Erinnerung an Gottes Wunder am Jordan
Ich suche immer gerne auch Geschichten aus dem Alten Testament, und heute habe ich Joshua 4 herausgesucht. Es geht um die Denksteine, die aufgerichtet werden sollen – Denkmäler für die erlebten Wunder Gottes.
In Joshua 4 ruft Joshua die zwölf Männer, die er aus Israel bestellt hatte, aus jedem Stamm einen. Er sagt zu ihnen: „Geht hinüber vor der Lade des Herrn, eures Gottes, mitten in den Jordan! Jeder soll einen Felsbrocken auf seine Schulter heben.“ Es geht um große Steine, und zwar nach der Zahl der Stämme Israels.
Diese Steine sollen ein Zeichen unter euch sein. Wenn eure Kinder später einmal fragen: „Was bedeuten euch diese Steine?“, sollt ihr ihnen sagen, dass das Wasser des Jordans weggeflossen ist, als die Lade des Bundes hindurchging.
Das war also der Einzug der Israeliten ins Land. Bevor sie nach Jericho kamen, mussten sie den hochwasserführenden Jordan überqueren. Diese Steine sollten für Israel ein ewiges Andenken sein.
Die Israeliten taten, wie Joshua es ihnen geboten hatte. Sie trugen zwölf Steine mitten aus dem Jordan, wie der Herr zu Joshua gesagt hatte, nach der Zahl der Stämme Israels. Dann brachten sie die Steine mit sich hinüber in das Lager und legten sie dort nieder.
Joshua richtete außerdem zwölf Steine mitten im Jordan auf. Das ist ein zweites Denkmal an der Stelle, wo die Füße der Priester standen, die die Bundeslade trugen. Diese Steine sind noch dort bis auf den heutigen Tag.
(Die biblische Stelle: Josua 4)
Vertrauen in schwierigen Zeiten – Das Bild des Piloten
Vor ein paar Tagen haben Sie alle auch den Bericht gehört, wie ein amerikanisches Verkehrsflugzeug über dem Pazifik in schlimme Luftturbulenzen geriet. Ein grauenhafter Moment, wenn man sich das vorstellt.
So ein Riesenflugzeug wird plötzlich um 300 Meter nach unten gedrückt oder fällt in die Tiefe. Dann wird es wieder von den Luftmassen gehalten und hochgedrückt. Die Passagiere werden dabei durcheinandergewirbelt. Wenn man sich das vorstellt, spürt man die plötzliche Angst, die Schreie. Man fühlt sich hilflos, man kann nichts tun. Die Passagiere können sich höchstens an ihren Sesseln festkrallen, wenn sie gerade noch sitzen. Aber das bietet keine Sicherheit mehr. Die Angst ist furchtbar: Wohin falle ich? Was passiert? Was ist los?
In einem Bericht hieß es, der Chefpilot hätte nur gesagt, er habe gemerkt, was kommt. Er erkannte die schwierige Wetterlage ganz kurz vorher. Dann hielt er in großer Ruhe den Steuerknüppel fest und steuerte das Flugzeug durch die schrecklichen Luftwirbel hindurch. So cool muss man sein wie er. Solche Nerven bräuchten wir.
Wenn ich daran denke, sitzen unter uns einige, die auch furchtbare Turbulenzen erlebt haben. Andere wollen gar nicht daran denken, was im neuen Jahr auf sie zukommt. Sie sagen: „Ich weiß gar nicht, was los ist, als würde der Boden unter mir weggezogen.“ Sie wissen nicht mehr, wie es weitergehen soll.
Es ist so, wenn plötzlich Unglücksnachrichten über uns hereinbrechen. Wenn man selbst spürt: Mein Leben ist hilflos irgendwelchen launischen Zufällen ausgeliefert. Man weiß nicht, wie es weitergeht mit der Gesundheit oder was auf einen zukommt. Man weiß nicht, was man noch berufen ist oder nicht.
Ich wünsche Ihnen zum neuen Jahr einen solchen coolen Piloten, der Ihren Steuerknüppel nimmt und Sie sicher durch alle unheimlichen Turbulenzen steuert.
Jesus Christus als sicherer Führer durch das Leben
Nun sagen Sie: Ja, wie kann das gehen? Man hat ja mit Menschen schon schlechte Erfahrungen gemacht. Sie wissen, worum es geht.
Es hat nur einen Wert, wenn in diesem neuen Jahr, das vor uns liegt, Jesus Christus Sie selbst führt – als Herr, als Chef, als Käpt'n. Wenn er das Ruder Ihres Lebens in der Hand hält, spielt es keine Rolle, ob Sie sagen: „Ich weiß nicht mehr ein noch aus. Meine Nerven halten das gar nicht mehr aus, und ich weiß gar nicht mehr, wie alles weitergeht.“ Legen Sie auch Ihre Nerven, Ihre angeschlagenen Nerven und Ihre Ängste einfach in die Hand dieses starken und mächtigen Piloten.
Das ist immer das Schönste, wenn wir an diesem Jahreswechsel sagen: Jesus Christus ist gestern, heute und derselbe auch in alle Ewigkeit.
Das Bild passt nämlich: Unser Leben hat ein Ziel. Kennen Sie das Ziel? Es ist nicht das Grab, nicht das Altenheim. Der Herr ruft uns zu einer ganz großen Begegnung mit ihm. Durch alles, was wir erleben, führt dieser Ruf hindurch.
Darum packen mich immer wieder die biblischen Erzählungen so sehr. Das können Sie schon bei Abraham lesen, das lesen Sie schon bei Noah.
Gottes Ziel mit uns im neuen Jahr
Ich will es noch einmal erklären. In dieser Nacht feiern viele Menschen das anbrechende neue Jahr. Aber ich meine nur ganz bewusst lebende Bibelchristen. Sie begreifen: Gott hat ein Ziel mit mir. Wenn Gott mich ruft, dann will er etwas. Dieses neue Jahr ist ein ganz wunderbar von Gott gestaltetes neues Jahr. Und merkwürdigerweise gehören auch die schwierigen, notvollen Erlebnisse dazu.
Deshalb bleiben wir noch einmal da stehen, wo diese Israeliten an den Jordan kommen. Sie haben 42 Jahre lang von dieser Stunde geträumt: „Wir werden an den Jordan kommen, dann liegt das verheißene Land vor uns, dann dürfen wir es in Besitz nehmen.“ Sie haben Pläne gemacht.
Als sie dort ankamen, führte der Jordan Hochwasser, und man konnte nicht hindurch. Zuerst sagten sie: „Kopf hoch, lasst uns das mal probieren.“ Einige unentwegte Junge sagten: „Wir schwimmen durch.“ Doch das ging gar nicht, es war ein reißender Strom.
Ich habe dieses Wort für Sie ausgesucht, von diesem Jahreswechsel, weil das typische Situationen sind, in die Gott Sie hineinführt. Er führt Sie an die Mauer, und Sie sagen: „Ich weiß nicht mehr weiter, wie soll ich da rüberkommen? Ich schaffe das nicht.“ Sie sagen: „Ich bin in einer Sackgasse. Hat Gott mich denn betrogen?“
Und in diesem Augenblick redet Gott. Ich möchte Sie ganz dringend bitten, dass Sie weniger schreien und mehr hören, was Gott Ihnen in den dunklen Stunden Ihres Lebens zu sagen hat. Etwas ganz Wichtiges: Auch wenn Sie Briefe schreiben an verzweifelte Leute oder wenn Sie Besuche machen, keine Predigt halten, sondern ein kurzes Wort, einen Zuspruch.
Wie Josua schon den ersten Ruf Gottes erhielt, so habe ich Sie heute Abend in diesem Gottesdienst begrüßt: Sei getrost und unverzagt! Wenn Gott sagt: „Lass dich nicht erschrecken, brauchst dich nicht fürchten, ich bin mit dir in allem, was du tun wirst“, dann ist das doch der Grund, warum wir vorwärts gehen können.
Gott hat ein Ziel mit uns. Gott will etwas in diesem neuen Jahr. Christen sind Leute, die voll Erwartung in die Zukunft gehen. Illusionslos. Wir wissen um die Schwierigkeiten, denen wir begegnen. Wir werden notvolle Augenblicke erleben.
Gottes Führung und Vergebung trotz menschlicher Schwächen
Aber da hat ein Joshua im Auftrag Gottes dem Volk Israel ein anderes Wort zugerufen: „Merkt euch, dass ein lebendiger Gott unter euch ist.“ Das sollen sie in dem Jahr, das vor ihnen liegt, erfahren.
Doch sie haben das doch vielfach auch im zurückliegenden Jahr erlebt, wie wunderbar Gott sie in ausweglosen Lagen geführt hat. Wenn ich in meinem Leben zurückdenke, was ich in diesem Jahr erlebt habe, könnte ich vor Bewegung losheulen. Wir haben Krankheitsnöte in der Familie erlebt, die uns verzweifeln ließen. Doch Gott hat uns auf wunderbare, ungeahnte Weise herausgeführt.
Wir hatten verzweifelte Situationen, in denen wir dachten, es geht nicht mehr gut. Aber Gott hat uns herausgeführt. Das Ziel ist: „Ihr sollt merken, dass ein lebendiger Gott unter euch ist.“ Gott beginnt überhaupt mit den Israeliten. Sie sind durch die Wüste gezogen, und das war eine große Not.
Eigentlich wollte Gott nicht, dass die Reise durch die Wüste 42 Jahre dauert. Aber das haben sie sich selbst eingebrockt. Es war Gericht Gottes. Sehr oft im Leben müssen wir auslöffeln, was wir durch unseren Ungehorsam gegen Gott selbst eingebrockt haben.
Ich finde es gut, dass wir als Christen am Ende dieses alten Jahres vieles empfinden, was nicht recht war und nicht gut lief. Wo wir Gott betrübt haben und sagen: So viele Dinge in meinem Leben sind deshalb schon kompliziert, weil ich Gottes Wege verlassen habe.
Und dann wird mir ganz groß, wie Gott im Übergang durch den Jordan nicht noch einmal kommt und sagt: „Also, liebe Leute, jetzt denkt doch mal an die alte Schuld.“ Stattdessen kommt Gott vergebend. Er sagt Ja zu seinem Volk und fordert sie auf: „Jetzt vorwärts! Geh hindurch unter meinem Segen!“
Sie dürfen heute Abend ablegen – einfach vor Gott ablegen, was sie belastet. Und fröhlich und frei in das Neue hineingehen. Der Herr ist bei mir.
Denkmäler als Zeichen des Glaubens und der Erinnerung
Da hat Joshua befohlen: Richtet ein Denkmal auf! Denksteine, Felsbrocken, die aus dem Jordan herausgeholt wurden, wurden zusammengeschichtet – und das geschah in unserer heutigen Zeit.
Heutzutage baut man kaum noch Denkmäler. Ist Ihnen das schon aufgefallen? Wissen Sie, warum das so ist? Es liegt an den schnellen politischen Wechseln. Niemand hat mehr den Mut, Denkmäler zu errichten, weil sie so schnell aus der Mode kommen. Als Bismarck lebte, war das noch ganz anders, oder zu Wilhelms Zeiten. Doch heute gibt es kaum noch Denkmäler.
Heutzutage vergibt man vielleicht noch Straßennamen. Diese lassen sich leichter ändern: Vier Schrauben lösen, eine neue Schraube anbringen – und schon ist der Name nach dem neuesten denkwürdigen Ereignis angepasst.
Wir Christen sollen uns an Denkmäler erinnern. Aber wie soll man sich an Denkmäler erinnern? Haltet fest, wo ihr überwältigende Güte Gottes erlebt habt. Wo habt ihr das erfahren? Habt ihr es persönlich und unmittelbar erlebt? Ja, hoffentlich.
Es macht mir oft Sorgen, wenn wir gar nicht von Gottes Wundern erzählen können, von unglaublichen Wundern, vor denen wir heute noch staunen. Unser ganzes Leben ist doch voller großer, unfassbarer Wunder Gottes.
Mach dir einen Knoten in dein Taschentuch oder schreibe es am Rand deiner Bibel auf, damit du immer daran erinnert wirst. Häng einen Zettel an deinen Spiegel oder bring es irgendwo an, damit du daran denkst, wie Gott an dir gehandelt hat.
Ganz besonders wichtig sind solche Denkmäler für die junge Generation, für deine Kinder. Die Kinder kommen irgendwann vorbei und fragen: „Baba, warum sind die Steine da?“ Dann kannst du ihnen erklären, was geschehen ist.
Die Bedeutung von Glaubenszeugen und das Kreuz als größtes Denkmal
Ich freue mich über jeden Christen, der sich auch für die vergangenen Jahrhunderte interessiert. Es ist ein großer Schatz, von dem wir leben, dass wir Zeugen des Glaubens haben, die uns ganz einfach erzählen: „Wir haben es doch erlebt – in Kriegsnot, in Elend, in ausweglosen Lagen.“
Solche Denkmäler brauchen wir auch für unser Leben, damit eine junge Generation fragt: Was war denn da los? Und warum fragt die junge Generation? Sie sagt: „Ja, wie, durch den Jordan? Kein Problem, kommen wir doch selber durch.“
Dann müssen wir ihnen sagen: Nein, in eurer Jugendkraft werdet ihr sehr schnell in ausweglose Sackgassen geraten. Und dann erzählen wir ihnen, wie unser Selbstvertrauen zerbrochen ist, wie wir keinen Mut mehr hatten, wo wir über der Schuld unseres Lebens gestrauchelt sind und nicht mehr weiterkamen.
Und dann haben wir den erbarmenden Gott erlebt. Das größte Denkmal, das wir aufrichten können, ist das Kreuz. Es ist ganz wichtig, dass es in der Mitte unserer Kirche steht, auch über diesem Jahr.
Wir haben doch Gott so wunderbar erlebt – erbarmend und gütig. Wie er über unserem Versagen, über unserer Schuld seine ganze Liebe festgemacht hat. Und zwar so überwältigend den Zuspruch, so fest, dass das gilt in allen Nöten, die mich jetzt noch bekümmern mögen.
Zuversicht und Glauben für das neue Jahr
Und da wissen wir ja gar nicht, was noch vor uns liegen mag. Wir stehen an der Wende zu einem neuen Jahr.
Wie gesagt, Christen sind Menschen, die in die Zukunft blicken. Wir schauen nicht zurück, wir bleiben nicht in Träumen hängen und verweilen auch nicht bei den schönen Stunden des vergangenen Jahres. Stattdessen sind wir gespannt auf das neue Jahr. Gott hat immer wieder ganz andere Entdeckungen für uns bereit.
Ganz ähnlich ist es aus unserer ratlosen Ausweglosigkeit, aus der Verzweiflung und dem Schrei. Wir wissen immer weiter, was kommen soll. Dann erkennen wir den Herrn Jesus Christus – gestern, heute und in alle Ewigkeit. Er will uns führen und durch die dunklen Stunden bringen.
Wir alle sind Menschen, bei denen die Glaubensflamme sehr schnell nur noch flackert und schwach brennt. Es ist schade, dass die Glaubensflamme so schnell zu verlöschen droht. Selbst die größten, erfahrenen Wunder können die Flamme nur ein Stück weit am Brennen erhalten.
Das Hören des Wortes Gottes ist das, was den Glauben so lebendig hält. Gott sagt: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir, weiche nicht, ich bin dein Gott.“ Ich will das jedem von Ihnen so zusprechen, so wie ich Ihnen heute Abend sagen will: Der Herr hat deine Sünde weggenommen und dir vergeben – auch ohne Abendmahl, jetzt.
Da, wo Sie Ihre Last bei ihm ablegen, bereuen, loslassen, vergeben und vergessen, da fasst der Herr Sie noch einmal an und sagt so: „Jetzt geh unter meinem Segen ins verheißene Land.“
Damals kam die Eroberung von Jericho, und es folgten viele schwere Stunden. Aber wir werden die Macht des Herrn erfahren, der uns nicht loslässt, der bei uns ist und uns seinen Sieg erleben lässt.
Jetzt ist es wichtig, dass wir an diesem Jahreswechsel sagen: „Ich kann allein nicht gehen, Herr. Ich lege alles, auch den Steuerknüppel, in deine sichere Hand.“
Ich bin so froh, dass du der Chef bist, der Captain auch meines Lebensschiffes. Dann darf ich zum Fenster hinausschauen bei der Flugreise und fröhlich erwarten, was da kommen mag. Du hast das alles fest in deiner Hand.
Ich bin so froh, dass du der gute Hirte bist – so nennt es die Bibel. Sie benutzt keine technischen Bilder. Du bist der gute Hirte und bist bei mir auch noch in der finsteren Stunde.
Ich darf so froh sein, dass du wunderbare Erfahrungen mit mir vorhast. Herr, ich will dir danken für all das, was du mir an Güte und Liebe gezeigt hast.
Was machen denn die schönsten Dinge aus? Der reichgedeckte Tisch, der gesunde Körper? Was ist denn die Güte Gottes? Nein, es ist das Herz Gottes, das er Ihnen gibt, die Zusage, dass er Sie nicht loslässt, dass er Sie segnet und mit Ihnen geht.
Amen.