Vier wesentliche Lebensfaktoren
Irgendetwas fehlt. Aber was genau?
Ich habe kürzlich gelesen, dass im Leben vier Faktoren stimmen müssen. Erstens die Bildung. Mit ein bisschen Herzensbildung ist kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Es braucht eine neun bis dreizehnjährige Schulbildung, eine drei bis fünfjährige Berufs- oder Universitätsausbildung. Wer dann meint, am Ziel seiner Träume zu sein, täuscht sich gewaltig. Denn danach kommen Abendkurse, Fernkurse und Sommerkurse. Nur der Fortgebildete, Weitergebildete und oft genug auch Eingebildete ist im Sinne des Bildungsangebots im Bilde. Er gehört zu den Gebildeten und liest die Bild-Zeitung. Bildung muss stimmen.
Dann zweitens: die Bewegung muss stimmen. Mit einem Sonntagsspaziergängchen ist der Kreislauf nicht in Schwung zu halten. Es braucht morgens ein paar Kniebeugen, mittags ein paar Armbewegungen und abends ein richtiges Jogging. Wissen Sie, Trimmen, umgangssprachlich gesagt. Ich habe es einmal versucht – einmal und nie wieder.
Bevor ich auf den Trimmdichpfad gegangen bin, habe ich nachgelesen, was Trimmen eigentlich heißt. Nach Duden bedeutet es, das Schiff in ordentlichen Zustand zu bringen oder Hunden das Fell zu scheren. Ich wollte also mein Lebensschiff in Ordnung bringen, ohne dabei auf den Hund zu kommen. Beides ist mir gründlich misslungen.
Dabei hatte es so gut angefangen. Wissen Sie, bei der ersten Tafel verneigte ich mich wie der Balzpriester. Aber bei der zweiten Tafel wurde es schon schwieriger, da musste man so einen Balken ins Kreuz nehmen. Da erinnerte ich mich an das Wort: Man soll sein Joch in der Jugend tragen und nicht im Alter.
Dann kam jene Stange, ein Reck. Da hing ich zwischen Himmel und Erde wie der Absalom. Und dann kam das Schlimmste: der Sprung in die Grube, in die Sandgrube. Diesen Höhepunkt wollte ich mir ersparen, weil ich wusste, ich würde mit Leid hinunterfahren in die Grube. Aber meine Söhne riefen: „Auf geht’s, Papa!“ Und dann tat es einen großen Fall.
Die Freunde, bei mir hat es ausgetrimmt – mittelalterliche Foltermethoden für jedermann. Zoom Quiqui, jedem das Seine. Aber immerhin: Trotzdem muss Bewegung sein. Das ist das Zweite, was stimmen muss.
Das Dritte ist die Erholung, das Sich-fallen-lassen, auf Deutsch: Relaxing. Wissen Sie, ganz entspannt. Man liegt auf dem Boden, schaut in eine Kerze oder in die Sterne und legt eine Musik von Nietzsche auf. Richtig gehende Erholung.
Und das wichtigste, vierte: die Ernährung. Mit einer schwäbischen Schlachtplatte ist das Gewicht nicht zu halten. Es braucht heute Körner – und zwar immer mehr Körner. Morgens Körner, mittags Körner, abends Körner. Man muss aufpassen, dass man am Schluss nicht kikriki schreit.
Diese vier Faktoren müssen stimmen.
Ein Leben, das trotz allem nicht stimmt
Diese Frau, die wir vorhin gesehen haben, die hatte es wirklich drauf. Sie war gebildet. Industriekauffrau wird man nicht einfach so, da gehört eine Ausbildung dazu. Außerdem war sie aktiv. Sie saß nicht zu Hause und knabberte, wie ihr Mann, an Salzstangen. Stattdessen ging sie hinaus in die frische Luft. Erholung hatte sie sicher auch, zum Beispiel in Malativen und auf Mallorca.
Ich bin überzeugt, dass sie auch auf die richtige Ernährung achtete. So schlank, wie sie aussah, aß sie sicher nicht Kartoffeln mit Soße, Spätzle mit Soße oder Schweinebauch mit Soße. Bei ihr stimmte also alles. Und trotzdem stimmt etwas nicht. Irgendetwas passt nicht, irgendetwas funkt nicht. Irgendetwas fehlt.
Sie hatte doch eine tolle Ehe. Vielleicht gab es einige Spannungen und Schwierigkeiten, aber keinen Zusammenbruch. Sie hatte eine Tochter, sechs Jahre alt, die war gut drauf und hatte eine schöne Stimme. Außerdem hatte sie einen Job. Wer in acht Jahren nicht wegrationalisiert wird, hat schon etwas drauf. Sie hatte alles, es stimmte alles. Und doch stimmt es nicht.
Irgendetwas fehlt, irgendetwas funkt nicht. Eines wusste sie ganz sicher: Was nicht fehlt, ist der Glaube. Der Glaube fehlt nicht, der Glaube ist es nicht. Der Glaube ist ja Quatsch mit Soße.
Zweifel am Glauben und die Suche nach Sinn
Wenn man Goethe gelesen hat, gerade im Jubeljahr, und sich mit „Dichtung und Wahrheit“ sowie den Lebenserfahrungen dieses Denkmals in Deutschland beschäftigt, könnte man auf den Satz kommen, den sie so gesagt hat: Im letzten Grunde sei Glaube „Quatsch mit Soße“. Denn Goethe hat ja gesagt, es komme alles darauf an, dass man glaube. Was man glaube, sei völlig gleichgültig.
Der Glaube ist ein Potpourri aus netten Gedanken und Irrvorstellungen, ein Herbststrauß mit wunderschönen Sonnenblumen und fürchterlichen Disteln.
Ich war vor 14 Tagen in Brasilien zu Diensten und wurde dort in einem Haus untergebracht. Es war heiß, trotz Winter, furchtbar heiß. Ich ging zum Fenster und riss die Läden auf. Doch da stand ein grünes, hohes, faustdickes Ding. Ich dachte: Schlange, Brasilien, gefährliche Schlange. Ich machte das Fenster zu, raste ins Bett, zog die Decke über den Kopf und schwitzte wie ein Dschungelaffe.
Am Morgen stand ich auf, und im Morgengrauen sah ich, dass es keine Schlange war. Dieses grasgrüne, faustdicke Ding war ein Kaktus, der dort senkrecht am Haus emporwuchs. Ich dachte, ich glaubte, der Kaktus sei eine Schlange – das ist auch ein Glaube.
Und wie hat Goethe gesagt? Beim Glauben kommt es darauf an, dass man glaube. Was man glaube, sei völlig gleichgültig. Hauptsache Glaube.
Dann wurde ich in ein anderes Quartier, in ein anderes Zimmer eingewiesen. Abends ging ich in mein schönes Zimmer, und da saß doch eine unglaubliche, faustgroße schwarze Spinne. Das hatte ich vorher gehört: Spinnen seien viel gefährlicher als Schlangen. Diesmal hatte ich Mut – Schwaben sind Kämpfer. Also holte ich mein Handtuch, machte einen Knoten, holte weit aus und schlug zu. Haargenau an der Spinne vorbei traf ich die Nachttischlampe.
Die Spinne saß unversehrt inmitten der Scherben. Die Nachbarn, die aufgeschreckt hereinkamen, erklärten mir, dass es ein insektenfressendes Tier sei und unglaublich nützlich. Ich hatte geglaubt, die Spinne sei ein Mörder. Das ist auch ein Glaube.
Wie hat Goethe gesagt? Hauptsache Glaube – egal was man glaube, nur das zählt. Nicht was man glaube, sondern dass man glaube.
Aber das ist doch trotz Goethe wirklich Quatsch mit Soße.
Glaube als Beziehung zu einer Person
Das möchte ich nicht so sagen: Hauptsache verheiratet, egal mit wem. Ich muss doch wissen, mit wem ich verheiratet bin.
Glaube hat nichts mit etwas zu tun, sondern mit jemandem. Glaube bezieht sich nicht auf eine Sache, sondern auf eine Person. Ich glaube an Jesus, der an Weihnachten geboren wurde. Ich glaube an Jesus, der am Kreuz gestorben ist. Ich glaube an Jesus, der auferstanden ist, und ich glaube an Jesus, der wiederkommen wird. Das ist der wahre Glaube.
Es wäre gut gewesen, wenn diese Frau sich hätte einladen lassen, einmal in die Kirche zu gehen. Vielleicht lassen sie sich auch wieder einladen, nachdem sie sich abgewöhnt haben, einen Gottesdienst oder eine Bibelstunde zu besuchen. Dort würden sie vielleicht eine Geschichte hören, eine Geschichte, die ich Ihnen gerne erzählen möchte. Sie zeigt, wie man zu solchem Glauben kommen kann.
Die Geschichte eines Mannes auf der Suche nach Glauben
Eine Geschichte, die nicht von mir stammt, wurde von einem Arzt aufgeschrieben. Sein Name war Lukas. Er ist der Verfasser der Apostelgeschichte im Neuen Testament, und die Geschichte findet sich im achten Kapitel.
Sie handelt von einem Mann, dessen Namen wir nicht einmal kennen. Dort wird er ein Idiops genannt, was so viel bedeutet wie Brandgesicht oder Sonnengesicht. So wie wir manchmal von den „Bleichgesichtern“ sprechen, weil wir selbst so fahl sind wie das Mondkalb, nannten die Griechen diese Leute Brandgesichter, weil sie braun waren, als wären sie von der Sonne verbrannt.
Wir wissen nicht viel über diesen Mann, aber ich nehme an, er war hervorragend in Mathematik und begann dann seine Karriere beim Finanzamt. Dort war sein Aufstieg kaum mehr zu bremsen: vom Untersekretär zum Obersekretär, dann zum Regierungsrat und Ministerialrat.
Eines Tages wurde bei der Königin – damals gab es noch keine Könige – der Posten des Finanzministers frei. Vielleicht, weil sein Vorgänger plötzlich seine Akten hingeworfen hatte und später in einem Buch alles erklärte. Die Königin bestellte diesen Topmann, diesen Karrieremensch, zu sich und ernannte ihn zum Finanzmeister.
Von da an nahm er als Weigel oder Eichel am Kabinettstisch Platz. Dieser Mann hatte Bildung, Auskommen und Fortkommen. Die nubischen Queens, also die Königinnen, waren sagenhaft reich. Deshalb brauchten sie auch verlässliche Lord-Siegel-Bewahrer. Wer über Barren aus Gold zu wachen hat, muss vor Bestechlichkeit geschützt werden.
Deshalb bekam er nicht nur eine Ministerialzulage, sondern wurde mit Brillanten, Chrysolithen und Topasen bezahlt. Es funkelte gewaltig in seiner Geldbox. Geld verhält sich genau umgekehrt wie Wasser: Es fließt immer nach oben. Eine Eppe im Portefeuille kannte er nicht.
Er hatte also Bildung, Auskommen und Fortkommen. Doch eines fehlte, etwas stimmte nicht, etwas war nicht da. Was war es? Jeden Morgen, wenn er in den Spiegel schaute, sagte er zu sich: „Mann, du brauchst mehr als einen Schoppen, der dich auswühlt. Du brauchst mehr als Brillanten, die dir entgegenfunkeln. Du brauchst mehr als irgendwelche guten Aussagen, die dich als Topmann ausweisen.“
„Du brauchst Freude und nicht nur ein paar Späßchen. Du brauchst Liebe und nicht nur Liebeleien. Du brauchst Vergebung, nicht nur Vergessen. Du brauchst eine Hoffnung, wirklich eine Hoffnung, und nicht nur ein Leben von Tag zu Tag. Du brauchst das, was die Leute immer sagen: Du brauchst einen Glauben.“
Denn was sie auch brauchen, ist mehr als ein Job oder eine Rente. Sie brauchen mehr als gute Aussagen über ihre Person. Sie brauchen Freude und nicht nur ein paar Späßchen. Sie brauchen Trost – oder zumindest Trost im Leid ihres Lebens. Sie brauchen Vergebung und nicht nur Vergessen.
Und wir alle zusammen brauchen Hoffnung angesichts dieser Tage und für ein neues Jahrtausend. Wir brauchen Hoffnung und nicht nur ein Leben von Tag zu Tag. Wir alle brauchen Glauben.
Der Fisch im Glas – eine Metapher für das Leben
Als Kinder fingen wir einen Fisch. Wir nahmen ein Glas, taten ihn hinein und gaben ihm Schokolade zum Essen, Schokolade und Cola zum Trinken sowie ein paar Federn zum Draufliegen.
Dann stellten wir uns vor das Glas und sagten: „Ach, nun hast du ja alles. Du hast Cola und Schokolade und Federn, Fischherz, was begehrst du mehr? Freudig deines Lebens!“
Der Fisch konnte nicht reden, aber er hätte sagen können: „Quatsch mit Soße, ich brauche doch keine Schokolade und keine Cola. Ich brauche Wasser. Wasser ist mein Glück, Wasser ist mein Leben, Wasser ist mein Element.“
Der Fisch will ins Wasser, und der Mensch will zu Gott. Was nützt ihnen all das, was sie haben oder noch haben wollen? Was bringt ihnen das alles?
Gott ist ihr Glück, Gott ist ihr Leben, Gott ist ihr Element. Der Fisch muss ins Wasser, und sie müssen in das Element dieses Gottes. Und das nennen wir Glauben.
Die Reise nach Jerusalem und die Suche nach Glauben
Und weil dieser Herr Finanzminister das wusste, sagte er vielleicht: Vielleicht gibt es diesen Glauben in Jerusalem.
Er verabschiedete sich von der Queen, ließ seine Nobelkarosse vorfahren, bestieg diesen R vier, diesen vierrädrigen Wagen, und winkte seinen Mitarbeitern zum Abschied. Mit zwei PS ratterte er zum Tor hinaus, immer Richtung Norden, vorbei am Zusammenfluss von Weißem und Blauem Nil, am Denkmal Abu Simbel, und oben an den Pyramiden – eben nach Jerusalem.
Die Schotterstraßen mögen ihm arg zugesetzt haben, weil die Stoßdämpfer noch nicht erfunden waren. Aber all das dämpfte seine Vorfreude nicht. Endlich, endlich Jerusalem – und vielleicht der Glaube.
Dann kam Jerusalem, die Stadt auf dem Berge, eine Sightseeing-Tour durch die Altstadt. Er fand viele Dinge, aber den Glauben nicht. Vielleicht ging er dann zu den Ölbergen, mit Blick hinüber zum Tempel. Doch auch dort war der Glaube nicht zu finden. Schließlich betrat er sogar die Vorhallen eines Tempels, in den er eintreten durfte – doch den Glauben fand er auch dort nicht.
Er war enttäuscht. Den Glauben findet man nicht, auch nicht auf Reisen. Manche fahren nach Rom zur Peterskirche, andere zur Hagia Sophia nach Istanbul, wieder andere nach Mekka zur Kaaba. Sie können sich diese Pilgerreisen sparen, sie finden den Glauben doch nicht. Das machte ihn traurig.
Um nicht leer nach Hause zurückzukehren und seinen treuen Mitarbeitern ein Souvenir mitzubringen, ging er zum Tempelkiosk. Blumen waren wohl nicht das Richtige bei dieser Hitze. Und er kaufte nicht irgendeinen Kitsch, wie ihn deutsche Israelfahrer in Israel besorgen – zum Beispiel die Bundeslade als Streichholzschachtel, die Gesetzestafeln als Spatzenbrett oder den Brandaltar als Ascher. Er konnte sich ja schließlich etwas Richtiges leisten.
Da zeigte er auf ein Buch im Tempelkiosk. "Was ist denn das?" fragte er. "Das ist ein zweiter Jesaja", antwortete man ihm. "Ach, versteht er ja gar nichts, Bahnhof", dachte er. Doch dann sagte er: "Geben Sie mir doch diese Ausgabe mit Pergament und den geschnitzten Elefantenköpfen dran." Das konnte er aus der Westentasche bezahlen. Er klemmte die Neuanschaffung unter seinen Arm, bestieg seine abgasarme Karosse und ratterte Richtung Süden.
Langweilig war es, heiß, und dann setzte er sich auf den Bock und überlegte. Ach so, zog er die Neuanschaffung heraus und fing an zu lesen: "Er ist wie ein Lamm, er ist wie ein Schaf, das zur Schlachtbank geführt wird." Was heißt das? Er liest weiter: "Wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird." Was soll das bedeuten? Er ist wie ein Tier, das stellvertretend in den Tod geht, ohne irgendwelchen Hintergrund. Was soll das?
Da saß er und die Fragen kamen ihm. Wissen Sie, beim Bibellesen entstehen Fragen, beim Asterix-Lesen nicht. Dort hat auch der Analphabet keine Probleme. Wer beim Bibellesen keine Fragen hat, hat sie noch nicht richtig gelesen.
Diese Fragen über die Bibel dürfen nicht begraben werden, sondern müssen gestellt werden. Gottes Regie wird im richtigen Augenblick den richtigen Gesprächspartner zur Verfügung stellen – wie damals.
Plötzlich, hinten an der Karre, mitten auf der Wüstenstraße, stand ein Anhalter. Philippus war er genannt. Er rief heraus: "Verstehst du auch, was du liest?" Und der Finanzminister sagte: "Wie, das kann ich auch?"
Dann stieg Philippus in die heiße Kiste ein und in dieses heiße Thema. Er sagte: "Verstehen Sie, Schaf und Lamm sind Ausdrücke, Begriffe für meinen Gott. Wissen Sie, Gott kommt nicht wie ein Elefant, der alles zertrampelt. Gott kommt nicht wie ein Löwe, der alles zerreißt. Gott kommt nicht wie ein wildes Tier, vor dem man Reißaus nehmen müsste. Gott kommt wie ein Wollschaf, das Liebe verbreitet und Vertrauen gewinnt. Kein unfassbarer Gott, sondern ein Gott zum Anfassen."
Ein Gott zum Anfassen, liebe Freunde – wörtlich heißt es hier im Text. Dieser Philippus führte ihn zu diesem Glauben, zu diesem Jesus hin.
Mittags, zwischen eins und zwei, in der Knallhitze, führte er ihn durchs Neue und Alte Testament, einen Crashkurs in Taufe. Er führte ihn auf den Punkt.
Glaube als ganzheitliche Beziehung
Ich kann das nicht. Vor einiger Zeit sollte ich einen Vortrag darüber halten, wie man zum Glauben kommt. Anschließend kam meine Frau auf mich zu und sagte: „Entschuldigung, Sie haben lang geredet. Können Sie in einem Satz sagen, was Sie eigentlich sagen wollten?“
Da antwortete ich so: „Wenn Gott bedeutet, zu glauben und den Nächsten zu lieben – dann war das wohl nicht das Gelbe vom Ei.“
Ich dachte an Philippus, der es konnte. Er brachte die Sache auf den Punkt, denn man merkte: Die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden haben. Durch seine Wunden sind wir geheilt.
Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen. Im Jahr 1946, in Russland, in einem Gefangenenlager, kamen immer wieder solche Dinge vor: Gefangene flüchteten aus Verzweiflung und Not. Morgens war der Zaun aufgeschnitten, und einer oder zwei fehlten. Der russische Lagerkommandant wurde wütend und sagte: „Wenn noch einmal einer abhaut, wird hier in diesem Lager jeder Zehnte erschossen.“
Eines Morgens war wieder ein Loch im Zaun. Es gab einen großen Appell, und die Gefangenen standen in einer Reihe. Der Kommandant begann abzuzählen. Jeder Zehnte musste nach vorne treten. Vorne standen Soldaten mit Gewehren.
Diese Welle lief auf einen jungen Gefangenen zu, der sechzehn Jahre alt war. Als die Zählung bei sieben, acht, neun angekommen war, musste er „zehn“ rufen. Doch links neben ihm stand ein älterer Landsmann. Der riss ihn zurück, schrie „zehn“ und trat selbst nach vorne.
Fünf Minuten später lag dieser Mann mit den anderen in seinem Blut. Der junge Mann wusste: „Er ist vorgetreten, er ist hingetreten, er ist gestorben. Ich lebe, weil er das getan hat.“
Wissen Sie, Sie und ich – wir haben die Zahl zehn. Und nun stellt sich einer neben mich: Jesus. Er tritt vor, er tritt hin, und er liegt im eigenen Blut und stirbt für mich. Ich lebe, weil er gestorben ist.
Das ist der Punkt. Die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden haben.
Die Entscheidung für den Glauben
Verstehen Sie diese Kutsche, die durch ein wasserführendes Wadi ratterte? Plötzlich ging ein Ruck durch diese Lese- beziehungsweise Bibelgesellschaft. Diese Vierachser und der Zwei-Achser standen still.
Dann stand der Finanzminister auf und zeigte hinüber. Wollte er seinem Fahrgast einen lebendigen Zebrastreifen zeigen? Wollte er auf ein putziges Krokodilchen aufmerksam machen? Oder wollte er vielleicht ein kühlendes Bächlein nehmen? Nichts von alledem, nichts von alledem.
Er sagte: „Soll ich jetzt... Was hindert mich daran, die ganze Sache zu machen? Was hindert mich daran, mich taufen zu lassen? Was hindert mich daran, Christ zu werden?“ Liebe Freunde, dem Mann gingen nicht nur die Augen und die Ohren auf, sondern auch das Herz. Und die Liebe zu diesem Herrn erwachte plötzlich in ihm.
Liebe zielt ja immer aufs Ganze. Das ist doch schon bei den Jungen so: Wenn Dirk die Diana liebt, dann will er natürlich nicht nur im Ohrensessel sitzen und über beide Ohren verknallt sein. Er will nicht nur errötend ihren Spuren folgen und sie aus der Ferne anhimmeln. Er will nicht nur aufs Dach sitzen und seiner Tussi entgegenflöten: „Dein ist mein Herz und soll es ewig bleiben.“ Nein! Er will es ihr sagen, er will es ihr zeigen, er will immer mit ihr zusammen sein.
Liebe zielt aufs Ganze, und das ist beim Glauben auch so. Ich will doch nicht nur einen Choral singen am Heiligen Abend. Ich will doch nicht nur ein Stoßgebet sprechen, einmal zwischen Tür und Angel. Ich will doch nicht nur einmal ins Zelt kommen. Nein, ich will es dem Herrn sagen, ich will es ihm zeigen, ich will immer mit ihm zusammen sein.
Deshalb stieg der Finanzminister aus, kniete nieder und sagte: „Ich glaube an Jesus Christus.“ Damit hat er die ganze Sache gemacht. Kein Ballon, keine Mission, die ihn abhebt, sondern eine kühle Dusche, die ihn auf den Boden stellte. Der alte Mensch war abgetaucht, und der neue Mensch tauchte auf.
Ein Leben mit diesem Gott, liebe Freunde, darauf kommt es an. Dass wir immer wieder oder zum ersten Mal an einem Kilometerstein unseres Lebens unsere Karre anhalten und sagen: „Du bist der lebendige Gott, du hast meine ganze Last und Schuld auf dich genommen. Ich will dir gehören in Zeit und Ewigkeit.“
Einladung zum Glaubensschritt
Liebe zielt aufs Ganze. Wissen Sie, es ist ein Unterschied, ob man von diesem Herrn hört, so wie heute Abend, oder ob man zu ihm sagt: Herr, ich will dir gehören – jetzt, morgen, immer, immer.
Ich dachte mir, und ich bitte das Team, ob nicht dieses Zelt heute Abend zum Meilenstein ihres Lebens werden könnte. Dass Sie aus Ihrem Lebenswagen, aus der Karre Ihres Lebens, wo Sie so viel aufgeladen haben an Sorgen, Lasten und Mühen, alles einmal herausschleppen. Und dass Sie sich sagen: Herr, dir will ich gehören.
Manche haben das schon früher gemacht, aber es könnten heute Abend hier auch solche sein, die sagen: Gleich am ersten Abend von fünfzehn, das wäre eine Gelegenheit. Ich will es machen, ich will es ihm zeigen, ich will ihm die Hand drücken und sagen: Herr, dir will ich gehören in Zeit und Ewigkeit.
Bei mir fehlt etwas, bei mir stimmt etwas nicht. Ich brauche den Glauben, der Kraft und Saft ist. Es ist keine Pflicht, es ist eine Möglichkeit. Eine Einladung.
Vielleicht ist der eine oder andere da, der sagt: Doch, das möchte ich an diesem Abend. Und den bitte ich, aufzustehen und hierher nach vorne zu kommen. Es werden fünf Seelsorgehelfer nach vorne kommen, Sie können sich anschließen.
Hier vorne werde ich anschließend ein Gebet vorsprechen, das Sie nachsprechen können – gleichsam diesem Herrn die Hand zu drücken und zu sagen: Doch, Herr, dir will ich gehören in Zeit und Ewigkeit.
Ich darf Sie bitten, jetzt diese Gelegenheit zu nutzen.