Einführung in die Bibelübergabe und Auswahl der Geschichte
Ich habe für diesen Gottesdienst mit der Bibelübergabe und unseren Konfirmanden einen Abschnitt aus dem Buch Jeremia ausgewählt, und zwar Kapitel 36, Verse 18 bis 26.
Man hätte natürlich auch eine andere Geschichte wählen können, zum Beispiel die, wie Jesus als Zwölfjähriger im Tempel in der Bibel geforscht hat. Das würde ja auch passen. Oder die Geschichte vom äthiopischen Minister, der auf seinem schicken Reisewagen saß, die Bibel las, aber nicht verstand, was darin stand. Dann erklärte ihm Philippus die Bedeutung.
Ich habe mich jedoch für die Geschichte aus Jeremia entschieden, weil sie besonders eindrücklich ist und vielleicht auch gar nicht so bekannt.
Jeremia hatte einen Schreiber namens Baruch. Ihm diktierte Jeremia die Prophetenworte, und Baruch trug sie den Beratern des Königs Jojakim in Jerusalem vor. Baruch sagte zu ihnen: „Jeremia hat mir all diese Worte vorgesagt, und ich schrieb sie mit Tinte auf die Schriftrolle.“
Daraufhin sprachen die Oberen zu Baruch: „Geh hin und verbirg dich mit Jeremia, damit niemand weiß, wo ihr seid.“
Sie selbst gingen zum König in den Vorhof und ließen die Schriftrolle in der Halle Elischamas, des Schreibers, verwahren. Dann teilten sie dem König alle diese Worte mit.
Die Reaktion des Königs auf das Wort Gottes
Da sandte der König Jehudi, um die Schriftrolle zu holen. Jehudi nahm sie aus der Halle Elishamas, des Schreibers, und las sie dem König sowie allen Hofbeamten vor, die beim König standen.
Der König saß im Winterhaus vor dem Kohlenbecken, denn es war der neunte Monat. In Jerusalem kann es im Winter bitterkalt werden. Man kann genau rekonstruieren, dass es damals Ende November oder Anfang Dezember war, im siebten Jahrhundert vor Christus.
Nachdem Jehudi drei oder vier Spalten gelesen hatte, schnitt er sie mit einem Schreibmesser ab und warf sie ins Feuer, das im Kohlenbecken brannte. So verbrannte die Schriftrolle ganz im Feuer. Niemand erschrak oder zerriss seine Kleider – weder der König noch seine Großen, obwohl sie alle diese Worte gehört hatten.
Elnathan, Delahja und Gemarja baten den König, die Schriftrolle nicht zu verbrennen, doch er hörte nicht auf sie. Daraufhin befahl der König Jerachmel, dem Königssohn Siraja, dem Sohn Asriels, und Shelemja, dem Sohn Abdeel, Baruch, den Schreiber, und Jeremia, den Propheten, zu ergreifen.
Aber der Herr hatte sie verborgen.
Bedeutung der Bibel im Leben der Gläubigen
Liebe Konfirmanden,
dass man so mit der Bibel umgehen kann – also passend für diesen Gottesdienst – ist auf den ersten Blick nicht selbstverständlich. Man wirft die Bibel ja nicht einfach ins Feuer.
Wenn ihr jetzt aufstehen könntet und euch ein wenig in der Gemeinde umschauen würdet, dann würden einige von euch vielleicht herausgreifen und sagen: „Ich möchte euch mal interviewen, was bedeutet euch die Bibel?“ Ich kann euch versprechen, es wäre sehr interessant zu hören, was jeder der hier Anwesenden antworten würde.
Da wären einige dabei, die sogar so weit gehen würden zu sagen: „Die Bibel ist mir mehr wert als alles, was auf meinem Konto ist, mehr wert als mein Haus, mehr wert als all mein Besitz.“ Das ist ein starkes Wort.
Ich sage euch das heute, weil ihr in eurem Leben vielen Menschen begegnen werdet, die über die Bibel spotten und lästern. Aber wenn ihr diese Leute genauer betrachtet, werdet ihr merken, dass sie euch in schwierigen Lebenslagen keine Hilfe mehr geben können. Sie werden auch kein Wort für euch haben, das euch in den Krisen eures Lebens eine Hilfe sein kann.
Persönliche Erfahrung mit der Kraft des Wortes Gottes
Lass mich erzählen, wie ich es erlebt habe. Ich war ganz frisch als Vikar im Amt in Tuttlingen. Dort gab es eine prächtige Mesnersfamilie. Ach, was die alles gemacht haben! Der Mann leitete den Posaunenchor, versorgte die große Stadtkirche und das riesige Gemeindehaus. Die liebe Frau Mesnerin lud am Samstag außerdem eine ganze Reihe junger Leute zum Mittagessen ein. Da ging es also drunter und drüber.
Sie wollte vor dem Mittagessen noch kurz die Küche putzen. Dabei ist ihr dreijähriger Bub in einen Eimer mit kochendem Wasser hineingesessen und wurde furchtbar verbrüht. Ich bin damals dann hinauf ins Krankenhaus gegangen und betrat das Zimmer. Über das völlig verbrannte Kind hatten sie nur so einen Tunnel gelegt, der nachher doch half. Anfangs hatte man gar keine Hoffnung.
Aber da saß der Vater und hatte die Bibel auf den Knien. Dieses Bild vergesse ich nicht. Es gibt Situationen im Leben, da weiß man und sagt sich: Wenn ich das Wort Gottes nicht mehr hätte, würde ich verzweifeln und keine Hoffnung mehr haben.
Die Bibel als Quelle von Gewissheit und Lebensführung
Das ist nicht nur in Krisenzeiten so. Wenn ich euch anschaue, mit den tollen Möglichkeiten, die ihr habt – mit eurer Begabung, eurem gesunden Körper und euren Chancen – wie könnt ihr euer Leben gestalten, wenn ihr es mit dem Wort Gottes lebt?
Ich darf euch das einfach so vorneweg sagen. Ich sage das frei und öffentlich, vor allem für diejenigen, die Probleme mit dem Bibellesen hatten. In all den Jahren, auch während meines gesamten Studiums, gibt es nichts in der Bibel, das ich bezweifeln oder mit meinem Verstand kritisieren müsste. Sicher gibt es Dinge, die ich nicht verstehe, aber ich weiß, dass mein Verstand auch nicht alles erfassen kann.
Ich bin fest davon überzeugt, dass sich alles so erfüllen wird, wie die Bibel es sagt. Wir werden staunen, wenn wir eines Tages aus der Ewigkeit zurückblicken auf diese Weltgeschichte und sehen, wie Gott alle seine Versprechen und Verheißungen eingelöst hat.
Noch viel wunderbarer ist für mich, dass Gott durch dieses Wort mit euch redet. Ihr wisst, dass Gott auch mit mir gesprochen hat. Wenn er nur ein Wort herausgreift, das vielleicht später euer Denkspruch wird, der euch zur Konfirmation gegeben wird – dieses Wort hat mich über viele Jahre hinweg geleitet und geführt. Es war für mich ein immer neuer Quell, aus dem ich immer wieder schöpfen konnte.
Ich habe darin Gewissheit gefunden, Licht auf meinem Weg. Ich weiß, wo ich meinen Weg gehen kann. Und das alles verdanke ich der Bibel, dem Wort Gottes.
Der Ärger über die Bibel und die Haltung des Königs Joachim
Aber jetzt wollte ich ja mit euch über die Geschichte von König Jojakim sprechen.
Mein erster Punkt: Man kann sich an der Bibel, am Wort Gottes, furchtbar ärgern. Könnt ihr euch vorstellen, wie sich so ein König auf seinem Thron fühlt? Man kann sich kaum vorstellen, wie seine Phantasie arbeitet.
Das muss ein sehr anspruchsvoller Job sein, wenn man auf dem Thron sitzt, und die Lakaien um den Thron herumwuseln, sich verbeugen und nur auf seine Kommandos warten. Für euch wäre das ja der absolute Traum. So etwas könntet ihr euch auch auf eurer Berufsliste vorstellen.
Jojakim war ein stolzer König. Wir waren mit unserer Reisegruppe im Kibbutz Ramat Rachel. Ramat Rachel ist jener Hügel ganz in der Nähe unseres Hotels. Man sah immer hinüber zu diesem einsamen Hügel, auf dem eine Burg ausgegraben wurde. Kein Tourist geht dorthin, weil es in Israel so viele aufregendere Sehenswürdigkeiten gibt als gerade die Paläste von König Jojakim.
Von diesem König, von dem hier die Rede ist, hat man in Ramat Rachel eine prunkvolle Burg ausgegraben, die er gebaut hat. Jeremia hat immer wieder gegen diese Bauten gewettert.
Jojakim war ein stolzer, prächtiger König. Er hatte eine große Armee und hat sogar gegen die Babylonier gekämpft. Er war mutig und unerschrocken. Mit 36 Jahren ist er im Feldzug gefallen. In den Worten Jeremias starb er wie ein Tierkadaver, wie ein Esel, unbeerdigt auf dem Feld, verwest. Niemand hat mehr nach ihm geschaut.
Wenn man das Leben dieses Königs Jojakim noch einmal betrachtet, spürt man direkt, wie er stolz auf seinem Thron sitzt. Da muss man eine Show abziehen, bluffen, angeben und prahlen. Man muss sagen: „Ich bin schließlich etwas wert!“
Als man ihm das Wort Gottes aus der Rolle des Baruch vorliest, ärgert sich der König. Er schneidet ganze Stücke dieser Buchrolle ab und wirft sie in die Kohlenpfanne, in das Feuer, das im Wintergarten brennt.
Die Relevanz der Bibel in der heutigen Zeit
Es gibt heute viele Menschen, die sagen, die Bibel sei altmodisch, langweilig und passe nicht in unsere Zeit. Nun, das Letzte davon stimmt: Die Bibel passt tatsächlich nicht in unsere Zeit. Unsere Zeit ist eine gottlose Zeit, die Bibel hingegen ist nicht gottlos. Unsere Zeit ist von Geldgier und Egoismus geprägt, und in diese Zeit passt die Bibel nicht.
Doch niemand sollte behaupten, die Bibel sei ein langweiliges Buch oder für uns uninteressant. Im Gegenteil, das hat auch König Joakim erkannt. Die Bibel bohrt nach, entlarvt und deckt auf. Sie ist ein eindrucksvolles Buch. Deshalb lesen viele Menschen die Bibel nicht – sie haben Angst vor ihr. Und viele ärgern sich darüber.
Die Bibel enthüllt auch bei König Joakim die Wahrheit. In dem Moment wollte er nicht wahrhaben, dass er längst verloren war. Er fühlte sich immer noch stolz und hielt sich mit beiden Händen so fest an seinem Thron, dass dieser zu wackeln begann. Politisch war schon alles verloren, doch er sonnte sich in der Ehre seiner Ratgeber, die sich vor ihm verbeugten und ihn bewunderten, sowie seiner Klaköre, die ihm zujubelten.
Deshalb möchte ich sagen: Je mehr ich über König Joakim nachgedacht habe, desto näher ist er mir gekommen. So verhalten wir uns oft auch selbst. Wir fühlen uns stolz und sagen: „Ich kann alles selbst, ich mache alles selbst, ich brauche niemanden.“ Das ist unser Stolz.
Die Botschaft Jeremias an den König und an uns
Was waren denn die Worte des Jeremia? Man kann ja im Prophetenbuch einmal nachschlagen. Jeremia hat sehr viel gesagt. Zum Beispiel: Verflucht ist ein Mensch, der sich auf Menschen verlässt, der sich auf sich selbst verlässt.
Merkst du nicht, König, warum du dich so aufregst? Du willst dich in deiner Größe so darstellen, doch es ist alles hohl. Man kann all die Worte nehmen, wenn Jeremia sagt: „Deine Augen und dein Herz sind auf nichts anderes gerichtet als auf unrechten Gewinn.“ Das passt doch auch für uns heute, oder nicht?
Oder ganz einfach: „Du gehorchst der Stimme meines Gottes nicht.“ Du gehorchst nicht. Jeremia war sehr religiös. Er hat alle möglichen Gottesbilder im Tempel aufstellen lassen, denn der Tempel war für alle Religionen offen. Aber er wollte das Wort Gottes nicht hören, das ihn kritisiert.
Er hat genau begriffen, und liebe Konfirmanden, ich wünsche euch, dass ihr das ganze Leben begreift. Darum ist die Bibel umstritten, weil man merkt: Entweder habe ich Recht oder die Bibel hat Recht. Und wenn die Bibel Recht hat, dann muss ich mich total verändern lassen. Ich muss ein ganz, ganz anderer, neuer Mensch werden. Mein Leben muss anders werden, so kann ich nicht mehr weiterleben.
Und das hat König Joachim genau so gespürt, nach wie vor. Als er sagte: „Ich muss weg, ich bleibe also das Wort Gottes.“ Ihr könnt es viel eleganter machen. Ihr könnt sagen: „Das lasse ich verstauben im Bücherschrank, ich will es nicht mehr anrühren, ich vergesse das.“
Vielleicht hat am Abend dieses Tages König Joachim in seinem Winterpalast aufgeatmet und gesagt: „So haben wir das hinter uns, das kommt nicht mehr ins Haus, die Sache ist erledigt.“ Aber man wird mit dem Wort Gottes so nicht fertig.
Man kann meinen, man hätte seine Entscheidung getroffen, aber das Wort Gottes bleibt wahr und gültig. Auch wenn Millionen Menschen es verwerfen, bleibt es wahr und gültig. Und es bleibt so, dass es unser Leben verändert und erneuert.
Auch wenn König Joachim nichts davon wissen will, auch wenn ihr nichts davon wissen wollt: Das Wort Gottes bleibt die Wahrheit, und es bleibt Gottes lebendiges Wort an uns.
Missverständnisse beim Umgang mit der Bibel
Warum sich Menschen darüber ärgern, war mein erster Punkt. Jetzt komme ich zum zweiten. Ich möchte die Gedanken immer ein wenig ordnen, damit wir nicht durcheinanderkommen.
Ein ganz schlimmes Missverständnis passiert. Warum ein Missverständnis? König Jojakim hat gar nicht richtig zugehört. Und das passiert beim Bibellesen ganz häufig. Ich weiß nicht, ob Sie jetzt wirklich zuhören. Ich habe oft in Kirchen gesessen und nicht geschlafen, sodass ich geschnarcht hätte. Aber die Gedanken waren eben irgendwo anders. Unsere Eltern drüben mit den Kleinkindern haben alle Hände voll zu tun, mit ihren Kindern zu spielen. Da fragt man sich: Kann ich überhaupt richtig hören, worum es heute geht? Was war das Thema? Was will Gott mir heute sagen?
Es gibt viele Ablenkungsgründe. Die Sorgen aus den vergangenen Tagen gehen mit uns mit. Bei König Jojakim war es ein anderer Grund, warum er so schlecht versteht. Er stößt sich an den harten Worten der Bibel. Ich höre das manchmal beim Bibellesen: „Mit dem werde ich gar nicht fertig. Da stehen so ganz, ganz harte Worte drin.“ Warum stehen die drin? Weil wir sie nötig haben.
An diesen harten Worten stößt sich Jojakim, aber das war ja nötig. Sein schlimmer Lebenswandel, sein Ungehorsam haben das verursacht. Die bösen Taten zwangen dazu, dass ihm auch manches harte Wort gesagt werden musste. Aber deshalb, liebe Konfrontanten: Die Bibel ist kein Schimpfbuch. Lies mal die Bibel, du merkst es sofort: Die Bibel ist eine große Liebeserklärung Gottes an dich.
Warum redet Gott manchmal so hart? Weil wir es nötig haben, damit wir uns nicht selbst zerstören. Es gibt Augenblicke, in denen es wirklich um Tod und Leben geht. Da muss uns das Wort Gottes klipp und klar sagen: Es gibt ein Gericht. Man kann von Gott in Ewigkeit verstoßen werden, man kann verloren gehen. Man kann das ganze Leben falsch leben. Das muss man doch wissen, wenn es so ist.
Gott muss uns warnen, wenn sich vor unserem Leben eine Gefahr auftut. Aber das Eigentliche der Bibel ist Gottes wunderbare Liebeserklärung. Das muss ich euch sagen. Selbst so ein korrupter König wie Jojakim bekommt Gottes Liebeserklärung.
Da war doch auch das Wort von Jeremia – nein, nicht von Jeremia, sondern von Gott durch den Mund Jeremias gesprochen: „Ihr macht euch löchrige Brunnen, die kein Wasser geben.“ Jojakim, merkst du nicht, dass dich all die Religion, die du da oben im Tempel hast, die so nach deinem Kopf ausgedacht war, dir keine wirkliche Hilfe gibt? Das ist doch nicht wahr, das ist doch bloß Menschenreligion. Merkst du es nicht?
Merkst du nicht, wie groß der Unterschied ist zwischen den Sachen, die die Propheten daherreden, die dir immer nur Beifall geben, und dem Wort Gottes? So heißt es heute in der Losung: „Wie ein Hammer ist der Felsen zu zerschmettern.“ Hast du es nicht gemerkt?
Ein anderes Wort von Jeremia: „Jede Turteltaube, jeder Kranich kennt beim Vogelzug im Winter seinen Weg, aber ihr kennt ihn nicht. Wo ihr hingehört, kennt ihr nicht eure Heimat.“ Merkst du nicht, wie der ewige Gott und Vater dich sucht, auch den König Jojakim? Und die Barmherzigkeit Gottes gilt ihm. Doch er merkt es gar nicht. Er geht einfach daran vorüber, ist blind dafür und hört überhaupt nicht hin.
Auch das ist ein Wort der Botschaft Jeremias gewesen: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, Gedanken des Friedens und nicht des Leides.“ Mensch, Jojakim, warum verbrennst du dieses Wort?
Es ist ein ganz schlimmes Missverständnis, wenn einer nur dorthin hört, wo es ihm wehtut. Das müssen wir! Das sind wirklich die Dinge in unserem Leben, wo unser Leben sich reibt mit der Bibel, mit dem Wort Gottes. Da ist immer Alarmzustand, weil Missstände da sind. Da wollen wir kein bisschen umformen, umschreiben oder modernisieren. Es muss immer so bleiben, damit Gott uns zurechtweisen kann und uns klar vor Augen führt, was nicht stimmt.
Aber das Schlimme ist, dass man das heilbringende Wort verliert. Das steht doch in der Bibel: Gott sucht dich, Gott will dich. Denk mal, wie furchtbar das ist, wenn jemand die Bibel im Schrank liegen lässt und nicht mehr in die Hand nimmt. Wenn er sie nicht mehr liest, findet er gar nicht mehr heim zu Gott.
Er bleibt irgendwo wie dieser Jojakim allein mit seinen frommen Gedanken, hört das tröstende und mutmachende Wort nicht mehr. Und wie erst recht in dieser Katastrophe, als Jerusalem unterging.
Jojakim hatte einen Vorfahren, den König Manasse. Der war in Gefangenschaft bei den Assyrern. Manasse war ein ganz schlimmer Lump und hat Rekorde an Gottlosigkeit in seinem Königreich aufgestellt. Aber als er in Haft war, hat er Gottes Barmherzigkeit gesucht – und gefunden. Das sagt die Bibel.
Das hat er sogar in seiner eigenen Familie erlebt. Man darf Gott suchen, und bei Gott gibt es so viel Vergebung. Das ist das Thema der Bibel. Es ist so groß, dass man eigentlich nie damit fertig wird, wie Gott nur vergeben und heilen will.
Die bleibende Kraft des Wortes Gottes
Jetzt noch ein letztes: Wie gut, dass wir Gottes Wort haben, liebe Konfirmanden. Manche von euch haben tolle Fahrräder, richtige Mountainbikes oder sogar halbe Motorräder. Ich stehe manchmal bewundernd davor und denke, was das für Instrumente sind – kostspielige Vermögen.
Aber was ist in sieben oder acht Jahren aus deinem Fahrrad geworden? Bei manchen ist es schon nach fünf Jahren kaputt. Was wird also in sieben oder acht Jahren aus deinem Fahrrad sein? Sagst du, es verrostet oder veraltet?
Was ist in fünfzehn Jahren aus deiner Wohnung geworden, deiner schönen Jugendbude im Elternhaus? Wahrscheinlich bist du dann schon ausgezogen. Was wird in fünfundzwanzig Jahren aus dieser schönen Birke sein? Sie lebt nicht so lange. Und was wird in fünfzig Jahren aus dieser Kirche sein? Ich fürchte, dass irgendwann einmal Leute kommen werden, die etwas Neues bauen wollen. Dabei fühlt es sich doch so an, als sei alles vergänglich.
Denk mal: In etwa siebzig Jahren wird wahrscheinlich kaum noch einer von euch leben. Vielleicht sind dann noch ein paar wenige in einem Pflegeheim und leben mühsam. Es geht ja unheimlich schnell. Wenn man so darüber nachdenkt, sieht man sein Leben vor sich – siebzig oder achtzig Jahre. Doch in unserer Welt geht eins nach dem anderen, und das alles geht schnell vorbei. Da wechseln die Mode und die Meinungen, die Jahrhunderte vergehen, und man denkt, das ist vergangen, das ist von gestern und schon vorbei.
Das Wort Gottes aber ist jeden Morgen völlig neu, wie der Tau, der die Wiesen bedeckt, so sagt die Bibel. Und die Gnade Gottes ist genauso neu. Wenn jemand meint, man müsste das Wort modernisieren – das haben schon viele gewollt. Doch alle Modernisierungen wurden nach kurzer Zeit Ladenhüter, nach denen niemand mehr griff. Sie wurden veraltet und uninteressant.
Immer wieder war das originale Bibelwort genau so durch die Jahrhunderte. Dieses Wort der Bibel, das Wort Gottes, in dem Gott redet, hat so viel bewirkt. Warum? Weil Gott selbst sein Wort bewahrt.
Schon damals, als der König das Wort verbrennen ließ, da verbarg Gott Jeremia. Er konnte seinem Schreiber Baruch noch einmal die gleichen Worte überliefern. Gott hat besondere Sorgfalt darauf gegeben, dass dieses Wort bewahrt bleibt. Auch durch alle verschiedenen Handschriften und Forschungen hindurch gibt es überhaupt keine Änderung am Wort Gottes.
Ich kann all die kritischen Apparate in den kritischen Textausgaben lesen: Das Wort Gottes bleibt durch die Jahrhunderte gleich, selbst in den alten Buchrollen vor Christus, die man gefunden hat. Es ist genau so, wie es bei uns ist, unverändert und wandelt sich nicht.
Dann liest man in diesem Buch, wie es dort beschrieben ist, in Jeremia 31, wie die Juden aus der Zerstreuung aus allen Ländern der Welt sich wieder sammeln. Sie werden weinen und auf die Höhen von Jerusalem kommen. Rachel wollte sich nicht mehr trösten lassen, weil ihre Kinder umgebracht wurden. Heute denken wir an den Holocaust.
Und dann kommen sie und besiedeln wieder Jerusalem. Jerusalem wird wieder aufgebaut, so wie wir es in diesen Tagen erleben. Man kann es sogar bis in die Geschichtsabläufe hinein erkennen.
Aber das, was dem Jeremia am wichtigsten war, ist, dass Gott einen Plan hat. Das verkündete er dort in Jeremia 31. Es war das Wort, das er Baruch diktiert hat: "Ich will euch mein Gesetz in euer Herz und in euren Sinn schreiben. Ich möchte aus euch Leute machen, die in meinen Geboten wandeln."
Gott will uns so verändern. Und ihr, liebe Konfirmanden, das zählt – wenn ihr am Ende nicht bloß ein Lippenbekenntnis am Konfirmationstag ablegt, sondern wenn Gott euch zu neuen, veränderten Menschen macht, wenn er in eurem Leben wohnt.
Und das ist die wunderbare Zusage, die ihr überall in der Bibel entdecken dürft.
Persönliche Ermutigung und Abschluss
Für mich war es so: Nach der Konfirmation war ich so beglückt, dass ich täglich in meiner Bibel forschen konnte.
Dann habe ich mir einen Stift genommen und die Stellen markiert. Bei uns sind das die schönsten Bibeln – ganz voll gemalt, mit Ausrufezeichen, Unterstreichungen und Farbstiften. Wenn man dann durchblättert und nach den Markierungen sucht, findet man all die großen, kräftigen Zusagen Gottes.
So bleibt unser Glaube nicht nur ein Tasten im Nebel. Auf einmal hat man eine ganz feste Grundlage und kann sagen: Ich glaube dir, mein Gott und Herr, und ich danke dir, dass ich deine Stimme, Jesus, hören darf. Du bist der gute Hirte, du musst mich führen.
Das wünschen wir euch, ihr lieben Konfirmanden. Und das ist auch für uns immer wieder neu zu entdecken. Amen.