Einleitung
Professor Einstein stellte einst einem Geistlichen (Kardinal Faulhaber) die Frage: "Was würden sie tun, wenn Ihnen die Mathematik bewiese, daß Ihr Glaube falsch sei?" Der Geistliche (Kardinal) antwortete: "Herr Professor, ich würde geduldig warten, bis Sie Ihren Rechenfehler gefunden haben." Der Glaube lässt sich nicht errechnen, noch durch menschliche Erkenntnisse widerlegen. Denn menschliches Denken ist immer eingeschränkt. Bis ins Letzte lässt sich Glaube nicht beweisen, sonst wäre es nicht mehr Glaube. Das Wesen des Glaubens liegt gerade darin begründet, dass ich Vertraue auf etwas, was nicht greifbar, nicht sichtbar ist. Glaube ist ein grundlegendes Thema, das sich durch die ganze Bibel hinzieht. Schon von Abraham lesen wir: Abram glaubte, dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit. Gen.15,6. Was Gott bei uns Menschen sucht, ist dieser unerschütterliche Glaube, der allen Widerwärtigkeiten entgegen, ihm vollen Glauben, volles Vertrauen, schenkt. Unser Abschnitt, den wir heute miteinander betrachten, handelt vom Glauben. Text lesen: Lk. 7, 1-10
I. Die Fürbitte der Juden (1-5)
Kapernaum
Jesus kam von einer Reise zurück nach Kapernaum, in seine Stadt, wo er seinen festen Wohnsitz hatte. Da stieg er in ein Boot und fuhr hinüber und kam in seine Stadt (Kapernaum). Mt.9,1. Jesus siedelte seinen Wohnsitz von Nazareth nach Kapernaum um, wie wir bei Matthäus lesen können: Und er verließ Nazareth, kam und wohnte in Kapernaum, das am See liegt im Gebiet von Sebulon und Naftali, Mt.4,13. In dieser Stadt sind Petrus und Andreas aufgewachsen: Und alsbald gingen sie aus der Synagoge und kamen in das Haus (in Kapernaum) des Simon und Andreas mit Jakobus und Johannes. Mk.1,19. Am See Genezareth im Gebiet Galiläa liegend, war Kapernaum eine Grenzstadt. Sie gehörte in den Verwaltungsbereich des Herodes Antipas und und grenzte an das Gebiet von Philippus seines Bruders, beides Nachkommen Herodes des Großen, der die Kinder in Bethlehem ermorden liess. Durch diese Grenzsituation bedingt, befand sich ein Zollamt in der Stadt. Dort arbeitete übrigens Levi, Matthäus, einer der Jünger Jesu und der Schreiber des Matthäusevangeliums. Und als Jesus von dort (Kapernaum) wegging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm. Mt.9,9.
Ebenfalls durch die Grenzsituation bedingt, war eine römische Einheit dort stationiert. Ein Centurion, dies entspricht einer Mannschaftsstärke von ca. 100 Soldaten. Also ungefähr Kompaniegrösse bei uns, deshalb übersetzt Luther mit Hauptmann. Diese römische Truppe musste für Ruhe und Ordnung sorgen. Die Grenzen mussten gesichert sein. In Kapernaum verbrachte Jesus einige Zeit, während seinen drei Jahren, in denen er das Reich Gottes verkündigte, denn er kam immer wieder an diesen Ort zurück. Dort erlebte die Bevölkerung Jesus in besondere Weise, denn In Kapernaum heilte Jesus den Besessenen (Mk.1,21ff) und den Mann mit der verdorrten Hand (Lk.6,6ff). Dort hielt Jesus die grosse Rede vom Brot des Lebens (Joh.6,59), und er sprach vom Boot aus zu einer grossen Volksmenge, die am Ufer stand (Mt.13,2). Er heilte die Schwiegermutter des Petrus (Mk.1,29), den Gelähmten, der durch das Dach hinabgelassen wurde (Mk.2,3). Selbst eine Totenauferweckung erlebte dieser Ort, denn Jesus weckte die Tochter des Synagogenvorstehers Jairus vom Tode auf (Mk.5,22ff).
Fürbitte
Jesus kommt also nach Hause. Über das ganze Land verbreitete sich, die Nachricht, Jesus tue grosse Wunder. In Galiläa konnte das nicht verborgen bleiben. Genausowenig würde es bei uns verborgen bleiben. So sagt Lukas im 4. Kapitel seines Evangeliums: Und die Kunde von ihm erscholl in alle Orte des umliegenden Landes. Lk.4,37. Der römische Hauptmann hörte auch von den Wundern die Jesus tat. Er befand sich in grosser Not. Einer seiner Knechte, den er in besonderer Weise schätzte, der ihm sehr wertvoll war, lang im Sterben. Nun hört er, dass Jesus nach Hause kommt und sendet ihm die Ältesten, also die bedeutenden Männer von Kapernaum entgegen. Sie sollen an seiner Stelle Jesus bitten, zu ihm zu kommen, um seinen Knecht gesund zu machen. Die Ältesten eilen und bitten Jesus sehr eindringlich um Hilfe, sie sagen: Er ist es wert, daß du ihm die Bitte erfüllst; / denn er hat unser Volk lieb, und die Synagoge hat er uns erbaut. 4b-5. Mit viel Eifer setzen sich die Ältesten ein. Sie wollten Jesus für diese Sache gewinnen und sie meinten Jesus wirklich überzeugen zu müssen, denn der Hauptmann war ja kein Jude, sondern eine Heide.
Das Verhältnis der Juden zu den Heiden war nämlich sehr schlecht. Einerseits hasste man die Juden, wegen ihren besonderen Ordnungen, namentlich das Verbot des Genusses von Schweinefleisch und die Feier des Sabbats. Damit zogen sie viel Spott auf sich. Andererseits wurden die Heiden von den Juden oft verachtet. Die Heiden galten ihnen als Gottes Feinde, während sie doch zu seinen Freunden gehörten. Es bestand eine grosse Kluft zwischen Juden und Heiden. Es war z.B. einem Juden nicht erlaubt jüdisches Vieh in einem heidnischen Gasthause einzustellen. Hunderte solche Beispiele könnte man anführen. Es hat wohl niemals ein solch fanatischer Haß zwischen zwei Völkerschaften bestanden wie der zwischen Juden und Heiden damals! Darum versuchen nun die Fürbitter, Jesus für diesen Heiden zu gewinnen. Er gehört zu den Ausnahmen, die das Volk Israel lieben. Er baute ihnen sogar eine Synagoge, die Jesus sicherlich bestens kannte, da er selbst dort lehrte.
Dieser Hauptmann benötigte noch Fürsprecher, die vor Jesus seine Bitte vortrugen. Die meisten von uns sind Heiden, aber wir brauchen keine Fürsprecher, wir müssen keine Delegation von Erwählten vorausschicken, die unsere Anliegen vor Jesus bringen. Wenn wir an Jesus glauben, so haben wir auch als Heiden direkten Zugang zu Gott. Wir können ihm unsere Anliegen unterbreiten. Paulus lehrt diesbezüglich die Gemeinde in Ephesus, dass Juden und Heiden direkten Zugang zu Gott haben, er schreibt: Denn durch ihn (durch Jesus) haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater. Eph.2,18. Wenn wir an Jesus glauben, wenn unsere Sünden vergeben sind, brauchen wir keine Vermittler. Heilige, die sich zwischen Jesus und Gott stellen sind überflüsslich, ja sogar verwerflich. Wie wunderbar ist es doch, dass wir direkten Zugang zu Gott haben. Wir sind nicht auf besonders privilegierte Menschen angewiesen. Durch die Vergebung unserer Schuld sind wir selbst die Privilegierten, die Bevorzugten, und dürfen mit Gott sprechen, über alles, was uns beschäftig.
II. Der Glaube des Heiden (6-8)
Obwohl dieser Hauptmann ein Heide ist, nimmt Jesus die Bitte ernst und lässt sich von den Ältesten der Juden zu seinem Haus führen. Dem Hauptmann wurde gemeldet, dass sich Jesus seinem Haus nähert, diesmal sendet er seine Freunde zu Jesus und liess ihm sagen: Ach Herr, bemühe dich nicht; ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach gehst; / ... sondern spricht ein Wort, so wird mein Knecht gesund. 6b-7. Er wollte nicht, dass sich Jesus in den Augen der Juden verunreinigt. Ein Jude durfte das Haus eines Heiden nicht betreten. Diese Würdigung wollte der Hauptmann nicht von Jesus fordern. Sein Anliegen war, seinen geliebten Knechten zurückzugewinnen. Er fand es auch nicht nötig, dass Jesus sein Haus betritt, denn er war der Überzeugung, Jesus müsse nur ein Wort sprechen, so wäre sein Knecht wieder gesund. Nun macht er einen Vergleich mit seiner eigenen Aufgabe: Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe Soldaten unter mir; und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er hin; und zu einem andern: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er's. 8. Er ist ein Mensch dem Macht gegeben ist von der Obrigkeit. Diese erlaubt ihm seinen Untergebenen Befehle zu erteilen, und sie werden von ihnen befolgt. Seine Stellung, die er innehat erlauben ihm so zu handeln. Er braucht nur zu gebieten und die Untergebenen gehorchen ihm. Dieser Hauptmann hat nicht Jesus getestet, ob er vielleicht zu einer Heilung in der Lage sei. Er glaubte nicht an Wunder, sondern er glaubte, das Jesus der Herr aller Herren ist. Er glaubte an die Allmacht Jesu und er beugte sich vor ihm.
Hast Du diesen Glauben, dieses Vertrauen in Jesus? Dies ist die Voraussetzung für jedes Gebet, dass ich Jesus als den anerkenne, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist. Beten hat nur Sinn, wenn ich Jesus alles zutraue. Wenn ich Glaube, dass er der wahre Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde ist. Glaubst Du, dass Jesus der wahre Gott ist? Annerkennst Du Jesus als den, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist? Dieser Jesus ist am Kreuz für Deine Schuld gestorben, er hat Deine Strafe auf sich genommen. Wenn Du das glaubst und gerettet werden möchtest, so musst Du das tun, was Paulus der Gemeinde in Rom schreibt: Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, daß Jesus der Herr ist, das hat nämlich dieser Hauptmann mit seiner Aussage deutlich gemacht. und in deinem Herzen glaubst, daß ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. / Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet. Rö.10,9-10. Du darfst in einem Gebet Jesus und den Vater anrufen, und ihm Deine Sünden bekennen und er wird dich erlösen. Wir haben keine gefühlsmässige Sicherheit, die wir vorher bekommen, aber wir können uns auf Gottes Wort voll und ganz verlassen. Gerne helfe ich diesen Glaubensschritt zu tun. Damit Sie ewiges Leben bekommen und nicht verloren gehen.
III. Das Erstaunen Jesu (9-10)
Jesus ist völlig erstaunt über den Glauben des Hauptmanns. Er dreht sich um, zu der Volksmenge, die ihm folgte, und er sagte ihnen: Ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden. 9b. Bei keinem Juden hat Jesus solchen Glauben gefunden. Freude und Interesse an Wundern begegnete ihm überall. Aber solchen Glauben fand er bis jetzt noch nicht. Der Glaube bestand ja darin, dass der Hauptmann Jesus erkannte und anerkannte als Sohn Gottes als Schöpfer des Himmels und der Erde, dem eben die Macht gegeben ist, auch über Kranke ein Wort zu sprechen und sie sind gesund. Und tatsächlich, als die Boten zurück in das Haus des Hauptmanns kamen, fanden sie den Knecht gesund.
Findet Jesus bei uns, die wir Jesus kennen diesen Glauben, der der Allmacht Gottes vertraut, der weiss, dass Gott kein Ding unmöglich ist? Oder gehen wir vielmehr von unserem Denken, von unseren Möglichkeiten aus? Entscheiden nicht allzuoft wir, was Gott möglich ist und was nicht? Trauen wir es Jesus zu, dass er nur ein Wort sprechen muss, damit das geschieht, was seinem Willen entspricht? Wir müssen lernen Gott zu vertrauen. Wir müssen wissen Gott ist kein Ding unmöglich, aber er muss uns nicht jeden persönlichen Wunsch erfüllen, denn Gott ist nicht da, um uns ein angenehmes Leben auf dieser Erde zu verschaffen, sondern wir sind da, um Gott zu dienen, mit allem was uns anvertraut ist. Wenn wir den unerschütterlichen Glauben leben, so wissen wir, dass Jesus nur ein Wort sprechen muss und unsere Bitte ist erfüllt. Wenn unsere Bitte aber nicht nach unseren Vorstellungen erfüllt wird, wissen wir, Jesus müsste nur ein Wort sprechen und sie würde erfüllte, aber Jesus hat seine Gründe weshalb er dies nicht tut. Nur eines muss uns klar sein. Wenn wir nicht felsenfest davon überzeugt sind, dass Gott kein Ding unmöglich ist, dann werden wir auch schwerlich Gottes Antworten auf unsere Gebete erfahren. Dann beten wir um des Betens willen.
Schluss
Jesus hat in Kapernaum keinen Glauben gefunden. Nur dieser Hauptmann, der ein Heide war, zeigte einen vorbildlichen Glauben. Die an Jesus hätten Glauben sollen, glaubten nicht. Israel anerkannte Jesus nicht als den Messias. Jesus sprach dann auch über Kapernaum ein Gerichtswort, weil er dort doch in besonderer Weise wirkte, aber sie ihm trotzdem nicht glaubten. Er sagte: Und du Kapernaum, wirst du bis zum Himmel erhoben werden? Du wirst bis in die Hölle hinuntergestoßen werden. Denn wenn in Sodom die Taten geschehen wären, die in dir geschehen sind, es stünde noch heutigen Tages. Mt.11,23. Jesus fand Glaube, dort wo er ihn nicht erwartete. Wir, als Kinder Gottes, die glauben, das Jesus Gottes Sohn ist und der einzig wahre Gott. Von uns erwartet Jesus, den Glauben, der ihm alles zutraut. Der davon ausgeht, dass ihm alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden. Findet Jesus diesen Glauben bei uns? Findet Jesus diesen Glauben bei Dir? Amen