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Vom Zweifel zum Glauben

16.12.1990Matthäus 11,1-15

Es ist schön, wenn wir gemeinsam Advent feiern können. Heute grüßt uns Johannes der Täufer mit den Worten: "Bereitet dem Herrn den Weg und macht seine Steige richtig."

Wir wollen gemeinsam vom Lied 14 die Verse 1 bis 4 singen.

Lied 14, Verse 1 bis 4.

Anschließend wollen wir beten:

Du, unser Herr, wir danken dir, dass du dein Licht auch in der Dunkelheit unserer Welt so hell leuchten lässt und jetzt auch in unser Leben hineinscheinst. Du schenkst uns diesen Tag der Ruhe und der Stille. Dafür wollen wir dir danken.

Wir freuen uns, dass wir jetzt nicht nur im Getriebe der Festvorbereitungen stecken bleiben müssen, sondern vor dir still werden dürfen. Hilf uns, zur wirklichen Stille zu kommen.

Zeige uns jetzt auch die großen, schweren und belastenden Hindernisse, die du wegräumen willst, damit das Fest anbrechen kann und du als Herr und König bei uns einziehen kannst.

Du weißt, was uns heute Morgen bedrückt und was uns Not macht. Wir wollen es bei dir ablegen und in der Stille beten.

Danke, Herr, dass du denen erscheinst, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes! Amen!

Die Verheißung und der Lobgesang des Zacharias

 Lukas 1 enthält den Lobgesang des Zacharias, des Vaters von Johannes dem Täufer. Er beschreibt, wie es ist, wenn Jesus bei uns einkehrt.

Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, denn er hat sein Volk besucht und erlöst. Er hat uns eine Macht des Heils aufgerichtet im Haus seines Dieners David, wie er vor Zeiten durch den Mund seiner heiligen Propheten geredet hat.

Er hat uns errettet von unseren Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen, und Barmherzigkeit an unseren Vätern erwiesen. Er gedachte an seinen heiligen Bund und an den Eid, den er unserem Vater Abraham geschworen hat, uns zu geben.

So werden wir, erlöst aus der Hand unserer Feinde, ihm dienen ohne Furcht unser Leben lang, in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen.

Nun spricht Zacharias zu dem kleinen Kind Johannes, der später der Täufer sein wird:

„Du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten heißen, denn du wirst dem Herrn vorangehen und seinen Weg bereiten. Du wirst Erkenntnis des Heils geben seinem Volk, in der Vergebung ihrer Sünden.

Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes wird uns besuchen das aufgehende Licht aus der Höhe, damit es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und im Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens!“

Die Bedeutung und das Wesen Johannes des Täufers

Auf deinen Turm schlägt Jerusalem, zu dir kommt Gottes Sohn. Einem jungen Wiesel heißt er, Propheten mussten es schon.

Dein Königshauptmord bringt dir Rettung und Wahrheit, der Jungfrau mit Segen. Dich und sei dein Tag!

Tu auf die Ohren, hör doch, wie sie schreien: Oceana darf ins Hoch! Bemeist du den Gott, der zu uns gesandt ist, hier sei die Königsfroh!

Gott schlägt ihn ans Kreuz, mit Dornen brüllt man ihn. Er wehrt sich nicht, er nimmt das Kreuz auf sich und legt sein Leben hier.

Tu auf dein Herz und sieh auf deinen Herrn! Er stirbt dankbar für dich. Die Strafe, die auf dir lag, die Drecke, nimmt deine Schuld auf sich.

Wer tot ist, der mich frisst, wer lebt, Gott und Neu. Wer schenkt der Ding, wer sich auf ihn verlässt.

Nun singen wir das Lied, das auf den Johannes den Täufer gedichtet wurde, von Valentin Thilo, der in Königsberg lebte, mit „Ernst, o Menschenkinder“. Das Lied hat neun Verse, alle vier Verse.

Die Botschaft aus dem Matthäusevangelium: Zweifel und Vertrauen

Dann lesen wir aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 11, den Bericht von dem inhaftierten Johannes, dem Propheten und Täufer, Matthäus 11,1-15.

Johannes war in Haft gekommen, weil er Herodes, dem Sohn des Herodes des Großen, Ehebruch vorgehalten hatte. Dafür hat er sein Leben gelassen.

Es begab sich, als Jesus diese Gebote an seine zwölf Jünger beendet hatte, dass er von dort weiterging, um in ihren Städten zu lehren und zu predigen.

Als aber Johannes im Gefängnis von den Werken Christi hörte, sandte er seine Jünger und ließ ihn fragen: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?

Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein, und Taube hören. Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt. Selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.

Als sie fortgingen, fing Jesus an, zu dem Volk von Johannes zu reden: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her weht? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Siehe, die weiche Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige.

Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch, er ist mehr als ein Prophet. Dieser ist, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten vor ihm her, dass er deinen Weg vor dir bereiten soll.

Wahrlich, ich sage euch: Unter allen, die von einer Frau geboren sind, ist keiner aufgetreten, der größer ist als Johannes der Täufer. Der aber der Kleinste ist im Himmelreich, der ist größer als er.

Aber von den Tagen Johannes des Täufers bis heute leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalttätigen reißen es an sich.

Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis hin zu Johannes. Und wenn ihr es annehmen wollt, er ist Elija, der kommen soll. Wer Ohren hat, der höre.

Die Herausforderung des Zweifels in der Adventszeit

Wir haben gemeinsam die schöne Adventszeit gefeiert und diesen schönen Adventsabend verbracht. Dabei hat mir jemand gerade erst eine nette Geschichte erzählt: Sie hatten ein Kind dabei, und als ich anfing zu erklären, was Advent bedeutet, sagte der kleine Kerl plötzlich: „Der Mann schimpft.“

So kann es manchmal gehen: Man ist erfüllt von Weihnachtsfreude, doch die anderen sagen, der sieht ja ganz grimmig aus, er ist unheimlich und spricht so ernst. Ähnlich ist es auch mit Johannes dem Täufer. Immer wieder, wenn wir in diesen Adventstagen an ihn erinnert werden, bekommen manche eine Gänsehaut und sagen: „Das ist doch kein Freudenbote, das passt gar nicht zu den glitzernden Freuden, zu den Lichtern, die wir anzünden, oder zu den festlich dekorierten Zimmern.“

Um Johannes herum liegt etwas Unheimliches. Er hat immer ein ernstes Thema, wenn er spricht. Vielleicht missverstehen wir ihn oder kennen ihn nicht richtig. Dabei ist er doch ein Freudenbote. Er spricht davon, dass der Heiland kommt, der Erlöser, der Retter. Aber er sagt auch: Ihr müsst ihm den Weg bereiten, ihr müsst die Hindernisse aus dem Weg räumen.

Warum tun wir dann immer so, als sei das ein trauriges oder ein ernstes Thema, wenn es um diese Hindernisse geht, die weggeräumt werden müssen? Wenn Johannes von Umkehr spricht, ist das doch eine gute Sache. Es bedeutet, dass man plötzlich in die richtige Richtung läuft.

Johannes ist ein Freudenbote. Er will uns den Weg bereiten, damit die Festfreude auch bei uns einkehren kann. Dennoch bringt er uns heute ein ernstes Thema näher.

Die Not mit den Zweifeln

Das ist mein erster Punkt: die Not mit den Zweifeln. In diesem Abschnitt wird plötzlich davon gesprochen, dass man das, was Jesus sagt, nicht glauben kann. Es kommen Anfechtungen und Bedenken auf. Statt eines fröhlichen Themas sind da nur noch lauter Fragen und Zweifel – mitten in der Adventszeit. Das ist kein einfaches Thema, aber es muss trotzdem angesprochen werden.

Viele Bibelausleger verstehen das so, und das kann man auch gut nachvollziehen: Johannes der Täufer geriet hier in eine Krise. Man kann ihm das nicht verübeln, sondern gut verstehen. Er saß plötzlich in einer schlimmen Gefängniszelle. Damals waren das üble Quartiere, und die Behandlung war schlecht. Man ging schlecht mit ihm um, weil er einen der damaligen Herrscher beleidigt hatte – kein Wunder.

Wenn er jetzt plötzlich zweifelt, fragt er sich: Wo ist denn die Macht Jesu? Er hat ja immer von ihr gesprochen. Er predigte, dass schon die Axt an den Bäumen an der Wurzel liegt. Wann wird denn endlich dieser böse Herodes, dieser Tyrann und Diktator, gestürzt? Das muss doch kommen – aber es kam nicht. Kein Wunder, dass er zweifelt. Er widerruft jedoch nicht seine ganze Predigt. Er sagt nicht: „Ich weiß nicht, ob ich das Richtige gepredigt habe.“

Das Thema ist für uns deshalb so aktuell, weil wir Menschen des Zweifels sind. Es gibt niemanden unter uns, der nicht fortwährend zweifelt. Zweifel ist uns im Fleisch und Blut. Man sollte nie denken, dass irgendjemand grundsätzlich vor dem Zweifel bewahrt bleibt. Vielleicht unterscheidet uns manchmal nur, dass wir tiefer und radikaler zweifeln.

Die Glaubenden stellen oft noch mehr Fragen als die Ungläubigen. Die Gläubigen fragen viel tiefer: Was hält mich? Was ist mein Leben? Worauf kann ich mich verlassen? Zweifel gehört zu unserem Leben. Wir wissen auch, wie sehr die Zweifel uns heute in einer ganzen Tiefe erfassen können, sodass unser Glaube an Jesus erschüttert wird.

Darum sagen viele, dass diese Botschaft am dritten Advent heute besonders hilfreich ist. In unserem Jahrhundert ist der Zweifel an Gott, an seinem Wort und an der Offenbarung in Jesus so weit verbreitet, dass es schon ein besonderes Wunder ist, wenn jemand wieder zum Glauben durchbricht. Der Zweifel ist zur Christenseuche geworden. Alles wird in Frage gestellt, und es bleibt kaum noch etwas übrig. Viele Christen wissen gar nicht mehr, dass sie mit ihren Zweifeln schon längst beim Unglauben sind.

Deshalb stellt sich die Frage, ob nicht auch Johannes einer von uns war – einer, der zweifelte wie wir. Was wäre das für ein Trost, wenn wir sagen könnten: Auch Johannes hat gezweifelt. Auch er wusste nichts Gewisses mehr. Er blieb im Fragen und hatte keine Antwort.

War das wirklich der Johannes aus dem Evangelium, den wir so kennen? In christlichen Gruppen wird ja fast bis zum Überdruss auf den Isenheimer Altar verwiesen und auf den übergroßen Finger, mit dem Johannes auf Jesus zeigt. Was ist mit diesem Finger? Weist er wirklich auf Jesus hin? Oder war das ein zitternder, ungewisser Finger? War Johannes wirklich im Zweifel?

Ich meine: Nein. Alles, was Jesus über Johannes sagt, deutet in eine andere Richtung. Johannes war kein schwankendes Rohr, das vom Wind bewegt wird. Wir sind Leute, die heute glauben und morgen zweifeln – Johannes nicht.

Johannes war von einer entschlossenen Festigkeit. Das sieht man schon an seiner Zucht, wie er seinen Leib im Zaum hält. Er braucht keinen Wohlstand und keinen Genuss. Er trägt einfache Kleidung und begnügt sich mit einer einfachen Ernährung, so wie es in der Wüste möglich ist.

Auch wie er dem Herodes gegenübertritt, zeigt seine Überzeugung. Das muss er sich vorher gut überlegt haben. Was für ein Märtyrer wäre er, wenn er später sein eigenes Wort widerrufen würde? Johannes, der dem Tyrannen die Wahrheit ins Gesicht sagt, ist kein Zweifler, sondern ein Mensch mit großer, felsenfester Überzeugung. So kennen wir ihn.

Wenn er ruft: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde wegträgt“, dann hatte er keine Illusionen über Jesus. Er hatte in diesem Moment keinen falschen Blick auf Jesus, sondern sah ihn in seiner irdischen Schwäche und Ohnmacht – und sagte gerade deshalb: „Das ist es!“ Er hatte ja angekündigt: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“

Er wusste, dass er ins Gefängnis kommen würde und dass etwas mit ihm geschehen würde, das ihn lähmt und seinen Wirkungskreis einengt. Ich behaupte, meine Bibelauslegung lautet: Johannes hat nicht gezweifelt, sondern seine Jünger haben gezweifelt.

Das sehen wir an vielen Stellen im Evangelium. Die Jünger Johannes’ sind seiner Bitte nicht nachgekommen, sich von ihm zu lösen und Jesus anzuschließen. Sie kamen immer wieder zurück zu ihrem Meister, dem Täufer. So saßen sie jetzt auch vor seinem Zellenfenster und sagten: „Das ist doch gar nicht der, den wir erwarten.“

Das passt gut zu uns. Wir sind Leute des Zweifels, der Fragen, der Anfechtung, der Depression. Wir sagen immer wieder: „Ja, was ist denn mit Jesus? Stimmt das denn, dass er die Niedrigen erhebt und die Gewaltigen vom Thron stürzt?“

„Das stimmt doch gar nicht“, sagen wir, „wenn ich mich in der Welt umschaue, triumphieren die Bösen.“ So tragen wir unsere Fragen zu Johannes. Was soll der denn tun? Er gibt einen Rat, den einzigen sinnvollen Rat, den man Zweiflern geben kann: Geh zu Jesus, frag ihn, trag deine Nöte ihm selbst vor und warte auf seine Antwort.

Geh in die Stille und rede mit Jesus über deine Anfechtungen und Zweifel. Nur so kann man Klarheit bekommen, auch wenn der Zweifel immer wieder bohrt: Was ist denn wirklich mit Jesus? Diskussionen können uns keine Antwort geben. Nur Jesus selbst kann uns klare Antworten geben.

Und da sind wir beim zweiten Punkt: Jesus gibt klare Antworten. Er sagt den zweifelnden Jüngern Johannes’: „Schaut doch, was geschieht! Was geschieht denn? Das Reich Gottes ist angebrochen. Gott handelt mächtig in unserer dunklen Welt.“

Die sichtbaren Zeichen des Reiches Gottes

Was geschieht denn? Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium gepredigt. Damit weist Jesus darauf hin, wie er in dieser Welt ganz sichtbare Zeichen seiner Königsherrschaft setzt. Das ist seit dem Kommen Jesu so.

Die Menschen haben in ihrem Leben schon machtvolle Wunderzeichen Gottes erfahren. Sie haben es selbst erlebt. Jeder Beter hat es erlebt, wie Gott überraschend Gebete erhört, sodass uns oft der Atem wegbleibt. Wie unmittelbar sein Reich unter uns ist – wir sehen ihn nicht, wir hören ihn nicht, und doch ist er da und wirkt. Er bereitet den Weg vor uns.

Bis hinein in die Krankheitsnöte kann man das erleben, bis hinein in die große Trauer auf den Friedhöfen. Er ist da, der Herr! Aber es wären ja nicht Menschen wie wir, diese Johannesjünger, wenn sie nicht sagen müssten: Gerade da bleiben ja unsere Zweifel. Kaum haben wir ein machtvolles Wunder erlebt, dauert es oft gar nicht lange, bis der Zweifel wieder zu bohren anfängt.

Die Erlebnisse helfen uns ja nur so weit zum Glauben, so weit das Wunder reicht. Und wenn wir vor einer neuen Bewährungsprobe stehen, dann reicht der Glaube schon wieder nicht hinüber. Ist das wirklich so, dass du der verheißene Messiaskönig bist? Das ist doch die Frage. Gib uns doch eine Antwort, gib uns doch eine Klarheit!

Das Denken bleibt immer an den sichtbaren, fassbaren Dingen stehen. Das ist für uns heute, am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts, besonders schwierig, weil wir nur das als real nehmen wollen, was man sieht. Und alles, was darüber hinausgeht, wollen wir als Phantasterei abtun. Ist das wirklich so? Und so fragen sie doch.

Darum setzt Jesus hinzu, dass er uns nicht durch Beweise zum Glauben führt, sondern durch das Evangelium. Den Armen wird das Evangelium gepredigt. „Ach, mache du mich arm in dieser heiligen Zeit aus Güte und Erbarmen, Herr Jesus, selbst bereit.“ Das haben wir gerade gesungen. Arm, arm sind wir, weil wir nicht glauben können, weil wir so wenig verstehen von der Welt Gottes, weil wir so wenig erkennen.

Und da wird das Evangelium gepredigt, und das bleibt bis heute der einzige Weg, wie man Zweifel überwinden kann: dass man seinem Wort traut und ja dazu sagt. Den Armen wird das Evangelium gepredigt, das wird einfach verkündigt. Da ist der Herr.

Die Zusage der Seligkeit trotz Zweifel

Ein dritter Punkt ist die Gewissheit, dass Jesus mit seinem Reden zu den Zweifelnden noch nicht am Ende ist. In dem gesamten Abschnitt finden wir keine harte Zurückweisung. Es ist nicht so, dass Jesus unsere Fragen nicht verstehen könnte. Zwar hat er manchmal auch hart reden können, doch hier zeigt sich eine andere Haltung.

Wenn wir die Jesusjünger betrachten, merken wir, dass auch sie gezweifelt haben. Jesus hat ihnen genau dasselbe gesagt. Dieses Wort brauchen auch wir: Er fügt hinzu: „Selig ist, der sich nicht an mir ärgert.“ Dasselbe Wort hat Jesus noch einmal in jener dunklen Nacht seiner Hinrichtung gesprochen. Da sagte er zu seinen Jüngern: „Selig ist, der sich nicht an mir ärgert.“

Die Jünger haben es damals nicht verstanden. In dieser Nacht haben sie alle Jesus verlassen und versucht, ihr Leben zu retten. Sie begriffen nicht, wer Jesus wirklich ist, weil sie keine Ahnung hatten, dass in der dunkelsten Nacht Jesus seinen größten Sieg vollbringt. In dieser unheimlichen Nacht vom Karfreitag trägt er die ganze Schuld der Welt. Jesus stiftet eine Versöhnung, die zwischen Gott und der Welt vollkommenen Frieden herstellen kann. Die Jünger ahnten nichts davon.

Wenn uns bewusst wird, wie klein unser Glaube oft ist, der ständig nach Beweisen fragt, gerade wenn es um eine kleine Wundersache geht, dann zeigt sich, dass Jesus uns viel weiterführen will. Und das gilt auch noch am Ostermorgen! Zweifeln ist auch in der Bibel kein Anlass, sich damit zu beruhigen und zu sagen: „Dann kann ich ja auch zweifeln.“ Stattdessen schallt Jesus seinen Jüngern wegen ihres Unglaubens entgegen: „Ach, ihr Toren und Trägen Herzens!“

Sind wir wirklich solche Leute, die nicht begreifen, wie groß die Macht Jesu ist, der den Tod besiegt? Es mag eine große Glaubensstärkung sein, wenn er einmal Zahnschmerzen lindert, aber Jesus will Todessieger sein. Er ist derjenige, der unsere Schuld wegträgt und unser Leben vom Verderben erlöst. Darum will er uns aus den Zweifeln herausführen.

Ein Bild für den Glaubensweg

Ich suche immer wieder nach einem Bild, das das Ganze klar machen kann. Dabei fand ich bei dem großen Theologen Karl Heim ein Bild, von dem er entschuldigend sagt, es sei ein ganz schwaches und unpassendes Bild.

Er erzählt, wie er das erste Mal mit dem Flugzeug geflogen ist und was für ein Erlebnis das war. Plötzlich hebt sich das Flugzeug vom Boden, und die Bäume und Häuser liegen unter ihm. Das Flugzeug schwebt durch die Luft!

Dann sagt Karl Heim: Merkt ihr nicht, wie Jesus uns von den irdischen Gebundenheiten lösen will? Wie er uns auf einen Glaubenshöhenflug mitnehmen möchte? Das ist so groß, dass man oft gar nicht merkt, warum Gott uns so hoch hinaufführt.

Karl Heim erinnert an die Vögel, die aus ihren Nestern schlüpfen und ihre ersten Schritte tun – ganz tapsig. Sie hängen noch an dieser Welt, stehen anfangs auf ganz wackeligen Füßen. Karl Heim sagt, er fürchte, wir alle sind Menschen, die mit ihrem Glauben noch viel zu sehr am Boden sind. Sie sind noch gar nicht bereit und sich nicht bewusst, dass uns der Herr ja zur Ewigkeit führen will – auf einem weiten, großen Flug.

Die Flügel tragen uns. Wir können losspringen, das trägt uns, wir können den Flug wagen. Wir brauchen nicht mehr die Sicherheiten. Es gibt viele, denen auch heute in der Not die Kraft fehlt. Gott lässt uns nicht bloß im Zweifeln, sondern auch in der Anfechtung.

„Herr, warum, warum, warum muss ich auf so viel verzichten und so viel loslassen? Warum reißt du mir so viel aus der Hand? Warum nimmst du mir meine Körperkraft weg, damit ich im Vertrauen auf Jesus mich aufschwingen darf?“

Selig ist, wer sich nicht an sich selbst ärgert! Zweifel sind Ärgernis an Jesus. Glaube hat es mit Jesus zu tun, mit nichts anderem – gerade in diesen Adventstagen.

Die Größe Johannes des Täufers und die Bedeutung des Glaubens

Zum Schluss sagt Jesus noch etwas, das meiner Meinung nach meine Auslegung stützt. Er sagt, dass Johannes der Täufer der allergrößte gewesen sei von allen, die je geboren wurden. Größer als Händel und Mozart, größer als Goethe, Hegel, Bismarck und wen auch immer Sie im Laufe der Geschichte verehren. Johannes war größer als der genialste Mensch.

Doch Jesus fügt hinzu, dass der Kleinste im Himmelreich größer ist als Johannes. Was ist denn der Kleinste im Himmelreich? Das kann zum Beispiel ein Kind in der Kinderkirche sein, das Jesus lieb hat. Oder ein junger Strolch, der in die Jungschar geht und Jesus gehören will, der Jesus in seinem Herzen aufnimmt. Das ist das Größte: sich nicht an Jesus zu ärgern.

Letztlich ist es gar nicht so wichtig, was wir vom Glauben des Johannes halten. Wichtig ist, dass wir uns nicht an Jesus ärgern und keinen Zweifel an ihm haben, sondern ihm kühn vertrauen und ihm Zugang zu unserem Leben geben. Amen!

Gebet und Ausblick auf weitere Adventsaktionen

Nun singen wir vom Lied 401 die Verse 5 bis 7. Danach wollen wir Lied 401 beten.

Du Heiland, Jesus Christus, wir stoßen uns oft an deiner verhüllten Majestät und an deiner Knechtsgestalt. Wir würden gerne mehr von deiner Macht sehen – gerade dann, wenn wir uns eingesperrt fühlen wie in einem Gefängnis. Wenn wir uns auflehnen gegen das Unrecht, das uns widerfährt, gegen die zerschlagenen Lebenspläne, gegen die Krankheit oder gegen Menschen, die uns so viel Böses zufügen.

Jetzt hilf uns doch, dass wir dein Evangelium verstehen und es dann mit dem Leben bewähren.

Wir wollen auch für die bitten, die auf dem Krankenlager liegen, für die Alten, die schwere Wege gehen, und auch für deine verfolgte Gemeinde in den Ländern Asiens und Afrikas. Mach sie fest im Glauben an dich. Gib ihnen, dass sie sich freuen können an dir und deiner Macht und dass sie als Gebundene frei sind, dich zu preisen und dich zu rühmen.

Und dass sie der Welt ihr Urteil sprechen als solche, die deiner großen Ewigkeit zuwandern.

Gib uns auch diesen Weitblick, dass wir uns lösen können von den Zweifeln, die uns oft auch in der Nachfolge lähmen. Mach du uns zu Tätern deines Wortes. Du musst uns brauchen können in deinem Dienst.

Wir wollen dich bitten, dass du uns in diesen Advents- und Weihnachtstagen immer größer wirst. Und wenn wir dein Evangelium weitersagen, dann wirke du Frucht, dass Menschen dich aufnehmen. Wir bitten dich, dass dieses Wunder auch in unserer Stadt geschieht und in unserem Volk.

Lasst uns gemeinsam beten:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen!

Hinweise zu weiteren Veranstaltungen und Aktionen

Und nun singen wir noch vom Lied acht den sechsten Vers frisch auf, ihr Hochbetrübten: Der König kommt mit Macht. Lied acht, Vers sechs.

Wir wollen heute Mittag auf der Königstraße mit den Posaunen zusammen Adventslieder singen und Kurzpredigten halten. Dort sind so viele Leute unterwegs auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt. Wir machen das in der Königstraße, gegenüber der Kommerzbank, bei den Witwern. Sie wissen wahrscheinlich, wo das ist – oberhalb des Schlossplatzes.

Um vier Uhr, also um sechzehn Uhr, beginnen wir. Bitte helfen Sie uns, und wir wären froh, wenn Sie dabei sein könnten, damit das nicht zu kläglich aussieht. Und wenn Sie heißer sind, dann kommen Sie dennoch und beten Sie mit, damit eine Atmosphäre entsteht, in der Gott wirken kann.

Sie brauchen jetzt unseren gelben Notizzettel. Nehmen Sie ihn nachher an der Auslage mit. Auch die anderen Dinge, die dort liegen, sind wichtig. Wir räumen heute den Büchertisch ab, weil ja der nächste, vierte Advent schon der Vortag vom Heiligen Abend ist. Wir räumen also heute den Büchertisch weg. Wenn Sie noch etwas brauchen, nehmen Sie es dort mit.

Unser Opfer wollen wir in diesen Weihnachtstagen für die Gemeinden geben, mit denen wir verbunden sind. Ich danke Ihnen für die Arbeit von „Hilfe für Brüder“. Wir haben in dieser Weihnachtsausgabe nur ganz klein hinten eine ganz wichtige Hilfe gemeldet.

In Surinam, im südlichen Amerika, Südamerika, an der Ostküste in der Nähe Guayanas gelegen, liegt ein Land, das unwahrscheinlich leidet. Seit Jahren wird es von einer Militärklicke beherrscht. Viele dieser Leute sind ins Nachbarland geflohen. Die Christen haben dort einen besonders schweren Stand.

Wir helfen dort seit Jahren materiell und vor allem in der Stärkung dieser Christengemeinde. Wir sind jetzt dabei, wieder das einzige Bibelseminar, eine ganz kleine Bibelschule in der Hauptstadt Paramaribo, instand zu setzen.

Diese Bevölkerung von Surinam besteht zu über fünfzig Prozent aus Indern. Der nächste größere Bevölkerungsteil sind Indonesier aus Java, und dann noch einige afrikanische Mischrassen. Aber Gott hat seine Gemeinde dort.

Es hat mich gefreut, dass hier in Stuttgart eine Familie ist, die einst früher in Paramaribo war, wo der Vater den ersten Posaunenchor gegründet hat. Es gibt eine bekennende und mutige Gemeinde Jesu. Gerade wenn sie durch so viel Not und Bürgerkriegselend gehen, wollen wir ihnen beistehen und helfen. Dafür ist heute unser Opfer bestimmt.

Getraut werden am nächsten Samstag Andri Peter, Student der Theologie aus Vehingen, Nesträuweg 23, und Renate Schiffbuch, Wirtschaftskorrespondentin und Übersetzerin aus der Stitzenburgstraße 13, um 13.30 Uhr.

Vergessen habe ich noch, dass heute Abend eine Veranstaltung in der Freien Evangelischen Gemeinde in der Kornbergstraße ist. Dort spricht ein ehemaliger Drogenschmuggler, Ronald Bepp, der aus der Drogenhölle Perus in die Freiheit gekommen ist. Er erzählt, was dort in Südamerika geschieht und wie sein Leben aus der Dunkelheit ins Licht kam.

Die Veranstaltung findet in der Kornbergstraße 7 heute um 19 Uhr statt. Man kann sich das merken: um neunzehn Uhr in der Kornbergstraße 7.

Segensbitte zum Abschluss

Und nun wollen wir um den Segen Gottes bitten.

Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.