Zum Inhalt

Es gibt viel zu gewinnen

12.10.20251. Korinther 9,15-27

Vielfalt und gemeinsame Ziele in der Gemeinde

Wir sind eine Gemeinde mit ganz verschiedenen Talenten. Was uns scheinbar eint, ist, dass wir gut miteinander singen. Das war wunderbar.

Was viele von uns ebenfalls sehr gerne tun, ist Joggen oder Laufen. Deshalb fehlen heute auch ein paar Leute. Wie manche von euch wissen, findet heute der München-Marathon statt. Für manche war das einfach nur ein Hindernis, hierher zu kommen, weil die Strecke durch die Stadt verläuft. Für andere war es ein Grund, heute nicht am Gottesdienst teilzunehmen. Das gilt auch für einige unserer Mitarbeiter.

Unser Trainee Marius läuft gemeinsam mit drei anderen Mitgliedern eine Marathonstaffel. Marius, als besonders starker Läufer, hat sich das Ziel gesetzt, seine zehn Kilometer deutlich unter vierzig Minuten zu laufen. Unser Praktikant Arthur ist nicht ganz so ambitioniert. Er läuft allerdings den Halbmarathon und ist sich nicht sicher, ob zwei Stunden für ihn schaffbar sind. Trotzdem will er es probieren.

Unser Hausmeister Hakan, man höre und staune, läuft zum wiederholten Mal den Marathon. Man traut ihm das vielleicht im ersten Moment nicht zu, aber ich kann euch aus eigener Erfahrung sagen: Der Mann hat's drauf. Vier Stunden hat er sich als Ziel gesetzt. Wir werden sehen, ob das klappt.

Ich habe in den letzten Wochen und Monaten erleben dürfen, dass diese Ziele, die sie sich gesetzt haben, sie dazu gebracht haben, einige Anstrengungen auf sich zu nehmen und viel zu tun, um ihre mehr oder minder ambitionierten Ziele zu erreichen. So ist das mit Zielen: Sie geben Fokus. Ziele machen bereit, Anstrengungen und Entbehrungen auf sich zu nehmen.

Meine Frage für dich heute früh ist: Hast du Ziele? Hast du ein Ziel für den Marathonlauf deines Lebens? Oder anders gefragt: Wofür lebst du? Was willst du letztendlich erreichen?

Einführung in den Predigttext: Das Ziel vor Augen

Im Rahmen unserer Predigtreihe durch den ersten Korintherbrief kommen wir heute zu einem Abschnitt, der genau davon handelt, das Ziel zu laufen – mit einem klaren Ziel vor Augen. Wir setzen die Serie in der Mitte von Kapitel 9 fort.

Letzte Woche haben wir die ersten 14 Verse aus Kapitel 9 betrachtet. Dabei haben wir gesehen, dass Paulus deutlich macht, dass er mit seinem Leben und seinem Dienst letztendlich alles geben will für den, der sich ganz für ihn hingegeben hat: für Jesus Christus.

Heute fährt Paulus fort und beschreibt nicht nur, dass er in der Rückschau auf das, was Christus getan hat, Motivation für seinen Lauf findet, sondern auch für das, was Gott denen verheißen hat, die dem Herrn treu dienen.

Ich lese uns unseren Predigttext: 1. Korinther 9,15-27.

„Ich aber habe von alledem keinen Gebrauch gemacht. Ich schreibe auch nicht deshalb davon, damit es nun mit mir so erhalten werden sollte. Lieber würde ich sterben! Nein, mein Ruhm soll niemand zunichte machen. Denn dass ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen, denn ich muss es tun. Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte!

Täte ich es aus eigenem Willen, so erhielte ich Lohn. Tue ich es aber nicht aus eigenem Willen, so ist es mir doch anvertraut. Was ist denn nun mein Lohn? Dass ich das Evangelium predige ohne Entgelt und von meinem Recht am Evangelium nicht Gebrauch mache.

Denn obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich mich selbst jedermann zum Knecht gemacht, damit ich möglichst viele gewinne. Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich wie einer unter dem Gesetz geworden, obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin, damit ich die, die unter dem Gesetz sind, gewinne.

Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden, obwohl ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern in dem Gesetz Christi, damit ich die, die ohne Gesetz sind, gewinne. Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne.

Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an ihm teilzuhaben.

Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, alle laufen, aber nur einer den Siegespreis empfängt? Lauft so, dass ihr ihn erlangt!

Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge. Jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen.

Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse, ich kämpfe nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht anderen predige und selbst verwerflich werde.“

Drei zentrale Ziele des Apostels Paulus

Was für ein wunderbarer Text, was für eine wunderbare Perspektive. Es gibt viel zu gewinnen.

Konkret wollen wir drei Dinge betrachten, die es in diesem Text zu gewinnen gibt. Als Aufforderung formuliert sind die ersten Verse 15-18 der Aufruf: Gewinne Ruhm vor Gott! In den Versen 19-23 geht es darum: Gewinne Menschen für Gott! Und in den letzten Versen heißt es: Gewinne den Siegespreis bei Gott!

Das sind die drei Abschnitte, in denen wir diesen Text betrachten wollen. Wir wollen schauen, was der Apostel Paulus beschreibt, wofür er sein Leben gibt.

Ich möchte beten, dass der Herr uns das auch so auf die Herzen schreibt, dass wir diese Ziele klar vor Augen haben und uns dafür mit allem, was wir sind und haben, einsetzen. Ich bete mit uns:

Großer Gott, wir danken dir für dein heiliges Wort, durch das du zu uns sprichst und uns zeigst, was es zu gewinnen gibt. Herr, schenke uns, dass dein Wort uns tief in unsere Herzen spricht, damit wir so leben, dass wir dieses Ziel gewinnen.

Herr, wir bitten dich, wirke du durch dein Wort in unser Leben hinein, damit du Ehre bekommst, Menschen Segen erleben und wir unsere Freude bei dir finden. Amen.

Gewinn vor Gott suchen statt Anerkennung von Menschen

In den ersten Versen, genauer in den Versen 15 bis 18 beziehungsweise 15 bis 17, knüpft Paulus tatsächlich an das an, was er zuvor gesagt hatte. Er hat erklärt, dass er sein Recht auf Bezahlung und Unterstützung freiwillig nicht in Anspruch nimmt. Er betont, dass er dieses Recht nicht nutzen will, weil er dem Evangelium nicht im Wege stehen möchte.

Seine Befürchtung war, dass Menschen verwirrt sein könnten, wenn er das Evangelium verkündet und dafür bezahlt wird. Dann könnte man denken, er sei gar nicht wirklich von der Botschaft überzeugt, sondern tue es nur, um seinen Lebensunterhalt zu sichern. Deshalb sagt er: Um dem Evangelium nicht zum Hindernis zu werden, predige ich ohne Bezahlung.

Diese Aussage greift er hier wieder auf. Das klingt zunächst etwas verwirrend, wenn man den Vers 15 liest: „Ich habe von alledem keinen Gebrauch gemacht.“ Dann fügt er hinzu, dass er nicht deshalb davon schreibt, damit es auch mit ihm so gehandhabt werden soll. Anders gesagt: Er macht keinen Gebrauch von seinem Recht auf Unterstützung. Er sagt nicht etwa, ich will es eigentlich doch, aber ich tue es nicht. Nein, er betont klar, dass er es wirklich nicht will. Er möchte nicht, dass mit ihm so umgegangen wird. Das unterstreicht er sehr deutlich, wenn er sagt: „Lieber würde ich sterben, als dass mein Ruhm zunichtegemacht wird.“

Hier sehen wir, dass Paulus eine neue Dimension eröffnet. Er spricht von einem Ruhm, um den es ihm geht, von einem Lohn. Zum einen geht es darum, wie wir letzte Woche besprochen haben, dem Evangelium nicht durch Bezahlung im Wege zu stehen. Zum anderen sagt er, dass er seine Anerkennung, seinen Ruhm und seinen Lohn nicht bei den Korinthern sucht, sondern bei Gott selbst. Gott hat ihn berufen, und daher ist es keine Option, ob er das tun soll oder nicht, je nachdem, ob er dafür bezahlt wird oder nicht. Seine Berufung ist klar.

Das erklärt er weiter ab Vers 16: „Denn dass ich das Evangelium predige, dessen darf ich mich nicht rühmen, denn ich muss es tun. Und will ich es nicht predigen, so erhielte ich Lohn. Tue ich es aber nicht aus eigenem Willen, so ist mir doch das Amt anvertraut.“ Er sagt damit, dass Gott ihn zu diesem Dienst eingesetzt hat. Es ist nicht so, dass eine Gemeinde sagt: „Vielleicht magst du das Evangelium predigen, hier hast du einen Job dafür.“ Paulus muss es tun.

Wir kennen die Geschichte von Paulus: Wie er einst Christen verfolgte, wie Gott ihm vom Himmel her begegnete, wie er zu Boden fiel, blind wurde und die Stimme Jesu hörte: „Warum verfolgst du mich?“ Dann wurde er von Hananias besucht, der ihm half, das Evangelium besser zu verstehen und ihn zum Apostel berief – zu Juden und Heiden bis an die Enden der Erde.

Paulus wusste, dass Gott sein Dienstherr ist. Er hat keine andere Wahl, als diesen Dienst zu tun. Die Korinther können ihn nicht bezahlen, damit er etwas tut. Er weiß, wem er wirklich dient: Gott. Deshalb sucht er keinen Ruhm, keine Anerkennung und keinen Lohn bei den Korinthern, sondern allein bei Gott.

Das betont er in Vers 18: „Was ist nun mein Lohn? Dass ich das Evangelium predige ohne Entgelt und von meinem Recht am Evangelium keinen Gebrauch mache.“ Sein Lohn besteht gerade darin, dass er nicht den Lohn bei den Menschen sucht, sondern bei Gott.

So war das damals bei Paulus. Was will uns dieser Text heute sagen? Was hat er für uns persönlich zu bedeuten? Ich glaube, der Text richtet sich an mindestens zwei Gruppen.

Zum einen an diejenigen, die das Evangelium verkündigen, die sich klar berufen fühlen und vielleicht auch vollzeitlich dienen – Menschen wie Matthias, mich oder Ruben in der Zukunft. Wenn Paulus, obwohl es ihm zustand, sich bewusst entschieden hat, keinen Lohn von der Gemeinde in Korinth anzunehmen, sollten wir dann nicht auch darauf verzichten? Das ist nicht einfach zu beantworten.

Einerseits kann Bezahlung dazu führen, dass wir letztendlich tun, was die Gemeinde verlangt. Das kann gefährlich sein. Als Pastoren sollten wir immer klar haben, wer unser Dienstherr ist. Sonst besteht die Gefahr, dass wir predigen, was die Gemeinde hören will, damit sie uns das gibt, was wir wollen. Das ist nachvollziehbar, oder?

Das Problem ist, dass Gemeinden nicht immer das wollen, was sie brauchen. Paulus erklärt das an anderer Stelle, wenn er sagt, dass Menschen sich Prediger suchen, die ihnen das predigen, wonach ihnen die Ohren jucken. Wenn wir von der Gemeinde abhängig sind, können wir zu Mietlingen oder Knechten der Gemeinde werden. Das darf nicht sein.

Wenn diese Gefahr zu groß wird, sollte man lieber auf Geld verzichten, damit klar ist: Unsere erste Verantwortung gilt Gott. Ihm gegenüber müssen wir Rechenschaft ablegen. Er ist derjenige, der uns sagt, was wir zu predigen haben.

Das heißt nicht, dass es falsch ist, bezahlt zu werden. Ich möchte hier nicht für eine Entlassung werben, sondern für Herzen, die immer fragen: „Herr, was willst du? Wie können wir dir treu dienen?“ So dienen wir der Gemeinde am besten, weil wir ihr das sagen, was sie wirklich hören muss.

Natürlich hat die Gemeinde das Recht, uns in bestimmten Bereichen einzusetzen und zu bitten: „Bitte tu dies oder lass das.“ Aber letztlich müssen wir vor Gott Rechenschaft ablegen. Es ist gut, das klar zu haben, denn es schützt uns davor, Mietlinge oder Knechte der Gemeinde zu werden, statt Diener Gottes. Im Idealfall steht das nicht im Konflikt, aber wenn ein Konflikt entsteht, muss uns klar sein, für wen wir zuerst arbeiten.

Das ist wichtig, dass ihr auch mal hört, was in unseren Herzen vorgeht. Doch was hat der Text zu sagen, wenn ich kein Prediger bin? Hat er überhaupt eine Botschaft für mich, oder ist er nur für einige wenige?

Ich glaube, der Text spricht uns alle an. Wir alle sind herausgefordert, zu überlegen: Für wessen Anerkennung lebe ich? Auf welchen Ruhm bin ich bedacht? Im Grunde sind wir alle berufen, uns in den Dienst Gottes zu stellen.

Um das klar zu sagen: Wir Pastoren sind nicht hier, damit wir alles tun und ihr bedient werdet. Im Gegenteil, wir sind angestellt, damit ihr mehr tun könnt. Wisst ihr, der Auftrag der Hürdenlehrer ist es, die Heiligen zum Werk des Dienstes auszurüsten. Wir haben einen zurüstenden Dienst, damit wir alle mit anpacken können.

Wir alle tragen Verantwortung, Gott zu dienen. Wir sind alle berufen, vollzeitlich mit unserem ganzen Leben unserem Herrn zu dienen. Deshalb nennt sich unser Herr „Herr“. Die Frage ist: Mit welcher Motivation dienst du deinem Herrn? Mit welcher Motivation dienst du in der Gemeinde?

Die Bibel warnt jeden Jünger Jesu davor, für die Anerkennung der Menschen zu handeln. Aber ich möchte auch deutlich sagen: Es ist gut und richtig, denen, die in besonderer Weise dienen, auch mal Danke zu sagen. Wir müssen nicht alles verheimlichen, was wir tun.

Manche Dienste sind öffentlich und werden gesehen. Es ist gut und richtig, wenn sie anerkannt werden. Doch auch wir alle sollten darauf achten, für wen wir es letztlich tun.

Am besten erkennen wir das daran, wie wir in Situationen reagieren, in denen uns keine Anerkennung entgegenkommt. Wenn wir unermüdlich für die Gemeinde arbeiten, aber niemand es sieht, kann das sehr klärend sein. Mache ich einfach weiter, weil ich weiß, dass der, dessen Urteil wirklich zählt, alles sieht und weiß?

Jesus selbst erklärt das in der Bergpredigt. Er warnt davor, bei allem darauf bedacht zu sein, für wen wir Anerkennung, Ruhm oder Lohn suchen. Er spricht zum Beispiel von denen, die besonders großzügig geben. Er sagt: „Habt Acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr sie nicht vor den Leuten übt, um von ihnen gesehen zu werden. Sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.“

Keine Sorge: Wenn jemand deinen Dienst sieht und dich lobt, verlierst du deinen Lohn im Himmel nicht. Mir hat vorhin jemand nach dem Gottesdienst gesagt: „Matthias, danke für deine Predigt.“ In dem Moment dachte ich nicht: „Oh Mist, jetzt ist mein Lohn im Himmel weg.“

Ich komme nur selten in die Gemeinde und mache meinen Dienst. Nein, es dürfen Leute sehen, was wir tun. Die Frage ist nur: Warum tust du es? Wenn du es tust, um gesehen zu werden, wie Jesus sagt, „damit die Leute dich sehen“, dann ist das falsch. Dann verwirkst du deinen Lohn, denn die Anerkennung, nach der du wirklich strebst, hast du dann bekommen – und das war’s.

Paulus, hilf uns zu verstehen, auf wessen Anerkennung und Wertschätzung wir bedacht sein sollen und bei wem wir nach Ruhm streben dürfen. Das ist der große Gewinn, für den Paulus lebt: Er sucht seinen Ruhm bei Gott.

Menschen für Gott gewinnen als zentrales Lebensziel

In den Versen 19 bis 23 sehen wir, dass es einen zweiten großen Gewinn gibt, nach dem Paulus strebt: Er will Menschen für Gott gewinnen. Auch hier knüpft er in gewisser Weise an das an, was er bereits in Vers 12 gesagt hat. Dort erklärt er, dass er kein Geld entgegennimmt, weil sein großes Ziel ist, dem Evangelium niemals im Wege zu stehen.

Paulus möchte, dass das Evangelium wirken kann – mächtig wirken kann. Dafür ist er bereit, alles zu tun. Er will seine Rechte und Freiheiten zurückstellen, damit Gott durch ihn möglichst viele Menschen gewinnen kann. Das erklärt er auch in Vers 19: „Denn obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich mich doch jedermann zum Knecht gemacht, damit ich möglichst viele gewinne.“

Dieser Gewinn ist das Ziel, dem Paulus alles andere unterordnet. Er ist bereit, alle Rechte und Freiheiten zur Seite zu legen, um möglichst viele Menschen für Gott zu gewinnen.

Anschließend geht Paulus auf verschiedene Gruppen ein. Zuerst spricht er über die Juden. In Vers 20 sagt er: „Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne; den, die unter dem Gesetz sind, bin ich wie einer unter dem Gesetz geworden, obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin, damit ich die, die unter dem Gesetz sind, gewinne.“

Paulus war Jude, aber er verstand, dass durch das, was Jesus Christus am Kreuz von Golgatha für ihn getan hat, das zeremonielle Gesetz der Juden zu einem Abschluss gekommen war. Es brauchte keine weiteren Opfer mehr. Die Opfer waren Schatten und Abbilder, die auf das einmalige Opfer Jesu Christi hinwiesen. Der ganze Priesterdienst kam zu einem Ende, weil Jesus Christus den Weg freigemacht hat, sodass wir nun alle direkten Zugang zu Gott haben und keinen Stellvertreter mehr brauchen.

In gewisser Weise ist Christus sowohl der Stellvertreter als auch der, der den Weg zu Gott öffnet. Er beendet damit das zeremonielle Gesetz und bringt es zu einem Abschluss. Paulus ist jetzt frei davon, doch er weiß: Wenn er zu den Juden geht und auf seine Freiheit besteht, ohne mitzumachen bei dem, was sie für notwendig halten, wird er ihnen zum Anstoß. Sie werden nicht auf ihn hören wollen und ihn als jemanden sehen, der Gott nicht ehrt und achtet.

Deshalb sagt Paulus, dass er seine Freiheit gerne zur Seite legt und weiter tut, was notwendig ist, um Zugang zu den Juden zu haben. Er möchte einen Raum schaffen, um ihnen das Evangelium zu verkündigen und möglichst viele von ihnen zu gewinnen.

Paulus passt sich an und legt seine Rechte und Freiheiten zur Seite, weil er ein großes Ziel hat. Das Gleiche tut er im Umgang mit den Heiden, also mit denen, die nicht unter dem jüdischen Gesetz stehen. Für die Heiden hatte das jüdische Gesetz nichts zu bedeuten. Tatsächlich mochten die Juden die Heiden in der Regel nicht. Paulus sagt deshalb: „Den Heiden bin ich wie ein Heide geworden.“

In Vers 21 heißt es: „Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden, obwohl ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern im Gesetz Christi, damit ich die, die ohne Gesetz sind, gewinne.“

Paulus passt sich also auch den Heiden an, wenn er bei ihnen ist, wird er wie einer von ihnen. Allerdings nicht vollkommen gesetzlos, denn er anerkennt, dass es einen Aspekt des Gesetzes gibt, der weiter gilt: das Gesetz Christi. Damit meint er all die Gebote, die sich auf das moralische Gesetz beziehen, auf das Miteinander zwischen Menschen und das Verhalten vor Gott. In diesen Bereichen fühlt er sich weiterhin gebunden.

Er legt also nur das zur Seite, was er nicht mehr einhalten muss. Diese Freiheiten nutzt er, um den Heiden ein Heide zu werden – aber ohne Sünde. So möchte er möglichst viele von ihnen gewinnen.

Das gleiche Prinzip bringt Paulus ein drittes Mal, und zwar in Bezug auf Menschen, die ein eher schwaches Gewissen haben. Wahrscheinlich knüpft er hier an Kapitel 8 an, wo er über das Götzenopfer spricht. Dort beschreibt er, dass es Menschen gibt, die stark sind, und solche, die schwach. Die Schwachen sind diejenigen, die aus ihrem Gewissen heraus meinten, bestimmte Dinge nicht tun zu dürfen, beispielsweise kein Götzenopferfleisch zu essen.

Paulus sagt, dass er diesen Menschen keinen Anstoß geben möchte. Bevor er sie dazu bringt, gegen ihr Gewissen zu sündigen, will er lieber selbst auf bestimmte Dinge verzichten. Er sagt sogar, er würde lieber nie wieder Fleisch essen, wenn es nötig ist. So gibt er sich auch diesen Menschen hin und tut, was sie brauchen.

In Vers 22 sagt er: „Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne.“ Paulus will sich auf die Menschen einlassen und sich auf sie einstellen. Er legt seine Rechte und Freiheiten ab und passt sich an.

Seine Perspektive ist nicht die Frage: Was darf ich? Was steht mir zu? Sondern es ist eine durch und durch geistliche Perspektive: Was dient den Menschen, damit sie Christus erkennen?

Wichtiger als alle seine Rechte und Freiheiten ist es für Paulus, den Menschen geistlich Gutes zu tun. Das kann bedeuten, Rücksicht auf Glaubensgeschwister zu nehmen, um ihnen keine geistlichen Probleme zu machen. Es bedeutet aber auch, sich allen Menschen anzupassen, denen er das Evangelium verkündet, um dem Evangelium nicht im Wege zu stehen.

So fasst Paulus in Vers 23 zusammen, was sein über allem stehendes großes Motiv ist: „Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, damit ich an ihm teilhabe.“

Ist das nicht eine großartige Perspektive? Wie beeindruckend ist die Herzenshaltung, die hier durchklingt! Paulus sagt: Ich tue, was immer nötig ist, um Menschen für Christus zu gewinnen.

Möchtest du auch so leben, dass du immer dazu beitragen kannst, dass Menschen gerettet werden? Wenn das unsere Herzenshaltung ist, dann ist klar, dass es manchmal nötig sein wird, uns auf Menschen einzulassen – auch auf solche, die ganz anders sind als wir.

Das kann bedeuten, persönliche Präferenzen zurückzustellen und aus der Komfortzone herauszugehen. All das werden wir aber nur tun, wenn uns das Ziel, Menschen für Christus zu gewinnen, wirklich wichtig ist und als lohnenswert erscheint.

Möchtest du, dass Menschen zum Glauben kommen? Ich bin so dankbar, dass wir im Apostel Paulus ein Vorbild haben, das uns zeigt, wie ein solches Leben aussehen kann.

Paulus war ein Mann, der im Komfort gelebt hat, als jüdischer Gelehrter in Jerusalem. Er hat seine Heimat verlassen, ist in fremde Länder gezogen und hat sich auf die Menschen dort eingelassen. Er wurde allen Menschen alles, war bereit zu leiden und am Ende sogar zu sterben – einfach weil es ihm wichtig war, treu seinem Herrn zu dienen und Menschen zum Glauben zu rufen.

Was für ein Vorbild!

Vorbilder aus der Gemeinde und das Leben Jesu als Beispiel

Ich bin auch dankbar für Vorbilder aus unserer Mitte, die vielleicht noch ein bisschen näher an uns dran sind. Mit ihnen können wir uns oft mehr identifizieren, weil sie uns direkt vor Augen stehen.

Ich bin dankbar für Birgit Graves, eine Missionarin aus dieser Gemeinde. Sie war eine junge Frau, ähnlich wie viele andere junge Frauen hier in der Gemeinde. Eine Zeit lang hat sie einfach mit uns Gottesdienste gefeiert und war Gemeindemitglied, während sie eine Ausbildung zur Krankenschwester machte. Irgendwann stellte sie sich die Frage: Was will Gott eigentlich von mir in meinem Leben?

Ihr wurde klar: Ich will dem Herrn dienen und Menschen für ihn gewinnen. Danach überlegte sie, was sie tun kann. Gott legte ihr aufs Herz, zu den Verlorenen zu gehen, dorthin, wo sonst keine Evangeliumszeugen sind. Sie lernte Arabisch und ging in die Darfur-Region im Sudan, um dort Menschen das Evangelium zu verkündigen. Dabei ging sie auf die Menschen in ihren Nöten ein. Sie sprach ihre Sprache, kleidete sich wie sie und diente ihnen mit ihren medizinischen Fähigkeiten.

In all dem hatte sie ein großes Ziel. Sie stellte sich so auf die Menschen dort ein, dass sie von ihnen besonders geliebt wurde. Ich erinnere mich gut daran, wie ich hier ganz neu als Pastor war und einen Missionsbericht von Birgit, damals noch Noack, hörte. Sie erklärte, dass ihr Spitzname bei den Menschen dort „Basma“ ist, was „Lächeln“ bedeutet. Sie strahlte etwas aus – eine Herzenshaltung für die Menschen – und das wurde gesehen.

Später musste sie den Sudan verlassen. Danach arbeitete sie unter sudanesischen Flüchtlingen in Ägypten. Inzwischen ist sie verheiratet und dient an der Seite ihres Mannes in Indonesien. Was für ein wunderbares Vorbild haben wir in ihr! Jemand, der uns genau das vorlebt: Rechte aufzugeben, die Komfortzone zu verlassen, nicht zu fragen, was gerade bequem ist oder was das Minimum ist, das man tun kann, sondern alles zu geben.

Ich bin auch dankbar für einige unter uns, die das hier vor Ort ganz praktisch leben. Ich danke den Frauen aus der Gemeinde, die regelmäßig ins Rotlichtviertel gehen, um dort den Frauen, die in diesen Clubs arbeiten, Hoffnung zu bringen. Diese Frauen sind oft sehr unterdrückt und bedrängt und befinden sich in einer schwierigen Situation.

Die Hoffnung, die sie bringen, ist nicht nur für eine kurze Zeit, sondern für die Ewigkeit. Ich weiß, dass das für euch ein Schritt aus der Komfortzone heraus ist – hin zu Menschen, die das Evangelium hören müssen und denen sonst niemand davon erzählen würde. Danke, dass ihr das tut. Danke, dass ihr uns vorlebt, was es heißt, sein Leben einzusetzen, Rechte und Freiheiten aufzugeben und aus der Komfortzone herauszugehen, damit Menschen für Christus gewonnen werden können.

Ich bin auch sehr dankbar für manche, die jetzt gerade nicht im Gottesdienst sind, oder auch für einige hier im Gottesdienst, die manchmal nicht dabei sind, weil sie den Kindern im Kindergottesdienst dienen. Auch das bedeutet, sich auf Menschen einzustellen, die anders sind als man selbst. Es bedeutet, sich zu überlegen, wie man einem Kind das Evangelium nahebringen kann, um Kinder für Christus zu gewinnen.

Danke, dass ihr Freiheiten und Rechte aufgebt und sagt: Mir ist es wichtiger, dem Herrn zu dienen und Menschen für Christus zu gewinnen. Deshalb bin ich heute mal nicht im Gottesdienst oder komme extra früh und diene in einem anderen Gottesdienst, im Kindergottesdienst, und höre später die Predigt und bin dann selbst mit dabei. Danke!

Solche Vorbilder dürfen uns inspirieren, ihnen nachzufolgen. Letztendlich folgen wir damit dem, der zu uns gekommen ist, damit wir für Gott gewonnen werden können: Jesus Christus.

Jesus Christus hat seine Komfortzone verlassen. Er hat seine himmlische Heimat verlassen, die Herrlichkeit beim Vater, die er für alle Ewigkeit schon hatte. Er ließ sich ganz auf uns Menschen ein, wurde wie einer von uns. Er wurde Mensch und lebte unter uns. Er kam in diese gefallene Welt hinein, um viele zu gewinnen.

Er lebte unter uns und passte sich uns Menschen an, indem er selbst Mensch wurde. Dennoch war er in allem seinem himmlischen Vater treu. Dadurch hat er uns gezeigt, wie gute Kontextualisierung, also ein gutes Anpassen an Menschen, aussehen kann und sollte.

Heute gibt es manchmal Verwirrung darüber, was es genau bedeutet, sich auf Sünder einzulassen, damit wir sie für Christus gewinnen. Jesus hat es uns gezeigt: Er hat sich auf uns Sünder eingelassen, ohne selbst zu sündigen und ohne je Sünde gutzuheißen. Seine Kontextualisierung ging nicht so weit, dass er keine Klarheit mehr darüber hatte, was Gott gefällt. Er wollte in allem tun, was Gott gefällt.

Deshalb achtete er in allem darauf, was Gottes Wille ist. Er hielt die Gebote und lebte für uns das vollkommen gute Leben, das wir hätten leben sollen, aber nicht gelebt haben. Gleichzeitig kam er zu uns und zeigte uns Liebe und Barmherzigkeit.

Darum erniedrigte er sich noch weiter: Er gab seine Rechte und Freiheiten auf, nicht nur, dass er seine himmlische Heimat verließ, sondern er gab sogar sein Leben für uns. Er ließ sich verraten, verspotten, foltern und brutal töten, damit Menschen für Christus, für Gott gewonnen werden können.

Doch er überwund den Tod. Er ist der lebendige Herr, der uns gezeigt hat, was es heißt, sich ganz auf Menschen einzulassen, um möglichst viele zu gewinnen.

Die Notwendigkeit der Rettung durch Jesus Christus

Wenn du heute hier bist und der Gedanke, dass du irgendwie für Gott gewonnen werden musst, für dich vielleicht noch keinen Sinn macht, wenn das ganze Gerede von Sünde für dich gerade noch etwas seltsam war, dann möchte ich dir Folgendes sagen:

Unser Grundproblem ist, dass wir nicht nur unsere Rechte und Freiheiten oft sehr hoch achten und unbedingt schützen wollen, sondern dass wir uns über das, was uns als Recht und Freiheit zusteht, hinaus Dinge nehmen. Wir brechen Gesetze – göttliche Gesetze, die göttlichen Gebote, nach denen Gott gesagt hat, dass wir leben sollen. Wir alle rebellieren gegen Gottes gute Ordnung.

Deswegen – weil wir Gesetzesbrecher sind, weil wir Gott ignorieren, weil wir seine guten Gebote ignorieren, weil wir nicht dem dienen, der uns geschaffen hat, damit wir für ihn leben – hätten wir eigentlich sein Gericht, sein Urteil verdient. Und der Sünde soll, das gerechte Gericht über Sünde, ist der Tod. Das trifft auf uns alle zu.

Deshalb brauchen wir den, der sich ganz auf uns eingelassen hat: Jesus Christus. Er ist gekommen, um unsere Schuld auf sich zu nehmen. Ich hoffe, du verstehst das. Ich hoffe, du verstehst, warum du Jesus brauchst.

Wenn das etwas ist, was du vielleicht schon immer gehört hast, weil du hier in der Gemeinde aufgewachsen bist, aber noch nie so richtig für dich ergriffen hast, dann ist mein Gebet, dass Gott dein Herz so auftut, dass du wirklich verstehst: Es geht um dich. Es geht nicht darum, dass du irgendwie mal „Ja“ sagst, sondern dass du ihm wirklich den Herrn deines Lebens sein lässt. Dann sagst du: „Okay, Herr, hier bin ich. Was kann ich tun? Was willst du von mir? Wie kann ich für dich leben?“

Wenn du Fragen dazu hast, dann komm ins Gespräch mit uns, vielleicht mit deinen Eltern, Freunden, deinem Teamkreis oder Jugendmitarbeitern. Wenn du erwachsen bist und hier in der Gemeinde bist und das vielleicht neu für dich ist, lass uns dir helfen, mehr davon zu verstehen.

Wir haben vorhin zum „Christliche Entdecken“-Kurs eingeladen. Komm am 10. November und in den Wochen darauf zu diesem Kurs, in dem wir dir noch mehr erklären wollen. So kannst du besser verstehen, was Jesus für dich getan hat und wozu er dich jetzt ruft.

Die allermeisten von uns haben das getan: Wir haben Jesus Christus als den Retter anerkannt, den wir brauchen. Und wir sagen, dass wir ihm nun als dem Herrn unseres Lebens folgen.

Ich möchte dich einfach ermutigen: Tu genau das – folge ihm nach! So wie er sich ganz hingegeben hat, um uns für sich zu gewinnen, sind wir nun aufgerufen, ihm auch darin nachzufolgen. Unser Ziel ist es, möglichst viele für Gott zu gewinnen.

Frag dich heute: Nimm dir heute Nachmittag Zeit und stell dir die Frage: Was müsste sich in meinem Denken, Fühlen und Handeln ändern, um noch mehr Menschen für Christus zu gewinnen?

Diese Frage kann ich nicht für dich beantworten. Ich kann dir vielleicht ein paar Vorschläge machen, aber im Endeffekt ist es eine Frage für dich.

Wo solltest du auf Rechte, auf Freiheiten, auf Komfort verzichten, um dem Herrn noch mehr zu dienen und Menschen für Christus zu gewinnen?

Vielleicht beginnt das in der Schule oder an der Uni. Vielleicht heißt es, dass du dich auf andere einlässt, die anders sind als du, die vielleicht nicht zu deiner Clique gehören. Vielleicht gehst du gerade zu denen, die immer alleine stehen.

Vielleicht bedeutet das einfach mal, „uncool“ zu sein und zu sagen: „Hey, ich gehe übrigens sonntags in die Gemeinde. Darf ich dich einladen?“ Dann magst du mitkommen in den Teenkreis, in die Jugend, in den Gottesdienst oder zum Christlichen Entdeckenkurs.

Vielleicht bedeutet das, aus deiner Komfortzone herauszugehen und dich im Kindergottesdienst einzubringen. Oder vielleicht heißt es, aus deiner Komfortzone herauszugehen und Dinge zu tun, damit die Evangeliumsverkündigung hier weitergehen kann.

Vielleicht bedeutet es auch, nicht zu fragen: „Habe ich irgendwie einen Dienst, an den ich mich hängen kann?“ Sondern zu sagen: „Wo kann ich vielleicht noch gewisse Rechte, Freiheiten und Komfort aufgeben, um mich noch mehr in die Sache des Herrn zu stellen?“

Der Apostel Paulus hat genau so gelebt. Er hatte ein großes Ziel: Menschen für Christus, für Gott zu gewinnen. Deshalb gab er seine Rechte und Freiheiten auf und diente seinem Herrn.

Das Ziel des Lebenslaufs: Den ewigen Siegpreis gewinnen

Durch das Lebensmotto von Paulus lesen wir in Philipper 1,21: "Christus ist mein Leben und sterben mein Gewinn." Darum geht es im letzten Teil unseres Predigttextes.

In den Versen 24 bis 27 sehen wir, dass Paulus versuchte, Menschen für Gott zu gewinnen. Letztendlich strebte er jedoch danach, selbst einen großen Preis zu gewinnen. Ich lese uns die Verse 24 bis 27 vor:

"Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, alle laufen, aber nur einer den Siegespreis empfängt? Lauft so, dass ihr ihn erlangt! Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge. Jener nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen. Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse, ich kämpfe nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht anderen predige und selbst verwerflich werde."

Paulus vergleicht sein Leben hier mit einem großen Lauf, einem Wettkampf, an dessen Ende ein großartiger Siegespreis steht. Er sagt, dass schon normale Wettkämpfe, wie wir sie kennen, von den Menschen große Anstrengungen und Entbehrungen verlangen, um einen vergänglichen Preis zu erhalten. Um wie viel mehr sollten wir dann bereit sein, für den ewigen Siegespreis Anstrengungen und Entbehrungen auf uns zu nehmen.

Wie eingangs erwähnt, sind heute einige Geschwister aktiv beim München-Marathon. Wir haben in den letzten Wochen und Monaten gesehen, wie viel sie dafür getan haben. Manche haben bei schlechtem Wetter ihre Laufschuhe angezogen, einfach um ausdauernder und schneller zu werden. Einige von ihnen haben sogar ihre Ernährung umgestellt.

Das muss man sich mal vorstellen: Einfach nur, damit sie am Ende eines solchen Rennens vielleicht von jemandem eine Flasche Wasser in die Hand gedrückt bekommen. Wenn es ganz gut läuft, vielleicht noch eine kleine Plakette umgehängt bekommen oder einfach nur einen Link, um sich selbst eine Urkunde herunterzuladen.

Ich sollte nicht zu laut lachen, denn ich habe das selbst schon gemacht. Paulus sagt: "Schaut, seht ihr? Wisst ihr nicht, dass das ein Prinzip ist, das ihr kennt? Was sind wir bereit zu tun für solche kleinen, vergänglichen, unbedeutenden Dinge?"

Wenn wir dazu schon bereit sind, dann überlegt mal: Kriegt man dadurch die richtige Perspektive? Es gibt ein viel größeres, viel wichtigeres Rennen mit einem viel besseren Siegespreis.

Da kommst du nicht an die Ziellinie, und da steht jemand mit einer Flasche Wasser, der dir vielleicht noch eine Banane oder einen Müsliriegel gibt und sagt: "Ja, super, Platz 327, das war gut gelaufen."

Paulus sagt: "Schaut! Wir, die wir in diesem großen Lauf laufen – dem Lauf des Lebens mit Blick auf den ewigen Siegespreis – wir werden doch in diesem Leben alles tun, um diesen Siegespreis zu erlangen, der so viel besser ist."

An der Ziellinie unseres Lebenslaufs steht Jesus selbst. Er schaut dich an, lächelt dich an, macht die Arme auf, um dich in Empfang zu nehmen. Er sagt: "Komm, geh ein in die Freude deines Herrn! Ich habe einen Siegespreis für dich. Das ist eine Herrlichkeit, die dich erwartet, die ewig ist."

Der kurze Vorspann des Trainings hier auf Erden ist gar nicht wert, verglichen mit dem, was dann kommt. Paulus sagt: "Ich weiß das, deswegen lebe ich mein Leben für diesen Siegespreis."

Er ruft dir zu: Lebe auch so, damit wir hören, wenn wir ans Ziel kommen: "Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist treu gewesen, zieh ein in die Freude deines Herrn."

Paulus hatte dieses Ziel klar vor Augen. Deswegen lebte er sein Leben bewusst für und vor Gott, um bei ihm Anerkennung und Ruhm zu finden. Deshalb ließ er sich auf ganz unterschiedliche Menschen ein, war bereit, viel hinter sich zu lassen, viel aufzugeben, Rechte und Freiheiten zur Seite zu legen.

Er wusste, dass Gott Freude daran hat, wenn er Menschen für sich gewinnt. Ja, deswegen lebte er sein Leben für Gott, bis er das Ziel seines Lebens erreicht und den ultimativen Siegespreis empfängt.

Der Blick zurück am Lebensende: Ein ermutigendes Zeugnis

So überlegt er vielmehr, dass es eigentlich auch schön wäre, ein wenig zu hören, wie es war, als Paulus am Ziel ankam. Das Besondere ist: Paulus erzählt es uns selbst. Im allerletzten Kapitel, das wir von Paulus in der Bibel haben – im zweiten Timotheusbrief, dem letzten Brief, den er geschrieben hat –, beschreibt er in Kapitel 4, den letzten Versen 7 bis 8 die Szene, in der er unmittelbar vor der Ziellinie steht. Er schaut noch einmal zurück und richtet sich an die, die ihm nachfolgen, um ihnen mitzuteilen, was er gerade erlebt.

Er schreibt an Timotheus, aber ich glaube, seine Worte gelten uns allen. Paulus schaut zurück und sagt: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt. Hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird.“

Dann wendet er sich um und sagt: „Timotheus, liebe Geschwister, nicht nur mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebhaben, die für ihn leben und auf ihn bedacht sind.“ Lieber Bruder, liebe Schwester, der Siegespreis, die Krone der Gerechtigkeit, liegt bereit.

Willst du dein Leben darauf ausrichten und diesem Ziel mit allem, was Gott dir gegeben hat, entgegenstreben? Es gibt viel zu gewinnen. Lasst uns so laufen, dass wir diesen Siegespreis erlangen.

Schlussgebet: Um Kraft und Ausdauer für den Lauf des Lebens

Ich bete mit uns: Himmlischer Vater, danke für diese wunderbare Perspektive. Danke, dass wir leben dürfen für dich. Du weißt, dass wir das oft nicht tun. Du weißt, wie leicht es für uns ist, andere Ziele ganz groß werden zu lassen in unserem Leben und dem alles unterzuordnen.

Vergib uns, dass wir oft so kurzsichtig sind und uns für die falschen Dinge voll und ganz hingeben. Ich bete, dass du unsere aller Herzen neu füllst mit dieser Freude über das, was uns erwartet. Dass wir voller Vorfreude dem entgegenleben, was auf uns wartet.

Ja, hilf uns zu schauen, wie wir in unserem Fühlen, in unserem Denken und in unserem Leben Veränderung erfahren dürfen. Damit wir mehr und mehr für dich leben und Menschen für dich gewinnen.

Danke, dass dieser Siegespreis gewiss ist, weil Jesus Christus ihn uns verheißen hat. Hilf uns, diesen Preis nicht aus den Augen zu verlieren, sondern ihm alles andere unterzuordnen – zum Lobpreis deiner Herrlichkeit, zum Wohl unserer Mitmenschen und zu unserer eigenen Freude.

Wir beten in Jesu Namen. Amen.