Einführung in die Wahrnehmung des neuen Lebens
Ich möchte heute Abend eine neue Methode ausprobieren und Sie bitten, auf einen Zettel zu schreiben: Woran erkennt man das neue Leben eines bekehrten Menschen?
Lassen Sie Ihre Gedanken spielen. Es wird nicht abgefragt, es ist keine Klassenarbeit, und Sie werden auch nicht benotet. Machen Sie sich einfach Gedanken darüber, woran man erkennt, dass jemand zu Christus gefunden hat.
Wahrscheinlich würden Sie viel sagen. Spontan würde ich zum Beispiel sagen: Herr Nott hat ein fröhliches Gesicht, ein mutiges Auftreten, er wird tätig und wirkt viel. In seinem Leben ist viel Frucht sichtbar, und so weiter.
Beim Saulus war all das nicht der Fall. Er ist ein Modell für uns. Deshalb ist es heute Abend auch ein Stück Schock: Wie sehen die ersten Schritte im Glauben aus?
Ich muss sagen, es ist tatsächlich so, dass wir uns oft sehr viel hineininterpretieren. Ich möchte uns kritisch fragen, was wir uns immer wieder sagen, wie das eigentlich sein sollte und woher wir diese Vorstellungen haben. Wissen Sie, woher wir diese haben? Die haben wir von der gottlosen Welt übernommen.
Wir denken, ein Christ müsse ein Strahlemann sein, so wie die auf den Titelseiten von Rundfunkzeitungen. So stellen wir uns dann einen Christen vor – oder wie einen Fußballer oder einen erfolgreichen Mann.
Doch die Jesusboten sehen anders aus. Sie tragen die Wundmale Jesu, liebe Schwestern und Brüder.
Dabei sind wir sehr schuldig, weil wir oft andere richten und immer meinen, da, wo es glänzt und leuchtet, müsse es auch bei Jesus so sein – aber das ist nicht der Fall.
Die Bekehrung des Saulus in Damaskus
Und jetzt lesen wir das einmal: Apostelgeschichte Kapitel 9, zweite Hälfte von Vers 19.
Saulus nahm in Damaskus und Jerusalem Speise zu sich und stärkte sich. Dann ließ er sich taufen und wurde wieder sehend. Saulus blieb einige Tage bei den Jüngern in Damaskus. Bald darauf predigte er in den Synagogen, dass Jesus Gottes Sohn sei.
Alle, die das hörten, entsetzten sich und sprachen: „Ist das nicht der, der in Jerusalem alle vernichten wollte, die diesen Namen anrufen? Ist er nicht deshalb hierher gekommen, um sie gefesselt zu den Hohenpriestern zu führen?“ Paulus aber gewann immer mehr an Kraft. Er trieb die Juden in Damaskus in die Enge und bewies, dass Jesus der Christus ist.
Nach mehreren Tagen hielten die Juden Rat und beschlossen, ihn zu töten. Saulus wurde bekannt, dass sie ihm nachstellten. Sie bewachten Tag und Nacht auch die Tore, um ihn zu töten.
Da nahmen ihn seine Jünger bei Nacht und ließen ihn in einem Korb die Mauer hinab. Als er nach Jerusalem kam, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen. Doch sie fürchteten sich alle vor ihm und glaubten nicht, dass er ein Jünger sei.
Barnabas aber nahm ihn zu sich, führte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie Saulus auf dem Weg den Herrn gesehen hatte und wie dieser mit ihm geredet hatte. Er berichtete auch, dass Saulus in Damaskus im Namen Jesu frei und offen gepredigt hatte.
Saulus ging bei ihnen in Jerusalem ein und aus und predigte im Namen des Herrn frei und offen. Dabei geriet er in Streit mit den griechischen, den hellenistischen Juden. Diese stellten ihm nach, um ihn zu töten.
Als die Brüder davon erfuhren, geleiteten sie ihn nach Caesarea und schickten ihn weiter nach Tarsus.
Die Zeichen des neuen Lebens und die Herausforderung der Bekehrung
Mein erster Punkt: die Zeichen des neuen Lebens. Woran erkennt man das neue Leben? Was ist das neue Leben?
Erinnern Sie sich noch an das letzte Mal, wie wir es besprochen haben? Es war für mich selbst schwer zu verstehen: Bekehrung ist ein Kampf auf Leben und Tod. Es heißt: Er oder ich, es gibt keine Kompromisse.
In vielen frommen Christenleben ist Christus nicht der Herr. Wissen Sie das? Die äußere Fassade ist christlich, aber Christus ist nicht der Herr. Daher verstehen Sie auch, warum in vielen christlichen Kreisen und Kirchen alles geduldet wird. Sogar die Bibel wird geduldet, das Singen wird geduldet, Theologie wird geduldet, christliche Vokabeln werden geduldet – aber nicht die Herrschaft Christi.
Es gibt einen fanatischen Hass dagegen, dass Jesus Christus so betont in den Mittelpunkt gestellt wird. Der Hass gegen Christus ist in der Christengemeinde sehr stark. Christus deckt auf, was bei uns nur eine Kopie ist.
Paulus spricht davon, dass es zur Kreuzigung kommen muss: „Kreuzigt euer Fleisch samt den Lüsten und Begierden.“ Das sagt man so leicht. Machen Sie es doch mal! Mein Ich mit all seinen ungöttlichen Trieben und Regungen ist ein lebenslanger Kampf. Wenn wir nicht aufpassen, kommen wir unter die Räder.
Die schlimmste Not ist nicht irgendwelche falsche Lehre, sondern dass wir Christus einfach nicht in unser Leben lassen. Und dann sitzen wir da, wollen christlich sein, verweigern aber Christus den Gehorsam über unser Leben. Er will uns segnen und alles schenken, aber wir wollen weiterhin sündige Wege gehen, gottlose Wege. Das will der Herr nicht.
Saulus ist diesen Weg auch durchgegangen. Was war es bei ihm? Bei ihm war es sein eigenes Ich. Er wollte vor Gott fromm sein und nicht der sein, der nur durch Gnade gerettet wird. Er sagte: „Das geht nicht, ich bin Theologe und habe große Verdienste vor Gott.“ Doch das wurde durchgestrichen.
Es war sehr schwer für ihn, durch diese Depression zu gehen. Ich sage das nochmal für die, die nicht dabei waren: Wir haben das letzte Mal ausführlich darüber gesprochen. Es gibt bei uns ganz verschiedene Seiten, an denen unser Ich noch hängt.
Paulus hat das später im Galaterbrief noch einmal ganz deutlich gesagt: „Ich bin der Welt gekreuzigt und die Welt mir.“ Da gibt es keine Brücke mehr.
Was für Paulus die Welt war, waren nicht irgendwelche gesetzlichen oder sexuellen Versuchungen. Für ihn war es der fromme Stolz, sein Ich, das meint, mit Gott handeln zu können und die Gnade Gottes nicht zu brauchen. Er war nicht zerbrochen wie Jakob einst.
Er war der Macher, ganz groß, Gottes Hauptfunktionär. Doch Gott hat ihn zerbrochen, weil Gott solche Leute nicht segnen kann. Das war für ihn die Welt.
Er kam daher und machte das Schwert – das war nicht von Gott, sondern einfach die gottlose Welt, die in ihm dieses fromme Gebilde aufgebaut hatte. Er ging durch diese Blindheit hindurch.
Sie wissen, wodurch er gerettet wurde? Durch die ausgesprochene Vergebung. Wissen Sie, dass das auch bei Ihnen und mir einen Bann löst, wenn wir Dinge vor Gott ins Licht bringen, sie als Sünde aussprechen, vergeben bekommen und erkennen, dass das falsch war? Dann gehen wir den Weg mit Jesus und wollen nichts Falsches mehr tun.
Das war für Paulus so befreiend, dass er sich taufen ließ. Das heißt: Ich will Jesus gehören.
Leider wird die Frage der Taufe bei uns oft viel zu sehr auf äußere Formalitäten reduziert. Es geht darum, dass Christus mein Herr ist. Das hat Ernst Vater in der Passionsbibelwoche sehr schön gesagt: Römer 6, ich bin Christi Eigentum. Das ist eine Glaubensfrage, keine Wasserfrage.
Ich möchte Christus ganz in meinem Leben gehören. Ich möchte das alte Leben ablegen und Christus soll mich beherrschen.
Sie merken, dass es nicht nur um die Aussenstehenden geht. Bei Evangelikalen wird oft von ihnen gesprochen, ohne zu merken, dass es hier um die Bekehrungsfrage von gläubigen Leuten geht: Wie schaffen wir es wirklich, dass Christus das Sagen in unserem Leben hat?
Der Herr will uns nicht zertrümmern, sondern segnen. Paulus ist eine segensreiche Person, ein fröhlicher und erfüllter Mensch geworden. Doch dieses gottlose, eigenwillige Streben musste zerbrochen werden.
Das ist passiert. Im Johannesevangelium wird das als Übergang vom Tod zum Leben bezeichnet. Johannes 5,24.
Das hat Paulus in seiner Bekehrung erlebt.
Die Namensänderung und die Bedeutung von Paulus
Saulus – die Namensänderung steht eigentlich nicht im Zusammenhang mit der Bekehrung. Aus Saulus wurde Paulus – das ist ein bekanntes Sprichwort, aber es stimmt so nicht in der Bibel. Paulus ist der Name, den sich Paulus in der lateinischen Welt gegeben hat.
Saul war in Israel ein Ehrenname, benannt nach König Saul, der eine bedeutende Persönlichkeit war. Paulus bezeichnete sich gerne als „der Kleine“. Im Lateinischen bedeutet Paulus „klein“. Es war ein Demutsname, den er sich selbst gegeben hat. Er wollte nicht mehr Saulus sein, sondern der Kleine.
Das ist ganz entscheidend, wenn man verstehen will, was bei Paulus geschehen ist. Sie wissen, welche Arroganz Theologen haben können. Paulus war ein rabbinischer Theologe und hat alles aufgegeben. Er betrachtete alles als Schaden, um Christus zu gewinnen.
Ich möchte immer wieder betonen, dass man nicht auf das falsche Verständnis hereinfallen darf, wenn es darum geht, Jesus hervorzuheben. Mir wurde erzählt, dass ein Besucher in einer Gruppe unserer Gemeinde gesagt hat: „In allen Kirchen wird über Christus geredet.“ Ja, das glaube ich auch. Aber welchen Stellenwert gibt man Christus?
Da waren Teilnehmer, die haben es genau richtig erkannt und uns darauf hingewiesen: Es geht darum, dass Jesus die ausschließliche und einzige Bedeutung in meinem Leben hat – im Christenleben, mit allen Konsequenzen.
Die Erscheinung des neuen Lebens im Alltag
Das ist es also: Wie zeigt sich nun dieses neue Leben, wenn Christus mein Herr ist?
Wir neigen heute oft dazu, uns auf Erscheinungen zu konzentrieren, die der Welt imponieren. Doch das findet sich nirgendwo in der Bibel. Jesus selbst hat nie etwas getan, was der Welt imponiert hätte. Sonst hätte er ja von der Tempelzinne springen oder aus Steinen Brot machen müssen, um bei der Welt groß angeschrieben zu sein. Stattdessen hat Jesus immer auf solche Dinge verzichtet. Er hat das Kleine gesucht, die abgelegene Wirksamkeit und Ähnliches.
Ich möchte als erstes Zeichen des neuen Lebens hervorheben, dass Paulus isst. Das haben wir am Schluss noch einmal kurz angesprochen. Warum? Weil Paulus ganz natürlich lebt. Manche glauben, ein Zeichen ihres neuen Christenlebens und der Herrschaft Christi sei, dass sie sich sehr merkwürdig verhalten. Doch Natürlichkeit ist das Allerwichtigste bei der Bekehrung. Ich werde natürlich und normal, so wie Gott mich geschaffen hat.
Dazu brauchen wir nichts Besonderes oder Außerordentliches. Beim zweiten Gottesdienst konnten wir es noch einmal sagen, wie Traugott Hahn den Seewandel von Petrus kritisch bemerkt hat. Man soll keine Kunststücke im Glauben machen. Traugott Hahn, der ein schweres Martyrium erlitt, wollte niemals zum Martyrium gedrängt werden. Das wäre eine ungeistliche Art gewesen.
Diese Natürlichkeit gehört zum neuen Leben dazu. Wenn jemand sagt, jetzt wird gefastet, verstehen Sie: Für viele Menschen wirkt das sofort so, als müssten sie sich quälen oder es sei eine Sünde, sich zu freuen. Doch es gibt Arme in der Welt, und trotzdem soll man die Gaben Gottes leben. Freuen Sie sich an Ihrem Leben, an Ihren Gaben, an der Schönheit Ihres Körpers, des Tages und des Sonnenscheins. Diese Natürlichkeit und Lebensfreude sind herrlich.
Dazu gehört ein Spaziergang, Schwimmen gehen – all das gehört zum neuen Leben dazu. Aber nichts Übersteigerisches! Denn das rächt sich später oft in dummen Dingen. Ananias richtete ein gutes Essen aus. Später sagte Paulus: Ich kann alles. Er legte Wert darauf, kein Asket zu sein. Er sagte: Ich kann hoch sein, ich kann niedrig sein. Ich kann mit viel leben, ich kann auch mit wenig leben, je nachdem, wie es der Herr gibt.
Diese Bescheidenheit gilt: Ach, lieber nichts – nein! Lasst uns das Schöne genießen. Ziehen Sie sich schön an, freuen Sie sich und danken Sie Gott dafür.
Manche sagen, das könne auch zur Sünde werden. Ja, alles kann zur Sünde werden. Aber nehmen Sie es jetzt aus Dankbarkeit, weil der Herr Jesus die Mitte Ihres Lebens ist. Freuen Sie sich an den Dingen, die Ihnen gefallen, und danken Sie Gott dafür.
Die Bedeutung der Gemeinschaft im neuen Leben
Und dann das nächste Kennzeichen des neuen Lebens: Er entdeckt die Gemeinschaft. Das ist eine ganz schwere Klippe. Wenn jemand zum Glauben kommt, gibt es viele, die elitär sind und sagen: „Ich bin jetzt schon so lange in Hofhacker, aber ich habe nirgendwo eine Gemeinschaft gefunden, die sich um mich annimmt.“ Das ist auch schwierig.
Wir sind ja alle darauf angewiesen, die anderen aufzunehmen. Sicher ist auch viel Schuld dabei, aber Saulus tat sich der Gemeinschaft hinzu. Da muss ich meinen Teil beibringen. Wenn Jesus mein Herr ist, muss ich merken: Ich brauche die anderen. Man merkt auch, ich darf den anderen etwas geben.
Er hält sich zu den Jüngern in Damaskus. Er hätte ja auch sagen können: „Oh, sitzt der wieder da und guckt so blöd, und ich weiß gar nicht, ob ich dumm rausschwätze und so.“ Sie können alle sagen, wir brauchen die Gemeinschaft, weil in der Gemeinschaft Jesus gegenwärtig ist. Jesus hat nicht gesagt: „Wo einer in meinem Namen versammelt ist“, sondern: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“
Durch die Gemeinschaft empfangen wir viel Segen. Ohne Gemeinschaft gibt es keinen Christentum. Sie brauchen eine feste Gemeinschaft. Jede Gemeinschaft hat viele Fehler, schon weil wir dazugehören. Nicht weil die anderen dazugehören, sondern weil wir dazugehören. Sie hat sehr viele Mängel. Sie ist auch nicht vollkommen durch unsere Mitgliedschaft.
Da gibt es ja Leute, die immer meinen: „Wenn ich mich irgendwo anschließe, dann bricht auch der Sonnenschein hervor.“ Nein, ich tue mich zu einer brüchigen Gemeinde mit Fehlern. Und sie werden durch jede Gemeinschaft in Jesu Namen gesegnet.
Sie haben das sicher auch schon erlebt, wenn das nur für wenige Wochen war. Und ich sage: Jetzt schauen Sie einmal wieder, auch wenn gerade Pause ist, da gibt es Gemeinschaft. Oder überall, wo Christus im Mittelpunkt steht, wo Jesusjünger sind, da ist unser Platz, und da nimmt man etwas mit. Das ist ganz wunderbare Gemeinschaft.
Er bleibt kein Einzelgänger, er bekennt seinen Glauben. Auch das ist wichtig: Er bekennt ihn öffentlich durch die Taufe. Das ist bei uns nicht immer möglich. Durch die Kinder darf man nicht ewig darüber reden. Wir haben es irgendwie gelöst. Aber ein öffentliches Bekenntnis gehört dazu.
Ich habe gemerkt: Viele Leute, die später zu einem bewussten Glauben an Jesus kommen, sind sehr dankbar, wenn sie sich bei einer Evangelisation, etwa durch das Raustreten, öffentlich entscheiden können. Mir hat mal ein Sportvereinsmann gesagt, er hätte sich bestimmt noch taufen lassen, wenn es nicht da in der Evangelisation die Chance gegeben hätte, einfach vorzutreten und vor seinem ganzen Ort und seinen Sportkameraden vom Basketballverein oder was das war, öffentlich zu sagen: „Ich gehe jetzt mit Jesus.“ Und das war an dem Abend einfach wichtig.
Wir sollten dieses öffentliche Bekenntnis nicht unterschätzen. Es ist mir arg leid, dass Parzani wieder bei Pro Christi von vielen, gerade auch aus dem württembergischen Land, und zwar besonders von jungen Leuten, eingedeckt wurde, dass das doch zu viel sei, dass an jedem Abend nicht aufgerufen werden solle und so weiter.
Es wird so wenig bei uns die Chance gegeben, Glauben offen zu bezeugen, und das ist wichtig. Da muss man gern Nägel mit Köpfen machen. Das wollte Saulus tun. Er ließ sich taufen. Wir sagen: Eine zweifache Taufe halte ich nicht für gut und kann sie nicht empfehlen. Aber ich finde ein öffentliches Bekenntnis „Ich gehöre jetzt zu Jesus“ für wichtig.
Man muss deshalb nicht gleich auf der Kanzel predigen, aber ich würde sagen: Ein öffentliches, sichtbares Zeichen, dass ich mich jetzt dazu halte, ist von großer Wichtigkeit.
Das Zeugnis des Glaubens als Ausdruck des neuen Lebens
Das dritte Zeichen zu diesem ersten Zeichen des neuen Lebens ist, dass er von seinem Glauben Zeugnis ablegt. Er sagt den anderen, was er empfangen hat.
Vom ersten Augenblick an habe ich mich gefreut, dass gerade auch bei dem Team in der Königstraße eine ganze Reihe von Leuten dabei ist, die alle jung bekehrt sind. Da hat man die größte Freude. Wenn man dann länger dabei ist, wird man oft so verhockt.
Deshalb ist es so wichtig, gleich zu sagen: Ja, vom ersten Augenblick an, nicht erst einen Kurs machen oder Ähnliches. Denn dort kommt am einfachsten und direktesten heraus, was ich bei Jesus empfangen habe. Und das macht der Saulus. Das sind die Kennzeichen.
Natürlich gehört dazu, öffentlich herauszutreten und seinen Glauben zu bekennen. Das wissen Sie auch von Ihren Kollegen, wie wichtig es ist, gleich am Anfang zu sagen, wo man steht. Mir haben die jungen Leute immer gesagt, wenn sie zur Bundeswehr gegangen sind, dass sie beim Einräumen ihres Spindes die Bibel absichtlich runterfallen ließen, damit jeder von ihrem Zimmer schon weiß, wo sie hingehören.
Sonst traut sich vielleicht nicht einmal die 18-jährige Mutter, das öffentlich zu sagen. Aber es ist wichtig, dass jeder weiß, wo man steht. Sonst hat man später viele Schwierigkeiten, in zwielichtigen Situationen seinen Glauben zu leben. Es ist am besten, dass von Anfang an alle wissen, wo man steht. Sonst wird es schwierig.
Das klare Bekenntnis seines Glaubens – was tut doch Jesus groß machen! Das hat doch nichts mit Pietismus zu tun oder mit irgendeinem Stich, den man an der Hofacker Kirche hat. Sondern was wir der Welt schulden, ist das Jesus-Bekenntnis.
Und das ist auch heute am unklarsten in der Christenheit. Vielleicht wissen schon neun Zehntel der Theologen nicht Bescheid über Jesus. Es ist so wichtig, dass sie anderen sagen, dass Jesus der Sohn Gottes ist.
Neuerdings hat mir jemand wieder einen Gemeindebrief aus Stuttgart oder Umgebung vorbeigebracht, in dem stand, Jesus hätte sich nie als Sohn Gottes bezeichnet. Na ja, ich weiß nicht, was sie im Neuen Testament lesen.
Bis hin zur Hinrichtung hat der Hohepriester sein Gewand zerrissen. Das ist unser Zeugnis: dass Jesus unser Retter, unser Heiland ist. Füllen Sie es mit Fleisch und Blut und sagen Sie, was es Ihnen in Ihrem Leben bedeutet.
Das ist die herrlichste Botschaft, die Sie verkünden können. Schade, wenn Sie im Hauskreis viele andere Themen haben. An diesem Thema muss man immer bleiben, weil es so wunderbar ist, was man da erlebt hat.
Die Herausforderung der inneren Heilung und der Blick auf Christus
Ich weiß nicht mehr genau, wo es neulich besprochen wurde – ob in der Predigt oder anderswo –, aber mit der Aufarbeitung meines Innenlebens werde ich wohl nie fertig. Der Sumpf in meiner Seele, der Schmutz und vieles Böse, das werde ich leider nie ganz los.
Heute war es besonders stark zu spüren, dass viele Seelenstündchen abgehalten wurden. Ich würde immer sagen: Erst wenn ich auf Christus blicke, bin ich gerettet. So war es auch bei Petrus. Er hatte große Ängste, die immer wieder hochkamen. Doch er konnte nur auf Christus schauen, und dann war er gerettet.
Das wird so bleiben, solange wir leben. In der Heiligung kann ich nur wachsen, wenn mein Blick auf Christus fester wird. Je mehr ich mich mit dem Unrecht beschäftige, das mir widerfahren ist – sei es, dass mein Kind oder meine Eltern böse waren, ich missverstanden wurde oder schlimme Gedanken in meinem Kopf habe – desto schwieriger wird es. Man sagt oft: „Jetzt geh doch fröhlich hin, diene dem Herrn, blicke auf Christus und lass die Vergangenheit hinter dir.“ Als ob man sein Leben einfach so aufarbeiten könnte.
Doch die Wunden und Schäden bleiben. Ich bin nicht dagegen, wenn sie Behandlung brauchen, aber heute wird das oft überbetont. Viele werden dadurch gar nicht frei. Es war auch bei dem Taucher so, der sagte, dass man immer tiefer in den Sumpf hineingezogen wird und Christus dabei ganz aus dem Blick verliert, je mehr man sich mit seinen Problemen und Nöten beschäftigt.
Sie müssen wirken. Je mehr ich auf Christus fixiert bin, desto mehr bekomme ich den Boden unter die Füße. Das war auch bei Saulus so. Bemerken Sie allein, dass er Freude daran hatte, den Tod von Stephanus zu verursachen. Das konnte er nicht mehr bewältigen. Das musste Jesus ihm vergeben.
Natürlich war das ein schlimmes Stück, und er hatte Freude daran, Christen zu verfolgen und zu töten. Manchmal erschrecken wir, wenn wir Christen sind und im Licht Jesu wandeln, weil wir erkennen, wie viele schlimme und böse Dinge sich in unserem Herzen finden. Das kann sehr schlimm sein, wenn mein Blick nicht auf Christus gerichtet ist.
Ich freue mich auf die künftige Erlösung.
Mut zum öffentlichen Zeugnis trotz Widerstand
Das öffentliche Zeugnis abzulegen ist etwas ganz Wichtiges und Eindeutiges. Er sagt es tapfer und mutig – und zwar immer an der Linie des härtesten Widerstands.
Bitte suchen Sie nicht nach irgendwelchen Milchgesichtern oder Bleichgesichtern, bei denen Sie denken, sie würden Ihre Botschaft widerstandslos schlucken. Oder suchen Sie nicht nach einem Schwerkranken, der sich nicht wehren kann. Nehmen Sie vielmehr die härtesten Feinde – so hat es Saulus gemacht. Gleich zu Beginn gab es Mordpläne gegen ihn.
Es ist doch erstaunlich, dass sie Angst vor dem Zeugnis hatten, obwohl er von Jesus so viel erzählen konnte, wie er wollte. Das nahmen die Juden ja eigentlich nicht ernst. Aber es war so echt, weil er ein Rabbi war und sein Lebenszeugnis dazu passte.
Ich habe unseren jungen Leuten immer wieder gesagt: Versucht euch nicht anzuschleichen! Es gibt immer die Gefahr, dass man mit einem Menschen argkritisch wird. Und wenn man 20 Tage lang argkritisch bleibt, sagt man vielleicht: „Es gibt einen Gott im Himmel, und oh, da gibt es ja Aufregung und so.“ Nein, fallen Sie mit der Tür ins Haus und gehen Sie immer direkt hin. Lasst ruhig Krach werden und Staub aufgewirbelt werden! So kommt man direkt an. Hoffentlich – denn wie sollte man sonst vorgehen? Anschleichen hat nie Wert gehabt.
Ich kenne auch keine Arbeiten, bei denen man durch Anschleichen weitergekommen ist. Ich kenne auch die schönen Besuche, bei denen man wartet. Wilhelm Busch konnte das immer so schön erzählen: Er war in einem Krankenzimmer, wo Soldaten ihm gesagt haben, wie der Pfarrer kam.
Und sie merkten sich das immer so, als würde ein Flugzeug landen wollen. Gerade bevor es die Räder aufsetzt, wurde der Pfarrer wieder gefragt: „Was ist denn eigentlich das Problem mit ‚Wo nahm Kain seine Frau her?‘“ oder Ähnliches. Damit wurde er auf Nebenkriegsschauplätze abgelenkt. Er musste dann wieder durchstarten und neu mit seiner Botschaft beginnen.
Wenn wir immer meinen, wir müssten bei Geburtstagsfeiern oder Ähnlichem erst einen Anknüpfungspunkt suchen, dann kommen wir nicht voran. Ich habe hier ein schönes Lied gefunden, das ich noch vorlesen möchte. Ihr habt ja auch Büchlein mit Brot.
Gehen Sie direkt auf das zu, was Sie sagen wollen. Zum Beispiel: „Ich wollte Ihnen einfach mal sagen, was das Beglückende ist, wenn man mit Jesus lebt und Jesus wirklich da ist.“ Gehen Sie direkt darauf zu. Alles andere hat keinen Wert. Es ist taktisch nicht anders möglich. So hat es Saulus getan.
Die Krise der Kirche und die Bedeutung des Jesuszeugnisses
Die Krise unserer Kirche ist keine Krise des Geldes und auch keine Krise der Theologie. Vielmehr ist es eine Krise, weil sie das Zeugnis von Jesus nicht mehr hat. Das ist das eigentliche Problem.
Die Welt schreit danach, denn was soll ihr sonst noch helfen? Die Welt braucht von uns keine politischen Anweisungen – weder zur Parteienlandschaft der Bundesrepublik, noch zum Euro oder zu gesunder Yoga. Vielmehr sucht sie nach der Antwort auf die Frage: Wie kann ich leben und sterben und Frieden mit Gott finden? Das kann ich nur durch Jesus sagen.
Das ist die ganze Not: Wenn das nicht beherrschend im Mittelpunkt steht, fehlt die Vollmacht und die Kraft des Dienstes. Nur Zeugen können das sagen. Zeugen sind Menschen, die aus eigener Erfahrung sprechen – so wie man es von Gerichtszeugen kennt, die sagen: „Ich habe es erlebt.“
Gerade bei jungen Leuten wirkt es wenig, wenn ein älterer Großvater wie ich etwas erzählt. Da muss ein junger Mensch kommen, der selbst etwas erlebt hat. Es ist großartig, wenn unsere Mitarbeitermannschaft bei den Konfirmanden kommt und sagt: „Weißt du, ich habe auch dunkle Zeiten erlebt. Ich war auch da, wo es schwierig war. Aber dann habe ich Jesus erfahren, und ich kann dir sagen: Da bin ich frei geworden.“
Bei meiner letzten Konfirmandengruppe habe ich einfach erzählt, wie ich als Junge gestohlen habe. Die Jugendlichen fragten: „Was hast du denn gestohlen?“ Ich antwortete: „Ja, das belastet mich heute noch. Es war zwar nicht schlimm im juristischen Sinn, aber doch schlimm – ganz furchtbar.“
Plötzlich sagten sie: „Darum geht es – wie Jesus befreit und herausführt aus der Dunkelheit.“ Teilweise weiß man ja, was bei Konfirmanden heute los ist – viele kommen aus schwierigen Familienverhältnissen.
Wir sollten keine Angst davor haben, im Zeugnisdienst auch davon zu erzählen: „Ich lag da unten, aber ich habe die erneuernde Kraft Jesu in meinem Leben erfahren. Und das will ich dir weitergeben.“
Das veränderte Leben trotz Widerstand und Ablehnung
Zweitens: Das Erste waren die Zeichen des neuen Lebens, jetzt folgt das veränderte Leben.
Das veränderte Leben – jetzt wird es richtig schwierig. Nun kommen die anderen, die alten Bekanntschaften, und sagen: „Ah, du! Wir kennen dich genau!“ Dieses Muster zeigt sich bei vielen Bekehrungen auf ähnliche Weise. Sie halten Saulus seine alte Vergangenheit vor. „Ist das nicht der, der in Jerusalem alle vernichten wollte? In der Synagoge war das.“ Die gottlosen Leute werfen ihm das vor.
Ja, das ist derjenige, aber er hat eine Wendung erlebt. Er ist ein neuer Mensch geworden. Das will die Welt jedoch nie akzeptieren und glaubt es nicht. Besonders schwierig ist das in Gemeinschaften wie im Dorf, wo man sich viel enger kennt. Wenn dort jemand durchbricht und einfach sagt: „Jawohl, das war ich, aber das, was ich gewollt habe, war falsch, und ich habe eine Wendung vollzogen“, dann ist das eine große Herausforderung.
Das veränderte Leben besteht darin, dass wir es laut aussprechen und sagen: „Nein, so nicht mehr, sondern ich will es ganz anders haben.“ Und das bedeutet, dass unsere Welt, die uns umgibt – auch die christliche Welt, die oft nur christlich schwätzt und christlich singt – diese radikale Bekehrung nicht duldet.
Es gibt in der frömmsten Gemeinde Situationen, wie ich sie selbst erlebt habe, als ich nach meiner Bekehrung von einer Freizeit zurückkam. Einer meiner Brüder, der später Theologe wurde, spottete darüber, dass ich Bibel lesen sollte. Das fühlt sich an wie ein Spießrutenlauf. Aber das gehört zu einer wahren Bekehrung dazu.
Es ist großartig, dass man vom ersten Augenblick an die Schmach Christi spürt und empfindlich und verletzt ist, weil der eigene Mann einen nicht versteht oder vielleicht auch Verwandte und Freunde nicht. Es ist sehr schwer, wie dieser erste Weg, diese ersten Schritte – das ist ja heute unser Thema im Glauben – oft verlaufen. Aber der Herr weiß, was er uns zumutet.
Wir merken, dass sie uns nicht mehr verstehen. Diese Entfremdung von der Welt, die bisher die Heimat des Saulus war – das waren seine Spezies –, diese Entfremdung brauchen wir. Das ist wie bei einer Mutter, die ihr Kind abstillt: Da müssen Grenzen gesetzt werden, es muss fertig sein, und das Kind braucht eine neue Heimat.
Die Bedeutung von Philipper 3 für das Verständnis der Bekehrung
Vielleicht schlagen Sie jetzt Philipper 3 auf, dort lässt sich das am besten zeigen. Philipper 3 enthält diese schönen Stellen, in denen Paulus noch einmal darlegt, wie sein Leben war und wie seine Bekehrung geschah.
Er sagt: Die verlassen sich auf ihr Ich, auf das, was sie können, auf ihr frommes Tun. Er beschreibt sich selbst als einen eifrigen Verfolger der Gemeinde (Vers 7). Doch dann erkannte er, dass das, was ihm Gewinn war, er um Christi willen als Schaden erachtet. Er hält alles für Schaden im Vergleich zur überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, seines Herrn.
So weit ist das klar, wie bei uns auch: Um seines Willen ist ihm alles ein Schaden geworden, und er achtet es für Kot, für Dreck. Damit möchte er Christus gewinnen und in ihm erfunden werden. Er möchte ihn erkennen und die Kraft seiner Auferstehung erfahren.
Jetzt kommt etwas ganz Verrücktes dazu: die Gemeinschaft seiner Leiden. Man kann nur an Christus Anteil haben, wenn man auch die Gemeinschaft seiner Leiden teilt. Von Anfang an ist es ein Zeichen des Weges mit Jesus, dass man Feindschaft und Jesushass spürt. Das braucht man nicht zu suchen; legt man das Bekenntnis zu Jesus ab, wird man das schnell erfahren. Das muss sein.
Manche sagen sogar, sie suchen das. Die Kraft der Auferstehung und die Gemeinschaft der Leiden Jesu gehören zusammen. Wir erwarten oft, dass die Welt vor uns niederfällt und sagt: „Ach, wie wunderbar du Christ bist, wie du strahlst, wie liebenswürdig du bist.“ Doch darauf sollten wir nie warten. Es wäre verfehlt, denn es ist nicht so.
Wir selbst haben uns ja auch gegen die Wahrheit gesträubt. Deshalb wundern Sie sich nicht, wenn Ihnen Ablehnung entgegenkommt. Sie kann sogar von den eigenen Kindern kommen oder von anderen Menschen, egal woher. Man hält Ihnen die alte Vergangenheit vor, und Sie können sich nicht einmal durch Ihre Taten überzeugen. Sie haben ja nichts vorzuweisen.
Das ist immer so: Man möchte durch die Tat beweisen, was man ist. Aber was konnte Paulus durch seine Taten beweisen? Er hatte eine schmutzige Vergangenheit und hat Christen verfolgt. Er kann nur sagen: Christus ist mein Herr, und er kann von der Gnade reden.
Am Ende unserer Tätigkeit kann man nur von der wunderbaren Gnade sprechen. Paulus sagt: Mir ist ein Barmherziger widerfahren. Es ist etwas Herrliches, was der Herr aus einem Leben machen kann. Doch von den Taten wird alles zerrinnen im Christenleben.
Ja, es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als diesen Weg zu gehen. Man kann nichts dagegen entgegensetzen.
Die Demut und Erniedrigung als Teil des Glaubensweges
Das Dritte, was jetzt kommt: Er wird ganz klein gemacht, er wird ganz klein gemacht. Der große Saulus – was für ein Mann war er! Es gibt Bilder, die zeigen, wie Saulus auf dem Weg nach Damaskus ist. Für den Maler war es offenbar nicht mehr darstellbar, eine ganz tolle Gruppe mit vielen Pferden und so weiter, die Paulus umgeben, als er vom Gaul fällt. Das Pferd war ein schickes Fahrzeug, mit dem er nach Damaskus unterwegs war.
Wissen Sie, wie er von Damaskus wegkam? Im Korb. Blamabler und peinlicher konnte es nicht mehr sein. Der große Rabbiner schleicht sich bei Nacht und Nebel davon. Ich weiß gar nicht, was das für ein Korb überhaupt war, aber er wurde da über die Stadtmauer hinuntergelassen, und Saulus rannte um sein Leben.
Jesus kann Menschen sehr demütigen. Aber wissen Sie, dass es in unserer evangelikalen Bewegung gerade ein ganz großer Irrtum ist, vor der Welt groß erscheinen zu wollen? Dazu werde ich am Schluss noch etwas sagen. Der Herr Jesus hat daran noch nie etwas gewirkt. Wenn du mich demütigst, machst du mich groß.
Auch wenn Jesus uns durch Tiefen und Niederlagen führt, kann er uns wunderbar formen. Wir sollten uns davon nicht erschrecken lassen. Der Herr Jesus hat natürlich Legionen von Engeln, aber er setzt sie nicht ein. Er handelt mit schwachem Boden.
Er hat Saulus nicht berufen, weil er ein großartiger Theologe war, sondern um die Übermacht der Gnade an ihm zu demonstrieren. Das will Jesus, wenn wir seine Zeugen sind.
Die Bedeutung von Schwäche und Gnade im Dienst
Wir hatten es ja bei Mose so schön. Ich denke immer wieder: Mose wäre so toll gewesen, wenn er gesagt hätte: „Herr Jesus, da ist eine gute Wahl getroffen.“ Mose kennt die diplomatische Sprache am Hof des Pharao. Er kann sich in hohen Gesellschaftskreisen benehmen.
Aber nein, Gott hat ihn berufen, weil er Viecher aus Midian war und weil er ganz von der Gnade lebte: „Ich bin der Herr.“
Der Grund, warum Gott uns berufen hat, ist, dass er uns immer wieder sagen will: Er kann uns erst segnen, wenn wir nicht mehr auf unsere eigene Kraft vertrauen. Das war für unsere Gemeinde wichtig.
Und wo sei Herr? Wir können jetzt nichts mehr auf uns selbst machen. Wir haben viele Situationen erlebt, in denen wir erfahren haben, dass der Herr uns überreich gesegnet hat. Ich habe ja selbst gesagt, die Dinge, die ich nie für möglich gehalten hätte, hat uns der Herr geschenkt.
Da zerbricht auch unsere Größe. Da können wir auch nichts mehr aus eigener Kraft tun. Ich habe immer gemeint, man könne noch durch irgendeine Macht etwas erreichen. Ich habe gesagt, wir hängen lauter schwarze Fahnen an die Kirche – das hat gar keinen Wert. Alle Machtmittel der Welt helfen nichts mehr. Der Herr wird für uns streiten.
Und das ist der Triumph seiner Gemeinde. Ein Saulus lernt das mit seiner Bekehrung, mit Christus zu leiden, die Ohnmacht der Gemeinde zu erfahren.
Dann kann der Herr schenken, was er in China geschenkt hat: dass gerade die schlimmste Kulturrevolution, die alles ausgelöst hat, den größten Wachstumsprozess eingeleitet hat – bis zu 70 Millionen. Ich verstehe immer noch nicht, wie der Herr das gemacht hat. Es waren gar keine vorbildlichen Gemeinden, und doch hat der Herr es getan.
Und ich wundere mich immer wieder, was der Herr in unserer Gemeinde in aller Stille tut. Er wirkt wunderbar, wenn wir nicht unseren Ruhm suchen. Das ist nicht Bescheidenheit, sondern die Wahrheit. Wenn wir nüchtern entdecken, wovon die Wirkungen kommen – so hat Paulus es in seinem Leben gelernt.
Deshalb war es wichtig, dass Paulus gescheitert ist. Er hat auch mit den Leuten geredet und gesagt, er brauche keine Angst zu haben. Aber es hatte keinen Wert. Die Leute waren so fanatisch, dass sie ihn umbringen wollten. Er war hilflos und rettungslos, er wurde ganz klein gemacht.
Bescheidenheit im Dienst und die Realität der Gemeinde
Ich halte nicht viel davon, wenn wir auch unsere Aktionen so übermäßig ausschmücken. Die Presse hilft uns dabei auch nicht besonders, und wir machen nicht alles perfekt. Nein, nein, nein, lassen Sie es wirklich sein. Das schlichte Jesuszeugnis hat in der Geschichte von zweitausend Jahren am meisten gewirkt.
Ich bin nicht dagegen, dass man auch Plakate aufhängt und alles Mögliche tut. Wir wollen das Licht ja nicht unter den Scheffel stellen. Aber Sie wissen, worum es geht. Ein falsches Aufplustern ist nicht hilfreich. Uns muss klar sein, wie klein die Gemeinde Jesu auch in unserer Stadt ist. Da können wir uns nicht aufspielen, als wären wir die Herren. Wir haben an der Kirche gar keinen Einfluss. Wir können in der Kirche auch nicht die ganzen schrecklichen Verhältnisse umdrehen.
Was wir wollen, ist, für Jesus treu an unserem Platz zu dienen und zu wissen, dass der Herr diesen treuen Dienst segnet. Er kann daraus etwas zu seinem Lob machen.
Der Mann, der da zur Mauer hinuntergelassen wird, ist gerade dieser König Aretas, der Nabateer, den wir ja in Israel gesehen haben. Die Nabateer hatten ihre Festungen jenseits des Jordans, Petra, die Felsenstadt, war eine ihrer Städte. Zu diesem König Aretas gehört die Geschichte. Er wird später bei der Damaskusgeschichte erwähnt. Dort muss Paulus fliehen wie ein Dieb in der Nacht.
Sie wissen es doch: Dieser namenlose, gedemütigte Mann ist der größte Völkerapostel aller Zeiten. Ein Wegbereiter des Reiches Gottes, der offene Himmel ist über ihm, da sitzt niemand. Aber die Wirklichkeit war es doch, dass er es mit der Gnade Jesu angenommen hat.
Später sagte Paulus, man habe ihn auf der Missionsreise behandelt wie den letzten Dreck. Die Sektenprediger bekämpften Paulus. Und was hat er uns mit seinen Briefen geschenkt? Was bedeutet er für den Heilsweg aller Christen?
Sehen Sie, wir müssen aufpassen, dass wir nicht nach weltlichen Maßstäben rechnen. Da habe ich bei Toso wieder etwas gelesen, in einem der Büchlein, die am Büchertisch liegen: Geist und Welt. Geist und Welt, das ist etwas ganz anderes.
Die bibeltreuen Christen ahmen oft die Welt nach. Sie wollen alles, dann wollen sie auch geehrt sein, berühmt sein, Einfluss haben. Sie sind ehrenempfindlich und merken gar nicht, dass Gott einen Jakob erst gebrauchen konnte, als er hinkte und ein Krüppel war. Und der Herr hat es ihm sogar noch zugefügt.
Manchmal ist es auch bei uns nötig, dass der Herr ganz hart in unserem Leben redet, bis wir merken, wie der Segen kommt. Ich hoffe, das war auch bei Ihnen heute so, dass dieses Wort ein seelsorgerliches war.
Was ich Ihnen heute Abend gesagt habe, war ausschließlich für mich. Vielleicht können Sie es genauso gebrauchen.
Die Berufung und der Dienst des Paulus
Der Herr hat mit mir gesprochen, und ich möchte noch einmal betonen, dass mir das nicht einfach so passiert ist. Es sind wunderbare Dinge, wenn der Herr einem so etwas schenkt. Dann kann er einen auch wieder in seinen Dienst einsetzen, wie es bei Saulus der Fall war.
Saulus war deshalb nicht bescheiden, sondern er hat seinen Platz eingenommen. Er wusste, dass er ein Segensträger des Herrn war, ein Apostel. Wie hat er es gesagt? „Ich bin ein Apostel!“ Und wenn ein Engel vom Himmel spricht, dann kann mir keiner etwas anhaben. Mein Zeugnis steht fest, so hat Karl, der Gegenüber, gesagt.
Saulus hatte sein Selbstbewusstsein, aber er legte keinen Wert auf irdische Orden, Anerkennung oder darauf, was die Presse oder die Regierenden sagten. Das war ihm egal. Für ihn war es wichtig, mit dem Herrn in Ordnung zu leben. Das ist das Wichtigste im Leben eines Christen, besonders in den ersten Schritten seines Glaubens.
Schwierigkeiten in der Gemeinde und die Rolle von Barnabas
Und dann kommt das vierte Ereignis in der Gemeinde. Jetzt noch einmal: Er geht in die Jerusalemer Gemeinde. Auch hier läuft es schief. Natürlich wollen sie ihn nicht anerkennen.
Deshalb wollen wir nicht dauernd klagen. Ich möchte Ihnen auch einmal sagen, dass Sie es ganz großartig gemacht haben, wie Sie sich angenommen haben. Das ist das Allerwichtigste. Aber wir haben ja auch so wenig Zeit. Wann können wir uns in der Gemeinde begegnen?
Ich habe ja von vornherein in vielem gar keinen persönlichen Bezug gesucht, weil ich sage: Den menschlichen Bezug muss man wieder abbrechen. Wir haben zum Beispiel gesagt, wir haben nie eine Patenschaft mit einem Gemeindeglied gemacht, wo wir drin waren. Denn wir sagen, man muss sich ja wieder aus einer Gemeinde lösen.
Die Gemeinde besteht nicht in den menschlichen Beziehungen, sondern in der Gegenwart des Herrn. Die Gemeinde ist der Tempel Gottes, die Gemeinschaft von Christen. Es ist etwas ganz Wunderbares, dass man ihn findet. Man findet ihn eben allein. Es ist auch gesegnet, wenn man Stille für sich allein hat.
Aber wenn man zusammenkommt, ist es ganz herrlich, wenn wir unsere Jesuserfahrungen und unsere Schrifterfahrungen austauschen. Wo das lebendig und quellfrisch geschieht, ist es ein ganz großer Segen.
Dass die Leute gar nicht damit gerechnet haben, dass sich jemand bekehrt, ist auch ein Problem. Wir haben in den letzten Monaten zweimal einen Fall gehabt, bei dem Leute mit ganz großer, schwerer, dunkler Vergangenheit kamen. Die wollten sogar gleich auf die Kanzel. Ich wusste, dass es Hochstapler waren. Ich bin froh, dass sie im zweiten Gottesdienst nicht mehr gekommen sind.
Es bestand auch die Gefahr, dass Leute sich zur Gemeinde tun, hier bloß wieder Eingang suchen und vielleicht auch kriminelle Dinge tun. Ich habe immer die Parole ausgegeben: Leiden sind der Gemeinde kein Geld. Es gibt auch manche Spitzbuben, die das ausnutzen wollen.
Wenn es eine Not gibt, soll es ein Seelsorger werden. Dann kann man schauen, wie man das Problem löst. Aber dass man da Dinge tut, durch die manche Gemeinden kaputtgegangen sind, ist bekannt. Manche haben gesagt: „Ich habe da jemanden vertraut und habe ihm Geld geborgt und so weiter.“
Es gibt natürlich falsche Brüder, wie Paulus auch gesagt hat. In der Gemeinde gibt es auch falsche Leute. Da kann man nicht für jeden die Hand ins Feuer legen. Die Leute sind skeptisch, und man macht da auch Erfahrungen.
Also warum denn nicht? Geld – das verstehen Sie jetzt in ganz kurzer Form. Eine Gemeinde ist auch begrenzt, da schnell zu durchschauen. Deshalb hat man gewisse Leute, die Verantwortung in der Gemeinde tragen. Man wendet sich an sie, und sie können das Problem lösen.
Aber worum geht es wirklich? Das Wunder der Gnade kann man oft nicht fassen. Und die Gemeinde taugt dafür nicht. Aber der Herr hat ja seinen Plan mit diesem Saulus.
Das ist auch schön, dass die Gemeinde das alles nicht tun kann. Und da wissen wir auch um unsere Unvollkommenheit. Der Herr geht mit ihm.
Er war ja zuerst in Arabien, das nennt er „des Damaskus“. Dann hatte er einen kurzen Aufenthalt in Jerusalem, den er im Galaterbrief gar nicht erwähnt. Danach ging er zurück nach Tarsus.
Vielleicht machen Sie doch noch einmal eine Reise zu den Paulusstätten mit meinem Nachfolger. Das wäre sehr schön: die Tarsus-Geschichte und Antiochien, gerade wo die Christenart so viel Bedeutung hat an der Grenze zu Syrien. Diese ganzen Paulusstätten sind eigentlich toll.
Gott hat ihn auch in dieser Stille zubereitet. Er war noch gar nicht reif für den Dienst in der Gemeinde. Es musste sich bei ihm noch etwas setzen. Es ist ganz toll. Er konnte noch nicht predigen.
Soll man auch niemanden zu früh zum Zeugnis zwingen? Ein Privatzeugnis ja, aber der Barnabas war natürlich ein toller Seelsorger. Der fällt ja immer auf. Er war ja auch im Umgang mit Johannes Markus, das ist super.
Er sagte: „Der junge Mann braucht noch Glück.“ Und er konnte auch richtig einschätzen, was geistlich richtig ist. Ich glaube, beim Barnabas war es sowohl eine Gabe, die Gott ihm schon mitgegeben hat durch seine Natur, als auch ein Hören auf das Zeugnis des Heiligen Geistes.
Der Paulus war viel ungeschickter in diesen seelsorgerlichen Dingen. Auch hier hat jeder seine Begrenzungen. Der eine hat Gaben, der andere nicht.
Er hieß ja nicht Barnabas, das war ein Spitzname: „Sohn des Trostes“. Wie er wirklich hieß, Joseph oder so, steht irgendwo mal da.
Das ist herrlich in der Gemeinde: ein Mann, der das ganz besonders kann, auf diesen Saulus zuzugehen.
Sie wissen ja, wo dem Barnabas später das wieder eingefallen ist, als die Erweckung in Antiochien ausbrach unter den Flüchtlingen. Man sagte, da bräuchte man einen guten Lehrer, der die jungen, zum Glauben gekommenen Menschen im Jesusweg unterweist.
Als der Barnabas schnell von den Aposteln geholt wurde, hieß es: „Reiß mal nach Antiochien, das ist dieses Antiochien am Orontes an der syrischen Grenze heute, und schau, dass es da keine falsche Lehre gibt.“
Das war von den Aposteln gar nicht geplant. Das war wieder zufällig entstanden. Der Barnabas kam hin und sagte, das wäre Aufgabe für Saulus.
Aber wo ist der? Ach, der sitzt ja immer noch in Tarsus. Vier Jahre oder so.
Dort kommt Paulus nach Antiochien, und Antiochien wird die Muttergemeinde für die Missionsreisen, so wie Hofacker eine herrliche Muttergemeinde für noch viel mehr Missionare als Pastor Paulus gegeben hat.
Toll, also wenn so eine Gemeinde die Weite hat, das zu sehen und sagt: „Komm, wir müssen da etwas machen.“ Sie haben ausgesandt und waren im Gebet dahinter.
Und da ist auf einmal Saulus zu seiner ursprünglichen Bedeutung gekommen.
Der Dienst des Paulus und seine Freiheit im Glauben
Herrlich, wie die Pläne Gottes auf einmal zusammenlaufen und wie er zur Beauftragung kommt. Es ist sicher oft schwierig. Ich kann Ihnen auch nicht sagen, wo der Herr mich braucht. Aber wenn man den Führungen Gottes folgt, wird er auch die Neubekehrten richtig einsetzen können, wo sie gebraucht werden. Er wird sie zu seiner Ehre gebrauchen können.
Es ist also schön: In Jerusalem ging er aus und ein und predigte im Namen des Herrn frei und offen. Doch es gab eine große Feindschaft seitens der griechischen Juden, die ihn töten wollten. Deshalb musste er nach Tarsus gehen.
Das Zeichen des neuen Lebens war auch sein unbeschwertes Aus- und Eingehen, sein Umherlaufen. Er war ein freier Mensch geworden, ein glücklicher Mensch, ein unkomplizierter. So soll auch Ihr Christenleben sein.
Jetzt ist es wieder spät geworden, aber so ist es am Schluss, wenn man alt wird. Und jetzt singen wir noch das andere Lied: „Ich will streben nach dem Leben“ 245.