Einführung in den Briefeingang und das Grußwort
Ich habe hier auf der Folie die Gliederung des ersten Teils des Briefeingangs, also der ersten Verse.
Zunächst haben wir den Grüssenden. Der Grüssende ist zusammen mit den Gegrüßten ein Teilhaber des kostbaren Glaubens, nämlich Simeon Petrus. Die Gegrüßten sind diejenigen, die einen kostbaren Glauben erhalten haben – gemeinsam mit uns, den Aposteln beziehungsweise den Judenchristen.
Das Grußwort ist ein Gebetswunsch zur Vermehrung von Gnade und Frieden.
Nun folgt in den Versen 3 und 4 eine Erweiterung des Grußwortes.
Ich weiß nicht, wie das in den verschiedenen Bibelübersetzungen gehandhabt wird, aber üblicherweise setzt man nach Vers 2 einen Punkt und beginnt Vers 3 mit einem Großbuchstaben. Das erleichtert dem Bibelleser das Lesen.
Tatsächlich hat Paulus, beziehungsweise Petrus, so nicht geschrieben. Petrus hat hier keinen Punkt nach Vers 2 gesetzt, sondern ein Komma. Im Griechischen gibt es zwar kein Komma, aber für unsere Begriffe bedeutet das, dass der Satz klein weitergeht.
Das heißt, wir müssen den Satz so lesen: Vers 2 – „Gnade werde euch vermehrt und Friede in Erkenntnis Gottes und Jesu unseres Herrn, wie seine göttliche Kraft uns alle Dinge zum Leben und so weiter gegeben hat.“
Die Vermehrung von Gnade und Frieden durch göttliche Kraft
Also noch einmal: Gnade und Friede sollen in Erkenntnis Gottes und Jesu zunehmen, so wie seine göttliche Kraft uns alles gegeben hat.
Wie soll also seine Gnade vermehrt werden? Und wie soll sein Friede in unserem Leben wachsen? In welchem Maße denn? Ja, in dem Maße, wie seine göttliche Kraft uns alles gegeben hat, was nötig ist.
Gott hat uns alles gegeben, was wir brauchen. Deshalb können Gnade und Friede auch vermehrt werden – und zwar sehr stark. Gnade und Friede können so stark zunehmen, wie es seine göttliche Kraft uns alles gegeben hat, was wir benötigen.
Entsprechend dieser göttlichen Kraft sollen Gnade und Friede in unserem Leben wachsen.
Es geht hier nicht darum, dass wir etwas fühlen. Manchmal spüren wir gar keine Kraft und fühlen uns sehr schwach. Aber Gott ist trotzdem da, und seine Kraft ist dennoch gegenwärtig. Ich muss die Kraft nicht unbedingt merken oder spüren, aber ich darf dem Herrn vertrauen.
Ich kann sagen: Herr, ich merke nichts von deiner Kraft, aber ich vertraue darauf.
Vielleicht predigt jemand, hält eine Kinderstunde oder spricht mit einem Menschen über das Evangelium, und man spürt nichts von Kraft. Doch der Herr wirkt dennoch in Kraft.
Das ist nämlich unabhängig von dem, was wir fühlen oder wahrnehmen.
In der Bibel lesen wir nicht, dass wir die Kraft Gottes immer spüren sollen. Natürlich dürfen wir auch mal beten: Herr, lass diese Schwester deine Kraft spüren oder merken, dass du kräftig bist. Aber wir haben keine Verheißung, dass Gott das dann auch tut.
Wir müssen lernen, auch dann die Gegenwart und die Kraft Gottes an sie zu glauben, selbst wenn wir sie nicht spüren.
Wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen, Spüren oder Fühlen.
Die göttliche Kraft als Quelle des Lebens und der Heiligung
Jedenfalls lernen wir hier in Vers 3, dass seine göttliche Kraft uns alles gegeben hat, was zum Leben nötig ist und was zum Leben dient. Mit seiner göttlichen Kraft ist Gott gemeint, denn Gott ist die Kraft in Person. Er hat uns alles gegeben, was wir nötig brauchen.
„Gott ist der Kräftige schlechthin. Übrigens heißt der Name Elohim auf Hebräisch so. Der kurze Name El bedeutet ‚der Mächtige‘. Wusstet ihr, dass die Juden in fast jedem Wort, in fast jedem Namen, vor allem in Vornamen, den Gottesnamen enthalten? Nicht in jedem, aber in sehr vielen.
Zum Beispiel enthält der Name Joel beide Gottesnamen: Jo steht für Yahweh und El für Gott. Elohim und Joel haben beide. Auch Johannes oder Johannan enthalten Jo, was für Yahweh steht. Matthias hat den Jah-Anteil, Matanja endet mit Jah. Elia enthält beide Teile: El bedeutet Gott und Jah steht für Yahweh. Joel und Elia sind also das Gleiche, nur umgedreht. Joel bedeutet ‚Gott der Herr‘ und Elia ‚der Herr Gott‘.
Viele Namen enthalten den Gottesnamen, aber nicht alle. Adam zum Beispiel nicht. Adam bedeutet ‚der von der Erde Genommene‘. Abel ebenfalls nicht, Abel bedeutet ‚der Hauch‘ oder ‚der Nichtige‘. Aber spätere Namen enthalten den Gottesnamen häufiger, wie Nathanael. Nathanael bedeutet ‚Gott hat gegeben‘, denn El steht für Elohim, also Gott. So steckt in vielen dieser Namen der Gottesname drin.
El bedeutet ‚der Mächtige‘, und Gott ist die Kraft in Person. Seine göttliche Kraft hat uns alles gegeben, was zum Leben notwendig ist.
Wann hat Gott uns alles gegeben? Das steht hier nicht explizit im Text, aber er hat uns alles gegeben, und er spricht zu Christen. Paulus sagt an anderer Stelle, dass wir alles in Christus haben. Das heißt, die Kraft Gottes ist in Christus, und wenn wir in Christus sind, dann sind wir auch in der Kraft Gottes.
Wenn ein Mensch zum Glauben kommt, wird er laut Bibel in Christus hineingesetzt. Dann hat er alles, was Christus hat, und Christus wird zu seinem Lebenselement. Ein Fisch, der ins Wasser gesetzt wird, hat das Wasser als sein Lebenselement. Er lebt im Wasser. Genauso ist der Christ in Christus.
Gott versetzt den Menschen, der zum Glauben kommt, in Christus hinein. Dann ist Christus sein Lebenselement, so wie Wasser für den Fisch. Ich darf Christus sozusagen atmen und mit ihm ganz eng verbunden sein.
Paulus sagt: „Ich hoffe im Herrn, ich vertraue im Herrn, ich freue mich im Herrn“ und viele andere Dinge, die er im Herrn tut, weil er weiß, dass er im Herrn ist und von ihm umgeben wird. Das ist sein Lebenselement. Wir sind aufs Engste mit dem Herrn verbunden.
Jetzt sollen wir natürlich auch in Christus oder im Herrn bleiben. Das heißt, wir sollen die Verbindung pflegen, indem das Wort Gottes in uns ist und wir mit ihm in Verbindung bleiben – im Gebet, im Gespräch, im Vertrauen. So können wir diese Verbindung aufrechterhalten.
Wir sind in Christus durch das Vertrauen. Der Glaube ist der Schlüssel. Durch den Glauben sind wir hineingekommen. Der Glaube ist der Schlüssel zum Heil. Durch den Glauben sind wir in Christus, und in Christus haben wir alles, was wir brauchen.
In Christus hat Gott uns alles gegeben, was zum Leben und zu einem heiligen Leben notwendig ist.
Die Bedeutung der göttlichen Gabe für das christliche Leben
Das ist wichtig für uns, weil wir im Leben oft Situationen erleben, in denen wir stark herausgefordert werden – durch Menschen, die schwierig sind in unserer Umgebung.
In solchen Momenten denke ich daran: Herr, ich bin in dir, und du bist meine Kraft. Du hast mir alle Kraft gegeben. Manchmal legt uns der Herr eine Last auf, die wir tragen müssen. Dann wünschen wir uns manchmal: Herr, nimm doch die Last weg. Das ist eine Möglichkeit.
Aber ich darf auch beten: Herr, mach mir deine Kraft bewusst. Ich danke dir für deine Kraft und vertraue jetzt auf deine Kraft zum Tragen. So bekomme ich übermenschliche Kraft, um zu tragen. Das ist leicht gesagt und auch leicht von der Kanzel oder vom Tisch aus zu sagen. Aber im Alltag ist es nicht leicht, das zu leben.
Doch der Herr gibt uns Gnade, auch in dieser Sache. Als wir zur Erkenntnis Jesu Christi gekommen sind, als wir Jesus Christus kennenlernten, da haben wir das Heil bekommen, die Rettung. Aber nicht nur die Rettung an sich, sondern zugleich haben wir alles bekommen, was nötig ist für ein Leben in diesem Heil – ein Leben so, wie es Gott gefällt.
Gleichwie seine göttliche Kraft uns alles zum Leben und zur rechten Ehrfurcht gegeben hat – bei Ihnen steht wahrscheinlich „zur Gottseligkeit“ gegeben. Das ist schon richtig so. Nur die Frage ist: Was ist Gottseligkeit? Was heißt das, was bedeutet das?
Er hat uns alles zum Leben gegeben – das verstehen wir. Nun hat er uns alles zur Gottseligkeit gegeben. Das Wort Gottseligkeit kommt aus dem Griechischen und besteht aus zwei Wörtern. Ich kann es ruhig sagen: Es heißt Eusebia. Eusebia ist auch ein Name, zum Beispiel Eusebius oder Eusebia.
Eusebia ist genau dieses Wort. Es besteht aus zwei Teilen: „eu“ heißt gut und richtig, und „sebeia“ heißt verehren. Gemeint ist die richtige Verehrung, die richtige Gottesverehrung. Man kann auch mit Frömmigkeit übersetzen – die richtige Frömmigkeit, die richtige Gottesverehrung, die richtige Ehrfurcht.
Also hat Gott uns alles gegeben zum Leben und zur richtigen Frömmigkeit, zur richtigen Gottesverehrung. Alles, was ich brauche, um Gott in rechter Weise zu verehren und ihm zu dienen, das habe ich bekommen durch die Erkenntnis dessen, der uns rief. Wir haben es bekommen durch die Erkenntnis dessen, der uns rief, durch seine Herrlichkeit und Tugend.
Die Fülle der göttlichen Gabe und ihre praktische Bedeutung
Wir wollen diesen Satz, der so reich ist, ein wenig langsamer lesen und gemeinsam durchgehen.
Zuerst: Gott hat gegeben. Ich habe hier eine kleine Hilfe zur Gliederung auf der Folie. Punkt A: Alles ist uns gegeben – alles, alles zum Leben und zur rechten Gottesverehrung, zur rechten Ehrfurcht. Punkt B: Die größten und kostbarsten Verheißungen sind uns gegeben, und das alles geschieht durch die Erkenntnis Gottes in Jesus Christus.
Schauen wir uns das etwas genauer an. Gott hat gegeben – seine Kraft ist also da für Schwache, alles zum Leben, alles für ein christliches Leben.
Wissen Sie, wer ein christliches Leben führen kann? Wer ist in der Lage, ein Leben so zu führen, wie Christus es sich vorstellt? Die Bibel sagt uns: Nur einer kann das – nur Gott kann ein christliches Leben führen. Aber wie kann ich selbst ein christliches Leben führen? Genau dann, wenn Gott in meinem Leben ist, wenn ich aus der Kraft Gottes heraus lebe.
Es ist wichtig, das zu erkennen: Ich muss nicht aus eigener Kraft versuchen, ein christliches Leben zu führen. Gott kommt in mein Leben und möchte selbst sein Leben durch mich leben. Nur Gott kann wirklich Christ sein, nur Gott kann richtig leben, so wie es wohlgefällig und richtig ist.
Der Herr Jesus ist genau dieser Gott in mir – Christus in mir. Nur Gott ist gut genug für das ewige Königreich, nur Gott ist gut genug für den Himmel. Niemand ist gut genug für den Himmel außer ihm allein.
Deshalb kommt er in mein Leben, und deshalb möchte er jetzt durch mein Leben leben. Es ist gut, wenn ich bete: Herr, erinnere mich daran, dass du es bist, der in mir die Kraft bist. Damit ich nicht mit gleicher Münze heimzahle, wenn jemand mir Böses tut, oder frech werde, wenn andere unanständig oder unfreundlich sind.
Erinnere mich daran, dass du in mir bist, dass du die Kraft bist und die Person, die das christliche Leben durch mich lebt. Petrus sagt, wir sollen einander daran erinnern. Wir dürfen den Herrn bitten und auch andere Christen daran erinnern: Gott ist es.
Daher gibt er dieses Leben in uns hinein – durch Christus und in Christus. So kann ich jetzt mit Christus und durch Christus leben.
Alles, was für einen Wandel in rechter Ehrfurcht nötig ist, ist uns gegeben. Wodurch ist das möglich? Durch die Erkenntnis Jesu Christi – das heißt durch die Tatsache, dass wir Jesus Christus erkannt haben und Gott erkannt haben. Wir haben Gott kennengelernt und sollen ihn weiterhin mehr kennenlernen.
Wenn wir Gott kennengelernt haben, haben wir alles, was wir brauchen. Es ist nicht so, wie manche lehren wollen: „Ja, wenn du Christ geworden bist, hast du noch nicht alles, du brauchst noch eine Zusatzspritze, eine Powerspritze, eine Kraftspritze.“ Nein, so ist es nicht!
Durch die Erkenntnis Jesu Christi habe ich alles, was ich brauche. Paulus hat das auch gelehrt: Kolosser 2,10 sagt, der Apostel Paulus: „Ihr seid in ihm zur Fülle gebracht, ihr seid in ihm angefüllt mit allem, was ihr braucht.“
Oder in Römer 8,32 sagt Paulus dasselbe: „Der seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“
Es geht hier nicht um ein Zusatzerlebnis, das wir brauchen. Alles, was mir gehört, gehört auch dir, sagt Gott zu uns.
Lukas 15,31: Was sagt der Vater zu dem Sohn? „Alles, was meines ist, ist dein.“ Warum kommst du auf die Idee, du hättest nichts? „Mir hast du nie gegeben“, sagt der Sohn. Stimmt nicht, alles gehört dir.
Es war wirklich so: Der andere Sohn hatte das Erbe schon ausbezahlt bekommen. Der zurückgebliebene Sohn aber hatte alles, wusste es nur nicht.
Wir dürfen auch sagen: Alles hat Gott uns gegeben durch die Erkenntnis dessen, der uns rief.
Das göttliche Rufen und die Bedeutung der Herrlichkeit und Tugend
Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen übersetzt ist: „nicht der uns berufen hat, sondern der uns gerufen hat.“ Man darf aus dem „berufen“ hier ein „gerufen“ machen, denn das Griechische und auch das Englische kennt kein „berufen“. Es geht nur um das Rufen.
Gott hat uns gerufen. Das heißt, er hat uns eingeladen, dass wir kommen. Und dann sind wir gekommen. Als wir gekommen sind, dann waren wir die geladenen Gäste, oder? Im speziellen Sinn sind wir die Gerufenen, die, die er gerufen hatte und gekommen sind.
Wie bei der Hochzeit: Wenn man zur Hochzeit eingeladen wird – alle werden eingeladen. Bei mir war das so, als ich geheiratet habe. Wir haben 300 Leute zur Hochzeit eingeladen, oder nein, mehr als 300 Leute, vielleicht 500. Wir haben in verschiedenen Gemeinden eingeladen. Das war bei uns so üblich in Österreich, wo ich herkomme. Dann kam die große Hochzeit, und es kamen 300 Leute. Die, die gekommen waren, das sind die geladenen Gäste.
Bei Gott ist es auch so: Er lädt uns ein, und wer kommt, ist der Gerufene, der Geladene. Im besonderen Sinne gehört er jetzt Gott. Gott hat uns gerufen, und nachdem Gott uns gerufen hat, sind wir gekommen. Und nachdem wir gekommen sind, ruft er uns weiter. Er ruft uns bis in die Heimat hin, bis nach Hause. Das steht auch an mehreren Stellen in der Bibel, zum Beispiel in 1. Thessalonicher 5,24: „Treu ist der, der euch ruft.“ Er ruft euch so lange, bis ihr auch die Vollendung erreicht habt. Der wird es auch tun, der wird uns ganz zur Vollendung führen.
Dem, der uns rief – Gott hat uns gerufen durch Herrlichkeit und Tugend. Petrus schreibt sehr gedrängt, und das macht uns oft Schwierigkeiten beim Bibellesen. Er schreibt sehr knapp und steckt sehr viel in seine Sätze. Wir müssen jetzt ein bisschen nachdenken: Was heißt das, dass er uns gerufen hat durch seine Herrlichkeit und Tugend?
Nun, er hat uns gerufen nicht nur mit dem Mund, er hat uns auch gerufen durch sein Leben, durch das, was er uns gezeigt hat von sich. Und das, was er uns von sich gezeigt hat, war etwas von seinem herrlichen Wesen: Herrlichkeit und Tugend.
Das Wort „Tugend“ bedeutet alles, was man rühmen kann. Was kann man an Gott rühmen? Was ist lobenswert an seinem Wesen und an seinem Handeln? Gott ist so wunderbar. Wenn man über Gott nachdenkt, über seine Eigenschaften und über seine Taten, dann merkt man: Das ist anziehend, das ist begeisternd. Gerade das war es, womit er uns gerufen hat.
Er hat uns etwas von sich selber gezeigt, und dann sind wir gekommen. Wir haben etwas gesehen von Jesus Christus und vom Vater. Der Herr Jesus Christus hat den Vater offenbart. Als die Jünger da waren, was haben sie gesehen? Johannes sagt: Wir sahen seine Herrlichkeit, die Herrlichkeit als eines eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Er hat uns gerufen durch sein Wesen. Er hat uns gezeigt, wer er ist: seine Herrlichkeit und seine Tugend.
Wie hat der Herr Jesus den Petrus gerufen? Petrus hat den Herrn Jesus beobachtet und ihm zugehört. Da hat Petrus am Herrn Jesus etwas Schönes gesehen – seine Schönheit. Als der Herr Jesus dann gefragt hat: „Wer sagen die Leute, dass ich bin?“, sagt Petrus: „Du bist der Sohn des lebendigen Gottes.“ Dann sagt der Herr Jesus: „Das haben dir nicht Menschen geoffenbart, sondern der Vater.“ Der Vater hatte dem Petrus die Augen geöffnet über Jesus Christus, wer Jesus Christus ist.
So hat er uns auch gerufen: Gott hat uns die Augen geöffnet über die Person Jesus Christus, über die Person Gottes.
Die Wirkung eines christusähnlichen Charakters auf andere Menschen
Und dann weiter – oder vielleicht sollte ich hier noch einen Gedanken hinzufügen: Wenn Gott uns gerufen hat, indem er uns vor Augen geführt hat, wer Jesus Christus ist und wer er selbst ist, wenn genau das uns so beeindruckt hat und unser Herz gewonnen hat, dann sollen wir das auch tun.
Wir sollen mit unseren Freunden, Nachbarn und Kollegen darüber sprechen. Die überzeugende Macht eines christusähnlichen Charakters ist das Stärkste. Menschen sind beeindruckt, wenn sie sehen: Hier ist ein Stück von Christus. Wenn jemand sieht und sagt: „Du bist irgendwie wie Jesus.“
Weltleute, die ein gewisses Interesse an Jesus Christus bekommen haben, was machen sie? Sie schauen uns an, beobachten unser Leben und erkennen etwas von Jesus Christus darin. Dadurch können sie gewonnen werden.
Wenn wir also wollen, dass Menschen in unserer Umgebung sich verändern, dann muss die überzeugende Kraft eines christusähnlichen Charakters ins Spiel kommen. Mögen sie etwas von unserem Charakter sehen, den der Herr Jesus verändert hat.
Das sehen wir oft selbst gar nicht. Aber andere sehen es. Man selbst kam zum Glauben und denkt: „Ich bin immer gleich geblieben.“ Doch jemand anderes hat uns beobachtet, sieht uns später und sagt: „Du bist ganz anders geworden, dein Wesen ist anders geworden.“ Da ist etwas von Christus sichtbar.
Die grössten und kostbarsten Verheissungen und die göttliche Natur
Vers vier: Gott hat bereits etwas gegeben, wie in Vers drei erwähnt, und er wird noch mehr geben. Er hat uns alles gegeben, was wir brauchen, und wird uns noch weitere Gaben schenken. In Vers vier heißt es, dass dies durch zwei Dinge geschieht, nämlich durch Herrlichkeit und Tugend. Durch diese hat er uns die größten und kostbaren Verheißungen gegeben, damit wir durch sie Teilhaber an der göttlichen Natur werden.
Petrus spricht hier von etwas, das Gott uns in der Zukunft noch geben wird. Einerseits hat Gott uns Kraft gegeben und hat uns Christus kennenlernen lassen. Er hat zugelassen, dass wir Christus erkennen durften. Andererseits wird er uns noch etwas geben – durch Herrlichkeit und Tugend. Durch die Herrlichkeit Gottes und durch seine Tugend hat er uns die größten und kostbaren Verheißungen gegeben.
Gott hat uns durch sein tugendhaftes, wunderbares und herrliches Wesen und Handeln etwas geschenkt. Er hat herrlich und tugendsam mit uns gehandelt und uns ein Versprechen gegeben. Der Herr Jesus Christus ist ans Kreuz gegangen. Auch das hat er durch seine Herrlichkeit und Tugend getan. Danach hat er uns ein Versprechen in Bezug auf die Zukunft gegeben.
Es ist nicht nur ein Versprechen, sondern viele. Es sind die größten und kostbaren Verheißungen, die weit über irdische Verheißungen hinausgehen. Es sind himmlische Verheißungen, die uns gegeben wurden. Diese sind zwar noch nicht verwirklicht, aber sie sind uns bereits zugesagt. Noch ist nicht alles erfüllt, doch eines Tages werden wir all das sehen, was er uns gegeben und versprochen hat.
Welche Verheißungen sind das? Dass wir ihn einmal sehen werden, dass wir ihm in der Herrlichkeit dienen dürfen. Das Schönste ist, ihn zu sehen und ihm zu dienen. Außerdem werden wir als Lohn ein Königreich erhalten. Er wird unsere Sehnsüchte erfüllen und uns eine Ewigkeit lang mit seiner Gegenwart beglücken. Er wird seinen Charakter ganz ohne Hindernis in uns gestalten.
Dort werden wir nicht mehr sündigen. Unser Charakter wird vollkommen umgewandelt sein, so wie seiner ist. Wir werden ihn sehen und ihm gleich sein, so wie er ist: Christusgleich. Wir werden nicht zu Göttern, sondern bleiben, was wir sind – wir bleiben wir selbst als Persönlichkeit. Aber es wird eine Persönlichkeit sein, in der der Herr Jesus Christus ungehindert durchscheint.
Wozu hat er uns diese größten und kostbaren Verheißungen gegeben? Damit wir durch sie Teilhaber an der göttlichen Natur werden. Er möchte, dass wir eines Tages durch diese Verheißungen an der göttlichen Natur teilhaben – ohne Sünde und ohne Hindernis.
Wir haben jetzt bereits die Stellung von Königen und Prinzen, aber eines Tages werden wir auch äußerlich diese Stellung einnehmen und sehen. Heute haben wir Christus, aber manchmal fällt es uns schwer, dass unser Charakter so zum Vorschein kommt, wie er es sollte. Dann haben wir Schwierigkeiten. Doch das wird nicht mehr so sein.
Dann werden wir Teilhaber seiner Natur im praktischen Sinne. Das heißt, wir werden so freundlich sein, wie seine Natur freundlich ist. Wir werden so sanftmütig sein, wie seine Natur sanftmütig ist. Wir werden so demütig, treu, barmherzig, gerecht und heilig sein wie er.
Hier ist das Praktische gemeint. Das ist das Ziel: dass jeder Mensch eines Tages Christus ähnlich wird.
Die Flucht vor der Verdorbenheit und die Kraft zur Heiligung
Vers 4: Immer noch, nachdem – wann? Nachdem er der Verdorbenheit entflohen war, der Verdorbenheit, die in der Welt ist, durch die Lust.
Heute sind wir schon solche. Wenn wir Christen sind, dann sind wir heute solche, die der Verdorbenheit entflohen sind. Aber dann wird es auch im praktischen Leben sichtbar werden. Das heißt, das Ebenbild Gottes wird ganz sichtbar werden.
Jetzt sind wir dabei, der Welt zu entfliehen, oder? Wir entfliehen jedenfalls der Sünde in der Welt. Ich meine nicht, dass Petrus sagt, wir sollen aus der Welt fliehen. Dann müssten wir wie die katholischen Mönche ins Kloster gehen, uns einsperren und dort feststellen, dass auch innerhalb der Klostermauern noch die Welt ist. Nein, wir können nicht aus dieser Welt hinausgehen. Das wäre auch nicht gut, denn wir haben ja noch einen Auftrag.
Aber wir entfliehen der Verdorbenheit, dem Verderben in dieser Welt, dem verdorbenen Wesen, das in dieser Welt ist. Gott gibt mir wunderbare Verheißungen. Schau, sagt Petrus, es wird alles verbrennen, alles: die schönsten Naturparks, die herrlichsten Festmäler und die Lüste dieser Welt.
Bist du gebunden an die Dinge dieser Welt? Dann lasst ihr den Herrn Jesus vor Augen führen, sagt Petrus. Lasst Christus vor Augen führen, nicht Regeln. Christus ist unser Leben, und das macht uns frei – seine Herrlichkeiten, seine lobenswerten Wesenszüge, seine lobenswerten Taten, alles, was Gott so beeindruckt an dem Herrn Jesus, alles, was den Vater so beeindruckt.
Das lass dir vor Augen führen, wie wir uns von der Weltlichkeit befreien. Er zeigt mir einfach, wie herrlich der Herr Jesus ist. Und dann dürfen wir uns gegenseitig das vor Augen führen – durch unser Leben, durch unsere Gespräche, durch unsere Art und Weise, wie wir miteinander umgehen.
Ich weiß, wie es ist: So oft versagen wir, und dann sind wir frustriert über uns, natürlich. Aber wir dürfen Buße tun. Buße tun und wieder sagen: Herr Jesus, du hast mich wieder daran erinnert, in mir ist nichts Gutes, aber in dir ist nur Gutes, und deshalb vertraue ich auf dich. Und ich darf wieder neu beginnen.
Also, wir gehen weiter. Nachdem er der Verdorbenheit entflohen war, einer Verdorbenheit, die in der Welt ist durch die Lust – ja, es geht hier, er sagt hier, die Verdorbenheit in der Welt durch die Lust.
Die irdische Lust – wenn uns das viel beschäftigt, dann kommt das wie eine Macht über uns. Die irdische Lust: Wir dürfen auch etwas genießen, natürlich dürfen wir genießen. Aber dort, wo Gott gesagt hat, jetzt darfst du genießen.
Das Problem ist, dass wir mehr genießen wollen. Seit dem Sündenfall sind wir Menschen geworden, die ohne Grenzen genießen wollen – grenzenlos genießen. Und wenn Gott nicht irgendwelche Barrieren in unseren Körper eingebaut hätte, sodass es dann zum Schmerz wird, dann würden wir weiter grenzenlos genießen wollen.
Das ist beim Essen so zum Beispiel, das ist bei geschlechtlichen Freuden so. Aber das darf nicht sein. Wir dürfen, wir sollen in dem Maße, in dem der Herr uns etwas gibt, ja, da dürfen wir genießen. Aber wir dürfen uns nicht von dem ergreifen lassen.
Die Welt geht unter durch falschen Gebrauch ihrer Triebe. Die Welt geht unter, weil sie sich nicht beherrschen kann. Die Welt verdirbt, der Mensch richtet sich zugrunde durch Leben in Sünde. Und er sagt: Wir sind entflohen diesen Dingen.
Die Welt ist dabei, sich selbst zu zerstören durch ihre Lebensweise. Aber Christus hat uns befreit, und er hat uns alles gegeben, was wir brauchen. Vor allem hat er uns große und herrliche Verheißungen vor Augen geführt.
