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Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte!

1. Korinther 9,16-23

I. Zum Verständnis des Textes

1. Nötigung zum Evangelisieren

Es mag viele Prediger geben, die sich ihren Beruf freiwillig gewählt haben. Bei Paulus war das anders. Er wurde vom auferstandenen Christus berufen und genötigt, sein Zeuge zu sein. "Es wird dir schwer sein, wider den Stachel zu löcken!" (Apg 26,14). Das Wort vom "Evangelisieren" ist ein typisch ntl. Missionswort. Damit ist nicht alles und jedes im Dienst des Apostels gemeint, sondern ganz gezielt die Predigt des Evangeliums", dass ihr euch bekehren sollt von diesen falschen Göttern zu dem lebendigen Gott... !" (Apg 14,15). Den bei uns so wichtigen Unter- schied, als ob die Evangelisation sich nicht an Christen, sondern vor allem an Nichtchristen wende, gibt es im NT nicht. In der Mission wie in der Gemeinde wird dasselbe Evangelium verkündigt. Paulus macht darin keinen Unterschied. Das verkündigte Wort wirkt Rettung in Vollmacht. 
Für den Zwang zum Evangelisieren gebraucht Paulus ein griechisches Wort, das den Zwang des Schicksals ausdrückt. Paulus kann seinem Auftrag nicht entrinnen. Es ist ein göttliches Muss, dem er sich nicht entziehen darf. Sonst droht ihm Gottes Verdammnis. Man wird an Jeremia 20,9 erinnert: "Es war in meinen Gebeinen wie ein Feuer verschlossen, und ich konnte es nicht aushalten." So geht es bei Paulus nicht um eine innere Begeisterung, um eine Lust, sondern um den Auftrag, den er nicht nach seinem Belieben lassen und aufgeben kann. Man denke an die Berufung Jeremias (1,7-9) oder an die Apostel Petrus und Johannes: "Wir können's ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben!" (Apg 4,20).

2. Gebunden und doch frei


Paulus hat sich oft als "Knecht Jesu Christi" bezeichnet. Nun benützt er gerade auch hier beim Evangelisieren das Wort vom "Sklaven". Er drückt damit den bedingungslosen Gehorsam seinem Herrn gegenüber aus. Es ist nicht ein privates Hobby, dem man sich nach Lust und Laune unterzieht. Es geht vielmehr um einen verpflichtenden Dienstauftrag. Er bezeichnet sich als einen beauftragten Haushalter, der das Evangelium verwaltet. Es ist ihm befohlen. Es ist ein Amtsgeschäft, das einem oft sehr hart und schwer werden kann. Der Auftrag kann zur "Last des Herrn" werden (Sach 9,1; Hab 1,1). 
Seinen freiwilligen Beitrag bringt er ein, indem er auf eine auch ihm zustehende Entlohnung aus freien Stücken verzichtet. Er predigt das Evangelium kostenlos, aus lauter Liebe zu seinem Herrn Jesus Christus. Freiwillig dient er als Knecht Jesu Christi und liefert sich den Menschen aus, die er erreichen will. Darum prägt nicht ein lästiger Zwang den Apostel, sondern die Freiheit in Dienst und Opfer.

3. Richtige und falsche Rücksichtnahme auf Menschen



Es gibt zwei Wege, die Paulus wählen kann, um Menschen zum Glauben an Jesus Christus zu führen. Da ist der judenchristliche Weg, der bewusst den Reichtum des jüdischen Gesetzes zu bewahren sucht. Um der Juden willen hat Paulus Timotheus beschnitten. Um etliche aus den Juden zu retten, wäre er sogar bereit gewesen, sein eigenes Leben zu opfern. 
Für Paulus steht aber daneben der Weg der Heiden, die ohne jüdisches Gesetz gerecht werden, allein durch den Glauben an Jesus Christus. Leidenschaftlich hat er sich dagegen gewehrt, dass ihnen das Joch des Gesetzes und damit der Beschneidung auferlegt wird. 
Er konnte Schwachen gegenüber schwach sein. Die Art des Zugangs zu den Menschen kann wechseln. Das entscheidende Wunder geschieht allein durch Gottes freie Gnade, die Menschen am Evangelium Anteil gibt. Es gibt vielfältige Methoden, wie wir Menschen das Evangelium nahe bringen. Immer muss Gott einzelne herausretten. Paulus selbst jagt in großer Demut diesem Ziel nach.

II. Überlegungen zur Predigt

1. Missionsdienst zwischen Lust und Frust


Viele Predigten bleiben bei dem Text leider oft nur beim professionellen Pfarramt stehen. Das ist aber unverzeihlich. Das Evangelisieren, der Auftrag, allen 
Menschen die befreiende Nachricht von der Siegesmacht Jesu weiterzusagen, ist allen Gläubigen, der ganzen Gemeinde, aufgetragen. Das Evangelium von Jesus ist die wichtigste Sache, die einem Menschen für das Leben und für das Sterben überbracht werden kann. 
Praktisch spielt aber bei den Christen die Motivation eine entscheidende Rolle. Man evangelisiert, wenn es "einem Spaß macht" oder wenn man den Eindruck hat, dass "dies heute ankommt". 
Für Paulus war es nicht entscheidend, welche Gefühle er dabei empfand. Er spricht nie davon, dass ihm sein Dienst "Lust und Freude" bereite. Er spricht vom Zwang, der in seiner Berufung erkennbar wurde. Weil Jesus in seiner großen Barmherzigkeit ihm dieses Amt übertrug, wird er nicht müde.



Evangelisieren will nur, wer aus Dankbarkeit über die erlebte Rettung durch Jesus nun dies vielen bekannt will. In diesem Dienst erlebt man viele Tiefen, Anfechtungen, und auch Enttäuschungen. Wer so tut, als ob man dabei immer Freude hätte, der kennt den Dienst noch wenig. 
Aber Boten Jesu ordnen sich dem Dienst freiwillig unter und akzeptieren den Zwang. Es bleibt für sie das unbegreifliche Wunder, dass sie von Jesus Christus herausgegriffen wurden. Darum wollen sie, dass noch viele das erfahren. Jeder ist dazu verpflichtet, ob er Zahnarzt oder Hausfrau, Prediger oder Ingenieur ist. 
Man kann es an den Rettungsaktionen illustrieren, die für Menschen gewagt werden. Mit Blaulicht rasen die Rettungsfahrzeuge durch die Straßen. Das ist nötig, um einen Verletzten zu bergen. Es wird z. B. viel Geld gesammelt, um ein Kind in den USA operieren zu lassen. Für ein Menschenleben lohnt sich das. Für Paulus lohnt sich der aufreibende und schwere Evangelisationsdienst, weil damit Menschen für die Ewigkeit gerettet werden. Paulus war von der Liebe Jesus überwältigt. Er wollte sich an seine Auferstehungskraft binden, weil dadurch ein neues Leben ihm geschenkt war. Darin lag seine Bindung an den Dienst des Evangelisierens. Das musste er nun weitersagen, weil er wusste, welche Befreiung dadurch bei Menschen geschah. Er konnte von seinem Auftrag nicht lassen. Er war ihm ganz ausgeliefert. Das Evangelium ist schließlich wichtiger, als die Nachrichten im Radio oder in der Zeitung, auf die man im Notfall verzichten kann.

2. Flexibel in den Methoden



An Paulus fällt auf, wie entschlossen eindeutig er seinen evangelistischen Dienst versteht. Gleichzeitig ist er aber in den Methoden, wie er seinen Dienst ausrichtet, sehr anpassungsfähig, flexibel und enorm kreativ. Die Methoden bleiben dem Auftrag untergeordnet. Sie stehen nicht in der Mitte, sondern sind von Jesus und der durch ihn angebotenen Rettung bestimmt. Alle Methoden haben nur ein Ziel, etliche selig zu machen. 
Das Wort des Paulus hat auch unsäglich viel Unheil angestiftet. Man hat aus dem Evangelium heute vielerorts eine Knetmasse gemacht, die beliebig und willkürlich verformt werden kann. Oft erinnert dies an eine Maskerade, wenn das Evangelium jedem politischen und gesellschaftlichen Modetrend angepasst wird. Man glaubt darin die Rechtfertigung zu finden, als ob der Mensch das Maß aller Dinge sei, auch für das Evangelium. 
Für Paulus sind das miese Tricks. Er lehnt solche Fälschungen ab (2. Kor 4,1). Er lässt nicht die Tagesordnung der Welt, auch nicht die Schlagzeilen der Zeitung, seine Verkündigung bestimmen. Er wollte nicht ein Chamäleon sein, das sich einem "verkehrten Geschlecht" anbiedert. Er hängt sein Mäntelchen nicht nach dem Wind menschlicher Zustimmung. Nie war er korrupt geworden durch Lob und Tadel der Einflussreichen und Mächtigen. Er buhlte nicht um die Gunst der Menschen. Nie wollte er es allen recht machen. Er wollte alle retten.

3. Grenzen der Anpassung



Traut Paulus dem Heiligen Geist nichts zu? Doch. Nur weiß er um das Hindernis im Dienst, das durch seine eigene Person im Wege steht. Darum hat er sich selbst zum Knecht gemacht. So wie Jesus sich selbst entäußerte und Knechtsgestalt annahm (Phil 2,7). Ein Jünger steht nicht über seinem Meister. 
Wer Menschen gewinnen will, muss sich auf Menschen einlassen. Nur dann kann man gehört werden, wenn man zuerst selbst sorgfältig hinhört. Bereitschaft ist nötig, auf Menschen zuzugehen. Sich selbst kann Paulus völlig hingeben. Er sucht nicht seine Selbstverwirklichung, sondern die Rettung der Verlorenen. 
Darum hat seine Anpassungsfähigkeit nur eine völlig klare Grenze, die man bei Paulus nun wirklich nicht übersehen kann: Es ist die Treue zum Evangelium, die Bindung an das Gesetz Christi. Diese stand und steht auch heute nicht zur Disposition. Wer sie preisgibt, ist ein betrügerischer Haushalter (l. Kor 4,2).


Das hat konkrete Auswirkungen auf den Dienst. Wenn Menschen gewonnen werden sollen, dann müssen Methoden und Formen angepasst gebraucht werden. Paulus war stolz darauf, ein Pharisäer zu sein. Gerne erinnerte er sich an die Herkunft seiner Familie aus dem Geschlecht Benjamin. Aber als er auf dem Areopag in Athen predigte, erinnerte nichts mehr an seine alte jüdische Herkunft. 
Er beschnitt den Timotheus und unterzog sich in Jerusalem einem Gelübde. Ihm bedeuteten alle diese Traditionen sehr viel. Und doch hat er sie alle dem einen Ziel untergeordnet: Wenn nur Menschen selig werden!

4. Die Haltung des Knechtes



Wer wirklich Menschen erreichen will, muss sich ihnen ganz ausliefern. Allen, auch den Snobs, den Anhängern der neuen Moral, den Zweiflern und Schwärmern. Aber das Evangelium wird deswegen noch lange nicht verfälscht werden dürfen. Es ist sehr bezeichnend, dass Paulus den häufig zitierten Satz eben nicht sagt: "... den Griechen ein Grieche!" Er konnte das nicht, so wenig er dem Lügner auch ein Lügner wurde, dem Mörder ein Mörder oder gar dem Atheisten ein Atheist. So wenig die Kirche den Nationalsozialisten zuliebe einfach nazistisch werden durfte, so wenig ist uns eine Verfälschung des Evangeliums heute erlaubt. 
Ein Musterbeispiel ist die Missionsansprache in Athen, wo Paulus feinfühlig mit dem Menschen denkt, aber ohne Schonung vom Gericht spricht. Das Evangelium wäre weder rettende noch befreiende Botschaft, wenn es nicht den Hörer verändern und erneuern wollte. Das Evangelium will bekehren - oder es ist kraftlos.

Wir müssen uns mit den Menschen und ihren Nöten identifizieren, wenn wir ihnen ihre Leere und geistliche Not bewusst machen wollen. Und es braucht eine sehr demütige Art, wenn wir ihnen die Befreiung Christi zuteil werden lassen wollen. Vielleicht aus einem schlechten Gewissen heraus benützen Prediger gerne den Text und reden vom Recht der Bezahlung ihres Gehalts. Ich halte das für wirklich unwichtig und nebensächlich. Es ist an der Mitte vorbei, ganz ähnlich, wie wenn manche aus dem Text nur den Hinweis auf das Arbeitsverhältnis des Paulus herausgreifen, um dann mit vielen Zitaten über Arbeitslosigkeit und Recht auf Arbeit zu reden. Für Paulus war die Liebe die Mitte, mit der er Christus verpflichtet war und sich darum ganz Menschen auslieferte. Aus Treue zu Jesus, um des Evangeliums willen, konnte er sich Menschen sehr anpassen. Aber er vergaß darüber nie, dass er ihnen die Befreiung Christi zu bringen hatte.

III. Zur Predigt

Menschen für Jesus gewinnen



Michael Griffith, der frühere Leiter der Überseeischen Missionsgemeinschaft, erzählt von einem Japaner, der in den USA in eine Familie eingeladen wurde. Er wollte es ganz recht machen. Darum kam er eine halbe Stunde zu spät. Das ist in Japan Sitte, um ja die Gastgeber nicht bei den Vorbereitungen zu stören. Jetzt war es aber sehr ungeschickt, denn die Familie wollte essen. Die Hausfrau war völlig verzweifelt, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. Das gute Essen auf dem Herd war schon angeschmort. Bevor man sich an den Tisch setzte, fragte der Hausherr den japanischen Gast noch, ob er kurz ins Bad wollte. Der Japaner war überwältigt von so viel Güte. In Japan nimmt man vor jeder festlichen Mahlzeit ein Bad. Es ist dann ein besonderes Vertrauenszeichen, wenn der Gastgeber dafür sogar sein eigenes Badezimmer anbietet. Nach einer guten Stunde kommt dann endlich der Japaner fröhlich, frisch gestriegelt aus dem Bad. Die amerikanischen Gastgeber sind mit ihrer Geduld am Ende. Sie haben ja nicht wissen können, dass ihr Gast nach japanischem Verständnis so gute Manier hat. 
Wie viel schwerer ist es dann, das Evangelium Menschen zu sagen, die es überhaupt nicht kennen! Denen es ganz fremd ist? Können die verstehen, was wir meinen und empfinden? Soll man überhaupt denen von Jesus sagen? In unseren Gemeinden sind viele ängstlich, zurückhaltend.

1. Das Beste niemandem vorenthalten!


Eine große Missionsbewegung ist in unseren Tagen entstanden. Aus den armen Gemeinden der Dritten Welt sind 36 000 Missionare ausgesandt, um in fremden Kulturen und Völkern, wo das Evangelium noch unbekannt ist, von der Erlösung durch Jesus zu sagen. Wenn man sie fragen würde, würden sie alle sagen: "Wir müssen. Wir können nicht anders." 
Warum evangelisieren wir so wenig? Wer Jesus im Glauben erkannt hat, der wird nichts Größeres und Wichtigeres in der Weit mehr kennen, als zu evangelisieren. Das kann man nur von Mund zu Mund. Viele müssen erleben, wie Jesus aus Dunkelheit" Hoffnungslosigkeit und Bindungen befreit. 
Wir kennen Missionare, die große Opfer in heißen Ländern auf sich nehmen. Sie tun das gerne, weil Gott ihnen die Last aufs Herz legte. Sie müssen andere retten. Genau so sprach Paulus. Aber eigentlich müsste das ja bei uns allen so sein. 
Die wunderbare, befreiende Tatsache, dass Jesus Menschen aus Finsternis und Sünde zum neuen Leben führt" steht unwandelbar fest. Da gibt es nichts anzupassen. Jesus, der für die Schuld der Welt starb, ist auferstanden und kann heute Menschen bekehren. Das Evangelium selbst steht nicht zur Debatte. Es geht aber darum, wie man es den Menschen vermittelt. 
Paulus "macht" sich zum Knecht. Er liefert sich Menschen aus. Freiwillig und demütig gibt er sich ihnen zum Dienst hin. Wer heute jungen Leuten das Evangelium sagen will, muss gut zuhören können und viel Zeit haben. Ohne Liebe und Geduld geht es auch nicht. Wie soll man anders Knecht sein? 
Der Gründer der China-Inland-Mission, Hudson Taylor, trug nach chinesischer Sitte einen Zopf und die Landestracht. Missionare in Indien schmückten sich mit der Brahmanenschnur, wurden Vegetarier und trugen das Kastenzeichen auf der Stirn. Andere, etwa in Afrika, heirateten eine schwarze Frau. Doch darin lag nicht das Entscheidende. Die einheimischen Leute sind da sehr hellhörig und merken schnell, ob das nur eine äußerliche Kostümierung ist. Die richtige Anpassung reicht viel tiefer. Da wird plötzlich wichtig, ob man stundenlang reden kann, ohne auf die Uhr zu schauen. Ob man im Gedränge und Schweißgeruch auf der Matte sitzen kann und sich nicht ekelt.

2. Ohne Opfer geht es nicht!



Zum Weitersagen des Evangeliums gehört nicht allein eine methodische Ausbildung, sondern auch eine fortwährende Selbstverleugnung. Es geht um Liebe, die sich in den anderen hineindenkt und mit ihm fühlt. Ob er nun krank, depressiv oder verbittert ist. 
Paulus war durch Jesus frei geworden. Er hat von ihm gelernt, auf Menschen voller Liebe zuzugehen. Er konnte seinen Hunger vergessen, wenn jemand ihn brauchte. Er konnte mitfühlen und empfinden wie der, der ihm gegenüber saß. 
Paulus waren die jüdischen Bräuche des Gesetzes vertraut und lieb. Er war daheim im atl. Gottesdienst. Und doch konnte er in der Begegnung mit den Heiden das alles weglassen. Er feierte den Sonntag und nicht mehr den Sabbat. Dabei war er fröhlich, nie gezwungen. Durch Jesus fühlte er sich innerlich ganz frei. 
Und wie hat Paulus die Brücke schlagen können zu den hellenistischen Frauen, zu römischen Sklaven! Dazu schaute er ihnen auf den Mund und verstand, was sie um- trieb und belastete. 
Paulus hatte große Grundsätze in seinem Missionsdienst. Doch nie blieb er stur dabei. Das Wichtigste war für ihn, Menschen für Jesus zu gewinnen. So beweglich blieb er in Organisationsfragen und auch in den Methoden. 
Oft wird das Wort zitiert: "Den Juden ein Jude und den Griechen ein Grieche." Aber das steht ja nicht da. Paulus hätte das auch nie gekonnt, den Griechen ein Grieche zu werden. Im damaligen hellenistischen Denken vollzog sich eine Art, mit Göttern umzugehen, die Paulus ein Grauen war. Auch die griechische Philosophie und das griechische Denken bereiteten ihm Not. Man glaubte an die Macht des Guten im Menschen. Man vertraute darauf, sich aus eigener Kraft erlösen zu können. 
Das muss uns schlaflose Nächte bereiten, wie wir die vielen jungen Menschen heute wieder mit dem Evangelium von Jesus erreichen.

3. Wenn nur einige gerettet werden!



Es geht nicht um äußerliche Großzügigkeiten. Aus einer tiefen Bindung heraus war Paulus sehr frei. Paulus lebte im Gesetz Christi. Ihm hatte er sich ausgeliefert. Sein Sklave und Knecht wollte er sein. Darum war er auch ganz dem Evangelium verpflichtet. Dies konnte nicht dem Geschmack der Leute angepasst werden. 
Und darum hatte er sich ganz seinem Auftrag verschrieben, Menschen für die Ewigkeit zu retten. Er wollte nicht bei den Leuten ankommen, sondern sie bekehren aus der Gewalt Satans zu Jesus Christus. Wenn uns das bewegt, dann treibt uns nicht mehr die eigene Ehre um. Dann suchen wir die Erbauung der Gemeinde. Nichts soll uns mehr gefangen nehmen und binden. 
Man hat in den letzten Jahren manchmal den Eindruck bekommen können, als ob angesichts der riesigen bedrängenden Weltnöte die Evangelisation nebensächlich geworden sei. Nun, dass humanitäre Hilfe wichtig sei, wird von niemand bestritten. Sie ist dringend nötig. Niemand will die Bedeutung der Entwicklungshilfe schmälern. Aber warum muss in den Kirchen Entwicklungshilfe zu Lasten der Evangelisation, oft auch anstelle der Verkündigung des Evangeliums geschehen? Schade, wenn viele durch uns abgestoßen wurden. Nur weil wir unsere Sache so eigenmächtig vertreten haben. Dabei missionieren wir doch nicht, um das christliche Abendland zu retten oder die Kirchenaustritte zu stoppen. Wir haben auch nicht den Hintergedanken, andere zu bessern oder zu erziehen. Von Jesus muss geredet werden. Wenn nur Menschen durch Jesus gerettet werden! Heute! Wie viele haben wir zu Jesus gebracht?