Einleitung und Kontext der Frage nach Elija
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 393: Die Wiederherstellung aller Dinge.
Kommen wir, was den Berg der Verklärung angeht, zum Ende. Jesus ist auf dem Rückweg und spricht mit seinen Jüngern über die Totenauferweckung. Diese verstehen nur Bahnhof. Dennoch haben sie eine Frage: Wie ist das mit Elia? Er soll doch erscheinen, bevor der Messias kommt. Wie kann es sein, dass der Messias schon da ist, während Elia, wie sie gesehen haben, sich noch im Totenreich befindet?
Das war die Frage, die wir uns in der letzten Episode angeschaut haben. Heute möchte ich abschließend einer Formulierung nachspüren, die Markus verwendet. Markus Kapitel 9, Verse 11 bis 13:
„Und sie fragten ihn und sprachen: Warum sagen die Schriftgelehrten, dass Elija zuerst kommen müsse? Er aber sprach zu ihnen: Elija kommt zwar zuerst und stellt alle Dinge wieder her. Und wie steht über den Sohn des Menschen geschrieben? Dass er vieles leiden und verachtet werden soll. Aber ich sage euch: Auch Elija ist gekommen, und sie haben ihm getan, was sie wollten, so wie über ihn geschrieben steht.“
Mir geht es jetzt um die Formulierung „Elija kommt zwar zuerst und stellt alle Dinge wieder her“. Was ist damit gemeint, mit dieser Formulierung „Er stellt alle Dinge wieder her“? Es lohnt sich, wenn wir zur Beantwortung der Frage noch einmal einen Blick in Malachi werfen.
Elijas Auftrag zur Umkehr und Vorbereitung des Volkes
Warum soll erst Elija kommen, bevor dann Gott selbst erscheint?
In Maleachi Kapitel 3, die Verse 23 und 24 heißt es: „Siehe, ich sende euch den Propheten Elija, bevor der Tag des Herrn kommt, der groß und furchtbar ist. Er wird das Herz der Väter zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren Vätern umkehren lassen, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage.“
Im Zentrum des Dienstes von Elija, der in Johannes dem Täufer seine Erfüllung findet, steht das Prinzip der Umkehr. Menschen wenden sich einander zu; aus Ablehnung wird Zuneigung. Gabriel erweitert dieses Konzept in seinem Gespräch mit Zacharias, als er Maleachi zitiert.
In Lukas 1,17 heißt es: „Und er, das ist Johannes der Täufer, wird vor ihm, also vor Gott, hergehen in dem Geist und der Kraft Elijas, um die Herzen der Väter zu den Kindern zu bekehren und Ungehorsame zur Gesinnung der Gerechten, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten.“
Aus den Söhnen, die zu ihren Vätern umkehren, werden hier Ungehorsame, die sich zur Gesinnung der Gerechten bekehren. Wenn man so will, wird das Konzept der Familie auf das Verhältnis zu Gott übertragen. So wie Buße im Kleinen bedeutet, dass ich als Sohn anfange, meine Eltern zu lieben, darf Buße an dieser Stelle nicht stehen bleiben.
Buße hat eine nationale Dimension, wenn ungehorsame Israeliten beginnen, ein gerechtes Leben zu führen. Die Aufgabe von Johannes dem Täufer besteht also darin, ein ganzes Volk zur Buße zu führen oder mit den Worten Gabriels: dem Herrn ein zugerüstetes Volk vorzubereiten.
Elijas Wirken im Spiegel der Apokryphen
Lasst mich diesen Gedanken noch unterstreichen, indem wir einen Blick in die Apokryphen werfen. Apokryphen sind für mich nicht Gottes Wort, aber sie spiegeln das Denken der Zeit wider und können helfen, theologische Konzepte zu illustrieren.
Jesus Sirach Kapitel 48, Verse 1 bis 10: Der Prophet Elija erhob sich wie ein Feuer, und sein Wort brannte wie eine Fackel. Er brachte Hungersnot über sie, und durch seinen Eifer verringerte er ihre Zahl. Durch das Wort des Herrn schloss er den Himmel zu; dreimal brachte er Feuer herab.
Wie herrlich bist du gewesen, Elija, mit deinen Wunderzeichen! Wer wird gerühmt wie du? Durch das Wort des Höchsten hast du einen Toten auferweckt und aus dem Totenreich zurückgebracht. Du hast Könige in den Untergang geführt und Vornehme von ihrem Lager vertrieben. Du hast auf dem Sinai die künftige Strafe gehört und auf dem Horeb die Verurteilung.
Du hast Könige gesalbt, die Vergeltung üben sollten, und Propheten, die dir nachfolgten. Du wurdest emporgehoben in einem Feuersturm auf einem Wagen mit feurigen Rossen. Du bist bestimmt worden, zur rechten Zeit bereit zu sein, den Zorn zu stillen, ehe der Grimm kommt, das Herz des Vaters wieder zum Sohn zu kehren und die Stämme Jakobs wieder aufzurichten.
Mir geht es um den letzten Vers: Du bist bestimmt worden, das Herz des Vaters wieder zum Sohn zu kehren und die Stämme Jakobs wieder aufzurichten. Gabriel sprach von einem zugerüsteten Volk Israel, hier lesen wir von der Aufrichtung der Stämme Jakobs.
Der Auftrag des Messias und die Befreiung Israels
Dieser Prozess des Aufrichtens ist übrigens mit dem Dienst des kommenden Elija noch nicht vollendet. Der Messias hat denselben Auftrag. So lesen wir in Jesaja 49,6. Hier spricht Gott der Vater zum Sohn: „Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten Israels zurückzubringen. So mache ich dich auch zum Licht der Nationen, dass meine Rettung reicht bis an die Enden der Erde.“
Hier wird der Auftrag des Messias formuliert als: Die Stämme Jakobs aufrichten und die Bewahrten Israels zurückbringen. Durch die Parallele merken wir, dass es hier um eine Befreiung geht. Jesaja verwendet prophetisch die Rückkehr aus Babylon als Bild für die Befreiung, die der Messias bringen wird. Ebenso werden die von Gott Bewahrten nach Israel zurückkehren, um aufgerichtet, also mit neuer Kraft und neuer Würde, ihrem Gott zu dienen.
So wird Elia beziehungsweise Johannes der Täufer das Volk Israel in die Buße führen, und der Messias wird ihnen Befreiung von ihrer Sünde anbieten. Aber es wird nicht dabei bleiben. Diese Befreiung wird ein weltweites Phänomen sein. Die Erneuerung Israels wird nur der Anfang sein.
Die Ausdehnung der Wiederherstellung auf alle Völker
Und so kann Jakobus den Bogen im Apostelkonzil weiterspannen. Im Raum steht die Frage, ob Heiden erst Juden werden müssen, um gerettet zu werden. Die Antwort darauf lautet: Nein.
In der Sprache von Amos 9,16-18 klingt das dann in Apostelgeschichte 15,16-18 so:
„Danach will ich mich wieder zu ihnen wenden und will die zerfallene Hütte Davids wieder bauen. Ihre Trümmer will ich wieder aufbauen und will sie aufrichten, auf dass die, die von den Menschen übrig geblieben sind, nach dem Herrn fragen, dazu alle Heiden, über die mein Name genannt ist“, spricht der Herr, der tut, was von Anbeginn bekannt ist.
Damit sind wir gedanklich wieder am Anfang. Elija, sprich Johannes der Täufer, kommt und stellt alle Dinge wieder her. Was da wiederhergestellt wird, ist ein Volk. Dieses Volk wird vorbereitet, um seinem Gott zu begegnen, damit dieser Gott das Land nicht mit dem Bann schlagen muss.
Doch damit bleibt es nicht stehen. Dieses Volk ist dazu berufen, alle Heiden, sofern gläubig, in sich aufzunehmen. Nicht als Proselyten, sondern als Heiden, die an den Gott Israels glauben und zusammen mit dem Überrest Israels die neue Ekklesia Gottes bilden.
Dieser Prozess wird weiter vorangetrieben, bis Jesus wiederkommt.
Die Wiederherstellung aller Dinge als Ziel der Geschichte
So wie Petrus es andeutet, wenn er sagt in Apostelgeschichte 3,19-21: „So tut nun Buße und bekehrt euch, damit eure Sünden ausgetilgt werden. Dann werden Zeiten der Erquickung vom Angesicht des Herrn kommen, und er wird den euch vorausbestimmten Jesus Christus senden.“
Jesus muss freilich vom Himmel aufgenommen werden, bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge. Von diesen Zeiten hat Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher gesprochen.
Gott will eine Menschheit, ein königliches Priestertum für sich. Damit hat er im Garten Eden begonnen, und dahin will er im ganz großen Stil wieder zurückkehren.
Elija ist auf diesem Weg der Umkehr der erste Schritt. Der Herr Jesus bringt das Projekt der Wiederherstellung aller Dinge im Verlauf der Kirchengeschichte zum Abschluss.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dich darüber freuen, dass Gott sich ein Volk aufgerichtet hat, zu dem auch die Heiden gehören dürfen.
Das war es für heute. Überlege, ob du aus einer Podcast-Folge nicht einen Hauskreis machen möchtest.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.