Das Entscheidende war, dass er in seinem ganzen Leben den lebendigen Gott nicht gefunden hat.
Vielleicht hat er über Gott auch geredet, wenn er diskutierte. Vielleicht hat er einen Gesprächskreis gesucht, in dem man fromme Themen behandelt hat. Es ist ja interessant: Der reiche Mann hat keinen Namen. Lazarus hat einen Namen, wir wissen aber nicht, wie der reiche Mann hieß. Sein Name steht auch nicht im Buch des Lebens. Und das ist das Allerschlimmste, was in diesem Leben passieren kann.
Das Schlimmste ist nicht, wenn man durch eine Prüfung durchfällt. Das Schlimmste ist nicht, wenn das Haus abbrennt. Das Schlimmste ist auch nicht, wenn man krank wird. Das Schlimmste ist auch nicht, wenn man arbeitslos ist. Das Allerschlimmste ist, wenn man im Sterben den lebendigen Gott nicht hat, der uns hält und trägt. Wenn man verloren ist und gar nichts mehr hat, der im Tod mit leeren Händen dasteht.
Und der arme Lazarus, was hat der? Wenn Jesus diese Geschichte erzählt – es ist eine Gleichnisgeschichte, also eine Geschichte, die Jesus nur erzählt hat, um uns etwas zu verdeutlichen – dann hat das ja einen Sinn, dass dieser Name Lazarus genannt wird.
Der Name Lazarus kommt aus dem Hebräischen Eleasar und heißt "Gott hilft" oder "Gott ist mein Helfer". Auf Deutsch würden wir sagen: Gotthilf. Aber man sieht es auch in der ganzen Geschichte, die Jesus erzählt.
Lazarus hat ein schreckliches Leben. Man kann nur Mitleid haben mit diesem armen Menschen, der gar nichts weiter hat. Aber er hat im Tod Gott, der ihn aufnimmt und in seinen Armen hält – nur die Gnade Gottes.
Wie arm Lazarus war, müssen wir uns noch einmal genau ansehen. Da steht, dass die Hunde gekommen seien und seine Wunden geleckt hätten. Wir haben ja eine komische Einstellung zu Hunden, die gibt es vor allem in Europa. In der Dritten Welt, in Afrika, sind Hunde Ungeziefer.
Entschuldigen Sie, wenn ich das so sage. Es werden später sicher einige kommen und mich überzeugen wollen, dass Tierliebe wichtig ist. Wir haben alle Tiere sehr lieb und dürfen sie nicht quälen. Aber in der Dritten Welt gelten Tiere oft als Ungeziefer, wie Ratten. Besonders Hunde.
Wenn die Hunde die Wunden geleckt haben, hatten sie lauter Bakterien daran, und es gab schreckliche Infektionen bei dem Armen. Da hat jemand gesagt: "Haut ab, haut ab!", und die Hunde kamen wieder und leckten die Wunden. Das war schrecklich, und die Wunden entzündeten sich.
Also ist es nicht so, dass jemand meint, "Oh, da hat er ja noch die Hunde gehabt" – aber für ihn war das eigentlich keine Hilfe oder Qualität. In der ganzen Bibel kommen die Hunde nicht gut weg. So sehen wir, wie arm Lazarus war mit seinem Leiden.
Die Bedeutung der Ewigkeit und der Glaube an das Jenseits
Sagen ja immer wieder die Ungläubigen: Wenn wir anfangen, von der Ewigkeit zu reden, von der Freude im Himmel, dann zitieren sie die alten Sprüche, die kommunistische Führer geprägt haben. Lenin und die großen Philosophen sagten zu den Menschen: Wenn du zum Himmel blickst in deinem Glaubensleben, wirst du lebensuntüchtig. Das sei das Allerschlimmste.
Schon vor den Kommunisten sagten Philosophen, wir wollen die Menschen nicht zu Kandidaten des Jenseits machen, sondern zu Studenten des Diesseits. Wir wollen hier unsere Situation bewältigen und hier das Paradies schaffen. Was dabei herauskam, haben wir ja erlebt.
Deshalb sind viele Christen immer wieder ein wenig gehemmt und wollen nicht über die Ewigkeit reden. Dabei ist es ganz entscheidend wichtig. Was hat denn eigentlich schon Lazarus von diesem Leben? In dieser Welt gibt es nicht nur einen Lazarus, sondern Millionen, ja Hunderte von Millionen arme Menschen, die nur leiden und eine kühle Existenz führen.
Ich finde es so toll, dass die Bibel eine Hoffnung hat und sagt: Da ist noch etwas, das kommt – das Schönste kommt noch. Das ist eine große Zukunft. Es ist ja so dumm von dem reichen Mann, dass er bloß im Diesseits lebt. Es gibt auch Arme, die nur im Diesseits leben und sagen: Das, was heute geschieht, und das, was ich in der Hand habe und essen kann, das zählt.
Dabei ist es doch dumm, wo doch das Entscheidende erst noch kommt. Und es ist so wunderbar, dass dieser Lazarus eine Hoffnung hat. Ihr lieben jungen Leute, freut euch doch, wenn ihr einmal eine Perspektive habt, die über den Tod hinausgeht. Zu sagen: Mensch, ich plane mein Leben nicht bloß für diese kurze Zeit meines vergehenden Lebens, sondern ich plane weit über den Tod hinaus.
Ich fürchte die Stunde meines Sterbens gar nicht, weil ich eine Hoffnung habe, die viel, viel größer ist. Klugheit ist, wer wirklich weiterdenkt als nur an die Tagesereignisse. Klug ist, wer sein Haus bestellt und sagt: Mensch, ich möchte weiterdenken.
Jesus hat ganz ähnliche Gleichnisse erzählt, zum Beispiel vom reichen Kornbauer. Er war ein Mann, der nichts Böses tat, der richtig plante und schaffte. Er fragte sich: Wo lege ich mein Geld richtig an? Ich will meine Scheunen erweitern und neue Maschinen kaufen, ich muss die Produktion erhöhen. Das ist doch alles nicht schlecht.
Aber er hat darüber vergessen, dass das Leben plötzlich abbricht. Und was hast du dann bereitet? Was ist dein Leben eigentlich wert? Darum müssen wir immer wieder daran denken. Wenn wir das Allerwichtigste vom Wort Gottes weitersagen, dann erinnern wir die Menschen daran: Mensch, hast du dein Leben überhaupt vorbereitet, damit es weitergeht?
So, das war der erste Punkt, den wir hier hatten: Wie Gott unser Leben einschätzt.
Die Einschätzung des Lebens aus Gottes Sicht
Wie schätzt Gott unser Leben ein, wenn er es von der Rückseite aus betrachtet? Was zählt wirklich in unserem Leben?
Nun zu einem anderen Punkt: Es gibt ein „zu spät“. Ja, es gibt ein „zu spät“. Halten wir einen Moment inne. Es war eine Beerdigung, ein feierlicher Moment. Alle kamen in schwarzen Krawatten und festlicher Kleidung. Bei den Damen duftete es nach Parfüm. Es war ein heißer Tag. Der Mann wird beerdigt. In Israel wird ja sehr schnell beerdigt, oft noch am gleichen Tag.
Der Pfarrer hält eine schöne Predigt. Er sagt, es war ein lieber Mann, fromm und sozial engagiert. Er bleibt immer in Erinnerung, und seine Ehefrau wird um ihn trauern. Er kennt all die üblichen Sprüche, die bei einer Beerdigung gesagt werden. Doch das Entscheidende wird meist nicht angesprochen: Es gibt ein „zu spät“. Es gibt ein „zu spät“.
Ich habe viele Gespräche mit Trauernden geführt und viele Menschen auf ihrem letzten Weg zum Friedhof begleitet. Interessanterweise sagten die meisten: „Jetzt ist er erlöst.“ Man muss vorsichtig sein mit trauernden Menschen. Ich hätte oft gern gefragt: „Sind Sie sicher? Sind Sie sicher, dass er erlöst ist?“ Vielleicht war ich feige. Vielleicht hatte ich Angst, als Pfarrer rausgeschmissen zu werden.
Wie oft habe ich gehört: „Der Oma geht es jetzt gut.“ Aber sind Sie wirklich sicher, dass es der Oma jetzt gut geht? Das waren meist Leute, die mit Gott nichts am Hut hatten. Das ist die Rede: „Jetzt geht es der Oma gut, jetzt ist sie erlöst.“ Für die Angehörigen ist es wichtig, dass sie keinen Pflegefall mehr haben. Jetzt ist das Haus frei, die Tochter kann einziehen, das Zimmer wird wieder genutzt. So ist das Leben oft geplant.
Es geht nur noch darum, die Grabpflege abzuwickeln. Es ist auch viel einfacher. Schließlich war sie ja schon sehr alt. Für viele ist jetzt etwas in Ordnung gekommen. Jetzt ist es wieder gut, man kann weitermachen. Aber das Entscheidende ist doch: Es gibt ein „zu spät“. Es gibt ein „zu spät“. Ich habe noch nie gehört, dass jemand sagt: „Es gibt kein zu spät.“
Man kann im Leben das Wichtigste regeln. Ich habe viele sterbende Menschen besucht. Ich kann es fast an einer Hand abzählen, wie viele sich noch auf dem Sterbebett bekehrt haben. Die meisten waren viel zu verbockt. Sie sagten: „Ich habe recht gelebt, mein Leben war okay.“ Man konnte nichts sagen oder fragen, ob sie noch etwas bewegt im Sterben.
Darum ist es so wichtig, dass man in guten Tagen – so wie ihr – das im Leben festmacht und klar erkennt: Es gibt kein „zu spät“. Es gibt kein Zurück mehr. Ich würde sogar ganz kätzerisch sagen: Vielleicht hat der reiche Mann geglaubt, dass es einen Gott gibt. Er glaubte an Gott. Viele Menschen in allen Religionen glauben an irgendeinen Gott. Aber er hat ihm nie gehorcht.
Glauben ist nicht das Problem, Gehorchen ist das Problem. Leben mit Gott nach seinem Wort. „Selig seid ihr, wenn ihr das tut.“ Selig seid ihr nicht, wenn ihr nur „Herr, Herr“ sagt, sondern wenn ihr es auch wirklich tut und lebt.
Hinter dem Tod geht es auf jeden Fall weiter. Der reiche Mann hebt seine Augen auf. Jetzt hat er zum ersten Mal Weitblick. Bisher dachte er: „Ich lese Zeitung, ich schaue Fernsehen, ich habe von allem Information.“ Nein, jetzt hat er den Weitblick. Hinter dem Tod hebt er seine Augen auf und sieht plötzlich die ewige Welt.
Und das ist so erschütternd, was er sieht: die Hölle!
Die Realität der Hölle und die Freiheit des Menschen
Es gibt verschiedene Stellen in der Bibel, die über die Hölle sprechen. Oft wird darüber diskutiert: Glaubst du, dass es die Hölle gibt? Die Bibel sagt ja, es gibt ein Verworfensein.
Jesus erzählt in Gleichnissen davon, zum Beispiel vom Mann, der kein hochzeitliches Kleid trägt und hinausgeworfen wird. Auch von der Scheidung zwischen Böcken und Schafen am Jüngsten Gericht ist die Rede. In der Bibel steht außerdem, dass die faulen Fische aus dem Netz gezogen und weggeworfen werden. Ihr könnt es nennen, wie ihr wollt: Es gibt die große Scheidung.
Was ist denn Hölle? Um es Menschen klar zu machen, würde ich immer sagen, dass Hölle bedeutet: Du darfst ohne Gott leben. Gott zwingt dich nie zu etwas. Es gibt viele Zwänge im Leben, auch in der Kirche: Man muss Opfer geben oder mitsingen, wenn das Liederbuch aufgeschlagen wird. Aber bei Gott musst du nichts tun. Du musst kein Opfer geben. Vor allem darfst du dein Leben selbst leben.
Gott steht für absolute Freiwilligkeit. Du darfst ohne Gott leben, seine Gebote vergessen und Gott ins Gesicht spucken. Du darfst sagen: „Ich will nicht.“ Du darfst ablehnen, dass die Bibel aufgeschlagen wird. Du darfst sagen: „Ich will keine Bibel lesen.“ Du kannst sagen, dass du von seiner Gnade nichts wissen willst, von seiner Vergebung, von seiner Barmherzigkeit.
Du darfst sogar weitermachen, ohne den Sonntag zu heiligen, die Ehe zu brechen oder zu stehlen. Sag den Leuten so: Du darfst alles tun ohne Gott. Gott wird dich nie hindern, nie aufhalten und nie zurückweisen. Du musst keine Sünden bekennen, keine Gnade oder Vergebung annehmen. Du darfst bis zu deiner Todesstunde ohne Gott leben.
Aber das ist Hölle: ohne ihn leben, seine Vergebung ausschlagen und in Ewigkeit ohne Gottes Frieden und Erbarmen sein. Das ist Hölle. Und ich würde den Leuten nichts anderes sagen, denn das ist das Allerschlimmste, was es gibt. Es gibt kein Zurück mehr.
Man trifft immer wieder Christen, die dieses Thema ansprechen. Es scheint ein unerschöpfliches Thema zu sein. Oft wird gefragt, ob am Ende nicht doch alle gerettet werden. Ich frage: Wo steht das eigentlich in der Bibel? Es wird manchmal ein Begriff genannt, den ich hier nicht wiederholen will, aber der steht in der Bibel gar nicht.
Ich habe nie gelesen, dass es eine Hintertür für die gibt, die Christus in dieser Welt abgelehnt haben. Es gibt kein Zurück mehr. Das ist erschütternd. Wer ohne Christus leben will, darf das. Er braucht Gott nicht anzunehmen.
So war es auch beim reichen Mann, der an einem Ort war, von dem es kein Zurück mehr gibt. Ein Ort der Qual. Er sagte: „Mensch, was war ich für ein törichter Mensch, dass ich das Wichtigste nicht bedacht habe, dass ich das Angebot der Gnade Gottes nicht ergriffen habe, dass ich mich von so vielen anderen Angeboten habe betrügen lassen.“
Das heißt: Die Bibel spricht vom Verlorengehen, vom Verworfen sein, vom Weggeworfen werden. Das ist das Allerschlimmste.
Ich bitte euch: Macht keine langen Diskussionen. Sagt den Leuten einfach, dass wir sie abwarten können. Ihr braucht keine Begnadigung. Für mich war das das Entscheidende: Ich habe gehört, dass der Gnadenruf Gottes seine Zeit und seine Stunde hat, die man ergreifen muss.
Und ich will heute auch fragen: Hast du es wirklich ergriffen? Ist Jesus dein Herr? Lebst du wirklich mit ihm? Hast du das bewältigt, was an deiner Todesstunde kommt? Bist du heute schon sicher, den freien Spruch im Jüngsten Gericht zu haben? Wenn nicht, bring dein Leben heute in Ordnung.
Schlaf abends nie ein, ohne mit Jesus reinen Tisch gemacht zu haben. Sag Jesus, dass du ihm gehören willst im Leben und im Sterben. Denn die wichtigste Sache ist, dass man diese Einladung ergreift, solange man sie hört.
Und das will Jesus uns ganz drastisch sagen: Es gibt ein Zu-spät.
Die unüberbrückbare Kluft zwischen Leben und Tod
Mancher sagt uns, dass Jesus uns lehrt, einander wiederzuerkennen. Ich denke, das darf man ruhig so sagen im Hinblick auf das Gleichnis vom reichen Mann, der Lazarus wiedererkennt, obwohl dieser ganz woanders ist. Der reiche Mann sieht manches sogar und wendet sich an Abraham. Doch Abraham ist die falsche Adresse, denn er sieht Jesus nicht – und das ist das Furchtbare.
Der reiche Mann hat die Versöhnung Gottes nie gewollt und die Vergebung nie angenommen. Darum gibt es keine Hoffnung für ihn. Abraham kann ihn nicht retten. Es kann uns nur einer retten aus dieser Verlorenheit in der Hölle, und das ist Jesus durch seinen Kreuzestod. Es gibt keine andere Rettung in dieser Welt, und deshalb hat alles andere keinen Wert.
Wie Jesus das hier sagt, ist erschütternd. Es ist eine tiefe Kluft, ein ganz, ganz tiefer Graben. Es ist erschütternd, dass dies in der Christenheit immer wieder verschwiegen wird. Eigentlich ist das das Wichtigste, was wir den Menschen sagen müssen.
Man sollte es nie so sagen, dass der andere meint, man wolle von oben herab über ihn richten oder ihn verdammen. Man sollte es so sagen: Wenn du wüsstest, ich will doch nur, dass du nicht an diesen Ort kommst – an den Ort der Verlorenheit und Verlassenheit. Ich will doch, dass du gerettet wirst. Wenn wir das begreifen, steckt Liebe dahinter.
Wir wollen alles vermeiden, was nach Zwang aussieht. Aber dass wir es einem Menschen sagen, das treibt mich an. Darum besuche ich dich, darum gehe ich auf dich zu, damit du das entdeckst. Es ist eine große Kluft, und niemand kann von hier nach dort hinkommen oder von dort nach hier. Das ist etwas Grausames, und das muss man immer wieder sagen.
Das ist das Wichtigste, und das dürfen wir im biblischen Zeugnis nicht unterschlagen. Was für eine schlimme Sache ist es, wenn wir Menschen das Wichtigste verschweigen und sie auf einen Weg laufen lassen, der ins Verderben führt.
Gerade im Allgäu sind die Wege wegen der großen Lawinengefahr gesperrt. Überall hängen Schilder: „Kein Fußgänger darf hier reingehen, weil Lawinen kommen.“ Erst heute, bei diesem nassen Schnee, wird die Lage im Allgäu noch schlimmer. Dort warnen wir die Leute. Trotzdem laufen manche weiter, um eigene Erfahrungen zu machen.
Wenn wir wissen, dass das gefährlich ist – und es geht hier nur um Lawinen –, wie viel mehr müssen wir dann warnen, wenn es um das ewige Heil geht. Wir wollen es sagen. Wie oft hat Jesus von diesem großen Ernst gesprochen, dass man verloren gehen kann.
Wir dürfen diesen großen Ernst niemandem verschweigen. Es gibt ein „zu spät“.
Die Dringlichkeit der Warnung für die Lebenden
Noch ein letztes Mal: Noch ist es Zeit, noch ist es Zeit, wir leben ja noch. Und der reiche Mann sagt: „Aber ich habe ja noch fünf Brüder.“ Es ist schön an ihm, dass er sich Sorgen um seine Brüder macht. Auch hier sehen wir, dass er eigentlich ein ganz feiner Kerl war. So schlecht war er gar nicht. Er hat nicht nur an sich gedacht, sondern auch an seine Brüder. Er meinte, die müssen doch gewarnt werden, damit sie nicht verloren gehen.
Aber Jesus erzählt in diesem Gleichnis eine ganz wichtige Wahrheit und sagt, es ist gar nichts Zusätzliches mehr nötig. Jeder hat die Bibel. Damals war es nur das Alte Testament, und sogar das Alte Testament allein genügt schon, um genügend Warnung zu haben, nicht verloren zu gehen.
Doch der reiche Mann sagt: „Also die Bibel lesen die ja nicht.“ Ihr kennt ja das Problem: Die Bibel lesen sie nur, wenn wenigstens ein Toter vom Grab auferstünde. Das wäre etwas, eine große Schlagzeile in der Bildzeitung: „Toter, Interview, erstes Interview“ usw.
Als ich in der Fabrik gearbeitet habe, habe ich viel gelernt, was mir sonst im Elternhaus nicht zugänglich war. Es war immer nett, mit den Männern dort zu arbeiten, in der Gesenkschmiede bei Daimler-Benz. Die Männer sagten immer: Wenn da im Stuttgarter Pragfriedhof ein Toter auferstünde und er würde die Heilbronner Straße herunterlaufen in seinem Leichenhemd, dann würde ich glauben. Genauso haben sie es gesagt. Wenn ich einem Toten begegnen würde, der richtig tot war, nicht nur halb tot aus der Intensivstation, sondern wirklich tot, aus dem Sarg heraus, dann würde ich glauben.
Und Jesus sagt: Nein, das stimmt nicht. Ich habe den Arbeitern immer gesagt, dass es doch passiert ist, dass einer vom Grab auferstand, der drei Tage tot war. Sie sagten: „Ja, der zählt natürlich nicht.“ Jesus, der zählt natürlich nicht.
Hier sehen wir schon ein Spektakel: Die Leute wollen immer ein Wunderzeichen haben, irgendetwas ganz Extremes. Wenn das passieren würde, dann würde ich auch glauben, heißt es. Doch das stimmt gar nicht. Wenn sie die Propheten nicht lesen, dann geht Jesus wieder nur aufs Alte Testament ein.
Glauben ist deshalb so schwierig, weil es alle meine Lebensziele auf den Kopf stellt. Ich darf euch eine ganz einfache Erfahrung sagen: Glauben ist nie ein Denkproblem. Mit dem Kopf kann man Gott sowieso nie begreifen. Glauben ist immer ein Gehorsamsproblem.
Menschen wollen nicht nach dem Willen Gottes leben. So war es bei mir auch. Darum habe ich oft Nein gesagt. Deshalb ist das Gehorchen im Glaubensentscheidende das Tun. Ich kann es so lange vor mir herschieben.
Ich bitte euch, dass ihr in euren Bibelstunden nie Diskussionsclubs bildet und sagt, ihr habt da nächtelang durchdiskutiert. Ihr könnt es wieder probieren: Über den Kopf geht es gar nicht. Es geht über das Gewissen, das ein Mensch erkennt. Gott sagt zu mir, und ich weiß doch, was Gott will, und ich weiß auch, dass es richtig ist.
Jeder Mensch muss doch, wenn er ehrlich ist, sich selbst zugeben, dass das Wort Gottes wahr ist. Ich kann es doch selbst spüren. Denn jeder kann prüfen, dass Sünde nicht glücklich macht.
Wo soll Sünde denn glücklich machen? Welches unrechte Geld in deiner Tasche will dich glücklich machen? Welche Lüge will dein Leben erheben? Das gibt es doch gar nicht. Welche Unreinheit, welcher Ehebruch soll einen Mann glücklich machen? Das gibt es nicht.
Was macht denn glücklich? Die Liebe. Darum ist es nötig, was das Leben überhaupt erst erfüllt und lohnend macht, auch in dieser Welt. Nicht die Güter, die man hat, nicht das Geld, nicht die Lust, die man empfindet, sondern dass mein Leben auf Gott hingelegt wird.
Das ist das Größte, was ich leben kann in dieser Welt: dass Gott mir hier schon für mein Leben die ganze Freude und die ganze Erfüllung gibt.
Und das darf ich euch sagen: Es ist gar kein armes Leben, das Gott gibt, sondern es ist die Fülle. Man hat seine Bewahrung, seine Behütung, man hat die Weisung Gottes, man kann so viel lernen. Es ist das Höchste, was man überhaupt finden kann.
Und das Wunderbare ist, dass sogar – und das ist für Lazarus ganz wichtig – selbst der, der leiden muss, in seinem Leben noch eine ganz große Erfüllung hat. Er sagt: „Der Schönste kommt noch.“
Das Wunderbare ist, dass diese Perspektive ganz anders aussieht, weil im Licht der Ewigkeit auch das Leiden nur zeitlich ist. Paulus sagt: nur zeitbedingt, kurze Zeit, und dann hört es auf.
Die Bedeutung der kleinen Dienste und der Liebe im Leben
Ich war in meiner Gemeinde unterwegs und habe einen 95-jährigen Mann besucht. Ich hatte noch einen anderen Begleiter dabei. Es war ganz interessant, denn ich kannte ihn gar nicht. Der Besuch fand außerhalb meines Gemeindebezirkes statt. Ich hatte ihm gesagt, ich solle doch mal bei ihm vorbeischauen. Es stellte sich heraus, dass er ein Verwandter war, und ich sollte ihn grüßen.
Das Treffen war sehr schön. Er hat sich sehr gefreut, und wir haben uns ein bisschen unterhalten. Dann fragte ich ihn: „Wann ist Ihre Frau gestorben?“ Er antwortete: „Vor drei Jahren.“ Ich wollte mehr wissen und fragte: „Wie war ihre Krankheit?“
Er erzählte, dass sie drei Jahre lang ganz schwer gelitten habe. Wenn er das so schilderte, rührte mich das immer sehr. Er berichtete, dass sie ganz gelähmt war, im Bett lag und keine Verdauung mehr funktionierte. Man musste alles manuell unterstützen. Es war immer mühsam für sie. Die Schmerzen und Leiden waren furchtbar.
Dann schaute er mich ganz verwundert an und sagte: „Schwer? Nein, es war die schönste Zeit unseres Lebens.“ Ich verstand das nicht und fragte: „Schönste Zeit? Wie kann das sein, wenn Ihre Frau krank im Bett lag?“ Er antwortete: „Wegen 1. Korinther 13, wegen der Liebe. Wir haben unsere Liebe erst im Schweren wirklich erlebt.“
Er fuhr fort: „Ich muss heute sagen, es war die schönste Zeit. So nah sind wir uns in der Liebe noch nie gekommen. Meine Frau war dankbar für jeden kleinen Dienst, den ich ihr erwiesen habe.“
Das zeigt, dass manches von hinten her ganz anders aussieht, als wir es zunächst meinen. Die kleinen Dienste sind bedeutsam, die kleinen Liebesaufgaben, die alltäglichen Dinge, die man tut – mit Gott in dieser Welt. Denn Gott gibt allem erst den Sinn.
Du bist nie nur ein Knecht der Menschen. Mit allem, was du tust – ob du Single bleibst oder verheiratet bist, ob du Kinder hast oder kinderlos bist, egal wie dein Leben aussieht, egal wo du im Beruf stehst, ob im Büro, in der Fabrik oder in der Landwirtschaft – du machst es für Gott und mit ihm.
Gott möchte wirklich, dass er in der Mitte steht. Dass du jedes Alltägliche mit ihm tust. Und so bekommt alles von Gott her seine wunderbare Bedeutung.
Es stimmt auch nicht, dass das Leben herrlich und voller Freude ist, wenn man es wie der reiche Mann ohne Gott lebt. So ein Leben ist leer und sinnlos. Die Nähe und Barmherzigkeit Gottes hat dieser Mann nie erfahren.
Zeugnis einer Bekehrung und die Kraft des Glaubens
Und dann noch ein anderes Beispiel: Hofhacker-Konferenz im Stuttgarter Hospitalhof.
Wir hatten bei der Mittagspause schon eine Begegnung mit vielen Menschen. Da kam eine schwarz gekleidete Frau auf mich zu. Ich kannte sie nicht. Sie erzählte mir, dass sie aus dem Filztal komme. Schnell holte ich noch ein paar junge Leute herbei und sagte, dass wir unbedingt hören müssten, was sie uns jetzt erzähle.
Die Frau war ganz erregt. Sie berichtete, sie sei ganz weit weg von Gott gewesen. Ihr achtjähriger Enkelsohn habe Krebs bekommen. Er ist an Krebs gestorben, aber sie selbst habe ganz ohne Gott gelebt. Dann habe ihr jemand eine Kassette von der letzten Evangelisation gegeben, die Wilhelm Busch 1966 im Stuttgarter Kursaal in Cannstatt gehalten hatte – eine uralte Kassette.
Die Frau hörte diese Kassette und kam zum Glauben an Jesus. Mit dieser alten Kassette erzählte sie mir das im Hof des Hospitalhofs in Stuttgart. Sie sagte es mir. Sie merken, ich bin ja immer so, mich rührt das sehr, wenn ich Menschen sehe, die so leiden müssen. Mir liefen die Tränen runter, als sie es erzählte.
Nicht heilen, nicht heulen, nicht heilen, nicht heulen. Ich habe diesem jungen Buben noch von Jesus erzählt, sagte sie. Er ist im Glauben an Jesus mit acht Jahren heimgegangen.
Aber jetzt kommt das Wichtigste noch: Die Mutter glaubt nicht, meine Tochter glaubt nicht. Ich habe ihr gesagt, dass Jesus unser Schicksal geschenkt hat. Aber sie sagt, sie glaube nicht, dass Wilhelm Busch ein ehrlicher Mann sei. Ich sagte ihr immer, das müsse sie auch gar nicht glauben. Das Wichtigste sei, dass Jesus ein ehrlicher Mann ist und dass er dir das Leben gibt.
Dann bat sie: „Jetzt beten Sie doch für meine Tochter.“ Der Enkelsohn ist im Sterben zum Glauben gekommen, aber die Tochter verpasst das Wichtigste und Größte, was das Leben ausmacht – das erfüllende, lohnende und reiche Leben, das Jesus geben kann.
Das hat Jesus uns mit diesem Gleichnis so eindrücklich machen wollen, dass wir es nie mehr vergessen können und dass wir Jesus ergreifen.
Ich möchte noch beten: Herr Jesus, vielen Dank, dass du so klar redest und so deutlich bist. Herr, bewahre uns vor der Trägheit, wo wir doch das immer weiterschieben, dass wir unser Leben vor dir ordnen und dass wir es auch denen weitersagen können, denen wir begegnen. Ach Herr, lass doch heute noch viele aufwachen und das Heil ergreifen, das du schenkst. Amen.
