Wie ist das Verhältnis eines Christen zum Staat? Fünf Punkte, die du wissen solltest
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch, dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es unter anderem um Politikerwitze.
Die Herausforderung der Unterordnung in einer gefallenen Welt
Gestern hatten wir ein sehr schwieriges Thema: Unterordnung.
Für mich ist es so schwer, weil es sich sehr gefährlich anhört. Wenn ich mich unterordne, besteht dann nicht die Gefahr, dass derjenige, dem ich mich unterordne, mich ausnutzt oder mir schadet? Die Antwort darauf muss lauten: Ja, genau diese Gefahr besteht.
Wir leben in einer gefallenen Schöpfung. Es wäre völlig naiv zu glauben, dass Menschen es nur gut mit mir meinen. Gleichzeitig ist es meines Erachtens genauso naiv zu glauben, dass Rebellion, ziviler Ungehorsam oder Murren die Lösungen sind.
Zum einen zeigt mir die Geschichte, dass Revolutionen anfänglich immer große Versprechungen gemacht haben. Wenn man aber im Nachhinein auswertet, was daraus geworden ist, wurden diese Versprechungen meines Erachtens nie eingehalten. Statt des versprochenen Paradieses gab es immer nur neues, unsägliches Leid – teils mit millionenfachen Opfern.
Zum anderen ist das größte Problem des Menschen nicht die Optimierung seiner Lebensumstände, sondern seine Rettung aus der Verlorenheit. Wir brauchen eigentlich keine bessere Regierung. Zwar meint „besser“ meistens eine, die das macht, was ich mir wünsche. Aber wir brauchen keine bessere Regierung, sondern ein neues Herz.
Gottes Absicht hinter der Aufforderung zur Unterordnung
Was, wenn Gott uns zur Unterordnung auffordert, weil er nicht will, dass wir unsere Kraft an diese Welt verschwenden? Stattdessen sollen wir an dem Reich mitarbeiten, das ewig ist und in den Herzen der Gläubigen entsteht.
Könnte es sein, dass es für diese Welt gar nicht so wichtig ist, wie wir leben oder in welcher Staatsform wir leben? Vielleicht geht es vielmehr darum, ob wir uns dort, wo wir leben, als Nachfolger Christi erweisen und den Menschen um uns herum einfach das Evangelium verkündigen.
Und könnte es sein, dass wir, wenn wir einfach nur so viel Gutes tun, wie wir können – egal, wer gerade an der Macht ist – auf lange Sicht die Welt prägen? Ist Unterordnung und Gutes tun vielleicht der bessere Weg, um die Welt nachhaltig zu beeinflussen? Ich denke ja.
Deshalb möchte ich heute noch zwei Aspekte ansprechen, die mir in puncto Unterordnung ganz wichtig sind.
Wertschätzung gegenüber politischen Autoritäten trotz Fehlverhalten
Der erste Aspekt betrifft das Reden über Politiker. Gestern haben wir uns bereits Römer 13,7 angesehen. Dort heißt es: „Gebt allen, was ihr ihnen schuldig seid: der Steuer, dem Steuer; dem Zoll, dem Zoll; der Furcht, der Furcht; der Ehre, der Ehre.“
Beamte und Politiker haben somit das Recht auf Gehorsam, Respekt und Wertschätzung. Nun wollen wir uns den Aspekt der Wertschätzung etwas genauer anschauen. Dazu betrachten wir ein ungewöhnliches Ereignis aus dem Leben des Apostels Paulus.
In der Apostelgeschichte 23 muss sich Paulus vor dem Hohen Rat verteidigen. Auf Befehl des Hohenpriesters Hananias wird er auf den Mund geschlagen. Daraufhin antwortet Paulus in Apostelgeschichte 23: „Gott wird dich schlagen, du getünchte Wand! Und du sitzt da, um mich nach dem Gesetz zu richten, und handelst gegen das Gesetz, indem du befiehlst, mich zu schlagen? Getünchte Wand!“
Der Begriff „getünchte Wand“ mag auf den ersten Blick schwer verständlich sein. Er beschreibt eine Wand, die von außen hübsch aussieht, hinter der oberflächlichen Tünche – also der Farbe – jedoch eine hässliche Fassade verborgen ist. Man könnte sagen: außen hui, innen pfui.
Paulus ist sehr aufgebracht, und das mit Recht. Es war gesetzeswidrig, einen Angeklagten einfach zu schlagen. Deshalb verwendet er die abfällige Bemerkung „du getünchte Wand“. Nach außen hin spielt Hananias den Richter, doch in Wirklichkeit handelt er gegen das Gesetz.
Die Korrektur Paulus’ und die Bedeutung von Respekt
Und jetzt wird es spannend. Lesen wir weiter: Apostelgeschichte 23, Verse 4 und 5.
Die Dabeistehenden aber sprachen: „Schmähst du den hohen Priester Gottes?“ Paulus antwortete: „Ich wusste nicht, Brüder, dass er der hohe Priester ist.“ Denn es steht geschrieben: „Von dem Obersten deines Volkes sollst du nicht schlecht reden.“
Keine Ahnung, warum Paulus den hohen Priester nicht erkannt hat. Vielleicht war das Licht so schwach. Vielleicht waren auch Paulus’ Augen so schlecht. Jedenfalls hatte er nicht erkannt, wer den Auftrag gab, ihn zu schlagen. Er wusste nicht, dass es der hohe Priester war.
Und als man ihn darauf hinwies, zitierte er frei aus 2. Mose 22,27: „Von dem Obersten deines Volkes sollst du nicht schlecht reden.“ Damit gibt er zu, dass er einen Fehler gemacht hat.
Und wir lernen daraus: Nur weil der hohe Priester gegen das Gesetz handelt und Paulus schlagen lässt, ist das noch kein Grund, ihn zu schmähen. Politiker und Beamte – also das, was der Text die Obersten eines Volkes nennt – stehen unter Gottes besonderem Schutz.
Man darf, auch wenn sie etwas falsch machen, nicht abfällig über sie reden. Sie stehen aufgrund ihres Berufs besonders in der Schusslinie, und Gott verbietet den Gläubigen, verächtlich oder abschätzig von ihnen zu sprechen.
Das heißt: Wenn ich gläubig bin, mache ich keine Politikerwitze. Und ich achte ganz besonders auf meine Sprache, wenn ich über Politiker rede. Sonst muss ich für jede abfällige Bemerkung und für jeden Mangel an Wertschätzung Gott um Vergebung bitten.
Die Kraft des Gebets für die Regierung als Ausdruck praktischer Unterordnung
Noch ein Aspekt praktischer Unterordnung ist das Gebet. Die Regierung gehört auf meiner Gebetsliste ganz nach oben.
Warum? Weil Paulus in 1. Timotheus 2,1-2 Folgendes schreibt: „Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten und Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen, in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit.“
Die Begründung ist wirklich beeindruckend. Bete für die Könige und alle, die in Hoheit sind – also für die Regierung –, damit du als Christ ein stressfreies, ruhiges und stilles Leben führen kannst.
Das bedeutet für mich: Wir bekommen die Regierung und die Qualität der Entscheidungen, für die wir beten. Im Text heißt es, Flehen, Gebete, Fürbitten und Danksagungen – das gesamte Spektrum an Gebeten soll eingesetzt werden.
Das heißt jetzt: Wir ordnen uns unter. Wir sind wirklich nicht diejenigen, die einen Aufstand anzetteln. Stattdessen beten wir. Und wir beten, weil wir glauben, dass unsere Gebete auf lange Sicht mehr bewirken als jeder Bürgerkrieg.
Wir sind gute Staatsbürger. Für manche politische Aktivisten sind wir sicherlich etwas zu passiv und zu ruhig, aber dieser Eindruck täuscht. In Wirklichkeit bewegen wir mit unseren Gebeten den Arm Gottes und prägen seit zweitausend Jahren die Weltgeschichte.
Praktische Überlegungen zum Umgang mit politischen Meinungen
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, wie man wertschätzend über Donald Trump, Wladimir Putin oder Recep Erdogan sprechen kann.
Worauf musst du achten, um nicht abfällig über sie zu reden? Welche Rolle spielen Sachlichkeit und Informiertheit bei Gesprächen über Politik und Politiker?
Das war es für heute. Wenn du für mich beten möchtest, findest du auf meiner Homepage www.frogwords.de die Möglichkeit, „Die Berlin News“, meinen Gebets-Newsletter mit drei Gebetsanliegen pro Monat, zu abonnieren.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.