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Weherufe über einzelne Orte

Jesu Leben und Lehre, Teil 474/656
04.11.2024Lukas 10,12-16
SERIE - Teil 474 / 656Jesu Leben und Lehre

Einführung in die Weherufe Jesu

Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.

Episode 473: Wehe-Rufe über einzelne Orte.

Jesus schickt siebzig Jünger aus, um dort zu predigen, wo er selbst hingehen wollte. Wir waren bei dem Gedanken stehen geblieben, dass die Ablehnung dieser Jesusboten für eine jüdische Stadt schlimme Konsequenzen hat.

 Lukas 10,12: Ich sage euch, dass es Sodom an jenem Tag erträglicher ergehen wird als jener Stadt.

Ausgehend von diesem Gedanken formuliert der Herr Jesus jetzt Wehe-Rufe.

 Lukas 10,13-15: Wehe dir, Korazin! Wehe dir, Betsaida! Denn wenn in Tyrus und Sidon die Wunderwerke geschehen wären, die unter euch geschehen sind, hätten sie längst in Sack und Asche sitzend Buße getan. Und du, Kapernaum, wirst du etwa bis zum Himmel erhöht werden? Bis zum Hades wirst du hinabgestoßen werden.

Bedeutung und Ursprung der Weherufe

Was sind Weherufe?

Weherufe stammen aus der hebräischen Prophetenkultur. Dort dienten sie als rhetorisches Mittel, um Gottes Gericht anschaulich darzustellen und zur Umkehr aufzurufen.

Weherufe enthalten eine schwere Anklage und sind gleichzeitig eine Warnung – vergleichbar mit einem Schuss vor den Bug.

Hier sind zwei gute Beispiele aus dem Alten Testament:

Beispiele aus Jesaja

 Jesaja 5,8: Wehe denen, die Haus an Haus reihen und Feld an Feld schieben, bis kein Raum mehr ist und ihr allein im Land wohnt.

 Jesaja 5,11: Wehe denen, die früh am Morgen aufstehen, um dem Rauschtrank nachzujagen, und bis spät am Abend bleiben, sodass der Wein sie erhitzt.

 Jesaja 5,18: Wehe denen, die Schuld mit Stricken des Nichts herbeiziehen und Sünde wie mit vagen Seilen fangen.

 Jesaja 5,20-23: Wehe denen, die das Böse gut nennen und das Gute böse, die Finsternis zum Licht machen und Licht zur Finsternis, die Bitteres zu Süßem machen und Süßes zu Bitterem.

Wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und sich selbst für verständig halten.

Wehe denen, die Helden im Weintrinken und tapfere Männer im Mischen von Rauschtrank sind,

die den Ungerechten wegen eines Bestechungsgeschenks gerecht sprechen, den Gerechten aber ihre Gerechtigkeit absprechen. Und...

Beispiele aus Habakuk

Habakuk kann formulieren. In Habakuk 2,6, 9, 12, 15 und 19 heißt es: Weh dem, der aufhäuft, was nicht sein ist! Wie lange noch? Und die Pfandschuld auf sich lädt.

Weh dem, der unrechten Gewinn macht, zum Unheil für sein Haus, um sein Nest in der Höhe anzulegen, damit er sich vor der Hand des Unheils retten kann!

Weh dem, der eine Stadt mit Blut baut und eine Ortschaft auf Unrecht gründet!

Weh dem, der anderen zu trinken gibt, indem er berauschendes Gift beimischt und sie trunken macht, um sich ihre Blöße anzuschauen!

Weh dem, der zum Holz sagt: „Wache auf!“ und zum schweigenden Stein: „Erwache!“ Der sollte wahr sagen. Gewiss, er ist mit Gold und Silber überzogen, doch fehlt seinem Inneren jeglicher Odem.

Soviel zu Beispielen für Weherufe. Es ist diese prophetische Rhetorik, die Jesus verwendet, um die Menschen zu warnen, die am meisten von seinem Dienst profitiert haben.

Jesu Weherufe an Korazin, Betsaida und Kapernaum

 Lukas 10,13-15: Wehe dir, Korazin! Wehe dir, Betsaida! Denn wenn in Tyrus und Sidon die Wunderwerke geschehen wären, die unter euch geschehen sind, hätten sie längst in Sack und Asche Buße getan. Doch Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen im Gericht als euch.

Und du, Kapernaum, wirst du etwa bis zum Himmel erhöht werden? Bis zum Hades wirst du hinabgestoßen werden.

Der Herr Jesus vergleicht hier zwei Ortschaften mit jüdischer Einwohnerschaft, die am See Genezareth liegen, nämlich Korazin und Betsaida, mit zwei heidnischen Städten am Mittelmeer, Tyrus und Sidon.

Dieser Vergleich wird noch eindrücklicher, weil gerade Tyrus im Alten Testament für seine Sündhaftigkeit bekannt war.

Was Jesus hier vergleicht, ist die Bereitschaft, Buße zu tun. Denn wenn in Tyrus und Sidon die Wunderwerke geschehen wären, die unter euch geschehen sind, hätten sie längst in Sack und Asche Buße getan.

Wenn die Heiden erlebt hätten, was die Einwohner von Korazin und Betsaida erlebt haben, dann hätten sie Buße getan. Die Heiden hätten angesichts der Wunder Jesu begriffen, was Gott von ihnen will. Deshalb wird es ihnen erträglicher ergehen im Gericht.

Der Ausdruck „Sack und Asche“ ist ein Bild für Buße und Reue. Es ist ein Bild, das tiefen Kummer sowie den Wunsch nach Vergebung und Erneuerung ausdrückt.

Beispiel aus Jona

 Jona Kapitel 3, Verse 6 bis 8:

Und das Wort erreichte den König von Ninive. Er stand von seinem Thron auf, legte seinen Mantel ab, hüllte sich in ein Sacktuch und setzte sich in den Staub.

Er ließ in Ninive auf Befehl des Königs und seiner Großen ausrufen und sagen: „Menschen und Vieh, Rinder und Schafe sollen gar nichts zu sich nehmen. Sie sollen nicht weiden und kein Wasser trinken. Menschen und Vieh sollen mit Sacktuch bedeckt sein und mit aller Kraft zu Gott rufen. Sie sollen umkehren, jeder von seinem bösen Weg und von der Gewalttat, die an seinen Händen ist.“

Die Ironie dessen, was Jesus sagt, besteht also darin, dass heidnische Städte gegenüber den Predigten Jesu empfänglicher gewesen wären als die jüdischen Städte. Vor allem gilt das wohl für Kapernaum, wo Jesus oft war und wahrscheinlich viele Wunder gewirkt hat.

Die Haltung der Einwohner ist von Stolz und Selbstgerechtigkeit geprägt. Sie erwarten, bis zum Himmel erhöht zu werden. Doch Kapernaum wird nicht erhoben, sondern bis zum Hades hinabgestoßen werden – ein Bild für tiefste Erniedrigung und ein Zeichen göttlicher Ablehnung.

Die Bedeutung des Umgangs mit den Jüngern Jesu

Warum müssen die Jünger diese Lektion verstehen?

In Lukas 10,16 heißt es: „Wer euch hört, hört mich, und wer euch verwirft, verwirft mich. Wer aber mich verwirft, verwirft den, der mich gesandt hat.“ Der Umgang mit den Jesusjüngern zeigt deutlich, welchen Stellenwert Jesus – ja sogar der Vater im Himmel – für die Zuhörer hat. Wer sich eine bibeltreue Predigt anhört und sie ablehnt, der lehnt nicht nur den Prediger ab, sondern verwirft Jesus.

Das mag zunächst seltsam klingen: Jemand verwirft Jesus, nur weil er mit seinen Jüngern nichts zu tun haben will. Doch der Umgang mit den Jüngern Jesu zeigt, wie sehr mich interessiert, was Jesus mir zu sagen hat. Es ist also eine Frage des Herzens.

Der Umgang mit den Jüngern Jesu offenbart mein Herz. Deshalb wird am Umgang mit den Boten Gottes – egal, ob es Jesus selbst ist oder seine Jünger – deutlich, wie sehr mich interessiert, was Gott selbst mir zu sagen hat. Es zeigt, ob Gott selbst noch in mein Leben hineinreden darf.

Genau das müssen die Jünger verstehen. Vielleicht sehen sie sich nur als Boten eines jungen Rabbis, aber das ist weit gefehlt. Sie repräsentieren Gott. Wer ihnen zuhört, der hört Jesus zu. Und wer sie verwirft, der verwirft den, der Jesus gesandt hat.

Das ist ein erschreckender Gedanke: Ein Mensch kann Gott verwerfen. Doch dieser Gedanke zieht sich durch die ganze Bibel. Gott spricht zu uns, und wir müssen zuhören. Wenn wir das nicht tun, bleibt in unserem Leben nur ein Wehe übrig.

Abschlussgedanken und Anwendung

Was könntest du jetzt tun? Denke heute darüber nach, welche Bedeutung deine Worte haben. Bitte Gott darum, dass er dich in deinem Umfeld als Zeugen gebraucht.

Das war's für heute. Schau dir doch einmal in einem Bibelatlas an, wo Chorazim, Kapernaum und Betsaida liegen. Mach dich ein wenig mit der Geographie von Galiläa vertraut.

Der Herr segne dich, lass dich von seiner Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden! Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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