Begrüßung und Einstimmung auf den Gottesdienst
Wir haben heute Morgen wieder so einen gefühlten Vormittag, und ich freue mich, dass Sie jetzt da sind. Wir wollen vom Gottesdienst her noch einmal sehen, was Gott heute tut.
„Ich habe dich zum Licht der Heiden gesetzt.“ Das sind Worte von Jesus. Wir dürfen mithelfen, dass die Völkerwelt das Licht Jesu erfährt und empfängt. Und wir selbst werden an diesem Morgen mit hineingestellt in seine Nähe und in seine Gegenwart.
Wir wollen miteinander das Lied singen, das zum Sonntagmorgen gedichtet ist: Halleluja, schöner Morgen, Nummer 431. Wir singen die Verse eins bis vier.
Dann wollen wir beten: Herr Jesus, wir freuen uns, dass du heute Morgen unter uns bist und mit uns redest. Wir wollen dich ganz neu erkennen als den Herrn dieser Welt. Zeig uns, was wir an dir haben.
Wir bringen auch an diesem Morgen wieder all das mit in diesen Gottesdienst, was uns beschwert und bedrückt. Wir dürfen alle Lasten bei dir abladen und dir danken, dass du auch dort hinein redest und uns Weisung gibst.
Wir brauchen auch an diesem Morgen ganz neu deine Vergebung. Da, wo in unserem Leben so viel verkehrt und falsch ist, mach uns frei von der Sünde, die uns immer noch anhängt und träge macht.
Dann gib uns diesen Blick auf dein wunderbares Tun in fernen Ländern. Zeige uns, wie du dort den schwachen Dienst deiner Boten bestätigst, Gemeinde baust und wie das wirkt – auch in der Dunkelheit der Geschicke dieser Völker. Wie du dort in Mittelamerika gerade in diesen bewegten Tagen dein Reich baust.
Herr, wir wollen dich darum bitten, dass du in unserer Mitte selbst tätig bist und dein Werk an uns tust. So wollen wir dir jetzt in der Stille alles sagen, was uns bewegt.
Wir beten in der Stille: „Welche auf dich sehen, die werden erquickt.“ Amen.
Gemeinsames Singen und Einführung in das Thema Mittelamerika
Das Lied, das wir jetzt singen, haben wir vor ein paar Monaten schon einmal gesungen. Damals haben Sie uns so kräftig unterstützt, dass Sie den Refrain in der Wiederholung mitgesungen haben. Das möchten wir heute noch einmal machen.
Der Refrain heißt: „Schau auf Gott, hör sein Wort, lass dich von ihm leiten, Schritt für Schritt.“ Und noch einmal: „Schau auf Gott, hör sein Wort, denn er hat dich so lieb.“ Wir singen ihn einfach einmal vor, und Sie probieren es dann gleich mit.
Mittelamerika, oder wie die Nordamerikaner sagen, Zentralamerika, ist ein ganz unruhiger Teil der Welt. Es ist ein Schmelztiegel der Rassen und Nationen. Gleichzeitig gibt es dort durch die Vulkane und die Erdverformungen in diesem Gebiet sehr viele Erdbeben und Vulkane.
Aber dort hat Jesus seine Herrschaft. Unser Wolfgang Bieske, der nach dem nächsten Lied der Kinder zu uns sprechen wird, gibt uns einen kleinen Vorgeschmack auf das, was er uns nachher erzählt – nach dem Gottesdienst drüben im großen Saal.
Er hat es selbst erlebt, wie er dort Jesus fand. Als Deutscher war er unterwegs, als Tramp durch die Welt, gerade in diesem Gebiet, wo Jesus mächtig wirkt. Darauf freuen wir uns sehr, heute mehr darüber zu hören.
Doch jetzt hören wir zuerst das Lied der Kinder. Wir danken euch, dass ihr unseren Gottesdienst so wunderbar mitgestaltet.
Bericht aus Costa Rica und Zeugnis von Gottes Wirken
Ja, es ist uns eine Freude, als Familie nach so vielen Jahren wieder hier zu sein. Wir möchten herzlich grüßen, zunächst von der Gemeinde in Costa Rica durch das Wort und etwas später noch durch einige spanische Chorusse, die unsere Jungs spielen und singen werden.
Wir preisen den Herrn und können sagen, dass, wie in der Apostelgeschichte 11, Seine gütige Hand über uns war. In unserer Schwachheit dürfen wir staunen, wie Sein Wort wirkt.
Eines Tages wussten wir nicht, wie wir es bewerkstelligen sollten, denn wir brauchten ein Grundstück in Otschomogo, einer entstehenden Gemeinde, um Land für den Gemeindebau zu kaufen. Sehr überraschend rief mich ein Freund aus Berlin an und sagte: „Wolfgang, setz dich, 6 Mark sind in der Sammlung in einer kleinen Baptistengemeinde eingegangen.“
Doch das war nicht die größte Freude, denn das Allerwichtigste sind die Menschen und die Errettung der Seelen. So erhielt ich aus dieser Gemeinde einen Brief von einer Frau Schmidt. Sie hatte ihren Neffen mit seiner Familie in großer Not in Costa Rica. Die Adresse, die sie mir aufschrieb, war jedoch so unvollständig, dass ich überhaupt nicht wusste, wie ich es anstellen sollte, diese Familie zu finden.
Gott half uns. Das ist eine lange Geschichte, die ich hier nicht im Detail erzählen kann. Aber auf wunderbare Weise erreichten unsere Zeilen diese Leute, sie riefen an und wohnten eine ganze Woche bei uns. Sie waren über Neuseeland eingereist, enttäuscht, weil dort nicht nur Bäume gefällt, sondern mit Hubschraubern entlaubt werden. Sie suchten in Costa Rica eine heile Welt, wurden dort jedoch gleich betrogen mit einem Bauernhof und hatten viele weitere Nöte.
Sie waren verbittert, und Harry war überhaupt nicht an geistlichen Gesprächen interessiert. So diskutierten wir mit Ricarda Nacht für Nacht. Dann übergaben wir ihnen einige Literatur. Etwa fünf Wochen vergingen, und sie kamen wieder zu uns.
Ich dachte, ich hätte nicht richtig gehört, als ich eine kleine Runde mit unserem Hündchen drehte und Harry sagte: „Wir Christen.“ Ich fragte mich, was los sei. Abends sprachen wir weiter mit seiner Frau, die sich schon ganz verändert hatte. Nur noch zwei Nächte später lagen wir uns in den Armen. Sie hatten den Heiland mit ihrem kleinen Töchterchen aufgenommen.
Das war eine große Not, wie sie zuvor dort gelebt hatten: deprimiert und mit Selbstmordgedanken. Dann kam Jesus in ihr Herz. Auch ihre materiellen Nöte wurden durch Jesus Christus wahrgenommen. Sie konnten zurückgehen, verkaufen und nach Deutschland ziehen.
Vor einigen Wochen lagen sie uns wieder in den Armen vor Freude. In Aschaffenburg sind sie nun aktive Mitglieder in der Baptistengemeinde. Wie der Herr doch über den ganzen Erdball wirkt!
Das möchte ich einfach so weitergeben. Oft hören wir vielleicht in der Dritten Welt, wie Gottes Wort dort wirkt, aber wir denken, das sei weit weg und andere Situationen. Doch es ist dasselbe Volk.
Wo wir dort von Jesus berichten konnten und auch hier im Heimatdienst, ist Gottes Wort gewaltig. Was wir drüben erleben, möchten wir später noch ein wenig mehr erzählen.
Gott segne euch!
Lied und Übergang zur Predigt
Wir singen jetzt das Lied 383 „O Gott, du frommer Gott“. In diesem Lied wird das Thema aufgegriffen, wie der Lichtschein Jesu in die täglichen Arbeiten und Aufgaben fällt – insbesondere auch in unsere Berufsverpflichtungen. Wir singen die Verse 1 bis 5.
Als Predigttext haben wir den Römerbrief Kapitel 12, aus dem wir bereits am letzten Sonntag den Anfang gehört haben. Diesmal lesen wir weitere Verse.
Letzten Sonntag ging es darum, dass wir unsere Leiber, unsere Körper, Gott als Opfer darbringen – als Gottesdienst. In diesem Kapitel wird es nun ganz praktisch, was Paulus uns empfiehlt. Wir lesen von Vers 9 bis Vers 16.
Es ist immer schwierig, eine Grenze zu ziehen, wo man aufhört, denn es steckt so viel Inhalt in den Versen davor und dahinter.
Praktische Lebensregeln für den Glauben
Die Liebe sei ohne Falsch, Hass das Böse; das Gute hänge dem Guten an. Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich, einer komme dem anderen mit Ehrerbietung zuvor.
Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist, dient dem Herrn. Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. Nehmt euch der Nöte der Heiligen an und übt Gastfreundschaft.
Segnet die, die euch verfolgen. Segnet und flucht nicht. „Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. Seid eines Sinnes untereinander, trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Geringen. Haltet euch nicht selbst für klug.“
Mir stockt der Atem, wenn ich das lese. Kann man weltfremder daherreden? Also jetzt Hand aufs Herz: Das geht ja nicht mal für ein Mädchenpensionat. Solche Sprüche, wissen Sie, wenn die Bergpredigt schon schwierig war, dann ist das, was uns der Paulus hier als sogenannte Lebensregeln mitgibt, dass wir jedermann mit Liebe und Ehrfurcht begegnen sollen, noch viel herausfordernder.
Jetzt könnten Sie ein Lied davon singen, wie das aussieht in Ihrer Nachbarschaft, manchmal in der Familie. Da muss man ja überhaupt aufpassen, dass man nicht völlig an die Wand gedrückt wird. Und man muss sich doch irgendwo noch behaupten. Es ist doch nicht anders, ob Sie bei Bosch oder bei Mercedes sind, bei IBM oder Julian Peckert, oder wo Sie arbeiten – bei Bräuninger oder Hanke von Kurz – in jeder Situation, in der Sie stehen, ist das doch in unserer Welt unmöglich umzusetzen.
Wie soll das denn im Gefängnis Stammheim praktiziert werden? Wie soll unser Umgang bei der Polizei oder bei den Gerichten sein? Es ist nicht so, dass alles, was uns das Evangelium erzählt, etwas ist, was in diese Welt nicht hineinpasst.
Ich habe ja das Thema für heute überschrieben mit „Umgang mit schwierigen Menschen“. Vielleicht gibt es ein paar unter uns, die mit schwierigen Menschen in ihrer nächsten Nähe zusammenleben müssen und sagen: Das ist so unheimlich schwierig. Denn das Schwierigste bei den schwierigen Menschen ist ja, dass es Böses gibt. Massiv Böses, unerklärlich Böses.
Warum ist denn der andere bloß so? Wenn Sie mir das alles erzählen von Ihrem Vorgesetzten, da schüttelt man ja nur den Kopf. Wenn man die Geschichten hört, wie Ihnen im Leben mitgespielt wurde, muss man sich fragen: Gibt es das überhaupt, dass ein menschliches Hirn so viel Gemeines sich ausdenken kann und nur Freude daran hat, dem anderen zu schaden? Und wie will ich mich dort behaupten können, wenn das Böse so massiv wütet?
Das ist ja in der Tat die Meinung der Bibel: Es gibt Böses, richtig Böses. Wir erleben das ja vor unserer Haustür. Im schrecklichen Bürgerkrieg in Jugoslawien – rätselhaft, das sind alles ganz liebe Menschen – aber plötzlich vollzieht sich fast wie dämonisch eine Zerstörungswut.
Das kennen wir auch aus unseren Familien: Man war bis zu jenem Tag ganz harmonisch miteinander, und dann ist der Teufel los. Ja, so ist der Teufel der Fürst dieser Welt. Und wenn wir hier im Gottesdienst sitzen, wollen wir ganz offen sagen: Den kennen wir aus dem eigenen Herzen. Das Böse hält uns ja selber so fest im Griff.
Die Herausforderung der praktischen Nächstenliebe
Was hat es eigentlich für einen Wert, wenn uns heute jemand eine schöne Predigt über die Nächstenliebe hält? Was hat das für einen Sinn?
Bei mir ist das so wie bei einem Computer: Da ist schon eine Programmsteuerung eingebaut. Ehe ich überhaupt zum Nachdenken komme, ist in meinem Leben oft schon eine Haltung vorhanden, die dem Gegenteil dessen entspricht, was Jesus will.
Seien wir ehrlich an dieser Stelle: Ich kann es nicht mehr hören, wenn von den Kanzeln und in den Bibelstunden immer so fröhlich gesprochen wird und dann gesagt wird: „Ja, wir müssen eben lieb sein und Ehrfurcht vor dem anderen haben.“ Das klingt für mich wie ein Sonntagsgeschwätz. Es passt nicht in den Alltag unseres Lebens, in den harten Kampf.
Wenn nicht Jesus wirklich lebt, der lebt. Er ist das Licht der Welt. Wenn er das Licht der Welt ist, dann ist er auch mein Licht. Dann erleuchtet er mein finsteres Herz.
Heute morgen darf ich mit einem Leben beginnen, das vom Bösen beherrscht war, und umkehren. Ich darf Befreiung erfahren. Das Blut Jesu macht mich rein von aller Sünde.
Nun geht es nicht nur darum, dass ich mich an dem hellen Licht freue, das Jesus in die Finsternis dieser Welt bringt. Ich darf auch begreifen: Für mich ist ein ganz neuer Lebensweg gebahnt, den ich gehen soll – in der Spur Jesu leben.
Das ist in der Tat etwas ganz Besonderes. Das verstehen nur Menschen, die Jesus kennen.
Wir sollen das Böse überwinden. Wir sollen über das Böse siegen.
Der Weg der Liebe als Überwindung des Bösen
Nicht nur mit schwierigen Menschen, sondern auch mit dem Bösen fertigzuwerden – wie können wir das?
Mein erster Punkt: Mit Liebe. Mit Liebe – das ist oft diskutiert worden beim Verständnis der Bergpredigt. Sie haben auch schon ihre Witze darüber gemacht: Wie soll man das denn praktisch im Alltag umsetzen? Wenn dich jemand auf die linke Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere Wange hin. Soll man also hinlaufen und sagen: „Jetzt hauchst du auch hier noch einen drauf“? Wie macht man das?
Das zeigt, wie wenig wir verstanden haben. Das ist keine Allerweltsweisheit, und sie passt auch wirklich nicht in unseren täglichen Ablauf. Unsere Polizei braucht Schusswaffen, weil man das Böse anders nicht beherrschen kann. Wir erleben gegenwärtig in der früheren Sowjetunion etwas Furchtbares: Wenn die ordnende Zentralmacht wegfällt, geraten die anderen Mächte untereinander in einen furchtbaren Krieg.
Das Böse in dieser Welt kann nur notdürftig zurückgedrängt werden durch ordnende Mächte der Gewalt. Das ist ein Grund, warum Christen nie für Anarchie sind. Sie wissen, dass man in dieser notvollen Welt, in der das Böse herrscht, ordnende Staatsmächte braucht. Diese müssen mit Gewalt das Böse wenigstens ein Stück weit zurückdrängen, aber sie können es nicht überwinden.
Überwinden kann man das Böse nur so, wie es Jesus gemacht hat: Er hat das Böse überwunden. Deshalb hat Jesus auf Gewalt verzichtet. Das ist der einzige Weg, den Jesus Jünger gehen können. Dabei muss man aufpassen, dass man das nicht dauernd durcheinanderbringt: Es ist ein Weg, den Jesus Jünger gehen, indem sie lieben.
Zeugnis von gelebter Liebe in schwerer Situation
Ich hatte vor Jahren in einer anderen Gemeinde einen Mann kennengelernt, der im Krieg in russischer Gefangenschaft war. Er befand sich in einem sehr streng bewachten Lager. Früher gehörte er zur SS. Die ganze Härte der Bewachungssoldaten richtete sich gegen ihn.
Er erzählt, dass für ihn das größte Erlebnis war, wie eine alte Russin ihm trotz Armut und Hunger bei einer Außenarbeit eine Scheibe Brot reichte. Ihm, dem verhassten Feind, sprach sie mit dem russischen Wort „Radikrista“ zu – um Jesu willen.
Das wirft einen hartgesottenen Mann um, der im Hass erzogen und ausgebildet wurde, und plötzlich Liebe erlebt. Liebe ist etwas ganz anderes, als das, was wir im Alltag oft darunter verstehen. Es ist ein kühnes Abenteuer.
Ich bin immer dankbar, wenn ich seelsorgerlich in Ehekrisen mitraten darf. Wenn man dann darüber spricht, wie der Weg Jesu in solchen Situationen aussehen könnte, wie man aus dieser notvollen Kampfsituation herauskommt, passiert immer wieder dasselbe: Der andere sagt oft, „Ja, aber wenn ich so anfange, dann komme ich unter die Räder. Das wird meine Frau oder mein Mann ausnutzen.“
Das ist ein Weg des Glaubens, den ich nur mit Liebe gehen kann. Wenn ich mich fest an Jesus anvertraue und unter seinem Schutz stehe, bin ich in der Liebe tatsächlich verwundbar – so wie Jesus auch verwundet und getötet wurde. Trotzdem hat Jesus das Böse besiegt, indem er nicht zurückschlug und sich nicht auf das furchtbare Gesetz des „Wie du mir, so ich dir“ einließ.
Darum rät Paulus: Die Liebe soll ohne Falsch sein. Was aber tagtäglich in den Gemeinden über Liebe geredet wird, ist oft ein Ärgernis – es stinkt zum Himmel. „Liebe Frau, darf ich Ihnen in Ihrem lieben Mandel helfen? Und wenn der Gast da ist, wann geht denn wieder Ihr Lieberzug?“ So etwas.
Das mit der Liebe ist oft voller „Lieb, Lieb, Lieb“ – überall „Lieb“. Das ist geheuchelte Liebe, eine schmusige Liebe. Und hinter den Kulissen ist es auch in Kirchengemeinden und Christengemeinden – Gott sei Dank nicht bei uns, manche der heute hier anwesenden Gäste kenne ich – oft so, dass Spannungen herrschen und man sich nicht mehr in die Augen sehen kann.
Darum sagt Paulus: Liebe muss man leben – ungeheuchelt, das heißt echt, im vollen Umfang dessen, was hier gemeint ist.
Hass und richtige Ausrichtung der Gefühle
Hass – das Arge, was ist das Arge? Hass darf in unserem Leben sein, doch er soll sich auf das richtige Objekt richten. Hass gegen meine Selbstliebe, meinen Egoismus. Hasst euren Egoismus, hängt dem Guten an, mit Leib und Seele. Sucht das in euren Gedanken.
Paulus führt uns gleich weiter und fragt: Wer soll die Gemeinschaft ehren? Die Gemeinschaft! Paulus hat die Liebe nie so gebraucht, wie sie oft in unseren Ansprachen vorkommt – die Fernstenliebe, die Liebe zu Menschen, die zehn- oder zwanzigtausend Kilometer von uns entfernt leben. Paulus sprach immer von der Liebe zu den Nächsten, zu den Mitchristen, mit denen man zusammenlebt, die uns auf die Nerven gehen.
Lebt Liebe! Sucht ihnen mit Ehrerbietung zuvorzukommen. Das soll heute mein Bemühen sein: Wo kann ich anderen diese Ehrerbietung geben? Ihnen zeigen, wie ich sie schätze, wie ich sie mag, wie ich an ihnen hinausschaue. Die Gemeinde sollte ein Ort sein, an dem wir ständig anderen zur Anerkennung verhelfen, sie ehren und uns für das interessieren, was sie bewegt.
Vielleicht finden Sie das manchmal ein bisschen dumm. Das mag sein, wenn ich sage, Sie sollen den grüßen, den Sie nicht kennen. Das soll doch nur der Anfang sein, dass Sie heute Liebe mitgeben – echte Liebe, nicht Schmus. Keine geheuchelten, süßen Worte, kein leeres Gerede, sondern echte Liebe. Geben Sie ihm, was er braucht, damit er weiß: Da ist jemand, der für mich eintritt.
Und selbst dort, wo man sich gegenseitig schuldig wird, wird die Liebe Jesu praktiziert. So, wie Jesus es bis zu seiner Todesstunde gelebt hat: „Vater, vergib ihnen!“ Das soll uns umtreiben: Wie kann ich dem anderen helfen, dass er aus seiner Verirrung herauskommt?
Das ist in der Tat ein kühner Weg. Und es steht noch viel mehr von der Liebe da, von der Gastfreundschaft. Man könnte das fast so übersetzen: „Jagt den Gästen nach.“
Gastfreundschaft und Gemeinschaft
Wir haben uns heute so sehr daran gewöhnt, unsere Wohnungen schön einzurichten und uns um sie zu kümmern, dass wir oft gar nicht mehr merken, wie isoliert wir darin sind. Dann sagen wir: „Da schaut gar niemand nach mir.“ Wo sind die Menschen, denen ich das, was Gott mir geschenkt hat, weitergeben kann? Menschen, die teilhaben, die mit am Tisch sitzen? Es stimmt doch nicht, dass sie deshalb mehr hätten kochen müssen, wenn sie zu Besuch kommen. Heute haben wir das ja sowieso mit dem Essen geklärt. Aber sonst ist es doch kein Problem, wenn sie sagen: „Ich möchte es so machen wie die Hotels, die ihre Mitarbeiter am Flughafen stehen haben, damit sie den Gästen sagen: ‚Bitte wohnen Sie nicht nur bei uns, sondern nehmen Sie auch unseren Prospekt mit.‘“ So zeigen wir Gastfreundschaft. Wir freuen uns, wenn das Haus voll ist, wenn es benutzt wird, wenn andere da sind – aus lauter Liebe.
Das ist das Erste. Das Zweite: mit der Trägheit kämpfen. Die Wissenschaftler unter uns wissen, dass man im Kopf manche kühnen naturwissenschaftlichen Experimente denken kann. Interessant wird es aber erst, wenn man den Versuch praktisch durchführt. So ist es auch heute mit unserer Predigt. Wir können viel reden über das helle Licht, das Jesus für die ganze Welt bedeutet. Aber bei Christen bleibt es oft nur ein Kopfdenken. Sie müssen den Versuch einmal praktisch umsetzen. Da müssen Sie anfangen mit den schwierigen Leuten, die Ihnen auf die Nerven fallen, und sagen: „Ich möchte die Liebe umsetzen.“ Jetzt wird es erst praktisch.
Da erleben Sie Vergebung Ihrer Schuld. Dann werden Sie sagen: „Es gibt keine Stunde mehr in meinem Leben, in der ich nicht der Vergebung Jesu bedarf.“ Sie merken erst, wie Ihr Herz gefangen bleibt in den dunklen Mächten des Bösen, wenn Sie das umsetzen wollen. Darum ist es so wichtig, dass wir es immer praktizieren. Das, was Paulus uns hier sagt, ist kein theoretisches Reden über Humanität und Ethik, sondern er redet über Christen und fordert: „Lasst doch das Licht in euer Leben hinein.“ Und er sagt: Wenn wir das tun, dann gibt es ein Problem – die Trägheit.
Jetzt müssen Sie noch einmal Ihre Bibel aufschlagen. Das ist der Vers 11: „Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt.“ Doch wir sind alle sehr träge. Warum? Kaum wollen wir irgendetwas tun, was bremst uns dann? Das ist kein äußeres Hindernis, sondern unsere normale menschliche Trägheit. Wir sind ganz langsam, wenn es ums Umsetzen der Liebe geht, ums Tun. Wir sind so egozentrisch, ichbezogen, abhängig von unserer Selbstliebe, so wehleidig. Dann sagen wir: „Ich kann jetzt gar nicht, ich muss noch ein bisschen sitzen und trauern. Ich habe mit mir zu tun, ich muss mit mir kämpfen, ich bin noch nicht so weit.“ Paulus sagt: „Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt.“ Befreit euch von der Trägheit!
Die Trägheit ist eine Spur in unserem Leben, die vom Bösen gelegt wurde und uns von klaren Lebenswenden abhält. Oft kommen wir aus dem verhängnisvollen Bösen in unserem Leben gar nicht heraus – aus Streit, Spannungen, Feindschaft, Neid, Geiz –, weil wir nicht den Mut haben, die Trägheit wirklich abzulegen. Trägheit ist etwas Böses und Gefährliches in unserem Leben. Ich brauche ein Temperament, sonst komme ich nicht zum neuen Leben. Ich muss durchdringen, ich will nach dem Leben streben, in dem ich selig bin. Ich muss hindurch, ich muss das neue Leben jetzt ergreifen.
Man kann sich Sonntag für Sonntag immer wieder zured en lassen, aber man muss es packen: „Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt! Seid brennend im Geist!“ Das ist schön, wenn Leute eifern – nicht falsch eifern, nicht fleischlich, nicht nach unseren natürlichen Wesensarten, sondern mit der Art Jesu. Als Paulus später im Verhör vor dem Landpfleger in Caesarea stand, sagte dieser: „Paulus, du rasest.“ So hat Paulus sich in eine Leidenschaft hineingeredet. Leidenschaft ist nie schlecht.
Wir haben nur manchmal Sorge, wenn wir uns in frommen Häusern in eine Stimmung hineinwiegen, in Emotionen. Man kann stundenlang irgendeinen Ohrwurm singen und dann ganz erhoben in seinen Gefühlen sein. Paulus sagt: „Seid brennend im Geist!“ Gerade dort, wo der andere dir auf den Wecker fällt, in den Spannungen des Lebens, wird unsere Schwärmerei schnell von der Nüchternheit des Lebens korrigiert. Lebt den Geist Jesu, den Heiligen Geist, der uns auf Jesus hinweist. Lebt seine Liebe, seine Freundlichkeit. Lasst euch treiben, haltet die Flamme am Brennen, damit sie nicht nur flackert, sondern richtig brennt.
Seid unverdrossen im Eifer und legt die Trägheit beiseite. Es gibt viele Hindernisse, gerade beim Tun des Guten, die uns abhalten. Wir sagen: „Ach, das hat doch sowieso keinen Erfolg, es kommt nichts dabei heraus.“ Doch unverdrossen wollen wir tätig sein. Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt! Dient dem Herrn mit jeder Lebensverrichtung, die ihr habt – Montag bis Samstag, alles was ihr tut, ob in der Familie, im Staat, in der Öffentlichkeit, in Gesellschaft, in Schule, Amt oder Beruf. Tut es für den Herrn Jesus, brennend im Geist.
Ihr werdet nicht ermüden. Ihr werdet gestärkt. Ihr werdet Freude haben. Ihr werdet eine ganz neue Sinnerfüllung erleben, wenn ihr eure Lebensaufgaben im Licht Jesu lebt. Doch das Letzte: Wir haben Teil am Sieg. Wir haben Teil am Sieg! Mir fällt bei diesem ganzen Abschnitt auf, dass Paulus damals den römischen Christen keine großen Aufträge gibt. Vielleicht erwarten Sie heute einen flammenden Aufruf: „Meldet euch als Missionare nach Costa Rica!“ Das stimmt nicht. Genau das Gegenteil wird gepredigt: Seid Missionare hier in Großstuttgart! Lasst das Licht Jesu in eurem Leben leuchten und packt das mit beiden Händen an!
Genauso hat Paulus es vorher geschrieben: Wenn jemand ein Amt hat, soll er es vollmächtig und treu ausüben. Wenn jemand eine Lehrgabe hat, soll er sie im Geist Jesu weiter ausüben. Das ist so groß, dass unsere Lebensumstände umgewandelt, gebraucht und von Jesus gefüllt werden. Und genauso sagt er hier, in welcher Kraft wir das alles tun dürfen.
Sehen Sie, von unserer normalen menschlichen Prägung und Kraft her geschehen die eigentlichen Glaubenswirkungen gar nicht. Wir denken oft, unsere natürlichen Gaben seien so wichtig. Ich weiß nicht, was Wolfgang Bieske für sein Amt besonders befähigen soll. Aber das, was Jesus in ein Leben hineinlegt und wie er das Alltägliche und unsere natürlichen Gaben umfunktioniert und benutzt, das ist das Große.
Darum sagt Paulus: „Seid fröhlich in Hoffnung!“ Rechnet jetzt in eurem verkorksten Leben mit den schwierigen Menschen, mit den Spannungen und Schwierigkeiten. Seid fröhlich in Hoffnung und wisst, dass Jesus gekommen ist, um die Werke des Teufels zu zerstören. Ich kann nie einwilligen, dass wir irgendwo in dieser Welt dem Teufel das Feld überlassen und sagen: „Da müssen wir resignieren und uns zurückziehen.“ Ich möchte euch Mut machen: Haltet aus, seid fröhlich in Hoffnung!
Sagt: „Ich will wissen, was Gott in dieser chaotischen Familiensituation, in dieser Not, in diesem Haus mit so viel Streit und Spannungen, in diesem Betrieb, wo keiner dem anderen mehr traut, noch Neues beginnt. Dass das Um uns herum wieder neu da ist.“ Fröhlich in Hoffnung! Wir haben Teil am Sieg Jesu, weil Jesus gekommen ist, um die Werke der Finsternis zu zerstören.
„Geduldige Trübsal“ bezieht sich nicht nur auf die Verfolgung, die damals vor den römischen Christen stand. Haltet auch in der Bedrängnis aus, in schweren Spannungen, wenn wir oft keinen Mut mehr haben. Auch in Anfechtungen und Leiden, durch die wir gehen: Seid geduldig, weil Jesus weiß, wie lang die Situation für euch ist, und beharrlich im Gebet.
Ihr wisst doch, dass er das lösen kann und lösen wird. Darum leben wir so. Das sind keine allgemein ethischen Ratschläge, sondern Ermahnungen, das Licht, das Jesus in unser Leben hineingibt, jetzt zu ergreifen.
„Trachtet nicht nach hohen Dingen!“ Haben Sie das auch schon umgesetzt? Ich will gar nicht mehr nach großen Dingen streben. Ich möchte nur die kleinen Dinge meines Lebens ganz neu im Licht Jesu erkennen. Das ist so weise geordnet, als die Predigttexte, die Perikopen, vor vielen Jahrhunderten eingesetzt wurden. Man hat genau das gedacht: Das ist die Botschaft vom Erscheinungsfest, dass das Licht in den kleinen Dingen unseres Lebens aufleuchtet. Das möge unser Herr bei uns allen schenken.
Wir müssen zupacken und umsetzen. Amen!
Nun singen wir das Lied „Mir nachspricht Christus unser Held“ 256, die Verse 1 bis 3.
Wir wollen beten: Herr, du triffst uns immer wieder in der Tiefe unseres Gewissens. Es ist wahr, dass wir mitschuldig sind durch das Böse, das sich so fest in unserem Herzen verankert hat. Wir danken dir, dass du völlige Reinigung und Befreiung versprichst, dass wir auch in deinem Licht vor dir aussprechen und bekennen dürfen. Dann erfahren wir: Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde.
Es bedrückt uns, dass um uns herum so viele Spannungen sind, die uns immer wieder den Frieden, die Freude und die Geborgenheit rauben. Darum wollen wir uns ganz neu von dir senden lassen auf diesen Weg der Liebe. Wir wissen, was es bedeutet: Wir stehen nur unter deinem Schutz.
Wir möchten jetzt auch für die Menschen beten, die uns oft so viel Not machen, die an uns schuldig geworden sind, die uns reizen bis aufs Blut, mit denen wir nicht fertig werden. Wir möchten dich ganz einfach bitten, dass du sie segnest, so wie du es geboten hast. Wir wissen, dass es dann anders mit ihnen wird.
Herr, zeige uns auch immer, wo wir versagen und wo wir von deiner Vergebung leben, damit wir barmherzig sein können mit den Fehlern und Übertretungen der Menschen um uns herum.
Wir bitten für unsere Welt, in der wir leben. Herr, gebrauche uns dazu, dass wir, auch wenn es nur ein Stückchen ist, dein Reich ausbreiten dürfen. Baue dein Reich auch in unseren Häusern und Familien, da wo wir leben und arbeiten. Sei du der Herr, der alles bestimmt, präge unsere Gedanken und Sinne.
Wir wollen dich heute auch bitten für das Werk der Mission, wo Mitarbeiter draußen tätig sind. Bewahre uns vor der Trägheit, dass wir selber nicht mehr hingehen und den Menschen um uns herum von deiner befreienden Kraft erzählen.
Aber wir wollen dich bitten, dass du in diesen Zeiten, in denen die Türen der Nationen noch offen sind, uns dazu benutzt, dein herrliches Evangelium allen Menschen zu verkünden. Segne auch den Dienst, den Familie Bieske in Costa Rica tut. Segne die Gemeinden dort.
Wir wollen auch heute an die denken, die krank liegen. Grüße sie alle, gib ihnen Stärkung und Ermutigung aus deinem Wort.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden! Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Ich darf noch ein paar Dinge bekanntgeben: Im Anschluss lade ich Sie ein, in den großen Saal zu gehen. Dort haben wir jetzt ausgiebig Zeit, mehr zu hören über das wunderbare Mittelamerika und das, was Gott heute in diesen Ländern tut. Vor allem auch über den Dienst, den Familie Bieske dort tut.
Ich bitte Sie, gleich dorthin zu gehen und nicht erst nach 10:45 Uhr, denn das stört die Versammlung. Wenn Sie rübergehen, gehen Sie bitte gleich und kommen nicht nachträglich noch hinzu. Danke!
Dann lade ich Sie zum Essen ein. Es ist wunderbar, dass das in der Gemeinde immer so unkompliziert läuft. Es gibt keine komplizierten Abrechnungen, was das kostet. Freundlicherweise hat sich wieder ein Spender gefunden, der das gestiftet hat.
Diesmal gibt es Bami Goreng, ich glaube, das ist thailändisch, eine ganz kostbare Speise. Woher kommt das? Irgendetwas Asiatisches. Es ist ein ausgezeichnetes Nudelgericht, das alle gut vertragen.
Auch das ist so schön: Heute Morgen schon war ein großes Team in der Küche. Während des Gottesdienstes war keiner in der Küche, sie sitzen alle hier. Es ist so wunderbar, sie waren früh tätig, jetzt ist alles angerichtet, damit Sie satt werden. Für Sie alle ist vorgesorgt und mit Liebe zubereitet.
Darunter waren Goldschmiede, die sonst nur mit Edelsteinen und Gold umgehen, und haben dort einen Salat geschnitten. Ich finde das wunderbar, was es alles gibt.
Am Dienstag in der Bibelstunde spricht Frau Stocker-Schwarz, und am Dienstag darauf spricht Doktor Wilhelm Dörr über seine Missionsreise in den Pazifik.
Am nächsten Sonntag ist eine Winterwanderung nach Agenbach. Nach dem ersten Gottesdienst trifft man sich unter Leitung von Familie Lüttke hier am Gebäude Dobelstraße 14. Das ist immer so schön, eine Sonntagswanderung, da kann man sich einfach anschließen.
Am nächsten Sonntag liegen auf Ihren Plätzen die neuen Notizzettel, die grünen. Wenn sie nicht reichen, nehmen Sie nachher noch welche mit, damit Sie bis zum Palmsonntag über alle wichtigen Veranstaltungen informiert sind.
Die Kirchenpflegerechnung von 1986 bis 1989 ist abgeschlossen und eine Woche lang zur Einsicht durch die Gemeindeglieder in der Dobelstraße 14 aufgelegt.
Die Mannschaft fällt heute Abend leider aus.
So, jetzt haben wir wahrscheinlich das Meiste. Das Opfer heute ist natürlich für die Arbeit von Familie Bieske und für den Dienst der deutschen Missionsgemeinschaft, in der sie im Missionsdienst stehen. Wir freuen uns, dass wir das so mittragen und dahinter stehen dürfen.
Eine Beerdigung, die morgen sein wird: Im Seniorenkreis war unsere Frau Anna Egli, Hohenheimer Straße 54a. Sie ist heimgerufen worden. Die Beerdigung findet morgen, am Montag, um zehn Uhr auf dem Pragfriedhof statt. Wir wollen uns dazu erheben.
Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns! Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig! Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!
Geistliches Feuer und Engagement
Seid brennend im Geist. Es ist schön, wenn Menschen eifern – aber nicht falsch eifern, nicht mit fleischlichem Eifer oder aus unseren natürlichen, angeborenen Wesensarten heraus, sondern mit der Art von Eifer, die Jesus zeigt.
Als Paulus einst vor dem Landpfleger in Caesarea stand, sagte dieser zu ihm: „Paulus, du rasest.“ Paulus hatte sich in eine Leidenschaft hineingeredet. Das ist nie schlecht. Wir haben nur manchmal Sorge, wenn wir uns in frommen Häusern in eine bestimmte Stimmung hineinwiegen und uns von Emotionen leiten lassen. Man kann stundenlang irgendeinen Ohrwurm singen und am Ende ganz erhoben in seinem Gefühl sein.
Paulus sagt: Seid brennend im Geist! Gerade dort, wo der andere einem auf die Nerven geht, in den Spannungen des Lebens, wird unsere Schwärmerei schnell von der Nüchternheit des Lebens korrigiert. Lebt den Geist Jesu, den Heiligen Geist, der uns auf Jesus hinweist. Lebt seine Liebe und seine Freundlichkeit. Lasst euch treiben, haltet die Flamme immer am Brennen, sodass sie nicht bloß flackert, sondern richtig brennen kann.
Seid unverdrossen im Eifer und legt die Trägheit beiseite. Es gibt viele Hindernisse, gerade dort, wo es darum geht, Gutes zu tun. Oft sagen wir: „Ach, das hat doch sowieso keinen Sinn, es kommt nichts dabei heraus.“ Doch unverdrossen wollen wir tätig sein. Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Dient dem Herrn in jeder Lebensverrichtung, die ihr habt – von Montag bis Samstag. Alles, was ihr tut, ob in der Familie, im Staat, in der Öffentlichkeit, in der Gesellschaft, in der Schule, im Amt oder im Beruf, tut es für den Herrn Jesus.
Seid für den Herrn Jesus brennend im Geist. Ihr werdet nicht ermüden, sondern gestärkt werden. Ihr werdet Freude haben und eine ganz neue Sinnerfüllung erleben, wenn ihr eure Lebensaufgaben im Licht Jesu lebt.
Ermutigung zur Hoffnung und Ausdauer
Doch das Letzte: Wir haben Teil am Sieg, wir haben Teil am Sieg.
Mir fällt bei diesem ganzen Abschnitt auf, dass Paulus uns und damals den römischen Christen gar nicht große Aufträge gibt. Sie erwarten vielleicht heute einen flammenden Aufruf wie: „Meldet euch als Missionare nach Costa Rica!“ – das stimmt gar nicht! Genau das Gegenteil wird gepredigt: Seid Missionare hier in Großstuttgart, lasst das Licht Jesu hier leuchten in eurem Leben und packt das mit beiden Händen an!
Genauso hat Paulus es vorher geschrieben: Wenn jemand ein Amt hat, dann soll er sein Amt vollmächtig und treu ausführen. Wenn jemand eine Lehrgabe hat, dann soll er diese Lehrgabe auch weiterhin ausüben – aber im Geist Jesu. Das ist so groß, dass meine Lebensumstände umgewandelt, gebraucht, von Jesus benutzt und gefüllt werden.
Und genauso sagt er hier, in welcher Kraft ich das alles tun darf. Sehen Sie, von unserer normalen menschlichen Prägung und Kraft her geschehen die eigentlichen Glaubenswirkungen ja gar nicht. Wir denken immer wieder, unsere natürlichen Gaben seien so wichtig. Ich weiß nicht, was Wolfgang Bieske für sein Amt besonders befähigen soll. Das, was Jesus in ein Leben hineinlegt und wie er das Alltägliche und unsere natürlichen Gaben umfunktioniert und benutzt, das ist das Große.
Darum sagt Paulus: Seid fröhlich in Hoffnung! Rechnet jetzt in eurem verkorksten Leben mit den schwierigen Menschen, die ihr dort habt, mit den ganzen Spannungen und Schwierigkeiten. Seid fröhlich in Hoffnung und wisst, dass Jesus gekommen ist, um die Werke des Teufels zu zerstören.
Ich kann nie einwilligen, dass wir an irgendeiner Stelle in dieser Welt dem Teufel das Feld überlassen und sagen, da müssen wir resignieren und uns zurückziehen. Vielmehr möchte ich euch Mut machen: Haltet dort aus, seid fröhlich in Hoffnung und sagt: „Ich will wissen, was Gott in dieser chaotischen Familiensituation, in dieser Not, wo in diesem Haus so viel Streit und Spannungen sind, wo in diesem Betrieb einer dem anderen nicht mehr traut, wo Jesus noch einmal etwas Neues beginnt, dass das um uns herum auf einmal wieder da ist.“
Fröhlich in Hoffnung! Wir haben Teil am Sieg Jesu, weil Jesus gekommen ist, um die Werke der Finsternis zu zerstören. Geduldige Trübsal – das bezieht sich nicht nur auf die Verfolgung damals, die vor den römischen Christen schon stand. Haltet aus, auch in der Bedrängnis, in den schweren Spannungen, wo wir oft gar keinen Mut mehr haben, auch in den Anfechtungen und Leiden, durch die wir gehen.
Seid geduldig, weil Jesus weiß, wie lang die Situation für mich ist, und beharrlich im Gebet. Ihr wisst doch, dass er das lösen kann und lösen wird, und darum leben wir so.
Das sind also nicht allgemein ethische Ratschläge, sondern Ermahnungen: Das Licht, das Jesus in unser Leben hineingibt, jetzt zu ergreifen. Trachtet nicht nach hohen Dingen! Haben Sie das auch schon mal umgesetzt? Ich will gar nicht mehr, ich möchte nur die geringen Dinge, die kleinen Dinge meines Lebens, ganz neu erkennen im Licht Jesu.
Das ist so weise geordnet, als einst die Predigttexte – man nennt sie Perikopen – vor vielen Jahrhunderten schon eingesetzt wurden. Man hat genau das gedacht: Das ist die Botschaft vom Erscheinungsfest, dass das Licht in den kleinen Dingen unseres Lebens aufleuchtet.
Das möge unser Herr bei uns allen schenken. Wir müssen zupacken, umsetzen. Amen!
Abschlusslied und Gebet
Und nun singen wir das Lied „Mir nachspricht Christus unser Held“ 256, die Verse 1 bis 3.
Wir wollen beten:
Herr, du triffst uns immer wieder in der Tiefe unseres Gewissens. Es ist wahr, dass wir mitschuldig sind durch das Böse, das sich in unserem Herzen so festkrallt. Wir danken dir, dass du völlige Reinigung und Befreiung versprichst. Wir dürfen auch in deinem Licht vor dir aussprechen und bekennen, was uns belastet. Dann erfahren wir, dass das Blut Jesu Christi uns rein macht von aller Sünde.
Es bedrückt uns, dass um uns herum so viele Spannungen sind. Sie rauben uns immer wieder den Frieden, die Freude und die Geborgenheit. Darum wollen wir uns ganz neu von dir senden lassen auf diesen Weg der Liebe. Wir wissen, was es bedeutet, und wir stehen nur unter deinem Schutz.
Wir möchten jetzt auch für die Menschen beten, die uns oft so viel Not machen. Für die, die an uns schuldig geworden sind, die uns reizen bis aufs Blut und mit denen wir nicht fertig werden. Wir bitten dich ganz einfach, dass du sie segnest, so wie du es geboten hast. Wir wissen, dass es dann anders mit ihnen wird.
Herr, zeige uns auch immer, wo wir versagen und wo wir von deiner Vergebung leben dürfen. So können wir barmherzig sein mit den Fehlern und Übertretungen der Menschen um uns herum.
Wir bitten für unsere Welt, in der wir leben. Herr, gebrauche uns dazu, dass wir, wenn es nur ein Stückchen ist, dein Reich ausbreiten dürfen. Baue dein Reich auch in unseren Häusern und Familien, da, wo wir leben und arbeiten. Sei du der Herr, der alles bestimmt. Präge unsere Gedanken und Sinne.
Wir wollen dich heute auch bitten für das Werk der Mission, wo Mitarbeiter draußen tätig sind. Bewahre uns vor der Trägheit, dass wir selber nicht mehr hingehen und den Menschen um uns herum von deiner befreienden Kraft erzählen.
Wir bitten dich, dass du in diesen Zeiten, in denen die Türen der Nationen noch offen sind, uns dazu benutzt, dein herrliches Evangelium allen Menschen zu verkünden. Segne auch den Dienst, den Familie Biske in Costa Rica tut, und segne die Gemeinden dort.
Wir wollen auch heute an die denken, die krank liegen. Grüße sie alle, gib ihnen Stärkung und Ermutigung aus deinem Wort.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden! Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Bekanntgaben und Einladung zum weiteren Programm
Ich darf noch ein paar Dinge bekanntgeben. Anschließend lade ich Sie ein, in den großen Saal zu gehen. Dort haben wir jetzt ausgiebig Zeit, um mehr über dieses wunderbare Mittelamerika zu hören, über das, was Gott heute in diesen Ländern tut. Vor allem erfahren Sie auch mehr über den Dienst, den Familie Biesketer leistet.
Ich bitte Sie, spätestens um 10:45 Uhr rüberzugehen, damit die Versammlung nicht gestört wird. Gehen Sie bitte gleich rüber und kommen Sie nicht nachträglich dazu. Vielen Dank!
Dann darf ich Sie auch zum Essen einladen. Es ist wunderbar, dass das in der Gemeinde immer so unkompliziert abläuft. Es gibt auch keine komplizierten Abrechnungen – freundlicherweise hat sich wieder ein Spender gefunden, der das gestiftet hat. Diesmal gibt es Bami Goreng. Ich glaube, das ist thailändisch und etwas ganz Kostbares. Woher kommt das genau? Irgendwas Asiatisches. Es ist ein ausgezeichnetes Nudelgericht, das Sie sicher kennen. Es ist eine ganz besondere Köstlichkeit, die alle gut vertragen.
Auch das ist so schön: Schon heute Morgen früh war ein großes Team in der Küche aktiv. Während des Gottesdienstes war niemand in der Küche, alle sitzen jetzt wieder hier. Das ist wunderbar. Sie waren so früh tätig, und jetzt ist alles angerichtet, damit Sie satt werden. Für alle ist vorgesorgt und alles wurde mit Liebe zubereitet. Darunter waren sogar Goldschmiede, die sonst nur mit Edelsteinen und Gold umgehen und dort einen Salat geschnitten haben. Ich finde das einfach wunderbar, was es alles gibt.
Am Dienstag in der Bibelstunde spricht Frau Stocker-Schwarz von den Helds. Am darauffolgenden Dienstag berichtet Doktor Wilhelm Dörr über seine Reise in den Pazifik, seine Missionsreise.
Am nächsten Sonntag findet eine Winterwanderung nach Agenbach statt. Nach dem ersten Gottesdienst trifft man sich unter der Leitung von Familie Lüttke hier am Gebäude Dobelstraße 14. Das ist immer eine schöne Sonntagswanderung, zu der man sich einfach anschließen kann.
Außerdem liegen auf Ihren Plätzen jetzt die neuen grünen Notizzettel. Wenn sie nicht ausreichen, nehmen Sie bitte später noch welche mit. So sind Sie bis zum Palmsonntag über alle wichtigen Veranstaltungen informiert.
Die Kirchenpflegerechnung für die Jahre 1986 bis 1989 ist abgeschlossen und eine Woche lang zur Einsicht für die Gemeindeglieder in der Dobelstraße 14 aufgelegt.
Die Mannschaft fällt heute Abend leider aus.
Jetzt noch zum Opfer: Das heutige Opfer ist natürlich für die Arbeit von Familie Bieske und für den Dienst der Deutschen Missionsgemeinschaft, in der sie im Missionsdienst stehen. Wir freuen uns, dass wir das so mittragen und unterstützen dürfen.
Eine Beerdigung, die morgen stattfinden wird, möchte ich noch bekanntgeben. Im Seniorenkreis war unsere Frau Anna Egli aus der Hohenheimer Straße 54a. Sie ist heimgerufen worden. Die Beerdigung findet morgen, am Montag, um 10 Uhr auf dem Pragfriedhof statt. Wir wollen uns dazu erheben.
Schlusssegen
Und nun wollen wir um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig.
Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
