Dankbarkeit und Vertrauen in Gottes Führung
So wollen wir ihm noch danken. Vater, auch heute Morgen wollen wir dir von Herzen danken, dass wir wirklich zusammen sind in dieser ganz festen Gewissheit. Du hältst alle Dinge in deiner Hand – wirklich alle Dinge.
Denn wenn wir in diese Welt schauen, sehen wir auf der einen Seite, was du tust. Auf der anderen Seite müssen wir aber auch sagen, Herr, dass ein großer Teil dieser Welt einen Weg geht und Erfahrungen machen muss, die nicht gut sind. Das tut uns wirklich weh.
Wenn es nach uns ginge, würden wir manches anders machen und die Dinge anders sehen. Doch unser Glaube an dich sagt uns, Herr, dass du es gut machen wirst. Denn das, was du tust, was du machst und was du angefangen hast, wird gut sein. So dürfen wir wissen, Herr, und es uns immer wieder sagen: Trotz allem machst du es gut.
Jetzt bitten wir dich auch für diese Stunde. Wir wollen dich herzlich bitten, dass du uns gibst, was wir brauchen. Du siehst unsere Gedankenwelten, die so unterschiedlich sind, und weißt auch, wie wir auf ganz unterschiedliche Weise mit dir verbunden sind. Das ist auch gut so.
Wir laden dich herzlich ein, dich jetzt so zu uns zu zeigen, dich in uns zu offenbaren, so wie es für jeden Einzelnen gut und optimal ist. Wir trauen dir zu, Herr, dass du das tun wirst.
Wir wollen auch dazu beitragen und uns ganz öffnen. Segne unseren Bruder, und lass das Reden und Hören wirklich eine gute Kombination sein, gewirkt vom Heiligen Geist.
Wir vertrauen darauf, Herr, dass du das tust. Amen.
Die Herausforderung des Glaubens im Sturm
Wir schlagen Apostelgeschichte 27 auf. Gestern hatten wir den Abschnitt, wie Paulus vor den Größen der Welt das Evangelium bringt. Dort hören wir auch das Wort von der Bekehrung, das Wort von der Buße, von der Umkehr aus der Finsternis ins Licht. Es ist wunderbar, wie das Evangelium für alle Menschen gilt. Die Botschaft ist klar: Es geht nicht um uns, sondern immer um das Evangelium.
Jetzt, auf der Fahrt nach Rom, gerät Paulus in einen schweren Seesturm. Das ist interessant, denn viele meinen, wenn jemand im Dienst des Evangeliums unterwegs ist, müsse es ihm immer gut gehen. Wenn Glaubenszweifel kommen, ist das gut, denn man muss verstehen, dass es in der Bibel nie heißt, dass auf dem Weg des Evangeliums kein Sturm uns treffen kann oder dass das Auto nie eine Panne hat. Im Gegenteil, der Herr zeigt seine Größe gerade darin. Das wird in diesem Abschnitt ganz wunderbar deutlich.
Ich lese aber nicht den ganzen Abschnitt, denn Sie kennen die Geschichte ja. Auch wenn Sie heute eine Schnäppchenreise in die Türkei machen, will ich Sie nicht von der Langensteinbauhöhe ablenken. Aber dann kommen Sie auch nach Myra, das hier noch genannt wird. Dort ist Paulus abgefahren (Vers 5). Myra war der letzte Hafen in Asien, bevor Paulus wieder festen Boden unter die Füße bekam – erst in Malta. Den alten Hafen von Myra kann man noch besichtigen.
Vers 9: Da nun viel Zeit vergangen war und die Schifffahrt bereits gefährlich wurde, weil auch die Fastenzeit schon vorüber war, ermahnte Paulus sie und sprach zu ihnen: „Liebe Männer, ich sehe, dass diese Fahrt nur mit Leid und großem Schaden vor sich gehen wird, nicht allein für die Ladung und das Schiff, sondern auch für unser Leben.“
Doch der Hauptmann glaubte dem Steuermann und dem Schiffsherrn mehr als dem, was Paulus sagte. Da der Hafen zum Überwintern ungeeignet war, bestanden die meisten darauf, weiterzufahren und zu versuchen, bis nach Phoenix zu kommen – einem Hafen auf Kreta, der gegen Südwest und Nordwest offen ist.
Als aber der Südwind wehte, meinten sie, ihr Vorhaben ausführen zu können. Sie lichteten die Anker und fuhren nahe an Kreta entlang. Nicht lange danach brach jedoch von der Insel her ein Sturmwind los, den man Nordost nennt. Da das Schiff ergriffen wurde und nicht mehr gegen den Wind gerichtet werden konnte, gaben sie auf und ließen sich treiben.
Sie fuhren aber vorbei an einer Insel, die Kauda heißt. Dort konnten sie mit Mühe das Beiboot in ihre Gewalt bekommen. Sie zogen und umspannten zum Schutz der Schiffe mit Seilen. Da sie aber fürchteten, in die Syrte zu geraten – das ist eine Bucht in Libyen –, ließen sie den Treibanker herunter und trieben so dahin.
Da sie ein großes Ungewitter erlitten, warfen sie am nächsten Tag Ladung ins Meer. Am dritten Tag warfen sie mit eigenen Händen das Schiffsgerät hinaus. Da aber viele Tage weder Sonne noch Sterne schienen und ein gewaltiges Ungewitter sie bedrängte, war all ihre Hoffnung auf Rettung dahin.
Als man lange nichts gegessen hatte, trat Paulus mitten unter sie und sprach: „Liebe Männer, man hätte auf mich hören sollen und nicht von Kreta aufbrechen. Dann wäre uns Leid und Schaden erspart geblieben. Doch nun ermahne ich euch: Seid unverzagt, denn keiner von euch wird umkommen, nur das Schiff!“
Denn in dieser Nacht trat zu Paulus der Engel des Gottes, dem er gehört und den er dient, und sprach: „Fürchte dich nicht, Paulus! Du musst vor den Kaiser gestellt werden. Siehe, Gott hat allen, die mit dir fahren, ihr Leben geschenkt.“
Darum, liebe Männer, seid unverzagt! Ich glaube an Gott, es wird so geschehen, wie mir gesagt ist. Wir werden aber auf eine Insel auflaufen.
Die Realität von Widerständen im Dienst
Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal eine Bibelarbeit oder Predigt über diesen Abschnitt erhalten haben. Lesen Sie lieber Römer 8 oder andere markante Stellen der Schrift, zum Beispiel die Geschichte vom guten Hirten. Aber ein Seesturm, wie er jetzt geschieht, ist interessant, weil dort, wo Mission geschieht, fortwährend solche Dinge passieren.
Sie werden das sicher erleben, wenn Sie eine große Evangelisation planen: Es tauchen ganz schwere Hindernisse auf. Dann meint man immer, jetzt müsste doch Gott den Weg ebnen. Im Gegenteil, es ist, als wäre Großalarm in der Hölle. Noch einmal wüten die Mächte und wollen den Weg des Paulus verhindern. Er muss doch nach Rom, Gott hat doch alles vorherbestimmt.
Jetzt müssen Sie ihren heidnischen Glauben da oben ablegen. Der heidnische Glaube meint immer, wenn man Gott dient, klappt alles. Das ist auch ganz schlimm, wenn man meint, wer glaubt, wird nie krank. Das ist heidnisch. Im Neuen Testament gibt es das nicht, im Gegenteil.
Ich sage immer: Paulus ließ den Trophimus krank in Milet zurück. Warum hat er ihm nicht schnell die Hände aufgelegt? Wahrscheinlich hat er es versucht. Paulus betete ja auch selbst dreimal bei seiner Krankheit, und es hat nichts erreicht.
Im Neuen Testament gibt es den Gedanken, dass Glaubende die Wundmale Christi an ihrem Körper tragen, weil sie ganz besonders gepeinigt sind. Missionare haben ganz besonders mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Das beginnt schon beim Visum.
Heute bekommen Sie kaum noch Besucher nach Deutschland rein. Das ist sehr schwierig. Ich hörte von einer KEB-Konferenz, dort muss man für alles haften und aufkommen. Es gibt nur ein Wort: Wenn Sie Asyl beantragen, gehen die Türen auf. Aber sonst bekommen Sie keinen Besucher mehr rein. Sie müssen mit dem ganzen Hausvermögen haften für alle entstehenden Kosten.
Und jetzt ist es so schwierig, überhaupt ein Visum zu bekommen, um in die Länder der Dritten Welt zu reisen, selbst zum Helfen. Es ist heute fast unmöglich, in diese Länder zu gelangen. Es ist eine ganze Tragik: Die besten Leute sitzen da, aber alle Widerstände sind vorhanden. Sie kommen nicht dorthin, wo sie dringend gebraucht werden.
Auch in Ländern wie Mosambik, wo ich sagte, es gibt 400 Menschen und keinen Arzt, bekommt man keinen Arzt hinein. Alle bürokratischen Bestimmungen, Korruption und vieles andere verhindern es. Gott könnte doch mit einem Federstrich alle Türen öffnen – und es funktioniert nicht.
Das größte Unternehmen aller Zeiten ist die Verkündigung des Evangeliums, die Predigt von Jesus, dem Auferstandenen, der alle Macht hat. In der Praxis gibt es aber lauter Schwierigkeiten. Das ist wie die Faust aufs Auge. Aber so ist es schon in der Apostelgeschichte beschrieben.
Denken Sie daran, Paulus – Gott hat ihn doch bestimmt, dass es klappen muss. Warum kommen dann die Widerstände? Es wäre ganz schlimm, wenn Sie daran ablesen würden, ob Gott etwas will, an den Widerständen. Dann kommen Sie nie zur Erfüllung Ihres Auftrags.
Sie müssen den Auftrag Gottes aus seinem Wort haben. Wenn Sie nur sagen: „Gehe, die Tür geht auf, ich gehe hindurch; geht sie nicht auf, bleibe ich hier“, dann kommen Sie nicht weiter. Manchmal muss man auch harren und warten. Das ist ganz wichtig.
Denken Sie daran, wie es später weitergeht bei der Urchristlichen Gemeinde: Der römische Staat setzt seine ganze Macht ein, um das christliche Zeugnis zu verhindern. Er jagt die Christen in die Katakomben und lässt sie in den Arenen vorführen, um gegen die Löwen zu kämpfen. Warum? Damit die Kraft Gottes sichtbar wird – nicht die Menschenkraft.
Es ist Gotteskraft, die bewirkt, dass das Evangelium überhaupt laufen konnte. Im ersten Jahrhundert ist das ein Wunder ohne Gleichen. Die Ausbreitung des Evangeliums ist ein riesiges Wunder, weil Menschen nicht einfach zum Glauben geführt werden können. Vielleicht haben Sie es bei Ihren Kindern mal probiert und sind gescheitert. Das ist gut so. Der Herr muss das tun, und er allein hat den Schlüssel, damit das passieren kann.
Ich suche immer Beispiele. Das ist mir so wichtig, auch in dem Buch „In Gottes Spur bleiben“. Ich will Beispiele für den Glauben geben. Das ist kein oberflächliches Andachtsbuch, und es enthält keine tiefe Theologie. Was oft fehlt, besonders bei jungen Leuten, sind Beispiele. Man kann an Geschichten erzählen.
Jesus hat auch immer nur Geschichten erzählt. Er machte das Evangelium an Geschichten deutlich, damit man es verstehen kann. Jesus erzählte dauernd Gleichnisse, um es klar zu machen.
Beispiele von Glaubenszeugnissen in der Mission
Ich lese solche Geschichten immer gern. Wie war das bei den Pionieren der Mission? Zum Beispiel bei dem großen Ludwig Grapp, von dem ich so gern erzähle. Gestern habe ich erzählt, dass er keinen einzigen Menschen zu Jesus führen konnte. Sechs Jahre lang zog er durch Äthiopien. Während dieser Zeit entband seine Frau, sie war bei einer Karawane unterwegs. Die Karawanentreiber waren so brutale Menschen, dass sie nicht einmal eine Stunde warten wollten. Ludwig Grapp konnte das totgeborene Kind wenigstens unter Steinen verscharren, damit die Hyänen es nicht finden.
In all dieser Brutalität zog er später durch Kenia, trotz ungeheurer Gefahren, und war immer nur ein Zeuge für Jesus. Ludwig Grapp hat gesagt: „Alle großen Gotteswerke müssen sich an den Pforten der Hölle messen lassen.“ Das ist ein großartiger Satz. Alle großen Werke Gottes müssen sich an den Pforten der Hölle messen lassen. Darum tobt ein Zyklon, ein wahnsinniges Unwetter. Genau in dem Augenblick, in dem der Bote Jesu nach Rom geht, sind die Mächte dieser Welt los. Das überrascht nicht. Es ist nicht Sonnenschein oder blauer Himmel, sondern die Elemente toben und wollen das verhindern.
Lesen Sie die Geschichte von Adoniram Judson, lesen Sie von Hudson Taylor, lesen Sie von Livingstone. Livingstone wollte immer nur Missionar in China werden. Es hat Gott lange gebraucht, bis er ihn auf die Afrikaschiene gesetzt hat. Das erfordert große Mobilität, denn Gottesführungen sind oft sehr schwer zu verstehen. Ich war 22 Jahre alt und wusste seit meinem 14. Lebensjahr, dass ich Missionar werden muss. Damals war ich in Basel und erfuhr im Einführungskurs der Basler Mission nach sieben Tagen, dass sie keine Missionare mehr schicken. Das war 1961 und ein Schock für mich. Ich kannte keine Mission mehr, und der Weg in die Landeskirche war für mich von Gott durchgestrichen.
Heute, am Ende meines Lebens, merke ich, dass es doch etwas mit der Mission zu tun hatte, auch wenn ich 40 Jahre lang Pfarrer in der Landeskirche war. Gott führt manchmal auf merkwürdige Weise, und es ist für uns immer wieder schwer, diese Führung zu verstehen. Dabei ist es eine große Hilfe, seelsorgerlichen Rat anzunehmen. Bei mir waren es Brüder, die sagten: „Das ist jetzt dein Weg, das andere legst du zurück, und du bist ein Missionar hier.“ Ich selbst hätte diesen Weg nie gefunden. Ich bin dankbar, dass andere Menschen den Heiligen Geist haben und in Gemeinschaft diese Führung richtig begleiten können. Denn von äußeren Umständen kann das leicht falsch gemacht werden.
Wenn jemand sagt: „Ich fühle das in mir“, dann passen Sie auf. Was Sie da fühlen, hängt oft von der Leber, der Galle, vom Frühstück und vielen äußeren Umständen ab. Gehen Sie nie nur nach Ihren Gefühlen, sondern suchen Sie Menschen auf, die das Wort kennen und Ihnen raten können. Gerade die Langensteinbarhöhe ist ein guter Ort zur Seelsorge. Dort können Sie Hilfe finden für Lebensfragen: „Soll ich das tun? Was ist Gottes Wille? Was soll ich machen?“
Und noch einmal: Wenn die Widerstände so groß sind, wie viele sind mit dem Schiff untergegangen? Wie viele sind an Krankheiten gestorben? Wenn man die Anfangszeiten der Mission betrachtet, gab es kaum Bestätigung. In Ghana, damals Goldküste genannt, wurde die erste Generation der Missionare regelrecht hingemäht. Wenn das nächste Schiff ankam, überlebte oft keiner der vorherigen Missionare. Das Land wurde „Todesland“ genannt, weil so viele Missionare dort starben.
Die ganze Mission war ein Unternehmen, das eigentlich aussichtslos war – menschlich gesehen. Aber der Herr hat gerade aus dieser menschlichen Aussichtslosigkeit kraftvoll gewirkt.
Menschliche Ohnmacht und göttliche Kraft in großen Gotteswerken
Ich habe heute das Thema „In menschlicher Ohnmacht und Schwäche“ behandelt. In den großen Gotteswerken zeigt der Herr, dass es nicht seine Leute sind, nicht die Kraft, die menschliche Klugheit oder die Gaben, sondern er selbst, der wirkt. Er tut dies gerade in aller Hoffnungslosigkeit.
Man muss sich noch ansehen, warum sie die Ladung über Bord geworfen haben. Es war Getreide aus Ägypten, und wenn Wasser hinzukommt, quillt es auf. Diese Ladung hat natürlich die Schiffswände des Holzkahns gesprengt. Es war sehr gefährlich, deshalb mussten sie die Ladung ins Meer werfen. Alles schien vergeblich, doch sie hatten noch Hoffnung. Das Schiff ächzte und stöhnte – das waren wirklich gefährliche Schiffe, besonders in den Herbststürmen, wenn man sich noch ins Mittelmeer wagte.
Meine Enkel sagen immer ganz cool: „Das ist heute für die jungen Leute das Größte, ganz cool.“ Paulus aber ist nicht „cool“ – so etwas gibt es nicht. Wir sind Menschen von Fleisch und Blut und spüren die Gefahr ebenso. Wir alle haben unser schwaches Nervenkostüm. Ich habe große Zeugen Gottes erlebt und gesehen, wie auch sie ein schwaches Nervenkostüm hatten, mit großen Ängsten. Gerade unsere großen Evangelisten kamen nicht als große Sieger daher, sondern waren bis zum Schluss angefochtene Menschen.
Die Stärke und der Mut kommen bei ihnen und bei allen anderen nur daher, dass sie in der Bibel lesen, das Wort Gottes hören und auf den Herrn blicken – so wie der sinkende Petrus. Der Herr ist da, er hält mich, auf ihn blicke ich und ihm traue ich. „In der Welt habt ihr Angst“ (Johannes 16,33), aber seid mutig, denn „ich habe die Welt überwunden“. Das ist der Grund: Wir haben Angst, und das ist gut so.
Mein erster Punkt lautet: Nicht leichtsinnig und harmlos sein. Ich glaube, es gibt heute viele Verwechslungen, wenn man sagt: „Du brauchst doch keine Angst zu haben.“ Das ist überhaupt dumm, besonders wenn man Kindern sagt, sie sollen keine Angst haben, wenn sie Angst haben, in den Keller zu gehen. Sie haben eben Angst, wenn es dunkel wird. Beim Einschlafen ist es schön, wenn ein kleines Licht brennt – das beruhigt das Kind.
Man kann Angst nicht einfach ausknipsen. Das ist ein interessantes Thema, wenn man Lichtschalter ausmacht. Die Angst ist da, sie überfällt uns. Wir haben vorhin mit jemandem gesprochen, der nachts nicht schlafen kann. Das ist eigentlich gar nicht schlimm, denn der alte Mensch braucht nicht mehr so viel Schlaf – das hören Sie nicht gern, aber es ist so. Man liegt viel wach, weil man schwere Gedanken und Ängste hat. Das ist das Schlimmste.
Dann hilft nur noch beten, dass man zum Herrn flieht. So schlafen viele über ihrem Beten ein. Machen Sie es mal so, das ist ganz wunderbar. Oder sagen Sie einfach Lieder, Verse und Bibelworte vor sich hin. In den Ängsten kann man nur zum Herrn fliehen. Dumme haben keine Angst, und Christen sind nicht dumme Leute. Sogar Kälber, die zum Schlachthof geführt werden, spüren, was auf sie zukommt, und brüllen, wenn sie ahnen, was geschieht.
Menschen sollten wach die Gefahren sehen. Paulus hat die anderen gewarnt, das christliche Leben mit Klugheit anzugehen und zu sagen: „Leute, das Unternehmen ist riskant.“ Ich kann es nicht hören, wenn in der Gemeinde Trostsprüche kommen wie: „Ach, der Herr ist groß und wird alles gut machen.“ Nein, wir wollen den Leuten auch sagen: Es wird nicht leicht werden. Es wird viel gefordert werden. Und es geht durch schwere Stürme hindurch. Das kommt auch in unseren Liedern immer wieder vor.
Wir wollen das Risiko sorgfältig einschätzen. An diesen zwei Punkten möchte ich es immer gern betonen. Zum einen sind heute eine ganze Reihe von Missionswerken vom Konkurs bedroht. Wenn ich einen Brief bekomme, in dem um Geld gebettelt wird, fliegt er bei mir in den Papierkorb, weil das keine Sprache des Glaubens ist.
Ein Missionswerk kann überlegen, ob es seine Arbeit reduzieren oder umgestalten kann. Es muss nicht jeder Neubau durchgezogen oder jede große Planung umgesetzt werden. Vor allem kann man sagen: „Ich habe großen Glauben.“ Jesus hat gesagt: „Wer etwas bauen will, der muss sich hinsetzen und rechnen, ob er es hat, um es zu vollenden.“ (Lukas 14,28) Jesus spricht hier nicht von großem Glauben.
Großer Glaube kommt erst dort, wo ich wirklich unverschuldet in große Risiken gerate – so steht es in der Schrift. Doch oft ist es leichtsinnig, wenn man wie ein Hasardeur alles auf eine Karte setzt und dann auf die Nase fällt. Das kann man nicht tun.
Wir hatten Schwierigkeiten mit einem unserer Mitarbeiter. Ein brasilianischer Missionskollege wurde durch einen Verkehrsunfall schwer verletzt. Bis heute sind Krankheitskosten in Höhe von 22.000 US-Dollar angefallen. Er sagte, die brasilianischen Missionare machen aus Prinzip keine Krankenversicherung. Da könnte ich aus der Haut fahren, weil ich das für geistlich nicht richtig halte.
Dann brauche ich mich auch nicht mehr ausfliegen zu lassen oder in das teuerste Klinikum zu gehen und im Bett zu liegen und zu sagen: „Der Herr wird mich heilen.“ Aber dann kommt man zu anderen und sagt: „Zahle du jetzt die Krankheitskosten.“ Ich kenne in Stuttgart eine treue, fromme Frau, weit über achtzig, die Landwirtschaft hatte und nie eine Krankenkasse hatte. Jetzt braucht sie Dialyse. Jeden Tag klagt sie, sie müsse alles selbst zahlen. Man solle doch ihr Haus verkaufen, das sie angespart hat. Das wäre fast genug gewesen.
Herr Präsident, auch Christen machen Versicherungen. Das ist kein Zeichen von Kleinglauben, sondern es ist leichtsinnig, keine Versicherung abzuschließen. Wir machen sogar Tagesversicherungen für ausländische Gäste, die hierher kommen. Das ist sehr sinnvoll, denn es wäre furchtbar, wenn jemand hier einen Hirnschlag erleidet und jahrelang in der Klinik liegen müsste. Wer soll das bezahlen?
Wir brauchen Feuerversicherungen und andere Versicherungen. Wer sagt, das mache ich nicht, der irrt. Ich halte das nicht für eine Art, die man mit dem Glauben verrechnen kann. Als die Feuerversicherung eingeführt wurde, war das ein großes Thema, ob das mit dem Glauben vereinbar ist. Ich denke, das ist kein Unglaube.
Wir sind dankbar für die Ärzte. Die Frage ist, ob wir uns an allen Dingen auf Ärzte verlassen. Aber so wie jetzt in Stuttgart bei einer großen Evangelisationskampagne auf Plakaten steht: „Weg mit allen Medikamenten, Jesus heilt“ – diesen Gegensatz wollte ich nie vertreten. Wir wollen die Ärzte benutzen, weil sie eine Gabe Gottes sind, so steht es auch in Jesus Sirach.
Wir können viele Beispiele dafür nennen, auch wenn wir viele Wunder erlebt haben. Aber menschliches Planen gehört dazu. Paulus sagt etwa, ihr dürft jetzt nicht hinausfahren. Er sagt nicht: „Ich habe einen großen Gott, und dann stürzen wir uns in den tollsten Zyklon.“ Das ist nicht wahr.
Auch Christen müssen überlegen, planen, Vorsicht üben und umsichtig sein. Deshalb ist dieser Abschnitt ganz hilfreich. Wenn Sie eine Bibel dabei haben, schlagen Sie mal die Sprüche auf: Sprüche 1. Die Weisheit sagt: „Wenn ich aber rufe und ihr euch weigert, wenn ich meine Hand ausstrecke und niemand darauf achtet, und wenn ihr meinen Rat, den Rat der Weisheit, und meine Zurechtweisung nicht wollt, dann will ich auch lachen bei eurem Unglück.“ (Sprüche 1,24-26)
Dann will ich auch lachen bei eurem Unglück und spotten, wenn das kommt, was ihr fürchtet, wenn euer Unglück wie ein Sturm über euch kommt, wenn Angst und Not über euch hereinbrechen. Wenn man die Weisheit in den Wind schlägt, ist das gefährlich.
Es ist ganz wichtig: Christen sind auch weise Leute. Wir sind gläubige Menschen, aber auch weise. Es gehört dazu, umsichtig zu sein, nachzudenken und zu planen – auch in Geldangelegenheiten. Wir müssen verantwortungsvoll mit unseren Mitteln umgehen.
Doch in diesem Abschnitt sehen wir auch: Geldgier ist vom Übel. Warum will der Kapitän unbedingt noch in der Herbstsaison auslaufen? Weil er Geld verdienen will. Das ist schlimm. Paulus sagt, es geht nicht um Geld oder Gewinn, sondern darum, das Risiko richtig einzuschätzen.
Geborgenheit und Zuversicht trotz Gefahr
Nun zum Nächsten: Was ist diese Geborgenheit, die Paulus mitten im Seesturm hat? Es ist keine allgemeine Missachtung der Gefahr und auch kein bodenloser Leichtsinn. Für Christen gibt es keinen verantwortungslosen Leichtsinn. Deshalb impfen wir auch Missionare. Wir wissen, wie man Gefahren abschätzt, plant und berücksichtigt. Wir geben ihnen Medikamente mit.
Heute kann man sagen, dass die Gefährdung der Missionare auf ein Minimum beschränkt ist. Sie ist nicht mehr mit früher zu vergleichen. Wir haben beispielsweise die Rettungsflugwacht, eine Versicherung, die sich wirklich lohnt. Bei uns wird diese sogar von der Berufsgenossenschaft bezahlt. Das ist außergewöhnlich.
Manchmal bricht ein Flugzeug mit einem Arzt und Krankenpflegern auf und ist teilweise zwei Tage unterwegs, nur um eine schwangere Mutter oder einen Mann mit einer Nierenkolik zu bergen und ihn in die beste Klinik nach Frankfurt oder an einen anderen Ort zu bringen. Das ist großartig. Viele unserer Leute konnten diese Hilfe schon in Anspruch nehmen, ohne einen Pfennig dafür zu bezahlen. Alles wird von der Berufsgenossenschaft oder der Versicherung der Rettungsflugwacht getragen. Das ist wunderbar.
Auch sonstige Hilfen, die Gott schenkt, wollen wir dankbar annehmen, obwohl wir täglich das Gebet brauchen. Das Gebet wird dadurch nicht weniger. Aber in der Not, in die Paulus unverschuldet hineinkommt, können Menschen nicht helfen. Das ist sehr wichtig: Menschenhilfe stößt oft an ihre Grenzen.
„Lobe den Herrn, meine Seele“ – in diesem schönen Choral hat Herr Schmidt, der später bei Francke war, einen Vers gedichtet: „Fürsten sind Menschen vom Weibe geboren und sinken wieder.“ Auch die Fürsten dieser Welt, die Mächtigen, können nicht helfen. Das ist ganz wichtig.
Es gibt viele Situationen, in denen Ärzte nicht mehr weiterwissen und alles verloren scheint. In solchen Situationen steht das Missionswerk immer wieder vor Herausforderungen – sei es durch politische Umstürze, Vereinsamung, Untreue von Mitarbeitern oder andere Schwierigkeiten.
Woran klammert sich Paulus mitten in den Stürmen? Nicht nur daran, dass er an Gott glaubt – das tut ein Heide auch, der an irgendeinen Gott glaubt – sondern daran, dass er die Zusage Gottes hat. Diese Zusage kam nicht nur durch den Engel, sondern es war seine Berufung: „Du musst nach Rom!“ Gott will das, und deshalb ist Paulus unbesorgt. Es geht um seinen Auftrag, nicht um private Wünsche.
Heiden versuchen oft, Gott mit ihren Gebeten zu ermüden: „Herr, du musst mir helfen!“ Paulus aber bittet für Gottes Sache, in der er steht: „Lass deine Sache nicht untergehen.“ Deshalb wird sein Auftrag nicht vergeblich sein. Das sagt er hier in Vers 24: „Du musst vor den Kaiser gestellt werden, und siehe, Gott hat dir alle geschenkt, die mit dir fahren.“
Die große Ruhe und Sicherheit in den Stürmen unseres Lebens – und ganz besonders im Dienst für unseren Herrn – kommt aus dem Wort Gottes. Es ist wunderbar, wie das gerade in diesen schwierigen Augenblicken zum Tragen kommt.
Zeugnisse von Glaubensruhe in Bedrängnis
Wir haben zwei Mitarbeiter, eine Familie in Jalalabad und eine weitere in Masar-i-Scharif in Afghanistan. Diese Familien haben zusammen mit den Shelternau-Leuten oft Gottesdienst gefeiert. Sie haben die schwierigste Zeit der Willkür der Taliban in Afghanistan erlebt.
Es ist immer interessant, wenn man das so hört, wenn die Leute heute davon erzählen. Wie sie plötzlich eine große Ruhe empfanden, obwohl im Radio berichtet wurde, dass diejenigen, die mit einer christlichen Schrift erwischt werden, fünf Jahre ins Gefängnis kommen. Wer heimlich Christ geworden ist, wird gehängt. Trotzdem wurde die Angst irgendwie weggenommen.
Das ist der Herr, der im rasendsten Getümmel die Heiterkeit des Glaubens schenkt. So heißt ein Lied von Philipp Spitta: "In dem rasenden Getümmel gib uns Glaubensheiterkeit, die Gelassenheit des Glaubens und den Frieden. Ich stehe in meines Herrn Hand, und ich kann es jetzt wirklich ihm ganz überlassen."
Gerade diese Situation – das war wie der Boxeraufstand in China oder Ähnliches – und das meiste kommt ja unvorhergesehen. Die Arztfamilie aus Karlsruhe-Rüppur, deren Frau die Tochter von Pfarrer Doktor Hanist ist, erzählte mir gerade am Sonntag, als ich dort predigte, wie fünf Räuber über ihre Mauer kletterten, mit schweren Macheten bewaffnet. Das war so riskant, dass der Nachtwächter nur noch einen Pfiff machen konnte und dann flüchtete.
Das ist immer so: Nachtwächter stellen sich entweder schlafend oder hauen ab. Denn sie können ja auch nicht gegen fünf Leute allein bestehen. Nachtwächter sind auch keine wirkliche Hilfe, weil man mit Menschen oft nichts mehr ausrichten kann. Und die haben selig weitergeschlafen, nichts gemerkt.
Offenbar hatte die Gemeinde benachrichtigt. Man versucht es menschlich zu erklären: Jedenfalls sind die Räuber über die Mauer gekommen und haben ihren Überfall bleiben lassen, obwohl der Nachtwächter weg war. Was Gott da getan hat, ist immer wieder ganz verwunderlich, wie er manchmal eingreift.
Aber es passiert natürlich auch furchtbar viel. Trotzdem, bis hin zu all diesen schrecklichen Dingen, die auch geschehen, wissen wir, dass der Herr mit seinem großen Frieden da ist. Warum? Weil auch meine Haare auf dem Haupt alle gezählt sind, selbst wenn er das Geschehen zulässt.
So wie jetzt in den Verfolgungen in Nordnigeria. Ich weiß, dass der Herr seine großen Zusagen gibt und alle einlöst – auch in den großen Leiden und Schmerzen dieser Welt.
Wenn wir einmal die Worte anschauen, die in der Bibel von der Angst stehen, dann wird die Angst nie klein geredet, sondern sie wird ernst genommen.
„Du tröstest mich in Angst“ (Psalm 4,2). Dann gibt es einen Psalm, der so von der Angst spricht, wie es wahrscheinlich kein anderes Dokument in der Weltliteratur tut. Das hat ein Professor von Bayer in Heidelberg, ein Psychotherapeut, gesagt. Es gibt in der ganzen Weltliteratur nichts Vergleichbares wie Psalm 22, als Jesus noch am Sterben am Kreuz betete. Dort heißt es: „Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist mir nahe.“
Es ist auch die Todesangst, die wir einmal empfinden werden.
Psalm 25,17: „Die Angst meines Herzens ist groß.“
Psalm 31,10: „Herr, sei mir gnädig, denn mir ist Angst.“
Dann kennen wir den Vers: „Deshalb werden alle Heiligen zu dir beten zur Zeit der Angst. Darum, wenn große Wasserfluten kommen, werden sie nicht an sie gelangen“ (Psalm 32,6-7).
„Du wirst mich vor Angst behüten, dass ich errettet gar fröhlich rühmen kann“ (Psalm 71).
„Du lässt mich erfahren viele und große Angst und machst mich wieder lebendig.“ Das ist das Wunderbare: Der Herr führt uns durch die Angst hindurch.
Eine liebenswerte Schwester in Bangladesch hat dort weitergemacht, wo einst ein Missionar auf grauenvolle Weise mit der Maschinenpistole von Räubern ermordet wurde. Dort gibt es kein Handy und kein Telefon. Es dauert Stunden, bis die Polizei kommt.
Ich habe die einsame Schwester gefragt: „Haben Sie nie Angst?“ Sie antwortete: „Höchstens eine halbe Stunde immer wieder.“ Schön gesagt. Dann hat sie mal wieder durchgehalten, bis sie wieder im Wort Ruhe und Frieden gefunden hat.
Wenn die Angst kommt, wenn man das Knacken hört und dann jemand ums Haus schleicht – was passiert dann? Höchstens eine halbe Stunde, schön gesagt.
„In der Angst rief ich den Herrn, und er hörte mich und tröstete mich“ (Psalm 118).
Jesaja 8: „Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind.“
Römer 8,35: „Weder Trübsal noch Angst kann mich von der Liebe Gottes scheiden.“
Jetzt ist der Blick des Glaubens in der Angst nötig, gerade auch bei schwerer Krankheitsnot, die Gott zulässt – auch bei uns. Dann können wir uns trösten in der Gewissheit: Jesus ist da und gibt mir seinen Frieden.
„Ich bin guten Muts in Ängsten“, sagt Paulus (1. Korinther 12). Auch in Ängsten bin ich guten Muts. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Das heißt, wir geben nicht auf, wir kommen nicht unter die Räder. Wir gehen durch die ängstlichen Prozesse unseres Lebens hindurch.
Wir haben allenthalben Trübsal, aber wir ängstigen uns nicht.
Glaubensbeispiele aus der Missionsgeschichte
Ich wollte Ihnen noch, weil die Zeit bleibt, das noch einmal vom Zinzendorf erzählen, weil man es immer wieder an diesen Beispielen schön klar machen kann. Sie wissen ja, wie Zinzendorf mit seiner Mission begonnen hat. Es hing damit zusammen, dass er in Hernhuth kein Bleiberecht mehr hatte. Zuvor hatte er diese mährischen Brüder ausgesandt.
Da kann man es sich immer leicht merken: Zinzendorf wurde 1700 geboren. Im Alter von 34 Jahren sind seine Boten in die Karibik hinausgefahren. Dort heißt es manchmal Westindien, weil Kolumbus fälschlicherweise dachte, er sei in Indien gelandet. Westindien liegt aber in Amerika, in der Karibik.
Dort sind die Missionare zunächst auf die Inseln Sankt Thomas und dann Sankt Croix gegangen. Sie hatten nur Zelte, die ersten Boten. Dann kam die Malaria bei den heftigen Regenfällen. Von den achtzehn Missionaren waren nach einem halben Jahr nur noch neun am Leben.
Als Zinzendorf die Todesnachricht erhielt, hat er dieses Lied gesungen. Ich sage, heute ist das gar nicht mehr vergleichbar, aber wir wollen uns daran erinnern, wie es in den alten Zeiten war, weil heute so ein großer Schutz und eine Fürsorge da ist.
Es wurden zehn dahingesät, als wären sie verloren, auf ihren Beeten – also auf den Gräbern. Aber dort steht: Das ist die Saat der Mauren, das ist die Saat des Reiches Gottes, dass ihr Leib in die Erde hineingelegt wird.
Dann wurde eine neue Missionsgruppe ausgesandt, und von 29 Missionaren sahen nur acht die Heimat wieder. Alles schien gescheitert zu sein. Die letzten Überlebenden auf Sankt Thomas wurden von den dänischen Siedlern eingesperrt.
Als das dann zu Zinzendorf kam, sagte er: „Dann gehe ich hinaus.“ Denn in Hernhuth war das Bleiben nicht mehr möglich. Und als jemand fragte, was ist, wenn du hinausgehst und alle tot sind, antwortete er: „Dann sind wir da und machen weiter.“
In dieser großen Unbekümmertheit hat er sich die Vollmachten geben lassen. Der Anlass war, dass einer seiner Missionare eine Mulattin geheiratet hatte, die zudem noch geschieden war. Für alle, die in solchen Themen schnell Klarheit haben, war das für Zinzendorf kein Problem.
Als dann das Gefängnis geöffnet wurde, weil er die Vollmachten des dänischen Königs mitbrachte – er war ja mit all den Verwandten als Reichsgraf verbunden – ließen sie die Gefangenen frei. Zinzendorf ging zunächst auf die Mulattin zu und gab ihr einen ritterlichen französischen Handkuss.
Das war in der damaligen Welt des Rassismus völlig undenkbar. Für die dänischen Siedler hat Zinzendorf immer gewusst, wo der Wert des Menschen liegt, und er hat die Menschen geliebt.
Ich wollte noch weiter sagen: Als er dann hinausgereist ist, während er in Europa war, ist seine fünfjährige Tochter gestorben. Seine Frau konnte ihn nicht mehr erreichen. Es war alles so gegen ihn.
Er ging hinaus und sagte: Ein Diener Christi stirbt nicht, weil er an einem ungesunden Ort lebt, sondern er geht zur Ruhe ein, wenn die Stunde des Herrn schlägt. Auch in all diesen Gefahren bestimmt Gott bei seinen Leuten, wann er sie heimholt – und nicht das Klima.
Er hat von seinen mährischen Missionaren immer gesagt: Es waren ja Flüchtlinge, die böhmischen Flüchtlinge aus der heutigen Tschechei. Gens Eterna, ihr seid so starke, mutige Leute, die das gemacht haben und hinausgegangen sind.
Zwei der Missionare waren mit einem auslaufenden Segelschiff unterwegs, das auf einem Riff aufgelaufen ist. Die Besatzung floh, und die beiden blieben allein auf dem Schiff zurück. Sie wussten nicht, wie sie sich retten sollten, denn die Brandung war furchtbar, und das Schiff wurde zerschlagen.
Da waren der Bruder Feder und Israel – der Gottlob Israel hieß. Sie sagten: Es gibt nur eine Rettung. Wir lassen uns kurz in die Wellentäler hinunter und gehen auf einen Felsbrocken, um uns da hochzuziehen und an Land zu kommen.
Der Erste, der rüberspringt, ist Bruder Feder. Er springt auf einen Felsen, rutscht aber auf dem glitschigen Stein ab. Dann kommt die nächste Welle und zerschlägt ihn. Der andere steht noch auf dem zerschlagenen Schiff und sieht, wie sein Freund und Bruder in den Wellen zerschlagen wird.
Man hat ihn später gefragt, was er in diesem Augenblick gedacht hat, als er den Leichnam seines Bruders im Wasser sah. Er sagte, er habe das Lied von Zinzendorf gedacht: „Wo seid ihr, ihr Mauerzerbrecher? Wo sieht man euch, die Felsen, die Löcher, die Inseln der Heiden? Die tobenden Wellen sind eure von altersbestimmten Stellen.“
Es waren kranke Leute, die da ausgezogen sind, aber im Vertrauen auf den Herrn – und nicht leichtsinnige Leute. Damit wir es richtig verstehen: Gerade einer dieser Missionare, als man ihn fragte, ob er nach Labrador gehe, sagte er: „Ja, wenn man mir Schuhe kauft.“ Er war nämlich barfuß im Eis in Labrador gelaufen.
So hat dieses große Werk der Mission in Schwachheit angefangen – mit großem Gottvertrauen.
Wir wollen uns jetzt nicht an den Äußerlichkeiten aufhalten, an all den Gefahren, die hier drohen, sondern sagen: Heute darf ich mit der Gegenwart des Herrn rechnen. Der Herr ist mit seinem Frieden da und mit seiner großen Geborgenheit, die er uns gibt.
Mut und Zuversicht inmitten von Angst und Gefahr
Es ist beeindruckend, wie Paulus den anderen Seeleuten Mut macht. Er weiß nicht nur, dass der Herr ihn retten wird, sondern weil er das Wort Gottes kennt, kann er den gottlosen Matrosen sagen: „Ihr werdet nicht umkommen. Seid unverzagt!“ Wie kann er das sagen? Weil er das Wort Gottes hat.
Es ist auch schön, dass wir als Glaubende andere segnen können – sogar gottlose Menschen – und ihnen sagen: „Der Herr ist da.“ Das ist für viele Menschen interessant, besonders bei Krankenbesuchen ist das sehr wichtig. Der Herr kennt sie, und der Herr kümmert sich um sie. Sie dürfen mit seiner Gegenwart rechnen, so wie es für die Seeleute war, und Paulus sagt das ganz vorsichtig.
Dieser Gott, dem ich diene – das haben die Heiden verstanden. Da ist einer, der Gott dient. Und dass von diesem Leben noch ein Trost für andere ausgeht, ist in unserer Welt sehr wichtig. In unserer Zeit herrscht große Angst. Heute am Tisch hat einer der Brüder gesagt, wie das noch sein kann mit dem Terrorismus. Wir leben ja wie auf einem Vulkan. Ich will jetzt gar nicht die Gefahren durch gestohlene Atombomben und Ähnliches beschwören.
Ein Jude, der bei uns war – ein jesusgläubiger Jude – sagte: „Die Amerikaner wissen nicht, was Terrorismus ist. Das wird im Irak so schlimm werden, dass sie sich Indochina zurückwünschen.“ Der Terror, mit dem Israel seit vielen Jahren lebt und den man nie wirklich in den Griff bekommt, zeigt, wie groß die Bedrohungen sind, die auf diese Welt zukommen können.
Unsere Welt hat schon vor der Erderwärmung Angst. Im Moment friere ich sogar. Ich glaube kaum, dass die Erderwärmung in diesem Jahr, obwohl der letzte Sommer heiß war, wirklich das Hauptproblem ist. Früher hat man viel über sauren Regen gesprochen, heute kaum noch. Das war fast wie eine Hysterie, die über die Leute hinwegrollte. Wenn es aber einmal wirklich ernst wird, wenn Zehntausende sterben, wie es in der Offenbarung steht, und es großes Schreien gibt, dann ist es wichtig, dass wir den Menschen sagen können, was das bedeutet: Wir haben einen Herrn Jesus, der Trost in allen Gefahren schenkt.
Für mich war das als Kind wunderbar. Ich bin im Krieg aufgewachsen und war 1943, mit fünf Jahren, bei einem Bombenangriff im September auf Stuttgart dabei. Ich vergesse das nie. Der Luftschutzwart war mein Idol mit fünf Jahren. Seine breite Kuppel hat mir gefallen, der Gürtel und die Schuhe aus knarrendem Leder – das war für mich als Kind etwas ganz Großes und Männliches.
Er lag auf dem Boden und brüllte „Alles vorbei!“, obwohl der Angriff noch nicht eingeschlagen hatte. Er hatte die Nerven verloren. Ein bisschen weiter waren siebzig Menschen tot im Keller. Die Wände wackelten, weil man das Zittern der großen Luftminen spüren konnte. Der traditionelle Krieg war nicht viel humaner als der Atomkrieg – das sollten wir nicht vergessen.
Damals war eine kleine Schwester geboren worden. Man dachte, sie wäre im Staub erstickt, weil kein Laut mehr von ihr kam. Die Mutter betete damals mit uns den 23. Psalm. Für mich war das der Trost für mein ganzes Leben: Der Glaube der Mutter, die mitten im Toben der Welt betete: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“
Dabei geht es nicht darum, immer Sonnenschein zu haben, sondern gerade in schweren Zeiten diesen Trost zu erfahren. Ich behaupte, David hat den 23. Psalm in der Wüste Juda gedichtet, als Saul ihn verfolgte und alles verloren schien. Wenn es uns gut geht, haben wir meist nur oberflächliche Gedanken. Diesen Trost können wir nur in den engsten Situationen wirklich erleben.
Auch in meinem Pfarrdienst war es immer wunderbar, zu Schwerkranken zu gehen. Diese Menschen teilten oft Glaubenserfahrungen mit, die man von Gesunden kaum hört. Sie erzählten, wie nah Jesus ist, wie sie Frieden haben, wie die Angst von ihnen weicht und wie sie Geborgenheit spüren, weil der Herr das schenkt und alle seine Verheißungen erfüllt.
Als Gesunde meinen wir oft, das könne man nicht verlangen. Doch das ist möglich! Eines der stärksten Zeugnisse, das je in unserer Hofhacker Kirche verkündet wurde, kam von einer Frau, die wir nur über Kassetten aus dem Raum Heilbronn kannten. Die Kassetten wurden oft gehört, weil ein junger Student, der an einer Nervenlähmung qualvoll starb, sie immer wieder hören wollte.
Dann kam diese Frau dazu. Ihr fünfjähriger Sohn war vor ihrer Haustür von einem Kieslaster überfahren worden und tot. In unserem Gottesdienst schwor sie vom Trost des Glaubens. Eine Frau, die gerade durch Leid zum Glauben gekommen war.
Es ist nicht wahr, dass man nur durch die Wohltaten Gottes zum Glauben kommt. Dafür sind wir oft blind. Häufig geschieht das durch schwere Führungen Gottes, wenn man erst die Kraft seines Wortes erlebt. Deshalb ist es so wichtig, dass auch ein Segenstrom ausgeht, wenn wir selbst durch schwere Zeiten geführt werden. So sagt Paulus im 2. Korintherbrief, damit wir mit dem Trost, den wir selbst erhalten haben, andere trösten können.
Die Menschen sind sehr empfindlich gegenüber Sprüchen. Sie merken es sofort, wenn etwas nur oberflächlich oder leicht daherkommt. Aber wenn sie spüren: „Der hat es durchgemacht, er spricht aus eigener Erfahrung“, dann hören sie zu. Darum ist die Geschichte so wichtig: kein Leichtsinn, nicht oberflächlich werden, die Gefahren einschätzen.
Aber es ist auch wunderbar zu sehen, wie der Herr wirkt – selbst in schrecklichen Gefahren – und wie er seine Leute wirklich durchbringt. Uns interessiert natürlich, ob dadurch Seeleute zum Glauben gekommen sind. Das bleibt ein Geheimnis. Wir wollen nicht erfolgsorientiert denken.
Es ist herrlich, wie der Herr seine Leute führt, wenn nur etwas zu seiner Ehre und zu seinem Lob herauskommt. Gottes Hilfe steht nicht auf wackeligen Füßen, auch wenn wir meinen, es gäbe keinen Ausweg mehr. Gott hat viele Wege. Das ist wichtig.
Um uns leben viele angefochtene und schwermütige Menschen. Gebt ihnen den Trost des Evangeliums weiter. Sie brauchen das Wort der Ermutigung und des Zuspruchs – mitten in einer furchtsamen Welt.
Schlussgebet um Glauben und Vertrauen
Wir wollen beten, Herr Jesus, und dir danken, dass deine Hand niemals zu kurz ist. Du hast alle Situationen vollständig in deiner Hand.
Verzeih uns, wenn unser Glaube so klein ist und wir so wenig von dir erwarten. Herr, bewahre uns vor Leichtsinn und Oberflächlichkeit. Aber bewahre uns auch vor grübelnden Sorgen.
Gib uns wieder diese Mitte in deinem Wort, diese Stille vor dir, in der wir einfach deinem Wort glauben und Amen dazu sagen. So sei es. Wir glauben dir und vertrauen dir. Amen.