Ihr habt den Abend schon gut begonnen. Es tut mir leid, dass ich euch habe warten lassen.
Das passiert, wenn man zu viel auf einmal machen will. Am Nachmittag hatte ich noch vereinbart, etwas Holz abzuholen, da wir zu Hause mit Holz heizen. Das habe ich auch erledigt, aber das Aufladen hat viel länger gedauert als ursprünglich geplant.
Auch das Fahren verlief nicht so gut, sodass sich alles leider verzögert hat. Ich hoffe, ihr könnt mir das verzeihen. Ihr habt die Zeit ja trotzdem gut genutzt.
Einführung in das Thema der Zukunftserwartung
Wir wollen uns heute, morgen und übermorgen Abend mit dem beschäftigen, was uns die Bibel über die Zukunft sagt. In der Theologie spricht man dabei von Eschatologie. Das ist ein Fachwort und bedeutet die Lehre von dem, was über die Zukunft, die letzte Zeit oder die Endzeit in der Bibel zu lesen ist.
Diese Lehre können wir eigentlich in zwei Gruppen einteilen. In den kommenden Abenden werden wir uns mit einer dieser beiden Gruppen beschäftigen. Die eine Gruppe betrifft die persönliche Endzeit beziehungsweise die persönliche letzte Zeit. Diese kann für jeden von uns schon heute beginnen.
Das ist etwas, das wir immer im Hinterkopf behalten sollten, wenn wir über die Zukunft nachdenken. Es geht nämlich nicht nur darum, über mögliche Ereignisse in der fernen Zukunft zu spekulieren. Wir sollten uns immer bewusst sein, dass unser eigenes Ende viel früher kommen kann.
Ob wir Gott begegnen, wenn er als Jesus Christus auf die Erde zurückkehrt, um sein Reich aufzubauen – das sogenannte tausendjährige Reich, das uns in der Bibel erwartet – oder ob wir ihm begegnen, weil wir hier auf der Erde sterben, macht für uns keinen Unterschied.
Für jeden, der heute Abend hier ist und keine persönliche Beziehung zu Jesus Christus hat, der nicht um die Vergebung seiner Schuld weiß, sollte daran denken, nicht zu warten, bis irgendwann merkwürdige Dinge auf der Erde geschehen, wie es die Bibel berichtet. Stattdessen ist es wichtig, dies möglichst jetzt schon klarzumachen.
Denn dann ist es gleich, ob wir Jesus begegnen, wie die Bibel sagt, wenn er auf den Wolken des Himmels kommen wird und alle ihn sehen werden, oder ob wir ihm begegnen, wenn wir hier auf der Erde sterben.
Das ist immer wichtig im Kopf zu behalten, damit wir bei der Betrachtung dessen, was am Ende der Zeiten geschehen wird, nicht in Spekulationen verfallen. Denn das ist die große Gefahr.
Umgang mit biblischen Zukunftsprophetien
Die Gefahr besteht bei einigen Menschen darin, dass sie Gottes Prophetien lange vergessen haben und sich einfach nicht mehr darum kümmern. Diese Themen spielen keine Rolle mehr in ihrem Leben. Manche sagen: „Ach, was Jesus vor zweitausend Jahren vorhergesagt hat, hat sich doch alles nicht erfüllt, das können wir doch vergessen.“
Andere drücken es nicht ganz so deutlich aus. Sie sagen, das alles sei symbolisch zu verstehen und meinen damit genau dasselbe. Wenn zum Beispiel von dem Volk Israel die Rede ist, das wieder gesammelt wird, wird das als symbolisch interpretiert. So hat man lange Zeit diese Aussagen verstanden – bis Israel tatsächlich entstanden ist. Genauso interpretieren viele die zweite Wiederkunft Jesu als symbolisch und sagen, Jesus sei in Gestalt seiner Gemeinde wiedergekommen und lebe jetzt unter uns. Doch genau das ist nicht gemeint.
Wenn die Bibel über die Zukunft spricht – und das tun einige alttestamentliche Propheten, insbesondere Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel – dann gibt es wichtige Aussagen über die Zukunft der Welt. Im Neuen Testament finden wir in den Reden Jesu und in einigen Briefen des Paulus ebenfalls solche Aussagen. Besonders deutlich wird das in der Offenbarung, wo es um das Ende der Zeiten geht.
Einige Menschen versuchen, diese Aussagen ganz zu ignorieren. Sie sagen, das gibt es ja gar nicht mehr, das sei alles symbolisch gemeint und gelte für uns heute nicht. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die es in der Kirchengeschichte immer wieder übertrieben haben. Sie haben versucht, genaue Berechnungen anzustellen, wann genau was geschehen wird.
Natürlich gingen sie immer von ihrer eigenen Zeit aus. In jedem Jahrhundert gab es Christen, die sagten: „Jetzt ist es so weit, jetzt erfüllt sich das ganz genau.“ Sie bezogen jedes Detail aus der Bibel auf ihre eigene Zeit. Die Gefahr dabei ist, dass wir in ein falsches Schwärmertum geraten. Wir entwickeln eine Erwartungshaltung, die uns nicht mehr bescheiden zurücktreten lässt und anerkennen, dass Gott derjenige ist, der erfüllt – nicht wir.
Wir sollen auch bereit sein, möglicherweise unser ganzes Leben hier auf der Erde zu verbringen.
Zwischen Hoffnung und Realität: Persönliche Erfahrungen mit Endzeiterwartungen
Als Ausdruck dieser Spannung zitieren viele das Wort von Martin Luther: „Selbst wenn Jesus morgen wiederkommen würde oder selbst wenn morgen das Ende der Welt wäre, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Dieses Zitat, wahrscheinlich eines der bekanntesten Sprüche Luthers, stammt vermutlich gar nicht von ihm. Ich hoffe, ich schockiere niemanden damit. Aber es spielt ja auch keine Rolle, wer es gesagt hat – es stimmt trotzdem.
Vielleicht nicht wortwörtlich: Wenn ich wüsste, dass Jesus morgen wiederkommt, würde ich wahrscheinlich keinen Apfelbaum mehr pflanzen. Erstens, weil wir in unserem Garten schon genügend Bäume haben und keinen Apfelbaum mehr brauchen. Und zweitens würde ich mir ernsthaft die Frage stellen: Brauche ich das wirklich noch?
Was das zum Ausdruck bringen soll, stimmt jedoch. Nämlich dass wir selbst, wenn wir erwarten, dass Jesus unmittelbar wiederkommt, unser Leben hier auf der Erde ganz ernst nehmen. Dietrich Bonhoeffer, der ja häufig zitiert wird und auch manches gesagt hat, was ich nicht teile, sprach davon, dass erst derjenige, der das Vorletzte ernst nimmt, würdig für das Letzte ist.
Das meint genau dasselbe: Erst wenn wir das Vorletzte, nämlich unser Leben hier auf der Erde, egal wie lange es dauern wird, ernst nehmen und uns dafür einsetzen, sind wir auch würdig für das Letzte – nämlich für das Reich Gottes, wenn es anbricht. Ich glaube, auch das stimmt.
Ich habe das in meinem Leben leibhaftig erfahren. Als ich Jugendlicher war, herrschte in der Christenheit in Deutschland eine starke Endzeiterwartung, dass Jesus wiederkommt. Das ist heute nicht bei allen Christen so intensiv, aber damals erschienen massenhaft Bücher über das Ende der Welt. Eines von Klaus Gertis zum Beispiel hieß „Der Antichrist kommt“. Es wurde mehrfach herausgegeben, immer im Abstand von ein paar Jahren, und dann aktualisiert, weil das, was vorhergesagt wurde, nicht eingetroffen war. Der Antichrist kam eben nicht so schnell. In der nächsten Auflage standen dann einige Sachen anders drin. Zwischenzeitlich hat er das aufgegeben und das Buch nicht mehr herausgegeben.
Andere Bücher wurden damals mit Begeisterung gelesen, zum Beispiel „Ho Linzä, alter Planet, Erde wohin“. Ein Bestseller, hunderttausende Male verkauft, in den USA sogar Millionen Mal. In Deutschland nicht so häufig, aber auch oft genug. Das Buch hatte einen schwarzen Hintergrund, zeigte die Erde als blaue Kugel und beschrieb, was die Zukunft bringt.
Darin war ganz klar, dass das Reich aus dem Norden die Sowjetunion sei. Das sei der Gog von Magog, der in Israel einmarschiert. Und natürlich auch die Bundesrepublik, die damals zur EG gehörte. Die EG bestand damals gerade aus zehn Staaten, und der Zehnstaatenbund musste die EG sein. Dort würde es die Auseinandersetzung mit dem Reich aus dem Norden geben. Das war alles schon klar. Gut und Böse waren verteilt, die Rollen festgelegt, wer was tun würde.
Das Problem war nur: Es hat sich so nicht erfüllt. Mittlerweile heißt die EG nicht mehr EG, sondern EU. Heute hat sie viel mehr als zehn Staaten und ist auch längst nicht mehr nur auf dem Gebiet des früheren römischen Reiches. Damals passte alles schön zusammen. Man sprach sogar von den römischen Verträgen in der EG – es passte alles wunderbar.
Ich habe das als Jugendlicher gelesen und war überzeugt: Jetzt kommt Jesus bald wieder. Das dauert nicht mehr lange. Es lohnt sich gar nicht mehr, sich irdisch viel einzurichten. Als ich mein Abitur gemacht habe, sagte ich sogar, ich werde keine Ausbildung machen, kein Studium, nichts mehr. Ich werde nur noch auf die Straße gehen und den Leuten von Jesus erzählen, sie auf das Ende vorbereiten. In ein paar Jahren ist es da. So stand das ja auch da, und so habe ich es geglaubt.
Ich bin froh, dass einige ältere Geschwister in der Gemeinde waren, die etwas abgeklärter waren. Sie sagten: Michael, selbst wenn es so weit ist, nimm den Auftrag ernst, den Gott dir jetzt gegeben hat. Wir glauben, du solltest eine theologische Ausbildung machen. Sie haben mir ernsthaft ins Gewissen geredet, und das habe ich dann auch getan. Im Nachhinein hat sich das als richtig herausgestellt.
Ich hätte sonst vielleicht noch auf der Straße in Detmold, Paderborn oder Bielefeld stehen können und sagen: Das Ende kommt, das Ende kommt. Mein Gott, ich hätte das zweifellos auch gebraucht. Aber das war damals meine eigene Erfahrung. Das war genau in meiner Zeit, als ich 1986 Abitur machte. Wir wissen, was da passiert ist: Tschernobyl. Viele sagten damals, das sei ein Zeichen des Endes.
Ich kenne zwar kein Ukrainisch oder Russisch, aber einige sagten, Tschernobyl heiße so etwas wie Bitterwasser oder Wermut. Und das war ja in der Offenbarung beschrieben: dass Wermut kommt und das Wasser vergiftet. Das sei die Erfüllung von Tschernobyl gewesen. Das bestärkte mich wieder, und ich sagte: Ja, es ist so weit, es lohnt sich nicht mehr, noch irgendwohin zu gehen oder eine Ausbildung zu machen.
Nun, seitdem sind wieder einige Jahre vergangen. Das war 1986, und bis heute sind 23 Jahre vergangen. Jesus ist nicht wiedergekommen. Das heißt nicht, dass ich die Hoffnung aufgegeben habe, dass er bald wiederkommt. Ich glaube, vieles deutet darauf hin. Aber ich habe aufgegeben, das genau zu berechnen oder anderen zu empfehlen, einzelne Kennzeichen des Wiederkommens Jesu zu sehr festzulegen.
Warnung vor Spekulationen und falschen Zeichen
Also sagen wir, das ist es, und das ist es, denn das habe ich in den vergangenen Jahren immer wieder erlebt: dass so etwas kam. Ich erinnere mich an Christen, die im Jahr 1999, als es langsam zum Ende des Jahres zuging, in ihrem Keller Überlebenspakete packten. Sie dachten, jetzt fängt die Endzeit an, der Antichrist tauft auf. Denn im Jahr 2000 – was konnte man da noch alles lesen? Es gab die Millenniums-Backups. Da wurde gesagt, alle Computer könnten nicht weiterzählen. Und dann plötzlich zwei große Katastrophen: Flugzeuge stürzen ab, die Lebensmittelversorgung bricht zusammen.
Es herrschte riesige Angst. Sie stand selbst im Fokus, die Angst wurde geschürt. Man solle vorher schon Lebensmittel kaufen und noch Bargeld einsammeln, weil dann die Automaten vielleicht nicht mehr funktionieren. Und da hatte ich Christen kennengelernt, die sagten: „Das ist das Ende, jetzt wird dann der Antichrist kommen.“
Oder ich erinnere mich daran, als hier der Barcode eingeführt wurde. Barcode – das sind jeweils zwei längere Striche, die das Urteil dreimal. Und da sagt man, diese zwei Striche sind ein Zeichen für sechs, sechs, sechs, sechs. Wer jetzt einkauft mit dem Barcode, der hat den Antichristen zu Hause beziehungsweise sein Zeichen. Das wird heute schwierig. Ich kaufe mal Lebensmittel ohne Barcode – gibt es ja nicht mehr. Aber wir können froh sein, der wird in baldiger Zukunft abgeschafft, weil nämlich die Chips so günstig werden, dass man künftig keine Chips mehr in die Verpackung einbauen wird.
Haben wir dem Antichristen damit ein Schnäppchen geschlagen? Nein, natürlich nicht. Er wird gerade die Technik brauchen, die es zu seinem Auftreten geben wird, egal ob es Barcode ist, Chiptechnik oder sonst etwas. Das wird er benutzen. Deshalb sollten wir da nicht spekulieren.
Oder als das Internet aufkam, Anfang der Neunzigerjahre, gab es starke Diskussionen. Viele Christen haben gesagt: „Michael, hast du Internet?“ „Ich habe ja, ich habe damit angefangen.“ Aber Michael, weißt du nicht, wie das ist? Waff, waff, waff – das eben aus dem hebräischen Alphabet. Und waff steht doch in der Kabbala für sechs, also sechs, sechs, sechs. Das ist doch der Antichrist, der Antichrist kommt durchs Internet. Was, ihr erinnert euch da noch dran?
Ihr seht, ich habe schon ein bisschen Lebenserfahrung mitgebracht. Aber auch das, glaube ich, stimmt so nicht. Es ist einfach wilde Spekulation, die Menschen haben. Ich kann euch garantieren: Wenn der Antichrist bald auftritt, natürlich wird er das Internet nutzen, klar. Aber nicht nur das, er wird genauso auch Bücher nutzen. Also dürfen wir keine Bücher mehr lesen? Ja, warum?
Denkt doch zum Beispiel mal an den Kommunismus. Das war ja auch schon fast der Antichrist, nicht? Wo durch hat der sich denn ausgebreitet? Durchs Internet oder durch Bücher? Also sind Bücher alle schlecht? Ja, natürlich nicht. Das Internet ist doch nicht schlecht, nur weil der Antichrist es gebrauchen wird.
Der Antichrist wird auch Flugzeuge benutzen, auch Autos, auch Brillen, auch Radios. Er wird alles benutzen, was es gibt. Denn solch ein totalitärer Herrscher, der auftritt, wird jede Möglichkeit nutzen, um seinen Einfluss auf die Welt auszuüben. Und nicht nur einige ganz moderne Techniken, sondern alle wird er nutzen.
Aber deshalb sollen wir nicht von vornherein von allen Techniken die Finger lassen. Sondern wir sollen darauf achten: Wo wird dieses antichristliche Reich vorbereitet? Und da bin ich mir ziemlich sicher, es wird vorbereitet. Viele der Kennzeichen, die wir in der Bibel haben, deuten darauf hin – nach meinem Dafürhalten: Ja, die Zeit ist weit fortgeschritten dabei. Aber ob das noch ein paar Monate dauert, oder ein paar Jahre, oder vielleicht noch ein, zwei Jahrzehnte – wer weiß das schon?
Persönliche Reflexion über die Erwartung der Wiederkunft
Ich muss auch ehrlich eingestehen, dass ich mich in manchen Situationen egoistisch gefühlt habe, wenn ich mich danach gesehnt habe, dass das Reich Gottes bald anbrechen möge. Ich glaube, es ist Gnade Gottes, dass er die Menschen, die ihn jetzt noch nicht kennen, noch nicht zur Rechenschaft zieht. Stattdessen bietet er ihnen weiterhin die Möglichkeit zur Umkehr.
Bei mir könnte ich sagen: „Na gut, ich habe einen großen Teil meines Lebens gehabt, und es war bisher schön. Ich bin verheiratet, habe Kinder, konnte viele Dinge erleben und bin noch gesund. Besser jetzt kommt Jesus wieder, und ich komme gleich in den Himmel.“ Aber das ist ja egoistisch gedacht.
Was ist mit den Menschen, die noch zum Glauben finden sollen? Mit denen, denen Gott noch nachgeht und die er noch zur Umkehr einlädt? Ich glaube, wir müssen akzeptieren, dass er seinen Zeitpunkt wählt – wenn er es will. Und nicht wir haben dabei zu bestimmen. Zum Glück!
Stellt euch vor: Schon vor zwanzig, dreißig oder fünfzig Jahren hätten Christen sich durchsetzen können mit der Botschaft „Jetzt kommt Jesus wieder!“ Wer von euch war denn vor fünfzig Jahren schon gläubig? Vielleicht ein paar Ältere, aber die meisten sicher nicht. Ich selbst war vor fünfzig Jahren noch nicht einmal geboren, geschweige denn gläubig.
Mit dreißig Jahren wäre ich mit dabei gewesen. Vor dreißig Jahren war ich schon gläubig, aber vor fünfzig Jahren eben noch nicht. Und da kann ich doch froh sein, dass Gott seine Zeit hat und uns dafür auch unsere Chance gibt.
Überblick über die geplanten Bibelstellen und Herangehensweise
Nun möchte ich mit euch an den Abenden einige Bibelstellen anschauen. Ich werde nicht einfach von vorne nach hinten durchblättern, was wir zwar tun könnten, das aber wahrscheinlich eher verwirrend als hilfreich wäre. Stattdessen werde ich einige wichtige Stellen lesen, die uns etwas über das, was in der Zukunft kommt, sagen.
Ich werde nicht jedes einzelne der Zornschale-Gerichte benennen und interpretieren, sondern nur kurz darauf eingehen. Dabei werde ich einige Stellen aus dem Alten Testament und einige aus dem Neuen Testament lesen. Heute beginne ich gleich mit einer Stelle, in der Jesus Stellung nimmt zur letzten Zeit. Das ist gegen Ende seines Wirkens, als er mit seinen Jüngern in Jerusalem ist. Da fragen ihn seine Jünger: Was wird denn am Ende sein? Woran können wir erkennen, wann das Ende kommt?
Diese Fragen finden wir in Matthäus 24 und 25. Ich werde Kapitel 24 fast ganz lesen, damit wir es vor Augen und Ohren haben. Dann werde ich euch zu den einzelnen Punkten etwas Näheres sagen.
Wenn ihr mit Kapitel 4 angefangen habt, lese ich erst einmal die Verse 1 bis 4, damit wir den Hintergrund kennen und wissen, an welche Situation Jesus da spricht. Der Hintergrund ist nämlich, dass er gerade im Tempel mit seinen Jüngern ist. Zuvor verurteilt er die Pharisäer, was wir in Kapitel 23 sehen. Dort heißt es zum Beispiel in Vers 37:
„Jerusalem, Jerusalem, du, die du die Propheten tötest und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel sammelt, aber ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus wird euch verwüstet gelassen werden. Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht mehr sehen, bis ihr sprecht: Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn!“
Direkt davor, in Vers 33, verflucht er die Pharisäer mit den Worten: „Ihr Schlangen, ihr Otterngezücht, wie wollt ihr dem Gericht der Hölle entgehen?“ Das ist die Verurteilung der Pharisäer und der Juden, die Jesus nicht als Messias und Boten Gottes anerkennen wollen. Nicht alle Juden lehnten Jesus ab, denn viele seiner Jünger waren Juden. Aber einige jüdische Gelehrte wollten das nicht und wurden von Jesus verurteilt.
Jetzt verlassen sie den Tempel, und Jesus sagt, dass alles zerstört werden wird und sie ihn nicht mehr sehen werden, bis er wiederkommt. Wenn hier steht: „Siehe, euer Haus wird euch verwüstet gelassen werden“, ist mit Haus nicht das Wohnhaus gemeint, sondern das Haus Gottes, also der Tempel in Jerusalem. Und genau so verstehen die Jünger das auch.
Dann heißt es in Kapitel 24, Vers 1:
„Und Jesus trat hinaus und ging vom Tempel hinweg. Seine Jünger kamen herzu, um ihm die Gebäude des Tempels zu zeigen. Jesus sprach zu ihnen: Seht ihr nicht dies alles? Wahrlich, ich sage euch: Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht abgebrochen wird.“
Als er aber auf dem Ölberg war, traten die Jünger allein zu ihm und fragten:
„Sage uns, wann wird dies geschehen, und was wird das Zeichen deiner Wiederkunft und des Endes der Weltzeiten sein?“
Ihr habt jetzt einige Verse gelesen, in denen es um Verführung in der Endzeit geht und was dort passieren wird. Dazu werde ich gleich noch ein paar Worte sagen. Zuerst lese ich aber ab Vers 15 weiter.
Vorher möchte ich jedoch euer Augenmerk auf Vers 4 richten. Die Jünger damals waren nicht so geschult wie wir heute. Das klingt vielleicht komisch, aber ich meine damit, dass wir es aus der Schule gewohnt sind, systematisch zu fragen. Warum begnügen sie sich nicht mit einer Frage? Sie stellen Jesus hier drei Fragen auf einmal:
- Wann wird das geschehen? – Das meint die Zerstörung des Tempels, von der Jesus gerade spricht.
- Was ist das Zeichen deiner Wiederkunft?
- Was ist das Zeichen des Endes der Weltzeit?
Wenn wir das Neue Testament daraufhin untersuchen, stellen wir fest, dass es sich um drei unterschiedliche Ereignisse handelt. Die Zerstörung des Tempels fand bereits statt, nämlich im Jahr 70 nach Christus. Die Wiederkunft Jesu wird noch kommen, wie uns zum Beispiel der Erste Thessalonicherbrief berichtet. Andere Stellen sprechen ebenfalls davon.
Das Wiederkommen Jesu ist aber noch nicht das Ende der Welt. Das Ende der Welt lesen wir in der Offenbarung 20 und 21, wo steht, dass alle Elemente vergehen werden, die Erde vergehen wird und Himmel und Erde vergehen. Gott wird dann einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen. Erst dann wird diese Erde endgültig vergehen.
Dazwischen liegt das tausendjährige Reich. Jesus wird vorher wiederkommen und hier regieren, in Jerusalem, im Tempel sitzen. Erst danach wird es noch einmal den großen Abfall geben, dann die endgültige Auseinandersetzung zwischen denen, die Gott nachfolgen, und denen, die auf Seiten des Teufels stehen. Am Ende wird das große Gericht, das Völkergericht, stattfinden. Dann wird diese Erde vernichtet und eine neue Erde und ein neuer Himmel geschaffen.
Das heißt, die Ereignisse, nach denen die Jünger fragen, sind drei verschiedene Ereignisse. Die Jünger wussten das damals noch nicht – wie hätten sie es auch wissen sollen? Deshalb fragen sie alles zusammen. So müssen wir auch den Text im Folgenden lesen.
Jesus gibt in diesem Text Antwort auf alle drei Fragen der Jünger. Er macht es aber genauso wie die Jünger: Er unterscheidet nicht klar zwischen erstens der Zerstörung des Tempels, zweitens seiner Wiederkunft und drittens dem Ende der Welt mit den jeweiligen Anzeichen.
Gemeinsame Merkmale der Endzeitereignisse
Was können wir daraus schließen? Ich glaube, wir können einerseits daraus schließen, dass bestimmte Kriterien, bestimmte Dinge, die passieren werden, parallel sind. Sie sind ähnlich bei all den drei Ereignissen: bei der Zerstörung des Tempels, bei der Wiederkunft Jesu und beim Ende der Welt.
Ja, das sind alles Zeiten, in denen die Menschen einen starken Abfall von Gott erleben. Es sind auch Zeiten, in denen Christen verfolgt werden. Schon in der Zeit der Zerstörung des Tempels, siebzig nach Christus, begann die Christenverfolgung. Wir lesen das in der Apostelgeschichte. Nero lebte damals und verfolgte Christen in Rom. Das bedeutet, Christenverfolgung gab es damals, und sie wird auch sein, bevor Jesus wiederkommt. Das sagen uns verschiedene Stellen im Neuen Testament. Denn der Antichrist wird zwar fromm auftreten, aber gegen Christen gerichtet sein.
Und genau dasselbe wird beim letzten Abfall passieren, der nach dem Tausendjährigen Reich geschehen wird. Das heißt, bestimmte Ereignisse werden sich wiederholen und ähnlich sein wie zu dieser oder jener Zeit. An manchen Stellen merken wir aber, dass sich das auf eine der drei Zeiten beziehen muss. Das merken wir beispielsweise im weiteren Verlauf des Kapitels 24, wenn dort steht: „Und er wird kommen auf den Wolken des Himmels, und alle werden ihn sehen.“ Das wird nicht bei der Zerstörung des Tempels sein. Das wissen wir auch, denn damals kam Jesus nicht. Das wird erst sein, wenn Jesus wiederkommen wird, um sein Reich anzutreten.
Vielleicht mache ich es doch so: Auch wenn ihr das gerade gelesen habt, werde ich diese Verse noch einmal lesen. Nach Vers 14 werde ich eine Pause machen und euch ein paar Gedanken dazu sagen, was darin steht.
Jesus antwortete und sprach zu ihnen: „Habt Acht, dass euch niemand verführt! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: ‚Ich bin der Christus!‘ und sie werden viele verführen.“
Das, was hier genannt wird, im ersten Vers, also Vers 4, wird in der Folge noch zweimal genannt – also insgesamt dreimal. Dreimal wird für das Ende der Zeit vor falschen Propheten gewarnt, die allerdings im Deckmantel frommer Worte und Taten auftreten werden.
Und wenn wir zu Anfang auch gewarnt werden: „Lasst euch nicht verführen!“, dann merken wir, dass dies Jesus ganz besonders am Herzen liegt. Die große Gefahr am Ende der Zeiten ist nicht einmal der Antichrist, denn bei ihm merken wir relativ schnell, wohin es geht. Die große Gefahr für Christen am Ende der Zeiten ist Verführung. Und zwar deshalb, weil Menschen auftreten werden, wie hier sogar steht, im Namen Jesu. Sie werden in seinem Namen kommen und sagen: „Ich bin der Christus!“ und werden viele verführen.
Hier steht auch, dass sie Leute verführen werden. Jesus spricht hier ja nur zu der kleinen Gruppe der Jünger, nicht zur großen Bevölkerung. Das heißt, er geht davon aus, dass Christen am Ende der Zeiten verführt werden, weil jemand kommt und sagt: „Hier ist Christus!“ Das kann ganz wörtlich gemeint sein.
Es gibt auch heute zahlreiche Personen, die auftreten mit dem Anspruch, zu sagen: „Ich bin Christus.“ Es gibt eine ganze Gruppe stark charismatischer Christen, die sagen, jeder Christ könne von sich sagen: „Ich bin Christus.“ Das ist ja ganz komisch, nicht? Dann hätten wir heute Abend vielleicht 50, 60 Christusse. Da merken wir, das kann ja gar nicht sein, es gibt doch nur einen. Jesus ist doch das Haupt, lesen wir in der Bibel, wir sind der Leib. Er ist der Bräutigam, wir sind die Braut. Das kann doch nicht dasselbe sein. Nein, nein, das ist damit auch nicht biblisch gemeint.
Aber es gibt Leute, die nicht nur sagen, so theologisch, jeder sei Christus, sondern die für sich besonders die Macht in Anspruch nehmen: „Ich bin Christus.“ Ich sage das jetzt nicht von mir, aber es gibt einige Personen, die das von sich behaupten – im sektiererischen Bereich, aber leider auch im christlichen Bereich. Personen, die sagen: „Ich bin Christus, der wieder auf die Erde gekommen ist.“
Immer wieder, wenn ich bei diesem Bibeltext bin, erinnere ich mich an ein Gespräch mit einem unserer Absolventen der Bibelschule. Er war oder ist immer noch Missionar in Brasilien, und er erzählte mir die Geschichte, dass er eines Tages auf dem Flughafen einem dieser Christusse begegnet ist. In Brasilien gibt es mehrere, die öffentlich auftreten und sagen: „Ich bin Christus, folgt mir nach, ich bin wieder auf der Erde.“
Ich habe auch vor kurzem gelesen, dass es in Russland einen bärtigen orthodoxen Mönch gibt, der viele Leute um sich schart und sagt: „Ich bin Jesus wiedergekommen.“ Viele glauben ihm.
Nun, dieser Bibelschüler oder ehemalige Bibelschüler in Brasilien trifft einen solchen Mann, erkennt ihn auch wieder, und dieser stellt sich vor und sagt: „Ich bin Christus.“ Da ist er erst einmal sehr erstaunt. Jetzt könnte man lange diskutieren. Wahrscheinlich würde er sagen: „Beweis mir das, ich glaube das nicht, und woran soll ich das sehen?“ Aber er hat es viel einfacher gemacht. Er hat nämlich gesagt: „Ja, wenn du Christus bist, dann weißt du ja, wer ich bin.“ Und als der Mann nicht sagen konnte, wer das war, sagte er: „Okay, alles klar, dann kannst du nicht Christus sein.“
Manchmal muss man schlagfertig sein. Ich wäre da bestimmt nicht draufgekommen in dem Moment, aber ich habe es mir gemerkt, falls ich mal so jemandem begegne, werde ich das auch so machen. Dann muss man nicht mehr lange diskutieren. Also keine Bibelverse herauskramen, sondern es ist klar: Jesus hat den Leuten sofort ins Herz gesehen, wenn jemand diesen Anspruch erhebt. Daran kann man ihn testen. Ob er nun irgendwelche selbstgebastelten Tricks oder Wunder macht, das ist alles nicht so viel wert. Aber an dieser Stelle könnten wir ihn gleich prüfen.
Also habt Acht vor denen, die am Ende der Zeiten auftreten, fromm auftreten und sagen: „Ich bin der Christus.“ Sie verführen die Menschen.
Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Habt Acht, erschreckt nicht! Denn dies alles muss geschehen, aber das ist noch nicht das Ende.
Mit den Kriegen und Kriegsgerüchten ist es so: Wenn wir uns mit der Geschichte beschäftigen, gab es zu allen Zeiten Kriege. Was sagt uns das? Ist zu allen Zeiten Endzeit? Oder tauchen sie gehäuft auf? Müssen wir Statistiken führen? Da kommen wir aber wieder in schwierige Situationen, zum Beispiel: Ab wann gilt eine Auseinandersetzung als Krieg und wann nicht? Im Sudan gibt es seit Jahren, Jahrzehnten Bürgerkrieg – ist das Krieg oder nicht? Oder in Somalia, wo es keine feste Regierung gibt – ist das Krieg oder nicht? Ich will jetzt gar nicht anfangen, das aufzurechnen. Ich sage nur, das wird schwierig.
Vor ein paar Jahren fiel mir auf, dass hier ja nicht absolut gesagt wird, es wird mehr Kriege geben. Interessanterweise heißt es: „Ihr werdet von vielen Kriegen und Kriegsgerüchten hören.“ Und dann: „Erschreckt nicht.“ Das heißt, hier wird gar nicht gesagt, ihr seid in den Krieg einbezogen – das kann auch passieren –, sondern ihr werdet davon hören.
Ich habe den Eindruck, das erfüllt sich doch in unserer Zeit wie in keiner anderen zuvor. Warum? Weil wir durch die Medien mit allem verbunden sind. Es muss nur irgendwo ein kleiner Krieg oder ein kleiner Aufstand sein, schon ist es im Fernsehen, in der Zeitung und im Radio. Es ist fast jede Woche irgendwo ein Krieg, der neu anfängt. Man muss es nur hören, wenn man will.
Da fand ich interessant, dass Jesus hier den Aspekt hervorhebt: Ihr werdet davon hören. Er sagt nicht, ihr werdet alle möglichen Kriege erleben, sondern ihr werdet davon hören und erschreckt nicht. Er geht davon aus, dass wir in Angst und Schrecken versetzt werden können, weil wir hören: „Oh, da ist ein Krieg, da eine Auseinandersetzung, da noch was, und das ist alles so schlimm.“ Das kann uns fertig machen. Vielleicht meint Jesus hier nicht, dass die absolute Zahl der Kriege zunehmen wird, sondern dass jeder Mensch auf der Welt davon betroffen wird.
In früheren Jahrhunderten, wenn irgendwo in Indien Krieg war, was hat das die Leute in Lippe gekümmert? Gar nichts, denn sie wussten nichts davon. Selbst wenn es in Bayern Krieg gab, hatten die Leute in Lippe keine Ahnung davon. Vielleicht nach ein paar Wochen kam ein Soldat und sagte, in Bayern gab es einen Krieg. Ja, und dann hat man davon erfahren, aber hier nicht. Das war den Leuten egal. Damals war das alles entfernter. Heute kommt das alles so nah, wir erleben es alle durch die Medien. Vielleicht meint Jesus das.
Auf jeden Fall steht dahinter die Bosheit der Menschen, die besonders deutlich wird. Sie zeigt sich einerseits dadurch, dass sich Leute religiös als Jesus ausgeben und andere missbrauchen und irreführen, wie das viele Sektenführer tun. Andererseits zeigt sie sich darin, dass Menschen keine Hemmungen mehr kennen, andere zu erschlagen und umzubringen, darüber zu berichten und andere dadurch in Angst und Schrecken zu versetzen. Das ist ein Kennzeichen der letzten Zeit.
Denn ein Heidenvolk wird sich gegen das andere erheben, ein Königreich gegen das andere. Es werden hier und dort Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben geschehen. Dies alles ist der Anfang der Wehen.
Hier wird genauer beschrieben: Ein Volk wird gegen das andere Krieg führen. Es wird auch berichtet, dass Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben geschehen werden. Diese werden nicht automatisch als Folge des Krieges eintreten. Erstmal werden hier drei Begriffe eng zusammengezogen.
Bei den Hungersnöten könnte es noch eine Folge des Krieges sein, bei den Seuchen eventuell auch. Bei den Erdbeben wird es schon schwieriger, sich das vorzustellen. Es könnte sein, dass es sich darauf bezieht. Dann könnten wir heute deuten, vielleicht ein Hinweis auf den Atomkrieg, denn der würde auch Erdbeben auslösen.
Direkt durch die Erschütterung der Erde. Man hat zwischenzeitlich festgestellt, dass große Atombombenexplosionen auch einen Druck auf das Magma unter der Erdschicht auslösen. Das kann an anderen Stellen der Erde zu Erdbeben führen. Massiver Atomkrieg könnte also auch Erdbeben verursachen. Seuchen sind sowieso klar: Trinkwasserversorgung bricht zusammen, Leichen liegen herum, es gibt keine Medikamente, Seuchen brechen aus. Dann kommen Hungersnöte.
Ich weiß wiederum nicht, ob hiermit gemeint ist, dass diese Ereignisse in besonderer Stärke auftreten werden, oder ob nur gesagt werden soll, dass sie besonders auffallen, ohne eine genaue Zahl zu nennen. Jesus nennt hier keine Zahl, sagt nicht, es wird mehr Erdbeben geben als vorher.
Interessant ist, dass die großen Rückversicherungsgesellschaften wie Münchner Rück und Schweizer Rück, die regelmäßig Berechnungen über Schäden durch Naturkatastrophen anstellen, sagen, dass es in den letzten Jahrzehnten eine beständige Steigerung der Schäden durch Naturkatastrophen gibt – nicht in jedem Jahr. In diesem Jahr sind die Schäden durch Hurrikane etwas niedriger als in den Vorjahren, aber generell steigt es über die Jahre.
Das heißt, wie viele Menschen umkommen und wie viel materieller Schaden entsteht, steigt. Vielfach wird das auf die Klimaerwärmung und ökologische Katastrophen menschlichen Ursprungs zurückgeführt. Was die Ursache dieser größeren Katastrophen ist, sagt Jesus hier nicht. Er sagt nur, es gibt diese Katastrophen, und sie werden Menschen Schaden zufügen. Das können wir relativ objektiv an Statistiken ablesen, die diese Versicherungsgesellschaften anstellen.
Dann wird gesagt: „Dies ist der Anfang der Wehen.“ Der Begriff „Wehen“ wird hier als Bild benutzt, wie Jesus das manchmal tut. Wehen sind die Anfänge der Geburt. Jeder, der schon mal eine Geburt miterlebt hat, weiß: Der Bauch wird hart, es wird wie ein Krampf im Bauch. Dann kommen die Wehen immer häufiger und schneller. Dann weiß man: Jetzt ist die Geburt bald da.
Dieses Bild benutzt Jesus und sagt: Wenn ihr wisst, dass das zunimmt, dass das passiert, dass falsche Propheten auftreten, dass ihr viel von Kriegen hört, dann wisst ihr, jetzt beginnen die Wehen.
Ehe das Kind kommt oder ehe die Wiederkunft Jesu ist, kann noch Zeit vergehen. Manchmal sind es noch Stunden oder ein halber Tag, manchmal ein ganzer Tag. Aber wenn die Wehen angefangen haben, kommt es bald. Solange man nur schwanger ist, weiß man, dass es irgendwann geschehen wird. Der Arzt berechnet das, aber er kann sich auch irren. Wenn man aber weiß, die Wehen fangen an, dann sind es im Normalfall eher Stunden als Wochen. Medikamente können die Wehen zurückhalten, aber das gab es zur Zeit Jesu nicht.
Das ist der Beginn der Wehen.
Dann sagt Jesus: „Dann wird man euch der Drangsal preisgeben und töten, und ihr werdet gehasst sein von allen Heidenvölkern um meines Namens willen.“
Hier ist nicht ganz klar, wie wir das deuten können. Dass es Verfolgung geben wird, ist offensichtlich. Die Frage ist, auf wen sich Jesus hier bezieht. Er spricht zu seinen Jüngern, das ist klar. Aber spricht er zu ihnen als Juden oder als Christen? Das ist nicht klar.
Wir könnten davon ausgehen, dass es am Ende der Zeiten eine starke Judenverfolgung geben wird. Das lesen wir an mehreren Stellen, dass der Antichrist sich gegen die Kinder Israels wenden wird in den Endauseinandersetzungen in Israel. Das wird sich erfüllen.
Wenn wir an eine doppelte Erfüllung denken, wissen wir, dass die Verfolgung der Juden unmittelbar vor der Zerstörung des Tempels stattfand. Da wurden die Juden verfolgt, unter anderem, weil sie sich gegen die Römer erhoben hatten. Aber immerhin wurden sie auch im Römischen Reich verfolgt.
Es könnten die Juden sein, es könnte sich aber auch darauf beziehen, dass Christen verfolgt werden. Das lesen wir an anderen Stellen, wo Jesus von der Endzeit spricht. Auch Paulus sagt, dass Christen vom Antichristen verfolgt werden, weil sie sich nicht ihm anschließen.
Meine Vermutung und Deutung wäre, dass beides gemeint ist. Einerseits spricht Jesus bewusst von der damaligen Generation der Juden, die mit den Jüngern lebten, und sagt, dass sich das bei der Zerstörung des Tempels erfüllen wird. Andererseits spricht er die Jünger als die ersten Christen an und sagt, genauso wie bei der Zerstörung des Tempels die Juden verfolgt wurden, so werden am Ende der Zeit meine Kinder, die Christen, verfolgt werden.
Das passt auch zu dem, was wir vorher gelesen haben, unter anderem zur Verführung. Es gibt Christen, die sich verführen lassen, denen wird weniger passieren. Später lesen wir noch über den Antichristen, dass er auftreten wird, um sich als Christus verehren zu lassen. Wer ihn verehrt, dem passiert nichts. Er klingt sogar fromm, er kann weiter Christ sein, aber er hat den falschen Christus. Das ist das Problem. Diejenigen, die wirklich Jesus nachfolgen, werden als Störenfriede angeklagt und verfolgt.
Ich möchte es nicht überbetonen, aber ich habe den Eindruck, dass zumindest in Deutschland der Wind gegen überzeugte Christen schärfer wird. Die Kritik nimmt in der Öffentlichkeit zu. Immer mehr Journalisten und Politiker wenden sich deutlich gegen Christen. Liberale Christen sind genehm, das ist kein Problem, aber überzeugte Christen, die zum Beispiel sagen: „Jesus ist der einzige Weg“, werden als Störenfriede angesehen. Sie stören den religiösen Frieden in Deutschland, sind nicht ökumenisch.
Oder Christen, die wagen, in andere Länder zu gehen, um andere zu überzeugen, Jesus anzunehmen – das ist besonders schlimm. Zwischenzeitlich ist in Deutschland der Begriff „Mission“ fast ein Schimpfwort geworden. Wer missioniert, ist eine Gefahr.
In einem Interview sprach jemand von einer Hilfsorganisation und sagte, Missionare in anderen Ländern, die den Menschen vom Glauben erzählen, gefährden deren Leben. Das wird öffentlich so gesagt, und viele Menschen glauben das. Da merken wir, dass wir angegriffen und in Frage gestellt werden.
Oder ich habe gerade eine E-Mail bekommen: In Paderborn gab es vor kurzem einen Vater, der seine Kinder nicht zum Sexualkundeunterricht schicken wollte und deswegen in Bielefeld ins Gefängnis kam. Man kann sagen, er hat es vielleicht unklug angestellt, aber selbst wenn, was können Eltern heute noch mit ihren Kindern machen, ohne ins Gefängnis zu kommen? Vieles ist möglich.
Wenn Kinder sich regelmäßig betrinken, kein Problem, man kommt nicht ins Gefängnis. Das ist relativ normal. Letztes Wochenende wurde ein Siebenjähriger in Berlin auf der Straße aufgefunden mit etwa zwei Promille im Blut und kam ins Krankenhaus. Die Eltern sind nicht verklagt worden, weil es am frühen Abend war und sie ihre Aufsichtspflichten nicht verletzt hatten. Was sagt man dazu? Das ist normal.
Aber wenn du nicht erlaubst, dass deine Kinder am Sexualkundeunterricht teilnehmen, wo sie zum Beispiel über Homosexualität informiert werden, kommst du ins Gefängnis. Das ist gefährlich. Da muss man sich wirklich fragen, in welcher Welt wir leben.
Da wird mit zweierlei Maß gemessen, und das nimmt zu. Ich will nicht sagen, wir sind jetzt in einer richtigen Verfolgungssituation. Nein, aber der Wind wird schärfer, die Kritik wird deutlicher. Christen, die wirklich als Christen leben, nicht halbherzig, ziehen immer mehr Kritik der Gesellschaft auf sich, weil der Unterschied zwischen einer Gesellschaft, die von Gott nichts mehr wissen will, und Christen, die nach Gottes Maßstäben leben wollen, immer größer wird.
Vor zwanzig, dreißig Jahren war das noch mehr miteinander verbunden, weil es viel Traditionschristentum gab. Die Leute waren nicht alle überzeugt, aber viele Werte waren damals in den Köpfen der Menschen. Wenn du vor 50 Jahren jemandem gesagt hättest: „Scheidung ist schlecht“, hätten die meisten Leute gesagt: „Ja, Scheidung ist schlecht.“ Heute, selbst in christlichen Kreisen, denken viele: „Theoretisch schon, aber praktisch braucht man sie, es geht nicht anders.“
Selbst in christlichen Gemeinden, in denen ich aufgewachsen bin, gab es kaum Scheidungen. Heute gibt es keine Gemeinde, in der es das nicht gibt. Und jeder hat für sich eine Ausnahme. Deshalb wird wenig darüber geredet, Gespräche werden kaum geführt, Seelsorge wenig gemacht. Denn man sagt: „Wofür denn? Jeder hat inzwischen einen guten Grund.“
Wenn ich mit jemandem spreche, der sich scheiden lassen will, haben alle gute Gründe. Ich kenne kaum jemanden, der sich einfach nur scheiden lassen will, weil er keine Lust mehr hat oder jemand Neues haben will. Zumindest Christen sagen oft schwere Dinge, etwa: „Der ist immer so böse zu mir“ oder „Sie ist so böse zu mir.“
Im Rahmen von Gender Mainstreaming beklagen sich auch Männer, die Frauen schlagen. Ich weiß nicht, ob das bei euch in der Gemeinde auch schon so weit ist, ob Frauen schon so weit sind, gender-mainstreaming-mäßig, dass sie sagen: „Wenn du nicht spurst, kommt der Knüppel raus.“
Neulich war ich in einem Gespräch, da sagte ein Mann, die Frau sei fremdgegangen. Früher war es immer der Mann, der fremdging. Der Mann ist treu und will die Ehe retten, und die Frau sagt: „Nein, ich habe einen Freund, den habe ich bei der Arbeit kennengelernt, der ist viel besser als du.“ Das ist Gender Mainstreaming. Frauen, die wissen, was sie wollen, und das durchsetzen.
Das führt auch zur Störung der Ehe. Nicht, dass Frauen selbstbewusst sind, sondern dass sie nur den eigenen Egoismus leben. Das führt bei Männern wie bei Frauen zu Problemen.
Hier ist eine Veränderung in der Gesellschaft, und überzeugte Christen merken immer stärker, dass es einen Widerspruch und eine Spannung gibt. Diese führt zu Angriffen auf uns als Christen.
Dann werden viele Anstoß nehmen, einander verraten und hassen. Ich habe den Eindruck, das wird eine bittere Pille für uns Christen sein. Denn das wendet sich hier besonders an Christen: „Ihr werdet verfolgt werden.“ Und da werden viele einander hassen und verraten.
Verraten kann man nur jemanden, dem man Böses tut, der einem im Weg steht. Verraten heißt hier, dass Christen andere Christen verraten, um einen kleinen Vorteil zu erlangen. Anfänge davon haben wir heute schon.
Wenn ich an das Beispiel unserer beiden Schülerinnen denke, die im Jemen ermordet wurden: Manche Christen, um der öffentlichen Kritik auszuweichen, haben schnell zugestimmt und gesagt: „Was machen die denn auch da? Die haben bestimmt recht, die Medien, die haben sich falsch verhalten, vielleicht sollten wir doch nicht missionieren. Die böse Bibelschule Brake, was tut die denn da? Die haben die Leute in den Tod gehetzt.“
Ich habe E-Mails bekommen bis in die letzten Tage hinein von Leuten, die genau wissen, was alles falsch war. Ich frage mich manchmal, woher die das wissen. Haben die eine Offenbarung von Gott bekommen? Sie wissen mehr als die Polizei, mehr als die Behörden im Jemen, mehr als wir. Bis heute weiß noch kein Mensch, warum die ermordet wurden.
Es ist noch immer offen, ob es einfache Verbrecher waren, die sie überfallen haben, um sie auszurauben, oder ob es Muslime waren. Beides ist schändlich und schlimm.
Aber hier gibt es manche Christen, die aus Angst, in der Öffentlichkeit angegriffen zu werden, schnell bereit sind, ihre Geschwister zu verraten. Ich glaube, wir sollten aufpassen, dass wir uns als Christen nicht auseinanderdividieren lassen vor der Öffentlichkeit. Sonst wird es so kommen, dass zuerst die einen Christen mundtot gemacht werden, dann die anderen, und am Ende bist du auch dran, egal wie ruhig du bist.
Denn die Gesellschaft ist nicht zufrieden damit, dass diejenigen, die sie am meisten stören, mundtot gemacht werden, sondern sie will, dass alle Christen ihren Glauben aufgeben.
Manche sagen: „Lass uns einfach nicht mehr über Homosexualität reden. Wir wissen doch, wie es beim Christival war und wie es in Marburg in diesem Sommer war. Am besten reden wir nicht mehr darüber.“
Ja, bitte sehr, worüber willst du als Nächstes nicht mehr reden? Denn auch beim Christival war es so: Als sie Erfolg hatten, sagten sie, über Abtreibung dürften sie kein Seminar mehr machen. Wenn sie über Abtreibung nicht reden dürfen, dann auch nicht über „Wahre Liebe wartet“ – also keinen Sex vor der Ehe. Das darf man auch nicht mehr.
Über andere Religionen darfst du auch nicht reden, das ist ja Mission. Und dass Jesus uns erlöst, darfst du auch nicht sagen, das ist schlecht – wegen des Ausschließlichkeitsanspruchs. Das geht immer weiter.
Habt ihr nicht mitbekommen, dass vor zwei Wochen ein mennonitischer Theologieprofessor in Deutschland öffentlich sagte, dass der Erlösungstod Jesu am Kreuz für einen Mennoniten nicht notwendig sei?
Warum? Weil das eine Grausamkeit sei. Gott sei nicht grausam, sondern er würde den Menschen einfach so vergeben. Jesus habe das nur erlitten, weil Gott ohnmächtig gewesen sei, es zu verhindern. Aber wir könnten direkt Vergebung bekommen, ohne den Sündentod Jesu.
Ich betone das bewusst, weil wir das ja gewohnt sind von irgendwelchen bösen Theologieprofessoren an Universitäten. Nein, hier war es ein mennonitischer Theologieprofessor. Wundert man sich nicht?
Da ist genau das, worüber wir hier stehen: Die einen werden die anderen verraten, um irgendwo noch ein paar Pluspunkte zu sammeln und später „dranzukommen“. Das sehen wir heute schon teilweise.
Die schärfsten Angriffe bekomme ich häufig, wenn ich mich öffentlich äußere, von Christen. Das ist erstaunlich.
Ich war im Frühjahr mit einigen Schülern in der Nähe von Siegen. Wir gingen von Haus zu Haus, um mit den Leuten über den Glauben zu sprechen. Wir schenkten ihnen kleine Blümchen. Die freuten sich alle, außer drei Leute. Diese drei waren Christen. Sie beschwerten sich: „Was macht ihr denn hier? Ihr seid ja wie die Zeugen Jehovas.“ Statt sich zu freuen, dass Christen ihren ungläubigen Nachbarn vom Glauben erzählen, schimpften sie und beschwerten sich. Die Nichtgläubigen beschwerten sich nicht. Das ist erstaunlich.
So erlebe ich das an manchen Stellen: Natürlich gibt es Kritik der Gesellschaft, aber viel kommt auch von Christen, die denken, sie hätten einen Vorteil, wenn sie ihre geistlichen Geschwister anprangern.
Dann kommt wieder die Warnung: „Es werden viele falsche Propheten auftreten und viele verführen.“ Zweites Mal falsche Propheten, falsche Lehrer. Und weil die Gesetzlosigkeit Überhand nimmt, wird die Liebe in vielen erkalten.
Ich meine, dass das viel mit zwei Trends unserer Zeit zu tun hat. Der eine Trend heißt Egoismus. Ich habe vorhin schon gesagt, in Ehe und Partnerschaft breitet sich das massenhaft aus, aber auch in Gemeinde und Privatleben. Ich denke an mich! Vielfach wird das sogar gelobt: „Wenn du es nicht tust, denkt keiner an dich. Denk du selbst an dich, sorg du für deins, jeder kämpft für sich.“
Es gibt eine Vereinzelung in der Gesellschaft, in der sich immer mehr Menschen einsam fühlen – selbst in der Ehe, in der Gemeinde einsam.
Neben dem Individualismus, also Egoismus, ist es der Materialismus, der dazu führt. Jeder baut sein kleines Häuschen, und wenn das fertig ist, kommt das nächste. Jeder denkt, er könnte etwas verlieren, einen Nachteil bekommen – auch unter Christen.
Das, was hier beschrieben wird, betrifft nicht nur Nichtchristen. Die Liebe wird erkalten – und hier sind vor allem Christen gemeint, die zuerst Liebe hatten. Liebe heißt, ich nehme den anderen an, investiere Zeit und Energie für ihn um seiner selbst willen, nicht wegen eines Vorteils.
Es wird gesagt, dass das erkalten wird. Das sind einige der Kriterien, die wir in den Sendschreiben der Offenbarung wiederfinden: Liebe erkalten, erste Liebe verlassen, Distanz. Ich denke zuerst an: „Ich denke an mich, ich muss gut auskommen, ich muss gut rauskommen.“
Das ist eine Verführung.
Wenn ich mit Christen aus der ehemaligen DDR spreche, sagen viele, dass der Materialismus, der nach der Wende kam, schlimmer war für viele Gemeinden als der Druck durch die Kommunisten. Man wusste, womit man zu tun hatte, es war schwierig, aber man wusste, wer der Feind war.
Plötzlich war die große Freiheit da, man wusste nicht, wie man damit umgehen sollte. Jeder war jetzt „Schaffe, schaffe, Häusle bauen, Karriere machen, weiterkommen“, und die Gemeinde lag brach. Das gilt nicht für alle, aber für viele, die das so erlebt haben.
Ich glaube, hier ist eine Gefahr, auf die Jesus aufmerksam machen will. Er will uns nicht nur zeigen, dass es so kommen muss, sondern auch warnen: Passt auf, dass ihr nicht mit dazu beitragt, dass es so kommt.
Dann steht hier: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.“
Manchmal wird dieser Vers missbraucht. Dann wird gesagt: „Auch wenn du Christ bist, kannst du verloren gehen.“ Über diese Frage kann man sprechen, aber hier steht das nicht.
Ich glaube, es gibt Stellen, die in diese Richtung deuten, dass man sein Heil verlieren kann. Aber diese Stelle tut das nicht. Hier geht es nur um die Endzeit, in der Zeit des Antichristen, der Trübsal. Da werden nur die gerettet, die bis zum Ende festhalten.
Und gerettet ist hier nicht unbedingt die Seele gemeint, sondern könnte auch der Körper gemeint sein. Das Wort kann auch körperliche Rettung bedeuten.
Wenn wir sehen, dass es Verfolgung, Kriege, Hungersnöte gibt, kann hier gemeint sein, dass die, die treu an Jesus festhalten, auch bewahrt werden.
Vielleicht ähnlich wie im 2. Korinther 4, wo steht: „Ihr werdet verfolgt, aber ihr kommt nicht um; ihr hungert, aber ihr werdet nicht verhungern.“ So steht es nicht, aber so ähnlich.
Hier sind mehrere Dinge aufgezählt, die uns schlecht gehen lassen werden. Aber Gott lässt es nicht zum Ärgsten kommen.
Ich glaube, das ist hier eher gemeint: Ihr werdet mit Leiden zu tun haben, aber gebt euren Glauben nicht auf. Denn dann wird es euch noch viel schlechter gehen. Haltet in der Verfolgung und in den Problemen am Glauben fest, dann wird Gott euch das Leben erhalten und beschützen.
Das heißt nicht, dass keine Christen sterben werden. Aber gerade in solch einer Verfolgungswelle kann man Angst bekommen: „Jetzt ist das Ende da, Gott denkt nicht mehr an uns, alles ist vorbei.“
Der Trost bleibt: Es geht hier nicht um die Rettung der Seele. Das würde in diesem Zusammenhang keinen Sinn machen, denn alles, was vorher beschrieben ist, sind äußere Angriffe, nicht die Seele.
Bei der Seele wissen wir: Wir sind errettet, rein aus Gnade. Jesus hat uns gerettet, als wir noch seine Feinde waren. Das ist die Grundlage unserer Erlösung, nicht unsere Leistung und auch nicht das, was hier steht.
Dann: „Und dieses Evangelium vom Reich wird in der ganzen Welt verkündigt werden zum Zeugnis für alle heiligen Völker, und dann wird das Ende kommen.“
Das ist ein Kennzeichen, das heute häufig und zu Recht genannt wird. Jesus sagt hier nicht die Zerstörung des Tempels, sondern das Ende vor seiner Wiederkunft. Das ist nicht die Zerstörung des Tempels, denn damals wurde das Evangelium noch nicht in der ganzen Welt verkündigt.
Am Ende aber wird das Evangelium in der ganzen Welt verkündet werden, und das ist heute schon der Fall.
Ich würde nicht sagen, das erwarten wir noch, ich glaube, das hat sich schon erfüllt.
Natürlich sagen die Wycliffe-Bibelübersetzer, es gibt noch viele Sprachen ohne Bibel. Ja, genau. Aber ob das damit gemeint ist, steht da nicht. In jedem Dialekt muss erst die Bibel übersetzt sein? Nein, sagen die Wycliffe-Bibelübersetzer gerne, aber da steht „Volk“, zum Beispiel die Deutschen. Da muss es nicht erst eine Bibel in Bairisch, Sorbisch, Friesisch geben. Nein, nicht unbedingt. Das Evangelium wird verkündigt. Bibelübersetzung steht hier nicht.
Das heißt, wenn Menschen irgendwo auf der Welt das Evangelium hören können, ist dieses Kriterium erfüllt. Das heißt nicht, dass Jesus sofort in dem Moment wiederkommt. Jetzt sagen wir: Der Letzte hat es gehört, zack, jetzt kommt Jesus. So nicht. Es ist eine Mindestanforderung.
Man kann sagen: Wenn ich 10 Euro gespart habe, kaufe ich mir ein Auto. Aber das heißt nicht, dass ich sofort loslaufe, wenn der letzte Euro da ist. Sonst könnte der Sonderwart noch zwei Monate auf ein gutes Angebot warten. So ist es auch hier.
Deshalb glaube ich, es hat sich schon erfüllt, was hier steht. Das heißt nicht, dass wir nicht weiter an Bibelübersetzungen arbeiten sollten. Klar, das ist gut. Macht das nur, super! Aber das ist nicht das, was hier gemeint ist.
Es ist kein direkter Vers für Bibelübersetzer oder Missionswerke. Das ist gut, die können ihre Arbeit machen. Aber es ist kein direkter Hinweis hierauf.
Es hat allerdings in der Vergangenheit viele Christen motiviert, in die Mission zu gehen. Vor allem bekannt in der Kirchengeschichte ist Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf. Er las diesen Vers und sagte: „Wir wollen die Wiederkunft Jesu beschleunigen.“ Das war ihre Motivation, in die Weltmission zu ziehen.
So leisteten sie viel zu ihrer Zeit. Die Herrnhuter Brüder waren zu ihrer Zeit die missionarischste Gruppe in Deutschland. Von Deutschland ausgehend entstanden viele Gemeinden.
Leider sind die Herrnhuter in Deutschland zwischenzeitlich sehr liberal geworden und haben sich der Universitätstheologie angepasst. Aber das sollte nicht unsere erste Motivation sein.
Nicht zuerst sagen: Jetzt beschleunigen wir die Wiederkunft Jesu. Jesus selbst hat gesagt, wir wissen nicht, wann es so weit ist. Wir sollten missionieren, weil es unser Auftrag ist und weil wir Menschen zu Jesus führen und sie gerettet werden.
Das sollte die erste Motivation sein. Wenn es eine Nebenmotivation ist, okay, wir tragen auch zur Erfüllung dieser Prophetie bei, gönne ich euch. Aber es sollte nicht die Hauptmotivation sein.
Dann lesen wir weiter. Ehe ich weiterlese, wäre meine Frage: Bis wie lange haben wir den Abend eigentlich geplant? Nicht bis neun, oder? Gut, ich halte mich daran. Ich will ja nicht, dass ihr verärgert nach Hause geht und sagt: „Ich wollte eigentlich rechtzeitig zum ...“ Wir machen noch ein kleines bisschen, ich werde jetzt den Folgenden etwas schneller vorlesen.
Ich lese euch die Verse 15 bis 28:
„Wenn ihr nun die Gräuel der Verwüstung, von dem durch den Propheten Daniel geredet wurde, an heiliger Stätte stehen seht – so steht, wer das liest, achte darauf! – dann flieht auf die Berge. Wer in Judäa ist und wer auf dem Dach ist, der steige nicht hinab, um etwas aus seinem Haus zu holen. Wer auf dem Feld ist, kehre nicht zurück, um seine Kleider zu holen. Betet aber für die Schwangeren und Stillenden in jenen Tagen. Bittet, dass eure Flucht nicht im Winter noch an einem Sabbat geschieht! Denn dann wird eine große Drangsal sein, wie sie von Anfang der Welt bis jetzt keine gewesen ist und auch keine mehr kommen wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden. Aber um der Auserwählten willen sollen jene Tage verkürzt werden.
Denn wenn jemand zu euch sagen wird: ‚Siehe, hier ist der Christus‘ oder ‚dort‘, so glaubt es nicht! Denn es werden viele falsche Christusse und viele falsche Propheten auftreten und große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Siehe, ich habe es euch vorhergesagt. Wenn sie zu euch sagen: ‚Siehe, er ist in der Wüste‘, so geht nicht hinaus. ‚Siehe, er ist in der Kammer‘, so glaubt es nicht! Denn wie der Blitz vom Osten ausfährt und bis zum Westen scheint, so wird auch die Wiederkunft des Menschensohns sein.
Denn da, wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier.“
Zunächst einmal der Hinweis auf Daniel: Es wird von der heiligen Stätte gesprochen, damit ist der Tempel gemeint. Wenn vom Gräuel der Verwüstung geschrieben ist, dann ist die Entweihung des Tempels gemeint.
Manche beziehen das auf die Zeit zwischen den beiden Testamenten unter Antiochus Epiphanes. Er kam nach Jerusalem und ließ dort Schweine im Tempel opfern. Das wird im Judentum als das Gräuel der Verwüstung bezeichnet. Der Tempel ist entweiht, die Stätte Gottes liegt brach.
Das wird passieren, wenn das Ende kommt.
Man könnte sagen, das sei doch schon bei der Zerstörung des Tempels geschehen. In gewisser Weise ja. Aber eine Entweihung wie bei Antiochus Epiphanes – nämlich Abgötterei – gab es nicht direkt. Indirekt schon. Römische Prokuratoren hängten römische Schilder mit ihren Wappen im Tempel auf. Das kann man als Entweihung betrachten.
Eine richtige Abgötterei wird es erst in der Endzeit, in der Trübsalszeit geben, wenn der Antichrist sich in den Tempel setzen wird, um sich dort als Gott verehren zu lassen.
Ich habe den Eindruck, dass genau das hier beschrieben ist: eine direkte Abgötterei.
Dass sich das auf die Wiederkunft Jesu und die Endzeit bezieht, lesen wir auch in Vers 28, wo steht: „Seine Wiederkunft wird sein wie der Blitz vom Osten bis zum Westen.“
Hier geht es also nicht um die Zerstörung des Tempels, sondern um die Wiederkunft Jesu.
Manche deuten allerdings, dass wegen des Sabbats und Judäa hier auch die Zerstörung des Tempels gemeint sein könnte. Die erste Gemeinde wurde durch Prophetie gewarnt und verließ Jerusalem vor der Zerstörung. Sie zog sich in die Einöde des heutigen Jordanien zurück.
Das war eine gewisse Erfüllung.
Manche sagen auch, weil vom Sabbat die Rede ist, müssen es Juden sein. Ich glaube, das ist nicht ganz überzeugend. Sabbat feiern zwar die Juden, aber der Sabbat ist da, egal ob Juden da sind oder nicht.
Dass Leute in Judäa und in Häusern fliehen, heißt nicht, dass nur Judäer fliehen. Hier wird gesagt, es gibt Leiden, die so groß sind wie nie zuvor.
Wäre das nur eine Verfolgung in Judäa, müsste es viel größere Verfolgungen geben. Schon zur Zeit Jesu gab es größere Verfolgungen.
Hier muss Judäa wohl als Beispiel für eine weltweite Verfolgung dienen. Ein weltweiter Krieg ist gemeint.
Es wird gesagt, es wird eine große Drangsal sein, wie von Anfang der Welt bis jetzt keine gewesen ist.
Das wäre zu wenig, wenn es nur das wäre, was damals bei der Tempelzerstörung geschah.
Es muss ein Leiden, eine Verfolgung und Katastrophe geben, wie wir sie bisher nie erlebt haben.
Davon berichtet auch die Offenbarung. Gerade mit den verschiedenen Posaungerichten und Zornesschalen: Plötzlich stirbt ein Viertel oder ein Drittel der Menschheit, Wasser wird verseucht.
Solche Katastrophen haben wir nie erlebt.
Selbst diejenigen, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, haben das nicht erlebt.
Das wird eine Verfolgung und ein Leiden noch viel größeren Ausmaßes sein.
Nicht subjektiv für den Einzelnen – einzelne Menschen haben auch schon schwer gelitten –, aber in der Menge, wie es sich weltweit ausbreitet.
Wir halten oft den Zweiten Weltkrieg für die größte Katastrophe oder Ähnliches, was später in Russland oder China stattfand.
Aber ich erinnere daran, dass im 13. Jahrhundert Pestwellen Europa verwüsteten. Innerhalb weniger Jahre starb in vielen Landstrichen bis zur Hälfte der Bevölkerung, ohne dass es ein Gegenmittel gab.
Dann zogen Räuberbanden herum und plünderten die Überlebenden. Die öffentliche Ordnung brach zusammen. Richter flohen, Herrscher flohen, Gefängniswärter flohen. Verbrecher kamen aus den Gefängnissen und raubten. Frauen wurden vergewaltigt.
Bauern bauten ihre Felder nicht mehr an aus Angst, sich anzustecken. Es kam eine riesige Hungersnot.
Die Folgen dieser Pestwellen können wir uns heute kaum vorstellen. Es war weit schlimmer als der Erste oder Zweite Weltkrieg.
Wenn wir uns das geschichtlich anschauen, können wir uns vorstellen, wie das Chaos enden muss, wie das große Leiden, das für das Ende der Zeit vorhergesagt ist.
Es wird noch einmal gesagt: Keine Zeit, jetzt sofort versuch dich in Sicherheit zu bringen, wenn das anfängt.
Am Ende wird gesagt: Jesus erscheint, wenn alle ihn sehen können, nicht irgendwo versteckt, kein Geheimwissen einzelner Gruppen, jeder wird ihn sehen.
Das Gleichnis vom Blitz, der vom Osten zum Westen scheint, ist ein Bild. Es soll sagen: Wenn ein großes Gewitter zwanzig Kilometer entfernt ist, siehst du es schon.
Es wird noch viel mehr sein. Wir lesen später, dass alle ihn sehen werden.
Irgendetwas wird passieren, was wir uns nicht vorstellen können, wie Gott das macht.
Die Erde ist rund. Wie sollen alle ihn gleichzeitig sehen? Von unserer Seite aus geht das gar nicht.
Aber Gott wird ein Mittel finden. Vielleicht im Weltraum ein paar Spiegel aufstellen, oder Jesus fliegt auf der Wolke schnell um die Erde. Keine Ahnung.
Aber es wird möglich sein, dass alle ihn sehen können, so wie wir hier lesen bei der Wiederkunft des Menschensohns.
Die Geschichte mit dem Aas und den Geiern: Manche fragen sich, was das bedeutet.
Das soll einfach die Alltagswelt der damaligen Juden beschreiben. Wenn Geier irgendwo kreisen, weißt du, dass dort Aas liegt.
So soll gesagt werden: Wenn du diese Zeichen siehst, weißt du, das Ende ist da.
Das ist das Einzige, was damit gesagt werden soll.
Deshalb achtet auf die Zeichen. Wenn sie sich besonders intensiv erfüllen, ist die Zeit für die Wiederkunft Jesu da.
Bald aber nach der Drangsal jener Tage wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
Hier merken wir, es muss ein drastischer Einbruch sein, der total katastrophal sein wird.
Wenn steht, Sonne verfinstern, Mond wird nicht mehr scheinen, heißt das nicht, dass sie ausgeknipst werden.
Wahrscheinlich bedeutet das, dass sich eine Staubhülle um die Erde legt, in der Atmosphäre, und wir die Sonne nicht mehr sehen können – so wie es in der Vergangenheit nach riesigen Vulkanausbrüchen war.
Es gab den Ausbruch des Krakatau im 19. Jahrhundert. Durch diesen Ausbruch war es über mehrere Jahre kälter in Europa, weil sich eine Staubschicht in der Atmosphäre niederschlug.
Militärs berechnen, dass bei einem Atomkrieg so viel Staub und Fallout in die Atmosphäre kommt, dass es über Jahre dunkel und kälter wird – eine klimatische Katastrophe, abgesehen von der Verseuchung der Erde.
Das könnte passieren.
Es könnte auch sein, dass es nicht menschlich gemacht ist, sondern plötzlich ein Meteoritenschauer auf die Erde niedergeht.
Diese würden wie Atombombenexplosionen wirken, ganze Landstriche zerstören, riesige Krater entstehen lassen, riesige Staubwolken aufwirbeln, die zur Verfinsterung von Sonne und Mond beitragen.
In manchen Spielfilmen ist so etwas schon durchgespielt worden, zum Beispiel „Deep Impact“. Dort kommt ein Meteorit, der im letzten Moment gesprengt wird. Das wird am Ende der Zeit nicht der Fall sein, wenn Gott es will.
Hier steht sogar, dass die Sterne vom Himmel fallen werden.
Mit Sternen sind hier nicht Jupiter, Mars oder Saturn gemeint, sondern Himmelskörper, wahrscheinlich leuchtende, wie Meteoriten, die auf die Erde einschlagen.
Man sieht sie nicht immer, sie ziehen einen Schweif nach sich.
Nicht alle Sterne, die wir am Himmel sehen, werden fallen, sondern einzelne Himmelskörper, die auf die Erde knallen und zu dieser Zerstörung beitragen.
Dann wird das Zeichen des Menschensohns am Himmel erscheinen.
Dann werden sich alle Geschlechter dieser Erde an die Brust schlagen und den Sohn des Menschen kommen sehen, auf den Wolken des Himmels, mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Alle Menschen – hier wieder – werden es sehen.
Wir wissen nicht, wie Gott das machen wird. Es steht auch nicht, was das Zeichen sein wird.
Es ist möglich, dass Jesus selbst erscheint und man seine Wundmale sieht. So wird berichtet, dass die Juden ihn sehen werden, den sie durchbohrt haben.
Es könnte auch sein, dass ein großes Kreuz sichtbar wird. Kaiser Konstantin soll vor der Schlacht an der Milvischen Brücke das Zeichen Christi im Himmel gesehen haben. Deshalb gewann er und gab den Christen danach Freiheit.
Es könnte auch das altchristliche Zeichen sein, das Chi-Rho, oder das Zeichen des Fisches.
Letzten Endes ist es nicht wichtig. Wichtig ist, dass alle es rechtzeitig erkennen.
Es wird kein Geheimzeichen sein, das man lange studieren muss.
Es wird sofort erkennbar sein: Das ist das Zeichen Jesu, und alle werden es sehen.
Gleichzeitig wird Jesus selbst erscheinen.
Dann wird er seinen Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln, von den vier Windrichtungen her, von einem Ende des Himmels bis zum anderen.
Vom Feigenbaum aber lernt ein Gleichnis: Wenn seine Zweige schon saftig werden und Blätter treiben, so erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist.
Auch ihr, wenn ihr dies alles seht, erkennt, dass er vor der Tür steht.
Denn ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht.
Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Hier wird eine Erfüllung gesagt mit dem Geschlecht, und viele Generationen haben darüber gerätselt: Was ist damit gemeint? Hat sich Jesus geirrt? Er ist ja nicht wiedergekommen zu damaliger Zeit.
Nun, „Geschlecht“ kann doppelt übersetzt werden. Das ist das Problem.
„Geschlecht“ kann die Menschen bedeuten, die zu diesem Zeitpunkt leben. Das hatte sich wortwörtlich bei der Zerstörung des Tempels erfüllt. Die Menschen, die damals Jesus zuhörten, lebten noch zu jenem Tag.
Es kann aber auch sein, dass mit „Geschlecht“ die Nachkommen gemeint sind, etwa das Geschlecht Karls des Großen. Das heißt, nicht nur Karl der Große, sondern alle seine Nachkommen.
Wenn wir sagen: „Dieses Geschlecht“, könnte es auch das Geschlecht der Juden sein, das nicht vergehen wird.
Das würde auch zu dem passen, was wir vorher gelesen haben, wenn vom Feigenbaum die Rede ist.
Der Feigenbaum wurde manchmal wie auch der Ölbaum als Zeichen für das Volk Israel benutzt.
Könnte das Ausschlagen bedeuten, dass er wieder grün wird? Denn Ausschlagen heißt, vorher war er scheinbar kahl, jetzt wird er wieder grün.
Dann heißt es: „Pass auf, das ist das Zeichen.“
An einigen Stellen später lesen wir, dass Gott das Volk Israel eine Zeit lang zurückgestellt hat und am Ende der Zeiten wieder mit ihm handeln wird. Zum Beispiel im Römerbrief.
Dann würde es heißen: Dieses Geschlecht der Juden wird nicht vergehen bis Jesus wiederkommt.
Das könnte gemeint sein, also nicht die damalige Generation, die lebte – zumindest was die Wiederkunft Jesu betrifft.
Was die Zerstörung des Tempels betrifft, war es wirklich so, dass diejenigen noch lebten.
„Um jenen Tag und jene Stunde weiß niemand, nicht die Engel im Himmel, sondern allein mein Vater.“
Wie es in den Tagen Noahs war, so wird es auch bei der Wiederkunft des Menschensohns sein.
Denn sie werden in den Tagen vor der Sintflut essen und trinken, heiraten und verheiraten, bis an den Tag, als Noah in die Arche ging und nichts merkte, bis die Sintflut kam und sie alle dahinraffte.
So wird es auch bei der Wiederkunft des Menschensohns sein.
Dann werden zwei auf dem Feld sein, und der eine wird genommen, der andere zurückgelassen.
Zwei werden auf der Mühle mahlen, der eine wird genommen, der andere zurückgelassen.
Ich möchte jetzt nicht lange spekulieren, wie das sein wird.
Filme oder Buchreihen wie „Das Finale“ beschreiben, dass plötzlich der Fahrer im Auto weg ist oder der Pilot im Flugzeug.
Das ist reine Spekulation.
Ich halte das, was vorher geschrieben steht, für viel wichtiger: den Vergleich mit der Zeit Noahs.
Hier wird beschrieben, dass die Menschen am Ende der Zeiten nicht nur böse sein werden, sondern das Schlimmste tun: Sie werden Gott vergessen.
Sie werden ganz diesseits ausgerichtet sein.
Das wird hier als Kritik genannt.
Wenn da steht, sie werden essen und trinken, heiraten und sich verheiraten lassen, was ist daran schlimm?
Habt ihr in den letzten Jahren geheiratet? Ich weiß von ein paar Leuten, die hier geheiratet haben.
Also böse wie zur Zeit Noahs? Habt ihr heute schon etwas gegessen? Wie zur Zeit Noahs.
Das Problem ist, dass sie eben nur das tun. Das ist ihr Lebensinhalt.
So wie zur Zeit Noahs hatten sie Gott vergessen.
Noah stand auf und sagte: „Kehrt um zu Gott!“ Sie wollten ihn nicht hören.
Ihr Lebensinhalt war Essen, Trinken, Heiraten, sich verheiraten lassen, „Lass es dir gut gehen.“
Das wird ein Problem in der Endzeit sein.
Nicht nur moralischer Abfall, sondern manche Leute sind moralisch in Ordnung, aber leben ganz für diesseits, nur „Lass es mir gut gehen.“
Das wird als Zeichen der Endzeit genannt.
Jetzt der letzte Abschnitt:
„So wacht nur, da ihr nicht wisst, in welcher Stunde euer Herr kommt.
Das aber erkennt: Wenn der Haushalter wüsste, zu welcher Nachtstunde der Dieb käme, würde er wachen und nicht sein Haus einbrechen lassen.
Darum seid auch ihr bereit, denn der Sohn des Menschen kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht meint.
Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr über seine Dienerschaft gesetzt hat, damit er ihm die Speise gibt zur rechten Zeit?
Glückselig ist jener Knecht, wenn sein Herr, wenn er kommt, ihn bei solchem Tun finden wird.
Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn über all seine Güter setzen.
Wenn aber jener böse Knecht in seinem Herzen spricht: ‚Der Herr säumt zu kommen‘ und anfängt, die Mitknechte zu schlagen und mit den Schlämmern zu essen und zu trinken, so wird der Herr jenes Knechtes an einem Tag kommen, da er es nicht erwartet, und zu jener Stunde, die er nicht kennt, und wird ihn entzweihauen und ihm seinen Teil mit den Heuchlern geben. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.“
Das sind ernste Worte, die uns deutlich machen, warum Jesus über das Ende spricht.
Nicht, dass wir spekulieren. Keiner weiß Zeit und Stunde.
Es wird ganz deutlich gesagt, warum: Damit wir jederzeit bereit sind.
Genau das ist es: Wir sollen nicht berechnen, wann es soweit ist, wie manche früher getan haben.
Wir sollen auch nicht so tun wie der Knecht: „Ach, der kommt sowieso nicht wieder, ist jetzt nicht wiedergekommen, wird auch nicht kommen.“
Sondern wir sollen jederzeit unser Leben so führen als Christen, als käme Jesus sehr bald wieder.
Das wird als Kriterium genannt: Wie gehst du mit deinen Mitgeschwistern um?
Behandelst du sie so, als käme Jesus bald, oder sagst du: „Ach, Gott ist noch weit weg, ich setze mich durch, ich feiere mit den Schlämmern, genieße das Leben“?
Leben genießen ist nicht schlecht, aber wenn es nur auf das Irdische ausgerichtet ist, ist das falsch.
Du vergisst das Wiederkommen Jesu.
Gestalte dein Leben so, dass du wirklich damit rechnest, Jesus kommt wieder.
Ohne in billige Spekulationen zu verfallen.
Das ist, was man sagen will.
Der gute Knecht erwartet jederzeit und ist bereit, wenn Jesus kommt.
Der schlechte Knecht verhält sich so, als käme Jesus nie wieder und genießt nur das Irdische.
Der wird von Jesus zur Rechenschaft gezogen.
Das gilt für uns alle: Wir sollen richtig mit der Erwartung der Wiederkunft Jesu umgehen.
Ich möchte an dieser Stelle gerne mit euch beten. Ihr dürft dazu auch aufstehen.
Vater im Himmel, vielen Dank, dass wir in der Bibel lesen können, was uns noch bevorsteht – ganz individuell und persönlich und auch mit dem Schicksal der ganzen Welt.
Wir bitten dich, gib uns Weisheit, richtig damit umzugehen.
Nicht in Aktivismus zu verfallen oder in billige und falsche Spekulationen.
Nicht anderen Menschen unnötig Angst zu machen.
Wir bitten dich, öffne unsere Augen, wenn du uns Zeichen der Zeit zeigst.
Mach uns sensibel für das, was deutlich macht, dass du wiederkommst.
Hilf uns, weise zu sein.
Nicht wie der falsche Knecht, der nur im Hier und Jetzt lebt und deine Wiederkunft vergisst.
Nicht wie diejenigen, die falschen Propheten oder falschen Christussen nachlaufen, weil sie so überzeugend und fromm klingen und sogar Wunder tun können.
Sondern lass uns darauf achten, dir nachzufolgen.
Bewahre uns an dir und bei dir.
Lass uns nicht lieblos oder materialistisch werden, wie wir es als Zeichen der Endzeit lesen.
Gib uns Mut, auch in einer Zeit, in der wir als Christen öffentlich und persönlich in Frage gestellt und angegriffen werden, nicht klein beizugeben.
Nicht einfach abzufallen, weil wir meinen, so besser leben zu können und dem auszuweichen.
Wir bitten dich, gib uns Mut und Kraft, in unserer Zeit, die vielfach nicht so lebt, wie du es willst, treu bei dir zu bleiben.
Uns nicht falsch an die Umgebung anzupassen, sondern Licht und Salz zu sein.
Den Unterschied deutlich zu machen und so zu leben, wie du es willst.
Gib uns Kraft dafür. Amen.
Zeichen der Endzeit: Kriege und Naturkatastrophen
Ihr werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Habt Acht und erschreckt nicht, denn dies alles muss geschehen, aber das ist noch nicht das Ende.
Wenn wir uns mit der Geschichte beschäftigen, gab es zu allen Zeiten Kriege. Was sagt uns das? Bedeutet das, dass zu allen Zeiten Endzeit ist? Oder könnten wir sagen, dass Kriege gehäuft auftreten und deshalb Statistiken geführt werden müssten? Dabei stoßen wir auf schwierige Fragen, zum Beispiel: Ab wann gilt eine Auseinandersetzung als Krieg und wann nicht? Im Sudan gibt es seit Jahrzehnten Bürgerkrieg – ist das Krieg oder nicht? Oder in Somalia, wo es keine feste Regierung gibt – ist das Krieg oder nicht? Ich möchte das nicht weiter aufrechnen, sondern nur sagen: Das ist eine schwierige Frage.
Vor ein paar Jahren fiel mir auf, dass hier nicht absolut gesagt wird, es wird mehr Kriege geben. Interessanterweise heißt es: Ihr werdet von vielen Kriegen und Kriegsgerüchten hören, und dann erschreckt nicht. Das bedeutet, hier wird nicht gesagt, ihr seid direkt in den Krieg einbezogen – das kann zwar passieren –, sondern ihr werdet davon hören.
Ich habe den Eindruck, dass sich das in unserer Zeit wie in keiner anderen vorher erfüllt. Warum? Weil wir durch die Medien mit allem verbunden sind. Es muss nur irgendwo einen kleinen Krieg oder einen Aufstand geben, schon ist es im Fernsehen, in der Zeitung und im Radio. Fast jede Woche beginnt irgendwo ein neuer Krieg. Man muss es nur hören wollen.
Interessant ist, dass Jesus hier betont, ihr werdet davon hören. Er sagt nicht, ihr werdet alle möglichen Kriege erleben, sondern ihr werdet davon hören und sollt nicht erschrecken. Er geht also davon aus, dass wir in Angst und Schrecken versetzt werden können, wenn wir hören: „Da ist ein Krieg, dort eine Auseinandersetzung, und das ist alles so schlimm.“ Das kann uns fertig machen.
Vielleicht meint Jesus hier nicht, dass die absolute Zahl der Kriege zunimmt, sondern dass jeder Mensch auf der Welt davon betroffen wird. In früheren Jahrhunderten, wenn irgendwo in Indien Krieg war, was hat das die Leute in Lippe gekümmert? Gar nichts, denn sie wussten nichts davon. Selbst wenn in Bayern Krieg herrschte, hatten die Menschen in Lippe keine Ahnung. Vielleicht kam nach Wochen eine Soldatin und berichtete davon. Das war den Leuten damals egal. Das heißt, damals war das alles viel entfernter.
Heute kommt das alles so nah. Wir erleben es alle durch die Medien mit. Vielleicht meint Jesus das. Auf jeden Fall steht dahinter die Bosheit der Menschen, die besonders deutlich wird.
Sie zeigt sich einerseits darin, dass sich Leute religiös als Jesus ausgeben und andere missbrauchen und irreführen, wie das viele Sektenführer tun. Andererseits zeigt sie sich darin, dass Menschen keine Hemmungen mehr kennen, andere zu erschlagen und umzubringen. Sie berichten und erzählen sogar darüber und versetzen andere dadurch in Angst und Schrecken. Das ist ein Kennzeichen dieser letzten Zeit.
Denn ein Heidenvolk wird sich gegen das andere erheben, und ein Königreich gegen das andere. Es wird hier und dort Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben geben. Dies alles ist der Anfang der Wehen.
Die Wehen der Endzeit: Bild und Bedeutung
Hier wird genauer beschrieben, dass ein Volk gegen das andere Krieg führen wird. Es wird auch berichtet, dass Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben geschehen werden. Diese Ereignisse treten jedoch nicht automatisch als Folge des Krieges auf.
Zunächst werden hier drei Begriffe eng zusammengezogen. Bei den Hungersnöten könnte es noch eine Folge des Krieges sein, eventuell auch bei den Seuchen. Bei den Erdbeben wird es schon schwieriger, sich das vorzustellen. Es könnte sein, dass sich das darauf bezieht. Dann könnten wir heute deuten, dass es vielleicht ein Hinweis auf einen Atomkrieg ist, denn dieser würde auch zu Erdbeben führen.
Direkt durch die Erschütterung der Erde. Man hat zwischenzeitlich festgestellt, dass große Atombombenexplosionen auch einen Druck auf das Magma unter der Erdschicht auslösen können. Das kann an anderen Stellen der Erde zu Erdbeben führen. Ein massiver Atomkrieg könnte also auch zu Erdbeben führen. Seuchen sind sowieso sehr klar: Die Trinkwasserversorgung bricht zusammen, Leichen liegen herum, man hat keine Medikamente, und Seuchen können ausbrechen. Dann folgen Hungersnöte.
Ich weiß wiederum nicht, ob hiermit gemeint ist, dass diese Ereignisse in besonderer Stärke auftreten werden, oder ob nur gesagt werden soll, dass sie besonders hervortreten, ohne das zu quantifizieren oder eine genaue Zahl zu nennen. Denn Jesus nennt hier keine Zahl, sondern sagt lediglich, es wird nie so viele Erdbeben wie vorher geben.
Interessant ist, dass die Berichte der großen Rückversicherungsgesellschaften, wie der Münchner Rück und der Schweizer Rück, regelmäßig Berechnungen über die Schäden von Naturkatastrophen anstellen. Diese Versicherungen berichten, dass es in den letzten Jahrzehnten eine beständige Steigerung der Schäden durch Naturkatastrophen gibt – nicht in jedem Jahr. In diesem Jahr sind beispielsweise die Hurrikanschäden etwas niedriger als in den Vorjahren, aber generell ist die Tendenz über die Jahre steigend.
Das bedeutet, dass mehr Menschen umkommen und mehr materieller Schaden durch Naturkatastrophen entsteht. Vielfach wird dies auf die Klimaerwärmung und ökologische Katastrophen menschlichen Ursprungs zurückgeführt. Was die Ursache dieser größeren Katastrophen ist, sagt Jesus hier nicht. Er erwähnt nur, dass es diese Katastrophen geben wird und dass sie Menschen Schaden zufügen. Das lässt sich relativ objektiv an den Statistiken ablesen, die von den Versicherungsgesellschaften erstellt werden. Es gibt höhere Schäden und möglicherweise eine Steigerung der Intensität oder zumindest des Schadens, der durch solche Naturkatastrophen ausgelöst wird.
Dann wird gesagt, dass dies der Anfang der Wehen ist. Der Begriff „Wehen“ wird hier von Jesus als Bild benutzt, wie er es manchmal tut. Wehen sind die Anfänge der Geburt. Jeder, der schon einmal eine Geburt miterlebt hat, weiß: Der Bauch wird hart, es fühlt sich an wie ein Krampf. Die Wehen treten immer häufiger und schneller auf, bis klar ist, dass die Geburt bald beginnt.
Dieses Bild verwendet Jesus und sagt: Wenn ihr wisst, dass das zunimmt, dass diese Ereignisse passieren, wenn falsche Propheten auftreten und ihr viel von Kriegen hört, dann wisst ihr, dass die Wehen langsam beginnen.
Vor der Geburt des Kindes oder vor der Wiederkunft Jesu kann noch eine Zeit vergehen. Manchmal sind es bei einer Geburt noch Stunden, ein halber Tag oder manchmal ein ganzer Tag, wenn die Wehen beginnen. Manchmal kann es auch relativ schnell gehen. Aber wenn die Wehen angefangen haben, dann ist es normalerweise nicht mehr Wochen, sondern eher Stunden bis zur Geburt.
Solange man nur schwanger ist, weiß man, dass es irgendwann geschehen wird. Der Arzt kann den Zeitpunkt berechnen, aber auch er kann sich um bis zu vierzehn Tage vertun. Wenn aber die Wehen beginnen, weiß man im Normalfall, dass es nicht mehr lange dauert. Seitdem es Medikamente gibt, die Wehen zurückhalten können, kann sich das etwas verschieben, aber zur Zeit Jesu gab es so etwas nicht.
Also ist dies der Beginn der Wehen.
Verfolgung und Drangsal in der Endzeit
Und dann sagt er: „Dann wird man euch der Drangsal preisgeben und töten, und ihr werdet gehasst sein von allen Heidenvölkern um meines Namens willen.“
Hier ist nicht ganz klar, wie wir das deuten können. Dass es Verfolgung geben wird, ist offensichtlich. Die Frage ist nur, auf wen sich Jesus hier bezieht. Er spricht zu seinen Jüngern, das ist klar. Aber spricht er zu seinen Jüngern als Juden oder als Christen? Das ist nicht eindeutig.
Wir könnten davon ausgehen, dass es am Ende der Zeiten eine starke Judenverfolgung geben wird. Das lesen wir an mehreren Stellen, dass der Antichrist sich gegen die Kinder Israel wenden wird in den Endauseinandersetzungen, die es in Israel geben wird. Das wird sich erfüllen.
Wenn wir an eine doppelte Erfüllung denken, dann wissen wir, dass die Verfolgung der Juden ja unmittelbar vor der Zerstörung des Tempels stattfand. Damals wurden die Juden verfolgt, unter anderem, weil sie sich gegen die Römer erhoben hatten. Aber immerhin wurden sie auch im Römischen Reich verfolgt.
Es könnten die Juden sein, auf die sich Jesus bezieht. Es könnte sich aber auch darauf beziehen, dass die Christen verfolgt werden. Das lesen wir an anderen Stellen, wo Jesus von der Endzeit spricht. Auch Paulus sagt, dass die Christen vom Antichristen verfolgt werden, weil sich die wahren Christen ihm nicht anschließen.
Meine Vermutung und Deutung hierfür wäre: Beides ist gemeint. Auf der einen Seite spricht Jesus bewusst von der damaligen Generation der Juden, die mit den Jüngern lebten, und wusste, dass sich das bei der Zerstörung des Tempels erfüllen wird. Andererseits spricht er die Jünger als die ersten Christen der christlichen Gemeinde an und sagt, genauso wie bei der Zerstörung des Tempels die Juden verfolgt wurden, so werden am Ende der Zeit meine Kinder, die Christen, verfolgt werden.
Das passt durchaus zu dem, was wir vorher gelesen haben, unter anderem über die Verführung. Es gibt Christen, die sich verführen lassen, und denen wird weniger passieren. Später lesen wir noch davon, ich werde das an den nächsten Abenden noch vorlesen, über den Antichristen, dass er auftreten wird, um sich als Christus verehren zu lassen. Wer ihn dann verehrt, dem passiert nichts. Er klingt sogar fromm, er kann sogar weiterhin Christ sein, aber er hat den falschen Christus. Das ist das Problem.
Diejenigen, die wirklich Jesus nachfolgen, werden als Störenfriede angeklagt und verfolgt. Ich möchte es nicht überbetonen, aber ich habe den Eindruck, dass zumindest in Deutschland der Wind gegen überzeugte Christen schärfer wird. Die Kritik nimmt in der Öffentlichkeit zu. Immer mehr Journalisten und auch Politiker wenden sich ganz deutlich gegen Christen.
Überzeugte Christen, die zum Beispiel sagen, Jesus sei der einzige Weg, werden als Störenfriede angesehen. Sie stören doch den religiösen Frieden in Deutschland, heißt es. Das könne man nicht machen, sie seien ja nicht ökumenisch in diesem Sinne. Oder Christen, die sogar noch wagen, in andere Länder zu gehen, um andere davon zu überzeugen, Jesus anzunehmen – das wird als besonders schlimm angesehen.
Zwischenzeitlich ist in Deutschland der Begriff „Mission“ schon fast ein Schimpfwort geworden. Wer missioniert, gilt als gefährlich. In einem Interview sprach jemand von einer Hilfsorganisation und sagte, Missionare in anderen Ländern, die den Menschen vom Glauben erzählen, gefährdeten ihr Leben. Das wird in aller Öffentlichkeit so gesagt, und viele Menschen glauben das.
Da merken wir, dass wir angegriffen und infrage gestellt werden. Das geschieht an verschiedenen Stellen. Ich habe gerade eine E-Mail bekommen – egal, wie man dazu steht oder nicht –, aber in Paderborn gab es vor kurzem einen Vater, der seine Kinder nicht zum Sexualkundeunterricht schicken wollte. Er kam dann in Bielefeld ins Gefängnis.
Man kann sagen, dass er das vielleicht unklug angestellt hat, vielleicht stimmt das. Aber selbst wenn es unklug war: Was können Eltern heute noch mit ihren Kindern machen, ohne ins Gefängnis zu kommen? Vieles ist möglich. Wenn Kinder sich regelmäßig betrinken, ist das kein Problem, man kommt nicht ins Gefängnis. Das ist relativ normal.
Wie war das am letzten Wochenende? Ein siebenjähriger Junge wurde in Berlin auf der Straße aufgefunden, mit etwa zwei Promille im Blut, und kam ins Krankenhaus. Die Eltern sind nicht verklagbar, weil es am frühen Abend war und sie ihre Aufsichtspflicht deshalb nicht verletzt hätten. Was soll man dazu sagen? Das ist normal.
Aber wenn du nicht erlaubst, dass deine Kinder am Sexualkundeunterricht teilnehmen, wo sie angeleitet werden, ob sie vielleicht homosexuell sind, kommst du ins Gefängnis. Das ist gefährlich. Da muss man sich wirklich fragen, in welcher Welt wir leben. Da wird mit zweierlei Maß gemessen, und das nimmt zu.
Ich will nicht sagen, dass wir jetzt in einer richtigen Verfolgungssituation sind, das nicht. Aber der Wind wird schärfer, die Kritik wird deutlicher. Christen, die wirklich als Christen leben und nicht halbherzig, ziehen immer mehr Kritik der Gesellschaft auf sich. Denn der Unterschied wird immer größer zwischen einer Gesellschaft, die von Gott nichts mehr wissen will, und Christen, die nach den Maßstäben Gottes leben wollen.
Vor zwanzig, dreißig Jahren war das noch mehr miteinander verbunden, weil es viel Traditionschristentum gab. Die Leute waren nicht alle überzeugt, aber viele Werte waren damals einfach in den Köpfen der Menschen verankert. Wenn du vor 50 Jahren jemandem gesagt hättest, Scheidung sei schlecht, hätten die meisten Leute zugestimmt.
Wenn du das heute sagst, selbst in christlichen Kreisen, denken viele: Theoretisch schon, aber praktisch braucht man sie, es geht ja nicht anders. Selbst in christlichen Gemeinden, wo ich aufgewachsen bin, gab es früher kaum Scheidungen. Heute gibt es keine Gemeinde, in der es das nicht gibt. Und jeder hat für sich eine Ausnahme.
Deshalb wird auch wenig darüber geredet, Gespräche werden kaum geführt, Seelsorge findet wenig statt, weil viele denken: Wozu denn? Man hat mittlerweile gemerkt, jeder hat einen guten Grund. Wenn ich mit jemandem spreche, der sich scheiden lassen will, haben die alle schwere Gründe. Kaum jemand will sich einfach nur scheiden lassen, weil er keine Lust mehr hat oder jemand Neues haben will – zumindest Christen nicht. Sie sagen dann oft, der Partner sei böse zu ihnen.
Im Zusammenhang mit Gender Mainstreaming beklagen sich jetzt auch häufiger Männer, dass die Frauen böse seien. Ich habe Männer erlebt, die gesagt haben, sie würden von ihrer Frau geschlagen. Ob das bei eurer Gemeinde auch schon so weit ist, weiß ich nicht. Ob Frauen dort schon so weit sind, Gender Mainstreaming-mäßig, dass, wenn du nicht spurst, „zack“, der Knüppel rauskommt.
Neulich war ich in einem Gespräch, da sagte ein Mann, die Frau sei fremdgegangen. Früher war es immer der Mann, der fremdging. Der Mann sei treu und wolle die Ehe retten, und die Frau sagt: Nein, ich habe einen Freund, den habe ich bei der Arbeit kennengelernt, der ist viel besser als du.
Das ist Gender Mainstreaming: Frauen, die wissen, was sie wollen, und das durchsetzen. Das führt auch zur Störung der Ehe – nicht, weil Frauen selbstbewusst sind, sondern weil sie nur ihren eigenen Egoismus leben. Das betrifft Männer wie Frauen gleichermaßen.
Hier ist eine Veränderung in der Gesellschaft, und überzeugte Christen merken immer stärker, dass da ein Widerspruch besteht, eine Spannung, die zu Angriffen auf uns als Christen führt. Viele werden Anstoß nehmen, einander verraten und hassen.
Ich habe den Eindruck, das wird eine ganz bittere Pille für uns als Christen. Denn es wendet sich hier besonders an Christen: „Hiermit werdet ihr verfolgt werden.“ Und viele werden einander hassen und verraten.
Verraten kann man ja nur jemanden, dem man etwas Böses tut, im Weg der Gesellschaft. Hier ist gemeint, dass Christen andere Christen verraten, um einen kleinen Vorteil zu erlangen. Anfänge davon sehen wir heute schon.
Wenn ich an das Beispiel unserer beiden Schülerinnen denke, die im Jemen ermordet worden sind: Manche Christen, um der öffentlichen Kritik auszuweichen, stimmen schnell der Meinung zu: „Was machen die denn auch da? Die haben bestimmt recht, die Medien. Die haben sich falsch verhalten. Vielleicht sollten wir doch nicht missionieren.“
Und dann wird die böse Bibelschule Brake kritisiert: „Was tut die denn da? Die haben die Leute in den Tod gehetzt.“ Solche E-Mails bekomme ich bis heute von Leuten, die genau wissen, was alles falsch gewesen sei. Manchmal frage ich mich, woher die das wissen. Haben sie eine Offenbarung von Gott bekommen? Sie wissen mehr als die Polizei, mehr als die Behörden im Jemen, mehr als wir. Bis heute weiß noch kein Mensch, warum die Schülerinnen ermordet wurden.
Bis heute ist offen, ob es einfache Verbrecher waren, die sie überfallen haben, weil sie ausrauben wollten, oder ob es Muslime waren – überzeugte Muslime aus religiösen Gründen. Beides ist schändlich und schlimm.
Aber hier gibt es manche Christen, die aus Angst, in der Öffentlichkeit angegriffen zu werden, schnell bereit sind, ihre Geschwister zu verraten. Ich glaube, wir sollten aufpassen, dass wir uns als Christen nicht vor der Öffentlichkeit auseinanderdividieren lassen.
Sonst wird es so kommen, dass erst die einen Christen mundtot gemacht werden, dann die anderen, und am Ende bist du auch dran – egal, wie ruhig du bist. Denn die Gesellschaft ist nicht zufrieden damit, dass nur diejenigen, die sie am meisten stören, mundtot gemacht werden, sondern dass alle Christen ihren Glauben aufgeben.
Manche sagen auch: „Lass uns einfach nicht mehr über Homosexualität sprechen. Wir wissen doch, wie es beim Christival war und wie es in Marburg in diesem Sommer war. Am besten nicht mehr darüber reden.“
Ja, bitte sehr, worüber willst du als Nächstes nicht mehr reden? Denn auch beim Christival war es so, dass sie, nachdem sie Erfolg hatten, sagten: „Über Abtreibung darf ich aber auch kein Seminar machen.“
Und wenn sie über Abtreibung nicht reden dürfen, dann auch nicht über „Wahre Liebe wartet“, also kein Sex vor der Ehe. Das darfst du auch nicht, da gibt es Vorschriften. Und über andere Religionen darfst du auch nicht reden, das ist ja Mission. Und dass Jesus uns erlöst hat, darfst du auch nicht sagen, das ist ja auch schlecht, dieser Ausschließlichkeitsanspruch.
Das geht immer weiter, immer weiter, immer weiter.
Habt ihr nicht mitbekommen, wie erschreckend es war, als vor zwei Wochen ein mennonitischer Theologieprofessor in Deutschland öffentlich sagte, dass der Erlösungstod Jesu am Kreuz für einen Mennoniten nicht notwendig sei?
Warum? Weil das eine Grausamkeit sei. Gott sei nicht grausam, sondern er würde den Menschen einfach so vergeben. Jesus habe das nur erlitten, weil Gott ohnmächtig gewesen sei, das zu verhindern. Aber wir könnten direkt Vergebung bekommen, ohne den Sündentod Jesu. Der sei nicht nötig.
Ich betone das bewusst: Wir sind das ja gewohnt von irgendwelchen bösen Theologieprofessoren der Universitäten. Aber hier ist es ein mennonitischer Theologieprofessor. Wundert man sich nicht?
Und das ist genau das, worüber wir hier stehen: Die einen verraten die anderen, um irgendwo noch ein paar Pluspunkte zu sammeln und später nicht dran zu kommen. Das sehen wir heute zum Teil schon.
Die schärfsten Angriffe bekomme ich häufig, wenn ich mich öffentlich als Christ äußere – das ist erstaunlich. Dieses Frühjahr war ich mit einigen Schülern in der Nähe von Siegen. Wir gingen von Haus zu Haus, um mit den Leuten über den Glauben zu sprechen. Wir schenkten ihnen kleine Blümchen. Alle freuten sich, außer drei Leuten. Diese drei waren Christen.
Sie beschwerten sich: „Was macht ihr denn hier? Ihr seid ja wie die Zeugen Jehovas.“ Statt sich zu freuen, dass Christen ihre ungläubigen Nachbarn über den Glauben erzählen, schimpften sie und beschwerten sich. Die Nichtgläubigen beschwerten sich nicht. Das ist erstaunlich.
So erlebe ich das an manchen Stellen: Es gibt Kritik der Gesellschaft, klar. Aber viel kommt auch von Christen selbst, die meinen, sie hätten einen Vorteil, wenn sie ihre geistlichen Geschwister anprangern.
Dann kommt wieder die Warnung: „Und es werden viele falsche Propheten auftreten und viele verführen, falsche Lehrer.“ Weil die Gesetzlosigkeit Überhand nimmt, wird die Liebe in vielen erkalten.
Mit „Liebe erkalten“ meine ich, wenn ich es deuten dürfte, dass das viel mit zwei Trends unserer Zeit zu tun hat. Der eine Trend heißt Egoismus. Ich habe vorhin schon gesagt, dass sich das in Ehe und Partnerschaft massenhaft ausbreitet.
Aber auch in Gemeinde und Privatleben gilt das: Ich denke an mich! Vielfach wird das sogar gelobt. „Wenn du es nicht tust, denkt keiner an dich, also denk du selbst an dich, sorg du für deins, jeder kämpft für sich.“
Es gibt eine Vereinzelung in der Gesellschaft, in der sich immer mehr Menschen einsam fühlen, selbst in der Ehe einsam, in der Gemeinde einsam. Ich glaube, neben dem Individualismus, also dem Egoismus, ist es der Materialismus, der dazu führt.
Jeder baut sein kleines Häuschen. Wenn das fertig ist, kommt das nächste, und dann das nächste, und jeder denkt dabei, er könnte etwas verlieren oder Nachteile bekommen – auch unter Christen.
Denn das, was hier beschrieben wird, betrifft ja nicht nur Nichtchristen. Die Liebe wird erkalten. Hier sind vor allem Christen gemeint, die zunächst Liebe hatten. Liebe heißt ja, dass ich mich dem anderen gegenüber annehme, Zeit und Energie in ihn investiere, um seiner selbst willen, nicht weil ich einen Vorteil davon habe.
Und da wird gesagt, das wird erkalten. Das sind auch einige der Kriterien, die wir in den Sendschreiben der Offenbarung wiederfinden: „Diese Liebe erkalten“, „die erste Liebe verlassen“, „es entsteht Distanz“.
Ich denke zuerst an mich, ich muss gut auskommen, ich muss gut rauskommen. Da merken wir, das ist eine Verführung.
Wenn ich mit Christen aus der ehemaligen DDR spreche, sagen viele, dass der Materialismus nach der Wende schlimmer für viele Gemeinden war als der Druck durch die Kommunisten davor. Damals wusste man, womit man zu tun hatte, das war schwierig, aber man wusste, wer die Feinde waren.
Plötzlich kam die große Freiheit, und man wusste nicht, wie man damit umgehen sollte. Jeder war jetzt mit „Schaffe, schaffe, Häusle bauen, Karriere machen, weiterkommen“ beschäftigt, und die Gemeinde lag brach. Das gilt nicht für alle, aber für viele, die das so erlebt haben.
Ich glaube, hier ist eine Gefahr, auf die Jesus aufmerksam machen will. Er will uns nicht nur zeigen, dass es so kommen muss, sondern auch warnen: Passt auf, dass ihr nicht mit dazu beitragt, dass es so kommt.
Dann steht hier auch: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.“
Manchmal wird dieser Vers missbraucht und so verstanden: Auch wenn du Christ bist, kannst du verloren gehen. Über diese Frage kann man gerne sprechen, aber hier steht das nicht.
Ich glaube, es gibt Stellen, die in diese Richtung deuten, dass man sein Heil verlieren kann. Aber diese Stelle tut das nicht. Hier geht es nur um die Endzeit, um diese letzte Zeit, die Zeit des Antichristen, der Trübsal.
Nur die, die bis zum Ende festhalten, werden gerettet werden. Und „gerettet“ meint hier nicht unbedingt die Seele, sondern könnte auch den Körper meinen.
Denn das Wort, das hier steht, kann auch körperliche Rettung bedeuten. Wenn wir sehen, dass es Verfolgung, Kriege und Hungersnöte gibt, könnte hier gemeint sein, dass die, die treu an Jesus festhalten, auch bewahrt werden.
Vielleicht ähnlich wie im 2. Korinther 4, wo steht: „Ihr werdet verfolgt, aber ihr kommt nicht um, ihr hungert, aber ihr werdet nicht verhungern.“ So steht es hier nicht, aber ähnlich.
Mehrere Dinge werden aufgezählt, wo es uns schlecht gehen wird. Aber Gott lässt es nicht zum Ärgsten kommen. Ich glaube, das ist hier eher gemeint.
Ihr werdet Leiden haben, aber gebt euren Glauben nicht auf, denn dann geht es euch noch viel schlechter. Haltet in Verfolgung und Problemen am Glauben fest, dann wird Gott euch das Leben erhalten und beschützen.
Das heißt nicht, dass es keine Christen geben wird, die sterben. Aber gerade in einer Verfolgungswelle kann man Angst bekommen, dass das Ende da ist, Gott nicht mehr an uns denkt, alles vorbei ist.
Der Trost bleibt: Es geht hier nicht um die Rettung der Seele. Das würde in diesem Zusammenhang keinen Sinn machen, denn alles, was vorher beschrieben wurde, sind äußere Angriffe, nicht die Seele.
Bei der Seele wissen wir: Wir sind errettet, rein aus Gnade. Jesus hat uns gerettet, als wir noch seine Feinde waren. Das ist die Grundlage unserer Erlösung, nicht unsere Leistung und auch nicht das, was hier steht.
Dann heißt es: „Und dieses Evangelium vom Reich wird in der ganzen Welt verkündigt werden zum Zeugnis für alle heiligen Völker, und dann wird das Ende kommen.“
Das ist ein Kennzeichen, das heute häufig und zu Recht genannt wird. Jesus sagt hier nicht die Zerstörung des Tempels, sondern das Ende vor seiner Wiederkunft.
Das ist nicht die Zerstörung des Tempels, denn damals wurde das Evangelium noch nicht in der ganzen Welt verkündigt. Am Ende aber wird das Evangelium in der ganzen Welt verkündigt sein, und das ist heute schon der Fall.
Da würde ich nicht sagen: „Das erwarten wir doch noch.“ Ich glaube, das hat sich schon erfüllt.
Natürlich sagen die Wycliffe-Bibelübersetzer, dass es noch viele Sprachen gibt, in die die Bibel übersetzt werden muss. Ja, genau. Aber ob das hier gemeint ist, steht nicht da. Es heißt nicht, dass in jedem Dialekt erst die Bibel übersetzt sein muss.
Die Wycliffe-Bibelübersetzer würden das gerne lesen, aber hier steht „Volk“, zum Beispiel die Deutschen. Muss es erst eine Bibel in Bairisch, Sorbisch, Friesisch und was weiß ich geben? Nein, nicht unbedingt.
Das Evangelium wird verkündigt, Bibelübersetzung steht hier nicht.
Das heißt, wenn Menschen irgendwo auf der Welt das Evangelium hören können, ist dieses Kriterium erfüllt. Es heißt nicht, dass Jesus sofort in dem Moment wiederkommt, wenn der Letzte es gehört hat.
So ist es nicht. Es ist eine Mindestanforderung. Es ist wie wenn ich sage: Wenn ich 10 Euro gespart habe, kaufe ich mir ein neues Auto. Aber das heißt nicht, dass ich sofort loslaufe, wenn der letzte Euro da ist. Ich schaue vielleicht noch nach einem guten Angebot.
So ist es hier auch.
Deshalb glaube ich, dass sich das schon erfüllt hat. Das heißt nicht, dass wir nicht weiter an Bibelübersetzungen arbeiten sollten. Klar, das ist gut und wichtig. Macht das nur, super!
Aber das ist nicht das, was hier gemeint ist. Es ist kein direkter Vers für Bibelübersetzer oder für die New Child’s Mission. Die können ruhig ihre Arbeit machen.
Aber das ist nicht ein direkter Hinweis hierauf. Es hat allerdings in der Vergangenheit viele Christen motiviert, in die Mission zu gehen.
Vor allem bekannt in der Kirchengeschichte ist Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf. Er hat diesen Vers gelesen und gesagt: „Wir wollen die Wiederkunft Jesu beschleunigen.“ Das war ihre Motivation, in die Weltmission zu ziehen.
So haben sie sehr viel geleistet zu ihrer Zeit. Die Herrnhuter Brüder waren zu ihrer Zeit die missionarischste Gruppe in Deutschland, von Deutschland ausgehend.
Bis heute sind viele Gemeinden entstanden. Leider sind die Herrnhuter in Deutschland zwischenzeitlich sehr liberal geworden und haben sich der Universitätstheologie angepasst.
Aber das sollte nicht unsere Hauptmotivation sein. Also nicht zuerst zu sagen: Jetzt beschleunigen wir die Wiederkunft Jesu.
Denn wie Jesus selbst gesagt hat, wissen wir nicht, wann es so weit ist.
Wir sollten missionieren, weil es unser Auftrag ist und weil wir dadurch Menschen zu Jesus führen können und sie gerettet werden.
Das sollte die erste Motivation sein.
Wenn es eine Nebenmotivation ist, dass wir auch zur Erfüllung dieser Prophetie beitragen, gönne ich euch das. Aber es sollte nicht die Hauptmotivation sein.
Weitere Lesung aus Matthäus 24 und Auslegung
Dann lesen wir hier noch weiter. Bevor ich weitermache, stellt sich mir die Frage, wie lange wir den Abend eigentlich geplant haben. Also nicht bis neun, oder? Gut, dann halte ich mich daran. Ich möchte ja nicht, dass ihr alle verärgert nach Hause geht und sagt: „Ich wollte eigentlich rechtzeitig wieder zu … sein.“ Wir machen jetzt noch ein kleines bisschen, ich werde dem Folgenden ein wenig schneller durchgehen.
Ich lese euch zunächst die Verse 15 bis 28 vor:
„Wenn ihr nun den Groll der Verwüstung, von dem durch den Propheten Daniel geredet wurde, an heiliger Stätte stehen seht – wer das liest, achte darauf –, dann flieht auf die Berge. Wer in Judäa ist und wer auf dem Dach ist, steige nicht hinab, um etwas aus seinem Haus zu holen. Und wer auf dem Feld ist, kehre nicht zurück, um seine Kleider zu holen. Betet aber für die Schwangeren und die Stillenden in jenen Tagen. Bittet, dass eure Flucht nicht im Winter noch an einem Sabbat geschieht. Denn dann wird eine große Drangsal sein, wie sie von Anfang der Welt an bis jetzt keine gewesen ist und auch keine mehr kommen wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden. Aber um der Auserwählten willen sollen jene Tage verkürzt werden. Denn wenn dann jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist der Christus oder dort, so glaubt es nicht. Denn es werden viele falsche Christusse und viele falsche Propheten auftreten und große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Siehe, ich habe es euch vorhergesagt. Wenn sie zu euch sagen: Siehe, er ist in der Wüste, so geht nicht hinaus. Siehe, er ist in der Kammer, so glaubt es nicht. Denn wie der Blitz vom Osten ausfährt und bis zum Westen scheint, so wird auch die Wiederkunft des Menschensohns sein. Denn da, wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier.“
Zuerst ein Hinweis auf Daniel: Es wird von der heiligen Stätte gesprochen, damit ist der Tempel gemeint. Wenn vom Groll der Verwüstung die Rede ist, dann ist auch die Entweihung des Tempels gemeint. Manche beziehen das auf die Erfüllung in der Zeit zwischen den beiden Testamenten unter Antiochius Epiphanes. Dieser kam nach Jerusalem und ließ dort Schweine im Tempel opfern, wodurch er den Tempel entweihte. Das wird im Judentum häufig als das Gräuel der Verwüstung bezeichnet.
Der Tempel ist entweiht, die Stätte Gottes liegt brach – und genau das wird passieren, wenn das Ende kommt. Man könnte sagen, das sei doch schon bei der Zerstörung des Tempels passiert. In gewisser Weise stimmt das. Aber eine Entweihung, wie sie bei Antiochius Epiphanes stattfand, nämlich eine Abgötterei, gab es damals nicht direkt. Indirekt schon, denn römische Prokuratoren hängten römische Schilder mit ihren Wappen im Tempel auf. Auch das kann man als Entweihung betrachten.
Eine richtige Abgötterei wird es aber erst in der Endzeit, in der Trübsalszeit geben. Dort wird, wie wir lesen, der Antichrist sich in den Tempel setzen, um sich dort als Gott verehren zu lassen. Ich habe den Eindruck, genau das ist hier beschrieben: eine direkte Abgötterei. Dass es sich auf die Wiederkunft Jesu und die Endzeit bezieht, lesen wir auch in Vers 28, wo steht, dass seine Wiederkunft sein wird wie der Blitz vom Osten bis zum Westen.
Hier geht es also scheinbar nicht um die Zerstörung des Tempels, sondern vor allem um die Wiederkunft Jesu, die an dieser Stelle beschrieben wird. Manche deuten allerdings, da ja vom Sabbat und von Judäa die Rede ist, dass sich das auch auf die Zerstörung des Tempels beziehen könnte. Die erste Gemeinde wurde durch Prophetie gewarnt, bevor Jerusalem zerstört wurde, und sie zog sich in die Einöde des heutigen Jordaniens zurück. Es gab also eine gewisse Erfüllung.
Manche sagen auch, weil vom Sabbat die Rede ist, müsse es sich um Juden handeln. Ich finde das nicht ganz überzeugend, denn Sabbat feiern zwar die Juden, aber Sabbat existiert auch unabhängig davon, ob Juden dort sind oder nicht. Dass die Leute in Judäa und auch in Häusern fliehen, heißt ja nicht, dass nur die Leute in Judäa fliehen. Es wird sogar gesagt, dass es keine Leiden geben wird, die so groß sind wie zu dieser Zeit.
Wäre das nur eine Verfolgung in Judäa, müssten wir sagen, es gab schon viel größere Verfolgungen. Schon zu Jesu Zeiten gab es größere Verfolgungen. Hier muss Judäa also nur als Beispiel dienen, wahrscheinlich für eine weltweite Verfolgung, einen weltweiten Krieg. Das ist, glaube ich, gemeint, wenn es heißt, dass eine große Drangsal kommen wird, wie sie von Anfang der Welt bis jetzt keine gewesen ist.
Das wäre zu wenig, wenn es nur das wäre, was damals bei der Zerstörung des Tempels passiert ist. Es muss also ein Leiden, eine Verfolgung, eine Katastrophe geben, wie sie bisher nie da gewesen ist. Davon berichtet auch die Offenbarung, gerade mit den verschiedenen Posaunengerichten und Zornesschalen. Wenn wir dann sehen, dass plötzlich ein Viertel oder ein Drittel der Menschheit stirbt, dass Wasser großteils verseucht wird, merken wir solche Katastrophen, die wir nie erlebt haben.
Selbst diejenigen von uns, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, haben so etwas nicht erfahren. Das wird eine Verfolgung und ein Leiden von noch viel größerem Ausmaß sein. Nicht subjektiv für den Einzelnen – einzelne Menschen haben in der Vergangenheit auch schon schwer gelitten –, aber in der Menge, wie es sich weltweit ausbreitet.
Wir halten häufig den Zweiten Weltkrieg für die größte Katastrophe oder Ähnliches, was später in Russland oder China stattfand. Aber ich erinnere nur daran, dass im 13. Jahrhundert die Pestwellen Europa verwüsteten. Innerhalb weniger Jahre starb in vielen Landstrichen bis zur Hälfte der gesamten Bevölkerung, ohne dass es ein Gegenmittel gab.
Dann zogen Räuberbanden herum und plünderten die Überlebenden. Warum? Weil die öffentliche Ordnung zusammenbrach. Die Richter flohen an einen Ort, sobald die ersten Pestfälle auftraten. Herrscher flohen, Gefängniswärter flohen, Verbrecher kamen aus den Gefängnissen heraus und dachten sich, jetzt plündern wir richtig und rauben aus. Frauen wurden vergewaltigt, Häuser wurden eingebrochen und abgebrannt. Bauern bauten ihre Felder nicht mehr an aus Angst, sich anzustecken. Es folgte eine riesige Hungersnot.
Die Folgen dieser Pestfälle können wir uns heute kaum noch vorstellen. Es war weit, weit mehr als der Erste oder Zweite Weltkrieg. Wenn wir uns das geschichtlich anschauen, können wir uns ungefähr vorstellen, wie das Chaos enden muss, so wie dieses große Leiden, das für das Ende der Zeit vorhergesagt ist.
Es wird dann noch einmal gesagt: „Keine Zeit, jetzt unmittelbar versuch dich in Sicherheit zu bringen, wenn das anfängt.“ Am Ende wird auch gesagt, Jesus erscheint dann, wenn alle ihn sehen können – nicht irgendwo versteckt, kein Geheimwissen einzelner Gruppen. Jeder wird ihn sehen.
Das Gleichnis, wie ein Blitz vom Osten bis zum Westen scheint, ist nur ein Bild. Damit soll gesagt werden: Wenn ein großes Gewitter ist und es noch zwanzig Kilometer entfernt ist, siehst du es ja trotzdem. Es wird noch viel mehr sein.
Wir lesen später im nächsten Absatz, dass alle ihn sehen werden. Hier muss etwas passieren, das wir uns nicht vorstellen können, wie Gott das macht. Denn die Erde ist rund. Wie sollen alle ihn gleichzeitig sehen? Das geht von unserer Seite aus gar nicht.
Aber Gott wird irgendein Mittel finden. Vielleicht stellt er im Weltraum ein paar Spiegel auf, oder Jesus fliegt auf der Wolke schnell um die ganze Erde herum, damit alle ihn sehen können. Keine Ahnung. Aber es wird irgendwie möglich sein, dass alle ihn sehen können, so wie wir das hier bei der Wiederkunft des Menschensohns lesen.
Die Geschichte mit dem Aas und den Geiern – da überlegen manche vielleicht, was das soll. Das beschreibt einfach die Alltagswelt der damaligen Juden. Damals wusste man ganz genau: Wenn Geier irgendwo kreisen, da ist Aas. Und genauso soll hier gesagt werden: Wenn du diese Zeichen siehst, dann weißt du, das Ende ist da.
Das ist nur das, was damit gesagt werden soll, nicht mehr. Deshalb achtet auf die Zeichen. Wenn sie sich in besonders intensiver Weise erfüllen, dann ist die Zeit für die Wiederkunft Jesu da.
Bald aber nach der Drangsal jener Tage wird sich die Sonne verfinstern, der Mond wird seinen Schein nicht geben, die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
Hier merken wir, dass es ein ganz drastischer Einbruch sein muss, der total katastrophal sein wird. Wenn hier steht, die Sonne verfinstert sich, der Mond wird nicht mehr scheinen, heißt das nicht, dass sie ausgeknipst werden. Wahrscheinlich bedeutet es, dass sich eine Staubhülle um die Erde legt, in der Atmosphäre, sodass wir die Sonne nicht mehr sehen können – so wie es in der Vergangenheit nach riesigen Vulkanausbrüchen schon war.
Da gab es zum Beispiel den Ausbruch des Krakatau im 19. Jahrhundert. Durch diesen Ausbruch wissen wir heute, dass es über mehrere Jahre kälter in Europa wurde, weil sich eine Staubschicht in der Atmosphäre niedergeschlagen hat. Und das war nur wegen einem Ausbruch.
Heute berichten Militärs und Wissenschaftler, dass bei einem Atomkrieg so viel Staub und Fallout in die Atmosphäre gelangen könnte, dass es über Jahre hinweg dunkel und kälter werden würde. Eine klimatische Katastrophe wäre die Folge, abgesehen von der Verseuchung der Erde.
Es könnte auch sein, dass es nicht menschengemacht ist, sondern plötzlich ein Meteoritenschauer auf die Erde niedergeht. Auch das würde dieselbe Wirkung haben, denn die Einschläge wären wie Atombombenexplosionen. Ganze Landstriche würden zerstört, riesige Krater entstünden, riesige Staubwolken würden aufgewirbelt, die ebenfalls die Sonne und den Mond verfinstern.
In manchen Spielfilmen ist so etwas schon durchgespielt worden, zum Beispiel „Deep Impact“. Dort kommt ein Meteorit, der im letzten Moment noch gesprengt wird. Aber am Ende der Zeit wird das nicht der Fall sein, wenn Gott das will.
Denn hier steht sogar, die Sterne werden auf die Erde fallen. Mit Sternen sind hier nicht Jupiter, Mars oder Saturn gemeint, sondern einfach irgendwelche Himmelskörper, wahrscheinlich leuchtende Himmelskörper. Aus unserer Sicht sind das Meteoriten, die auf die Erde einschlagen können.
Man sieht sie nicht immer, aber sie ziehen einen Schweif nach sich. Nicht alle Sterne, die wir am Himmel sehen, werden auf die Erde fallen, sondern einzelne Himmelskörper werden einschlagen und scheinbar zu dieser Zerstörung beitragen.
Dann wird das Zeichen des Menschensohns am Himmel erscheinen, und alle Geschlechter der Erde werden sich an die Brust schlagen und den Sohn des Menschen kommen sehen, auf den Wolken des Himmels, mit großer Kraft und Herrlichkeit – alle Menschen.
Hier ist wieder das Zeichen für alle sichtbar. Wir wissen nicht, wie Gott das machen wird. Es steht auch nicht, was das Zeichen sein wird.
Es könnte sein, dass Jesus selbst erscheint und man vielleicht seine Wundmale sieht. So berichten die Juden, sie werden den sehen, den sie durchbohrt haben. Vielleicht ist das so.
Es könnte auch sein, dass ein großes Kreuz irgendwo sichtbar wird. Kaiser Konstantin soll vor der Schlacht an der Milvischen Brücke das Zeichen Christi am Himmel gesehen haben. Dann wusste er, Jesus ist auf seiner Seite, siegte und gab danach den Christen die Freiheit.
Es könnte auch das altchristliche Zeichen sein, das Roh-Ri, also das X mit einem B darin, oder das Zeichen des Fisches. Letztendlich ist es nicht wichtig.
Wichtig ist, dass alle es rechtzeitig erkennen. Es wird kein Geheimzeichen sein, das man lange studieren muss. Es wird sofort erkennbar sein: Das ist das Zeichen Jesu, und alle werden es sehen können.
Gleichzeitig wird Jesus selbst erscheinen. Dann werden alle Menschen es erkennen. Es wird keine langen Diskussionen oder Missionierungen mehr geben.
Er wird seinen Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln, von den vier Windrichtungen her, von dem einen Ende des Himmels bis zum anderen.
Von dem Feigenbaum aber lernt ein Gleichnis: Wenn seine Zweige schon saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. Auch ihr, wenn ihr dies alles seht, erkennt, dass er vor der Tür steht. Denn ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist.
Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Hier wird eine Erfüllung mit dem Geschlecht gesagt. Viele Generationen haben darüber gerätselt: Was ist damit gemeint? Hat Jesus sich geirrt? Er ist ja damals nicht wiedergekommen.
Nun, „Geschlecht“ kann doppelt übersetzt werden, und das ist hier das Problem. „Geschlecht“ kann die Menschen bedeuten, die zu diesem Zeitpunkt leben. Das hat sich wortwörtlich erfüllt für die Zerstörung des Tempels. Die Zerstörung des Tempels war zu Lebzeiten der Menschen, die damals Jesus zuhörten.
Es kann aber auch einfach sein, dass mit „Geschlecht“ die Nachkommen gemeint sind, zum Beispiel das Geschlecht Karls des Großen. Das heißt, nicht nur Karl der Große, sondern alle seine Nachkommen.
Wenn wir sagen „dieses Geschlecht“, könnte es sich auch auf das Geschlecht der Juden beziehen, das nicht vergehen wird. Das würde auch zu dem passen, was wir vorher lesen, wenn vom Feigenbaum die Rede ist. Der Feigenbaum wurde manchmal, wie auch der Ölbaum, als Zeichen des Volkes Israel benutzt.
Könnte das Ausschlagen dann bedeuten, dass er wieder grün wird? Ausschlagen heißt ja, vorher war er scheinbar kahl, jetzt wird er wieder grün. Dann wird gesagt: Pass auf, das ist das Zeichen.
An einigen späteren Stellen lesen wir, dass Gott das Volk Israel eine Zeit lang zurückgestellt hat und am Ende der Zeiten wieder mit ihm handeln wird. Zum Beispiel im Römerbrief lesen wir das.
Dann würde „dieses Geschlecht“ bedeuten, dass das Geschlecht der Juden nicht vergehen wird, bis Jesus wiederkommt. Das könnte damit gemeint sein, also nicht die damalige Generation, die da lebte – zumindest, was die Wiederkunft Jesu betrifft.
Was die Zerstörung des Tempels betrifft, war es ja wirklich so, dass diejenigen noch lebten.
Die Ungewissheit des Zeitpunktes und das Gleichnis von Noah
Um jenen Tag und jene Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel, sondern allein mein Vater.
Wie es aber in den Tagen Noahs war, so wird es auch bei der Wiederkunft des Menschensohnes sein. Denn sie lebten in jenen Tagen, wie sie es vor der Sintflut taten: Sie aßen und tranken, heirateten und ließen sich heiraten, bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging. Sie merkten nichts, bis die Sintflut kam und sie alle hinwegraffte.
So wird es auch bei der Wiederkunft des Menschensohnes sein. Dann werden zwei auf dem Feld sein, und der eine wird genommen, der andere aber zurückgelassen. Zwei werden an der Mühle mahlen, der eine wird genommen, der andere bleibt zurück.
Ich möchte jetzt nicht lange darüber spekulieren, wie das genau sein wird. Filme oder Buchreihen, die das Finale beschreiben, zeigen oft, wie plötzlich jemand im Auto oder Flugzeug verschwindet, etwa der Fahrer oder Pilot. Solche Spekulationen möchte ich nicht anstellen, denn sie bleiben reine Vermutungen.
Viel wichtiger ist für mich das, was vorher geschrieben steht, nämlich der Vergleich mit der Zeit Noahs. Dort wird beschrieben, dass die Menschen am Ende der Zeiten nicht nur böse sein werden, sondern vor allem Gott vergessen haben. Sie werden ganz auf diesseitige Dinge ausgerichtet sein, was hier als Kritik genannt wird.
Wenn gesagt wird, sie werden essen und trinken, heiraten und sich heiraten lassen, dann muss man fragen: Was ist daran so schlimm? Haben einige von euch in den letzten Jahren geheiratet? Ich weiß von einigen, die hier geheiratet haben. Also sind sie böse wie zur Zeit Noahs? Habt ihr heute schon etwas gegessen? Wie zur Zeit Noahs?
Das Problem ist, dass sie eben nur das tun – das ist ihr Lebensinhalt. So wie zur Zeit Noahs hatten sie Gott vergessen. Noah stand auf und rief: Kehrt um zu Gott! Doch sie wollten nicht hören. Ihr Lebensinhalt war Essen, Trinken, Heiraten, sich heiraten lassen – einfach sich das Leben gut gehen lassen.
Und genau das wird ein Problem in der Endzeit sein. Es geht nicht nur um moralischen Verfall. Manche Menschen sind moralisch ganz in Ordnung, aber sie leben nur für diesseitige Dinge, ganz nach dem Motto: Lass es mir gut gehen. Und das wird an dieser Stelle als Zeichen der Endzeit genannt.
Aufforderung zur Wachsamkeit und Treue
So wacht nur, da ihr nicht wisst, in welcher Stunde euer Herr kommt.
Das aber erkennt: Wenn der Haushalter wüsste, zu welcher Nachtstunde der Dieb käme, würde er wohl wachen und nicht zulassen, dass in sein Haus eingebrochen wird. Darum seid auch ihr bereit. Denn der Sohn des Menschen kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht erwartet.
Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr über seine Dienerschaft gesetzt hat, damit er ihm die Speise zur rechten Zeit gibt? Glückselig ist jener Knecht, wenn sein Herr bei solchem Tun kommt und ihn so vorfindet.
Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über all seine Güter setzen. Wenn aber jener böse Knecht in seinem Herzen spricht, der Herr säumt zu kommen, und anfängt, die Mitknechte zu schlagen und mit den Schlämmern zu essen und zu trinken, so wird der Herr jenes Knechtes an einem Tag kommen, da er es nicht erwartet, und zu jener Stunde, die er nicht kennt.
Er wird ihn entzweihauen und ihm seinen Teil mit den Heuchlern geben. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.
Das sind wieder ernste Worte, die uns deutlich machen, warum Jesus über das Wachen spricht. Nicht dass wir spekulieren – keiner weiß die Zeit nach Stunde. Es wird ganz deutlich gesagt, warum: damit wir jederzeit bereit sind.
Genau das ist es. Wir sollen nicht berechnen oder spekulieren, wie es manche in früheren Jahren getan haben. Wir sollen aber auch nicht so tun wie der Knecht, der denkt: „Ach, der kommt sowieso nicht wieder, ist jetzt nicht wiedergekommen und wird auch nicht kommen.“
Stattdessen sollen wir jederzeit unser Leben als Christen so führen, als käme Jesus wieder – und zwar sehr, sehr bald. Das wird auch als ein Kriterium genannt: Wie gehst du mit deinen Mitgeschwistern um? Behandelst du sie so, als ob Gott noch weit weg ist? Setzt du dich durch? Feierst du mit den Schlämmern und genießt nur das Leben?
Leben zu genießen ist nicht schlecht, aber wenn es nur auf das Irdische ausgerichtet ist, ist das genau falsch. Du vergisst das Wiederkommen Jesu.
Gestalte dein Leben so, dass du wirklich damit rechnest, Jesus kommt wieder – ohne in billige Spekulationen zu verfallen.
Das ist das, was gesagt werden will: Der gute Knecht erwartet Jesus jederzeit und ist bereit, wenn er kommt. Der schlechte Knecht verhält sich so, als ob Jesus nie wiederkommt und genießt nur das Irdische. Er wird von Jesus zur Rechenschaft gezogen.
Das gilt für uns alle: Wir sollen richtig mit der Erwartung der Wiederkunft Jesu umgehen.
Schlussgebet
Ich möchte an dieser Stelle gerne mit euch beten. Ihr dürft dazu auch gerne aufstehen.
Vater im Himmel, vielen Dank, dass wir in der Bibel lesen können, was uns noch bevorsteht – ganz individuell und persönlich, aber auch im Zusammenhang mit dem Schicksal der ganzen Welt.
Wir bitten dich, dass du uns Weisheit gibst, richtig damit umzugehen. Lass uns nicht in irgendeinen Aktivismus verfallen, keine billigen oder falschen Spekulationen anstellen und auch keine unnötige Angst bei anderen Menschen verbreiten.
Gleichzeitig bitte ich dich, dass du unsere Augen öffnest, wenn du uns wirklich Zeichen der Zeit zeigst. Mach uns sensibel für das, was deutlich macht, dass du wiederkommst. Hilf uns, weise zu sein und nicht wie der falsche Knecht zu leben, der nur in seinen Taten aufgeht und deine Wiederkunft vergisst.
Herr Jesus, bewahre uns davor, falschen Propheten oder falschen Christussen nachzulaufen, nur weil sie überzeugend und fromm klingen oder, wie wir gelesen haben, sogar Wunder tun können.
Lass uns darauf achten, dir nachzufolgen. Bewahre uns an dir und bei dir. Lass uns nicht lieblos oder materialistisch werden, wie es als Zeichen der Endzeit beschrieben wird.
Gib uns Mut, gerade in einer Zeit, in der wir als Christen öffentlich und persönlich in Frage gestellt und angegriffen werden, nicht klein beizugeben. Lass uns nicht abfallen, weil wir denken, so unser Leben besser führen oder Schwierigkeiten ausweichen zu können.
Ich bitte dich, dass du uns Mut und Kraft gibst, in dieser Zeit, die vielfach nicht so lebt, wie du es willst, treu bei dir zu bleiben. Hilf uns, uns nicht falsch an die Umgebung anzupassen, sondern Licht und Salz zu sein, den Unterschied deutlich zu machen und so zu leben, wie du es möchtest.
Gib uns Kraft dafür. Amen.