Dieser Mann leidet wahrscheinlich schon seit langer Zeit mit seinem Sohn, und er beschreibt hier das Leiden. Der Sohn kann nicht sprechen und leidet unter epileptischen Anfällen, so klingt es zumindest. Heutzutage würde man dafür wahrscheinlich eine medizinische Diagnose stellen.
Doch der Mann erkennt bereits richtig, dass die Ursache dieser Krankheit, dieses schlimmen Zustands, geistlicher Natur ist. Sicherlich war der Vater schon bei vielen Ärzten und vielleicht auch bei so manchem Quacksalber, in der Hoffnung, dass irgendjemand seinem Sohn helfen könnte.
Dann hört er von Jesus und seinen Jüngern. Er erfährt, dass es jemanden gibt, der Kranke heilt und böse Geister austreibt. Vielleicht hatte er sogar schon von den Jüngern gehört, wie es in Markus 6 beschrieben wird. Einige Zeit vor dieser Begebenheit hatte Jesus seine Jünger zu zweit ausgesandt. In Markus 6 heißt es ganz konkret, dass sie mit Macht über unreine Geister ausgesandt wurden. Sie waren durch umliegende Dörfer gezogen und hatten dort Geister ausgetrieben.
Vielleicht hat der Vater von diesen Taten der Jünger gehört. Jetzt sucht er sie auf, und in ihm keimt neue Hoffnung auf. Vielleicht, vielleicht, vielleicht können diese Männer seinem Sohn helfen.
Es scheint, dass die Jünger ziemlich selbstsicher ans Werk gingen, denn sie hatten so etwas bereits zuvor getan. Am Ende des Berichts hören wir, wie sie Jesus verwundert fragen: Warum hat das nicht geklappt? Das bedeutet, sie versuchen, den bösen Geist auszutreiben, doch sie können es nicht. Sie sind machtlos und können nichts ausrichten.
Verzweiflung und Streit um Heilung
Wahrscheinlich war das der Auslöser für den Hohn und Spott der Schriftgelehrten. So entstand ein handfester Streit.
Mitten unter diesen Streithähnen steht der verzweifelte Vater mit seinem geplagten Sohn. Jetzt kommt Jesus hinzu. Er erkennt, dass Jesus etwas Besonderes ist.
Alle entsetzen sich, laufen herbei und grüßen ihn als Meister. Vielleicht keimt in dem Vater noch ein allerletztes Mal Hoffnung auf. Vielleicht kann Jesus etwas tun.
Der Vater richtet seine Worte an Jesus, während alle anderen betreten schweigen. Er beschreibt die Situation. Doch Jesus scheint zunächst gar nicht auf das zu reagieren, was der Vater sagt.
Mir ist aufgefallen, dass Jesus zuerst die Jünger anspricht – die Streitenden. Er sagt: „Oh, du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen?“
Das klingt fast so, als schimpfe er mit den Jüngern, weil sie schon wieder streiten. Er hat ja gerade auch gesagt: „Was streitet ihr mit ihnen? Wie lange soll ich euch ertragen? Kaum bin ich weg, gibt es wieder Streit.“ So klingt das im ersten Moment.
Doch dann sagt Jesus: „Bringt ihn her zu mir.“ Und sie bringen ihm den Jungen.
Die Konfrontation mit dem bösen Geist
Und sogleich, als ihn der Geist sah – als dieser Geist also Jesus sieht – riss er ihn, und er fiel auf die Erde, wälzte sich und hatte Schaum vor dem Mund.
Es ist fast so, als ob in dem Moment, in dem jetzt die Konfrontation beginnt, Jesus vor diesem Jungen steht, der vom bösen Geist geplagt wird. Da beginnt der böse Geist noch einen letzten großen Kampf, so als ob er ahnt, dass jetzt wahrscheinlich sein letztes Stündlein geschlagen hat. Er kämpft noch einmal und tut diesem Jungen Böses.
Ich weiß nicht, ob wir uns vorstellen können, wie es dem Vater jetzt gehen muss. Er bringt also diesen Jungen zu Jesus. Die Jünger können nicht helfen. Jetzt ist die Hoffnung, dass vielleicht Jesus helfen kann. Doch in dem Moment, in dem der Junge zu Jesus gebracht wird, wird alles noch schlimmer. Könnt ihr euch das vorstellen?
Was macht das emotional mit einem Vater? Sein Sohn fällt auf die Erde, wälzt sich und hat Schaum vor dem Mund. Und Jesus macht das, was wahrscheinlich schon all die anderen Ärzte und Quacksalber zuvor gemacht haben – was wahrscheinlich jeder Arzt auch heutzutage noch tut, wenn er nicht so genau weiß, was er tun soll: Erst einmal Fragen stellen. Wie lange ist es schon so, dass ihm das widerfährt?
Ich glaube nicht, dass Jesus einen Mangel an Informationen hier als Problem für sich identifiziert hat. Ich glaube, er hilft dem Vater noch einmal, die Situation wirklich zu durchdenken und zu durchleben.
Aber der Vater reagiert. Er antwortet, wie wahrscheinlich schon so oft zuvor, auf das Kind. Oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, sodass er ihn umbrachte. Dann ergänzt er: „Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns.“
Wir sehen hier, dass kein Mann voll Glaubens ist, kein Glaubensheld. Es ist sein verzweifelter Vater, ein Vater, der sich ganz offensichtlich nicht sicher ist, ob Jesus helfen kann.
Zweifel und Hoffnung im Glauben
Ich weiß nicht, wie es dir heute geht und wie du nach dem Jahr 2019 nun bereit bist, in das neue Jahr zu starten. Vielleicht befindet sich der eine oder andere von uns in einer ganz ähnlichen Situation: Er hat alles probiert, ist verzweifelt und nicht sicher, ob Jesus etwas bewirken kann. Das ist die Situation des Vaters.
Jesus antwortet darauf und sagt: „Du sagst, wenn du kannst. Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Hörst du diese Worte? Ich glaube nicht, dass das eine Klage ist, wenn er sagt: „Du sagst, wenn du kannst.“ Ich denke, er sagt das ganz mitfühlend und warmherzig, um den Vater mitzunehmen auf einen Weg hinaus aus der Verzweiflung, hinaus aus dem Unglauben hin zu einem neuen Glauben.
Aber ich möchte diese Worte erst einmal auf uns wirken lassen. Jesus sagt, dass es bei ihm nichts gibt, was ihm unmöglich wäre. Keine Unmöglichkeiten. Er kann. Er kann immer. Glaubst du das? Ist das die Herzenshaltung, mit der du durch dieses Jahr gegangen bist? Ist das die Herzenshaltung, mit der du in das neue Jahr gehst? Dieses Vertrauen darauf, dass Jesus alles zu tun vermag?
Ich habe mich gefragt, wie das eigentlich bei mir selbst aussieht. Glaube ich das aus tiefstem Herzen? Und ich habe mich gefragt: Warum bete ich dann so selten? Warum bete ich oft erst, nachdem ich viel anderes probiert habe? Ich weiß nicht, wie es bei dir ist. Was sagt dein Gebetsleben über dein Vertrauen auf Gott aus?
Jesus will den Glauben des zweifelnden Vaters stärken, und ich denke, diese Worte dürfen unser aller Glauben stärken. Jesus sagt etwas, das wir wahrscheinlich alle schnell bekennen, aber vielleicht nicht immer tief und in unserem Herzen wirklich so glauben: „Du sagst, wenn du kannst. Wenn du kannst, sind alle Dinge möglich dem, der da glaubt.“
Wahres Verständnis von Glauben
Was Jesus hier sagt, ist also, dass ihm nichts unmöglich ist. Das bedeutet nicht, dass er immer das tun wird, was sich die Menschen wünschen, aber er kann es.
Manchmal wird diese Aussage so verstanden, dass, wenn wir nur genug glauben, wir alles tun können. Und wenn unser Gebet dann nicht erhört wird, soll das bedeuten, dass unser Glaube noch zu schwach ist. Ich möchte gleich sagen: Das ist eine fürchterliche Fehlinterpretation dieses Verses.
Wahrer Glaube vermag erst einmal gar nichts. Wahrer Glaube erkennt an, dass er selbst nichts bewirken kann. Deshalb setzt er sein Vertrauen nicht auf sich selbst. Wahrer Glaube setzt sein Vertrauen allein auf Gott, denn Gott ist alles möglich, nicht ich.
Wahrer Glaube vertraut darauf, dass unser Gott und Herr unser liebender Vater ist, der uns nichts vorenthalten wird, was wir wirklich brauchen und was wirklich gut für uns ist. Wahrer Glaube vertraut sich Gott vollkommen an.
Wahrer Glaube schließt damit ein, dass ich akzeptiere, dass mein Vater mir nicht immer das geben wird, was ich gerne hätte. Denn mein liebender Vater weiß genau, was gut ist, was letztendlich gut ist und was seinem perfekten Plan entspricht. Und das wird nicht immer das sein, was ich mir wünsche, denn meine Wünsche und mein Wille stimmen nicht immer mit Gottes Willen überein.
Als guter, liebender Vater, als ein Gott, der nie den Überblick verliert, der einen Überblick hat bis weit in die Ewigkeit von Ewigkeit, wird er die Dinge so lenken. Und das hat er uns verheißen: dass alle Dinge denen, die ihn lieben und die nach seinem Ratschluss berufen sind, zum Besten dienen werden.
Gott kann immer und er wird immer das tun, was gut ist für die, die auf ihn vertrauen. Das darfst du wissen und darauf darfst du vertrauen.
Jesus selbst ist wahrscheinlich das beste Beispiel für das, was ich gerade versucht habe zu erklären. Vielleicht ist das im ersten Moment theologisch ein bisschen komplex.
Jesus als Vorbild des Glaubens im Leiden
Jesus selbst, als vollkommener Mensch und im Wissen um das, was vor ihm lag, betete kurz vor seiner Verhaftung und Kreuzigung in großer Verzweiflung: „Aber mein Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir.“ Hier bekennt Jesus sein Vertrauen und seinen Glauben an seinen himmlischen Vater. Er bittet ihn, ihm in dieser großen Not, in der größten aller Nöte, zu helfen. Den Kelch von ihm zu nehmen, bedeutet: „Spare mir dieses fürchterliche Leiden.“
Doch dann tut Jesus das, was wahrer Glaube tut: „Doch nicht, was ich will, sondern was du willst.“ Hat Jesus nicht genug Glauben, weshalb der Vater den Kelch nicht von ihm genommen hat? Natürlich nicht. Das war nicht das Problem. Jesus als vollkommener Mensch weiß, dass das, was vor ihm liegt, fürchterlich ist. Wenn es jedoch einen Weg gäbe, diesem Leid zu entgehen, bittet er den Vater darum. Aber in letzter Instanz vertraut er dem vollkommenen Plan Gottes.
Genau so ging Jesus ans Kreuz, weil das der gute Plan des Vaters war. Jesus musste dieses Leid ertragen, diesen bitteren Kelch auf sich nehmen. Doch er durfte wissen, dass sein liebender Vater ihn nicht im Stich lassen würde. Sein Vater würde ihn durch die Tiefen des Leides hindurch retten. Am dritten Tag ist Jesus von den Toten auferstanden und hat dann seine Herrlichkeit beim Vater empfangen.
Der Weg zur Herrlichkeit führt immer wieder auch durch die Niederungen des Leidens. Doch Gott hat einen guten Plan. Jesus ging durch dieses Tal und erlitt all das für uns. Er tat dies, um die Macht der bösen Geister und ihres Herrn, des Teufels, zu brechen. Jesus nahm Satan alle Macht, indem er die gerechte Strafe für alle Sünden auf sich nahm.
So darf jeder von uns, der auf Jesus vertraut, heil sein – vielleicht nicht sofort, aber ganz gewiss eines Tages. Ich kann garantieren: Wer auf Jesus vertraut, wird in der Ewigkeit gesund gemacht werden. Du wirst heil sein, befreit von allen Leiden. Das ist die Verheißung.
Jesus sagt: „Alles ist möglich.“ Nichts ist unmöglich.
Der Kampf des Vaters zwischen Glauben und Zweifel
Und seine Worte verfehlen ihre Wirkung nicht. Der geplagte Vater hört Jesu Worte und spürt seine innere Zerrissenheit. Ja, da spricht jemand, der wirklich vertrauenswürdig ist. Doch er sagt auch: „Ich weiß nicht so ganz.“
Wir hören diesen Schrei, diesen Ruf des Vaters, in dem er sich einerseits ganz klar zu Jesus bekennt und andererseits seine Schwäche eingesteht. Ich glaube, das kann man nicht leise sagen. Hier steht er und schreit: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“
Das sind die Worte eines verzweifelten Zweiflers, der sich danach sehnt, mehr Glauben zu haben. Mit diesen Worten beginnt er, dem Zweifel den Nährboden zu entziehen.
Zum Abschluss dieser Predigt möchte ich noch ein wenig über diesen einen Satz, über diese fünf Worte mit uns nachdenken. Darin finden sich zwei auf den ersten Blick fast widersprüchliche Aussagen.
Zum einen bekennt er seinen Glauben. Er will glauben, er will auf Jesus vertrauen. Andererseits gesteht er ganz offen seinen Unglauben ein. Doch dieser ist verbunden mit dem Gebet, dass Gott ihm helfen möge, diesen Unglauben zu überwinden.
Der mutige Schritt des Glaubens
Lasst uns zuerst über sein Glaubensbekenntnis nachdenken. Anfangs klang alles noch sehr zögerlich. Er sagt: „Wenn du etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns.“ Doch jetzt ruft er laut und deutlich für alle hörbar: „Ich glaube.“
Wisst ihr, Glaube ist, wie die Bibel immer wieder bezeugt, ein Geschenk Gottes. An verschiedensten Stellen wird dies bezeugt. Gott ist der Anfang und auch der Vollender unseres Glaubens. Er hat das gute Werk des Glaubens in uns begonnen.
Glaube ist aber zugleich auch etwas, das wir aktiv tun. Es ist ein Schritt, den wir gehen. In diesem Fall ist es ein mutiger Schritt des Vaters. Es ist eine Entscheidung, die er trifft. Er setzt sein Vertrauen ganz konkret auf Gott, auf Jesus.
Ich treffe immer wieder Menschen – auch in diesem Jahr – die mir sagen: „Ich würde ja gerne glauben, aber ich kann nicht.“ Dann bekomme ich oft den Eindruck, sie denken, Glaube sei etwas, das einem einfach so überkommt und dann hat man ihn. Ich versuche immer wieder zu erklären: Nein, so ist das nicht mit Glauben.
Glauben – oder vielleicht ein besseres Wort dafür – ist Vertrauen. Vertrauen hat immer etwas damit zu tun, dass wir ein Risiko eingehen. Man wagt es, jemandem zu vertrauen. Mein Vertrauen muss sich ausüben, damit es wachsen kann und sich als wahr erweist.
Erst wenn ich das tue, erst wenn ich diesen Schritt gehe, kann ich erleben, ob jemand wirklich vertrauenswürdig ist. Dann kann ich weitere Schritte im Glauben gehen. Genau das tut der Vater hier: Er wagt einen ersten Schritt.
Wenn du noch zu denjenigen gehörst, die bisher noch nicht wirklich auf Gott vertrauen, dann möchte ich dich ermutigen: Wage diesen Schritt! Das ist ein Wagnis.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie das in meinem Leben war, als ich diesen Schritt das erste Mal wagte – das ist fast 21 Jahre her. Ich wusste zwar intellektuell, wer Gott ist. Die Sache war für mich weitestgehend geklärt. Aber so richtig auf Gott vertrauen wollte ich noch nicht.
Ich erinnere mich an eine lange Unterhaltung mit einem Mann, der damals wirklich Gottes Werkzeug war, um mich zum Glauben zu bringen. Ich stellte ihm eine Frage nach der anderen. Ich staune heute noch, mit wie viel Weisheit und Geduld dieser Mann mit mir umging.
Ich hatte alle möglichen Gründe im Kopf, manche ziemlich absurd, wenn ich heute darüber nachdenke, warum ich den Schritt vielleicht doch noch nicht gehen sollte. Einer der absurderen, aber für mich realen Gründe war: Wenn ich jetzt Christ werde, dann muss ich sonntags in die Kirche. Aber ich spiele eigentlich gerne Fußball, und unsere Spiele sind Sonntagvormittags.
Dieser Mann sagte in aller Geduld: „Matthias, vertraue dich Gott einfach an und schau, was er tut. Du musst nichts Bestimmtes tun.“ Auf Gott zu vertrauen und anzufangen, mit ihm zu leben, wird Dinge in deinem Leben verändern.
Nicht einmal ein Jahr später sagte ich: „Ich werde nicht mehr spielen, wenn unsere Heimspiele nicht auf Sonntagnachmittage verschoben werden.“
Genauso ist es: Wage den ersten Schritt und fang an zu laufen. Lass dir nicht all diese Vorbehalte einreden. Du wirst nie herausfinden, wie tragfähig der Glaube ist, wenn du nicht losgehst.
Ich möchte dir Mut machen: Nimm dir diesen Mann zum Vorbild, setze dein Vertrauen auf Jesus, bekenne ihm: „Ich glaube!“ Geh einen ersten Schritt im Vertrauen auf ihn zu.
Hilfe im Kampf gegen den Unglauben suchen
Und dann tue das, was der Vater hier im zweiten Teil tut: Er bittet um Hilfe, um seinen Unglauben überwinden zu können. Das ist ein bisschen so, als würde er den ersten Schritt auf einem zugefrorenen See machen und nicht genau wissen, ob das Eis tragfähig ist – aber er wagt es. Er hört das Knirschen und Knarzen des Eises und ist noch zögerlich. Er steht schon am Rand, weiß aber nicht, ob er es wirklich wagen kann, weiterzugehen. Er sagt: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“
Er merkt, dass das Eis wirklich hält, wagt den nächsten Schritt und sieht, es ist tragfähig. Viele von uns haben das erlebt: Wir sind irgendwann mal losgegangen, vielleicht zögerlich am Anfang, und haben irgendwann gemerkt, dass es trägt.
Dann kommen vielleicht wieder Phasen im Leben, in denen du unsicher wirst und dir nicht sicher bist, wie tragfähig das eigentlich wirklich ist. Zweifel mischen sich in deinen Glauben. Heutzutage wird Unglaube oft sogar ermutigt. Es scheint fast „in“ zu sein. Es gibt Christen, die heute Bücher darüber schreiben. Wahrscheinlich wird es zur Jahreslosung viele Bücher geben – massenhaft Bücher –, die erklären, wie gut und gesund ein gewisses Maß an Unglauben auch sein kann. Das mache uns authentisch. Wir sollten gar nicht so tun, als würden wir immer alles glauben. Das wird fast zu einem Selbstzweck.
Aber, wir sollten uns klar machen: Zweifel sollte immer nur eine Durchgangsstation sein. Zweifel gibt es in jedem christlichen Leben. Ein bisschen Unglaube im Glauben ist leider auf dieser Seite des Himmels Realität bei fast allen von uns. Aber dann mache etwas! Mach etwas mit deinem Zweifel, mit deinem Unglauben. Werde aktiv, damit du wieder festen Grund unter deinen Füßen hast. Damit du entweder sagen kannst: „Das hat sich nicht bewährt, das ist nicht tragfähig“, oder: „Doch, ich kann hier stehen.“
Das ist das, was der Vater hier tut. Er geht aufs Ganze, er will es wissen. Denn der Unglaube an sich ist erst einmal schlecht, das möchte ich deutlich sagen. Zweifel ist nicht etwas, wofür Jesus sagt: „Du bist ja so authentisch.“ Was hat Jesus gerade zu den Jüngern gesagt? Vielleicht habt ihr das noch im Ohr. Er sagt: „Ach, ihr habt Unglauben, das ist ja prima.“? Nein! Was sagt Jesus zu den Jüngern? „Oh, ihr ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein, wie lange soll ich euch ertragen?“ Das klingt nicht nach Lob.
Das macht deutlich: Dieser Unglaube ist keine gute Sache. Das muss uns klar sein. Was gut ist, ist, dass der Vater sich mit diesem Unglauben nicht zufrieden gibt, sondern ruft: „Hilf!“ Das sollte unser Ruf sein: „Hilf!“ Keiner von uns weiß, was das neue Jahr bringen wird. Vielleicht gehst du in das neue Jahr und kannst sagen: „Ich stehe auf festem Grund. Ich kann frei heraus sagen: Ich glaube.“ Preist den Herrn, wenn das so ist! Ich wünsche dir das von Herzen.
Aber es kann sein, dass das neue Jahr Dinge in dein Leben bringt, vielleicht auch Dinge für uns als Gemeinde. Ich hoffe es nicht, aber wer weiß? Diese Dinge können uns anfällig machen für Zweifel, sie können uns ein bisschen hin und her werfen. Es mag sein, dass Herausforderungen kommen.
Und dann, ihr Lieben, wünsche ich mir für mich selbst, für uns und für dich, dass wir nicht aufhören, das zu tun, was der Vater hier tut: zu Jesus zu schreien und zu sagen: „Ich halte an dir fest, ich glaube!“ Und alles zu tun, um aus der Position des Zweifels herauszukommen. „Hilf! Hilf meinem, hilf unserem Unglauben!“
Ich denke, wenn wir ganz ehrlich sind, dann müssen wir sagen: Ist das nicht eigentlich ein Gebet, das wir im Rückblick auf das Jahr 2019 auch beten müssten? Wer von uns kann wirklich sagen, da war kein Zweifel, da war kein Unglauben, da war immer nur Glaubenskraft pur?
Vater, vergib uns unseren Unglauben und schenke uns mehr Gottvertrauen!
Fürbitte und Ermutigung zum Gebet
Vielleicht noch ein letzter Gedanke:
Wir sehen, dass der Vater hier gar nicht für sich selbst betet, sondern für seinen geplagten Sohn. Er tritt ein für seinen Sohn, der unter dem Einfluss dämonischer Mächte steht.
Vielleicht will die Jahreslosung dir persönlich auch Mut machen in einer solchen Situation. In einer Situation, in der ein Mensch, der dir sehr am Herzen liegt – vielleicht jemand aus deiner Familie, vielleicht ein Bekannter, ein Freund oder eine Freundin – noch weit weg ist von Gott. Du hast das Gefühl, dass eine andere Macht über dieser Person steht.
Vielleicht betest du schon lange dafür, dass diese Person das ewige Heil erfahren möge, heil werden möge durch den Glauben an Jesus. Vielleicht bist du schon zu Freunden gegangen und hast gesagt: Kannst du für meine Mutter beten? Kannst du für meinen Sohn beten? Kannst du für meinen Nachbarn beten? Für meinen besten Freund? Sie haben alle irgendwie gebetet, aber nichts ist passiert.
Vielleicht macht dir dieser Bericht Mut: Der Vater ist überall hingelaufen und hat gerufen: Helft meinem Sohn, befreit ihn doch aus den Fängen des Teufels.
Wir haben von der Textlesung gelesen, wie dieser Bericht endet. Nach vielen, vielen Jahren des Leidens erbarmt sich Jesus, und der Sohn wird frei. Es sieht fast so aus, als ob er erst tot gewesen wäre und dann von neuem geboren wurde.
Wollen wir Jesus das zutrauen – mit den Menschen, die uns auf dem Herzen liegen? Vielleicht ist da noch etwas Zweifel. Kann es wirklich sein? Soll ich im Jahr 2020 weiter beten? Soll ich Jesus das zutrauen?
Dann rufe ihm das zu: Ich glaube, hilf meinem Unglauben! Ich bete mit uns:
Lieber Jesus, wir wollen dir danken, dass du der Allmächtige bist und der Liebende. Dass du immer kannst und deine Ressourcen nie erschöpft sind.
Danke, dass du auch im letzten Jahr manche unserer Gebete nicht erhört hast. Wir wollen dir bekennen, dass wir oft viel zu klein, viel zu kurzfristig und ohne wirklichen Überblick um Dinge gebeten haben.
Wir wollen dich bitten, dass du uns hilfst, weiter Beter zu sein. Aber Beter, die darauf vertrauen, dass du unsere Gebete hörst und in rechter Weise beantworten wirst – so, wie es wirklich gut ist.
Herr, wir wollen dir bekennen, dass wir immer wieder auch nicht glauben und zweifeln.
Herr, wir wollen dich bitten, dass du uns hilfst, diese Position des Unglaubens und Zweifelns zu verlassen. Ich bitte, dass du uns Glauben schenkst – mehr Glauben, mehr Vertrauen auf dich.
Herr, so höre unser Gebet: Ich glaube, hilf meinem Unglauben. Amen.
Ich möchte euch einladen, noch einmal einen Moment über das nachzudenken, was wir gehört haben. Die Jahreslosung 2020 ist auch als Bild für euch vorbereitet. Vielleicht sind ein paar Anregungen für euch dabei, darüber nachzudenken: Was habe ich gerade gehört? Was hat Matthias gepredigt? Und was bedeutet das für mich?