Einleitung und Fragestellung zur Gewissheit im Christentum
Das Thema heute Abend lautet: „Gibt es Gewissheit in religiösen Dingen?“
Nach dem, was ich Ihnen gestern Abend gesagt habe, gibt es in religiösen Dingen keine Gewissheit. Besser wäre es, die Frage so zu stellen: Gibt es im Christentum Gewissheit? Gibt es im Christentum Gewissheit – so würde ich es formulieren.
Zunächst möchte ich sagen, dass wir Menschen von heute eigentlich seltsame Typen sind. Neulich ging ich über die Straße und traf eine Frau mit ihrem Jungen. Ich sagte: „Guten Tag, wo gehen Sie hin?“ Die Frau antwortete: „Zum Arzt.“
Ich fragte: „Warum gehen Sie zum Arzt?“ Die Frau sagte: „Ja, wissen Sie, wenn der Junge den Arm hochhebt, tut es ihm immer so weh.“
Ich antwortete: „Dann lass ihn doch den Arm untenlassen, dann tut es nicht weh.“
Sie sagte: „Ja, wissen Sie, man möchte doch wissen, ob es etwas Schlimmes ist.“
Da dachte ich: Sehen Sie, wenn jemand nur ein kleines Wehwehchen hat – selbst der stabilste Mann –, dann rennt er zum Doktor. Er will genau wissen, wo er dran ist, nicht wahr?
„Tut es hier weh, Herr Doktor? Es tut hier weh. Habe ich Krebs oder nur eine kleine Verrenkung?“ Man will wissen, woran man ist.
So ist es nicht nur auf dem Gebiet unseres Körpers, sondern so haben wir es auf allen Gebieten. Wir wollen wissen, woran wir sind.
Alltägliche Beispiele für das Bedürfnis nach Gewissheit
Ich hörte neulich folgende nette Geschichte:
Bei uns im vornehmen Viertel von Essen sucht eine Familie eine Hausgehilfin. Dann meldet sich eine Bewerberin.
„Ja, was verdiene ich denn?“, fragt sie.
Die Frau antwortet: „Sie haben also ein eigenes Zimmer, fließend warmes und kaltes Wasser, Fernsehapparat, Musiktruhe, einmal die Woche ganz frei, freie Station.“
Das Mädchen sagt: „Ja, schön und gut, ich will aber wissen, was ich verdiene, also ein paar Geld.“
Die Frau erwidert: „Also, was wir außerdem alles geben, da müssen wir uns mal einigen. Ich muss mal sehen, was Sie leisten.“
Darauf sagt das Mädchen: „Die Stelle nehme ich nicht an. Ich möchte von vornherein wissen, was ich kriege.“
Hat sie Recht? Für sie hat sie Recht, nicht wahr?
Sehen Sie, wir wollen wissen, wo wir dran sind. Wir wollen wissen, was hier am Portemonnaie drin ist. Da dulden wir keine Ungewissheit.
Auf allen Gebieten wollen wir wissen, wo wir stehen – nur auf dem allerwichtigsten Gebiet, nämlich Gott gegenüber, dem lebendigen Gott, da halten wir es aus in einer merkwürdigen Unklarheit.
Die paradoxe Unklarheit im Glauben vieler Menschen
Ich bin überzeugt, dass, wenn ich durch die Kirche gehe und frage: „Sagen Sie jetzt mal bitte ja oder nein, lebt Gott oder lebt Gott nicht?“, etwa ein Drittel antwortet: „Ja, genau weiß man es nicht.“
Wenn ich die gläubigen Christen frage, ob sie Kinder Gottes sind, können sie dann mit Sicherheit sagen: „Bis zum Schwören kann ich wissen, dass mein Schuldbrief zerrissen ist und die Zahlung vollbracht ist“? Die Antwort lautet meist: „Ja, ich hoffe doch.“
Verstehen Sie, wenn ich Gott gegenüberstehe, haben es Christen und Heiden erträglich gefunden, in großer Ungewissheit und Unsicherheit zu leben. Jedes kleine Bewegungen am Körper muss genau festgestellt werden, was es ist. Wortmeldend muss alles klar sein – aber Gott gegenüber?
Wenn ich in Schriesheim gehe und die Männer ansprechen könnte, die heute Abend nicht gekommen sind, dann würden sie wahrscheinlich sagen: „Glauben Sie, dass ein Gott lebt?“ – „Ja, wird wohl einer sein.“ – „Gehören Sie ihm?“ – „Weiß ich nicht.“
Sehen Sie, welche unerhörte Unklarheit sich selbst stabile, richtige Männer auf diesem Gebiet leisten! Das hat nicht nur einer meiner jungen Freunde erlebt, der Student ist und sich sein Geld auf dem Bauch verdient, sozusagen als Hilfsmauer nicht. Sie verdienen ihr Geld ja gerade dort, wo sie ein Semester lang studieren.
Spott und Unsicherheit gegenüber dem Christentum
Und der junge Mann arbeitet also auf dem Bau. Eines Tages kommen die Kollegen dahinter, dass er in der evangelischen Jugendarbeit mitarbeitet.
„Mensch, geht’s los! Du bist da bei Pastor Busch, ja?“, sagen sie. Nun beginnt ein ungeheurer Spott. „Da gehst du wohl sonntags in die Kirche, sicher! Jeden Sonntag, jeden Sonntag, jeden Sonntag bist du wahnsinnig!“
„Nee“, sagte ich, „ich gehe sogar noch eine Woche in die Bibelstunde.“ „Mensch, du musst verrückt sein!“
Dann geht es los: „Die Pfaffen, die machen heute bloß dumm und verdienen im Monat, ich weiß nicht, zwei Millionen oder acht Millionen oder so, nicht wahr? Und das ganze Christentum hat versagt. Es hatte zweitausend Jahre Zeit und hat versagt. Außerdem ist die Bibel ein großer Unsinn.“ So zieht ein riesiger Spott über den jungen Mann hinweg.
Der hat ein Fell wie ein Elefant und lässt das also über sich ergehen. Als die Brüder fertig sind, sagt er: „Tja, wo ihr so zum Christentum steht, da kann ich ja wohl annehmen, dass ihr alle aus der Kirche ausgetreten seid.“
Stille in der Runde. Dann sagt einer, ein Älterer: „Was heißt aus der Kirche ausgetreten? Mensch, ich glaube auch an den Herrgott! Du tust, als wärst du der Einzige, der Christ ist. Ich bin auch Christ, ich glaube auch an den Herrgott.“
Da sagen die anderen: „Überhaupt diese Art von dir, dass du dich besser fühlst als wir. Wir sind auch Christen, wir glauben auch an den Herrgott!“
Plötzlich war der ganze Spieß umgedreht. Sie riefen auf einmal unisono: „Wir glauben auch an den Herrgott, wir sind auch Christen!“
Mein Freund sagt, als sie fertig sind: „Ja, warum verspottet ihr mich dann?“
„Ach, du machst einen bloß verrückt, mit dir kann man nicht reden.“
Verstehen Sie, stabile Männer, die auf einen Satz drei Taschen Bier austrinken können auf dem Bau, wenn sie ordentlich geschwitzt haben, spotten zuerst mit großem Getöse über das Christentum. Wenn man sagt: „Mensch, da macht doch endgültig Schluss“, sagen sie: „Moment, ich bin auch Christ!“
Das könnte in Schriesheim genauso passieren, nicht wahr, oder in Weinheim – die Geschichte.
Die erschütternde Unsicherheit im Glauben
Ist das nicht erschütternd? Auf diesem Gebiet erlaubt man sich die größte Ungewissheit, die größte Unsicherheit.
In allen anderen Bereichen wollen wir wissen, woran wir sind. Nur Gott gegenüber bleibt alles offen. Wir sind mal christlich, mal heidnisch. Wenn die Nazis kommen und sagen „Raus!“, dann tritt man aus der Kirche aus. Kommt 1945 Konrad, tritt man wieder ein. Wenn eines Tages die Roten kommen, dann tritt man wieder aus. Alles ist im Fluss, nur keine Sicherheit.
Meine Freunde, hier habe ich Recht. Und ich fürchte, dass die allermeisten von Ihnen auch in dieser Ungewissheit, Unsicherheit und Unklarheit leben.
Die verbreitete Vorstellung von Glaubensunsicherheit
Jetzt ein zweites: Sie werden mir vielleicht ganz erstaunt entgegnen: „Ja, Pastor Busch, hat der christliche Glaube denn wirklich mit Gewissheit zu tun? Ist das nicht gerade der Witz beim Christentum, dass man da nichts weiß und alles bloß glauben muss?“
Vor kurzem sagte mir ein Mann wieder einmal den schönen Satz, den ich in meinem Leben vielleicht zehntausendmal gehört habe: „Wissen Sie, dass zwei mal zwei vier ist, das weiß ich. Aber im Christentum? Da weiß man nicht, da muss man eben glauben.“
Da ist also die Vorstellung, dass „zweimal zwei vier ist“ ganz sicher bekannt ist. Aber bei den christlichen Dingen müsse man den Verstand in den Koffer packen, in der Garderobe abgeben und einfach so ins Ungewisse, Unbestimmte irgendetwas glauben.
Nun, das ist die Überzeugung der meisten.
Oder es steht einer vor mir und sagt: „Ja, Pastor Busch, ihr Christen seid euch ja selber nicht einig. Nicht mehr! Da gibt es Katholiken und Evangelische, Lutheraner, Reformierte und Baptisten. Wer hat denn Recht? Mensch, da hat ja kein Mensch eine Ahnung, was richtig ist.“
Ich glaube, dass die ganze Christenheit im Grunde überzeugt ist, dass der christliche Glaube das Ungewisseste und Unsicherste ist, was es gibt.
Und sehen Sie, das ist ein riesengroßer Unsinn.
Die Gewissheit im Neuen Testament
Und was ich jetzt sage, bitte ich Sie, sich gut zu merken. Ich bewundere Sie, dass Sie trotz der schwülen Temperatur hierhergekommen sind. Ich kann mir vorstellen, dass Ihnen sehr warm ist.
Sie haben tagsüber gearbeitet und sind vielleicht müde, sodass Sie leicht einschlafen könnten. Deshalb bitte ich Sie, die nächsten Sätze ganz wach aufzunehmen.
Sehen Sie, was Christentum ist, das erfahre ich doch nur aus dem Neuen Testament, oder nicht? Ich kann Herrn Schulz oder Herrn Mayer nicht fragen, sondern ich schaue ins Neue Testament.
Und dort ist jede Zeile erfüllt von strahlender Gewissheit. Bitte glauben Sie mir, es ist lächerlich, dass die Christenheit so in Unklarheit lebt. Aber am Christentum liegt das nicht. Nein, das ganze Neue Testament ist erfüllt von strahlender Gewissheit.
Ich möchte Ihnen das kurz zeigen. Dort gibt es eine große Gewissheit, dass Gott lebt – nicht als höheres Wesen, nicht als Vorsehung, nicht als Schicksal, nicht als Herbert, sondern Gott, der Vater Jesu Christi, ist da.
Und woher wissen wir das? Er hat sich in Jesus geoffenbart.
Die Gewissheit von Gottes Leben und Liebe
Nun wissen wir das hundertprozentig. Es gibt so ein Lied: „Gott lebt! Sein Name ist Leben und Stärke, er heißt der Seinigen Sonne und Schild. Gott lebt! Sein Name gibt Leben und Stärke. Gott lebt!“
Schlagen Sie die Bibel auf, wo Sie wollen! Dort entstehen keine religiösen Probleme, sondern es wird bezeugt: Gott lebt. Gott lebt, der sich in Jesus offenbart hat. Und der Mensch, der ohne Gott lebt, lebt schräg, verkehrt, falsch. Er ist so närrisch wie jemand, der mitten im dicksten Verkehr über die Autobahn geht und sagt: „Was geht mit dem Verkehr?“
In der Bibel herrscht lauter Gewissheit. Ebenso ist dort die Gewissheit, dass dieser Gott, der Völker vernichten kann, der Gericht halten wird, mich brennend liebt. Das wird nicht nur vermutet. Lesen Sie mal Römer 8: „Ich bin gewiss, gewiss, dass weder Tod noch Leben mich scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“
Die Liebe Gottes kam in Jesus zu uns. Da vermuten wir nicht nur, dass Gott uns liebt – das wissen wir. Da ist ein Mann namens Paulus. Eines Tages haben sie ihn völlig ungerecht verhauen, mitgegeißelt und dann mit seinem Kollegen zusammen in ein schreckliches Gefängnis geworfen. Um Mitternacht fingen die beiden an zu singen. Sind die verrückt geworden? Nein, im Gegenteil! Sie halten sich vor Freude an der Liebe Gottes, die in Jesus kam.
Müssen Sie singen? So gewiss ist es! Da könnte jemand sagen: „Er liegt im Gefängnis, er muss wahnsinnig sein.“ Aber wo ist die Liebe Gottes? „Er hat uns in Jesus geliebt. Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz.“ Vor Freude müssen wir singen. Kennen Sie das? Haben Sie eine Ahnung davon?
Es ist gewiss, dass Gott lebt. Es ist gewiss, dass Gott mich liebt. Die Menschen der Bibel sind gewiss geworden, dass sie ihm gehören. Da sagt einer im 150. Psalm: „Er wird mich erlösen von der Hölle Gewalt, denn er hat mich angenommen.“ Nicht: „Ich hoffe, ich werde mal selig.“ Sondern: „Ich weiß, er hat mich angenommen.“
Oder ich zitiere nur so: „Er hat uns errettet von der Obrigkeit der Finsternis und versetzt in das Reich des lieben Sohnes.“ Wir haben eine Existenzveränderung durch Jesus erlebt, und wir wissen das. Wir wissen, dass wir vom Tod zum Leben gekommen sind. Wir wissen es! Können Sie das sagen? Wir wissen, dass wir vom Tod zum Leben gekommen sind. Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.
Die Bibel ist voll von lauter Gewissheit. Woher kommt in unserem Volk dieser unsinnige Satz: „Zweimal zwei ist vier, das weiß ich. Aber im Christentum muss ich glauben.“ „Zweimal zwei ist vier, das weiß ich, aber dass Gott lebt, weiß ich noch viel gewisser.“ So sagt die Bibel: „Zweimal zwei ist vier, das weiß ich, aber dass Jesus uns liebt, das weiß ich noch viel gewisser.“
Und die Menschen der Bibel, die sich zum lebendigen Gott bekehrt haben, sagen: „Zweimal zwei ist vier, das wissen wir. Aber dass wir Kinder Gottes geworden sind, das wissen wir noch viel gewisser.“
Die Abweichung der heutigen Christenheit vom neutestamentlichen Glauben
Jetzt frage ich Sie: Wo findet man in der heutigen Christenheit eine solche strahlende Gewissheit? Wo?
Daran merkt man, dass wir ein Stück weit vom Neuen Testament abgekommen sind. Und genau dorthin müssen wir wieder zurückkehren.
Hören Sie auf mit einem halbherzigen Christentum. Es lohnt sich nicht, nur ein bisschen Christentum zu leben. Es lohnt sich nur, wirklich einen neutestamentlichen Christenstand einzunehmen.
Dieses Gewisssein, dass man ein Kind Gottes ist, gerettet und versöhnt, den Heiligen Geist hat und dieses Wissen besitzt – das lohnt sich. Alles andere lohnt sich nicht.
Die Gewissheit im Gesangbuch und im Bekenntnis
Und sehen Sie, dieselbe strahlende Gewissheit klingt uns aus dem ganzen Gesangbuch entgegen. Ich möchte nur einmal so zitieren:
„Nun weiß und glaub ich's feste, ich rühm's auch ohne Scheu,
dass Gottes Höchst und Beste mein Freund und Vater sei.“
Ich habe das meine Kompromanten immer so aufsagen lassen. Nun weiß und glaub ich's feste. Und bei der Kompromantenprüfung brüllten sie los, während alle Eltern zusammenzuckten.
Schauen Sie, ich wollte Ihnen das gern beibringen: Christenstand ist nicht ein Wandern im feuchten Nebel. Wirklicher Christenstand ist ganz feste und strahlende Gewissheit. Der Grund, auf dem ich mich gründe, ist Christus und sein Blut. Ich weiß, woran ich glaube, ich weiß, was fest besteht, wenn alles hier im Staub wie Staub und Rauch verweht.
Ah, meine Freunde, das möchte ich den Weltmenschen sagen und allen Halbbekehrten und halben Christen: Christenstand hat nichts mit Ungewissheit und Unsicherheit zu tun.
Nehmen Sie zum Beispiel ein solches Wort: „Sein Geist gibt Zeugnis meinem Geist, dass ich ein Kind Gottes bin.“ Das gibt ein ganz anderes Bild, als man gemeinhin annimmt, nicht wahr?
Sehen Sie, das kommt daher, dass man das Wort „Glaube“ so verkehrt versteht. Ich treffe also jemanden auf der Straße, dessen Uhr stehen geblieben ist. Ich frage: „Verzeihen Sie, wie viel Uhr ist es?“ Er sagt: „Ich glaube, es ist jetzt halb vier.“ Das heißt so viel wie: „Genau weiß ich es nicht.“
Man hat also aus dem Wort „Glaube“ etwas gemacht, das bedeutet, man weiß etwas nicht ganz genau. Und das Gegenteil ist richtig. Christlicher Glaube ist feste Gewissheit.
Jetzt lassen Sie mich das nochmals anders sagen: festeste Gewissheit, dass objektiv Gott lebt und seine Offenbarung in Jesus Wahrheit ist, auch wenn die ganze Welt sie ablehnt. Dass Jesus zur Versöhnung starb und Sünder errettet. Und wenn niemand davon Gebrauch macht, ist das wahr. Dass Jesus von den Toten auferstanden ist.
Der Glaube weiß das todsicher. Wenn zehntausend Professoren aufstehen und einem gläubigen kleinen Jungen erklären, dass Jesus nicht auferstanden ist, dann nicht.
Am Schluss sagte er: „Verehrte zehntausend Professoren, ich sage mit Hiob: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“
So spricht der Glaube in großer Gewissheit.
Die Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg als Bild für Glaubensgewissheit
Ich habe einmal eine nette Geschichte erlebt. Ich war in einem badischen Regiment im Ersten Weltkrieg, bei den Fünfzigern Karlsruhe. Wir waren einmal in Ruhestellung, und damals gab es noch einen Großherzog – die ganz Alten erinnern sich. Er hatte Geburtstag, und zu Ehren des Großherzogs haben wir eine Parade veranstaltet.
Es wurde furchtbar gebimst. Ich konnte meine Beine noch so hoch werfen, und mit dem Säbel haben wir Leutnants herumgefuchtelt. Es war alles dabei.
Nachdem die herrliche Parade mit Schinklerra und Bumsasa vorüber war, zog das Offizierskorps ins Casino. Dort fand eine Besprechung statt. Unter verkehrten Lichtern gab es eine köstliche Geschichte.
Der Kommandeur sagte zu einem Oberleutnant: „Hören Sie mal, Herr Oberleutnant Schneider, ich muss leider bemerken, Sie haben einen falschen Tritt gehabt.“
Darauf richtete sich der Oberleutnant auf und antwortete: „Verzeihen Sie, Herr Major, das ganze Regiment hat einen falschen Tritt gehabt, ich habe den richtigen gehabt.“
Da habe ich gedacht: Das ist ein stolzes Wort. Und, meine Freunde, so spricht der Glaube. So spricht der Glaube.
Wenn die ganze Welt ihm widerspricht, dann sagt der Glaube: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, ich weiß, woran ich glaube.“
Und wenn man mich mit einer kirchenvoll wissenschaftlichen Widerlegung überschüttet, dann sage ich: „Ich weiß es besser.“
Und wenn die ganze Welt abfiele, dann würde ich sagen: „Die ganze Welt hat einen falschen Tritt, ich habe den richtigen.“
So spricht der Glaube. So gewiss ist er, meine Freunde, so gewiss ist ein christlicher Glaube, wie er mir im Neuen Testament entgegentritt.
Die Aufforderung zur persönlichen Gewissheit
Und nun muss ich Sie fragen: Haben Sie so etwas schon erlebt? Fehlt Ihnen noch etwas?
Oh, wenn Sie heute Abend alle nach Hause gehen und zu sich sagen: „Ich habe gedacht, ich wäre ein Christ, aber ich bin keiner. Bei mir ist noch alles unklar“, dann habe ich nicht umsonst gesprochen.
Ich erinnere mich an eine Freizeit, die ich einmal mit jungen Männern in Holland hatte. Nachts um zwei Uhr klopfte es an meiner Stuckentür. Ich mache auf, und da steht die ganze Gruppe in Schlafanzügen. Ich frage: „Was wollt ihr?“
Da sagt einer: „Wir haben geglaubt, wir wären Christen, aber jetzt haben wir gemerkt, dass wir es nicht sind.“ Das hat sie so unruhig gemacht, dass sie mitten in der Nacht Klarheit haben wollten.
Das ist schon etwas wert, wenn wir erkennen, dass unser ganzer Christenstand weit entfernt ist von dem, was uns im Neuen Testament gezeigt wird. Dort gibt es strahlende Gewissheit.
Der Glaube als sechster Sinn
Spörtchen hat es einmal so ausgedrückt: Spörtchen war ein englischer Erweckungsprediger, ein gewaltiger Prediger, der sagte:
Der Glaube ist ein sechster Sinn. Sehen Sie, wir haben fünf Sinne, um diese Welt wahrzunehmen: Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken und Riechen. Ja, das sind die fünf Sinne, mit denen wir diese dreidimensionale Welt erkennen können.
Ein Mensch, der also nicht erleuchtet ist, sagt: „Wo soll Gott sein? Ich sehe ihn ja gar nicht. Und Jesus? Ich sehe ihn auch nicht. Ich glaube das alles nicht – mit Auferstehung und seinem Kreuz.“
Wenn uns nun Gott durch seinen Heiligen Geist Erleuchtung gibt – darauf kommt es an –, dann bekommen wir einen sechsten Sinn. Wir haben dann nicht nur Sehen, Hören, Schmecken, Fühlen und Riechen, sondern einen sechsten Sinn, der die andere Welt erkennt. Das ist das ewige Leben, das uns befähigt, dich, der du ein wahrer Gott bist und den du gesandt hast, Jesum Christum, zu erkennen.
Sechster Sinn – das ist Gewissheit.
Gespräch mit einem Großindustriellen über die Unklarheit des Christentums
Ich habe so viele Vorträge gehalten, dass ich jetzt nicht mehr genau weiß, ob ich Ihnen schon einmal die Geschichte von dem Großindustriellen erzählt habe. Kurz vor meiner Abreise war ich in Essen bei einem bedeutenden Industriellen. Es war ein hohes Bürohaus, ein Turm, der ringsum mit Glas versehen war. Von dort aus konnte man fast die halbe Stadt Essen überblicken.
Man ging durch ein Vorzimmer, dann noch ein Vorzimmer, dann wieder eines und noch eines. Schließlich kam eine Polstertür, und dahinter saß er. Ich saß ihm gegenüber, und was ich von ihm wollte, war bald erledigt. Dann kamen wir ins Gespräch.
Er sagte: „Es ist interessant, einen Pastor oder Pfarrer bei sich zu haben.“
„Sicher“, antwortete ich, „das ist wirklich interessant.“
Er fuhr fort: „Sagen Sie mal, ich habe nach dem Krieg einige Tagungen mitgemacht, aber ich habe doch den Eindruck...“
„Na, sagen Sie schon“, unterbrach ich ihn. „Ich habe gute Nerven.“
„Ich habe den Eindruck“, sagte er, „dass das Christentum eine sehr unklare Sache ist. Man hat uns Vorträge gehalten über Themen wie: Der Christ und die Wirtschaft, der Christ und die Aufrüstung, der Christ und die Abrüstung, der Christ und das Geld, der Christ und seine Großmutter und so weiter. Aber sachliche Vorträge über das Christsein, das Gesangbuch der Christen, die Kirche der Christen – das gab es nicht. Man hat mir nie gesagt, was ein Christ eigentlich ist. Das wissen die Leute offenbar selbst nicht.“
Da saß ich also in diesem schönen Büro, und er sagte mir das ganz unverblümt ins Gesicht – oder wie man bei uns sagt, „vor die Schwarte“. „Das wissen die Leute selbst nicht.“
„Oh“, sagte ich, „da irren Sie sich. Können Sie mir sagen, was ein Christ ist? Können Sie mir sagen, was ein Christ ist?“
„Oh ja“, sagte ich, „das möchte ich Ihnen ganz klar sagen. Das ist nichts Unklares.“
Er begann: „Die einen sagen, ein Christ sei, wer mit der Polizei keine Probleme hat, die anderen sagen, ein Christ sei, wer an Gott glaubt, und wieder andere meinen, ein Christ sei, wer kirchlich getauft und beerdigt ist.“
„Was ein Christ ist, Herr Generaldirektor, das werde ich Ihnen sagen. Setzen Sie sich hin und halten Sie sich gut fest!“
„Antwort ohne Horn und Zelle: ganz klare Sache, gar nichts Ungewisses. Ein Christ ist ein Mensch, der aus Herzensgrund sagen kann: Ich glaube, dass Jesus Christus wahrhaftiger Gott ist, vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch, geboren von der Jungfrau Maria. Mein Herr ist er.“
„Kennen Sie diesen Satz? Haben Sie den reformierten Katechismus hier? Lernen Sie den reformierten Katechismus? Haben Sie die Erklärung mal gelernt?“
Er schaute mich entgeistert an.
„Ein Christ ist jemand, der sagen kann: Ich glaube, dass Jesus Christus mein Herr ist, der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöst hat.“
Da nickte er. Er verstand das, er gab es zu. „Das sind wir“, sagte er.
„Gut, dann geht es weiter: Er hat mich erlöst, erworben und gewonnen von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels.“
Wieder nickte er. „Von der Gewalt des Teufels? Davon kenne ich einiges.“
„Nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und seinem unschuldigen Leiden und Sterben.“
„Außerdem ist er mein Eigentum. Sehen Sie, wer das sagen kann: Eigentum Jesu. Er hat mich erkauft von Sünde, Tod und Hölle durch sein Blut. Ich weiß es, ich bin jetzt sein Eigen.“
„Wer das sagen kann, Herr Generaldirektor, der ist ein Christ. Das ist eine große Gewissheit.“
In dem Büro herrschte einen Augenblick Stille. Dann fragte er: „Wie komme ich da hin? Wie komme ich da hin?“
Ich sagte ihm: „Hören Sie, ich erfahre gerade von Ihrer Sekretärin, dass Sie bald in Urlaub fahren. Ich schicke Ihnen heute Nachmittag ein Neues Testament zu. Das werden Sie mitnehmen und jeden Tag ein Stückchen im Johannesevangelium lesen und darüber beten. Dann kommen Sie da hin.“
„Ich möchte Ihnen auch sagen: Wer nicht jeden Tag seine stille Viertelstunde mit dem Neuen Testament verbringt und ein bisschen im Johannesevangelium oder Lukasevangelium liest und darüber betet, bei dem ist mit seinem Christentum überhaupt nichts los. Dann bekommen Sie Klarheit. Es ist Ihnen dann so deutlich wie der Satz ‚zwei mal zwei ist vier‘. Dass das Christentum unklar sei, ist blödsinniger Unsinn.“
„Ich hätte es gerne noch stärker ausgedrückt, aber Sie haben nicht so gute Nerven. Aber Sie verstehen mich. Der Christenstand, wie er mir im Neuen Testament entgegentritt, ist Gewissheit, dass die objektiven Wahrheiten wahr sind und dass ich sie subjektiv im Glauben ergreifen darf, errettet werden kann und es dann auch weiß.“
„Meine Freunde, diese ganze unsichere Christenheit – das sind ja gar keine Christen. Wenn ich jetzt durch die Reihe ginge und sagen würde: ‚Moment mal, Mutti, wenn Sie heute Abend überfahren werden und tot sind, kommen Sie in den Himmel?‘ Dann höre ich: ‚Ja, ich hoffe doch.‘“
„Ach, Mutti, das muss man wissen, finden Sie nicht? Ich könnte nicht leben, wenn ich nicht wüsste, ob ich angenommen bin. Da frage ich junge Menschen: ‚Hast du Jesus lieb?‘ ‚Ja.‘ ‚Hat er dich angenommen?‘ ‚Bist du sein Eigentum?‘ ‚Ja.‘ ‚Ich weiß nicht genau, es sind noch so viele Kämpfe.‘“
„Oh Mann“, sage ich, „so könnte ich nicht leben. Das muss ich wissen, ob er mich angenommen hat. Ihr unsicheren Christen, die nicht einmal wissen, ob Gott da ist oder nicht, die über euer Geldverhalten genau Bescheid wissen, über Gott aber nicht – ihr seid ja gar keine Christen.“
„Nach dem Neuen Testament sind Christen diejenigen, die sagen können: ‚Ich glaube, dass Jesus Christus mein Herr geworden ist.‘“
Die Geschichte vom General Fiebern: Christsein ist mehr als ein Name
Ich möchte noch eine schöne Geschichte erzählen, die Sie vielleicht kennen. Sie stammt vom General von Fiebern. Er berichtete, wie er einmal bei einem Manöver durch den Wald geritten ist. Dabei blieb er an einem Baum hängen und riss sich einen Winkel in den Rock – ein richtiges Loch. Für einen Major oder Oberst, was er damals war, ist das natürlich nicht schön.
Als er abends in einem Quartierdorf ankam, saßen auf einem Mäuerchen ein paar Soldaten. Er hielt sein Pferd an und rief: „Ist unter euch ein Schneider?“
Da sprang einer auf, stellte sich auf und sagte: „Jawohl, Herr Major, ich bin Schneider.“
Der Major antwortete: „Dann kommen Sie gleich in mein Quartier im Gasthof zum Lamm und flicken Sie meinen Rock.“
Der Soldat entgegnete: „Das kann ich aber nicht.“
„Wieso können Sie das nicht? Sie sind doch Schneider!“, fragte der Major erstaunt.
Der Soldat erwiderte: „Verzeihung, Herr Major, ich heiße Schneider, aber ich bin kein Schneider.“
Daraufhin sagte General von Fiebern treffend: So kann man von den allermeisten Christen sagen, wenn im Fragebogen bei Religion „christlich“ oder „evangelisch“ steht: „Ich heiße Christ, aber ich bin kein Christ.“
Oh, das ist ein erbärmlicher und gefährlicher Zustand, meine Freunde, weil man in diesem Fall überhaupt nicht errettet ist.
Wie erlangt man Glaubensgewissheit?
Und nun muss ich noch einen Schritt weitergehen. Oh, die Zeit vergeht. Ich rede zu lang, und man merkt, dass ich alt werde.
Meine Freunde, Sie werden mich fragen: Wie kommt man zu solcher Gewissheit? Nun, dazu gäbe es viel zu sagen. Bitten Sie Gott darum. Fangen Sie an, regelmäßig in der Bibel zu lesen, jeden Tag eine stille Viertelstunde!
Aber ich möchte Ihnen jetzt etwas Wichtiges sagen: Man kommt zur Glaubensgewissheit nicht über den Verstand, sondern über das Gewissen. Ich spreche hier von einer sehr wichtigen Sache. Bitte, meine Herren, hören Sie mir gut zu: Man kommt zur Glaubensgewissheit nicht über den Verstand, sondern über das Gewissen.
Also sehen Sie, wenn man heute mit Männern ins Gespräch kommt über das Christentum, dann fangen sie an: „Ja, Herr Pastor, ich kann nicht gut glauben. In der Bibel sind so viele Widersprüche!“ Widersprüche! Ja, da wird zum Beispiel erzählt, dass Adam und Eva zwei Söhne hatten, Kain und Abel. Kain schlug Abel tot, er war allein noch übrig, und er ging in ein fremdes Land und suchte ein Weib.
Ja, wenn das die einzigen Menschen waren, wie konnte er dann eine Frau suchen? Herr Pastor, das kann ich gar nicht verstehen. Haben Sie diese Geschichte auch schon gehört? Mit dieser Geschichte retten sich die deutschen Männer vor Gott.
Ich pflege in solchen Fällen zu sagen: Das ist ja interessant. Hier haben Sie eine Bibel. Wo steht denn eigentlich, dass Kain in ein fremdes Land ging und ein Weib suchte? Wo steht das? Dann bekommen Sie solche Antworten: „Ja…“ Ich sage dann: Mensch, wenn Sie die ganze Bibel ablehnen, obwohl Tausende von gescheiten Leuten zum Glauben gekommen sind, und Sie noch gescheiter sein wollen, dann werden Sie ja wohl studiert haben, wo das eigentlich steht.
Ja, dann stellt sich heraus: Sie wissen es nicht. Und dann schlage ich die Bibel auf und zeige Ihnen, dass das so gar nicht da steht. Es steht nicht, dass Kain in ein fremdes Land ging und ein Weib suchte, sondern dass Kain in ein fremdes Land ging und sein Weib erkannte – er hat sie mitgenommen.
Wer war denn diese Frau? Das heißt, Adam und Eva hatten viele Söhne und Töchter. Das war eine Schwester. In der Bibel steht ausdrücklich, dass Gott wollte, dass von einem Geschlecht alle Menschengeschlechter abstammen. Deshalb mussten zuerst die Geschwister heiraten. Später verbot Gott die Geschwisterehe. Alles klar? Alles klar.
Ich sage, das ganze dumme Geschwätz fällt in sich zusammen. So, jetzt passt auf: Ist der Mann jetzt zum Glauben gekommen? Ach, keine Rede. Er hat sofort eine neue Frage bereit. „Herr Pastor, sagen Sie mal…“ Und dann geht es weiter.
Und da wird deutlich: Ich könnte so einem Mann hunderttausend Fragen beantworten, und er ist hinterher noch genauso verfinstert wie vorher. Der Glaube kommt nicht durch den Verstand, sondern durchs Gewissen.
Die Bedeutung des Gewissens für den Glauben
In Essen war einer meiner Vorgänger ein Pfarrer Dammern, ein beeindruckender Erweckungsprediger. Eines Tages kam ein junger Mann zu ihm und stellte Fragen nach Karins Weib und ähnlichem. Dammern wischte das vom Tisch und sagte: „Junger Mann, Jesus Christus ist nicht gekommen, um spitzfindige Fragen zu beantworten, sondern um Sünder selig zu machen. Und wenn Sie mal armer Sünder sind, dann kommen Sie wieder. Wollen Sie diesen Satz mitnehmen?“
Ich habe Ihnen neulich schon einmal gesagt: Jesus Christus ist nicht gekommen, um spitzfindige Fragen zu beantworten, sondern um Sünder selig zu machen. Leute mit unruhigem Gewissen, Menschen, die wissen, ihr Leben stimmt nicht, die mit sich selbst nicht fertig werden, können an Heilern Glauben lernen. Dann kommt der Verstand hinterher.
Oh, sehen Sie, ich habe eine Geschichte erlebt, die ich Ihnen gerade noch einmal erzählen muss. Ich komme in ein Krankenzimmer, in dem sechs Männer lagen. Als ich reinkam, empfingen sie mich freudig. „Ach, Herr Pastor, wie schön, dass Sie kommen! Wir haben eine Frage – oder besser gesagt, was für eine Frage!“ Ich merkte ihnen an, dass sie mir eine Falle stellen wollten. Dann sagte einer unter der Spannung der anderen: „Sie glauben doch, dass Gott allmächtig ist?“ – „Ja, das glaube ich.“ – „Kann Ihr Gott einen Stein schaffen, der so schwer ist, dass er ihn selbst nicht mehr aufheben kann?“
Ist Ihnen der Witz klar? Sage ich: „Ja.“ – „Ist Gott nicht allmächtig?“ – „Nein, ist er auch nicht allmächtig.“ – „Kann Ihr Gott einen Stein schaffen, der so schwer ist, dass er ihn selbst nicht aufheben kann?“ Einen Moment überlegte ich, ob ich das erklären sollte, aber dann kam es mir zu dumm vor. Also sagte ich: „Junger Mann, stellen Sie erst einmal die sicherste Frage: Haben Sie wegen diesem Stein schon mal schlaflose Nächte gehabt?“
„Schlaflose Nächte?“ sagt er. „Nee.“ Da sagte ich: „Sehen Sie, seit ich sechzig geworden bin, muss ich meine Kräfte sparen. Ich kann nur noch Fragen beantworten, über die die Leute schlaflose Nächte haben. Junger Mann, seien Sie doch so gut und sagen Sie mir, worüber Sie schlaflose Nächte haben!“ Darauf antwortete der Junge prompt: „Ach, die Sache mit meinem Mädel. Wir erwarten Kinder, wir können noch nicht heiraten.“
So sagte ich: „Darüber haben Sie schlaflose Nächte?“ – „Ja.“ – „Dann lassen Sie uns doch davon reden!“ – „Hat das denn mit dem Christentum zu tun?“ fragte er. „Oh,“ sagte ich, „die Sache mit dem Stein hat nichts mit dem Christentum zu tun, aber die Sache, sehen Sie, Sie sind schuldig geworden. Sie haben Gottes Gebot übertreten und ein Mädchen verführt. Jetzt überlegen Sie, wie Sie sich durch größere Sünde wieder retten könnten. Sie sind festgefahren in Schuld und Sünde.“
„Sie können nur geholfen bekommen, wenn Sie umkehren zum lebendigen Gott, Buße tun und sagen: Ich habe gesündigt. Und da ist ein Heiland, der kann Ihnen zu Recht helfen.“ Der junge Mann hörte zu, er war in großer Not. Auf einmal wurde ihm klar: Jesus kann mir helfen. Hier war eine Rettung für mein verkorkstes Leben.
Verstehen Sie, er wollte über den Verstand gehen, das war alles so dummes Zeug. Aber als sein Gewissen angerührt wurde, da wurde es auf einmal heller. Ist Ihnen das deutlich? Wir kommen zur Gewissheit des Heils nicht über die Beantwortung von spitzfindigen Fragen, sondern indem wir unserem Gewissen Recht geben und Gott einmal sagen: „Ich habe gesündigt.“ Dann geht einem der Heiland auf, der am Kreuz hängt. Dann kann man erfahren: Dir sind deine Sünden vergeben. Und dann kann man erfahren: Du bist angenommen.
Über das Gewissen geht der Weg und nicht über die Vernunft.
Das Bild der bunten Glasfenster als Sinnbild für den Glauben
Und nun muss ich schließen. Zum Schluss erzähle ich eine kleine biblische Geschichte.
Sehen Sie, wenn man zur Gewissheit des Heils kommen will, dann muss man etwas riskieren – darf ich das so ausdrücken – etwas riskieren. Hier sind bunte Glasfenster. Bitte schauen Sie sich die Glasfenster bei hellem Tageslicht von außen an. Dann erscheinen sie so dunkel wie jetzt, man erkennt kaum etwas.
Wenn Sie jedoch in die Kirche hineingehen, dann leuchten die Fenster auf einmal. Genau so ist es mit dem christlichen Glauben. Solange ich ihn nur von außen betrachte, verstehe ich einfach nichts. Es ist dunkel, ich muss hineingehen. Ich muss es mit Jesus wagen, mich diesem Heiland anvertrauen und in das Gebäude eintreten. Dann wird alles klar.
Dieser Schritt hat mich vom Tod zum Leben geführt, in die Arme Jesu. Und auf einmal verstand ich das ganze Christentum. Verstehen Sie: Man kann es nicht von außen betrachten, man muss einen Schritt hinein tun.
Die biblische Geschichte von der Entscheidung der Jünger
Und nun die biblische Geschichte: Da hat der Herr Jesus einmal gepredigt, und Tausende hörten ihm zu. Plötzlich sagte er ein schreckliches Wort: So wie ihr seid, könnt ihr nicht ins Reich Gottes kommen. Ihr müsst wiedergeboren werden. Eure Natur, auch die beste, taugt nicht für das Reich Gottes.
Hinten stehen ein paar Männer und sagen: „Komm, wir gehen, das ist ja unverschämt, was er sagt.“ Und so gehen die drei Männer. Dann sehen sechs Frauen das und sagen: „Die Männer gehen, komm, gehen wir auch.“ Auch die Frauen gehen. Schließlich sagen ein paar Jungs: „Die Männer gehen, komm, gehen wir.“ Und auf einmal bröckelt es ab. Es muss schrecklich sein.
Stellen Sie sich vor, während meiner Rede stünden sie auf und gingen alle weg, und ich bliebe allein zurück mit meinem ersten Zuhörer. So war das. Schrecklich! Plötzlich ist Jesus allein, die Tausenden sind weggelaufen, während er spricht. Sie wollen nicht mehr zuhören. Nur die zwölf Jünger bleiben.
Wenn ich der Herr Jesus gewesen wäre, hätte ich gesagt: „Bleibt doch wenigstens ihr, verlasst ihr Treuen mich nicht!“ Doch mein Heiland macht es anders. Wissen Sie, was er sagt? Er sagt: „Ihr dürft auch gehen, wenn ihr wollt.“ Im Reich Gottes gibt es keinen Zwang. Es ist das einzige Reich, wo es keine Polizei und keine Gesetze gibt. Ihr dürft gehen. Das Reich Gottes ist das Freiwilligste, was es gibt. Ihr dürft gehen, bitte!
Die Jünger sind versucht mitzugehen. Wenn sechstausend Menschen weglaufen, läuft man gern mit, nicht? So wären die Jünger gern schon mitgelaufen. Doch Jesus sagt: „Bitte, ihr dürft gehen.“ Er macht die Türen weit auf. Ihr dürft verloren gehen, ihr dürft gottlos sein, ihr dürft in die Hölle gehen, wenn ihr wollt.
Da sieht er Petrus. Nach einem überlegten Augenblick fragt er sich: Wohin soll ich denn gehen? Wohin? Ein Leben mit Arbeit und Mühe wie ein Pferd oder ein Leben im Schmutz der Sünde – das ist doch alles nichts. Am Ende steht der Tod, die Hölle.
Dann fällt sein Blick auf Jesus, und ihm wird eins ganz gewiss: Es lohnt sich nur ein Leben, das mit Jesus gelebt wird. Da sagt er: „Herr Jesus, wohin sollen wir denn gehen? Es ist doch alles Bruch! Wohin? Du hast Worte des ewigen Lebens!“
Und wir haben geglaubt und erkannt – hören Sie die Gewissheit: „Dass du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Bei dir bleiben wir!“ Meine Freunde, so kommt man zur Gewissheit. Man schaut die Lebenswege an und erkennt: Jesus ist die einzige Chance für uns.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch solche strahlende Gewissheit bekommen: „Wir haben geglaubt und erkannt, dass du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
Schluss und organisatorische Hinweise
So, nun wollen wir das Lied Nummer zehn anstimmen.
Darf ich vorher sagen: Das Opfer am Ausgang ist bestimmt für die Essener Jugendarbeit. Diejenigen, die den Zug erreichen müssen, werden gebeten, während dieses Liedes die Kirche zu verlassen – nur die, die den Zug erreichen müssen, damit sie ihn rechtzeitig bekommen.
Lied 10, Vers 3, und der letzte Vers: „Der Grund, da ich mich gründe, und mein Herz geht ins Sprüngen.“
Nun muss ich Ihnen noch ein paar Dinge bekanntgeben. Morgen früh findet hier um halb zehn der Gottesdienst statt. Sie werden gebeten, die Liederblätter auf den Bänken liegen zu lassen, bitte.
Morgen Nachmittag um 16 Uhr haben wir die Jugendversammlung. Bitte laden Sie alle jungen Leute herzlich dazu ein. Die Versammlung wird von meinen Essener Jugendlichen gestaltet.
Und morgen Abend haben wir den letzten Vortrag über das Thema „Weiter wursten oder leben“. Ich lade Sie noch einmal kräftig dazu ein.
Das Opfer am Ausgang ist, wie gesagt, für die Essener Jugendarbeit bestimmt.
Bitte beachten Sie auch das Buch „Magier, Zöllner, Jünger“, in dem ich einige meiner kurzen Predigten zusammengestellt habe, die ich in der großen Essener Gemeinde halten durfte.
Nach dem Schlussgebet singen wir stehend das Lob, Lied 15, Vers 3: „Lob, Ehr und Preis sei Gott.“
Lassen Sie uns beten!