Einführung in die Hoffnung auf das Kommen Jesu
Jesus kommt, Hoffnung wird Erfüllung.
Ich habe dazu ein Wort aus dem ersten Johannesbrief, Kapitel 3, Vers 2 gewählt: „Wir sind nun Gottes Kinder, aber es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es offenbar wird, werden wir Jesus gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“
In vielen Gesprächen mit Jugendkreislern und Jugendgruppen fällt mir auf, wie die meisten ganz geniert sind, wenn man vom Kommen Jesu und von der neuen Welt spricht. Auf die Frage, ob sie das zum Thema ihrer Veranstaltungen gemacht haben, antworten sie oft: „Ja, aber wir wollen die Leute doch nicht vertrösten, auch im Jenseits.“
Für sie wirkt das Thema wie etwas Schuftiges, etwas Böses.
Doch was wollen wir dann machen? Wir wollen uns doch hier in der Welt bewähren.
Ist das gut? Ja, das ist es. Gar keine Frage, das müssen wir uns übrigens auch. Die Schüler müssen wieder in die Schule, die Studenten müssen ihr Examen machen und die anderen müssen ins Geschäft.
Die Zurückhaltung gegenüber der Hoffnung auf das Jenseits
Woher kommt es, dass wir so ungern über die große Hoffnung sprechen, die doch so real und gewiss vor uns liegt? Schon morgen wird darüber gespottet und gehöhnt.
Das war der Spott und Hohn mancher Philosophen, wie Ludwig Feuerbach, der sagte: „Ich will euch von Kandidaten des Jenseits zu Studenten des Diesseits machen. Ich will euch auf die Erde zurückholen.“ Auch Nietzsche rief: „Bleibt mir der Erde treu!“
Besonders die Kommunisten waren es, die in ihrer jahrzehntelangen Herrschaft im Osten mit mindestens fünfzig Millionen Blutsopfern ihr Paradies auf dieser Erde verwirklichen wollten. Sie waren der Erde treu – wie furchtbar und wie unchristlich.
Gerade dort waren es die rückwärtsgewandten Christen mit ihren Kopftüchern und die alten Frauen, die unter den Funktionären der Kommunisten Aufsehen erregten. Sie konnten eine Hoffnung im Sterben vermitteln, wo die Welt so trostlos war und keine Zukunft mehr zu geben schien.
Ich habe große Sorge heute um unsere Christenheit, um unsere Gemeinden und auch um die evangelikalen Christen. Wenn wir so wenig von der Hoffnung sprechen und so wenig Rechenschaft geben von der Hoffnung, die in uns ist, dann ist das bedenklich.
Die Problematik falscher Träume und Illusionen
Ich höre in den Jugendkreisen heute oft als Motto den Satz „I have a dream“ – „Ich habe einen Traum!“
Liebe Schwestern und Brüder, es ist gar nicht so wichtig, welche Träume wir haben. Wir haben viele Träume. Manchmal überschätzen wir uns selbst, manchmal träumen wir das Blaue vom Himmel herunter. Es geht nicht einfach um Träume an sich.
Ich wundere mich, dass sich heute so viele junge Leute von Träumen und Illusionen verführen lassen. Viele Ältere sagen: „Lasst doch die jungen Leute ruhig Träume haben, das motiviert sie wenigstens noch.“ Doch das motiviert sie nicht, wenn es falsche Träume sind, die nicht wirklich zu dem passen, was diese Welt ausmacht.
Es gibt einen ganz trügerischen Traum, von dem auch manche Mitarbeiter der Missionen verführt und versucht sind: „Ich will die Welt verändern.“ Können Sie die Welt verändern? Eine Welt, in der der Fürst der Welt tobt, in der antichristliche Mächte wüten – können Sie diese Welt verändern, wenn Sie doch nicht einmal Ihr eigenes Herz verändern können?
Und wer Erziehung betreiben muss, als Vater oder Mutter, weiß, wie schwierig das ist. Veränderungen anzustoßen ist schwer.
Die Herausforderung des Trostes in Leid und Krankheit
Ich hätte als Pfarrer gern getröstet, wenn ich es gekonnt hätte. Dann hätte ich mit aller Kraft gesungen, wenn ich hätte trösten können. Wenn die Mutter vor mir bei der Beerdigung stand, ihr anderthalbjähriges Kind an Leukämie gestorben, dann konnte ich doch nicht einfach trösten. Wie sollte ich trösten können?
Es gibt eine wunderbare Sache: Jesus, der allein Hoffnung gibt. Er sendet als Engel seinen Heiligen Geist, durch den wir glauben und hoffen können.
Als das Wort Hoffnung nehme ich gern das in der Bibel verwendete Wort Zuversicht. Das ist etwas Gewisses, kein Traum, wie wir ihn uns oft vorstellen. Es ist etwas ganz Bestimmtes, das Jesus gibt.
Es ist ein Wunder, ein unbegreifliches Wunder, dass das geschieht. Denn für uns gibt es so viele Gründe zum Zweifeln, zum Verzagen, zum Mutlossein, zum Resignieren und zum Frustriertsein. Wir haben keine Hoffnung. Doch Jesus gibt uns Zuversicht und verbirgt die Erfüllung dieser Zuversicht, die er uns schenkt.
Ein Beispiel für gelebte Hoffnung trotz schwerer Krankheit
Jetzt erzähle ich Ihnen gern etwas, vielleicht wird es dadurch anschaulicher.
In Bombay, in einem großen Forschungslabor, arbeitet ein junger Physiker namens Biswanad Chowdury. Dort merken die Mitarbeiter nicht, dass an einer Gasflasche ein undichtes Ventil ist. Durch dieses entweicht ein ganz gefährliches Gift. Als man das bemerkt, liegt Biswanad Chowdury bereits bewusstlos am Boden. Die Ärzte kämpfen um sein Leben.
Er hat schwere Nervenlähmungen und ist bewusstlos. Neun Tage liegt er im Koma und wird anschließend 35 Tage künstlich beatmet. Nach einer langen, langen Krankenbehandlung steht fest: Er kann sein Leben lang nur im Rollstuhl sitzen.
Christliche Krankenschwestern im Hospital von Bombay beten für Biswanad Chowdury. Sie besuchen ihn und sprechen mit ihm. Was dann geschieht, kann man kaum erklären. Ich verstehe es nicht mehr und schüttle den Kopf. Es scheint unmöglich, dass dieser Mann mitten in seinen schweren Nervenlähmungen begreift, dass Jesus der Herr ist und sein Leben nicht kaputt ist, sondern er auf eine herrliche, große Zukunft zugeht.
Biswanad Chowdury, den Sie in der deutschen Missionsgemeinschaft am Liebenseller Blatt lesen konnten, war bereits in Deutschland. Er hat bei Jugendtreffen des EC gesprochen und ist ein Partner, mit dem wir eng zusammenarbeiten. In Dhaka hat er eine Schule für Jüngerschaftstraining gegründet. Dort hat er gleich 300 junge Christen für den Dienst ausgerüstet.
Er ist ein Mann, von dessen Leben Energie ausgeht, der andere zur Mission motiviert und vor Aktivität sprüht. Aus seinem Mund kommt die Botschaft des Friedens und der Freude. Er konnte so viele Menschen zum Glauben an Jesus führen, wie es nur möglich ist.
Die Unmöglichkeit, Hoffnung zu erzwingen
Wenn Sie Millionen Geld investieren und eine teure Werbekampagne starten, können Sie niemandem einfach Hoffnung einreden. Selbst mit den raffiniertesten Lügen gelingt es nicht, Menschen aus einem inneren Zustand herauszuholen.
Wenn Sie einmal erlebt haben, wie es ist, mit jemandem durch schwere Not hindurchzugehen, wissen Sie, dass man Hoffnung nicht einfach einreden kann – nicht so, als wolle man jemanden überreden.
Hier ist jemand nicht in Schwermut oder Bitterkeit versunken. Stattdessen hat diese Person den gekreuzigten Heiland, der Leiden durch die Welt getragen hat, erkannt. Wir verstehen noch, dass er der Herr ist, der auferstanden ist, lebt und als Sieger Hoffnung und Zuversicht schenkt.
Die Realität der Hoffnung im Glauben
Ich möchte noch einmal wiederholen, was ich heute Morgen gesagt habe. Es handelt sich nicht um irgendwelche Lehren, die man sich ausgedacht oder ausgeheckt hat. Vielmehr treffen Menschen heute auf den auferstandenen Jesus und kommen dadurch zum Glauben an ihn. Dann öffnet sich plötzlich ein großes Panorama.
Von diesem Tag an wissen Sie, dass es eine unsichtbare Wirklichkeit gibt.
Vor wenigen Tagen habe ich im Gemeindebrief der Gemeinde, in der ich jetzt wohne, in Stuttgart, die üblichen Sätze gelesen, wie man sie heute an vielen Kirchenplätzen findet. Dort steht: Wir wollen einen theologischen Arbeitskreis gründen und der Frage nachgehen, wie man in einer Welt, in der so viel Böses geschieht, überhaupt noch an Gott glauben kann.
Diese Frage gilt heute in vielen christlichen Gruppen als intelligent. Doch ich halte sie für eine dumme Frage.
Wie kann man überhaupt noch an Gott glauben, der seinen Sohn am Kreuz Menschen ausliefert, die ihn zu Tode quälen dürfen?
In der Bibel steht nicht, dass man an Gott glauben kann, sondern vielmehr: Wie kann man in dieser Welt überhaupt noch überleben, in der der Mensch gnadenlos triumphiert und die Mächtigen die Schwachen gegen die Wand drücken?
Wie kann man in dieser Welt überhaupt noch glauben, in der so unheimliche Mächte wüten?
Nein, ich kann in dieser Welt glauben, weil Jesus die einzige Hoffnung ist.
Kritik an oberflächlichen Erfolgsversprechen und die Realität von Armut und Krankheit
Im Blatt "Licht und Leben" wurde kürzlich der zweihundertste Geburtstag von Philipp Spitta würdig gefeiert. Wenn die ganze Welt sich an ihn erinnert, wird er in guter Erinnerung bleiben.
Wer Jesus kennt, hat die Gewissheit: Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Diese Wahrheit ist seit zweitausend Jahren klar. Es ist noch nicht sichtbar geworden.
Heute erleben viele Gemeinden eine große Erschütterung durch schwärmerische Lehren. Diese behaupten, wenn man nur richtig betet, klappt alles. Dann gibt es keine finanziellen Probleme mehr, überall hat man Erfolg, die Kinder sind brav, man muss nicht mehr zum Zahnarzt, und alle Probleme lösen sich. Solche Lehren gibt es wirklich und in vielen Formen, oft aus Amerika, die zu uns herüberschwappen. In dieser drastischen Weise wird das gelehrt.
Manche meinen, richtiges Beten bedeute stundenlanges Reden ohne Ende, obwohl die Bibel das Beten anders darstellt.
Wie ist es wirklich mit dem Erfahren der Wunder Gottes?
In unserer Zeit leben wir in einem Teil der Welt, in dem die meisten Probleme gelöst sind. Nein, von Armut kann bei uns nicht gesprochen werden. Wir haben ein Netz sozialer Sicherheit. Wenn man hier von Armut spricht, ist das eine Beleidigung für eine Million Menschen auf der Welt.
In Afrika beispielsweise läuft eine Frau 50 Kilometer weit und trägt eine Last auf ihrem Kopf. Warum? Weil sie auf dem Markt etwas verkaufen will, nur damit ihr Kind einen Bleistift für die Schule hat. Das ist Armut.
Solche Armut darf man bei uns nicht mehr benennen. Das ist ein Verbrechen der Irreführung.
Es gibt so viel gnadenlose Armut auf der Welt.
Bei uns hingegen, weil wir alles haben und so reich sind, ist das einzige ungelöste Problem die Gesundheit. Darum wird Gesundheit zum Problem.
Warum macht Gott mich nicht gesund? Warum macht Gott mich nicht gesund? Er hat doch so große Verheißungen gegeben. An jenem Tag, wenn er kommen wird, kann er uns in seiner Güte das schon vorher schenken.
Umgang mit Krankheit und das Wunder der Gegenwart Gottes
Einer meiner Brüder ist vor wenigen Monaten an einer schweren, unheilbaren Krankheit erkrankt. Er wurde operiert und befindet sich in einem sehr ernsten Zustand. Die Ärzte wissen nicht, wie viel Zeit sie ihm noch geben können.
Gerade habe ich mit ihm am Freitag gesprochen, als ich bei ihm war. Ich wollte mit ihm über das Thema Wunder reden. Er fragte mich: „Wie empfindest du das? Du bist doch ein Prediger des Evangeliums. Wie siehst du das?“ Dann sagte er: „Eins kann man gar nicht mehr hören, wenn Leute sagen, wir wollen für ein Wunder beten. Mein ganzes Leben ist ein unendliches Wunder. Dass der Herr mir das bis heute erhalten hat, dass ich seine Liebe erfahre und eingehüllt bin in seine Gegenwart – ist das nicht ein Wunder?“
Er fuhr fort: „Ich kann das Wunder doch nicht auf meinen störrischen Willen verengen, der jetzt Gesundheit will, und ich bin siebzig. Ist das vielleicht geistlich?“ Wir wollen uns nicht durch solche verrückten Lehren irre machen lassen, sondern wir wissen, dass der Herr ganz deutlich sagt: Es ist noch nicht erschienen, was wir einmal sein werden. Wir haben das noch nicht im Schauen, was wir glauben.
Wir wissen, dass der Herr einmal alle Krankheit wegnehmen wird – oder was ja auch so eine Not bei uns ist. Seit wir uns bekehrt haben, war das so die Hoffnung, dass der Herr alle Sünde von uns wegnimmt. Vielleicht hat man manchmal schon in der ersten Stunde der Bekehrung geglaubt, wir hätten jetzt das reine Herz. Das war ja auch eine lange Entwicklung, bei so Irrwegen, die es schon gab in der Gemeinschaft.
Man sagt dann: „Ich habe das heile Herz schon, seit einem halben Jahr habe ich nicht mehr gesündigt.“ Oh, Vorsicht! Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir leben von der empfangenen Vergebung, und doch müssen wir Tag für Tag mit der Sünde kämpfen, die in unserem Herzen Raum hat, obwohl es wahr ist, was Jesus für uns getan hat.
Das ist ganz wahr: Er hat uns die Sünde weggenommen, und sein Blut macht uns ganz rein von aller Sünde. Wir leben in dieser Welt, in dieser Zeit, wo auch der Tod noch nicht überwunden ist. Da ist eine Linie gesetzt, auch in den großen Gnaden des weißen Gottes.
Wunder im Alltag und die Bedeutung von Geduld
Und wenn ich daran denke, welche Wunder ich täglich erlebe und welche Gebetserhörungen es doch in Ihrem Werk und in der Mission gibt, was ist das für ein Wunder, das wir täglich über unsere Kinder erfahren?
Ist es nicht ein Wunder, wenn ich heute Abend wieder heil im Verkehr ankomme, ohne das, was mir eigentlich zusteht? Wir dürfen das Wunder nicht darauf beschränken, dass wir Gottes Willen vorschreiben, wie dieser sein soll. Vielmehr mutet Gott uns das zu, und darüber muss ich heute Mittag mit Ihnen sprechen.
Hoffnung wird Erfüllung, auch wenn ich sie nicht sehe. Und da steht in der Bibel immer das schöne Wort vom Harren. Ganz fest im Glauben dabei bleiben, festhalten und durch den Dienst andere ermutigen – darüber könnte ich Ihnen jetzt am Mittag noch viel erzählen.
Ich bin immer mit Zittern an die Betten gegangen, wo die Schwerkranken lagen, oder in die Häuser, wenn man hörte, dass dort wieder etwas passiert war. Und dann – auf einmal redet Jesus. Was ist das, wenn leidende Menschen reden?
Ich schäme mich manchmal, dass so viele Bücher verfasst werden, weil man meint, dass Jesus so weiß. Friedrich Henslach, der Verleger, hat immer gedrängt und gesagt, dass das heute eine falsche Führung sei. Heute tut man so, als wären die strahlenden Männer die Männer des Glaubens – diese Leuchtgesichter, die Erfolgsmenschen.
Deshalb haben sie versucht, bei den Liederdichtern oder bei Bodelschwingh, bei Wilhelm Busch und Johannes Busch und anderen Gestalten, die mit Tränen säten, die Herrlichkeit Gottes auf ganz besondere Weise zu sehen.
Jetzt brauchen sie keine Angst mehr zu haben, dass ihnen morgen ein Unglück zustößt. Sie können erleben, dass jeder von ihnen seine Lasten trägt, aber diese Lasten hier fröhlich trägt – mit der großen Zukunft und der Zuversicht.
Die Verheißung der zukünftigen Herrlichkeit
Was Jesus einmal aus unserem Leben machen wird
Wir sind nun Gottes Kinder, ja, wir gehören Jesus. Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, werden wir Jesus gleich sein. Es wird unaussprechlich sein: Wir werden Jesus sehen, wie er ist, in seiner unglaublichen Schönheit.
Heute Morgen konnte man durch die Wolken die Farben der Sonne sehen. Durch diese Wolken ist es ja nur das gebrochene Sonnenlicht. Wenn das schon so herrlich in den Farben leuchtet, wie werden wir dann erst sein können, wenn wir Jesus ganz unmittelbar sehen!
Wir sehen ihn jetzt nur immer gebrochen, wie durch einen dunklen Spiegel. Es ist wichtig, nüchtern zu bleiben und zu wissen, dass das keine Lehre von ein paar komischen Leuten ist. Vielmehr war das die Lehre des Apostels Paulus.
Paulus lehrt, dass wir durch viel Bedrängnis ins Reich Gottes gehen müssen. Die jetzige Zeit des Leidens ist nicht wert, verglichen mit der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.
In dem Kapitel, in dem Paulus am meisten vom Heiligen Geist schreibt, nämlich in Römer 8, steht: Wir haben nun den Geist Gottes. Wir sind immer noch fleischlich, aber wir wissen, dass es zu unserem Leben dazugehört, in dieser Zeit an der Bedrängnis teilzuhaben.
Wohlstand und Leiden in der heutigen Zeit
Mag es ja stimmen, dass wir in Deutschland sehr wenig materielle Sorgen haben. Ich kenne kein Volk auf der Welt, das einen solchen Wohlstand besitzt.
Wer von Ihnen Sorgen um sein Aktienpaket im Neuen Markt hat, ist meistens selbst schuld. Wenn wir also nur noch diese Wohlstandssorgen haben, weil wir Geld verloren oder falsch investiert haben, dann ist das eine andere Art von Problem.
Kein Volk der Welt verfügt über eine Sozialversicherung, eine Alterssicherung und eine medizinische Versorgung und Betreuung wie wir. Natürlich kann man immer noch etwas besser machen. Doch gerade deshalb haben wir die Kraft, die Leiden anderer mitzutragen.
Wir denken dabei an Menschen, die nie in ihrem Leben ein Glas sauberes Wasser trinken können, aber auch an die Leidenden in unserer Umgebung. Diese Last wollen wir mittragen und unseren Glauben darin bewähren, gerade in den schweren Leiden, die wir selbst erfahren.
Beispiel aus Kuba: Glaube trotz schwerer Krankheit und Verfolgung
Vor ein paar Jahren konnte ich einen Gemeindeleiter einer großen evangelikalen Kirche in Kuba besuchen. Dort haben wir im Bibelseminar viel aufgebaut. Es ist ganz außergewöhnlich: Dieses Kuba, eine völlig abgeschottete marxistische Diktatur, erlebt ein Gemeindewachstum ohnegleichen.
Meist sind es junge Menschen, etwa 30 Jahre alt. Die meisten haben nicht einmal eine Bibelschule besucht. Trotzdem wachsen die Gemeinden sehr schnell. Es gibt überfüllte Gemeinden und Hausgemeinden. Der Staat versucht, das alles zu kontrollieren.
Als ich dort war, waren bereits zwei Millionen Bibeln verteilt worden. Dennoch war der Bibelhunger weiterhin sehr groß und unerfüllt. Trotz allem, was wir an Castro kritisieren, freuen wir uns darüber.
Neulich durften wir zehn Bibelauslegungswerke und Bibelexika in spanischer Sprache importieren. Jetzt haben wir wieder Bibelauslegungen, unter anderem von McDonald, dem großen, guten Bibellehrer aus Amerika, in spanischer Sprache. Das war ganz legal mit dem Container möglich. Doch das ist nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein.
Ich war bei diesem Gemeindeleiter und war ganz erschüttert. Ich wusste, dass er krank war, aber er saß im Rollstuhl und lebte nur noch wenige Monate. Er hatte eine ganz schwere Nervenkrankheit. Jetzt, in dieser Situation, sage ich: Am Bibelseminar werden sie gebraucht, die Gemeinden brauchen sie. Er war viel jünger als ich.
Gott ist ja ein schlechter Geschäftsmann. Manchmal nimmt Gott seine besten Leute weg, die er dringend braucht. Diese Menschen sind doch Stützen. Ich fragte mich, was so ein Mann in dieser Lage an Trost sagen kann. Dann sagte er: „Du weißt gar nicht, was ich vom Rollstuhl aus wirken kann.“
Neulich war ich mit großen Atemnöten nach Havanna ins Krankenhaus gebracht worden. Vor kurzem kamen zwei junge kommunistische Ärzte aus Havanna aus dem Krankenhaus, die sich nur über den christlichen Glauben mit mir unterhalten wollten. Nach 39 Jahren Sozialismus wussten sie nicht, dass der Mensch eine Hoffnung hat und durch Jesus eine Weite erfährt. Es fehlte nicht viel, und sie wären Christen geworden.
Am Sonntag kamen 3.000 Leute zur Glaubenskonferenz zusammen. Und dieser Mann im Rollstuhl konnte in großer Tiefe reden.
Die Frage nach dem Warum und der Trost der Verheißung
Warum ist das so? Erinnern Sie sich an Lebensbiografien. Warum hat Gott es oft so gemacht, dass Menschen sich besonders bewähren konnten? Helfen Sie in Ihren Gemeinden, damit wir nicht an den oberflächlichen Fragen stehenbleiben. Manche Fragen klären wir nie. In dieser Welt werden wir oft nicht wissen, warum etwas so ist.
Warum ist der eine arm und der andere reich? Warum ist der eine jung und der andere alt? Warum sind manche in Deutschland geboren und andere in Asien? Sie wissen es nicht. Aber eines wissen Sie: Jesus gibt Ihnen Verheißungen, große Verheißungen. Er wird sich im Leiden verherrlichen und uns in eine Zukunft führen, in der er das Leid endgültig überwinden wird.
In dieser Zukunft wird es kein Leid und kein Geschrei mehr geben. Gott wird in der Ewigkeit selbst die Tränen abwischen. Vielleicht haben Sie mehr erwartet, als ich Ihnen heute Mittag erzählen konnte. Doch das dürfen Sie selbst in der Bibel entdecken: den großen Trost der Hoffnung. Man kann wirklich sagen, dass Gott auch im schwersten Leiden kein Zerstörer ist.
Im Leiden gibt er den größten Trost, und wir verlieren nichts. Aber eines müssen wir im Glauben lernen: Geduld.
Die Bedeutung von Geduld und der wahre Glaube
Unter der Frucht des Geistes steht Geduld ganz oben. Es ist nicht wahr, dass das Drängen, das von Gott sichtbare Wunder verlangt, ein Beweis meines Glaubens ist.
Ich habe Versammlungen erlebt, in denen Menschen ohne Widerspruch erzählt haben, dass eine lange Kette sichtbarer Wunder in ihrem Erleben ein Zeichen des Glaubens sei. In der Bibel steht es jedoch anders: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“, sagt Jesus. Daran halte ich mich.
Geduld – Sie kennen es doch, wie Paulus es im Römerbrief Kapitel 5 schreibt. Es lohnt sich, den Originaltext zu betrachten: „Wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung lässt nicht zuschanden werden.“ Die Zuversicht auf das kommende Neue, das Jesus schaffen wird, lässt nicht zuschanden werden.
Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Jetzt wissen Sie, warum wir heute in der Christenheit um diese Ewigkeitshoffnung betrogen sind und warum man sich rechtfertigen muss. Wir wollen doch nicht vertrösten.
Jesus tröstet uns mit der großen Realität seines Kommens. Es ist noch eine kurze Zeit – eine ganz kurze Zeit, dann dürfen wir zum Schauen durchdringen. Wir bekommen jetzt schon ein Stück Angeld, ein Pfand durch den Heiligen Geist.
Paulus triumphiert mit seinen Leiden und seiner Bedrängnis.
Die Kraft in der Schwachheit und das Zeugnis des Glaubens
Es gab damals natürlich gerade in dieser etwas überschwänglichen, schwärmerischen Gemeinde in Korinth viele, die sagten: „Guckt doch den Paulus an, der stellt gar nichts dar.“
Und das ist in der Tat auch heute eine Herausforderung. Einer muss gut aussehen, wenn er ein Zeuge Jesu sein will. Einer muss so sprechen, dass alle fasziniert zuhören. Paulus jedoch sah ärmlich aus und galt als Versager. Die Leute spotteten über ihn, und die Irrlehrer triumphierten.
Doch Paulus rühmte sich seiner Bedrängnisse, weil sich die Kraft Jesu in der Schwachheit vollendet – in der körperlichen Schwachheit seiner Boten. Für mich war das in der Missionsgeschichte das Allergrößte. Die gesamte Missionsgeschichte bis in unsere Tage hinein ist eine Geschichte menschlichen Scheiterns und zugleich der unbegreiflichen Gnade Jesu.
Jesus wirkt gerade dort, wo alles aus ist, wo alles vergeblich scheint. Die Menschen, die gesät haben, haben oft nie gesehen, was sie ausgesät haben. Sie konnten die große Angelegenheit der Herrlichkeit nicht mehr sehen. Aber die Verheißungen gelten weiterhin.
Man muss nur lesen, wie es bei William Carey war. Sein eigener Missionsleiter bei den Baptisten sagte zu ihm: „Sie sind ein unverbesserlicher Enthusiast. Es kann doch gar nicht sein, was Sie glauben.“ Carey hatte seine Überzeugung aus dem Evangelium gewonnen.
So wie jeder Jugendleiter wissen kann: Es gibt Erweckung, auch wenn ich in meinem Leben nur Misserfolg sehe. Ich arbeite im Gehorsam gegenüber Jesus, ich bin sein Knecht, und ich freue mich an der Bedrängnis, weil Jesus mit den Widerständen fertig wird.
Bei Paulus ging es noch viel weiter: Er sagte: „Ich rühme mich der Wundmale Christi, ich will wie Jesus ins Leiden hineingerissen sein.“
Und das müssen wir heute ganz offen sagen, weil wir eine Hoffnung haben. Hoffnung und Zuversicht werden zur Erfüllung kommen.
Die Unterstützung durch den Heiligen Geist
In diesem Kapitel, das ich schon mehrfach zitiert habe, dem herrlichen Kapitel Römer 8, spricht Paulus von den Wirkungen des Geistes und von der Schwachheit. Er sagt: „Der Geist hilft unserer Schwachheit auf.“ Es geht hier nicht um ein triumphales Christenleben, wie wir es heute oft sehen wollen.
Wir wollen heute oft nur die starken Seiten sehen, doch Paulus betont: Der Geist hilft unserer Schwachheit auf. Ich darf Ihnen Mut machen. Ich bin so beglückt, heute mit Ihnen diese Versammlung erleben zu dürfen.
Wenn Sie alle begreifen, was das geistliche Grundgesetz ist, dann wissen Sie, dass Jesus uns Zukunft und Hoffnung in einem ungeahnten Ausmaß gibt – wie es kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat. Das steht fest.
Doch es ist wichtig, dass wir darauf zuwirken – voll Glauben und Zuversicht. An jedem Platz, an dem Sie stehen, ob Frau, Mann, Kind oder alter Mensch: Was hat Gott noch mit Ihnen vor? Jeder Tag ist kostbar und wertvoll.
Paulus schreibt dazu: „Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“ Haben Sie Gott lieb? Heute hadern so viele mit Gott und meinen, das sei fromm.
„Lieber Gott, wann warst du lieb und so?“ Die Frage des Unteroffiziers Beckmann ist ein modernes Beispiel für jede Bibelstunde. Wir wollen nicht mit Gott hadern, denn das ist Sünde. Wir wollen Gott preisen, so wie es auch Joachim Neander getan hat.
Das ist wohl keine dreißig Jahre her. „Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren“, sagt er. „Ich will mich lieber zu Tode hoffen, als durch Unglauben verloren gehen.“ Dieser Joachim Neander, der uns die herrlichen Loblieder geschenkt hat, war arbeitslos, wurde als Pastor nicht angestellt und schließlich als Schulleiter im Düsseltal bei Düsseldorf entlassen.
Was war das alles für ein trauriges Leben! Und doch hat er das Lob Gottes gesungen und Gott gedankt, weil er wusste: „Mein Leben wird nicht umsonst sein.“ Er konnte nie ahnen, dass wir einmal seine Lieder singen und durch sie so getröstet werden.
Die endgültige Verherrlichung und der Trost der Hoffnung
Denn es steht geschrieben in Römer 8,29: "Denn die Gott vorhergesehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht."
Sie werden eines Tages sehen, dass Jesus auch mit unserem Leben vollendet wird. Und die schweren Bedrängnisse, die wir erleben, sind nicht wert, verglichen mit der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.
Ich bleibe ganz bewusst und zart davorstehen, weil es mit keinem Wort beschrieben werden kann, wie unvergleichlich wunderbar es sein wird, wenn Gott uns tröstet. Dann gibt es keine Anfechtung mehr, kein Versagen und keine Schwachheit. Das war Paulus sehr wichtig. Wenn wir nur von Jesus getragen sind, wenn er uns hält, dann können wir diese Bedrängnisse ertragen.
Paulus sagt, wir haben diese Bedrängnisse, die uns die Luft zum Atmen nehmen, aber der Herr verschafft uns immer wieder neuen Raum. Er gibt uns immer wieder Luft zum Atmen und nimmt uns die Angst. Wenn wir nicht mehr weiterwissen, weil wir eingeschnürt und verzagt sind, geben wir nicht auf.
Wir werden gehasst und verfolgt, aber wir sind nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen die Leiden Jesu in unserem Leib. Wir selbst haben kaum etwas von diesem Leiden, im Vergleich zu vielen Schwestern und Brüdern auf den Molukken, die keinen Lebensraum mehr haben. Sie sind in Flüchtlingslagern unversorgt und leiden unter dem antichristlichen Hass des Islam und in vielen Teilen der Welt, zum Beispiel im Südsudan, in den abgebrannten Dörfern, wo Menschen auf der Flucht sind.
Aber der Herr ist groß! Ja, er darf uns in dieser kurzen Weltzeit niederdrücken, aber er gibt uns unglaubliche Stärkungen. Ich möchte Ihnen nur sagen, dass diese großen Hoffnungen, die der Herr uns gibt, real und gewiss sind. Real und gewiss dürfen wir uns in der Gnade Jesu bergen.
Hoffnung wird Erfüllung. Oder wollen Sie glauben, Jesus hätte Ihnen nur ein paar Sprüche erzählt, obwohl er sein Leben für Sie gab? Er sagt, dass all das nicht aufzuwiegen ist gegenüber der großen Herrlichkeit, die auf uns wartet. Wir werden nicht müde.
Das größte Zeugnis ging immer von Menschen aus, die ihre Hoffnung nur im Glauben fassen konnten und sie noch nicht gesehen hatten. Doch sie wussten es gewiss, ganz gewiss: Der Herr wird zu Ende kommen und alles erfüllen.
Ich darf Sie nur bitten, sich in der Gnade Jesu zu bergen. Auch wenn Sie sagen, mit den Worten von William Booth, dem Gründer der Heilsarmee, nach dem Tod seiner Frau, die er so dringend brauchte: "Herr, ich verstehe dich nicht, aber ich vertraue dir."
Ich freue mich, dass ich nicht wert bin der Herrlichkeit, die an mir offenbart werden soll. Und ich darf Ihnen sagen: Schon in dieser Welt, schon in dieser Welt können Sie nur sagen, dass Sie es nicht begreifen, wie der Herr uns durchbringt. Es ist ein Wunder, ein ganz, ganz großes Wunder. Amen.
