Einführung und Kontextualisierung des Predigttextes
Wir haben heute Nehemia 3: Der Bau der Stadtmauer und die Liste der Bauleute. Nehemia finden Sie am Ende der Geschichtsbücher. Diese sind unterteilt in die einfachen Geschichtsbücher und danach folgen die dichterischen, poetischen Bücher wie die Psalmen, Hiob und die Sprüche.
Übrigens sind die Sprüche ein tolles Buch. Ich habe gerade bei meiner fortlaufenden Bibellese die Sprüche gelesen. Sie enthalten enorme Lebensweisheit. Das müsste man eigentlich mit jungen Leuten gemeinsam durchgehen.
Nun zu Nehemia 3: Eliaschib, der Hohepriester, machte sich mit seinen Brüdern, den Priestern, auf, und sie bauten das Schafthoch. Die Bezeichnung „Brüder“ ist hier schon alt in der Bibel. Die Bibel versteht darunter nie, ich darf das mal ganz derb sagen, Geschlechtssymbole, wie es manche Feministinnen meinen. Es ist immer Brüderlichkeit gemeint. So wie bei der Woche der Brüderlichkeit sind Frauen nicht ausgeschlossen. Das ist das Verrückte am Feminismus.
Man kann es natürlich so treiben, dass man sagt: „Liebe Bürgerinnen und Bürger“, oder „Liebe Menschinnen und Menschen“. Es gibt viele Wörter, die nie geschlechtssymbolisch gemeint waren. Heute werden Bürger schon weiblich dekliniert. Das ist Unsinn, denn früher bezeichneten Wörter wie Bürger, Menschen oder Einwohner eines Landes alle gleichermaßen. Heute muss man sagen: Es gibt Einwohnerinnen und Einwohner.
Früher waren diese Worte nicht spezifisch männlich, aber das wird wahrscheinlich noch alles kommen. Das Wort „Brüder“ war im Neuen Testament immer so gemeint, dass die Frauen mit eingeschlossen waren. Wenn das heute nicht mehr klar ist, dann machen wir halt bald „Hilfe für Schwestern und Brüder“ auf.
Sie deckten es und setzten seine Türen ein. Sie bauten weiter bis an den Turm Mea und bis an den Turm Hananel. Neben ihnen bauten die Männer von Jericho, und daneben baute Sakur, der Sohn Imris. Das Fischtor bauten die Söhne Sena. Sie deckten es und setzten seine Türen ein, seine Schlösser und Riegel.
Neben ihnen baute Meremoth, der Sohn Urias, des Sohnes des Hakkots. Neben ihm baute Meschulam, der Sohn Berechjas, des Sohnes Mischesabels. Neben ihm baute Zadok und...
Bedeutung der Zusammenarbeit und das Beispiel aus Nehemia
Soll ich es vorlesen? Sagen Sie, warum steht so etwas in der Bibel? Das gibt es doch nicht. Ich werde verrückt. Was ist hier los?
Ich war Schüler und besuchte damals in den Fünfzigerjahren den schönen Jugendgottesdienst mit Theosorg in der Leonhardskirche. Das ist unheimlich lange her. Dort hielt jemand eine Predigt über diese Liste, die ich nicht vergessen habe, wie die Namen nebeneinander aufgereiht waren, einer neben dem anderen.
Das erleben wir in der Christenheit so gut wie nie. Stattdessen gibt es immer Konkurrenzneid, Eifersucht und Spannungen. Doch hier ist es so wunderbar. Darum ist das Lesen dieser Namen eigentlich notwendig. Man müsste sich alle Namen auf der Zunge zergehen lassen, weil es geistliche Personen waren. Das sollte uns wie ein Schrecken treffen.
Warum ist es so, dass wir das heute nicht in großer Weite sehen? Zum Beispiel in Stuttgart gibt es Hauskreise, die Eidlinger und den Marburger Kreis, die Pfadfinder, die süddeutsche Gemeinschaft und die Gemeinde Gottes in der Rögerstraße. Alle bauen miteinander an einem großen Ziel: dass Gottes Reich gebaut wird.
Liebe Freunde, das ist heute Abend das Thema. Ich lese die Namen nicht vor, weil ich keinen Kasper machen will. Aber es ist keine Kasperei, denn wenn wir lesen, was diese Menschen getan haben, wird uns klar, wie sehr wir uns versündigen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen schon erzählt habe, wie ich in Indien ein großes Erlebnis bei einer Konferenz hatte, bei der mein Freund Sibi Samuel ein Referat hielt. Ich habe schon einmal erzählt, wie er uns hier mit seiner dünnen Decke besuchte und dort sprach, warum man Hindus missionieren muss – bei einem kirchlichen Werk.
Dieser Sibi Samuel sprach dort über die Kooperation der Christen, über Zusammenarbeit. Das war wichtig, denn in der Stadt Pune waren 70 verschiedene Missionswerke zusammengekommen. Sie überlegten, wie sie besser zusammenarbeiten könnten.
Er sagte zu Beginn sehr klar – und ich hoffe, wir können ihn nächstes Jahr nach Deutschland holen, damit er uns das Wort Gottes auslegt. Gott hat diesem jungen Mann große Gaben geschenkt. Er sagte: Zusammenarbeit ist bei Christen nie ein organisatorisches Problem, sondern ein geistliches.
Ist das hier schon besprochen worden? Wenn nicht, möchte ich es noch einmal ausführen.
Geistliche Dimension der Zusammenarbeit
Wir hatten es in unserem Mitarbeiterkreis und bei unseren Einrichtungen ausführlich besprochen – Hilfe für Brüder und christliche Fachkräfte. Dabei ging es unter anderem darum, dass die Jungen mit den Alten zusammenarbeiten können oder dass eine Gemeinde gemeinsam am gleichen Strang zieht. Es ist wichtig, dass man voneinander weiß und dass alles Hand in Hand geht. Das ist dabei niemals ein organisatorisches Problem, überhaupt nicht.
Man kann alle möglichen Sitzungen veranstalten und alle Kanäle der Information schaffen. Die eigentliche Frage ist jedoch, ob die Menschen so vom Geist Gottes bewegt sind, dass sie auch tatsächlich zusammenarbeiten.
Deshalb sage ich immer wieder, dass wir heute viel zu viel Zeit in Gremien und Sitzungen verbringen und auch viel zu viel planen. Was uns fehlt, sind Menschen, die sich von Herzen danach sehnen, den Bruder in den anderen Kreisen und die Schwester zu finden.
In Stuttgart freuen wir uns regelrecht und sagen: „Das interessiert mich“, wenn ich am Samstag bei der Evangelisationsschulung bin oder wenn wir morgen in der kalten Stiftskirche zu einem halbstündigen Gebet zusammenkommen. Dann kommen die verschiedensten Leute dazu. Man fragt sich: Wo gehört der hin? Ach, der kommt von den Altpietisten, der von den Navigatoren, und dann kommen die Koreaner dazu.
Wir sind ja gar nicht viele – zwanzig Leute, wenn es hochkommt. Aber die Koreaner aus der kleinen koreanischen Gemeinde kommen regelmäßig. Sie wollen und suchen die Bruderschaft. Sie sagen, sie wollen gemeinsam auf das eine Ziel losgehen. Unter Christen ist das eigentlich das Allerschönste.
Dann ist das auch keine Konkurrenzsache, die uns irgendwo umtreibt. Wir denken nicht daran, dass jemand abwirbt oder Ähnliches. Es gibt immer noch ein paar, die zu mir sagen, sie gehörten nicht richtig hierher, weil sie nicht richtig hier wohnen. Dabei haben wir noch nie jemanden gefragt, wo er wohnt oder nach seiner Kirchenmitgliedschaft oder ähnlichem.
Uns ist wichtig, dass wir gemeinsam das Reich Gottes bauen. Das treibt mich an und erfüllt mich immer wieder. Wenn ich in der Welt die Brüder suche, fällt mir eine schöne Stelle bei Joseph ein. Jemand fragt ihn, als er unterwegs war mit seinem Rucksack, Brot und Käse: „Wo willst du denn hin?“ Er antwortet: „Ich suche meine Brüder.“
Das ist so stärkend und ermutigend, wenn man sie trifft und weiß: Wir gehören zusammen, ganz gleich, wie wir Dinge verstehen und meinen. Vielleicht hält der eine die Feiertage etwas anders – zum Beispiel die Freunde der Adventisten. Trotzdem, wenn wir gemeinsam die Sache Jesu suchen, könnte es vielleicht einmal möglich werden, dass wir auch mit den Adventisten besser zusammenarbeiten.
Voraussetzung dafür ist, dass wir die Nebensächlichkeiten nicht für so wichtig halten. Oft sind es die Fragen zur Taufe oder andere Details. Stattdessen sollten wir sagen: Lasst uns das Gemeinsame suchen, nämlich das, was uns Jesus heute aufträgt.
Und das ist ganz bestimmt, dass wir unserem Volk das Evangelium von Jesus predigen. Und darin wollen wir zusammenarbeiten.
Herausforderungen der Einheit unter Christen
Warum gibt es unter Christen so viel Profilierung, so viel Eifersucht und auch so viel Eigenes?
Sie kennen das sicher auch: Leute, die ganz eindringlich betonen, dass bestimmte Punkte besonders wichtig sind. Zum Beispiel sagen sie: „Wenn du diese Taufe nicht nach unserem Ritus vollzogen hast, dann zählt das alles nicht.“ Ich habe Leute im Bibeltraining erlebt, die sich wegen unserer Taufpraxis mit bitteren Worten von uns getrennt haben. Das respektiere ich, aber wir müssen das wissen.
Es tut mir immer weh, wenn wir uns trennen. Dabei möchte ich auch sagen, dass ich mich an den Baptisten freue und ihre Praxis der Taufe durchaus für sehr überlegenswert halte. Es wird jedoch schwierig, wenn wir uns gegenseitig die Bruderschaft absprechen wegen unseres unterschiedlichen Verständnisses.
Es gibt Fragen zum Abendmahl und andere Themen, die uns trennen. Die wirklich entscheidende Frage ist aber sicher die, wo jemand leugnet, dass Jesus Gottes Sohn ist. Das steht schon im Neuen Testament. Wenn jemand leugnet, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, Gottes Sohn, dann sollen wir keine Gemeinschaft mit ihm haben.
Es gibt klare Punkte, die genannt werden, auch ethische Verhaltensweisen und Lebensgewohnheiten, bei denen wir brechen sollten. Menschen, die gegen diese Verhaltensregeln verstoßen, werden unter Gemeindezucht gestellt – das ist in der Bibel geregelt.
In anderen Fragen gibt es jedoch einen großen Spielraum. Zum Beispiel hat Jesus die Tauffrage nicht völlig klar und eindeutig mit eigenen Worten geklärt, so wie in der Bergpredigt manche Dinge sehr klar sind, etwa wo Ehebruch beginnt oder wo Mord und Hass gegen den Bruder anfangen. Leider hat Jesus über die Taufe so nicht gesprochen.
Auch Paulus hat die Praxis der Taufe meines Verständnisses nach nicht so eindeutig geregelt. Deshalb sind hier Fragen offen. Jeder soll seiner Meinung gewiss sein.
Es gibt auch andere Fragen. Wir freuen uns, dass wir Vegetarier unter uns haben. Aber es ist wichtig, dass sie nicht sagen: „Wer Würstchen isst, ist unheilig.“ Das darf nicht aus Glaubensgründen, sondern nur aus Gesundheitsgründen gesagt werden. Wir müssen da aufpassen. Schon bei Paulus gibt es diese Fragen, damit keine Trennung entsteht.
Hier haben Sie auf ein Ziel hingearbeitet – und das ist uns auch wichtig, gerade im Blick auf die Evangelisation. Ich hoffe, Sie bekommen einen Blick dafür und freuen sich. Sie sagen dann: „Das war mal wieder so schön bei der Allianz-Gebetswoche. Man war wieder mit den anderen zusammen, hat sie gefragt, wo der Herr ist, wann wir uns sonst mit der Heilsarmee treffen – das sind doch unsere Leute.“ Oder: „Wann treffen wir uns mit den Bethesda-Schwestern von der Methodistenkirche oder von der Freien Evangelischen Gemeinde?“ Auch Hauskreise und andere Gruppen hatten ein Ziel. Darum bauten sie untereinander. Sie hatten nicht nur ihren eigenen Kopf und ihre eigenen Ideen, sondern waren von der gemeinsamen Aufgabe gepackt.
Das ist ein Geheimnis. Wir sagen: Das ist eigentlich eine Erweckung. Wenn die Leute so wach werden und plötzlich das Eigene zurückstellen und das Gemeinsame suchen, das wünschen wir immer wieder. Es bewegt auch mich im Gebet: „Seher, gib uns noch einmal in unserer Stadt eine Erweckung.“
Ich denke, wenn die Christen – jedenfalls die, die ganz in der Bibel leben – nur gemeinsam das wollten, wäre das ein machtvolles Zeugnis für unsere Stadt. Und zwar, wenn wir gemeinsam das Wichtigste tun: Jesus verkündigen und das Evangelium weitersagen.
Das sind schon besondere Gelegenheiten. Ich möchte heute gern wieder die Gelegenheit nutzen, Sie zur Mitarbeit einzuladen. Auch wenn Sie nicht an der Schulung teilnehmen können, füllen Sie das Formular aus und stellen Sie sich zur Verfügung, um in irgendeiner Straße in Stuttgart von Tür zu Tür zu gehen und Menschen einzuladen. Das wäre wieder so wichtig!
Es werden nicht viele sein, die mitmachen. Ich weiß nicht, in wie vielen Stuttgarter Gemeinden sich jemand beteiligt. Die Freikirchen werden sehr stark dabei sein. Für unsere Landeskirchen wird es wahrscheinlich immer wenig sein. Der CVJM und der Offene Abend werden mitmachen.
Aber es ist wichtig, dass wir uns zur Verfügung stellen und die Gemeinschaft suchen. Für uns ist die landeskirchliche Grenze hier gar nicht wichtig. Das war für uns noch nie die Grenze, sondern entscheidend ist, wie jemand zu Jesus steht. Und dann wollen wir mit ihm das große Ziel bauen.
Zusammenarbeit über Konfessionsgrenzen hinweg
Passen Sie auf: Alle großen Missionen waren niemals reine Missionswerke einzelner Kirchen, sondern sie gingen immer über die Grenzen der Kirchenmauern hinaus. In der Basler Mission waren nicht nur Lutheraner vertreten, sondern ebenso Reformierte.
Vor Ort mussten sie außerdem mit Baptistischen Gemeinschaften zusammenarbeiten. Gerade in den Missionen haben sie es meisterhaft verstanden, verschiedene Menschen einzubeziehen und gemeinsam zum Dienst zu nehmen.
In der nächsten Zeit werden wir einen Entwicklungshelfer aussenden, der aus der Gemeinde Gottes stammt. Das sind die Freunde, die ihre Versammlungen in der Olga-Straße abhalten – die Mülheimer. Mit ihnen sind wir im Dienst ein Herz und eine Seele.
Schwierigkeiten entstehen nur dann, wenn jemand seine Sonderlehre so stark betont, dass er sagt: Nur wer Zungen spricht, ist wiedergeboren und hat den Heiligen Geist. Das akzeptieren wir nicht, denn dann wird etwas vorgeschoben, was so in der Bibel nicht steht.
Das gemeinsame Ziel und das Hören auf den gemeinsamen Auftrag sind sehr wichtig. Es war eine Wirkung des Geistes Gottes damals, dass alle nebeneinander bauten.
Die Bedeutung der Familien im Bauwerk Gottes
Und jetzt habe ich drei Punkte aufgeschrieben. Zuerst einmal: Die Familien sind wichtig. Es wird verschiedentlich erwähnt, dass auch die Familienmitglieder mitgemacht haben. Da kommen einmal die Töchter vor, die geholfen haben. Im Vers 10 heißt es, dass sie dann gegenüber dem Haus gebaut haben. Daraus sehen wir direkt, wie das Haus offenbar in der Nähe der zerstörten Stadtmauer stand.
Ich finde es schön, dass die Töchter geholfen haben. Sie wussten genau, warum sie es taten. Sie wollten ihr Haus schützen, das war ihnen wichtig. Aber sie waren nicht selbstsüchtig, indem sie nur ihr eigenes Häuschen und die Mauer drumherum bauten. Stattdessen taten sie das miteinander, aber auch für ihr Haus. Es war ein Familienunternehmen, und verschiedene Familien arbeiteten zusammen.
In der Bibel spielt das eine große Rolle: Die Familien sind wichtige Einheiten für das Reich Gottes. Wir sollten ein paar Gedanken darüber wenigstens noch machen. Familien sind entscheidend wichtig. Sie haben in ihrer Heimatfamilie wahrscheinlich auch schon viel mitbekommen: die Hausandacht, die Mutter, die ihnen die biblischen Geschichten erzählt hat, das gemeinsame Gebet, der gemeinsame Gang zum Gottesdienst. Das hat sie doch ungemein geprägt.
Die christlichen Gedanken, die im Elternhaus da waren, prägen viele Menschen. Gerade manche unter uns, die sagen, sie hätten das nie mitbekommen, beneiden andere darum. Den jungen Leuten möchte ich sagen: Gründet christliche Familien! Das ist etwas ganz Wunderschönes, wenn Vater und Mutter miteinander beten – mit den Kindern, vor ihren Kindern. Und wenn sie auch in Gegenwart ihrer Kinder sagen: „Vergib mir, das war falsch, was ich gesagt habe.“ Das ist etwas Wunderbares, wenn man im Licht Jesu auch Schuld erkennt und bekennt.
Familien sind ein großer Schatz. Im Epheserbrief wird gesagt, dass das ein Bild ist für das, was Jesus mit der Gemeinde hat: das Verhältnis der Männer zu ihren Frauen. Sie sollen in den Frauen das beste Stück Gottes erkennen, das ihnen geschenkt ist – die beste Gabe. Und die Frauen sind so lieb, dass sie, allem Augenschein zum Trotz, das auch bei uns tun.
Es ist schön, wenn wir das so sehen dürfen. Aber es ist auch schwer zu fassen, wenn man es einfach so dahinter wegschüttelt und denkt: „Das gibt es doch nicht.“ Das Wunderbare ist doch, dass wir einander so erkennen dürfen, in dem Herrn uns lieben und annehmen und dem Herrn danken für das, was er uns geschenkt hat.
Ich möchte natürlich immer hinzufügen: Für die, die allein durchs Leben gehen, ist das nicht die einzige Form. Man muss nicht sagen, man sei benachteiligt. Das glaube ich nicht, weil Gott in seiner Führung sie anders führt und ihnen viele Möglichkeiten schenkt. Gerade die Beispiele in der Bibel von denen, die als Unverheiratete gedient haben, zeigen, dass sie oft noch mehr in der Lebensfülle standen als unsere oft schwer geplagten Mütter, die unheimlich unter ihren Aufgaben zu leiden haben.
Deshalb ist es nicht so, dass man da weniger wert sei. Das ist auch wirklich anzumahnen, falls in unserer Mitte irgendetwas an Diskriminierung vorhanden wäre. Ich möchte das nicht für möglich halten, aber wenn doch, weist uns darauf hin. Denn in der Bibel ist es so, dass Gott alle gesegnet hat und in die Weite geführt hat. Man könnte all die Frauen aufzählen, die gesegnet waren. Es war eben nicht so, dass der Wert einer Person an ihrem Familienstand gemessen wurde.
Aber die Familien sind heute in besonderer Gefahr. Und das ist ausschliesslich eine Sache, die uns Väter angeht, weil die Not der Familie ganz bestimmt von den Vätern herkommt. Ich glaube, biblisch ist es falsch, wenn wir die Aufgaben der Familie den Müttern überlassen. Ich habe es zwar auch so gemacht, weil ich dachte, „die macht das sowieso besser“. Aber die Sache ist, dass wir Väter der Kopf der Familie sein sollten.
Es ist nie so, dass wir dann oben der Diktator sind. Das meint die Bibel nicht. Der Kopf ist nicht der Diktator im Leben seiner Familie. Stattdessen sind unsere Frauen froh, wenn wir Verantwortung in der Familie wahrnehmen. Und da ist noch viel zu tun. Das fängt auch mit der geistlichen Verantwortung an. Der Vater ist der Hauspriester und hat die Verantwortung für den geistlichen Stand seiner eigenen Frau und seiner Kinder. Da muss er sehr wohl da sein und diese Verantwortung wahrnehmen.
Die Häuser, die hier geschützt wurden, das ging nicht bloß um den Besitzer. Es ging auch darum, dass dieses Jerusalem durch lauter Hausgemeinden sich bildete. Wir sehen das auch in der neutestamentlichen Gemeinde, wie sie sich in Wohnungen, in Hausgemeinden sammelten. Auch in unserer Stadt Stuttgart ist es sicher schön, dass es noch viele Häuser gibt, in denen der Name Gottes am Morgen angebetet wird.
Und wenn Sie einigermaßen singen können, dann singen Sie morgens. Wenn Sie allein sind, singen Sie, damit das Gotteslob in unserer Stadt Gott zu Ehren erschallt. Aber mir ist auch wichtig, noch einmal an die Ehe zu erinnern. Die Ehe ist ein ganz besonderer Platz, wo Gott zwei Menschen zusammenführt.
Darum kann ich die Ehe nicht anders verstehen als ein geistliches Zusammenkommen von zwei Menschen, die ihren Dienst miteinander sehen. Das ist wunderbar. So hatten wir ja am Samstag wieder die Trauung unseres Kirchenpflegers gefeiert. Ich hörte erst heute, dass sie am Sonntag nicht abgekündigt wurde. Stimmt das? Das ist ein Skandal. Wir hatten es extra noch aufgeschrieben – am Sonntag vor acht Tagen.
Wo soll das abgekündigt werden? Die Ehe ist ein Stück, in dem Menschen wieder erkennen: „Er hat mich geschaffen als Mann und Frau, und ich darf nun miteinander diesen Weg vor Gott gehen und mit Gott in der Bejahung.“ Ich sehe in der ganzen Ehefrage hauptsächlich ein geistliches Problem, nämlich ob Eheleute das heute erkennen.
Ich sehe da gar nicht das Problem der Aufklärung und der Eheschulung, sondern vielmehr die Frage, ob ich meinen Ehegatten geistlich als eine Gabe Gottes annehmen kann. Dass der schwierig ist, ist klar. Es gibt nur schwierige Menschen. Aber gerade so als Gabe meines Lebens – in der ganzen Andersartigkeit – kommen Leute und sagen: „Mein Mann ist so schwierig, so komisch, so sicher.“
Aber hier ist die große Gabe Gottes, die nur empfangen wird. Es ist auch mal wichtig, dass wir an dieser Stelle das betonen.
Gemeinsames Planen und die Bedeutung jedes Einzelnen
Und nun kommt mein zweiter Punkt: das gemeinsame Planen. Wenn nur einer an seinem Platz nicht gebaut hätte, wäre eine Lücke entstanden, und das ganze Werk wäre umsonst gewesen. Man muss sich bei diesem Unternehmen darauf verlassen können, dass jeder an seinem Platz baut.
Eigentlich ist das ein verrücktes Unternehmen, das man organisatorisch gar nicht überwachen kann. Dass wirklich überall gleichzeitig gearbeitet wird, das kann immer nur Gottes Geist bewirken. Dieses grandiose Bauwerk entsteht in seiner Gemeinde, wo Menschen sind, von denen wir gar nichts wissen, die aber für den Herrn arbeiten und auf die Weisung Gottes hören.
Im Philipperbrief steht das Wort: „Sie sehen alle nur das Ihre.“ Das sagt Paulus über die Mitarbeiter damals in der urchristlichen Gemeinde. Alle suchen das Ihre und nicht das, was Christus will. Das ist so schwer, dass es Paulus selbst umgetrieben hat.
Sie sollen heute Abend einmal in Ihrem Leben frei werden und sagen: Ich will das suchen, was Jesus von mir will, und dabei sein. Die Aufträge und die Dienste – was will er von mir? Wenn Sie sich überlegen, ob Sie am Samstag irgendwo hingehen oder etwas anderes tun, passen wir immer wieder darauf auf, Ihnen nicht zu viele Dienste aufzubürden. Wir flehen Sie nicht jeden Sonntag an und sagen: „Hier musst du mithelfen“ oder „Dort musst du mitmachen.“
Ich halte mich sogar zurück mit irgendwelchen zu Herzen gehenden Opferaufrufen oder Ähnlichem. Sie sollen geistlich wissen, was Gott von Ihnen will und wo Sie Ihre Zeit einsetzen sollen. Lassen Sie sich nie von denen bedrängen, die mit billigen Tricks sagen: „Du musst hier oder dort mitarbeiten.“
Ich bin so dankbar, dass wir eine so schöne Gruppe haben, die danach noch zum Chor bleibt. Meine Hochachtung gilt den Sängern, die sich auf diese schwierige Zeit um 19:00 Uhr verlegt haben. Ich weiß, welche Tücken das hat. Aber ich habe großen Respekt vor denen, die einfach sagen: „Ich diene dem Herrn, hier braucht er mich, und das gehört zu unserem Gottesdienst, dass gesungen wird.“ Und so machen sie mit, solange sie singen können.
Kommen Zeiten, in denen wir nicht mehr singen können, weil die Stimme nicht mehr mitmacht, wollen wir trotzdem auf das Ziel sehen und mithelfen. In unseren Gemeindebriefen gibt es viele Hinweise. Von 40 Bezirken sind sicher einige unbesetzt, und das ist seit 17 Jahren so, seit ich hier bin. Wir schaffen es einfach nicht, dass alles abgedeckt wird.
Vielleicht sagen manche: „Ach, dann helfe ich doch noch, wenn der Gemeindebrief im März wiederkommt.“ Es ist schon etwas Schönes, wenn man sich rufen lässt und sich vom Dienst erwecken lässt. Jeder sieht auf seinen Weg.
Sie suchen alle das Ihre und nicht das, was Christus Jesus will.
Vielfalt der Beteiligten und ihre Bedeutung
Interessant ist, wer diese Leute waren. Es handelte sich um Menschen, die eigentlich nicht zum Bauen geeignet waren. Im Herbst bauten wir noch in einem Tobelgarten. Wir wurden durch einen lästigen Nachbereinspruch sehr aufgehalten. Unter den Helfern waren ein Kinderarzt, ein Fabrikant, ein Studiendirektor und eine ganz interessante Gesellschaft.
Es ist wirklich schön, gerade bei solchen Arbeiten mit anzupacken. Das haben wir auch erlebt, als wir gemeinsam Wohnungen herrichteten. Neulich freute ich mich, als ich irgendwo meine Wohnung betrat und jemand erzählte, dass einige aus dem Bibeltraining meine Wohnung geputzt hatten. Andere hatten meine Vorhänge hochgemacht, ganz ohne dass ich etwas davon wusste. Diese Mitarbeit an einem gemeinsamen Ziel war einfach wunderbar. Hier ging es nur darum, Liebe zu zeigen.
Im Vers 1 wird ein hoher Priester erwähnt, der bestimmt nicht für den Dienst geeignet war. Im Vers 22 sind es die Priester, die bauen. Ich verstehe nicht, warum sie nicht die Schippe in die Hand nehmen sollten. Es ist ganz heidnisches Denken zu glauben, ein Pfarrer dürfe so etwas nicht tun. Es gibt überhaupt keinen Unterschied. Man kann ruhig mal Kartoffeln schälen, auch wenn beim Spüldienst wegen Zeitmangels nicht alles geklappt hat.
Man sieht, dass alles dazugehört. Im Vers 9 ist der Bürgermeister erwähnt, der Vorsteher des halben Bezirks von Jerusalem. Das entspricht etwa einem Abteilungsleiter im Rathaus.
Im Vers 8 finden wir die Salbenbereiter, also die Apotheker, wie Frau Lüdle, und den Goldschmied. Der Goldschmied hat sich die Hände kaputtgemartert, weil er seine Diamanten schleifen muss. Trotzdem half er an der Mauer mit. Das ist so wunderbar, wie in der Gemeinde Jesu alles zusammenkommt. Es gibt keinen Standesunterschied. Paulus sagt, es gibt weder Mann noch Frau. Hoffentlich können wir diese Bruderschaft leben.
Ich bin sehr glücklich, dass ich das in vielen Bereichen hier in der Gemeinde erleben darf. Diese große Liebe zeigt sich auch immer wieder bei den Diensten.
In Vers 32 werden noch die Goldschmiede und die Kaufleute oder Händler erwähnt. Das klingt zwar wie Straßenhändler, aber es sind natürlich Kaufleute.
Im Vers 22 sind die Töchter genannt. Wo sind die Töchter? Wir haben zwölf gefunden. Zwölf Töchter, wunderschön, wie sie alle mitgemacht haben. Alle arbeiteten freiwillig. Keiner wurde dazu gezwungen.
Ich habe große Angst vor Zwangsverpflichtungen. Es gibt Situationen, die einem so zu Herzen gehen, dass man aus Ehre mitmacht. Das darf man nicht verpassen. Doch sie können auch fehlen.
Ich sage immer: Probieren Sie es als Test, ein paar Mal am Opferbecken vorbeizugehen, ohne etwas hineinzuwerfen. Nicht, weil man denkt, dass jemand hinter einem etwas denkt. Das mache ich manchmal auch.
Ich möchte niemanden verpflichten. Ich muss mir überlegen, ob ich es will, ob Gott es will. Ich bin nicht für alles verantwortlich, was geopfert wird. Das sollte man bedenken.
Wo will Gott das? Ich will es verantwortungsvoll tun, für ihn tun, freiwillig, nicht wegen des Scheins. Dass andere denken, es sieht komisch aus. Die anderen denken nichts, sie sind so beschäftigt, sie werfen heimlich ihre Gaben ein.
Genauso ist es bei den Diensten. Niemand denkt etwas dabei. Und wenn jemand etwas denken würde, wäre das falsch.
Wir sollen dem Herrn dienen, wo wir uns gerufen wissen. Ansonsten dürfen wir fröhlich Nein sagen. Das ist ganz wichtig: nicht gebunden sein.
Die Rolle der Menschen aus Tekoa und die Vielfalt im Reich Gottes
Vers 5: Das sind die Leute von Tekoa. Man hat immer gelesen: Neben im Bau sind die Leute von Tekoa. Aber ihre Vornehmen beugten ihre Nacken nicht zum Dienst eines anderen.
Wo liegt denn Tekoa? Von dort kam doch Amos, oder nicht? Tekoa, das Dorf, war bekannt. Das Weib von Tekoa kam einmal vor David, und die Gnade erlangte sie von Absalom. Tekoa war ein Dorf, in dem Menschen unterwegs waren, nur um mitzuhelfen. Dabei war es ihnen gar nicht ihre eigene Sache. Es war etwas Wunderschönes, wenn wir diese Bruderschaft über weite Distanzen hinweg zeigen.
Dieser Gedanke bewegt uns auch bei unserem Hilfswerk für Brüder. Es sollen Leute wissen, die gar nichts von Stuttgart wissen, und wir helfen ihnen in ihren schweren Aufgaben. Wir stehen ihnen bei, wenn sie in Not sind, weil wir mithelfen wollen, dass dort das Reich Gottes gebaut wird – so wie die Leute von Tekoa gekommen sind.
Doch ihre Vornehmen beugten sich nicht. Sie sagten: „Mein Hemd wird dreckig.“ Die Vornehmen meinten, sie hätten eine Sitzung, und so blieben sie weg. Sie bauten auch nicht mit. Das ist mir so wichtig.
Ich habe bemerkt, dass viele von Ihnen auch beunruhigt sind über das, was heute oft über Parallelstrukturen gesagt wird. Es hat so etwas im Reich Gottes doch überhaupt noch nie gegeben, dass alles auf Kommando lief. Wir sind doch keine katholische Kirche, wo ein Papst an der Spitze steht, dann der Erzbischof und darunter alle stramm stehen müssen.
In der evangelischen Kirche war es doch immer so, dass es Gruppen und Aktionen gab. Der CWM hat doch nicht gefragt, ob er Jugendarbeit machen darf. Die pietistischen Erweckungskreise haben auch nicht gefragt, ob sie es dürfen. Da waren Menschen, die gerufen wurden, die kein theologisches Examen und keinen Pfarramtsstempel hatten. Aber sie haben doch das Reich Gottes gebaut. Davon lebt doch die evangelische Kirche.
Und es hat doch überhaupt noch nie eine feste Struktur gegeben. Martin Luther war doch auch kein Papst. Das hat sich alles entwickelt. Wilhelm Busch konnte früher sagen, die evangelische Kirche sei eine Blütenwiese und keine Pyramide. Denn bei einer Pyramide ist oben eine Spitze, und alles ist ganz gerade. Wenn ein Stein herausragt, wird er abgehauen, weil er da reinpassen muss – obwohl das heute auch nicht mehr so streng ist.
Aber in der evangelischen Kirche gibt es die schönsten Blümchen: Gänseblümchen, Butterblümchen, Glockenblümchen – alles blüht dort still vor sich hin, wunderschön. Das eine Ziel, das uns eint, ist Jesus, der Herr, vor dem wir stehen. Da war nichts Uniformes, nichts von Kommando, keine große Hierarchie oder ein Befehlsapparat.
Es ist wunderbar, dass das alles funktioniert, weil alle auf den Herrn Jesus blicken und nach seinem Wort leben. Das ist das Geheimnis des wirklichen geistlichen Lebens, wenn wir es so tun.
So treiben wir es auch voran. Wir lesen noch weiter – das machen wir dann beim nächsten Mal. Von dem Spott, der heute nicht mehr reinpasst, sprechen wir später. Ich glaube, das hat jetzt genügt und hat uns ermutigt, das Gemeinsame zu sehen und zu entdecken.