Begrüßung und persönliche Vorstellung
Okay, guten Abend zusammen. Ich freue mich, heute bei euch zu sein, an diesem Pfingstjugendtag. Diesmal bin ich nicht alleine gekommen, sondern habe meine liebe Frau Anne Lore und auch unsere drei Kinder mitgebracht. Ihr seht die Kinder vielleicht manchmal ein bisschen herumlaufen: Lukas, Lisa und Eva Maria, sie sind etwa sieben, sechs und zwei Jahre alt. Die Zweijährige ist das „Monster“, die anderen sind ganz normal – wie letztes Jahr.
Für diejenigen, die mich nicht kennen: Ich war letztes Jahr schon hier, deshalb kennen mich einige von euch. Schön, dass man sich wieder begegnet, zumindest einigen wenigen Gesichtern. Oft tut es mir ein bisschen leid, wenn jemand sagt: „Hallo, Hans-Peter“, und ich wirklich nicht mehr weiß, wo oder wann wir uns getroffen haben. Aber ihr seid deshalb nicht weniger wertvoll. Das Problem ist nur, dass es technisch nicht anders geht. Im Himmel haben wir alle Zeit.
Für die, die mich noch nicht kennen: Ich bin Hans-Peter Reuer und komme aus Österreich, aus Schladming. Vielleicht kennt ihr Salzburg, und für die Skifahrer unter euch: Schladming kennt ihr bestimmt. Dort gibt es die Planei, die schnellste Herrenabfahrt der Welt, falls es jemand nicht weiß. Außerdem gibt es dort ein Zentrum namens Dauernhof. Das ist ein Bibelschulzentrum der Fackelträger, und ich bin dort seit neun Jahren der Leiter.
Ich bin 36 Jahre alt. Ich brauche euch nicht zu raten, aber ich sage es gleich: Ich bin seit elf Jahren verheiratet, und es wird jedes Jahr besser. Also könnt ihr euch aufs Heiraten freuen. Beruflich war ich zuerst Automechaniker, danach neun Jahre lang Bergführer und Skilehrer, bevor ich dann im Dauernhof begonnen habe.
Einführung ins Thema Perspektive
Für heute Abend ist das Thema Perspektive. Ich habe mir überlegt, was ich machen soll. Lange ist mir nichts eingefallen, aber dann kam mir der Gedanke: Gott schenkt es. Ich bete immer für die Menschen, für ihr Anliegen. Gott, du kennst die Menschen, die hier sind. Ich kenne sie nicht, aber du kennst sie und ihre Probleme. So kann ich nur darauf vertrauen, dass Gott heute Abend durch sein Wort zu euch sprechen möchte.
Wie ich das tun möchte: Am Anfang werden wir ein paar Gedanken haben, die in das Thema einleiten – nämlich Perspektive. Was bedeutet Perspektive? Das ist ein Wort, das ich früher nicht kannte. Jetzt habe ich nachgeschaut: Es bedeutet eine Sache der Ansicht. Es kommt darauf an, wo du dich befindest und wie du auf eine Sache schaust. Das hat mit Perspektive zu tun.
Die Schwester Renate zeigt den Dir-Aberrat. Es wäre gut, wenn ich dich sehen könnte. Können wir da beginnen? Siehst du das schon? Ja? Okay. Es wäre gut, wenn ich dich hier sehen könnte, denn dann weiß ich, was ich sagen muss.
Perspektive in der Natur und im Bergsteigen
Im Sommer, ja, ich habe es jetzt, danke. Im Sommer ist die Technik ja wirklich beeindruckend. Ich sehe das hier – es ist ja nett. Am Dauernhof gibt es solche Bergprogramme. Das ist nicht einzigartig, solche Programme gibt es öfter.
Aber da ich neun Jahre lang Berg- und Skiführer war – nicht Fischführer, sondern Skiführer – habe ich natürlich eine ganz besondere Beziehung dazu. Ich war auch Schafhirte, darum komme ich da manchmal durcheinander.
Wenn du am Berg bist, ist es immer eine Sache der Perspektive, was du siehst. Wenn du oben am Berg bist, so wie dieses Mädchen dort, dann siehst du den großen Raum. Du kannst das Nächste erkennen. Man sieht die gewaltige Pracht der Berge. In Österreich haben wir hohe Berge. Die Schweiz ist etwas schlechter dran, dort gibt es nicht mehr so viele hohe Berge. Es gibt zwar ein paar, und ich habe auch einige Schweizer gute Freunde. Darum muss ich das sagen. Aber das große Bild ist beeindruckend.
Manchmal kann man sich von den großen Bildern so beeindrucken lassen, dass man die kleinen Bilder übersieht. Und das ist wiederum eine Sache der Perspektive. Wenn du so etwas sehen möchtest – wie das nächste Tier, das ist eine Teufelskralle, so heißt diese Blume – dann musst du auf den Bauch gehen. Du musst ganz nah heran. Es ist eine Sache der Perspektive.
Oben am Berg siehst du das nicht. Du musst mit dem Gesicht zum Boden. Beides ist schön und beides existiert. Aber wenn du oben am Gipfel stehst und das gewaltige Panorama siehst, existiert die Blume für dich gar nicht. Wenn du die Blume siehst, existiert für dich die Welt drumherum nicht. Aber beide gibt es. Es ist immer eine Sache der Perspektive.
Oder man kann einerseits von unten etwas anschauen, sozusagen Betrachter sein. Oder man kann selbst klettern gehen. Es ist eine Sache der Perspektive, ob du unten stehst und sagst: „Die sind ja ganz schön blöd, die klettern da rauf und fallen wieder runter“, während du den dritten Kaffee trinkst und den zweiten Hamburger isst und immer runder wirst.
Oder wenn du oben stehst und dich selbst beteiligst, hast du eine ganz andere Perspektive auf das Leben, jetzt mal vom Bergsteigerischen gesehen.
Oder du siehst hier einen Berg, das ist übrigens der Dachstein, der berühmte Dachstein, die Südwand. Du denkst, das ist nur ein Berg. Der existiert für dich, sonst existiert nichts.
Aber das Nächste dann? Wenn du einen Blick hineinwirfst in die Höhle – das ist so ein schöner Ausblick, würde ich das Bild nennen – dann siehst du ganz andere Dinge, die im Berg drinnen sind. Aber die existieren für dich nicht, solange du dich nicht in den Berg hineinbewegst.
Unterhalb vom Dachstein gibt es eine Höhle, und da drinnen gibt es viele schöne Dinge zu sehen. Dort sieht man wunderschöne Sachen, wie diese hier. Aber die siehst du nicht, wenn du von außen drauf schaust. Du musst hineingehen, du musst das Innen kennenlernen.
Beides existiert, aber es kommt darauf an, wo du stehst.
Faszination Höhlen und unterschiedliche Perspektiven im Leben
Nächstes: Höhlen sind faszinierend. Ich liebe Höhlen, weil das ein Gebiet in Europa ist, in dem du noch der erste Mensch sein kannst, der sie entdeckt. Es gibt noch viele unentdeckte Höhlen. Die Höhle haben wir mit ein paar Freunden erforscht, zu viert eigentlich.
Nächstes: Es gibt viele Kleinigkeiten zu entdecken. Das Bild hier ist nur so groß, sieht aus wie ein großes Bild, ist aber eigentlich nur sehr klein. Oder drinnen merkst du das Sehen. In der Höhle gibt es zweihundert Meter hohe Wände – da sind Berge im Berg. Das sieht man nur, wenn man drinnen ist.
Nächstes: Oder du kannst... Wer war das, wer hat jetzt gepfiffen? Der soll bitte nachher zu einem seelsorglichen Gespräch kommen. Am Flussufer sitzen oder nächstes Mal? Nächstes, ja. Aha, das ist das Falsche. Na gut, jetzt haben wir uns übersprungen, macht nichts, ich habe es ja nicht gesehen.
Oder du kannst mittendrin im Fluss sein. Eine andere Perspektive, wenn du am Ufer sitzt oder wenn du mittendrin bist.
Nächstes: Du kannst träumen. Es gibt Zeiten im Leben, da sind sie richtig schön, man entspannt sich. Oder es gibt Zeiten, wo es mal lustig ist. Das hier ist ein Mitarbeiter von mir, nicht der Linke, sondern der Rechte. Und dann gibt es wieder Zeiten, wo das Leben ganz verrückt spielt, wenn gar nichts geht, so wie man sich das vorstellt. Im Englischen sagt man „upside down“. Auch solche Zeiten gibt es.
Nächstes: Es gibt Zeiten, wo man ins Wasser fällt oder fast. Darüber werden wir heute sprechen: die Zeiten des Sturmes am Berg. Wenn du so im Sonnenschein bist, ist das ja wunderschön. Wenn es allerdings schneit, stürmt und kalt ist, dann ist es nicht unbedingt schön.
Das ist ein Bild, das mir sehr gefällt: ein Gipfelkreuz. Die Gipfelkreuze gibt es übrigens nur in den Alpen. Das ist eine Tradition der Alpen. Ich finde es schön, auf jedem Berggipfel ein Kreuz zu sehen – eine Erinnerung an den, der das gemacht hat und durch den es geschaffen wurde. Dieses Kreuz ist mit Raureif und Eis bedeckt. Das gefällt mir.
Das ist das Leben mit Jesus Christus: erfüllend, aber nicht einfach. Aber ich möchte euch eines sagen: Ich möchte kein einfaches Leben, ich möchte ein erfülltes Leben.
Weiter: Dann gibt es Zeiten, in denen du ausgetrocknet bist und froh bist, wenn du ein bisschen Durst stillen kannst. Morgen Nachmittag werden wir darüber sprechen – von der Verzweiflung in die Hoffnung. Es gibt Zeiten der Verzweiflung, in denen man dann in die Hoffnung kommt. Wie das geht, werden wir auch morgen sehen.
Es gibt Zeiten, wenn du von unten heraufschaust und die Probleme weit weg sind.
Weiter: Und dann gibt es Zeiten, wo du mitten drin steckst.
Drittens: Ich bin auch in der österreichischen Bergrettung und Höhlenrettung tätig. Fast jedes Jahr müssen wir einige Tote bergen, das ist bei der Bergrettung so.
Wenn du von unten rauf schaust, dann sieht ein Berg im Schnee ganz schön aus. Wenn du mittendrin bist, dann kann ein Berg im Schnee tödlich sein – oder es kann so sein wie in diesem Fall hier.
Es ist immer eine Frage der Perspektive, ob du in der Wand hängst und fast tot bist oder unten stehst und schön nach oben schaust. Oder ob du dann gerettet werden musst.
Darüber werden wir auch sprechen. Gott sei Dank gibt es einen Retter.
Gemeinschaft und Herausforderungen in der Höhlenforschung
Nächstes. Was ist das? Ah, das ist eine Höhle.
Eine nette Gemeinschaft in der Höhle – das war vor ein paar Jahren. Mit meinen Kollegen haben wir ein neues Gebiet erforscht. Dort richtet man sich kleine Lager ein.
In der Höhle selbst muss man nach zwei, drei Tagen drinnen bleiben, weil sie so tief ist. Man schläft dann dort, hat eine nette Gemeinschaft und geht danach weiter.
Die neuen Gebiete sind etwas schwierig zu erforschen. Oft geht es hunderte Meter überhängend nach oben. Es gibt zum Beispiel einen hundert Meter Überhang. Für neunzig Meter haben wir neun Tage gebraucht.
Auf dem nächsten Bild sieht man Hans, einen lieben Freund, der abgestürzt ist. Die Haken waren falsch oder wir hatten die falschen. Zum Glück war er nicht tot. Plötzlich eröffnete sich eine ganz neue Perspektive, die sich wirklich lohnt.
Wir haben ihn nach 24 Stunden herausgebracht. Er war im Schock, ist aber durchgegangen und geklettert. Er hat es überstanden.
Solche Situationen eröffnen ganz neue Perspektiven.
Die Perspektive Jesu als Lebensquelle
Nächstes. Die Perspektive, von der wir an diesem Pfingsttag sprechen, ist immer die Perspektive Jesu. Für manche mag sie so erscheinen, als ob sie nicht existiere, aber sie ist da. Du bist nur noch nicht hineingekommen.
Nächstes. Das lebendige Wasser – das ist ein schönes Bild: lebendiges, frisches Wasser. Es ist eine wunderbare Wahrheit, denn sie stimmt tatsächlich.
Nächstes. Das Brot des Lebens. Weißt du, was auch schön ist an unseren Sommerprogrammen? Dort hast du nicht mehr viel zu essen. Du brauchst auch gar nicht so viel und freust dich an dem Wenigen, das du hast. Ein Leibbrot ist wie eine Königsmahlzeit. Es ist eine schöne Erfahrung, das zu erleben.
Paulus hat gesagt: „Ich bin voll.“ Das hat er im Gefängnis gesagt. „Ich bin übervoll, ich habe alles.“ Das ist eine Fülle, die wir oft nicht kennen.
Nächstes. Das ist ein Blick, ein Blick der Hoffnung. Sie war froh, bald oben zu sein – das merkt man. Oder bald unten zu sein – runter kommt man immer irgendwie.
Nächstes. Mit diesem Bild möchte ich abschließen. Es ist unsere Perspektive, die im Heiligen Wort beschrieben wird. Die Heilige Schrift an sich rettet niemanden. Es ist die Person, über die gesprochen wird, die rettet. Darüber möchte ich jetzt ein wenig sprechen.
Danke, Schwester Renate. Wir möchten noch gemeinsam beten.
Gebet und Übergang zur Frage nach der eigenen Perspektive
Himmlischer Vater, ich möchte dir von Herzen danken für deine unendliche Gnade und das Geschenk deiner Wahrheit. Danke, Herr, dass wir durch dich eine neue Perspektive erhalten.
Oftmals scheinst du unrealistisch, nicht existent zu sein – etwas, das man sich kaum vorstellen kann. Aber Herr, ich danke dir, dass du die Wahrheit bist. Wenn man einmal drinnen ist, erkennt man, dass du wirklich existierst – so wie wenn man in eine Höhle geht und ihre Schönheiten betrachtet.
Herr, mein Gebet ist, dass wir diese Perspektive kennenlernen dürfen. Die Umstände mögen oft dieselben bleiben, doch wir erhalten einen ganz neuen Blick auf diese Situationen. Darum geht es dir.
Das ist mein Gebet, Herr, für uns alle: ein ganz einfaches Gebet. Möge dein Name gepriesen werden. Mögen Menschen in deinem Namen gesegnet werden. Amen.
Einführung in die Frage nach der eigenen Lebensperspektive
So, wie es dir heute geht, habe ich keine Ahnung. Ob es dir gut oder schlecht geht, hängt direkt davon ab, welche Perspektive du auf das Leben hast.
Ich habe jetzt eine Frage an dich: Wie geht es dir? Gut, schlecht oder mittelprächtig?
Als ich 1981 zum ersten Mal in den USA war, als Skilehrer, hat mich eine Sache anfangs sehr frustriert. Die Amerikaner sind unheimlich nett, und sie hatten den Eindruck, es sei ein Paradies. Jeden Tag früh morgens, wenn ich zur Arbeit in die Skischule ging, hat mich jeder, der mir begegnet ist, gefragt: „Hans Bitter, how are you? How are you doing? How is it going? And how are you?“
Sie blieben nicht stehen, um wirklich zu hören, wie es mir ging. Der eine war schon wieder weg, da kam der nächste mit einem „Good morning, Hans Bitter, how are you doing?“ Auch der blieb nicht stehen und war schnell wieder weg.
Alle haben mich gefragt, wie es mir geht, aber keiner war wirklich daran interessiert. Warum wohl? Das ist sicherlich zum Teil einfach eine Floskel, wie bei uns das „Wie geht es dir?“, bei dem man sowieso nicht wirklich wissen will, wie es dem anderen geht.
Wenn wir zum Beispiel fragen „Wie geht es dir?“, rechnen wir eigentlich damit, dass der Gefragte unehrlich ist und „Gut“ sagt. Damit rechnest du, das weiß ich. Darum frag mich gar nicht.
Manchmal ist es mir passiert, dass ich selbst gefragt habe: „Wie geht es dir?“ Obwohl ich in Eile war, habe ich gefragt. Und dann sagt die andere Person: „Moment mal“, nimmt mich am Zipfel und fragt: „Wie lange hast du Zeit?“ Nach einer Stunde bereust du es, die Frage jemals gestellt zu haben.
Vorstellung des Apostels Paulus als Beispiel für Lebensperspektive
Aber ich möchte euch heute Abend einen ganz besonderen Gast vorstellen, den ich mitgebracht habe. Wir wollen diesen Gast einmal fragen, wie es ihm so geht. Wisst ihr, wer dieser Gast ist? Ein ganz spezieller. Einige von euch kennen ihn wahrscheinlich, zumindest vom Hören sagen: Das ist Paulus von Tarsus.
Ich habe ihn heute mitgebracht, und wir fragen ihn: Paulus, wie geht es dir so? Wisst ihr, was Paulus dir antworten würde, wenn er heute hier wäre und du ihn fragst, wie es ihm geht? Paulus würde dir genau diese Antwort geben. Weißt du, was er sagen würde?
Er würde sagen: Danke für die Nachfrage. In allem bin ich bedrängt. Und du denkst dir: Mensch, jetzt fängt er auch schon damit an. Aber dann sagt er: Ich bin nicht erdrückt. Ich habe keinen Ausweg, aber ich bin nicht ohne Ausweg. Ich bin verfolgt, aber nicht verlassen. Ich bin niedergeworfen, aber nicht vernichtet.
Paulus sagt also: Wenn du ihn fragen würdest, wie es ihm geht, würde er sagen: Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, ich bin unheimlich bedrängt. Aber ich muss dir auch sagen, ich bin nicht erdrückt. Ich muss eingestehen, ich sehe keinen Ausweg mehr, ich bin hilflos. Aber ich muss noch hinzufügen, ich bin niemals ohne Ausweg.
Und es ist eine Tatsache, wenn du mich schon fragst: Ich bin andauernd verfolgt, aber ich möchte dir noch etwas dazu sagen: Ich bin nicht verlassen. Und ich muss zugeben, ich bin anständig niedergeworfen, aber ich muss auch sagen, ich bin nicht vernichtet. Das wäre die Antwort von Paulus.
Die Ehrlichkeit und Hoffnung des Paulus
Wisst ihr, was mir an dieser Antwort gefällt? Paulus ist einerseits ehrlich und tut nicht so, als ob alles in Ordnung wäre. Andererseits klagt er nicht stundenlang darüber, wie schlecht es ihm geht, und fängt nicht an zu jammern. Er ist absolut realistisch.
Wisst ihr, was Paulus sagt? Er sagt: „Ich muss zugeben, das Leben ist ganz schön schwer. Aber inmitten dieser Schwierigkeiten habe ich ein Geheimnis entdeckt, und dieses Geheimnis möchte ich euch jetzt verraten.“ Paulus fragt: „Wie geht es dir?“ Und er sagt: „Ich muss zugeben, ich bin sehr bedrängt, aber nicht erdrückt.“
Ich habe einen ganz lieben Freund bei mir zu Hause. Sein Name ist Peter. Wenn ich an einen Menschen denke, der bedrängt ist, dann denke ich an ihn. Er ist ungefähr in meinem Alter. Vor etwa sieben oder acht Jahren hat er begonnen, ein Haus zu bauen – zusammen mit seiner lieben Frau und fünf Kindern. Seine Frau ist seit drei Jahren psychisch schwer krank und oft monatelang in der Klinik, nicht nur tagelang. Die Kinder sind teilweise sehr schwierig, was auch mit gesundheitlichen Problemen zusammenhängt. Sie haben ein Haus gebaut und sind voller Schulden.
Peter arbeitet nachts bei der Bahn. Tagsüber ist er zuhause und kümmert sich um die Kinder. Aber wisst ihr was? Ich habe Peter noch nie jammern hören – nicht einmal. Wann immer ich ihn sehe, ist er ehrlich, wie es ihm geht, aber er hat sich nie beklagt. Für mich ist er ein Mensch, der bedrängt, aber nicht erdrückt ist.
Dann sagt Paulus: „Wenn du mich schon fragst, ich muss zugeben, ich sehe keinen Ausweg mehr.“ Ich bin so froh zu wissen, dass der Apostel Paulus keinen Ausweg wusste. Leute kommen manchmal zu mir mit ihren Problemen, und ich muss ehrlich sagen, ich habe keine Antwort. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
In unserer Zeit glauben wir ja, wir müssten für jedes Problem eine Lösung haben – möglichst schmerzfrei, billig, professionell und schnell, am besten sofort. Wisst ihr was? Paulus würde es heute schwer haben. Er hat gesagt: „Ich muss zugeben, ich sehe keinen Ausweg, ich habe keine Antwort.“ Aber wisst ihr, was er dann noch sagt? „Ich möchte euch noch etwas sagen: Ich bin niemals ohne Ausweg. Die Hoffnung habe ich nicht verloren.“ So geht es Paulus.
Dann sagt Paulus: „Ich bin verfolgt, aber nicht verlassen.“ Das Wort „verfolgt“ im Griechischen bedeutet so viel wie „gejagt“. Das Bild ist, als ob ein Jäger mit einem Speer hinter dir her ist und dich erstechen möchte. Für den Jäger mag das Spaß sein, für dich nicht.
Weißt du, wenn heute Jäger auf Treibjagd gehen, haben sie großen Spaß dabei. Aber ich möchte sie mal als Reh sehen. Dann würden sie aufhören zu trinken und hätten keinen Spaß mehr. Ich darf ja nichts sagen – ich habe selbst mal die Jagdprüfung im Bundesheer gemacht. Es war mir langweilig, also habe ich es getan.
Außerdem habe ich mal in Australien auf einer Schaffarm gearbeitet. Dort hat mir der Manager befohlen, Kängurus zu erschießen. Ich habe etwa 40 Kängurus erschossen. Das war für mich irgendwie ganz nett, mit dem Motorrad hinterher und so weiter. Aber für das Känguru war das überhaupt kein Spaß.
Weißt du, es kommt immer auf die Perspektive an. Es ist eine Sache der Sichtweise, ob du Jäger oder Gejagter bist. Der Apostel Paulus sagt hier: „Mir geht es dauernd wie einem gejagten Tier. Wo immer ich das Evangelium verkünde, renne ich gegen eine Mauer. In welcher Stadt ich auch hingehe, die Leute verjagen mich, werfen mich ins Gefängnis, beschimpfen mich und schlagen mich.“
Aber dann sagt Paulus dazu: „In all diesen Zeiten möchte ich euch nochmals sagen, habe ich mich nicht einmal verlassen gefühlt.“
Beispiel David Livingstone und die Kraft des Glaubens
Ich möchte euch ein Zitat von David Livingstone vorlesen. Er sprach zu einer Gruppe von Studenten in Glasgow, Schottland. Als er das Rednerpult betrat, konnte man die Spuren seiner schweren Zeit in Afrika deutlich erkennen.
Er hatte dreißig schwere Krankheiten durchgemacht, und sein linker Arm war vom Löwen zerschmettert worden. Trotz all dieser Leiden stand er vor den Studenten und sagte: „Wollt ihr wissen, was mir all diese Jahre hindurch geholfen hat durchzuhalten? Dort im Exil, zwischen Menschen, deren Sprache ich nicht verstand, von denen ich nie sicher sein konnte, ob sie mir freundlich oder feindlich gesinnt waren?“
„Wisst ihr, was mir geholfen hat, durchzuhalten? Es war das Wort eines Gentlemen, meines Erlösers: ‚Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Weltende.‘ Auf diese Worte habe ich mich gestützt, und ich wurde niemals enttäuscht.“
Das ist das Beispiel eines Menschen, der verfolgt, aber niemals verlassen wurde. Und dann das Letzte, was Paulus sagt: „Nie be geworfen, aber nicht vernichtet.“ Habt ihr schon mal im Boxkampf zugeschaut? Da geht es ja hart zur Sache. Die Kämpfer schlagen sich, und wenn einer niedergeht, wird gezählt: eins, zwei, bis zehn. Bei zehn ist der Kampf vorbei.
Und wisst ihr, was Paulus hier meint? „Mir geht es genauso. Ich falle dauernd nieder im Ring, aber bei neun stehe ich immer wieder auf. Ich bin niemals k.o., ich bin nicht geschlagen.“ So beschreibt Paulus sein Leben.
Wenn Paulus heute hier wäre – und er ist es, zumindest im Geist – und wir ihn fragen würden: „Wie geht es dir?“, dann würde er genau das schildern. So ist es Paulus gegangen: ganz realistisch, erdrückt, aber ohne Ausweg.
Reflexion zur eigenen Lebenssituation
Wie geht es dir so? Fühlst du dich erdrückt? Oder kannst du ganz ehrlich sagen: „Ich muss sagen, das Leben ist nicht allzu fein zu mir. Ich bereue Dinge, die ich getan habe, aber ich bin nicht erdrückt“?
Ich möchte jetzt noch ein bisschen Zeit mit euch verbringen und über eine wichtige Frage sprechen: Warum konnte Paulus in all seiner Bedrängnis so positiv bleiben? Genau darum geht es. Warum konnte er so leben, wie er lebte?
Dazu habe ich ein paar Punkte vorbereitet. Haltet ihr noch ein bisschen durch? Geht es noch ein bisschen? Wenn nicht, ist das auch kein Problem. Ich werde nicht mehr allzu lange sprechen. Aber es sind Dinge, die mir sehr am Herzen liegen und die mir selbst sehr helfen.
Gründe für die positive Haltung des Paulus
Paulus war sich zuerst bewusst, welch ein Vorrecht es ist, ein Kind Gottes zu sein. In 2. Korinther 4,1 sagt Paulus: „Darum, da wir diesen Dienst haben, weil wir Erbarmen gefunden haben, ermatten wir nicht.“
Warum ermattet Paulus nicht? Er weiß, dass er Erbarmen gefunden hat. Für manche Menschen und auch für viele Christen ist das Leben eine einzige Qual. Für manche Pfarrer ist die Gemeinde ein Chaos. Für manche Jugendleiter ist ihre Dini-Gruppe eine Katastrophe.
Wo ich hinkomme, höre ich oft: „Es ist schwer, meine Gemeinde ist steiniger Boden.“ Oder: „Bei mir ist es besonders schwer, meine Dinis hören überhaupt nicht zu.“ Einige Christen sehen ihr Leben als Christ sogar als eine einzige Strafe. Andere Christen sehen ihr Leben als das größte Vorrecht.
Ob du dein Leben als Last oder als Vorrecht empfindest, ist eine Frage der Perspektive. Bist du dir bewusst, dass du Erbarmen gefunden hast und deshalb leben und dienen darfst? Oder ist dein Leben eine einzige Last geworden?
Der Grund, warum heute viele Christen ausbrennen, ist, dass ihr Dienst und ihr Leben nur noch eine Belastung sind – von vorne bis hinten. Und es stimmt, menschlich gesehen kann meine Arbeit eine Katastrophe sein, wenn ich mir die Leute anschaue – nicht ihr natürlich.
Aber wenn ich die Perspektive Gottes einnehme, dann bin ich beschenkt. Plötzlich kommt frischer Wind hinein. Ich habe das Vorrecht, zu Jesus zu gehören. Es ist so schön: Ich habe jemanden, zu dem ich gehen darf.
Jesus sagt: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Nicht ein anderer, ich!
Verantwortung gegenüber anderen als Motivation
Zweitens: Warum konnte Paulus positiv bleiben? Er war sich immer bewusst, dass er ein Schuldner an seinen Nächsten ist. Wisst ihr, was Paulus im fünften Kapitel sagt? Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir Menschen.
Heute traut man sich ja fast nicht mehr, Menschen zu überreden. Paulus hat es getan; er würde heute gar nicht mehr reinpassen. Heute ist man ja „in“, wenn man tolerant ist. Paulus hingegen hat gesagt: „Wir überreden Menschen.“
Weißt du warum? Im Vers 14 heißt es: „Denn die Liebe Christi drängt uns dazu.“ Paulus war sich bewusst, dass er ein Schuldner an seine Leute in dieser Welt ist. Er schuldet ihnen das Evangelium.
Paulus beklagt nicht die furchtbaren Umstände in dieser Welt, und er resigniert auch nicht. Stattdessen geht er hinaus und sagt: „Ich schulde euch das Evangelium.“ Darum war er so positiv.
Du kannst einerseits die furchtbaren Umstände der Welt beweinen oder über die Teilnahmslosigkeit deiner Dienstgruppe verzweifeln. Oder du kannst dir ins Bewusstsein rufen: „Ich schulde diesen Menschen etwas, egal ob ich etwas zurückbekomme. Ich bin ein Schuldner.“
Erinnere dich nicht so sehr an deine Rechte, vor allem wenn du im vollzeitlichen Dienst stehst. Erinnere dich an deine Pflichten: Du bist ein Schuldner. Und wir alle sind Schuldner an dieser Welt. Du schuldest dieser Welt das Evangelium.
Paulus war sich dessen vollkommen bewusst.
Selbstbewusstsein und Dienstmotivation
Das dritte Warum: Wie konnte Paulus so positiv bleiben?
Im Kapitel 4, Vers 5 bewahrte er ein gesundes Selbstbewusstsein. Ich lese euch vor, was ich damit meine: „Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Christus Jesus als Herrn, uns aber als eure Sklaven um Jesu willen.“ Im Vers 11 heißt es: „Um Jesu willen.“ Paulus ist nicht hier, um über sich selbst zu reden, sondern um über Jesus zu sprechen. Er kommt nicht, um bedient zu werden, sondern um zu dienen.
Man ist nicht in der Welt, um bekannt zu werden, sondern um Jesus bekannt zu machen – um Jesu willen. Es geht nicht darum, auf unsere Kosten zu kommen, sondern darum, dass der auf seine Kosten kommt, der uns gerettet hat. Dieses Denken ist uns heute fremd geworden und passt nicht mehr in unsere Zeit.
Kennt ihr die Werbung bei uns in Österreich? Da gibt es Seifen- und Cremewerbung, und was immer. Wisst ihr, was sie zum Schluss sagen? „Weil ich es mir wert bin.“ Alles dreht sich nur um mich: „Was habe ich davon?“ Dieses Denken wäre für den Apostel Paulus unvorstellbar gewesen.
In unserer heutigen Welt ist es wichtiger, sich selbst zu verwirklichen, als die Pflicht zu erfüllen. Aber ich sage euch: Es ist viel erfüllender, die Pflicht zu erfüllen, als sich selbst zu verwirklichen. Denn ehrlich gesagt, hast du sowieso nicht viel zu verwirklichen. Und ich auch nicht.
Früher hat man Kinder erzogen – die Generation meiner Eltern. Ich hatte auch einen ziemlich strengen Vater, das muss ich ehrlich zugeben. Es hat mir nicht immer gefallen, aber heute bin ich dankbar dafür. Früher hat man Kinder erzogen, das Richtige zu tun. „Kind, du musst das tun, was richtig ist.“
Und wisst ihr, was das Resultat war? Die Kinder wurden glücklich. Heute schauen Eltern oft nur darauf, dass ihre Kinder glücklich sind – auch wenn sie das Falsche tun. Und wisst ihr, was das Resultat ist? Die Kinder werden unerfüllt.
Ich möchte euch wirklich ermutigen: Wir wissen, was recht ist. Micha Kapitel 6, Vers 8 sagt: „Man hat dir mitgeteilt, o Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: Recht zu üben, Güte zu lieben und demütig zu sein vor deinem Gott.“ Wir wissen genau, was wir tun müssen.
Pflichterfüllung ist viel erfüllender als Selbstverwirklichung. Denn ich muss dir ehrlich sagen: Ganz egal, welcher Mensch du bist, deine Selbstverwirklichung ist sehr limitiert.
Wir werden noch mehr darüber sprechen, gerade auch in den Morgengesprächen mit den Jungs oder mit den Männern – manche sind älter als ich, entschuldige. Weißt du was? Wenn du dich vor allem mit dir selbst beschäftigst, hast du ein Problem. Je mehr du dich mit dir selbst beschäftigst, desto größer werden deine Probleme.
Je größer deine Probleme erscheinen, desto mehr bedrücken sie dich. Je mehr dich deine Probleme bedrücken, desto eher kollabierst du. Das ist ein Kreislauf. Wenn du dich nur um dich selbst kümmerst, kann ich dir schon heute gratulieren: Du kollabierst. Denn das ist ein tödlicher Kreislauf.
Paulus gibt uns einen besseren Ratschlag. Er sagt: Vergiss nie, welches Vorrecht es ist, Gottes Kind sein zu dürfen. Zweitens: Schau dich um – du schuldest den Menschen um dich herum das Evangelium. Und drittens: Vergiss nicht, dass du nicht das Zentrum des Universums bist.
Wenn du diese drei Dinge bewahrst, hast du gute Grundlagen und wirst nicht kollabieren.
Ewige Perspektive als Lebensgrundlage
Das Vierte: Dann bin ich bald fertig. Paulus sieht sein Leben im Lichte der Ewigkeit. Er weiß das, wie er in Kapitel vier, Vers 13 und 14 schreibt: „Da wir aber denselben Geist des Glaubens haben, nach dem, was geschrieben steht: Ich habe geglaubt, darum habe ich geredet, so glauben wir und darum reden wir, denn wir wissen, dass der, welcher den Herrn Jesus auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferweckt hat und sich vor sich stellen wird.“
Paulus wusste, dass der Gott, der Jesus von den Toten auferweckt hat, auch ihn auferwecken wird. Er lebte mit einer ewigen Perspektive.
Wisst ihr, das Problem in unserer Welt ist vielleicht auch gerade in deinem und meinem Leben – übrigens, fühle dich niemals angepredigt. Alles, was ich predige, predige ich zu mir selbst. Nach den meisten Predigten gehe ich auf mein Zimmer und sage zu mir: „Busse“, denn Gott hat zu mir gesprochen. Ich predige nicht als jemand, der alles besser weiß. Ich bin nur einer von euch und möchte einige Dinge weitergeben, die Gott mir gezeigt hat.
Weißt du, das Problem, das wir haben, ist, dass wir nur das Hier und Jetzt sehen. Wenn das Hier und Jetzt schlecht ist, dann geht es mir auch schlecht. Aber das ist alles materiell. Wenn du dich an materiellen Dingen festhältst, weißt du, was dein Problem ist? Alles rinnt dir weg.
Ich bin 36 Jahre alt, und es rinnt auch mir weg. Für manche bin ich ja schon so gut wie tot, das weiß ich. Als ich 18 war, dachte man über jeden über 30: „Vergiss ihn, bei dem hängt der Zettel schon am Rücken.“ Jetzt bin ich 36, das Leben rinnt weg, und ich muss sagen, ich bin so dankbar, dass ich nicht nur dieses Leben habe.
Dieses Leben hier wird immer schlechter. Mein Knie ist schon ein paarmal operiert worden, es funktioniert nicht mehr richtig. Oben lässt es auch nach, es wird alles schlechter. Dieses Leben vergeht.
Wenn du jetzt 18 Jahre alt bist, wirst du mir vielleicht sagen: „Hans-Peter, Blödsinn!“ Ich sage dir: Dein Leben vergeht. Mit 18 sieht man das nicht. Man macht sich nichts daraus. Ich war zweimal so blöd wie du, als ich 18 war. Ich war wirklich blöd. Ich meine das nicht nur zum Spaß. Ich habe Dinge getan, die nicht gut, nicht nett sind, und ich habe mich getäuscht.
Weißt du, es gibt eine andere Möglichkeit. Wir können lernen, dieses Leben im Licht der Ewigkeit zu sehen. Und das müssen wir tun, wenn wir erfüllt sein wollen und nicht kollabieren wollen.
Paulus sagt hier Folgendes: Er sagt, der heutige Tag bietet zwei Möglichkeiten. Als meine Frau und ich heute früh die Kinder weggebracht haben, habe ich mich nicht so wohl gefühlt. Wenn ich heute gestorben wäre, wäre es mir gar nicht so unrecht gewesen. Wenn es ihr nicht so gut geht, denkt man: „Ah, es wäre gut, wenn es vorbei ist.“ Perspektive Sache. Dann habe ich Aspirin genommen und gedacht: „Dann möchte ich doch noch ein bisschen weiterleben.“
Aber Paulus hat jeden Tag gesagt: Der heutige Tag bietet zwei Möglichkeiten. Eine Möglichkeit ist: Ich werde überleben. Wenn das so ist, werde ich den Tag überleben – wunderbar. Die zweite Möglichkeit ist: Ich werde ihn nicht überleben.
Diese zwei Möglichkeiten hast du. Falls du das nicht gewusst hast: Mehr hast du nicht. Entweder du überlebst den heutigen Abend in deinem Zelt oder – ja, es stimmt, das ist gar nicht witzig – du überlebst ihn nicht. Du hast keine dritte Möglichkeit.
Und wisst ihr, was Paulus gesagt hat? Wenn ich den heutigen Tag überlebe, super, dann lebe ich aus der Kraft des Herrn. Und wenn ich heute sterbe, fantastisch, dann bin ich bei ihm. Das war die Perspektive von Paulus.
Persönliche Erfahrungen mit Lebenskrisen
Ich habe drei Nachbarn bei mir zu Hause in meinem Heimatdorf. Einer heißt Heimo, einer Reinhard und einer Martin. Alle drei haben etwas gemeinsam: Sie haben sich das Leben genommen, ja, alle drei sind durch Selbstmord gestorben.
Der Martin hat sich letzte Woche vor einen Zug geworfen. Er war fünfundzwanzig Jahre Skilehrer. Sie hatten zwar Angst vor dem Sterben – mit Martin habe ich öfter gesprochen – aber sie hatten noch mehr Angst vor dem Leben. Sie wussten: Wenn ich mich heute umbringe, ist das furchtbar. Aber wenn ich weiterleben muss, ist das noch schlimmer.
Wisst ihr, was Paulus gesagt hat? Wenn ich heute lebe, dann lebe ich aus der Kraft des Herrn. Und wenn ich heute sterbe, dann ist das fantastisch, denn dann bin ich bei ihm. Seht ihr den Unterschied in der Perspektive? Ein großer Unterschied!
Perspektive auf Bedrängnis und Hoffnung
Und dann noch ein fünfter, ein letzter Punkt – zwei Minuten, stimmt – Kapitel vier, Vers siebzehn:
Denn das schnell vorübergehende, leichte Unsere Bedrängnis bewirkt uns ein über die Maßen reiches Gewicht an Herrlichkeit, da wir nicht das Sichtbare anschauen, sondern das Unsichtbare. Denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ewig.
Wisst ihr, was Paulus hier sagt? Das Leichte unserer Bedrängnis, unsere leichte Bedrängnis. Und dann wird man sagen: Moment mal, Paulus, was meinst du mit der leichten Bedrängnis? Dann wird Paulus antworten: Ja, habe ich dir gerade erzählt – bedrängend, ohne Ausweg.
Dann sagt man: Ja, Paulus, das hat aber gar nicht leicht geklungen, das hat ziemlich schwer geklungen. Dann wird Paulus sagen: Sache der Perspektive. Weißt du, ich bin ja Bergführer. Wenn du bei uns in so einem Tal stehst und auf die Berge hoch schaust, die sind überwältigend. In der Schweiz etwas weniger.
Da stehst du im Tal und bist total überwältigt von der Größe des Berges. Aber ich fliege ziemlich viel, manchmal mit dem Flugzeug, sonst nicht, in andere Länder halt. Und da freue ich mich immer, wenn ich so über die Alpen fliege. Und da schaue ich immer ab, auf dem Berg war ich schon drauf, da bin ich hoch und so weiter.
Aber das Problem ist: Wenn du den Kaffee nicht schnell trinkst, dann bemerkst du gar nicht, dass das die Alpen waren. Eine völlig andere Perspektive.
Paulus sagt: Meine Bedrängnis, ob sie schwer oder leicht ist, ist eine Sache der Perspektive. Ob ich nur auf das Hier und Jetzt schaue oder auf das Dort und Dann.
Wisst ihr, was manchmal Leute zu mir sagen? „Hans-Peter, ihr Christen, seid ihr alle Träumer?“ Dann sage ich: Moment mal, du nennst mich einen Träumer, jetzt sag mir, an was glaubst du? Dann sagt er ganz männlich: „Ich glaube nur, was ich sehe.“ Dann sage ich: Du träumst wohl.
Das, was du siehst, an das glaubst du. Wie alt bist du jetzt? Dann sagt er mir sein Alter. Dann sage ich: Weißt du, in zehn Jahren sieht das nicht mehr so gut aus, falls du überhaupt noch lebst. Zwanzig Jahre noch schlechter. Dann ist die Wahrscheinlichkeit schon ziemlich groß, dass du nicht mehr lebst.
Das, an was du glaubst, rinnt weg wie nichts, und du kannst es nicht halten. Du bist ein Träumer. Und dann geht er immer davon. Dann weiß er es: „Ein Träumer? Ich bin ein Realist!“ Das stimmt. Du musst mal – Sache der Perspektive – du musst jetzt mal ausschauen von Gottes Angesicht, von Gottes Herr Blickwinkel.
Im Vers 16 sagt Paulus deshalb: Ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird oder vergeht, so wird der innere Tag für Tag erneuert.
Wisst ihr, was das ist? Fantastisch! Dieses äußerliche Ding da vergeht. Wie du aussiehst, völlig egal. Macht dir überhaupt nichts draus. Du vergehst sowieso. Das beeindruckt mich überhaupt nicht mehr.
Wisst ihr, was mich beeindruckt? Der innere Mensch wird jeden Tag erneuert. Davon bin ich beeindruckt. Der äußere Mensch wird aufgerieben, vergeht. Doch der innere wird Tag für Tag erneuert, und das beeindruckt mich, denn das nehme ich mit in die Ewigkeit.
Amen.
Schlussgebet
Lassen Sie uns noch beten.
Ich danke dir für ein gutes Wort. Ich danke dir für den Apostel Paulus, Herr, der uns niedergeschrieben hat, wie es ihm ergangen ist: bedrängt, aber nicht erdrückt, immer verfolgt, aber nicht zerschlagen. Er hat keinen Ausweg mehr gesehen, aber er war niemals ohne Ausweg. Herr, welche Ermutigung!
Danke, Vater, dass diese Apostel nicht geflogen sind, nicht irgendwelche geistlichen Übermänner waren, sondern ganz normale Menschen, die den Herrn Jesus Christus als ihre Kraft und als ihr Leben kannten und hatten. Danke, Vater, für den Apostel Paulus, der uns so ein Beispiel ist in unserem Christenleben.
Mein Herr, danke für dieses Geheimnis, das er entdeckt hat, und das bist du, der Herr Jesus. Herr, ich bete, dass dieses Geheimnis uns einfach groß wird, dass wir dich erfahren können – dieses Wochenende zum ersten Mal oder wieder ganz neu – und eine rechte Perspektive gewinnen, nämlich deine Perspektive.
Das ist mein Gebet für diese lieben Menschen, Herr, für mich selbst, und ich danke dir, dass du wirkst. Amen.
