Zusammengeschaltet, was zusammengehört
Der Ausdruck „zusammengeschaltet, was zusammengehört“ beschreibt das Prinzip, Dinge oder Personen miteinander zu verbinden, die von Natur aus zusammengehören. Dieses Prinzip findet man in vielen Bereichen des Lebens wieder, sei es in der Technik, in zwischenmenschlichen Beziehungen oder in der Natur.
In der Technik bedeutet „zusammengeschaltet“ oft, dass verschiedene Komponenten oder Systeme miteinander verbunden werden, um eine funktionierende Einheit zu bilden. Dabei ist es wichtig, dass nur die passenden Teile miteinander verbunden werden, damit das System reibungslos funktioniert.
Auch in zwischenmenschlichen Beziehungen spielt dieses Prinzip eine wichtige Rolle. Menschen, die ähnliche Werte, Interessen oder Ziele teilen, fühlen sich oft zueinander hingezogen und bilden Gemeinschaften oder Partnerschaften. Hier zeigt sich, dass das Zusammenschalten von Menschen, die zusammengehören, zu Harmonie und gegenseitigem Verständnis führt.
In der Natur ist das Zusammenschalten von Elementen ebenfalls ein grundlegendes Prinzip. Pflanzen, Tiere und Ökosysteme sind aufeinander angewiesen und bilden komplexe Netzwerke, in denen jedes Element seine Rolle spielt. Nur wenn die richtigen Elemente zusammenwirken, kann das System im Gleichgewicht bleiben.
Auch in der Bibel findet sich dieses Prinzip wieder. So wird in 1. Korinther 12,12-27 beschrieben, wie die Gläubigen als Glieder eines Leibes zusammengehören und zusammenarbeiten sollen. Jedes Glied hat seine eigene Aufgabe, doch alle sind miteinander verbunden und bilden gemeinsam den Leib Christi. Dieses Bild verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass das Zusammengeschaltete auch tatsächlich zusammengehört, um das Ganze zu stärken.
Zusammengefasst zeigt das Prinzip „zusammengeschaltet, was zusammengehört“, dass Verbindungen nur dann sinnvoll und stabil sind, wenn sie auf einer natürlichen oder funktionalen Zusammengehörigkeit beruhen. Ob in Technik, Natur, menschlichen Beziehungen oder im geistlichen Leben – das richtige Zusammenschalten schafft Einheit und fördert das Gedeihen des Ganzen.
Begrüßung und technische Herausforderungen bei ProChrist 95
Guten Abend an alle 350 Veranstaltungsorte von ProChrist 95! Herzlich willkommen hier bei uns in Leipzig – oder vielen Dank, dass wir bei Ihnen draußen willkommen sein dürfen!
Die Leipziger können sich ruhig mal rühren! Schön, dass wir endlich komplett sind. Hoffentlich sind Sie auch dabei, liebe Freunde in Glauchau. Ihr seid so nah bei Leipzig, und trotzdem – oder gerade deswegen – ist eure Übertragungsanlage gestern ausgefallen. Sechshundert Besucher haben stattdessen ein Video mit Ulrich Parzany gesehen. Man muss sich eben nur zu helfen wissen.
Eine technische Panne gab es auch in Kernen-Rommelshausen: Nach einer Stunde fiel der Videobeamer aus. Zwei Mitarbeiter haben ihn im Dunkeln in 110 Sekunden ausgewechselt, und Ulrich Parzany strahlte wieder im alten Glanz. Glückwunsch! Die Freunde in Kernen fragen jetzt, wer das schneller schafft. Aber seien Sie froh, wenn Sie es nicht testen müssen!
Technisch versiert sind auch die ProChrist-Leute in Sittensen, das Licht zwischen Hamburg und Bremen. Neben dem Zelt, in dem die Abende stattfinden, klappert normalerweise eine Wassermühle. Damit sie nicht klappert, wurde der Mühlenteich extra abgelassen und der kleine Fluss aufgestaut. Jetzt klappern nur noch andere Teile.
Fast alle meldeten gestern strahlenden Sonnenschein, sogar Ostfriesland. Dadurch kamen vielleicht an vielen Orten weniger Besucher als erwartet, da es heute mancherorts geregnet hat. Schieben Sie das aber bitte nicht uns in die Schuhe!
Das Ereignis des Tages wird aus Bad Urach gemeldet: Dort gab es gestern das erste ProChrist-Baby. Nein, Ulrich heißt der Knabe nicht, Rolf auch nicht oder Jürgen – obwohl es so schön gewesen wäre. Er heißt Felix Lukas, glücklicher Lukas. Glücklich sind auch die Eltern. Na, Felix, da freust du dich!
Glücklich sind die Eltern und vor allem natürlich der Vater, der leidet immer am meisten. Er ist der Hauptverantwortliche für ProChrist in Bad Urach, Thomas Gutbrot. Wir gratulieren und wünschen Gottes Segen!
Das gilt auch für Weigels und Baumanns in Ludwigstadt, die heute ihren Hochzeitstag bei ProChrist feiern. Wo könnte man das besser tun?
Erinnerung und Freiheit am 8. Mai
Waren Sie eigentlich schon einmal in Leipzig? Falls nicht, lade ich Sie zu einem kleinen Spaziergang ein. Andrea Zügel hat einige Impressionen eingefangen. Das ist die Thomaskirche, hier war von...
Ich freue mich an der Freiheit. Und zur Freiheit gehört auch, dass man in Versammlungen etwas tun kann, was denen, die die Veranstaltung angezettelt haben, nicht gefällt.
Ich werde dafür kämpfen, solange ich noch kämpfen kann, dass in diesem Land jeder seine Meinung offen sagen kann – selbst wenn sie nicht die meine ist, selbst wenn sie nicht die meine ist.
Jawohl, an diesem 8. Mai haben wir vorhin an den Übertragungsorten gehört, Sie sehen das gar nicht, Sie wundern sich vielleicht. Hier in Leipzig haben einige ganz pfiffig das gemacht: Sie haben sich an einigen Stellen im Raum verteilt und im Abstand von drei Minuten stehen sie auf und halten ihre Reden. Das nennen wir Heidbarg im Saal, weil man ja nicht weiß, ob es draußen regnet, kann man das auch im Saal machen.
Ja, es gibt wahrhaftig Schlimmeres. Wir hatten vorhin um 17 Uhr in der Nikolaikirche das Friedensgebet zum 8. Mai. Sie werden an den Übertragungsorten vielleicht auch wissen, dass an jedem Montag um 17 Uhr das Friedensgebet hier in Leipzig stattfindet und was davon an Veränderung ausgegangen ist.
Es war ein bewegender Gottesdienst. Bischof Kress hat über die Vaterunser-Bitte gepredigt: „Erlöse uns von dem Bösen.“ Mich hat sehr bewegt, was ein englischer Bischof, Mark Santer aus Birmingham, sagte. Er sagte: „Erinnerung ohne Umkehr und Vergebung bleibt unfruchtbar.“ Das habe ich mir sehr zu Herzen genommen.
Erinnerung ohne Umkehr und Vergebung bleibt unfruchtbar.
Sechzig Millionen Tote hat dieser Zweite Weltkrieg gekostet, sechs Millionen Juden sind in den KZ umgebracht worden. Das sind unvorstellbare, grauenhafte Zahlen, und die darf man doch nicht vergessen. An einem solchen Tag muss man doch alles tun, um sich zu erinnern – um sich zu erinnern.
Dass am 8. Mai der Naziterror und dieser schreckliche Krieg zu Ende war, Gott sei Dank zu Ende war, daran wollen wir uns erinnern – die Chance zu einem Neuanfang.
War es wirklich ein Neuanfang? Ist es wirklich ein Neuanfang geworden damals? Ich sage ganz offen: Mich bewegt, dass wir ausgerechnet an diesem 8. Mai Pro Christ 95 haben dürfen und dass Menschen in Österreich, in der Schweiz, in Italien, in Luxemburg, in Polen diese Tage gemeinsam mit uns erleben.
Wie viel Not ist von Deutschland über Polen gebracht worden! Wie viel unsagbares Leid! Was würden wir darum geben, wenn wir das ungeschehen machen könnten? Wir können es nicht! Wir bitten um Vergebung, wir bitten um Vergebung!
Die Tatsache, dass wir Pro Christ gemeinsam haben dürfen, nehme ich als ein Zeichen, als ein Geschenk, als ein Zeichen der Versöhnung. Das tut uns gut.
Es ist wichtig, sich zu erinnern. Die afroamerikanische Nobelpreisträgerin Toni Morrison hat einen Roman geschrieben, der heißt „Menschenkind“. Darin sagt sie, es sei schwere Arbeit, Tag für Tag erneut die Vergangenheit abzuwehren. Das ist eine verzweifelt schwere Arbeit, wenn man das tun muss.
Opfer und Täter müssen das auf ihre Weise tun – die Albträume oder das brennende Gewissen. Wenn man es nicht bewältigen kann, versucht man, es abzuwehren, wegzudrücken, und die ganze Lebenskraft geht dabei drauf. Irgendwie aber muss man es doch bewältigen.
Was heißt aber eigentlich bewältigen? Vergessen, verdrängen? Wie geht das, wie soll das gehen? Wir sagen uns: Wenigstens sollten wir aus der Vergangenheit lernen, das wäre wenigstens ein Trost – nie wieder Krieg.
Die UNO zählt seit 1945 189 Kriege und Bürgerkriege. Vor kurzem las ich aus einem Bericht der UNO zur Situation der Kinder, da standen die Sätze drin: „Früher wurden Kriege von Armeen geführt. In den Kriegen des letzten Jahrzehntes starben mehr Kinder als Soldaten.“ Das haben wir gelernt aus der Vergangenheit.
Man hat versucht, ganze Völker umzuerziehen. Die Methoden waren mies und menschenfeindlich, und die Ergebnisse waren nicht überzeugend.
Jetzt versuchen Wissenschaftler, dem Menschen auf die Beine zu helfen, damit er endlich nach einem neuen Programm leben kann. An der Stanford University in den USA ist es bereits gelungen, erfolgreich Computerchips in die Beine von Kaninchen einzupflanzen.
Ein Fachmagazin hat in den letzten Wochen geschrieben, dass es möglich sein könnte, das menschliche Gehirn mit Computern und ihren Programmen zu koppeln und dann eine Mensch-Maschine zu schaffen. Das heißt, man geht vielleicht nur noch in ein Geschäft, kauft sich neue Software und programmiert so sein Leben neu.
Ich fürchte, es werden Horrorprogramme.
Ich bin froh, dass ich heute Abend mit Ihnen darüber reden kann, dass es eine Chance zu einem Leben mit einem neuen Programm tatsächlich gibt.
Ich möchte Ihnen die Geschichte von Nikodemus erzählen. Nikodemus war Regierungsmitglied in Jerusalem zur Zeit, als Jesus dort wirkte. Er war sehr interessiert und suchte Jesus eines Nachts auf, weil er mit ihm sprechen wollte.
Warum geht er nachts? Manche haben vermutet, dieser Herr aus arrivierter, aus vornehmer Gesellschaft und öffentlicher Position hätte das nicht so öffentlich zeigen wollen, er wäre ein bisschen feiger gewesen. Vermutlich aber war er nur gründlich, denn es war eine gute Sitte jüdischer Gelehrter, die tiefsten Gespräche, die eigentlichen Lebensprobleme in der Kühle und der Ruhe der Nacht zu besprechen.
Der Orient ist heiß, und da ist es laut und lärmt, pulsierendes Leben. In der Kühle der Nacht kann man nachdenken.
Nikodemus sucht Jesus auf, um mit ihm über die wesentlichen Fragen des Lebens nachzudenken. Sie sind hergekommen und haben sich einige Stunden Zeit genommen, um über Fragen des Lebens nachzudenken. Gut so, man braucht Zeit in seinem Leben, um den Dingen einmal auf den Grund zu gehen.
Nikodemus war ein höflicher Mann. Im Johannes-Evangelium Kapitel 3 können Sie diese Geschichte auch selbst nachlesen. Er war ein höflicher Mann und beginnt das Gespräch mit einem Kompliment. Er sagt: „Rabbi, wir wissen, du bist ein Lehrer von Gott gekommen, denn niemand kann die Zeichen, die Wunder tun, die du tust, es sei denn, Gott ist mit ihm.“ Respekt!
Jesus reagiert untypisch unhöflich für einen Oriental. Ich habe ein Jahr lang im Orient gelebt, in Jordanien, und da habe ich das Schätzen gelernt, dass man im Orient nicht so knapp, herzlos und kalt einfach in ein Gespräch und zur Sache kommt, sondern das erst langsam vorbereitet wird. Man redet noch viel Persönliches und dann kommt man langsam dazu.
Es ist nahezu unhöflich, was Jesus sagt. Sehr direkt geht er zur Sache: „Tatsächlich, ich sage dir, es sei denn, dass jemand von neuem geboren wird, nur dann kann er in Gottes Reich, in Gottes Herrschaft kommen.“
Was ist es, was stellen Sie sich vor unter Gottes Herrschaft, was ist Gottes Reich?
Gottes Herrschaft ist der Bereich, in dem Menschen leben, die erfahren haben, dass Gott, der Schöpfer und Herr dieser Welt, lebt. Er kümmert sich um mich, sorgt für mich, und ich bin ganz geborgen in seiner Nähe. Er gibt mir Wegweisungen, damit das Leben gelingt. Er hat den Überblick.
Er als der Schöpfer weiß, wie das gehen soll, dass schöpferisches Leben gelingt. Er hat das Programm, nach dem ein Leben blüht und sich entfaltet und an der richtigen Stelle die richtigen Akzente gesetzt werden.
Leben unter Gottes Regie – das ist das, wonach wir uns sehnen.
Ob wir Gott kennen oder nicht kennen, wir haben einen Hunger danach, nach einem erfüllten Leben, in dem unsere Gaben zur Erfüllung kommen, in dem wir Gemeinschaft erfahren, die trägt, in dem unsere Sehnsucht nach Hoffnung und Liebe gestillt wird und in dem diese Sehnsucht nicht missbraucht wird, wie so häufig in unserer Welt.
„Gottes Herrschaft, Gott kennen heißt Leben“, hat Tolstoi gesagt.
Gottes Herrschaft – und Jesus sagt: „Nur wenn jemand von neuem geboren wird, kann er in Gottes Herrschaft kommen.“
Nikodemus war gekommen und war sicherlich bereit, sich zu engagieren. Er wusste, was wir meistens wissen: Fehler haben wir alle, wir sind schwache Menschen. Natürlich ist unser Leben nicht so, wie wir es uns geträumt haben. Man könnte sich manches besser vorstellen.
Er war bereit, an sich zu arbeiten und erwartete eigentlich von Jesus, dass er ihm jetzt sagt, was er tun soll, damit sich das Leben ändert und die Verhältnisse bessern. Es muss doch etwas zu reparieren sein.
Aber Jesus sagt: „Nur eine neue Schöpfung, nur eine neue Geburt kann dich in diese Lebensverhältnisse bringen, wo das Leben aufblüht, unter der Regie Gottes.“
Ist es so schlimm? Steht es so schlimm mit unserem Leben, dass man es nicht mehr reparieren kann? Ich meine, ich glaube, dass da schnell eine Einigkeit zwischen uns allen hergestellt wird, dass wir uns bemühen sollten, das Beste daraus zu machen.
Und nun kommt Jesus und sagt: „Stopp, du täuschst dich. Es steht viel schwieriger, es steht viel schlimmer. Das, was in deinem Leben gewesen ist, was du getan hast und vielleicht noch viel mehr, was du unterlassen hast, wo du geschwiegen hast, wo du nicht geredet hast, wo du hättest reden sollen, wo du nicht Liebe geübt hast, nicht geholfen hast, wo du hättest helfen sollen – das hat so viel kaputt gemacht und zerstört.“
Es ist eine neue Geburt, eine Neuschöpfung nötig.
Die Bibel nennt das Sünde – all das, was unser Leben so zerstört und so kaputt macht, dass keine Reparatur mehr weiterhilft.
Das ist Nikodemus etwas peinlich. Er ist ein älterer Herr, schließlich hat er eine gehobene Position. Neue Geburt? Dann sagt er zu Jesus: „Wie soll ich mir das vorstellen? Soll ich wieder in den Leib meiner Mutter gehen? Wie soll das gehen?“
Jesus bestätigt es. Er sagt noch einmal ganz knapp und klar: „Tatsächlich, so ist es. Ich sage dir, es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, sonst kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“
Jetzt sagt Jesus „aus Wasser und Geist“ – was heißt das?
Ich will Ihnen diese beiden Worte versuchen zu erklären.
Wasser steht in der Bibel für das Geschenk der Vergebung der Sünden, für die Vergebung der Schuld, für das, was wir Falsches getan haben, wo wir das Leben von Menschen verletzt haben, beschädigt haben, und wo wir Liebe schuldig geblieben sind, wo wir geschwiegen haben zum Unrecht – Vergebung der Schuld.
Nun, Schuld, was ist das eigentlich?
Wenn wir in Deutschland von Sünde reden, dann denken wir immer an die Flensburger Verkehrssünderkartei. Wenn man bei uns ein paar Kilometer zu schnell gefahren ist in der Stadt, schneller als man durfte, kriegt man da Punkte. Und so ist man Verkehrssünder.
Oder wenn man sich leichtfertig hat verführen lassen und ein Stück Sahnetorte zu viel gegessen hat, obwohl man sowieso schon ein paar Pfund zu viel auf den Rippen hat, dann nennen wir das eine Sünde: „Du hast gesündigt.“
Vergessen Sie das alles mal.
Sündeschuld ist auch nicht nur eine Jacke, wenn die Flecken hat, dann ziehe ich sie aus und gebe sie in die Reinigung.
Wenn es das wäre – wenn wir das, was wir getan haben, was wir falsch gemacht haben, was unser Leben zerbrochen und zerstört hat und belastet in der Vergangenheit, ausziehen könnten wie ein Kleidungsstück, das schmutzig ist und in die Wäsche geben – ja, meine Güte, dann könnten wir uns ja irgendwie helfen.
Aber es ist viel mehr: Das bin ja ich, was ich getan habe, habe ich getan. Das kann niemand mehr ungeschehen machen. Ich kann es nicht ungeschehen machen, Sie können es nicht ungeschehen machen, Sie können es mir nicht abnehmen, was ich getan habe. Sie können es mir nicht wegnehmen.
Dann behelfen wir uns und sagen: „Ach, ist nicht so schlimm, das musst du nicht so verkniffen sehen, das tun ja alle.“ Als ob das etwas daran ändert, dass alle ihr Leben kaputt machen.
Wird es ja auch nicht besser durch, wird es eher schlimmer.
Wir versuchen es zu verniedlichen, zu verharmlosen, zu entschuldigen, aber wir kriegen es nicht los, wir kriegen es nicht los.
Keiner kann dem anderen seine Schuld abnehmen, ich kann sie mir selber nicht abnehmen, meine Vergangenheit werde ich nicht los.
Das ist das Dilemma mit solchen Erinnerungstagen, wo es ja auch um unsere persönliche Lebensgeschichte geht, und das ist das Dilemma mit unserem persönlichen Leben überhaupt.
Wir kriegen keinen Neuanfang hin, weil wir die Klötze der Vergangenheit nicht loswerden.
Der Einzige, der nicht gebunden ist an Raum und Zeit, ist der Schöpfer selbst, und der tut etwas Unerhörtes. Er kommt in unser Menschenleben hinein, auf unser Niveau, in unser Leben, zieht sich Ihr Leben und mein Leben an.
In der Bibel steht der Satz: „Gott hat den“ – Jesus ist gemeint, der von keiner Sünde etwas wusste, der total gerecht und wahrhaftig war und die Liebe – „für uns zur Sünde gemacht.“
Jesus hat sich unser Leben angezogen, mitsamt der Lüge, mitsamt der Habgier, der Rücksichtslosigkeit, dem Ehebruch, dem Zynismus. Das hat er sich angezogen und dann hat er das zu Ende gelebt bis zum bitteren Ende, bis dahin, wo das hingehört: ins Gericht des heiligen Gottes.
Wenn das passiert, als Jesus gekreuzigt wird, da stirbt er im Gericht den Tod, den ich eigentlich verdient habe. Er zieht sich mein Leben an.
Nun bin ich eingeladen, ich darf dazutreten und sagen: Nimmst du das an, erkennst du das an?
Man kann ja sagen: Ich brauche das nicht, ich bin okay, ich kann mir selber helfen. Gut, aber ich kann auch sagen: Jesus, ich danke dir, dass du das tust. Ich kann mich nicht selber loswerden, ich möchte ein neues Leben, nach einem anderen Programm leben – nach Gerechtigkeit und Menschenfreundlichkeit.
Ich kann nicht aus meiner Haut! Ich danke dir, dass du meinen Tod stirbst und dass du tauschst und dass ich jetzt rein darf in dein Leben, in ein neues Leben nach deinen Vorstellungen, nach deinen Wegweisungen.
Was ist das für ein Tausch?
Das Urteil ist vollzogen, beim Gericht sind die Akten zugeklappt, man kann nur einmal für eine Sache bestraft werden. Jesus ist meinen Tod und ihren Tod gestorben.
Es gibt eine Bewältigung der Vergangenheit, die ist geschehen an dem Kreuz des Jesus Christus vor den Toren von Jerusalem, in der Stätte, die Golgatha genannt wurde.
Ich werde nie den Abend vergessen. Es war eine Veranstaltung ähnlich wie die, die wir jetzt hier bei Pro Christ haben. Der Hauptteil war vorbei, und ein junger Mann kommt auf mich zu. Ein bisschen spitz und kritisch macht er mich an und sagt: „Na, haben Sie ja schön die Leute verdummt, es ist doch alles nur Einbildung mit eurem Gott. Oder können Sie mir beweisen, dass es ihn gibt?“
Das hat mich so herausgefordert, dass ich ihm einfach trocken gesagt habe: „Ja, ja.“ Er hat mich angeguckt und gefragt: „Wie? Können Sie mir das beweisen?“
Da habe ich gesagt: „Ja, unter einer Bedingung, dass Sie bereit sind, ehrlich zu werden. Wenn Sie bereit sind, ehrlich zu werden mit Ihrem Leben, dann werden Sie erfahren, dass Gott lebt. Dann wird er sich, so hat er versprochen, Ihnen selber bezeugen, so zu erkennen geben, dass Sie wissen, Gott lebt.“
Ich guckte ihn etwas nachdenklich an, und dann stand das bleiche Gesicht noch vor mir, und dann brach es plötzlich aus ihm raus. Er sagte: „Da können wir irgendwo miteinander reden.“
Dann setzten wir uns irgendwo in eine Ecke, und dann erzählte er – ich kann das hier so sagen, weil er es nachher auch öffentlich gemacht hat – die ganze miese Geschichte einer Drogenkarriere mit allem Schmutz und allem Kaputsein und wie er zum Dealer wurde und darüber natürlich in die Kriminalität kam.
Es war eine lange, schmutzige, notvolle Geschichte.
Dann sind wir miteinander dort hingekniet, weil wir den Eindruck hatten, das ist jetzt dran, wir reden jetzt mit Gott, dem heiligen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat.
Jetzt knien wir uns einfach hin. Es war keine Kirche, es war irgendwie so ein Wohnzimmer da.
Und dann haben wir das alles noch mal bei Gott ausgesprochen und haben gesagt: „Hier ist das ganze Leben, vergib diese ganze elende Vergangenheit, vergib mir meine Schuld“, sagte der junge Kerl.
Das war alles ausgesprochen.
Und dann stand er auf, und ich guckte ihn an und fragte: „Kannst du annehmen oder willst du annehmen, dass Jesus für dich am Kreuz gestorben ist und für dich auferstanden?“
Er ging ein Leuchten über sein Gesicht, und er sagte: „Ja.“
Dann sagte ich: „Dann lass uns jetzt noch die Hände falten und jetzt auf der Stelle Danke sagen.“
Er sagt: „Danke, Herr, dass du mich kennst, wie ich bin, und dass du für mich gestorben bist und dass alles vergeben ist und dass ich jetzt zu dir gehören darf.“
Und als er Amen gesagt hatte, da guckte er mich an und sagte: „So, und jetzt gehen wir zur Polizei.“
Ich sagte: „Wie bitte?“
„Ja“, sagte er, „ich möchte das jetzt auch mit Menschen in Ordnung bringen. Frische Luft“, sagte er, „endlich frische Luft!“
Ich sagte: „Moment mal, lass uns das jetzt nicht überstürzen. Du weißt vielleicht nicht alles, was das für Konsequenzen hat.“
„Erlaube mir bitte, dass ich wenigstens morgen früh – es war abends inzwischen zwischen elf und zwölf geworden – zu dem Rauschgiftdezernat gehe und da spreche und dann sage ich dir, was das für Konsequenzen hat morgen, und dann kannst du immer noch entscheiden, was du tust.“
„Also wenn das sein muss“, sagte er, „aber es ist unnötig.“
Gut, ich hatte eine solche Sorge, dass er in irgendwelchem Übereifer etwas tun würde, was er nachher bereuen würde.
Also ging er am nächsten Tag zur Polizei, suchte den entsprechenden Kommissar in der Stadt auf und erzählte ihm das. Der schüttelte den Kopf und sagte: „So etwas ist hier noch nicht vorgekommen.“
Der erzählte mir die ganzen Geschichten, was alles möglich wäre, was er kriegen würde, wenn er verknackt würde.
Ich ging hin, holte ihn in einem Geschäft, in dem er arbeitete, meinen Freund ab und erzählte ihm das und dachte, jetzt wird er sich das überlegen.
Der hörte mir kaum zu und sagte: „Lass uns gehen.“
Man ging zur Polizei, und dann diktierte er dem Kommissar zwei Stunden lang seine traurige, miese Geschichte Stück für Stück in die Schreibmaschine.
Ein fröhlicher Mann, unglaublich – das neue Geburt.
Man kriegt es nicht selber weg, was einen kaputt macht. Und diese Verdrängerei, Toni Morrison, diese schwere Arbeit, immer und immer wieder die Vergangenheit abzuwehren, selber zu verdrängen, vergessen zu wollen, vor sich selber nicht wahrhaben zu wollen und vor anderen erst recht nicht, macht unser Leben kaputt, unterwühlt unser Leben.
Was für eine Wohltat! Neue Geburt durch die Vergebung der Sünden.
Warum heißt das neue Geburt? Weil das etwas ist, was wir nicht selber tun können. Ich kann das nicht selber tun. Ich kann mir nicht selber meine Sünden vergeben. Ich kann sie nicht wegnehmen. Das kann Gott mir nur schenken, und er will es schenken, und es widerfährt mir so, wie mir die Geburt widerfährt.
Das habe ich auch nicht selber gemacht. Da ist man zwar höchst aktiv mit dabei, wenn man dann aus der Mutter kriecht. Aber man wird geboren – heißt es, man wird geboren.
Und so ist es mit der neuen Geburt, sagt Jesus, aus Wasser – sagt er – aus der Vergebung der Sünden.
Nun ist nicht jeder ein Drogendealer, und Nikodemus war ganz bestimmt kein Drogendealer.
Übrigens, die Geschichte mit Nikodemus ist offen. Man erfährt gar nicht, was er getan hat.
Wie wird es bei Ihnen sein heute Abend?
Jesus sagt: „Nur wenn jemand von neuem geboren wird, kann er in das Leben unter Gottes liebevolle Regie kommen.“
Sie möchten doch leben! Und ob Sie sechzig sind oder erst sechzehn – ein neues Leben beginnt dadurch, dass Jesus eine neue Geburt schenkt.
Es beginnt damit, dass er uns einlädt, ehrlich zu werden: „Komm, lass dir die Vergebung der Sünden schenken.“
Am Schluss dieses Abends möchte ich Sie einladen, das auch ganz praktisch für sich anzunehmen, wenn Sie es wollen.
Die Liebe zwingt ja niemanden, sie wirbt, sie bittet, aber sie zwingt niemanden. Aber Sie sind Gott nicht gleichgültig, und deshalb laden wir Sie ein, deshalb lädt Jesus Sie ein.
Ich werde Sie am Schluss des Abends bitten, wenn Sie wollen, hier nach vorne zu kommen, einfach still hier nach vorne zu kommen und mit mir ein Gebet zu sprechen. Indem wir sagen: „Jesus, ich öffne dir mein Leben.“
Dann können Sie in der Stille ehrlich das sagen, was da schiefgelaufen ist, und dann sagen wir: „Danke, dass du uns vergibst, und von jetzt an will ich dir mit meinem ganzen Leben gehören und dir folgen.“
Das kann ein Beginn sein dann.
Aber bevor ich Sie darum bitte, möchte ich Ihnen noch das zweite Wort erklären.
Jesus sagt: „Nur wenn jemand von neuem geboren wird aus Wasser – Vergebung der Sünden – und Geist, nur dann kann er in Gottes Herrschaft kommen.“
Was bedeutet das? Und durch Geist.
Kein Missverständnis: Jesus meint nicht das Geistige aus Gedanken oder so etwas, sondern hier ist von Gottes Geist die Rede.
Ein unerhörtes Wunder, dass der Schöpfer des Universums sich klein macht, erniedrigt und selbst im Heiligen Geist in unser Leben einziehen will.
Ja, so heißt das wirklich, dass er unser kleines Leben als unseren Körper und alles, was zu unserem Leben gehört, als seine Wohnung beziehen will, und er will jetzt seine Wirksamkeit darin entfalten.
Was ist das für eine Wirksamkeit?
Wenn Gottes Geist in unserem Leben wirkt, dann geht das Licht an. Gott ist Licht.
Das ist das Erste.
Das ist nicht immer angenehm. Sie haben alle diese Erfahrung einmal gemacht, wenn man in einem dunklen oder halbdunklen Raum war und plötzlich geht das Licht an. Das schmerzt einen.
Und wenn es durcheinander war und wenn man sich auch noch versteckt hat, weil man irgendetwas Übles gemacht hat und plötzlich geht das Licht an, dann ist man nicht mehr schön geschützt in der Dunkelheit, sondern entlarvt.
Licht kann einem auch wehtun.
Deshalb haben wir so ein gespaltenes Verhältnis zum Licht. Wir sehnen uns einerseits danach, und andererseits verkriechen wir uns gerne.
Jesus hat den Satz gesagt: „Das Lichtschein ist in die Welt gekommen.“ Er redet von sich selber. Aber die Menschen liebten die Dunkelheit mehr als das Licht, denn ihre Taten waren böse.
Das gibt es.
Da geht das Licht Gottes an. Man spürt es in seinem Gewissen. Die alten Sachen werden plötzlich wieder wach, wo man dachte, da ist schon Gras drübergewachsen, die man so schön entschuldigt und verdrängt hatte.
Und da versucht man, wegzutauchen wie die Kellerasseln in die Ritzen, wenn es Licht angeht.
Das ist das Werk des Heiligen Geistes: Er macht Licht.
Aber nicht nur, dass er uns zeigt, wo es bei uns nicht stimmt, dass wir plötzlich erschrecken über uns selbst, wo wir vorher doch sagten: „Ich bin auch nicht schlechter als andere, Fehler haben wir alle“, und so.
Plötzlich zählt das alles nicht mehr. Man erschrickt über das, was man selber getan hat und was man unterlassen hat und dass man es nicht mehr ungeschehen machen kann.
Aber der Geist Gottes, dieses strahlende Licht, das wie ein Scheinwerfer – nicht nur das Böse in unserem Leben ausleuchtet, sondern vor allem auf Jesus, der Gekreuzigten, richtet.
Wie so ein Scheinwerfer, wie wir hier eine ganze Menge davon haben, richtet sich der Heilige Geist auf Jesus, und ich sehe plötzlich ihn am Kreuz. Er ist für mich gestorben.
Und der Heilige Geist selber macht mir das gewiss. Ich kann mir das nicht selber sagen, ich will mir ja nichts einbilden. Mit Einbildungen möchte ich nicht leben.
Damit kann ich ja auch nicht sterben, denn das weiß ich, das wird zerplatzen wie Luftballons und Seifenblasen.
Ich brauche schon Solideres.
Da stellt sich Gott selber neben mich als Zeuge, und durch seinen Geist spricht er in mein Gewissen hinein: „Du bist mein Kind!“
So steht es in der Bibel.
Gottes Geist macht eine Zeugenaussage gegenüber unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind.
So können Sie es wörtlich in der Bibel lesen.
Das ist das Werk des Heiligen Geistes.
Das kann ich nicht selber machen. Ich kann es nicht bei Ihnen machen.
Dass die neue Geburt geschieht, hängt doch nicht davon ab, ob ich Sie überzeugen kann, hängt doch nicht von meinen Argumenten ab, sondern ganz allein davon, dass Gott selber Licht in Ihnen macht.
Und der Heilige Geist ist nicht nur Licht, sondern er ist auch ein starker Antrieb, er ist ein Motor.
Er weckt in uns plötzlich ein Verlangen, das wir so nicht gekannt haben: das leidenschaftliche Verlangen, ich möchte den Willen Gottes kennenlernen, und ich möchte ihn tun.
Es stinkt einem plötzlich, zu leben, wie alle leben.
Es macht einem auch gar keinen Eindruck mehr, wenn man sagt: „So machen das doch alle, da muss man sich anpassen.“
Plötzlich ist diese Ängstlichkeit, diese Feigheit, mit der man mit flackerndem Blick nach rechts und links guckt, ob man denn auch so ist, wie die anderen einen haben mögen, weg.
Sondern plötzlich wächst da eine Leidenschaft: „Jesus, ich möchte wissen, was du willst!“
Und ein Hunger, die Bibel zu lesen.
Das ist Gottes Programm für unser Leben.
Lesen Sie die Bergpredigt, lesen Sie die Evangelien, was Jesus gesagt hat, was er getan hat, wer er ist, wie er gelitten ist, wie er gestorben ist, wie Gott ihn auferweckt hat, wie er die ersten Menschen gerufen hat, wie er ihr Leben neu gestaltet hat.
Lesen Sie es, dann kommt plötzlich durch den Geist Gottes ein Hunger in unser Leben: Ich möchte Gottes neues Programm kennenlernen. Wie soll mein Alltag laufen?
Und nicht nur dieses Verlangen ist da, sondern es kommt auch eine Kraft, den Willen Gottes zu tun.
Anders wäre ich schon längst verzweifelt.
Ich kann es nicht, ich habe es so oft versucht, ich bin so oft auf die Nase gefallen.
Ich sage: „Jesus, wenn du willst, dass in meinem Leben etwas anders werden soll, ich möchte gerne auch, dass etwas anders wird, dann zeig mir, was es sein soll, aber dann schaff es auch durch die Schöpferkraft deines Geistes. Ich kann es nicht von mir aus.“
Er sagt: „Das will ich tun, ich will es tun. Du sollst von neuem geboren werden. Ich will dir mit der Vergebung der Sünden die Vergangenheit wegnehmen, das, was belastet und dich trennt von Gott, wegnehmen, und mit dem Licht und dem Antrieb des Heiligen Geistes möchte ich dich nach vorn bringen.
Dass du die Spur meiner Liebe und Dienstbereitschaft, die Spur der Ehrlichkeit leben kannst, die Leidenschaft zur Gerechtigkeit kennenlernst – das sollst du.“
Der Heilige Geist Gottes bewirkt noch etwas ganz Wichtiges in uns, was wir von Natur aus alle nicht können: Er lehrt uns das Sprechen mit Gott, das Beten.
Keiner kann von Natur aus beten.
Man kann vielleicht ein paar vorformulierte Sprüche aufsagen, aber dass ich anfangen möchte und anfangen kann, mit Gott zu sprechen, das weckt der Heilige Geist in unserem Leben.
Das ist wie im natürlichen Leben nach der Geburt: In der Beziehung, wenn die Mutter und der Vater und die Menschen mit dem Baby sprechen, da gibt es ja immer, obwohl es gar nicht antworten kann, dann wächst langsam die Fähigkeit zu antworten, es formen sich die Laute zu Worten und dann zu Sätzen.
Gottes Geist lehrt uns das Beten.
Wenn Sie sagen: „Ich kann nicht beten“, haben Sie wenigstens das schon mal begriffen. Das ist Wahrheit: Wir können alle von Natur aus nicht beten.
Und wenn man es versucht krampfhaft zu machen, wird es ein religiöser Zwang, dass man es im Kopf nicht aushält, und zum Schluss isst man die ganze Sauce Leid und gibt es ab.
Es ist nichts als Krampf, wenn man es selber versuchen will.
Es ist nötig. Jesus will es uns schenken, eine neue Geburt uns schenken.
Sie können das als eine freundliche, wohltuende Einladung für sich empfinden oder ob Sie sich jetzt mehr darüber ärgern.
Es könnte auch sein, dass man sich darüber ärgert, weil man zu stolz ist. Ich kann mir fast vorstellen, dass Nikodemus da seine Schwierigkeiten hatte.
Wenn wir gesagt bekommen: „Also Fehler haben wir alle, aber im Kern bist du gut, und jetzt bemühe dich mal und tu das und tu das und tu das“, dann sagen wir ja, das streichelt uns. Wir haben es geschafft.
Aber es ist ein bisschen gegen unsere Eitelkeit, gesagt zu bekommen, es steht so, dass du dir selbst letzten Endes da nicht mehr helfen kannst, sondern dass es nötig ist, beschenkt zu werden.
Wer lässt sich schon gern etwas schenken?
Manche sagen vielleicht: „Aber dann kann ich es ja gar nicht haben, wie gibt es das? Wie es große, wie es große Los, einer kriegt es und Tausende ziehen lauter Nieten? Ist das so? Wer glauben kann, hat Glück gehabt, und die anderen gucken in die Röhre?“
Nein, ein Geschenk, das Gott macht, ist für jeden da, da wird keiner abgewiesen.
Im Johannesevangelium steht in der Einleitung der gewaltige Satz: „Er“, Gott in Jesus, „kam in sein Eigentum, diese Welt gehört ihm, er hat sie gemacht, ihr Leben gehört ihm, er hat sie geschaffen. Aber die Seinen, die ihm eigentlich gehörten, nahmen ihn nicht auf.“
Und dann geht es wunderbar weiter, und das möchte ich, dass das heute Abend passiert: „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben.“
Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht.
Da geschah dieser Kraftakt, dieser Schöpfungsakt durch Vergebung der Sünden und durch seinen Heiligen Geist, dass aus Feinden, aus Menschen, denen Gott gleichgültig war, die ihm den Rücken gekehrt haben und ohne ihn gelebt haben, Kinder Gottes wurden, die in der Gemeinschaft mit ihm leben.
Aufnehmen ist das Einzige, öffnen Sie sich. Sagen: „So einfach ist es nicht? Zu einfach?“
Bedenken Sie, es ist so schwer, dass wir es selber nicht können.
Alles hat Jesus getan in einem Wahnsinnskraftakt der Liebe am Kreuz und in der Auferstehung.
Es ist nicht einfach, wahrhaftig nicht.
Die Allmacht Gottes in der Liebe musste ans Werk gehen, um unser Leben noch mal auf die Beine zu kriegen.
Aber auf unserer Seite ist es kinderleicht, weil uns nichts anderes bleibt, als leere Hände auszustrecken und zu sagen: „Danke, danke, ich gebe dir Recht, heute nehme ich es an, ich verstecke mich nicht mehr im Dunkeln. Ich rede mich nicht mehr raus mit den fadenscheinigen Entschuldigungen, ich schiebe es nicht mehr anderen in die Schuhe, ich rede es nicht mehr schön. Danke, Gott, dass du mich liebst, heute komme ich zu dir.“
Wir haben den 8. Mai. Es war das Datum der Kapitulation, der bedingungslosen Kapitulation vor den Alliierten.
Und das allein ermöglichte einen Neuanfang.
Ob es ein Neuanfang geworden ist?
Aber eins weiß ich: Nur wenn es dazu kommt, dass Menschen endlich ihre Flucht vor Gott aufgeben, endlich das Sinnlose, Sinnlose sich wehren und verkriechen und selber Gott spielen wollen und das Leben schönreden wollen, endlich das aufgeben und bedingungslos kapitulieren und sagen: „Gott, du hast Recht! Du am Kreuz hast Recht mit deinem Urteil! Ich bitte dich um Vergebung, ich danke dir, dass du mich nicht verstößt, sondern dass du mich so an dein Herz nimmst, so eng in Gemeinschaft mit dir, dass ich leben darf und mir ein neues Programm in der Kraft deines Heiligen Geistes gebe.“
Übrigens, ich glaube, dass auch in unserem Volk und in den Völkern Europas nur eine Erneuerung beginnen kann, wenn wir vor Gott kapitulieren.
Aber das geht ja nie so, dass ganze Völker am Block das tun, sondern es sind ja Menschen – du und ich, Sie, wir sind es.
Die Veränderung beginnt mit uns. Denken Sie nicht zu klein von sich.
Es wäre ein Datum, das man sich merken kann, wenn es der achte Mai ist.
Jetzt haben Sie gedacht: Ach, diese Erinnerungen und fünfzig Jahre und Geschichte.
Es soll Ihre Geschichte werden heute, wenn Sie vor dem Gekreuzigten sagen: Ich komme, ich möchte dir gehören.
Als ein äußeres Zeichen für diese innere Entscheidung lade ich Sie ein, aufzustehen, von Ihren Plätzen aufzustehen und hier nach vorne zu kommen.
Hier einfach stillzustehen und zu beten.
Und ich möchte Ihnen dann gerne ein Gebet anbieten, das ich Ihnen laut vorspreche, und Satz für Satz bitte ich Sie, mir einfach als Ihr persönliches Gebet nachzubeten.
Sie können jetzt kommen. Sie kommen nicht zu mir. Ich kann nichts Besonderes für Sie tun.
Nehmen Sie diesen Schritt nach vorne als einen Schritt des äußeren Zeichens, dass Sie innerlich sagen: „Von jetzt an möchte ich zu diesem Jesus gehören. Ich bitte dich um Vergebung meiner Sünden. Und ich danke dir, dass du für mich gestorben bist.“
Vielleicht sind es schmerzhafte Dinge, die Ihnen in diesem Augenblick durch den Kopf gehen. Da ist ein Ehebruch oder ein Diebstahl. Wie viele Männer haben Frauen dazu gedrängt, abtreiben zu lassen? Wann werden sie hinstehen vor Gott und sagen: „Vergib mir!“ Meinen Sie, sie könnten das verdrängen? Lügen Sie sich nicht länger!
Ich bitte auch, dass einige der Mitarbeiter mit nach vorne kommen.
Nach dem Gebet möchte ich gerne mit Ihnen zwei, drei Dinge besprechen und Ihnen Hinweise geben. Dann gibt es die Möglichkeit, auch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu sprechen.
Wir haben auch etwas Literatur für Sie zur Hilfe, damit es auch weitergeht.
Sie könnten auch doch mit Ihrem Ehepartner kommen, nicht? Eheleute und Freunde und Freundinnen, ihr versteht euch so gut, gebt euch einen Rippenstoß als ein Zeichen: „Du, ich möchte gehen, gehst du mit mir? Ich möchte neu anfangen.“
Es ist doch einfacher, wenn man es gemeinsam tut. Es ist doch einfacher. Ich mache Ihnen Mut.
Es können Junge und Alte sein.
Vielleicht hast du im Chor mitgesungen, sehr interessiert, vielleicht war es ein Suchen und ein Fragen.
Aber was eine neue Geburt mit Vergebung der Sünden ist, hast du nie erlebt, du bist kirchlicher Mitarbeiter. Aber das ist in deinem Leben nie klar geworden.
Genier dich nicht und komm!
Der Chor wird jetzt ein Lied singen – nein, es ist ein Gebet, in das wir uns innerlich hineingeben dürfen:
„Jesus, zu dir darf ich so kommen, wie ich bin.“ Wunderbar.
Das neue Leben unter Gottes Herrschaft
Was verstehen Sie unter Gottes Herrschaft? Was ist Gottes Reich?
Gottes Herrschaft ist der Bereich, in dem Menschen leben, die erfahren haben, dass Gott, der Schöpfer und Herr dieser Welt, lebt. Er kümmert sich um mich, sorgt für mich, und ich bin ganz geborgen in seiner Nähe. Er gibt mir Wegweisungen, damit das Leben gelingt. Er hat den Überblick. Als Schöpfer weiß er, wie ein schöpferisches Leben gelingen kann. Er hat das Programm, nach dem ein Leben blüht, sich entfaltet und an der richtigen Stelle die passenden Akzente setzt.
Leben unter Gottes Regie ist das, wonach wir uns sehnen. Ob wir Gott kennen oder nicht – wir haben einen Hunger nach einem erfüllten Leben. Ein Leben, in dem unsere Gaben zur Erfüllung kommen, in dem wir Gemeinschaft erfahren, die trägt, und in dem unsere Sehnsucht nach Hoffnung und Liebe gestillt wird. Eine Sehnsucht, die nicht wie so häufig in unserer Welt missbraucht wird.
Gottes Herrschaft und Gott kennen heißt Leben, hat Tolstoi gesagt. Jesus sagt: Nur wenn jemand von neuem geboren wird, kann er in Gottes Herrschaft kommen.
Nicodemus war gekommen, und er war sicherlich bereit, sich zu engagieren. Er wusste, was wir meistens wissen: Fehler haben wir alle, wir sind schwache Menschen. Natürlich ist unser Leben nicht so, wie wir es uns erträumt haben. Manches könnte man sich besser vorstellen. Er war bereit, an sich zu arbeiten, und erwartete von Jesus, dass er ihm sagt, was er tun soll, damit sich das Leben ändert und die Verhältnisse sich bessern. Es muss doch etwas zu reparieren sein.
Aber Jesus sagt: Nur eine neue Schöpfung, nur eine neue Geburt kann dich in diese Lebensverhältnisse bringen, in denen das Leben unter der Regie Gottes aufblüht.
Ist es wirklich so schlimm? Steht es so schlimm mit unserem Leben, dass man es nicht mehr reparieren kann? Ich glaube, da sind wir uns schnell einig, dass wir uns bemühen sollten, das Beste daraus zu machen. Und nun kommt Jesus und sagt: Stopp, du täuschst dich. Es ist viel schwieriger, viel schlimmer. Das, was in deinem Leben gewesen ist, was du getan hast und vielleicht noch mehr, was du unterlassen hast – wo du geschwiegen hast, obwohl du hättest reden sollen, wo du keine Liebe geübt hast, nicht geholfen hast, obwohl du hättest helfen sollen – das hat so viel kaputt gemacht und zerstört.
Eine neue Geburt, eine Neuschöpfung ist nötig. Die Bibel nennt das Sünde: all das, was unser Leben so zerstört und kaputt macht, dass keine Reparatur mehr weiterhilft.
Das ist Nicodemus etwas peinlich. Er ist ein älterer Herr mit einer gehobenen Position. Neue Geburt? Dann sagt er zu Jesus: Wie soll ich mir das vorstellen? Soll ich wieder in den Leib meiner Mutter gehen? Wie soll das gehen?
Jesus bestätigt es noch einmal ganz knapp und klar: Tatsächlich so ist es. Ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.
Bedeutung von Wasser und Geist in der neuen Geburt
Jetzt sagt Jesus: aus Wasser und Geist – was heißt das?
Ich möchte versuchen, Ihnen diese beiden Worte zu erklären. Wasser steht in der Bibel für das Geschenk der Vergebung der Sünden, für die Vergebung der Schuld. Es meint das, was wir falsch getan haben, wo wir das Leben von Menschen verletzt oder beschädigt haben, wo wir der Liebe schuldig geblieben sind oder zum Unrecht geschwiegen haben – Vergebung der Schuld.
Aber was ist Schuld eigentlich?
Wenn wir in Deutschland von Sünde sprechen, denken wir oft an die Flensburger Verkehrssünderkartei. Wenn man in der Stadt ein paar Kilometer zu schnell fährt, bekommt man Punkte – man ist Verkehrssünder. Oder wenn man sich leichtfertig verführen lässt und ein Stück Sahnetorte zu viel isst, obwohl man sowieso schon ein paar Pfund zu viel auf den Rippen hat, nennen wir das eine Sünde: „Du hast gesündigt.“
Vergessen Sie das alles mal. Sündeschuld ist nicht nur eine Jacke, die schmutzig ist. Dann zieht man sie aus, gibt sie in die Reinigung, und alles ist gut. Wenn es so einfach wäre! Wenn wir das, was wir falsch gemacht haben – was unser Leben zerbrochen, zerstört und belastet hat –, einfach ausziehen könnten wie ein Kleidungsstück und in die Wäsche geben, dann könnten wir uns ja irgendwie helfen.
Aber es ist viel mehr. Das bin ja ich. Was ich getan habe, habe ich getan. Das kann niemand mehr ungeschehen machen. Ich kann es nicht ungeschehen machen, Sie können es nicht ungeschehen machen, Sie können es mir nicht abnehmen, was ich getan habe. Sie können es mir nicht wegnehmen.
Dann behelfen wir uns und sagen: „Ach, ist nicht so schlimm, das musst du nicht so verkniffen sehen, das tun ja alle.“ Als ob das etwas daran änderte, dass alle ihr Leben kaputt machen. Es wird dadurch ja auch nicht besser, sondern eher schlimmer.
Wir versuchen, es zu verniedlichen, zu verharmlosen, zu entschuldigen – aber wir kriegen es nicht los. Keiner kann dem anderen seine Schuld abnehmen, ich kann sie mir selber nicht abnehmen. Meine Vergangenheit werde ich nicht los.
Das ist das Dilemma mit solchen Erinnerungstagen, an denen es ja auch um unsere persönliche Lebensgeschichte geht. Und das ist das Dilemma mit unserem persönlichen Leben überhaupt: Wir kriegen keinen Neuanfang hin, weil wir die Klötze der Vergangenheit nicht loswerden.
Der Einzige, der nicht gebunden ist an Raum und Zeit, ist der Schöpfer selbst. Und der tut etwas Unerhörtes: Er kommt in unser Menschenleben hinein, auf unser Niveau, in unser Leben. Er zieht sich Ihr Leben und mein Leben an.
In der Bibel steht der Satz: „Gott hat den, der von keiner Sünde etwas wusste, der total gerecht und wahrhaftig war und die Liebe selbst, für uns zur Sünde gemacht.“ (2. Korinther 5,21)
Jesus hat sich unser Leben angezogen – mitsamt der Lüge, mitsamt der Habgier, der Rücksichtslosigkeit, dem Ehebruch, dem Zynismus. Das hat er sich angezogen und dann bis zum bitteren Ende gelebt, bis dahin, wo das hingehört: ins Gericht des heiligen Gottes.
Wenn das passiert, als Jesus gekreuzigt wird, da stirbt er im Gericht den Tod, den ich eigentlich verdient habe. Er zieht sich mein Leben an.
Nun bin ich eingeladen, ich darf dazutreten und sagen: Nimmst du das an? Erkennst du das an? Man kann ja sagen: „Ich brauche das nicht, ich bin okay, ich kann mir selber helfen.“ Gut.
Aber ich kann auch sagen: „Jesus, ich danke dir, dass du das tust. Ich kann mich nicht selber loswerden. Ich möchte ein neues Leben, nach einem anderen Programm leben – nach Gerechtigkeit und Menschenfreundlichkeit.“
Ich kann nicht aus meiner Haut. Ich danke dir, dass du meinen Tod stirbst und dass du tauschst, und dass ich jetzt rein darf in dein Leben – in ein neues Leben nach deinen Vorstellungen, nach deinen Wegweisern.
Was ist das für ein Tausch?
Das Urteil ist vollzogen. Beim Gericht sind die Akten zugeklappt. Man kann nur einmal für eine Sache bestraft werden. Jesus ist meinen Tod und deinen Tod gestorben.
Es gibt eine Bewältigung der Vergangenheit – die ist geschehen an dem Kreuz Jesu Christi, vor den Toren von Jerusalem, an der Stätte, die Golgatha genannt wurde.
Zeugnis einer Lebensveränderung und Einladung zur Annahme
Ich werde nie den Abend vergessen. Es war eine Veranstaltung, ähnlich wie die, die wir jetzt hier bei ProChrist haben. Der Hauptteil war vorbei, und ein junger Mann kam auf mich zu. Ein bisschen spitz und kritisch machte er mich an und sagte: „Na, haben Sie ja schön die Leute verdummt! Es ist doch alles nur Einbildung mit eurem Gott. Oder können Sie mir beweisen, dass es ihn gibt?“
Das hat mich so herausgefordert, dass ich ihm einfach trocken antwortete: „Ja, ja.“ Er schaute mich an und fragte: „Wie? Sie können mir das beweisen?“ Da sagte ich: „Ja, unter einer Bedingung: dass Sie bereit sind, ehrlich zu werden. Wenn Sie bereit sind, ehrlich zu werden mit Ihrem Leben, dann werden Sie erfahren, dass Gott lebt. Dann wird er sich, so hat er versprochen, Ihnen selbst bezeugen, so zu erkennen geben, dass Sie wissen: Gott lebt.“
Ich schaute ihn etwas nachdenklich an. Dann stand das bleiche Gesicht noch vor mir, und plötzlich brach es aus ihm heraus. Er sagte: „Da können wir irgendwo miteinander reden.“
Wir setzten uns irgendwo in eine Ecke, und dann erzählte er – ich kann das hier so sagen, weil er es später auch öffentlich gemacht hat – die ganze miese Geschichte einer Drogenkarriere mit allem Schmutz und allem Kaputsein. Er erzählte, wie er zum Dealer wurde und natürlich in die Kriminalität kam. Es war eine lange, schmutzige, notvolle Geschichte.
Dann knieten wir miteinander dort nieder, weil wir den Eindruck hatten, das ist jetzt dran: Wir reden jetzt mit Gott, dem heiligen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat. Jetzt knien wir uns einfach hin. Es war keine Kirche, sondern irgendwie so ein Wohnzimmer. Dann sprachen wir das alles noch einmal bei Gott aus und sagten: „Hier ist das ganze Leben, vergib diese ganze elende Vergangenheit, vergib mir meine Schuld“, sagte der junge Kerl. Das war alles ausgesprochen.
Dann stand er auf, und ich schaute ihn an und fragte: „Kannst du annehmen oder willst du annehmen, dass Jesus für dich am Kreuz gestorben ist und für dich auferstanden?“ Er bekam ein Leuchten im Gesicht und sagte: „Ja.“
Dann sagte ich: „Dann lass uns jetzt noch die Hände falten und jetzt auf der Stelle Danke sagen.“ Er sagte: „Danke, Herr, dass du mich kennst, wie ich bin, und dass du für mich gestorben bist, und dass alles vergeben ist und dass ich jetzt zu dir gehören darf.“
Als er Amen gesagt hatte, schaute er mich an und sagte: „So, und jetzt gehen wir zur Polizei.“ Ich fragte: „Wie bitte?“ Er sagte: „Ich möchte das jetzt auch mit Menschen in Ordnung bringen. Frische Luft, endlich frische Luft!“
Ich sagte: „Moment mal, lass uns das jetzt nicht überstürzen. Du weißt vielleicht nicht alles, was das für Konsequenzen hat. Erlaube mir bitte, dass ich wenigstens morgen früh – es war abends inzwischen zwischen elf und zwölf geworden – zum Rauschgiftdezernat gehe und da spreche. Dann sage ich dir, was das für Konsequenzen hat. Morgen kannst du immer noch entscheiden, was du tust.“
Er meinte: „Also wenn das sein muss, aber es ist unnötig.“ Gut, ich hatte eine solche Sorge, dass er in irgendwelchem Übereifer etwas tun würde, was er hinterher bereuen würde.
Am nächsten Tag ging er zur Polizei, suchte den entsprechenden Kommissar in der Stadt auf und erzählte ihm das. Der schüttelte den Kopf und sagte, so etwas sei morgen noch nicht vorgekommen. Er erzählte mir die ganzen Geschichten, was alles möglich wäre und was er kriegen würde, wenn er verknackt würde.
Ich ging hin, holte ihn in einem Geschäft, in dem er arbeitete, ab und erzählte ihm das. Ich dachte, jetzt wird er sich das überlegen. Er hörte mir kaum zu und sagte: „Lass uns gehen.“
Man ging zur Polizei, und dann diktierte er dem Kommissar zwei Stunden lang seine traurige, miese Geschichte Stück für Stück in die Schreibmaschine. Ein fröhlicher Mann, unglaublich – das neue Leben.
Man bekommt es nicht selber weg, was einen kaputt macht. Diese Verdrängerei, wie Toni Morrison es beschreibt, diese schwere Arbeit, immer und immer wieder die Vergangenheit abzuwehren, selber zu verdrängen, vergessen zu wollen, vor sich selber nicht wahrhaben zu wollen und vor anderen erst recht nicht – das macht unser Leben kaputt, unterwühlt unser Leben.
Was für eine Wohltat: neue Geburt durch die Vergebung der Sünden. Warum heißt das neue Geburt? Weil das etwas ist, was wir nicht selber tun können. Ich kann das nicht selber tun. Ich kann mir nicht selber meine Sünden vergeben. Ich kann sie nicht wegnehmen. Das kann Gott mir nur schenken, und er will es schenken. Und es widerfährt mir so, wie mir die Geburt widerfährt.
Das habe ich auch nicht selber gemacht. Da ist man zwar höchst aktiv mit dabei, wenn man dann aus der Mutter kriecht. Aber man wird geboren, heißt es, man wird geboren. Und so ist es mit der neuen Geburt, sagt Jesus: aus Wasser, sagt er, aus der Vergebung der Sünden.
Nun ist nicht jeder ein Drogendealer, und Nikodemus war ganz bestimmt kein Drogendealer. Übrigens, die Geschichte mit Nikodemus ist offen. Man erfährt gar nicht, was er getan hat. Wie wird es bei Ihnen sein heute Abend?
Jesus sagt: Nur wenn jemand von neuem geboren wird, kann er in das Leben unter Gottes liebevolle Regie kommen. Sie möchten doch leben! Und ob Sie sechzig sind oder erst sechzehn, ein neues Leben beginnt dadurch, dass Jesus eine neue Geburt schenkt.
Es beginnt damit, dass er uns einlädt, ehrlich zu werden: „Komm, lass dir die Vergebung der Sünden schenken.“ Am Schluss dieses Abends möchte ich Sie einladen, das auch ganz praktisch für sich anzunehmen, wenn Sie es wollen. Die Liebe zwingt ja niemanden. Sie wirbt, sie bittet, aber sie zwingt niemanden.
Aber Sie sind Gott nicht gleichgültig, und deshalb laden wir Sie ein, deshalb lädt Jesus Sie ein. Ich werde Sie am Schluss des Abends bitten, wenn Sie wollen, hier nach vorne zu kommen, einfach still hier nach vorne zu kommen und mit mir ein Gebet zu sprechen. Indem wir sagen: „Jesus, ich öffne dir mein Leben.“ Dann können Sie in der Stille ehrlich das sagen, was da schiefgelaufen ist, und dann sagen wir Danke, dass du uns vergibst, und von jetzt an will ich dir mit meinem ganzen Leben gehören und dir folgen. Das kann ein Beginn sein.
Aber bevor ich Sie darum bitte, möchte ich Ihnen noch das zweite Wort erklären. Jesus sagt: Nur wenn jemand von neuem geboren wird aus Wasser – Vergebung der Sünden – und Geist, nur dann kann er in Gottes Herrschaft kommen. Was bedeutet das?
Und durch Geist. Kein Missverständnis: Jesus meint nicht das Geistige aus Gedanken oder so etwas, sondern hier ist von Gottes Geist die Rede. Ein unerhörtes Wunder, dass der Schöpfer des Universums sich klein macht, erniedrigt und selbst im Heiligen Geist in unser Leben einziehen will.
Ja, so heißt das wirklich, dass er unser kleines Leben, unseren Körper und alles, was zu unserem Leben gehört, als seine Wohnung beziehen will. Und er will jetzt seine Wirksamkeit darin entfalten.
Was ist das für eine Wirksamkeit? Wenn Gottes Geist in unserem Leben wirkt, dann geht das Licht an. Gott ist Licht. Das ist das Erste.
Das ist nicht immer eine angenehme Erfahrung, wenn das Licht angeht. Sie haben alle diese Erfahrung einmal gemacht, wenn man in einem dunklen oder halbdunklen Raum war und plötzlich geht das Licht an. Das schmerzt einen. Wenn es durcheinander war und wenn man sich auch noch versteckt hat, weil man irgendetwas Übles gemacht hat, und plötzlich geht das Licht an, dann ist man nicht mehr schön geschützt in der Dunkelheit, sondern entlarvt.
Licht kann einem auch wehtun. Deshalb haben wir so ein gespaltenes Verhältnis zum Licht. Wir sehnen uns einerseits danach, und andererseits verkriechen wir uns gerne.
Jesus hat den Satz gesagt: „Das Licht ist in die Welt gekommen.“ Er redet von sich selbst, aber die Menschen liebten die Dunkelheit mehr als das Licht, denn ihre Taten waren böse. Das gibt es.
Da geht das Licht Gottes an, man spürt es in seinem Gewissen, die alten Sachen werden plötzlich wieder wach, wo man dachte, da ist schon Gras drübergewachsen, die man so schön entschuldigt und verdrängt hatte. Und da versucht man wegzutauchen wie die Kellerasseln in die Ritzen, wenn das Licht angeht.
Das ist das Werk des Heiligen Geistes: Es geht, Gott macht in uns Licht. Aber nicht nur, dass er uns zeigt, wo es bei uns nicht stimmt, dass wir plötzlich erschrecken über uns selbst, wo wir vorher doch sagten: „Ich bin auch nicht schlechter als andere, Fehler haben wir alle“, und plötzlich zählt das alles nicht mehr.
Man erschrickt über das, was man selbst getan hat und was man unterlassen hat, und dass man es nicht mehr ungeschehen machen kann.
Aber der Geist Gottes, dieses strahlende Licht, das wie ein Scheinwerfer nicht nur das Böse in unserem Leben ausleuchtet, sondern vor allem das Licht auf Jesus richtet, der am Kreuz gestorben ist.
Wie so ein Scheinwerfer, wie wir hier eine ganze Menge davon haben, richtet sich der Heilige Geist auf Jesus. Und ich sehe plötzlich ihn am Kreuz, er ist für mich gestorben.
Und der Heilige Geist selbst macht mir das gewiss. Ich kann mir das nicht selber sagen. Ich will mir ja nichts einbilden. Mit Einbildungen möchte ich nicht leben. Damit kann ich ja auch nicht sterben, denn das weiß ich, das wird zerplatzen wie Luftballons und Seifenblasen. Ich brauche schon etwas Solideres.
Da stellt sich Gott selbst neben mich als Zeuge, und durch seinen Geist spricht er in mein Gewissen hinein: „Du bist mein Kind!“ So steht es in der Bibel. Gottes Geist macht eine Zeugenaussage gegenüber unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind. So können Sie es wörtlich in der Bibel lesen.
Das ist das Werk des Heiligen Geistes. Das kann ich nicht selber machen. Ich kann es nicht bei Ihnen machen. Dass die neue Geburt geschieht, hängt doch nicht davon ab, ob ich Sie überzeugen kann, hängt doch nicht von meinen Argumenten ab, sondern ganz allein davon, dass Gott selbst Licht in Ihnen macht.
Und der Heilige Geist ist nicht nur Licht, sondern er ist auch ein starker Antrieb, er ist ein Motor. Er weckt in uns plötzlich ein Verlangen, das wir so nicht gekannt haben: das leidenschaftliche Verlangen, ich möchte den Willen Gottes kennenlernen, und ich möchte ihn tun.
Es stinkt einem plötzlich, zu leben, wie alle leben. Es macht einem auch gar keinen Eindruck mehr, wenn man sagt: „So machen das doch alle, da muss man sich anpassen.“ Plötzlich ist diese Ängstlichkeit, diese Feigheit, mit der man mit flackerndem Blick nach rechts und links guckt, ob man denn auch so ist, wie die anderen einen haben mögen, verschwunden.
Stattdessen wächst da eine Leidenschaft: „Jesus, ich möchte wissen, was du willst“, und ein Hunger, die Bibel zu lesen.
Das ist Gottes Programm für unser Leben: Lesen Sie die Bergpredigt, lesen Sie die Evangelien, was Jesus gesagt hat, was er getan hat, wer er ist, wie er gelitten ist, wie er gestorben ist, wie Gott ihn auferweckt hat, wie er die ersten Menschen gerufen hat, wie er ihr Leben neu gestaltet hat. Lesen Sie es, dann kommt plötzlich durch den Geist Gottes ein Hunger in unser Leben: Ich möchte Gottes neues Programm kennenlernen, wie soll mein Alltag laufen?
Und nicht nur dieses Verlangen, es kennenzulernen, sondern es kommt auch eine Kraft, den Willen Gottes zu tun. Anders wäre ich schon längst verzweifelt.
Ich kann es nicht. Ich habe es so oft versucht. Ich bin so oft auf die Nase gefallen. Ich sage: „Jesus, wenn du willst, dass in meinem Leben etwas anders werden soll, ich möchte gerne auch, dass etwas anders wird, dann zeig mir, was es sein soll, aber dann schaff es auch durch die Schöpferkraft deines Geistes. Ich kann es nicht von mir aus.“
Er sagt: „Das will ich tun, ich will es tun. Du sollst von neuem geboren werden. Ich will dir mit der Vergebung der Sünden die Vergangenheit wegnehmen, das, was belastet und dich von Gott trennt, wegnehmen. Und mit dem Licht und dem Antrieb des Heiligen Geistes möchte ich dich nach vorn bringen, dass du die Spur meiner Liebe und Dienstbereitschaft, die Spur der Ehrlichkeit leben kannst, die Leidenschaft zur Gerechtigkeit kennenlernst. Das sollst du.“
Der Heilige Geist Gottes bewirkt noch etwas ganz Wichtiges in uns, was wir von Natur aus alle nicht können: Er lehrt uns das Sprechen mit Gott, das Beten.
Keiner kann von Natur aus beten. Man kann vielleicht ein paar vorformulierte Sprüche aufsagen, aber dass ich anfangen möchte und anfangen kann, mit Gott zu sprechen, das weckt der Heilige Geist in unserem Leben.
Das ist wie im natürlichen Leben nach der Geburt: In der Beziehung, wenn Mutter und Vater und die Menschen mit dem Baby sprechen, da gibt es ja immer, obwohl es gar nicht antworten kann, dann wächst langsam die Fähigkeit zu antworten, es formen sich die Laute zu Worten und dann zu Sätzen.
Gottes Geist lehrt uns das Beten. Wenn Sie sagen: „Ich kann nicht beten“, haben Sie wenigstens das schon mal begriffen – das ist Wahrheit: Wir können alle von Natur aus nicht beten.
Und wenn man es versucht krampfhaft zu machen, wird es ein religiöser Zwang, dass man es im Kopf nicht aushält, und zum Schluss isst man die ganze Sauce Leid und gibt es auf. Es ist nichts als Krampf, wenn man es selber versuchen will.
Es ist nötig. Jesus will es uns schenken, eine neue Geburt uns schenken.
Sie können das als eine freundliche, wohltuende Einladung für sich empfinden oder ob Sie sich jetzt mehr darüber ärgern. Es könnte auch sein, dass man sich darüber ärgert, weil man zu stolz ist und sagt: „Ich kann mir fast vorstellen, dass Nikodemus da seine Schwierigkeiten hatte.“
Wenn wir gesagt bekommen: „Also Fehler haben wir alle, aber im Kern bist du gut, und jetzt bemühe dich mal und tu das und tu das und tu das“, dann sagen wir ja, das streichelt uns. Wir haben es geschafft.
Aber es ist ein bisschen gegen unsere Eitelkeit, gesagt zu bekommen, es steht so, dass du dir selbst letzten Endes da nicht mehr helfen kannst, sondern dass es nötig ist, beschenkt zu werden.
Wer lässt sich schon gern etwas schenken? Manche sagen vielleicht: „Aber dann kann ich es ja gar nicht haben. Wie gibt es das? Wie es große, wie es große Los, einer kriegt es und Tausende ziehen leer aus? Ist das so? Wer glauben kann, hat Glück gehabt, und die anderen gucken in die Röhre?“
Nein, ein Geschenk, das Gott macht, ist für jeden da. Da wird keiner abgewiesen.
Im Johannesevangelium steht in der Einleitung der gewaltige Satz: „Er, Gott in Jesus, kam in sein Eigentum. Diese Welt gehört ihm, er hat sie gemacht, ihr Leben gehört ihm, er hat sie geschaffen. Aber die Seinen, die ihm eigentlich gehörten, nahmen ihn nicht auf.“
Und dann geht es wunderbar weiter, und das möchte ich, dass das heute Abend passiert: „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben.“
Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht. Da geschah dieser Kraftakt, dieser Schöpfungsakt durch Vergebung der Sünden und durch seinen Heiligen Geist, dass aus Feinden, aus Menschen, denen Gott gleichgültig war, die ihm den Rücken gekehrt haben und ohne ihn gelebt haben, Kinder Gottes wurden, die in der Gemeinschaft mit ihm leben.
Aufnehmen ist das Einzige. Öffnen Sie sich. Sagen: So einfach ist es nicht? Zu einfach? Bedenken Sie, es ist so schwer, dass wir es selber nicht können.
Alles hat Jesus getan in einem Wahnsinnskraftakt der Liebe am Kreuz und in der Auferstehung. Es ist nicht einfach, wahrhaftig nicht. Die Allmacht Gottes in der Liebe musste ans Werk gehen, um unser Leben noch mal auf die Beine zu kriegen.
Aber auf unserer Seite ist es kinderleicht, weil uns nichts anderes bleibt, als leere Hände auszustrecken und zu sagen: „Danke, danke, ich gebe dir Recht. Heute nehme ich es an. Ich verstecke mich nicht mehr im Dunkeln. Ich rede mich nicht mehr raus mit den fadenscheinigen Entschuldigungen. Ich schiebe es nicht mehr anderen in die Schuhe. Ich rede es nicht mehr schön. Danke Gott, dass du mich liebst. Heute komme ich zu dir.“
Wir haben den 8. Mai. Es war das Datum der Kapitulation, der bedingungslosen Kapitulation vor den Alliierten. Und das allein ermöglichte einen Neuanfang. Ob es ein Neuanfang geworden ist? Aber eins weiß ich: Nur wenn es dazu kommt, dass Menschen endlich ihre Flucht vor Gott aufgeben, endlich das Sinnlose, Sinnlose sich wehren und verkriechen und selber Gott spielen wollen und das Leben schönreden wollen, endlich das aufgeben und bedingungslos kapitulieren und sagen: „Gott, du hast Recht! Du am Kreuz hast Recht mit deinem Urteil! Ich bitte dich um Vergebung. Ich danke dir, dass du mich nicht verstößt, sondern dass du mich so an dein Herz nimmst, so eng in Gemeinschaft mit dir, dass ich leben darf und mir ein neues Programm in der Kraft deines Heiligen Geistes gebe.“
Übrigens, ich glaube, dass auch in unserem Volk und in den Völkern Europas nur eine Erneuerung beginnen kann, wenn wir vor Gott kapitulieren. Aber das geht ja nie so, dass ganze Völker am Block das tun, sondern es sind ja Menschen: du und ich, Sie, wir sind es. Die Veränderung beginnt mit uns. Denken Sie nicht zu klein von sich.
Es wäre ein Datum, das man sich merken kann, wenn es der achte Mai ist. Jetzt haben Sie gedacht: „Ach, diese Erinnerungen und fünfzig Jahre und Geschichte.“ Es soll Ihre Geschichte werden heute, wenn Sie vor dem Gekreuzigten sagen: „Ich komme, ich möchte dir gehören.“
Als ein äußeres Zeichen für diese innere Entscheidung lade ich Sie ein, aufzustehen von Ihren Plätzen und hier nach vorne zu kommen, hier einfach stillzustehen und zu beten.
Und ich möchte Ihnen dann gerne ein Gebet anbieten, das ich Ihnen laut vorspreche und Satz für Satz Sie bitte, mir einfach als Ihr persönliches Gebet nachzubeten.
Sie können jetzt kommen. Sie kommen nicht zu mir. Ich kann nichts Besonderes für Sie tun. Nehmen Sie diesen Schritt nach vorne als einen Schritt des äußeren Zeichens, dass Sie innerlich sagen: „Von jetzt an möchte ich zu diesem Jesus gehören. Ich bitte dich um Vergebung meiner Sünden, und ich danke dir, dass du für mich gestorben bist.“
Vielleicht sind es schmerzhafte Dinge, die Ihnen in diesem Augenblick durch den Kopf gehen. Da ist ein Ehebruch oder ein Diebstahl. Wie viele Männer haben Frauen dazu gedrängt, abtreiben zu lassen? Wann werden Sie hinstehen vor Gott und sagen: „Vergib mir!“ Meinen Sie, Sie könnten das verdrängen? Lügen Sie sich nicht länger!
Ich bitte auch, dass einige der Mitarbeiter mit nach vorne kommen. Nach dem Gebet möchte ich gerne mit Ihnen zwei, drei Dinge besprechen und Ihnen Hinweise geben. Dann gibt es die Möglichkeit, auch dass Sie noch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sprechen. Wir haben auch etwas Literatur für Sie zur Hilfe, dass es weitergeht.
Sie könnten auch doch mit Ihrem Ehepartner kommen, nicht? Eheleute und Freunde und Freundinnen, ihr versteht euch so gut, gebt euch einen Rippenstoß als ein Zeichen: „Du, ich möchte gehen, gehst du mit mir?“ Ich möchte neu anfangen. Es ist doch einfacher, wenn man es gemeinsam tut, es ist doch einfacher, ich mache Ihnen Mut.
Es können Junge und Alte sein. Vielleicht hast du im Chor mitgesungen, sehr interessiert, vielleicht war es ein Suchen und ein Fragen. Aber was eine neue Geburt ist mit Vergebung der Sünden, hast du nie erlebt. Du bist kirchlicher Mitarbeiter. Aber das ist in deinem Leben nie klar geworden. Genier dich nicht und komm!
Der Chor wird jetzt ein Lied singen, nein, es ist ein Gebet, in das wir uns innerlich hineingeben dürfen: Jesus, zu dir darf ich so kommen, wie ich bin. Wunderbar.
Die Bedeutung des Heiligen Geistes in der neuen Geburt
Und durch Geist. Kein Missverständnis: Jesus meint hier nicht das Geistige im Sinne von Gedanken oder Ähnlichem, sondern Gottes Geist. Es ist ein unerhörtes Wunder, dass der Schöpfer des Universums sich klein macht, sich erniedrigt und selbst im Heiligen Geist in unser Leben einziehen will. Ja, so heißt es wirklich: Er will unser kleines Leben, unseren Körper und alles, was zu unserem Leben gehört, als seine Wohnung beziehen und darin seine Wirksamkeit entfalten.
Was ist das für eine Wirksamkeit? Wenn Gottes Geist in unserem Leben wirkt, dann geht das Licht an. Gott ist Licht. Das ist das Erste. Doch das Licht anzuschalten ist nicht immer eine angenehme Erfahrung. Jeder hat schon einmal erlebt, wie schmerzhaft es sein kann, wenn man sich in einem dunklen oder halbdunklen Raum befindet und plötzlich das Licht angeht. Es schmerzt die Augen. Wenn man sich zudem versteckt hat, weil man etwas Übles getan hat, ist man plötzlich nicht mehr geschützt in der Dunkelheit, sondern entlarvt. Licht kann auch wehtun.
Deshalb haben wir ein gespaltenes Verhältnis zum Licht: Einerseits sehnen wir uns danach, andererseits verkriechen wir uns lieber. Jesus sagte: „Das Licht ist in die Welt gekommen.“ Er sprach von sich selbst, aber die Menschen liebten die Dunkelheit mehr als das Licht, weil ihre Taten böse waren. So ist es. Wenn das Licht Gottes angeht, spürt man es im Gewissen. Alte Dinge werden plötzlich wieder wach, von denen man dachte, sie seien längst vergessen oder verdrängt. Dann versucht man, sich zu verstecken – wie Kellerasseln, die in Ritzen verschwinden, wenn das Licht angeht.
Das ist das Werk des Heiligen Geistes: Er macht Licht in uns. Er zeigt uns nicht nur, wo es bei uns nicht stimmt, sodass wir über uns selbst erschrecken – obwohl wir vorher sagten: „Ich bin nicht schlechter als andere, Fehler haben wir alle.“ Plötzlich zählt das alles nicht mehr. Wir erschrecken über das, was wir getan oder unterlassen haben, und über die Tatsache, dass wir es nicht mehr ungeschehen machen können.
Doch der Geist Gottes, dieses strahlende Licht, ist wie ein Scheinwerfer. Er leuchtet nicht nur das Böse in unserem Leben aus, sondern richtet vor allem unser Augenmerk auf Jesus, den Gekreuzigten. Wie ein Scheinwerfer, wie wir hier viele haben, richtet sich der Heilige Geist auf Jesus. Und plötzlich sehe ich ihn am Kreuz – er ist für mich gestorben. Der Heilige Geist selbst macht mir das gewiss. Ich kann mir das nicht selbst einreden, denn ich will keine Einbildungen haben. Mit Einbildungen möchte ich nicht leben. Denn ich weiß, dass sie zerplatzen wie Luftballons oder Seifenblasen.
Ich brauche etwas Solideres. Da stellt sich Gott selbst neben mich als Zeuge. Durch seinen Geist spricht er in mein Gewissen: „Du bist mein Kind!“ So steht es in der Bibel. Gottes Geist legt eine Zeugenaussage gegenüber unserem Geist ab, dass wir Gottes Kinder sind. So können Sie es wörtlich in der Bibel lesen. Das ist das Werk des Heiligen Geistes. Das kann ich nicht selbst machen. Ich kann es auch nicht bei Ihnen machen. Dass die neue Geburt geschieht, hängt nicht davon ab, ob ich Sie überzeugen kann oder von meinen Argumenten. Es hängt ganz allein davon ab, dass Gott selbst Licht in Ihnen macht.
Der Heilige Geist ist nicht nur Licht, sondern auch ein starker Antrieb, ein Motor. Er weckt plötzlich ein Verlangen in uns, das wir so nicht kannten: das leidenschaftliche Verlangen, den Willen Gottes kennenzulernen und zu tun. Es ekelt einen an, plötzlich so zu leben wie alle anderen. Es macht einen auch gar nicht mehr beeindruckt, wenn man sagt: „So machen das doch alle, da muss man sich anpassen.“ Plötzlich ist diese Ängstlichkeit, diese Feigheit, mit flackerndem Blick nach rechts und links zu schauen, ob man so ist, wie die anderen einen haben wollen, verschwunden.
Stattdessen wächst eine Leidenschaft: „Jesus, ich möchte wissen, was du willst.“ Und ein Hunger, die Bibel zu lesen. Das ist Gottes Programm für unser Leben. Lesen Sie die Bergpredigt, lesen Sie die Evangelien: Was Jesus gesagt hat, was er getan hat, wer er ist, wie er gelitten und gestorben ist, wie Gott ihn auferweckt hat, wie er die ersten Menschen gerufen hat und ihr Leben neu gestaltet hat. Lesen Sie es. Dann entsteht plötzlich durch den Geist Gottes ein Hunger in unserem Leben: Ich möchte Gottes neues Programm kennenlernen. Wie soll mein Alltag laufen?
Und nicht nur dieses Verlangen, Gott kennenzulernen, sondern es kommt auch eine Kraft, den Willen Gottes zu tun. Sonst wäre ich schon längst verzweifelt. Ich kann es nicht. Ich habe es so oft versucht und bin oft gescheitert. Ich sage: „Jesus, wenn du willst, dass in meinem Leben etwas anders wird, ich möchte das auch, dann zeig mir, was es sein soll. Aber schaffe es auch durch die Schöpferkraft deines Geistes. Ich kann es nicht aus eigener Kraft.“
Er sagt: „Das will ich tun. Ich will dich von neuem gebären. Ich will dir mit der Vergebung der Sünden die Vergangenheit wegnehmen, das, was dich belastet und von Gott trennt. Mit dem Licht und dem Antrieb des Heiligen Geistes möchte ich dich vorwärts bringen, damit du die Spur meiner Liebe und Dienstbereitschaft, die Spur der Ehrlichkeit leben kannst und die Leidenschaft zur Gerechtigkeit kennenlernst. Das sollst du.“
Der Heilige Geist Gottes bewirkt noch etwas ganz Wichtiges in uns, was wir von Natur aus nicht können: Er lehrt uns das Sprechen mit Gott, das Beten. Keiner kann von Natur aus beten. Man kann vielleicht einige vorformulierte Sprüche aufsagen, aber dass ich anfangen möchte und kann, mit Gott zu sprechen, das weckt der Heilige Geist in unserem Leben.
Das ist wie im natürlichen Leben nach der Geburt: In der Beziehung, wenn Mutter und Vater mit dem Baby sprechen. Obwohl es noch nicht antworten kann, wächst langsam die Fähigkeit zu antworten, Laute formen sich zu Worten und dann zu Sätzen. Gottes Geist lehrt uns das Beten.
Wenn Sie sagen: „Ich kann nicht beten“, haben Sie zumindest eins schon begriffen: das ist Wahrheit. Wir können von Natur aus nicht beten. Wenn man es krampfhaft versucht, wird es ein religiöser Zwang. Man hält es im Kopf nicht aus und gibt es schließlich frustriert auf. Es ist nichts als Krampf, wenn man es selbst versuchen will. Es ist nötig. Jesus will es uns schenken, uns eine neue Geburt schenken.
Sie können das als eine freundliche, wohltuende Einladung empfinden oder sich darüber ärgern. Es könnte auch sein, dass man sich ärgert, weil man zu stolz ist. Man sagt: „Ich kann mir fast vorstellen, dass Nikodemus da seine Schwierigkeiten hatte.“ Wenn wir gesagt bekommen: „Fehler haben wir alle, aber im Kern bist du gut. Bemühe dich und tu dies und das“, dann streichelt uns das. Wir sagen: „Ich habe es geschafft.“ Aber es ist gegen unsere Eitelkeit, zu hören, dass wir uns selbst letztlich nicht helfen können, sondern beschenkt werden müssen. Wer lässt sich schon gern etwas schenken?
Manche sagen vielleicht: „Dann kann ich es ja gar nicht haben. Wie gibt es das? Einer kriegt es, und Tausende schauen in die Röhre? Wer glauben kann, hat Glück gehabt, und die anderen gucken in die Röhre?“ Nein, ein Geschenk, das Gott macht, ist für jeden da. Da wird niemand abgewiesen.
Im Johannesevangelium steht in der Einleitung der gewaltige Satz: „Er, Gott in Jesus, kam in sein Eigentum.“ Diese Welt gehört ihm. Er hat sie gemacht. Unser Leben gehört ihm. Er hat uns geschaffen. Aber die Seinen, die ihm eigentlich gehörten, nahmen ihn nicht auf. Und dann geht es wunderbar weiter, und das möchte ich, dass es heute Abend passiert: „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben.“ (Johannes 1,11-12)
Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht – da geschah dieser Kraftakt, dieser Schöpfungsakt durch Vergebung der Sünden und durch seinen Heiligen Geist, dass aus Feinden, aus Menschen, denen Gott gleichgültig war, die ihm den Rücken gekehrt hatten und ohne ihn lebten, Kinder Gottes wurden, die in Gemeinschaft mit ihm leben.
Aufnehmen ist das Einzige. Öffnen Sie sich. Sie sagen: „So einfach ist es nicht.“ Zu einfach? Bedenken Sie: Es ist so schwer, dass wir es selbst nicht können. Alles hat Jesus getan in einem Wahnsinnskraftakt der Liebe am Kreuz und in der Auferstehung. Es ist nicht einfach, wahrhaftig nicht. Die Allmacht Gottes in der Liebe musste ans Werk gehen, um unser Leben noch einmal auf die Beine zu bringen.
Aber auf unserer Seite ist es kinderleicht. Uns bleibt nichts anderes übrig, als leere Hände auszustrecken und zu sagen: „Danke, danke. Ich gebe dir Recht. Heute nehme ich es an. Ich verstecke mich nicht mehr im Dunkeln. Ich rede mich nicht mehr raus mit fadenscheinigen Entschuldigungen. Ich schiebe es nicht mehr anderen in die Schuhe. Ich rede es nicht mehr schön. Danke, Gott, dass du mich liebst. Heute komme ich zu dir, Herr!“
Der 8. Mai als Symbol für Neuanfang und Einladung zum Gebet
Wir haben den 8. Mai. Dieses Datum steht für die bedingungslose Kapitulation vor den Alliierten. Und genau diese Kapitulation ermöglichte einen Neuanfang. Ob es tatsächlich ein Neuanfang geworden ist? Das bleibt eine offene Frage. Aber eines weiß ich: Ein Neuanfang geschieht nur, wenn Menschen endlich ihre Flucht vor Gott aufgeben.
Endlich das Sinnlose aufgeben – das sinnlose Sich-Wehren, Sich-Verkriechen und das Verlangen, selbst Gott spielen zu wollen und das Leben schönzureden. Endlich bedingungslos kapitulieren und sagen: „Gott, du hast Recht! Du am Kreuz hast Recht mit deinem Urteil! Ich bitte dich um Vergebung. Ich danke dir, dass du mich nicht verstößt, sondern mich so an dein Herz nimmst, so eng in Gemeinschaft mit dir, dass ich leben darf. Und dass ich mir ein neues Programm in der Kraft deines Heiligen Geistes geben darf.“
Übrigens glaube ich, dass auch in unserem Volk und in den Völkern Europas nur eine Erneuerung beginnen kann, wenn wir vor Gott kapitulieren. Aber das geschieht nie so, dass ganze Völker am Stück das tun. Es sind Menschen – du und ich, Sie und wir. Die Veränderung beginnt mit uns. Denken Sie nicht zu klein von sich.
Es wäre ein Datum, das man sich merken kann, wenn es der 8. Mai ist. Jetzt haben Sie vielleicht gedacht: „Ach, diese Erinnerungen, fünfzig Jahre Geschichte.“ Aber es soll Ihre Geschichte werden – heute, wenn Sie vor dem Gekreuzigten sagen: „Ich komme, ich möchte dir gehören.“
Als äußeres Zeichen für diese innere Entscheidung lade ich Sie ein, aufzustehen, von Ihren Plätzen aufzustehen und hier nach vorne zu kommen. Hier einfach stillzustehen und zu beten. Ich möchte Ihnen dann gerne ein Gebet anbieten, das ich laut vorspreche. Satz für Satz bitte ich Sie, es mir als Ihr persönliches Gebet nachzusprechen.
Sie können jetzt kommen. Sie kommen nicht zu mir, ich kann nichts Besonderes für Sie tun. Nehmen Sie diesen Schritt nach vorne als ein äußeres Zeichen, dass Sie innerlich sagen: „Von jetzt an möchte ich zu diesem Jesus gehören. Ich bitte dich um Vergebung meiner Sünden. Ich danke dir, dass du für mich gestorben bist.“
Vielleicht sind es schmerzhafte Dinge, die Ihnen in diesem Augenblick durch den Kopf gehen. Da ist ein Ehebruch oder ein Diebstahl. Wie viele Männer haben Frauen dazu gedrängt, abtreiben zu lassen? Wann werden sie hinstehen vor Gott und sagen: „Vergib mir!“ Meinen Sie, sie könnten das verdrängen? Lügen Sie sich nicht länger an!
Ich bitte auch, dass einige der Mitarbeiter mit nach vorne kommen. Nach dem Gebet möchte ich gerne mit Ihnen zwei, drei Dinge besprechen und Ihnen Hinweise geben. Dann gibt es die Möglichkeit, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu sprechen. Wir haben auch etwas Literatur für Sie, zur Hilfe, damit es weitergeht.
Sie könnten auch mit Ihrem Ehepartner kommen, nicht? Eheleute und Freunde und Freundinnen, die sich gut verstehen: Gebt euch einen kleinen Rippenstoß als Zeichen – „Du, ich möchte gehen. Gehst du mit mir?“ Ich möchte neu anfangen. Es ist doch einfacher, wenn man es gemeinsam tut. Ich möchte Ihnen Mut machen.
Es können Junge und Alte sein. Vielleicht hast du im Chor mitgesungen, sehr interessiert, vielleicht war es ein Suchen und Fragen. Aber was eine neue Geburt ist – mit Vergebung der Sünden – hast du nie erlebt. Du bist kirchlicher Mitarbeiter, aber das ist in deinem Leben nie klar geworden. Genier dich nicht und komm!
Der Chor wird jetzt ein Lied singen. Nein, es ist ein Gebet, in das wir uns innerlich hineingeben dürfen: „Jesus, zu dir darf ich so kommen, wie ich bin.“ Wunderbar!