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Wünsch dir was

21.05.19951. Könige 3,5-15

Heute ist der Sonntag Rogate, das heißt: Betet! Mir ist immer wichtig, dass Gott nicht sagt: „Schafft bitte selbst etwas, bemüht mich nicht mit euren Problemen, macht so viel wie möglich alleine, und nur wenn ihr absolut nicht mehr weiterkommt, dürft ihr zu mir kommen.“

Im Gegenteil, Gott macht uns Mut und sagt: „Bringt doch alles zu mir!“

Zu diesem Sonntag Rogate, dem Sonntag des Betens, habe ich eine ganz wunderbare Geschichte aus dem Alten Testament ausgesucht: 1. Könige 3,5-15.

Salomo bittet um Weisheit in Gibeon

Salomo betet in Gibeon, wo die Stiftshütte stand. Gibeon liegt nördlich von Jerusalem auf der Westbank und ist heute leider für Touristen nicht zugänglich. Es ist ein ganz wichtiger Ort.

Die Gibeoniten sind uns bekannt, weil sie sich durch eine List gerettet haben. Es war ihnen verboten, näher unter den Israeliten zu siedeln. Sie haben Josua mit einer ganz üblen Lüge getäuscht. Die Bewohner von Gibeon sind also bekannt, und dort stand, wie wir hier erfahren, die Stiftshütte. Die Geschichte wird auch noch in 2. Chronik 1,1-12 berichtet.

Salomo wurde ganz überraschend König. Wir müssen noch einmal in der Bibel lesen – die alttestamentlichen Geschichten liebe ich. Dort waren Priester, die einen anderen Königssohn schnell auf den Thron bringen wollten. David war schon alt, und die Dinge liefen nicht mehr so ganz unter seiner Kontrolle. Da war dann Nathan, der Prophet, und Batseba, die aufmerksam war. So wurde Salomo König, und er wurde schnell gekrönt.

Die Krönung fand an der Gihon-Quelle statt, einer Quelle, die durch einen Tunnel unterhalb Jerusalems fließt. Anschließend ging Salomo nach Gibeon und blieb dort offenbar mehrere Tage im Heiligtum.

Daher erschien Salomo in Gibeon im Traum des Nachts, und Gott sprach: „Bitte, was soll ich dir geben?“ Salomo antwortete: „Du hast an meinem Vater David, deinem Knecht, große Barmherzigkeit erwiesen, weil er vor dir in Wahrheit, Gerechtigkeit und mit aufrichtigem Herzen gewandelt ist. Du hast ihm auch große Barmherzigkeit erwiesen und ihm einen Sohn gegeben, der auf seinem Thron sitzen sollte, wie es jetzt der Fall ist.“

Das Wort „Knecht“ ist kein altmodisches Wort, sondern beschreibt unser Dienstverhältnis zu Gott treffend. Jesus hat dieses Wort als eines seiner Lieblingsworte genommen. In den Jesaja-Weissagungen vom kommenden Gottesknecht ist es der Dienst Jesu dem Vater gegenüber und für uns ein Ehrentitel.

Wir wollen keine aufmüpfigen Leute sein, die sich bei Gott über jeden Handgriff beschweren, den sie tun müssen. Stattdessen wollen wir wissen, dass es eine Ehre ist, unser Leben Gott als Knechte zu weihen.

Salomo fuhr fort: „Nun, Herr mein Gott, du hast deinen Knecht zum König gemacht an meines Vaters David statt. Ich aber bin noch jung, weiß weder aus noch ein. Dein Knecht steht mitten in deinem Volk, das du erwählt hast, einem Volk so groß, dass es wegen seiner Menge niemand zählen noch berechnen kann. So wolle du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten und verstehen kann, was gut und böse ist. Denn wer vermag, dein mächtiges Volk zu richten?“

Das gefiel dem Herrn gut, dass Salomo darum bat. Gott sprach zu ihm: „Weil du darum bittest und weder um langes Leben, noch um Reichtum, noch um den Tod deiner Feinde, sondern um Verstand, um zu hören und Recht zu richten, siehe, so tue ich nach deinen Worten. Ich gebe dir ein weises und verständiges Herz, so dass deinesgleichen vor dir nicht gewesen ist und nach dir nicht aufkommen wird.

Dazu gebe ich dir auch, was du nicht erbeten hast, nämlich Reichtum und Ehre, so dass deinesgleichen keiner unter den Königen zu deinen Zeiten hat. Und wenn du in meinen Wegen wandelst und meine Satzungen und Gebote hältst, wie dein Vater David gewandelt ist, so werde ich dir ein langes Leben geben.“

Als Salomo erwachte, siehe, es war ein Traum. Er kam nach Jerusalem, trat vor die Lade des Bundes und des Herrn und opferte Brandopfer und Dankopfer. Anschließend veranstaltete er ein großes Festmahl für alle seine Großen.

Die Bedeutung des Betens am Sonntag Rogate

Heute bei der Konfirmation: Was glauben Sie, worum es den Konfirmanden geht? Meistens denken sie daran, dass sie etwas geschenkt bekommen. Und dann sagt man oft: „Das darf man nicht so laut sagen, wir sind ja alle anständig und kultiviert erzogen.“ Man denkt zwar daran, spricht es aber nicht aus. Heute aber wurde es offen ausgesprochen.

Junge Leute lassen sich gern etwas schenken. Und wir finden das auch schön, wenn Verwandte, Paten, Freunde oder oft auch Nachbarn sagen: „Wir haben euch gern und wollen euch eine Freude machen. Lasst euch doch etwas schenken.“ Doch heute geht es darum, dass Gott etwas schenken will. Und jetzt sollten wir genauso praktisch und realistisch sein und sagen: „Gut, wenn Gott uns etwas schenken will, dann packen wir zu.“ Wir sind doch sonst auch nicht so kompliziert. Lassen wir uns doch etwas schenken, wenn keine Bedingungen daran geknüpft sind.

Wissen Sie, in manchen Kulturen ist das ganz anders. Wenn man sich etwas schenken lässt, wird das als Berechnung gesehen, weil man dann wieder zurückschenken muss. Das ist schlimm, eine Verpflichtung. Nein, hier geht es darum, sich einfach frei beschenken zu lassen, weil es Freude macht.

In dieser Geschichte steht ein junger Mann im Mittelpunkt. Ein junger Mann, auf den sich alle Blicke richten, so wie heute unsere Konfirmanden gefeiert wurden – im festlichen Anzug, schön gekämmt. Alle schauen auf sie. Nur war das kein Konfirmand, sondern etwas Ähnliches: ein König. Alle Leute schauen auf ihn. Er steht im ersten Glanz seiner Herrschaft.

Salomo war ohnehin jemand, der die Königspracht gewaltig entfaltete. Während seiner ganzen Amtszeit führte er keinen Krieg. Die Leute hörten auf sein Kommando, sein Wort wurde ernst genommen. Doch das Besondere an Salomo war, dass er dabei nicht überheblich wurde. Das ist ganz außergewöhnlich.

Vielleicht werden wir stolz, wenn Menschen uns huldigen, uns Ehre bringen oder loben. Salomo geht ins Heiligtum, und dann spricht Gott zu ihm durch diesen Traum: „Wünsch dir was.“

Stellen Sie sich vor, jemand gibt Ihnen einen Wunsch frei, so wie eine Fee in einem Märchen. Wir haben ja so viel auf unserer Wunschliste stehen: Geld, Gesundheit, Erfolg, zwischenmenschliche Schwierigkeiten – es gibt so vieles, das uns Kummer macht. Wenn wir einen Wunsch frei hätten, was würden wir wählen? Was stünde bei uns ganz oben auf der Liste?

Mein erster Punkt heute ist: Das ist ernst gemeint. Vielleicht denken Sie, weil es ein Traum war, sei das nur eine Märchengeschichte. Ja, so könnte es aussehen. Man hat ja manchmal verrückte Träume. Haben Sie auch solche? Das ist bei mir so. Bin ich noch normal? Im Traum entstehen oft verrückte Bilder. Aber es ist doch echt, dass Gott sagt: „Bitte, was soll ich dir geben?“

Am Rogatesonntag, an dem es ums Beten geht, soll Ihnen das in Erinnerung bleiben: Gott kommt zu Ihnen und sagt: „Bitte, was darf es denn sein?“ Ist Ihnen das schon einmal klar geworden? Gott bietet seine Dienste an.

Ich habe vorhin den Konfirmanden gesagt, dass man heute etwas anders predigt als früher. Früher war man mehr auf den Tag zugeschnitten. Aber ich sage: Das ist das Größte in eurem Leben. Ihr könnt Gott die kalte Schulter zeigen, ihn wegwerfen. Doch er geht euch ein Leben lang nach, sucht euch und fragt: „Was soll es denn sein? Ich stehe zur Verfügung.“

Ihr könnt durch die Wüste tappen, im Krankenhaus liegen, verzweifelt sein, im Stockdunkeln umherirren – und Gott ist da. Ihr braucht nur rufen, nur schreien, und er ist da!

Das ist heute wichtig für uns. Gott sagt: „Ja, bitteschön, um was geht es? Was darf ich dir geben?“ Bitteschön, dass unser Leben groß wird.

Jetzt wird uns plötzlich deutlich: Das gilt nicht nur für Salomo, den König damals, der besondere Eigenschaften hatte. Gott verspricht seine Nähe auch uns, in all unseren Nöten und Schwierigkeiten. Es ist ein Staunen, dass Gott sich um so kleine Dinge kümmert, die uns bewegen.

Der Herr, der Himmel und Erde geschaffen hat, der alle Macht hat, kümmert sich um mich. Wenn das im Glauben plötzlich aufgehen kann, kann man es kaum größer begreifen: Was sind wir reich!

Manche Menschen haben Angst vor der Gegenwart Gottes. Woher kommt das? Das ist leicht zu erklären: aus schlechtem Gewissen. Sie denken: Gott ist mir auf den Fersen und sieht, was ich Schmutziges tue. Das wäre furchtbar. Doch wenn man deswegen den Segen Gottes nicht haben will, muss man das vor ihm in seinem Licht bereinigen.

Aber die Freude ist: Ich bin überall, wo ich bin, von der Gegenwart des schenkenden und mächtig wirkenden Gottes umgeben. Ich bin nicht mehr allein.

Auch wenn mich Menschen enttäuschen – und das werden sie oft und vielfach – wird Gott mich nicht enttäuschen. Auch wenn ich Gott nicht verstehe, kann ich zu ihm sagen: „Bitte, was darf ich für dich tun?“

Das ist ernst gemeint: „Bitte, was darf es denn sein? Sag mir, was dich bewegt.“

Vor ein paar Tagen habe ich im Spiegel eine ganz schrecklich lästerliche Rede über Gott gelesen. Man wundert sich, wie ein Mensch so etwas sagen kann: „Wenn ich nach dem Tod Gott begegne, werde ich ihn als Irren auslachen.“ So toll ist der Mensch also, sagt er.

Und das ist sicher auch für unsere Konfirmanden ein großer Schritt, wenn sie sagen können: „Ich brauche doch keinen Gott.“ In unserer Welt klingt das so wahnsinnig mündig, reif und groß – einer, der Gott verspottet.

Aber letztlich ist das nur ein lächerliches Reden eines sterblichen Menschen, der mit seinen Nöten und Problemen nicht fertig wird, der nicht einmal seinen Leib im Zaum halten kann.

Und Gott, der Herr, lacht über uns. Er sagt: „Bitte, was soll es denn sein?“ Er bietet in unendlicher Liebe und Güte seine Hilfe an und seine Antworten auf unser Beten.

Die Chance des Gebets nutzen

Mein zweiter Punkt: Nütze deine Chance. Wenn Gott uns einen Wunsch freigibt – und er gibt uns ja viele Wünsche frei – dann sag mir doch, was dich bewegt. Schütte deine Sorgen vor mir aus und sag ihm alles, was dich drückt. Jetzt nützen Sie doch die Chance und sagen Sie ihm all das, was bei Ihnen ganz vorne auf der Wunschliste steht.

Wir haben vorhin gesagt, dass wir jetzt viel erwähnen könnten. Bei Salomo fällt mir auf, dass er ein zupackender Mann war. Er wusste, wenn es ums Leben geht, wollte er ein glanzvolles Leben haben. Ein großes, ein schickes Leben. Bei Salomo war es immer Güteklasse Nummer eins. Wenn man in der Bibel liest, wie er die Kunsthandwerker bestellte, wie das edelste Gold verwendet wurde und wie sein Thron beschaffen war, sieht man das deutlich. Niemand war bekleidet wie Salomo, sagt sogar Jesus.

Wir sind ja eher von einem einfachen Lebensstil geprägt. Wenn ich nur an die Bänke denke, auf denen wir sitzen, bekommen wir schon wieder Rückenweh. Aber bei Salomo war alles aus purem Gold. Er wollte das Leben in seiner ganzen Schönheit und Güte haben. Deshalb greift er hoch und sagt: Wenn mir Gott schon so eine Chance gibt, dann will ich das Größte und Beste.

Und was ist das Größte und Beste? Gib mir ein gehorsames Herz! Da stutzt man. Kein Wort über luxuriöse Prachtentfaltung, kein Wort über Problemlösung, Gesundheit, Geld oder Machtfragen – kein Wort! Salomo hat auf einmal einen Durchblick. Das ist das Geheimnis, das uns das Bibelwort sagt, etwas, das wir in der ganzen Welt und in der ganzen Wissenschaft nicht finden können.

Die Ursache allen Elends in der Welt ist das Menschenherz. Manche glauben, das Problem in unserer Welt seien die Waffen – das stimmt nicht. Und das, was aus dem Auspuff der Autos herauskommt, ist auch nicht das Hauptproblem. Es ist das Menschenherz. Wenn das Menschenherz neu wäre, könnten wir all die anderen Probleme lösen. Wenn das Menschenherz mit dem Willen Gottes im Einklang wäre, gäbe es keinen Streit, kein böses Wort mehr, keinen Krieg mehr.

Die Diagnose der Bibel stimmt. Dass wir heute in unserer modernen Welt nicht mehr über das Hauptübel sprechen, zeigt nur, wie wir an den Symptomen herumkurieren. Das sah man am Durchblick Salomos. Und das Schöne ist: Er hat nicht nur gesagt, dass Buße getan werden soll, sondern er sagt: Herr, ich will Buße tun, ich brauche ein neues Herz. Verstehen Sie? Auch ohne Feiertag will er ein neues Herz.

Bei ihm muss die Buße anfangen, nicht bei seinem Untergebenen, sondern bei ihm selbst, bei ihm als Christenart. Er sagt: Ich brauche ein neues Herz, da stimmt es in mir nicht, bei mir ist etwas ganz Schwieriges drin.

Nun schauen Sie sich nochmal Salomo mit seinen herrlichen Gewändern an. Er wollte nichts darunter verstecken. Das kann bei uns manchmal anders sein, wenn wir uns mit Krawatte und schicker Kleidung präsentieren, schön gescheitelt und gebürstet wie unsere Konfirmanden am Festtag. Aber Salomo sagt: Nein, was hinter den Kulissen ist, sieht Gott an. Gott sieht das Herz an.

Schon sein Vater, David, hat gesagt, dass Kinder die Fehler der Väter sehr gut sehen. Denken Sie nur, was meine Kinder alles gesehen haben. Und das ist ja toll, denn sie sehen das gnadenlos. Salomo hat ganz genau herausgegriffen, dass David wunderbare Lieder singen und tolle Predigten halten konnte. Seine Psalmen sind einmalig, aber er hatte ein böses Herz. Und das haben die Kinder ganz genau gespürt.

Deshalb sagt Salomo: Wenn ich das Allergrößte von Gott erbitten will, dann will ich ein neues Herz haben. Nütze deine Chance und bitte von Gott das Allergrößte, das in unserem Leben zählt. Wenn es bei uns Spannungen gibt, wenn unser Leben zerbrochen ist, wenn wir Schwierigkeiten haben und nicht mehr fertig werden, dann liegt hier das Geheimnis, dass Gott mein Leben verändert.

Ich weiß, Sie denken jetzt vielleicht schon: Meine Frau ist so kompliziert und meine Kinder so böse. Nein, nein! Wenn unser Herz verändert ist, dann – das weiß Salomo – geschieht etwas völlig Neues. Dann ist mein Leben von Grund auf verändert.

Darum bittet er ganz schlicht um dieses eine: ein neues Herz. Darin liegt die Wurzel allen Übels. In der Welt ist eine Revolution ohnegleichen begonnen worden, da, wo Christus angefangen hat, Menschenherzen zu verwandeln. Er sagt: Ich will ein neues Herz in euch hineingeben. Jesus verwandelt Menschen.

Das war für uns heute bei der Konfirmation schon ein bisschen wichtig: Es geht nicht um eine Schau, sondern um Bekehrung von Herzen. Sonst hat alles keinen Wert. Es ist keine Formalität nach außen, ohne Eintrag in Mitgliederlisten oder um Mitgliedsrechte. Es geht darum, dass wir Menschen werden, die von innen heraus willig und gern mit Gott übereinstimmen.

Mir gefällt auch, wie Salomo so offen darüber redet. Sie können sich vorstellen, was Könige sind – Salomo ist bis zu einem gewissen Grad vergleichbar mit dem Sonnenkönig Ludwig XIV., der Versailles erbaut hat. Salomo hat tolle Bauwerke geschaffen, die leider nicht mehr erhalten sind. Da man am Tempelberg keine archäologischen Forschungen betreiben kann, können auch seine Säulen nicht mehr ausgegraben werden. Was davon übrig blieb, muss großartig gewesen sein: sein Waldhaus, sein Palast und vieles mehr.

Beim Sonnenkönig Ludwig XIV. war es ja: Der Staat bin ich. Bei Salomo dagegen sagt er: Ich will ein Knecht Gottes sein. Ich möchte alles nur zur Ehre Gottes tun. Das ist doch ein Modell für unseren Dienst: nichts für mich, sondern alles für Gott so schön machen.

Unser Leben soll harmonisch sein, unser Leben soll glänzen, alles soll Gottes Harmonie widerspiegeln. Wenn Gott so einen Blumenstrauß geschaffen hat, was wäre, wenn unser Leben so wunderbar leuchten würde, so hell wie die Sonne? Wenn Gott alles in der Natur so schön macht, wie kann er dann erst unser Leben prägen?

Wir sagen oft: Wir haben alle Fehler und machen eben Fehler. Nein, nein, das ist keine Entschuldigung. Gott will uns erneuern. Darum, wenn er uns Aufgaben gibt, dann gibt er uns auch die Gaben. Ich darf ihn darum bitten: Herr, du hast mich in dieses Amt gestellt, lass es auch gelingen. Ich möchte mich nicht darunter beugen. Wir wollen Veränderungen haben.

Die größten Gaben, die wir für unsere Zeit heute erbitten sollten, sind geheiligte Menschen. Ich will keinen Firlefanz als christliches Theater. Ich glaube, für unsere Zeit wäre es am besten, wenn es wieder geschenkt würde, dass wir unter unseren Kollegen, Familienmitgliedern und Freunden Menschen haben, in denen der heilige Gott etwas bewirkt hat. Dass Liebe und Freundlichkeit, Sichtbarkeit, Güte und Sanftmut von innen heraus sichtbar werden – das wäre herrlich.

Wie offen sagt das Salomo: Bei mir fehlt es, bei mir klemmt es. Das Hauptproblem liegt nicht bei meinen Untertanen, nicht an der Bürokratie des Hofes und nicht am fehlenden Geld – so sagen ja manchmal Staatsmänner, wenn sie von Steuereinnahmen sprechen. Salomo sagt: Bei mir fehlt es am gehorsamen Herzen.

Er sagt: Ich weiß nicht, was gut und böse ist, Herr, du musst mich mit deinem Geist leiten. Ein ganz aktuelles Rogate-Gebet für uns.

Gottes Antwort auf das Gebet

Und jetzt noch das Letzte: Gott geht darauf ein. Also, das Ernstgemeinte wünscht dir etwas, wünscht dir etwas, und jetzt nutzt du deine Chance. Was darf es denn sein? Herr, ein gehorsames Herz.

Und jetzt noch das Letzte: Gott geht darauf ein. Es ist schön, wie Gott plötzlich sagt: Ja, Salomo, das ist schön. Du hast nicht um Reichtum und nicht um langes Leben gebeten. Das ist manchmal töricht, denn wer weiß schon, ob ein langes Leben wirklich schön sein wird.

Wir haben manchmal törichte Wünsche. Wir sollten Gott nicht zu viele Wünsche vortragen, von denen wir gar nicht wissen, ob sie gut für uns sind. Also, du hast nicht um Geld und nicht um langes Leben gebeten. Auch mit dem Geld ist es so: Sie wissen doch, dass Jesus gesagt hat, es sei leichter, ein Kamel durch ein Nadelöhr zu bringen als einen Reichen ins Reich Gottes.

Dann wissen Sie auch, warum es so wenige Gläubige gibt in unserer reichen Zeit in Deutschland. Also beten Sie auch nicht um die Lösung aller Ihrer wirtschaftlichen Fragen. Reiche Leute, versuchen Sie mal, ein Kamel durch ein Nadelöhr zu zwängen. Probieren Sie es mal mit einem Insekt. Ich gebe Ihnen viele Versuche, dann wissen Sie, wie das ist.

Darum wollen wir Gott nicht um Reichtum bitten, wir wollen nicht um langes Leben bitten, sondern dass er es erhört, weil du dieses gebeten hast. Ganz bestimmt. Und Gott geht da nicht daran vorbei, wenn jemand ihn bittet: Herr, ich will doch nur von dir ein neues, verwandeltes Herz haben.

Mir ist eigentlich erschütternd, wie es bei Salomo weiterging. Er war ja ein genialer Geist. Haben Sie es mal im 1. Könige 5,12-13 gelesen, was Salomo war? Er dichtete 3.000 Sprüche und 1.005 Lieder. Das Hohelied ist nur eines davon. Er dichtete von den Bäumen, von der Zeder auf dem Libanon bis zum Ysop, der aus der Wand wächst.

Jetzt wissen Sie, warum meine Predigt so armselig ist. Bei Salomo war Kultur und grüne Umwelt überall präsent. Er dichtete von den Tieren des Landes, von Vögeln, vom Gewürm und von den Fischen. Ein genialer Mann.

Aber er wusste das Wichtigste, weil er einen Durchblick hatte, weil er die Welt kannte: Das Wichtigste ist menschlich. Und wie hat er im Buch Prediger oder in den Sprüchen das Lob der tugendhaften Hausfrau beschrieben? Wie hat er die Nöte des täglichen Zusammenlebens dargestellt? Wie konnte er sagen: Es ist alles eitel und leer?

Und dieser Salomo, der von Gott so beschenkt wurde, gut und böse zu unterscheiden, ist ein Mann, der im Alter an Gott scheiterte. Ich muss Ihnen ein hartes Wort sagen: Das Alter kann eine schwere Zeit sein. Doktor Fritz Lauba sagt immer, er bete täglich: „Herr, bewahre mich vor der Torheit des Alters.“ Im Alter kann man so töricht werden.

Und wegen ein paar Frauen hat Salomo selbst in Jerusalem Götzentempel aufstellen lassen. Was ist unser Menschenherz doch für ein korruptes Stück! Wenn wir die Missstände der Welt beim Namen nennen, dann zeigen wir immer darauf: In mir gibt es nichts, was mich nicht scheitern lässt an Gott.

Keine halbe Stunde bin ich mir sicher, ob ich nicht Gott unehre und Schande bereite. Sehen Sie, wir Christen sind so gefährdete Leute, wenn uns nicht jetzt etwas hält. Jesu Gnade schirmt uns. „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist. Nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir, die Gabe des Heiligen Geistes. Schütze mich vor Versuchungen!“

Bei Salomo war es vielleicht sogar die Lässigkeit des Alters, die Verlotterung im Alter. Wo er doch alles für unwichtig hielt, wurde Gott mit Füßen getreten. Herr, bewahre mich!

Und ich kann Ihnen nur zum Schluss sagen: Das Größte ist, dass man sich an Jesus klammern kann. Der Chor hat vorhin gesungen – ich wusste gar nicht, was sie singen: „Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.“

Darum kann ich siegen, darum kann ich überwinden, weil Jesus unglaublich stark ist. Jesus hat den Tod erschüttert durch seine Auferstehung. Mit dieser unglaublichen Kraft, in der er auferstanden ist, kann er unser verlottertes, schwaches, versuchliches, betrügerisches Herz sanieren.

Er kann uns festmachen, so wie er es mit den schwachen Jüngern gemacht hat, die zu Säulen wurden, die im Martyrium standen. Und was heute in unserer Zeit Not tut, sind wieder Christen, die auf diesem Fundament stehen. Das ist Konfirmation: Menschen, die durch die Gnade Gottes gehalten werden.

Das ist nicht unsere Leistung, sondern durch die Gnade Jesu sind wir fest. So fest, dass keine Versuchung des Teufels uns aus der Bahn werfen kann. Fest, dass wir Knechte Gottes in dieser Welt sind, nicht korrupt, die ihr Gewissen wegen ein paar Pfennigen verkaufen. Menschen, die Gott dienen.

In allem suchen wir Leben, das zur Ehre Gottes gelebt sein will. Und dann ist da das: Herr, ich will nur dir gehören, ich will nur ganz dein Eigen sein, ich will mich nur dir ganz verschreiben. Du musst mein Herr sein.

Wunderbar, dass die Geschichte nicht bei Salomo endet, sondern dass das Evangelium im Neuen Testament sagt: Kein einziger Mensch, an dem die Gnade Jesu nicht überwältigend wirken will. Und wenn es nur so ein ganz zerbrochener Lump war wie der Schächer am Kreuz, die Gnade Jesu ist stärker als alle Schuld der Menschen.

Heute will er mein Ja, meine Bindung. Ich will ihn, will ihn ganz. Herr, ja, mich hast du gemeint, heute ganz konkret: Ich will dich. Amen.