Einleitung: Die Katastrophe von Tschernobyl und ihre Bedeutung
Den Reaktor ausreichend zu kühlen. Die Leistung des Reaktors sank ab, wie es jede Nacht der Fall war. Von einem Sicherheitstest wusste ich nichts. Ich habe in jener Nacht meine Arbeit wie immer gemacht, alles schien normal.
Doch das Team machte einen entscheidenden Fehler: Die Leistung des Reaktors fiel zu schnell und zu stark ab. Trotzdem wurde der Test nicht abgebrochen, sondern streng nach Plan weitergeführt. Das entsprach damals unserer Mentalität. Eine Aufgabe musste unbedingt erfüllt werden.
Anstatt das Experiment zu beenden, machten sie weiter. Doch der Test geriet außer Kontrolle. Als die Mannschaft den Versuch abbrechen wollte, begann die Katastrophe. Der Reaktor heizte sich immer weiter auf.
Nur 23 Minuten und vier Sekunden nach Beginn des Experiments, um 1 Uhr 23 Minuten und 40 Sekunden, fiel die Entscheidung: abbrechen, Reaktor sofort stoppen. Als der Befehl zum Drücken des Abschaltknopfes kam, dauerte es bis zur Explosion nur noch ganze drei Sekunden.
Ich habe nicht begriffen, was passiert war. Ich war in einem solchen Zustand, dass ich dachte, ich wäre in einer anderen Welt, und dass das alles nicht mit mir passierte. Ich habe mich zusammengerissen und mir gesagt, ich lebe, mit mir ist alles in Ordnung.
Dann hörte ich die Schreie meines Kollegen. Die Wucht der Explosion sprengte die tausend Tonnen schwere Decke von Block vier ab. Der Reaktor schleuderte strahlende Trümmer in die Luft. Das war wie ein Minitekel – eine Botschaft aus dem nächsten Jahrhundert, eine Warnung, dass wir unser Verhältnis zur Technik ändern müssen.
Die radioaktive Wolke zog über die Nachbarstadt Pripyat. Amateuraufnahmen vom Tag der Explosion zeigen, wie die Strahlung Blitze auf dem Filmmaterial verursacht. Nur die Ordnungskräfte waren informiert und geschützt. Die Bevölkerung war ahnungslos der Katastrophe ausgesetzt. Die tödliche Gefahr war nicht zu sehen und nicht zu spüren.
Ja, die Katastrophe von Tschernobyl hat vielen Menschen das Leben gekostet. Sie ist als Super-GAU in die Geschichte eingegangen. GAU steht für „größter anzunehmender Unfall“. Und das Ganze wurde noch einmal gesteigert durch Super-GAU, also ein besonders schwerer Unfall, ein besonders schweres Unglück.
So unfassbar das Ganze ist, was wir gerade noch einmal kurz gesehen haben, möchte ich fragen: War Tschernobyl wirklich die größte Katastrophe in der Menschheitsgeschichte? Vielleicht doch die Pestepidemie im Mittelalter, die 25 Millionen Leben forderte? Oder der Tsunami – vielleicht erinnern wir uns an 2004 in Thailand –, der 230.000 Menschen in den Tod riss? Oder wurde das dunkelste Kapitel der Menschheitsgeschichte in den Weltkriegen vor etwa 70 Jahren geschrieben? Die Weltkriege forderten 70 Millionen Tote.
Was war das tragischste Ereignis in der Menschheitsgeschichte?
Der Supergau von Eden als Ursprung allen Leids
Ich möchte heute Abend eine Behauptung aufstellen, die Paulus bereits in der Einleitung formuliert hat: Das schrecklichste Ereignis der Menschheitsgeschichte war nicht der Tsunami, nicht die Pest im Mittelalter und auch nicht der Super-GAU von Tschernobyl. Vielmehr war es der Super-GAU von Eden.
Denn all die anderen schrecklichen Ereignisse, die wir gerade aufgezählt haben, gehen auf ein einziges Ereignis zurück – den Sündenfall in Eden.
Wir haben uns bereits die Kapitel 1 und 2 angeschaut und festgestellt, dass Gott eine perfekte Welt geschaffen hat. Wir haben einen Einblick bekommen, auch gestern Abend noch einmal, in dieses Paradies. Der Mensch lebt in einem wunderschönen Garten und ist materiell versorgt. Auch auf emotionaler Ebene geht es ihm gut. Er hat ein menschliches Gegenüber. Adam und Eva leben in einer perfekten Ehe, in vollkommener Harmonie. Es gibt keine Meinungsverschiedenheiten, keine Missverständnisse, keinen Mangel und kein Defizit. Es gibt keine Tränen, keine Trauer, keine Tragödie, keinen Tod, keine Unfälle, kein Unglück, keinen Kummer und keine Krankheit. Der Mensch lebt in der Gegenwart Gottes genau so, wie Gott es sich vorgestellt hat.
Wenn ihr eure Bibeln dabei habt und jetzt Kapitel 4 aufschlagt, sehen wir plötzlich, dass ein Bruder seinen Bruder umbringt. Woher kommt das denn plötzlich? Wenn wir weiterschauen, sehen wir, dass Lamech, ebenfalls in Kapitel 4, einen Mann umbringt, der ihm nur einen Kratzer zugefügt hat. Dieser gleiche Lamech lebt plötzlich nicht nur mit einer Frau zusammen, sondern nimmt sich eine zweite Frau.
Dann sehen wir in Kapitel 5, dass der Tod Einzug erhält. Es ist ein Geschlechtsregister, in dem immer wieder steht: „Und er starb, und er starb, und er starb.“ Plötzlich sterben die Menschen. Warum?
In den Kapiteln 6 bis 9 sehen wir, dass Gott die Menschheit vernichtet. Was ist passiert?
In Kapitel 2 war alles noch perfekt. Ab Kapitel 4 beginnt der Mensch zu töten. Ab Kapitel 4 gibt es Unfriede. Dann müssen wir uns doch die Frage stellen: Was ist da los? Was ist zwischen Kapitel 2 und Kapitel 4 passiert, dass die Menschheitsgeschichte so in eine falsche Richtung geht?
Das ist das Kapitel, das wir uns heute anschauen wollen – in zwei Vorträgen. Heute Abend geht es nur um Kapitel 3. Ich habe das Thema genannt, wie ihr auch schon sehen könnt: Der Super-GAU von Eden.
Der Sündenfall hat diese Welt betroffen. Gott wollte diese Welt, so wie wir sie ab Kapitel 4 sehen, nicht. Der Mensch hat sich dafür entschieden, und wir sehen die katastrophalen Folgen. Aber wie kam es dazu?
Der Sündenfall: Versuchung, Vergehen und Veränderung
Den Text möchte ich jetzt einmal mit euch lesen. Wir schauen uns in diesem ersten Vortrag die ersten sieben Verse aus Kapitel drei an.
Da heißt es: „Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Feld, die Gott, der Herr, gemacht hatte, und sprach zu der Frau: ‚Ja, sollte Gott gesagt haben, ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?‘“
Da sprach die Frau zur Schlange: „Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten, aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esst nicht davon, rührt sie auch nicht an, damit ihr nicht sterbt.“
Da sprach die Schlange zur Frau: „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß, an dem Tag, an dem ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“
Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre, und dass seine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Sie nahm von der Frucht, aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon, und er aß.
Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren. Sie flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.
Ich möchte mit euch heute Abend drei Punkte anschauen in diesem ersten Vortrag: zunächst einmal die Versuchung, dann das Vergehen und schließlich die Veränderung, die aufgrund der Sünde eingetreten ist.
Die Versuchung: Die List der Schlange
Zunächst beschäftigen wir uns mit der Versuchung. Eva geht im Garten spazieren, als sie plötzlich von einer Schlange angesprochen wird. Zunächst stellt sich die Frage: Wer oder was ist diese sprechende Schlange? Natürlich wissen wir alle, die wir hier sitzen, dass es der Satan ist – das hören wir ja auch in der Kinderstunde. Doch im Text selbst steht nicht explizit, dass es der Satan ist. Wie können wir also argumentieren, dass es wirklich der Satan ist?
Eine wichtige Stelle dazu finden wir in der Offenbarung. In Offenbarung 12,9 heißt es: „Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.“ Der Teufel wird also an anderer Stelle in der Bibel ebenfalls als Schlange bezeichnet. Deshalb können wir davon ausgehen, dass es hier auch der Teufel ist, der in Gestalt einer Schlange spricht oder durch die Schlange spricht.
Auch das, was die Schlange sagt, entspricht genau dem, was Satan in der Versuchung Jesu in der Wüste sagt. Die Vorgehensweise lässt nur auf Satan schließen. Einige Ausleger behaupten zwar, dass es hier gar nicht um eine tatsächliche Schlange geht, sondern nur um ein Bild, das ein Prinzip deutlich machen möchte. Ich denke jedoch, es war tatsächlich eine Schlange, die von Gott geschaffen wurde, denn sie erhält später auch einen Fluch von Gott.
Interessant ist die Frage: Diese Schlange spricht Eva an – was hat Eva im ersten Moment dabei gedacht? Plötzlich spricht eine Schlange zu ihr. Wäre Eva erschrocken? Wir wären es vielleicht, wenn wir eine Schlange sehen würden. Aber Eva kannte bis dahin noch keine Angst. Das ist wichtig: Sie lebt im Paradies und kennt so etwas wie Angst nicht. Deshalb ist sie auch nicht erschrocken, dass plötzlich eine Schlange da ist. Die Tiere waren ja auch noch friedlich. Dass die Schlange spricht, hat sie wahrscheinlich auch nicht überrascht. Sie wittert nichts Böses, denn sie kennt nichts Böses. Deshalb lässt sie sich auf ein Gespräch mit der Schlange ein.
Interessant ist, dass das Gespräch nur zwischen Eva und der Schlange stattfindet, obwohl Adam danebensteht. Wusstet ihr, dass Adam danebensteht? Denn in Vers 6 heißt es: „Sie gab von der Frucht dem Mann, der bei ihr war.“ Das heißt, Adam ist dabei, aber er ist passiv. Das ist manchmal bis heute ein Problem bei Männern: Sie sind passiv und übernehmen nicht die Leitung. Das sehen wir bei Adam hier, der in seiner Rolle als Leiter eigentlich versagt. Das Gespräch findet nur zwischen Frau und Schlange statt.
Insgesamt umfasst dieser Abschnitt sieben Verse. In fünf Versen geht es um die Versuchung, in nur zwei Versen werden die Tat und die Konsequenz beschrieben. Das zeigt, dass Gott uns diesen Abschnitt in der Bibel gibt, damit wir lernen, wie Versuchung funktioniert. Damit wollen wir uns jetzt ausführlich beschäftigen, denn es ist wichtig zu wissen, wie der Feind, der Gegner, vorgeht.
Das kennen wir heute auch aus dem Sport: Wenn eine Mannschaft gegen eine andere spielt, spielt es keine Rolle, welche Sportart es ist. Ein guter Trainer beschäftigt sich vorher mit dem Gegner. Was sind die Stärken und Schwächen des Gegners? Welche Taktik wählt er? Deshalb ist es auch gut, dass wir uns mit Satan beschäftigen. Wir sollten uns nicht zu viel mit ihm beschäftigen, denn unser Hauptaugenmerk liegt auf Christus. Aber wir lesen in der Bibel einiges über Satans Taktik, damit wir sie kennen und der Versuchung widerstehen können. Das möchte ich hier nun etwas ausführlicher machen.
Die Schlange beginnt mit einer Frage: „Sollte Gott gesagt haben, ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?“ Die Schlange tut am Anfang sehr unschuldig, nicht wahr? Sie sagt nicht gleich: „Eva, hör nicht auf Gott.“ Das wäre zu direkt gewesen, dann hätte Eva sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Die Schlange stellt einfach nur eine Frage – so nach dem Motto: Fragen darf man ja. Es ist die erste Frage in der Bibel und die erste, die Gottes Wort hinterfragt.
Satan beginnt immer damit, Gottes Wort in Frage zu stellen. „Sollte Gott gesagt haben?“ Meint Gott es wirklich ernst mit dem, was in der Bibel steht? Das ist immer Satans Vorgehensweise. So beginnt die Schlange hier, indem sie Zweifel sät und Gottes Wort infrage stellt. Mit dieser Frage will die Schlange Eva langsam auf einen Weg führen, auf dem sie anfängt, an Gott zu zweifeln. Sie will Eva dazu bringen, Gott nicht mehr zu vertrauen. Denn wir sind am anfälligsten für Sünde, wenn wir Gott in dem Moment nicht mehr vertrauen. Da möchte die Schlange Eva hinführen – eine Entzweihung zwischen ihr und Gott.
Ein zweites Problem an dieser Frage ist, dass Satan eine andere Betonung setzt als Gott. Dadurch klingt das Verbot noch härter. Wir haben uns gestern mit dem Verbot beschäftigt – ich habe das mit einem Haribo-Eimer illustriert für diejenigen, die gestern nicht da waren. Ihr könnt euch daran erinnern: Gott hat gesagt, ihr dürft von allen Bäumen im Garten essen, nur von einem einzigen Baum nicht. Das Verhältnis ist klar: Gott sagt, ihr dürft massenweise essen. Es gibt so viele verschiedene Bäume – esst! Die Einschränkung ist relativ gering, nur von einem Baum dürft ihr nicht essen.
Welche Betonung setzt die Schlange? Sie sagt: „Ach, ihr dürft nicht von allen essen.“ Versteht ihr? Das ist eine ganz andere Betonung. Gott sagt: „Ihr dürft von allen essen, nur von dem einen nicht.“ Die Schlange sagt: „Was, ihr dürft nicht von allen essen?“ So nach dem Motto: Gott will euch etwas vorenthalten. Sie streut Zweifel an der Güte Gottes. Gott wird hier als Unterdrücker dargestellt. „Was, Gott meint es nicht gut mit euch?“
Die vertraute Beziehung zu Gott, die Eva hier hat, beginnt langsam zu bröckeln. Dann heißt es weiter: Eva tritt in einen Dialog mit der Schlange – und das wird ihr später zum Verhängnis. Man sollte nicht in einen Dialog mit der Schlange treten.
Eva sagt in Vers 2: „Da sprach die Frau zur Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten, aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esst nicht davon, rührt sie auch nicht an, damit ihr nicht sterbt.“ Sie stellt das Gebot Gottes richtig, aber nicht ganz. Wer aufmerksam zugehört hat und den Abschnitt davor kennt, weiß, dass Eva Gottes Wort falsch zitiert. Ob euch das bewusst war? Gott hat nie gesagt: „Rührt die Frucht auch nicht an.“ Das heißt, Eva kennt Gottes Wort nicht richtig. Übrigens macht uns das auch anfälliger für Sünde, wenn wir Gottes Wort nicht genau kennen.
Warum weiß Eva nicht genau, was Gott gesagt hat? Vielleicht hat Adam es ihr nicht richtig mitgeteilt, denn zu der Zeit, als Gott das Gebot gab, war Eva noch nicht da. Sie hat ein strengeres Gottesbild, als Gott eigentlich hat. Das ist manchmal auch ein Problem: Wir stellen uns Gott anders vor, als er ist.
Wir sehen zwei weitere Details: Gott hat gesagt, ihr dürft von allen Bäumen im Garten essen, und Eva lässt das „alle“ weg. Sie hat also schon ein einschränkenderes Bild von Gott. Ein weiteres Problem ist, dass sie die Betonung weglässt. Gott sagt: „Ihr dürft ganz sicher essen.“ Eva sagt nur: „Wir dürfen essen.“ Gottes Großzügigkeit, wie Gott eigentlich ist, hat Eva nicht mehr vor Augen. Und das macht uns immer wieder anfälliger, wenn wir die Güte Gottes nicht klar vor Augen haben oder nicht festhalten, dass Gott es gut mit uns meint.
Dann kommen Vers 4 und 5, die es in sich haben. Die Schlange ist jetzt bereit. Wenn Eva die Güte Gottes nicht mehr vor Augen hat, ist Satan besonders stark. Er kann zu seinem eigentlichen Schlag ausholen. Die Schlange sagt: „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben.“ Das ist ein krasser Gegensatz zu Kapitel 2, Vers 17, wo Gott gesagt hat: „Ihr werdet ganz sicher des Todes sterben.“ Die Schlange widerspricht Gott. Satan ist immer ein Vater der Lüge.
Mit „Ihr werdet nicht sterben“ sagt Satan: Sünde hat keine Konsequenzen. Und genau so geht Satan heute noch vor: „Einmal ist kein Mal“, „Mach es doch, alle machen es doch“, „Seh das nicht so eng“, „Wenn du einmal sündigst, ist das noch kein Problem“, „Deine Frau wird es nicht erfahren“, „Es hat keine Konsequenzen.“ So argumentiert Satan bis heute. Sünde hat keine Konsequenzen – das ist eine Lüge. Sünde hat immer Konsequenzen, wie wir gleich sehen werden.
In Vers 5 heißt es weiter: „Sondern Gott weiß, an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“ Was passiert hier? Die Schlange ist ja nur ein Geschöpf und wagt es, über die Motive des Schöpfers zu urteilen. Gott hat gesagt, ihr sollt nicht von der Frucht essen. Ich nenne jetzt den eigentlichen Grund: Gott möchte nicht, dass ihr so werdet wie er. Aber die Schlange sagt: „Ich liebe dich wirklich, ich meine es gut mit dir. Gott ist so einschränkend, aber ich möchte, dass du alles genießen kannst, was du möchtest.“
Sie stellt Gott als Unterdrücker dar, obwohl Gott mit dem Gebot den Menschen vor dem Tod bewahren will. Das hat Eva nicht mehr vor Augen. Wie absurd ist das? Wo lebt Eva gerade? Im Paradies. Sie hat alles, was sie braucht, und unmittelbare Gemeinschaft mit Gott. Und Satan gelingt es, ihr einzureden, sie brauche noch etwas, Gott wolle ihr etwas vorenthalten.
Was lernen wir über diese Versuchung? Ganz praktisch beginnt Versuchung meistens indirekt. Wenn wir unser eigenes Leben reflektieren und unsere Fehltritte betrachten, sehen wir oft, dass es nicht eine sehr direkte Versuchung war, sondern sie langsam begann. Menschen, die mit Internetpornografie kämpfen, gehen nicht gleich auf Pornoseiten, sondern fangen langsam an: „Das kann ich mir ja mal angucken, das ist ja nicht so schlimm, ich muss es ja noch niemandem sagen.“ Satan beginnt immer mit einer indirekten Versuchung, und das ist am gefährlichsten, weil wir sie nicht immer sofort als Sünde und Gefahr erkennen.
Was ist die Lösung? Erkenne die Versuchung rechtzeitig und fliehe davon! Im 1. Petrus 5,8 heißt es sehr eindringlich: „Seid nüchtern und wacht! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann.“ Wir müssen auf der Hut bleiben. Satan ist sehr raffiniert und weiß genau, wo er uns angreifen kann.
Wir dürfen nicht denken, dass uns als reife Christen gewisse Dinge nicht passieren werden. Je länger ich Christ bin, desto mehr weiß ich: Ich bin zu jeder Sünde fähig. Das ist erschreckend, aber es treibt mich jeden Tag neu in die Gegenwart Gottes. Wenn ich nicht bei ihm bleibe, bin ich fähig, große Sünden zu begehen. Herr, ich brauche dich, ich brauche deine Gnade jeden Tag.
Beim Fallschirmspringen gibt es Statistiken über Unfälle. Je nach Erfahrung wird man eingestuft: Als Schüler, dann mit 20 Sprüngen in Kategorie A, mit 50 in B, mit 100 in C und mit mehr als 200 in D. Wisst ihr, in welcher Kategorie die meisten Unfälle passieren? In der D-Lizenz, bei den erfahrensten Springern. Sie sind sich der Gefahr nicht mehr bewusst, denken: „Ich habe so viel Erfahrung, ich mache das jetzt einfach mal“ – und sind nicht mehr so konzentriert wie Anfänger.
Ihr Lieben, wenn ihr schon länger Christen seid, müsst ihr euch bewusst sein, dass ihr in Gefahr steht zu sündigen, weil ihr euch für stark haltet. Das muss uns klar sein. Satan wird angreifen und will uns zu Fall bringen. Reife und Erfahrung schützen nicht vor dem Fall. Deshalb fliehe die Versuchung.
Der zweite Punkt, den wir hier lernen: Die Versuchung verneint die negativen Konsequenzen. Satan sagt: „Einmal ist kein Mal“, „Niemand wird es sehen“, „Es hat keine Konsequenzen.“ Je länger ich im Gemeindedienst und in der Seelsorge tätig bin, desto klarer wird mir, wie verheerend die Konsequenzen von Sünde im Leben eines Christen sind. Sünde kann Ehen brutal zerstören – und genau das will Satan. Er will kaputt machen, er will zerstören, er kommt, um zu töten. Das müssen wir uns klar machen.
Was ist die Lösung? Sei dir der Konsequenzen bewusst! Sünde in deinem Leben hat dramatische Folgen. Satan hat eine Agenda mit mir und dir – eine Agenda von Tod, Verzweiflung und Scherbenhaufen. Er will die Konsequenzen verneinen, wir sollten uns dessen bewusst sein: Sünde hat immer Konsequenzen.
Wir sehen weiter: Die Versuchung treibt einen Keil zwischen uns und Gott. Satan stellt Gottes Wort in Frage und möchte, dass wir Gott nicht mehr vertrauen. Das ist das Grundproblem. Wenn wir anfangen, an Gott zu zweifeln, sind wir offen für Sünde.
Wie können wir dem begegnen? Pflege eine enge Beziehung zu Gott! Psalm 119,11 ist mir so wichtig geworden. Dort heißt es: „In meinem Herzen habe ich dein Wort bewahrt, damit ich nicht gegen dich sündige.“ Weil ich eine enge Beziehung zu Gott habe und sein Wort kenne, sage ich es mir auf und möchte an ihm dranbleiben.
Eine enge Beziehung zu Gott wird auch in Galater 5 als Voraussetzung genannt, um siegreich zu sein. Dort heißt es: „Wandelt im Geist, so werdet ihr die Begierde des Fleisches nicht erfüllen.“ Wenn wir nicht täglich Gemeinschaft mit dem Herrn haben, werden wir nicht stark gegen die Versuchung sein.
Der Lüge, dass wir es auch einfach so schaffen können, dürfen wir nicht glauben. Die Sünde ist stärker als wir, aber Gott ist stärker als die Sünde. Deshalb müssen wir bei ihm bleiben.
Eine letzte Wahrheit, die wir hier über die Versuchung lernen: Die Versuchung möchte uns einen Mangel einreden. So funktioniert jede Versuchung: Da ist etwas, das du haben kannst, und das brauchst du, um glücklich zu sein. So funktioniert jede Versuchung.
Wie können wir dem begegnen? Leben in Dankbarkeit! Das war für mich ein neuer Gedanke, als ich das zum ersten Mal hörte: Wenn Versuchungen kommen, mir bewusst zu machen, wofür ich dankbar sein kann.
Paulus argumentiert in Epheser 5,3-4 ähnlich: „Unzucht aber und alle Unreinheit oder Habsucht sollen nicht mal unter euch genannt werden, wie es Heiligen geziemt, auch Unanständigkeit und albernes Geschwätz und Witzelei, die sich nicht geziemen, stattdessen aber Dankbarkeit.“
Wenn ich dankbar bin für meinen Ehepartner, werde ich stärker sein, wenn die Versuchung kommt. Wenn ich mir vor Augen halte, was für einen Segen ich an meinem Ehepartner habe, fällt es mir leichter, der Versuchung zu widerstehen. Wenn ich dankbar bin für Gottes Vergebung, habe ich kein Problem damit, anderen zu vergeben. Dann habe ich keine Wurzel der Bitterkeit in mir. Wenn ich dankbar bin für die Menschen in meinem Umfeld, werde ich nicht schlecht über sie reden.
Dankbarkeit ist der Schlüssel, denn die Versuchung will uns immer einen Mangel einreden.
Das Vergehen: Die Entscheidung zur Sünde
Tragischerweise unterliegt Eva dieser Versuchung, und es kommt zum Vergehen. Das ist der zweite Punkt. In Vers 6 heißt es: „Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte.“
Eva ist hier mittlerweile an dem Punkt angekommen, an dem sie darüber nachdenkt zu essen. Drei Dinge machen die Frucht so attraktiv: Erstens, sie ist eine gute Speise, wie im Text steht. Zweitens, sie ist eine Lust für die Augen. Drittens, sie ist verlockend, weil sie klug macht.
Alle diese drei Kategorien – Augenlust, Fleischeslust und Hochmut des Lebens – umfassen jede Sünde. Johannes erwähnt das im 1. Johannes 2,16: „Denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.“
Gehen wir das noch einmal durch: „Sie ist eine gute Speise“ – was bedeutet das? Fleisch ist Lust, man möchte genießen. „Sie ist eine Lust für die Augen“ – das ist Augenlust. „Sie macht klug“ – das ist der Hochmut des Lebens, also etwas haben wollen, etwas sein wollen und etwas genießen wollen.
In eine dieser drei Kategorien lässt sich jede Sünde in unserem Leben einordnen. Satan geht auch heute noch so vor. Er weiß, wo unsere Schwachstellen liegen. Wo liegen deine Schwachstellen? Wahrscheinlich weißt du es. Oft sind es ein oder zwei Bereiche, in denen wir besonders mit Sünden zu kämpfen haben.
Und wisst ihr was? Satan kennt unsere Schwachstellen sehr, sehr gut. In einem Jagdmagazin kann man manchmal lesen – ich habe es mir nicht selbst angesehen –, wo ein Jäger genau ein Tier treffen muss, um es zu töten. Dort wird genau beschrieben, wo man hinschießen muss, damit das Tier sofort tot ist. Ein guter Jäger möchte das Tier nicht einfach verletzen, sodass es leidet, sondern es direkt töten.
Und wisst ihr was? Satan weiß genau, wo er bei uns „hinzuschießen“ muss. Er kennt unsere Schwachstellen ganz genau. Ich kann das aus eigener Erfahrung sagen: Satan greift mich nicht dort an, wo ich stark bin, sondern genau dort, wo ich schwach bin. Vielleicht erlebst du das genauso. Satan studiert uns und setzt genau dort an, wo wir schwach sind.
Eva geht den nächsten Schritt: „Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon, und er aß.“ Jakobus beschreibt das so: „Wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde.“ Das sehen wir hier ganz deutlich: Die Versuchung Satans hat gefruchtet.
Aber wisst ihr, was hier so interessant ist? Satan hat an keiner Stelle gesagt, dass es verboten sei, von der Frucht zu essen. Ist euch das aufgefallen? Er hat es nie direkt gesagt, sondern nur indirekt, sodass Eva weiß: Ich habe einen Mangel, und die Frucht ist attraktiv. Also nehme ich sie.
Eva wird verführt, Adam wird nicht verführt. Ich weiß nicht, wie viel er darüber nachgedacht hat. Evas Sünde ist die Initiative, Adams Sünde ist die Einwilligung.
Ich weiß nicht, wie hoch deine höchste Restaurantrechnung war, aber dieses Essen hier ist das teuerste Essen der Menschheitsgeschichte. Durch dieses Ereignis kommt die Sünde in die Welt. Die Bibel sagt, wie Paulus auch in Römer 3 vorgelesen hat: Wir sitzen alle in einem Boot, wir alle sind Sünder.
Sünde ist die Übertretung des göttlichen Gebots. Interessant ist, dass hier das Wort „Sünde“ gar nicht erwähnt wird. Bevor ein Begriff in der Bibel eingeführt wird, wird er erst definiert. Hier sehen wir in 1. Mose 3, was Sünde ist: Eva hat sich auf die Versuchung eingelassen und sie hat verloren.
Im Jahr 1990 begannen Siegfried und Roy in Las Vegas mit Aufführungen mit wilden Tieren. Ihr weißer Tiger, mit dem sie immer wieder auf die Bühne treten, heißt Montecore. Er ist ein ausgewachsener Tiger und eines ihrer „Spielzeuge“. Ihre Show, vielleicht habt ihr mal davon gehört, ist nicht unbedingt empfehlenswert, aber recht bekannt geworden. Sie ist die meistbesuchte Show in Las Vegas.
Dreizehn Jahre lang läuft alles gut mit diesem weißen Tiger. Bis es am 3. Oktober 2003 zu einem sehr tragischen Zwischenfall kommt: Der 300 Kilogramm schwere weiße Tiger, der bisher so harmlos war, wird plötzlich während einer Aufführung vor allen Zuschauern zur Bestie. Er beißt seinem Herrchen Roy Horn in den Arm und will ihn an den Hals gehen. Er hat ihn schon fest im Griff.
Zuschauer und Helfer stürmen auf den Tiger zu, riskieren natürlich auch ihr eigenes Leben und verhindern gerade noch, dass der Tiger seinen Herrchen tötet.
Nach diesem Vorfall ging alles durch die Schlagzeilen. Es war eine Sensation, eine Tragödie. In den Interviews hörte man immer wieder die Frage: „Wie konnte das nur passieren?“ Meine Antwort ist: Ihr habt mit einem Tiger gespielt.
Spiele nicht mit dem Tiger in deinem Leben. Das ist die Botschaft, die ich heute geben möchte. Wenn du mit der Versuchung spielst, wenn du abends im Internet surfst und weißt, dass du versuchbar bist, spiele nicht mit dem Tiger! Flieh vor der Unzucht in deinem Leben, wenn du damit zu kämpfen hast.
Ich weiß, dass das auch ein Problem unter Christen ist, deshalb spreche ich das hier so eindringlich an: Hör auf, mit dem Tiger zu spielen! Er ist stärker als du. Hör auf, mit der Versuchung in deinem Leben zu spielen.
Wir müssen uns bewusst sein: Sünde ist nie etwas, wofür wir nichts können. Sünde ist immer eine bewusste Entscheidung. Es ist nicht so, dass wir nur Opfer sind und sagen: „Ach, Satan hat uns verführt.“ Der Punkt ist: Wir haben uns an einer Stelle entschieden zu sündigen. Das ist das Tragische an der Sünde.
Wenn wir sündigen, sind wir nicht Opfer. Sünde ist keine Lappalie. Gott sagt: Verzicht, Gehorsam und Selbstbeherrschung bringen wahren Segen. In dem Moment aber glauben wir eine Lüge, wir brauchen etwas anderes. Wir stellen Gott beiseite, obwohl wir wissen, was Gott von uns will. Und wir sagen: „Ich will aber!“ Wie arrogant sind wir, wenn wir sündigen.
In dem Moment, in dem wir sündigen, gehen wir Gott fremd. Ich weiß nicht, ob wir uns dessen bewusst sind. Wir gehen Gott fremd, und er sieht es. Er sieht die Sünde in unserem Leben.
Deshalb meine eindringliche Bitte: Spiele nicht mit dem Tiger in deinem Leben! Flieh vor der Versuchung!
Die Veränderung: Die Folgen des Sündenfalls
Die Frucht ist gegessen, und nun treten ganz plötzlich Veränderungen ein. Da wurden ihnen beiden die Augen geöffnet, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Daraufhin flochten sie Feigenblätter zusammen und machten sich Schürzen.
Es gibt tatsächlich Ausleger, die hier einen Fortschritt sehen – einen Fortschritt der Menschheit. Jetzt werden den Menschen die Augen geöffnet. Davor war er primitiv im Garten, und jetzt erreicht die Menschheit eine neue Stufe. Ich finde es jedoch sehr problematisch, hier etwas Positives zu erkennen. Das Essen der Frucht hat keinen Fortschritt gebracht, sondern verheerende Folgen, wie wir gleich im zweiten Vortrag noch sehen werden.
Die Frage, die sich stellt, ist: Der Text sagt, ihnen wurden die Augen geöffnet. Und genau das hat die Schlange ja gesagt. Hat die Schlange etwa Recht behalten? Schauen wir mal, was in Vers 5 steht: Die Schlange sagt: „Gott weiß, dass an dem Tag, an dem ihr davon esst, eure Augen geöffnet werden.“ Und dann heißt es in Vers 7: „Ihnen wurden beiden die Augen geöffnet.“ Moment, hat Satan doch Recht gehabt? Das müssen wir klären. Wie ist das hier eigentlich zu verstehen?
Am Ende, ja, auch noch einmal in 1. Mose 3,22, spricht Gott: „Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses.“ Wahrscheinlich stolpern wir als Bibelleser über diese Sätze und fragen uns: Was geht hier vor? Wie können wir das richtig verstehen? Darauf möchte ich jetzt eingehen.
Es ist so: Nach dem Sündenfall hat der Mensch die Erkenntnis von Gut und Böse. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied: Gott kennt den Unterschied von Gut und Böse als Untersucher, der Mensch kennt den Unterschied von Gut und Böse, weil er das Böse jetzt in sich trägt. Man kann das vergleichen mit einem Krebstumor. Ein Arzt kennt sich mit Krebs aus, aber als Untersucher. Der Patient kennt den Krebs als Betroffener.
Gott kennt Gut und Böse nicht, weil er Böses in sich hat, sondern er erkennt Gut und Böse als Untersucher. Der Mensch weiß jetzt, was Gut und Böse ist, weil er das Böse in sich trägt. So müssen wir diese Verse verstehen. Das heißt, Satan hat in gewisser Weise Recht, aber er hat etwas Entscheidendes verschwiegen: dass Sünde so dramatische Konsequenzen mit sich bringt.
Was passiert hier? Satan hat Eva einiges verschwiegen, und jetzt sehen wir die beiden plötzlich schämen. Vorher heißt es ja, sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht. Es gab eine vollkommene Harmonie in ihrer Ehe, keine Scham, kein Schuldempfinden.
Plötzlich empfindet der Mensch Scham und Schuld. Er hat die Vertrautheit in seiner Beziehung verloren. Und ihr Lieben, Sünde bringt immer Scham, Schuldgefühle und Isolation mit sich. Aber genau dieses Schuldgefühl hat Satan Eva verschwiegen, er hat ihr nicht alles gesagt. Das kann man vergleichen mit einem Köder.
Vor etwa sieben Jahren habe ich das Angeln gelernt. Na ja, ich würde nicht behaupten, dass ich angeln kann, aber da habe ich zum ersten Mal geangelt – während unserer Zeit in Texas, am Golf von Mexiko.
Wir sind morgens sehr früh aufgestanden, um fünf Uhr morgens sind wir zu einem Geschäft gefahren, in dem es frische Garnelen gab. Die Fische, die wir angeln wollten, mögen besonders lebende Garnelen. Dementsprechend haben wir uns ganz frische Garnelen gekauft, waren früh morgens am Pier und warfen die Angel aus. Ein Fisch nach dem anderen biss an.
Der Fisch wollte die Garnele. Hat er sie bekommen? Ja, er hat sie bekommen. Aber ich habe dem Fisch da unten etwas verschwiegen: dass die ganze Sache einen Haken hat – im wahrsten Sinne des Wortes. Der Fisch hat die Garnele bekommen, aber das spitze Ende der Garnele, den Haken, der dabei war, habe ich dem Fisch verschwiegen.
So funktioniert Versuchung. Satan macht uns die Sünde attraktiv, aber er verschweigt die negativen Konsequenzen. Und so bringt die Sünde, das sehen wir hier im letzten Vers, Scham, Schuldgefühl und Isolation mit sich. Der Mensch will sich zurückziehen.
Und das ist es, was Sünde auch heute noch mit sich bringt. Wir fühlen unsere eigene Unzulänglichkeit, wenn wir wieder versagt haben. Manchmal können wir uns selbst nicht mehr im Spiegel ansehen. Wir ziehen uns zurück in die Isolation, sind verzweifelt und distanzieren uns von anderen Menschen, die vielleicht unser wahres Ich sehen. Wir bauen eine Scheinwelt auf, wollen die Sünde verbergen und suchen die Einsamkeit.
Was wir hier aus diesem Vers lernen, ist: Das Zudecken der Scham ist nicht das Zudecken der Schuld. Das Verbergen der Scham, die Flucht in die Isolation, das Bedecken dessen, woran man sich schämt, ist noch lange nicht die Befreiung.
Oft bleiben wir lieber allein, als uns mit der Schuld, die wir in unserem Leben haben, jemandem anzuvertrauen. Vielleicht ist das heute deine Situation. Ich weiß nicht, womit du vielleicht zu kämpfen hast in deinem Leben, aber du weißt es wahrscheinlich sehr gut.
Vielleicht hat Gott heute seinen Finger auf einen ganz bestimmten Bereich in dein Leben gelegt, wo er dir deutlich machen möchte: Hier ziehst du dich zurück, um eine Lieblingssünde zu pflegen. Komm heraus damit, geh ans Licht, bekenne deine Sünden.
Wisst ihr, wie Gott darauf reagiert? Darauf werden wir gleich nach der Pause noch zu sprechen kommen, aber ich möchte es schon einmal vorwegnehmen: Wie reagiert Gott auf die Sünde des Menschen? Was ist das Erste, was Gott tut?
Gott stellt eine Frage. Und wisst ihr, wie die Frage lautet? „Wo bist du, Adam?“ Schaut mal: Das Erste, was Gott tut, ist nicht, einen Blitz vom Himmel fallen zu lassen und den Menschen zu töten. Das Erste, was Gott mit dem Sünder macht, der sich in die Isolation zurückzieht, ist, ihn zu rufen.
Er sagt: „Wo bist du, Adam? Warum bist du da, wo du jetzt bist?“ Diese Frage soll Adam zum Nachdenken anregen. Diese Frage ist ein Zeichen der Gnade.
Gott hätte den Menschen sofort töten können, und das wäre gerecht gewesen, weil er es angekündigt hat. Aber Gott tut es nicht. Stattdessen ruft er den Menschen: „Wo bist du?“
Vielleicht ist das das, was Gott dir heute sagt: Wo bist du eigentlich? Warum sitzt du da unten im Sumpf, wie der verlorene Sohn bei den Schweinen? Warum bist du da, wo du bist? Du kannst eigentlich bei mir sein, und ich möchte dich bei mir haben.
Wer Kinder hat, erlebt das oft, gerade wenn die Kinder noch klein sind, dass sie mit kaputten Gegenständen zum Vater kommen und sagen: „Papa, kannst du das bitte reparieren?“ Vor einiger Zeit kam einer meiner Söhne mit einem kaputten Jojo zu mir und sagte: „Papa, kannst du das reparieren?“
Ich habe es mir angesehen. Ich bin auch nicht handwerklich begabt, aber ich habe sofort festgestellt: Es ist nicht mehr zu reparieren.
Weißt du, Satan möchte dir diese Lüge einreden. Er sagt: „Das, worin du steckst, ist nicht mehr gut zu machen. Bleib in der Isolation, bleib in der Scham, bleib in der Einsamkeit, pflege weiter die Sünde. Gott wird dich sowieso nicht mehr annehmen, weil du so schlimm bist.“
Das ist die Lüge Satans. Gott sagt zu einem Adam, der gerade gesündigt hat: „Wo bist du?“ Das möchte Gott dir heute sagen: Wo bist du? Komm doch heraus mit deiner Sünde, komm zu mir. Ich möchte dir vergeben.
Wir werden heute, gerade auch nach dem Vortrag, ganz bewusst die Gelegenheit geben, dass du mit deiner Sünde ans Licht kommen kannst, dass du das Gespräch suchst, die Sünde und das Kreuz bringst und wirkliche Vergebung erlebst.
Abschlussgebet und Pause
Ich möchte jetzt zum Abschluss einmal beten, und danach gehen wir in die Pause. Lasst uns dazu aufstehen!
Ach Herr, wir haben heute durch diesen Text gesehen, wie listig Satan ist und wie verheerend es ist, wenn wir uns auf die Versuchung einlassen und nicht direkt fliehen. Herr, wir möchten dir heute bekennen, dass wir schwach sind. Wir brauchen dich, Herr, wir brauchen deine Gnade, um stark gegen die Versuchung zu sein.
Herr, ich möchte dich bitten, dass du uns stark machst. Lass uns dich immer mehr lieben lernen und die Sünde immer mehr hassen. Ich möchte dich aber auch bitten für diejenigen, die vielleicht gerade sehr tief in der Sünde stecken. Für die, die vielleicht schon die Hoffnung aufgegeben haben, jemals von dieser Sünde frei zu werden.
Herr, ich möchte dich bitten, dass du sie heute ganz besonders ansprichst und sie mit ihrem Namen rufst. Wo bist du, Herr? Lass uns heute noch einmal neu deine Gnade erkennen und erfahren, wie befreiend es ist, Sündenvergebung zu empfangen.
Herr, bitte überführe du heute im Laufe des Abends von Sünden und schenke einen echten Neuanfang – in Jesu Namen. Amen.
Amen. Wir möchten jetzt eine zwanzigminütige Pause machen. Wir werden um zwanzig vor acht hier wieder weitermachen.