
Tina, stell dir vor, es klingelt an Heiligabend an der Tür. Plötzlich steht jemand dort, den du noch nie gesehen hast. Dein erster Gedanke könnte sein: „Oh nein, jetzt wird’s kompliziert“ oder „Wie cool, ein Abenteuer!“ Was würdest du tatsächlich tun?
Ich bin nie zu Hause an Heiligabend.
Oh, dann fällt meine ganze Frage weg. Und an Ostern?
An Ostern schon.
Okay, dann machen wir das an Ostern. Was wird passieren?
Ja, ich würde ihn fragen: „Wer bist du?“
Mich würde das jetzt nicht stören. Das würde mich nicht aus dem Konzept bringen.
Du würdest also einfach fragen, wer er ist, und dann sagen: „Tschüss“? Oder was würde danach passieren?
Ja, ich würde fragen, was sein Anliegen ist. Genau.
Okay, cool. Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Machbar, dem Podcast für Alltagsmissionare. Ich bin Christian, und mit dabei ist heute Tina Böhringer. Herzlich willkommen, Tina!
Bei Machbar bekommst du Tipps, wie du deinen Nächsten einen Schritt näher zu Jesus führen kannst. Heute unterhalten wir uns darüber, wie wir internationalen Studenten dienen können und warum wir Familienfeste wie Weihnachten oder Ostern auch mal mit Fremden feiern sollten.
Tina hat da selbst schon Erfahrungen mit der Initiative Friends for Dinner gemacht und kann uns einiges darüber berichten, warum Gastfreundschaft auch gegenüber Fremden für jeden Alltagsmissionar wichtig ist.
Tina, du warst schon zweimal hier bei mir im Podcast. Willkommen zurück! Falls ihr, die hier zuhört oder zuschaut, die Folgen noch nicht angeschaut habt, macht das unbedingt. Wir verlinken sie in den Shownotes, sodass ihr sie schnell findet. Schaut einfach rein und hört euch unbedingt diese beiden Folgen mit Tina an.
Tina, du lebst mit deinem Mann im Raum München und unterrichtest an einer Bibelschule das Thema Evangelisation. Ich habe gerade schon erwähnt, dass es heute darum geht, Fremde im eigenen Haus willkommen zu heißen. Ich freue mich schon darauf, von deinen Erfahrungen zu hören.
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Dinner For Friends ist eine Initiative für internationale Studierende. Sie findet in verschiedenen Städten statt und hat das Ziel, Christen zu ermutigen, an Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern internationale Studierende zu sich nach Hause einzuladen. Dort wird gemeinsam gegessen und der Abend zusammen verbracht.
Die Idee dahinter ist, dass Christen an diesen besonderen Tagen einladend sind und internationale Studierende willkommen heißen. Das kann an einem, zwei oder auch drei Feiertagen geschehen, je nachdem, wie man möchte. Tina erzählt, dass sie selbst schon an dieser Aktion teilgenommen hat und es eine tolle Sache findet. Es freut sie, dass diese Initiative hier ebenfalls aufgenommen wird.
Wie funktioniert das Ganze? Es gibt eine Webseite namens Friends for Dinner, auf der man sich als Gastgeber anmelden kann, wenn man jemanden zu sich nach Hause einladen möchte. Ebenso kann man sich als Gast registrieren. In den Städten, in denen die Aktion stattfindet, gibt es Koordinatoren. Diese besuchen Gemeinden, machen Werbung und sprechen Christen an, die Gastgeber sein möchten. Gleichzeitig sprechen sie am Campus internationale Studierende an und laden sie ein.
Tina berichtet, dass sie in München diese Aufgabe übernommen hat. Sie hat sowohl Gastgeber als auch internationale Studierende angeschrieben und eingeladen. Die Interessierten melden sich dann auf der Webseite an. Anschließend werden Gastgeber und Gäste „gematcht“. Das bedeutet, es wird vermittelt, wer zu wem kommt. Dabei wird auch berücksichtigt, wie viele Gäste ein Gastgeber empfangen möchte – zum Beispiel zwei oder drei Personen.
Die Gastgeber wissen vorher allerdings nicht, wer genau zu ihnen kommt. Man kann aber angeben, ob man bestimmte Sprachen spricht oder nicht. Zum Beispiel, wenn jemand kein Englisch kann, wird versucht, einen deutschsprachigen internationalen Studenten zuzuordnen. Viele internationale Studierende sprechen ohnehin Englisch. Tina geht meistens davon aus, dass Gastgeber und Gäste sich vorher nicht kennen.
Tina selbst ist Koordinatorin für die Region München.
Ein interessanter Punkt ist der Name „Friends for Dinner“. Warum heißt die Initiative so, wenn es eigentlich darum geht, Fremde einzuladen? Tina erklärt, dass die Initiative aus einem anderen Land nach Deutschland gekommen ist und dort so benannt wurde. Sie vermutet, dass der Name den Wunsch ausdrückt, nicht nur einen Kontakt zu haben, sondern echte Freundschaften zu knüpfen – sowohl für die Deutschen als auch für die internationalen Studierenden.
Für internationale Studierende ist es oft eine große Herausforderung, in einem fremden Land anzukommen. Viele haben kaum deutsche Freunde. Daher ist es eine schöne Gelegenheit, durch diese Initiative Freundschaften zu schließen und einander ein Segen zu sein.
Tina, ich fand das Thema sehr interessant – oder besser gesagt, es ist ja an sich interessant. Gleichzeitig war es für mich auch erschreckend zu hören, dass im Jahr 2024, also noch relativ aktuell, jeder zehnte Deutsche sich an Feiertagen einsam fühlt. Besonders betroffen sind junge Menschen.
Was macht das mit dir, wenn du solche Zahlen hörst?
Ja, das finde ich auch erschreckend. Aus meiner Erfahrung als Koordinator weiß ich, dass das Thema sehr bewegt. Wir waren an der Uni und haben Flyer verteilt. Dabei haben wir international Studierende angesprochen und gefragt: „Wurdet ihr schon mal von jemandem nach Hause eingeladen, von einem Deutschen?“ Fast niemand wurde jemals eingeladen. Wir haben nur Flyer verteilt, und trotzdem haben sich über zwanzig Leute für „Friends for Dinner“ angemeldet. Dabei waren auch Menschen dabei, die sagten, dass sie zum ersten Mal seit zwei Jahren einen deutschen Haushalt von innen sehen. Das finde ich schon sehr, sehr erschreckend.
Ich denke, das betrifft nicht nur internationale Studierende. Es betrifft auch andere Teile unserer Gesellschaft, in denen Menschen einsam sind oder wenige Kontakte und Freundschaften haben. Es gibt Angaben, dass 33 Prozent der Bevölkerung angeben, sich manchmal bis häufig einsam zu fühlen. In der Schweiz gibt es sogar extra Plaudertelefone für die Feiertage.
Du hast recht: Es geht nicht nur um internationale Studierende, sondern Einsamkeit wird insgesamt immer mehr zum Problem. Obwohl wir heute so vernetzt und so social online sind wie nie zuvor, vereinsamen wir offenbar trotzdem mehr. Es gibt eine größere Vereinsamung, wenn wir nicht nur an internationale Studierende denken, sondern auch an allgemein einsame Menschen – Singles, Menschen aus zerrütteten Familien, Senioren, Verwitwete, frisch Getrennte oder Zugezogene. Das ist ein großes Feld, in dem wir als Alltagsmissionare große Chancen haben, Gastfreundschaft zu üben.
Absolut. Wie siehst du die unterschiedlichen Herausforderungen und Chancen je nach Zielgruppe? Du kommst aus dem städtischen Kontext und hast viel mit Studierenden zu tun. Welche Erfahrungen hast du da noch, und wie siehst du das Thema?
Also, was ich von internationalen Studierenden kenne, ist die Sprachbarriere eine große Herausforderung. Das ist bei „Friends for Dinner“ für einige sicherlich ein Hindernis. Wenn man Englisch nicht gut kann, wird die Kommunikation schwierig.
Ansonsten ist das eine sehr breite Frage, die du da stellst. Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine klare Antwort oder Erfahrung habe.
Ja, ich denke, es ist wahrscheinlich wirklich unterschiedlich, ob man im städtischen Kontext oder eher ländlich lebt. Zum Beispiel in meiner Nachbarschaft, gerade in meinem Dorf, gibt es viele ältere Menschen. Sie freuen sich riesig, wenn man sie mal besucht, einfach nur ein Kaffeepläuschchen hält oder sie auch mal einlädt. Viele sind einfach einsam.
Ich habe gestern noch mit meinem Kollegen darüber gesprochen: Früher hast du in der Arztpraxis mit den Leuten gesprochen. Heute sitzen dort alle mit dem Smartphone, sind beschäftigt und haben Kopfhörer drin – so wie ich jetzt. Damit signalisierst du auch: „Ich bin nicht ansprechbar, lass mich in Ruhe.“ Können wir da einen Unterschied machen? Indem wir nicht am Handy sind, keine Kopfhörer aufhaben, wenn wir Menschen begegnen und vielleicht einfach mal eine Frage stellen. Das ist eine tolle Möglichkeit.
Okay, wir kommen ein bisschen vom Thema ab: Friends for Dinners.
Wie hast du das persönlich erlebt? Kennst du das überhaupt, einsam zu sein, auch an Feiertagen? Wie bist du damit in Berührung gekommen? Hattest du ein Schlüsselerlebnis selbst?
Nee, tatsächlich kam die Initiative auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich Koordinatorin sein möchte, also ob ich da mitmachen kann. Das lag daran, dass ich viel mit internationalen Menschen zu tun habe. Deshalb wurde das eher an mich herangetragen.
Ich finde das Anliegen toll und habe viele internationale Freunde. Tatsächlich hatte ich, bevor der Podcast losging, mit Lilly aus China einen halbstündigen Call. Ich habe sie dann noch einmal gefragt: „Hey, wie war das eigentlich für dich, als du in Deutschland angekommen bist?“ Sie erzählte, dass sie sich am Anfang sehr isoliert fühlte. Es war herausfordernd für sie, und sie empfand die Deutschen als kalt, also dass wir so kalt auf sie gewirkt haben.
Entschuldigung, woher kommt Lilly? Das habe ich nicht verstanden.
Aus China.
Ach so, okay. Genau. Ich glaube, es ist für viele eine große Herausforderung, hierher zu kommen. Eine andere Kultur, viele Herausforderungen.
Da kann man mit kleinen Gesten schon viel bewirken. Zum Beispiel einfach lächelnd durch die Stadt zu gehen oder jemanden einzuladen. Es muss ja nicht gleich ein Essen sein. Es kann auch ein Spaziergang, ein Kaffee oder etwas Ähnliches sein. Wichtig ist, die Menschen willkommen zu heißen und ihnen zu helfen, hier zurechtzukommen.
Also, jetzt bin ich von deiner Frage, glaube ich, abgekommen, oder?
Weißt du gerade, was du mir gesagt hast?
Nee, ist in Ordnung. Ich hatte eigentlich nur grundsätzlich gefragt, ob du selbst mal ein Schlüsselerlebnis hattest. Aber du hast mir die Frage beantwortet: Man ist auf dich zugegangen und hat dich gefragt, ob du mitmachst.
Was siehst du jetzt? Es gibt so jemanden, der das hier hört oder sich anschaut und sagt: "Boah, coole Sache, würde ich auch machen." Welche Möglichkeiten habe ich, wenn in meiner eigenen Stadt noch nichts von der Friends for Dinners Initiative angeboten wird?
Genau, also erst mal: Wenn du dich dafür interessierst, kannst du auf die Seite schauen. Dort gibt es unten eine Kategorie „Wähle deine Stadt aus“. Da siehst du dann, in welchen Städten das stattfindet. Wenn deine Stadt nicht dabei ist, kannst du natürlich auch Koordinator werden. Das heißt, du meldest dich an und kannst einerseits Christen, Gemeinden, Gastgeber sein und an der Uni Werbung machen.
Wenn das zu viel Aufwand ist, dann würde ich einfach sagen: Du brauchst Friends for Dinner nicht, um dein Haus zu öffnen. Du kannst auch einfach die Augen offen halten, jemanden ansprechen und einladen oder beten, dass Gott dir jemanden aufs Herz legt, der einsam ist und den du einladen kannst.
Ich fand es ganz bewegend: Wir saßen mal mit der Gemeinde im Park und hatten eine richtig gute Zeit. Da saß so zwanzig Meter entfernt ein indischer Student ganz alleine und hat gelernt. Ich bin einfach mal zu ihm hingegangen und habe gesagt: „Hey, wie lange bist du schon in Deutschland? Was machst du? Hast du schon Deutsche kennengelernt?“ Er hat gesagt: „Nee.“ Ich habe ihn dann eingeladen, ob er am Montag zum Essen vorbeikommen will. Seitdem kommt er regelmäßig zu unserem Treffen, und wir kochen zusammen.
Es ist so einfach. Es braucht nicht viel: fragen, „Hey, wie lange bist du schon da? Was machst du? Wie geht’s dir?“, Interesse zeigen, nachfragen und einladen.
Jetzt bin ich so ein Typ, der sich das nicht zutraut. Welche Möglichkeiten habe ich? Ich finde die Idee grundsätzlich total gut, also spreche ich jetzt einfach mal für einen Hörer: „Ich traue mir nicht zu, ganz Fremde einzuladen. Kann ich mich auch mal bei jemandem einladen, der das schon macht? Was gibt es da für Möglichkeiten?“
Ja, also ich würde empfehlen: Lade doch noch jemand anders dazu ein. Du kannst ja noch einen Freund einladen, den du gut kennst. Dann seid ihr schon mal mehrere. Das muss man ja nicht alleine machen. Genau, dann kann man das zusammen angehen.
Welche Möglichkeiten haben Gemeinden, die sich an dieser Initiative beteiligen oder sie fördern wollen?
Es ist natürlich sehr hilfreich, wenn Gemeinden die Initiative bewerben. Zum Beispiel im Newsletter oder im Gottesdienst darauf aufmerksam machen, damit möglichst viele Menschen davon erfahren und sich als Gastgeber bereitstellen. Das ist besonders wertvoll, wenn es die Initiative in der Stadt gibt.
Es ist immer sehr hilfreich, wenn Gemeinden einen Raum schaffen, damit die Information wirklich bei den Leuten ankommt.
Würdest du sagen, die Herausforderung besteht darin, dass die Zielgruppe, also die internationalen Studierenden, überhaupt von der Initiative erfahren? Oder mangelt es eher an Gastgebern?
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir vor allem keine Gastgeber gefunden haben. Von den Studierenden gab es über zwanzig Bewerbungen, die Interesse hatten und sich angemeldet haben.
Dabei muss man sagen, wir haben einmal an der Uni geflyert und in Wohnheimen Briefe mit kleinen Kärtchen verteilt. Außerdem haben wir in unserem internationalen Kreis eingeladen. Das war also kein großer Aufwand.
Trotzdem haben sich, glaube ich, 27 Studierende registriert. Aber wir hatten wirklich Schwierigkeiten, Gastgeber zu finden.
Es war dann richtig gut, dass eine größere Gemeinde aus München die Initiative in ihrem Newsletter aufgenommen hat. Dadurch kamen noch ein paar Gastgeber hinzu. Auch durch persönliche Anfragen konnten wir einige gewinnen.
Es war also nicht so, dass wir keine Gastgeber hatten, denen wir Studierende zuordnen konnten. Vielmehr war die Nachfrage von Studierenden in unserer Stadt größer als das Angebot an Gastgebern.
Okay, was würdest du sagen, Tina, was sind denn so die Herausforderungen? Nehmen wir an, das matcht richtig gut, es gibt Interessenten und Gastgeber. Was würdest du sagen, was sind die Herausforderungen, von denen ihr gehört habt oder die ihr selbst schon erlebt habt?
Ja, also das mit der Sprache habe ich schon erwähnt. Für viele ist es wirklich herausfordernd, jetzt dann Englisch zu sprechen. Was auch hin und wieder leider passiert ist, dass Studenten nicht erschienen sind. Also dass sie dann leider nicht gekommen sind. Das passiert zwar selten, aber hin und wieder doch.
Ansonsten muss man sich da nicht so den Kopf machen. Man lädt zum Essen ein und verbringt den Abend zusammen. Ich kann mir vorstellen, dass auf Gastgeberseite manche sagen: „Das ist mir irgendwie zu riskant. Was, wenn die Person komisch ist? Weihnachten ist Familienzeit.“ Welche Bedenken hörst du da am häufigsten? Und wie hilfst du Menschen, diese Ängste zu überwinden und die Chance für Alltagsmissionen zu sehen?
Ja, also natürlich würde ich schon sagen, sprich das mit deiner Familie ab. Aber ich denke, es ist einfach eine tolle Chance. Ich habe zwar noch keine Kinder, aber ich würde mir wünschen, dass ich ihnen das auch mitgeben kann. Vorbild sein kann, zu sagen: „Hey, wir sind offen, dass Menschen kommen.“ Sie sind da von Gott motiviert, weil er uns ja auch als Fremde, ja sogar als Feinde in seine Familie aufgenommen hat. Er ist der große Gastgeber.
Also da auch zu sagen: Ja, es darf uns auch etwas kosten, es darf auch anstrengend sein. Wir dürfen hier Jesus nachahmen und Gott als Gastgeber nachahmen. Die ganze Familie mit einzubeziehen. Und ich würde sagen, man wird auch beschenkt.
Wenn ich zurückblicke auf die Zeit, in der ich mit internationalen Freunden befreundet bin und immer wieder Zeit mit ihnen verbringe, habe ich so viel gelernt. Das hat mich so bereichert. Du gibst also nicht nur, sondern bekommst auch viel zurück.
Ja, probier es mal aus, lass dich darauf ein. Du kannst ja auch sagen – das ist auch so bei Friends for Dinner – es muss nicht unbedingt am 24. oder 25. passieren. Es kann in einem Zeitraum stattfinden, in dem du angibst, wann es bei dir passt.
Da mache ich Mut: Probier es aus, öffne dein Haus. Es ist ja auch nicht nur für Weihnachten. Jetzt haben wir zwei Weihnachten hier vor Augen, von der Jahreszeit her. Aber man kann ja auch Ostern oder andere Feiertage, wie ...
Wie würdest du es ausdrücken? Du hast es so schön gesagt: Ja, es darf auch etwas kosten, es darf auch anstrengend sein. Das fand ich nett formuliert.
Ja, aber das Investment lohnt sich, sagst du. Du wirst selbst so reich beschenkt. Und selbst wenn nicht, würde ich sagen, lohnt es sich trotzdem.
Ich glaube, bei Gastfreundschaft geht es nicht primär darum, was ich jetzt empfange. Vielmehr geht es darum zu sagen: Hey, ich gebe weiter, was ich empfangen habe – und das von Gott motiviert.
Es ist gut, dass du das sagst, denn oft denken wir: „Was habe ich davon?“ Aber so zu denken wie der Herr, der sich selbst hingab, ist viel besser. Wir dürfen die Beschenkten sein. Das ist sehr cool.
Was würdest du sagen: Gibt es in Bezug auf die Studenten einen Unterschied zwischen den internationalen, die schon zwei Jahre oder länger hier sind, und denen, die gerade ganz frisch kommen?
Ich würde sagen, die, die ganz frisch kommen, kennen die Kultur natürlich noch nicht so gut. Wenn du schon länger hier bist, hast du dich schon ein bisschen mehr zurechtgefunden und verstehst besser, wie dieses Land „tickt“.
Erfahrungsgemäß haben aber selbst diejenigen, die schon länger hier sind, oft noch nie einen deutschen Haushalt von innen gesehen. Es ist ganz schwierig, Freundschaften mit Deutschen zu schließen.
Krass, ja. Natürlich gibt es Unterschiede. Meine Frage habe ich gar nicht richtig zu Ende gestellt. Eigentlich wollte ich darauf hinaus, ob man da unterschiedliche Ansätze braucht – zum Beispiel als Gastgeber. Sollte man vielleicht jemandem, der frisch da ist, noch anders begegnen?
Aber du sagst, die meisten haben wahrscheinlich noch nie einen deutschen Haushalt von innen gesehen. Von daher ist es so oder so schwierig. Gibt es da keine besonderen Ansätze?
Nein, ich würde einfach sagen: Nachfragen, also learning by doing.
Aber wie ist das mit den kulturellen Herausforderungen? Die gibt es ja ganz sicher, je nachdem, wo jemand herkommt. Wie stellt man sich darauf ein? Kann man auf der Plattform sehen, ob jemand aus China oder aus Miran kommt?
Ja, bevor die Leute kommen, bekommt man nochmal eine Info. Dort steht, wer kommt. Es gibt auch Informationen darüber, wie man mit Gästen umgehen kann. Es gibt also ein kleines Material, das einem einige Hinweise gibt. So weiß man schon, welche Person kommt und woher sie kommt. Man kann sich darauf einstellen.
Was vielleicht ganz wertvoll ist, ist, nochmal abzufragen, welche Essgewohnheiten die Leute haben. Je nachdem, aus welcher Region sie kommen und welchen religiösen Hintergrund sie haben, essen sie vielleicht manches nicht. Solche Dinge sollte man vorher abklären.
Außerdem kann es hilfreich sein, schon vorab ein bisschen zu schreiben. Man kann zum Beispiel vereinbaren, wo man die Person abholt. So hat man schon Kontakt aufgenommen und sich ein wenig kennengelernt.
Ja, das ist sehr gut.
Das Stichwort Kultur und Sensibilität ist hier zentral. Franz Furtin hat sich, wenn ich es richtig verstanden habe, zum Ziel gesetzt, internationalen Studierenden die deutsche Kultur näherzubringen. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern es dennoch eine Kultursensibilität braucht.
Das Ziel ist ja nicht, dass die Studierenden „deutsch“ werden, sondern dass ihnen geholfen wird, sich zurechtzufinden. Dabei ist es sehr wertvoll, wenn man innerhalb einer Beziehung lernen kann. Wenn ich einen Rahmen habe, in dem ich auch mal nachfragen kann und Irritationen äußern darf, ist das sehr hilfreich. Deshalb ist ein freundschaftlicher Rahmen natürlich ideal, um zu verstehen, zu lernen und auch selbst dazuzulernen.
Ich würde nicht sagen, dass ich der Experte bin. Ich habe zwar seit einigen Jahren Erfahrung mit internationalen Studierenden, aber ich weiß vieles nicht. Die Personen sind sehr unterschiedlich, und ich habe keine Ahnung, was mich erwartet oder wie die Person „tickt“. Deshalb lerne ich jedes Mal dazu.
Mit einer lernenden Haltung in solche Begegnungen zu gehen, ist wichtig. Ich teile etwas, du teilst etwas, und wir lernen voneinander. Liebe deckt viele Fehler zu. Wenn man weiß, dass die andere Person es gut meint und einen mag, ist man auch nachsichtig.
Natürlich gibt es verschiedene Typen. Manche sind sehr entspannt, andere legen großen Wert auf Pünktlichkeit oder andere Dinge. Man braucht eine gewisse Flexibilität, damit sich jemand wohlfühlt.
Ich fand es interessant, dass ich vor diesem Podcast noch einmal in unserer internationalen Gruppe nachgefragt habe. Ich habe gefragt: „Was würdet ihr mir mitgeben, wenn ich eingeladen bin?“ Eine Rückmeldung war zum Beispiel, dass es total irritierend ist, wenn die Frau die ganze Zeit in der Küche steht und beschäftigt ist, aber gar nicht am Tisch sitzt, weil sie so mit Kochen oder anderen Dingen beschäftigt ist.
Aus solchen Rückmeldungen kann man lernen, dass Gemeinschaft viel wichtiger ist als Perfektion. Es muss nicht alles übertrieben perfekt serviert werden. Es ist wichtig zu wissen, dass viele Menschen barmherzig sind und nicht so perfektionistisch veranlagt. So kann man ganz entspannt an die Sache herangehen.
Natürlich braucht es, wie gesagt, auch eine gewisse Flexibilität. Man sollte nicht alles zu ernst nehmen, sondern Dinge auch mit Humor sehen können.
Wie ist das? Gibt es bestimmte Länder oder Kulturen, aus denen Studenten proportional besonders offen für solche Einladungen sind? Oder bist du manchmal selbst überrascht, wer zusagt und wer nicht?
Boah, das ist schwierig zu sagen. Ich habe die Zahlen jetzt nicht vor Augen, aber erfahrungsgemäß sind immer viele Inder dabei, also Studenten und Studentinnen aus Indien, ebenso aus China und dann ja auch aus vielen anderen Ländern. Allerdings habe ich noch kein klares Muster erkannt, wie sich die Anmeldungen verteilen.
Je nach Region ist das auch unterschiedlich. Je nachdem, in welcher Stadt du bist, hast du ganz unterschiedliche Anteile von Studenten aus verschiedenen Herkunftsländern. Das hängt auch davon ab, welche Studiengänge dort angeboten werden und so weiter.
Bei uns melden sich oft viele Inder an.
Tina, wir kennen das ja so, du hast es ja auch eingangs gesagt: Man feiert Weihnachten, Ostern und solche Feiertage meistens mit Familie und Freunden.
Was sind denn die Vor- und Nachteile, wenn man gerne an Weihnachten oder Ostern feiern möchte? Für Leute, die jetzt überlegen und sagen: „Ich habe meine Familie hier, wie soll ich das machen?“ – mit einem ganz Fremden zusammen? Macht man da vielleicht lieber eine separate Feier, und zwar nicht unbedingt an Heiligabend, wenn die große Bescherung und das Festessen stattfinden? Oder ist es gut, genau zu diesem Zeitpunkt die Fremden mit einzubeziehen? Oder könnte das für die Gäste sogar unangenehm sein?
Dazu würde ich keine pauschale Antwort geben. Es kommt ein bisschen auf die Familie an. Ich würde empfehlen, das einfach in der Familie abzusprechen. Wenn jemand sagt: „Heiligabend ist uns unangenehm“ oder so ähnlich, dann kann man ja auch einen anderen Termin wählen. Aber es ist sicherlich auch spannend, Heiligabend mitzuerleben.
Genau, für mich ist das ein bisschen schwierig, weil ich nicht so wirklich ein Familienfest habe. Das machen wir nicht über Friends for Dinner. Es hat sich einfach so ergeben, dass Freunde von mir erzählt haben, was sie an Weihnachten gemacht haben – sie waren alleine zu Hause, weil alle Geschäfte zu hatten. Sie sagten, es passiert hier nicht so viel, weil die Deutschen alle mit ihren Familien unterwegs sind.
Dann haben wir gesagt: „Komm, lasst uns doch auch eine Freizeit machen, wo wir fünf Tage über die Feiertage verbringen und Weihnachten gemeinsam feiern.“ Und der Andrang ist groß, die Nachfrage ist da. Das ist wirklich so cool, es ist wirklich schön.
Toll!
Du machst das jetzt schon ein paar Jahre mit Friends for Dinner. Hat das deine Perspektive auf Gemeinschaft und Gastfreundschaft irgendwie verändert? Also Friends for Dinner selbst nicht so sehr, weil diese Initiative ja nur ein- oder zweimal im Jahr stattfindet. Aber ich würde sagen, die Freundschaften und die Beziehungen zu Internationalen haben meine Perspektive verändert.
Ich fand das sehr eindrücklich, ich erinnere mich genau. Wir hatten mal die Gelegenheit bei einem Weihnachtsevent, bei dem man die Gruppen vorstellen konnte. Da war eine deutsche Studentengruppe, die sich vorgestellt hat. Sie erzählten, welche Programme sie haben, und zählten schnell ihre Events auf.
Dann kam einer von unseren Internationalen nach vorne, stellte uns vor und zeigte Bilder. Bilder, auf denen wir zusammen essen, sitzen und lachen. Er sagte: „Ja, wir sind eine Familie.“ Das war sehr eindrücklich. Dieser Wert der Gemeinschaft, dieses Zusammensein, hat einen ganz anderen Stellenwert.
Ich habe dabei schon so oft viel gelernt und davon profitiert. Auch, indem ich gelernt habe, nicht so individualistisch zu denken, sondern mehr in der Gruppe. Ja, wir sind eine Familie. Und ich denke, das ist eine große Bereicherung, gerade für unser Land, in dem wir oft sehr individuell denken und weniger in Gruppen.
Ja, an euch, die jetzt zuhören: Wenn du, Tina, hier zuhörst und denkst, das ist voll interessant und hilfreich, und dir vielleicht auch jemand einfällt, dann ist das ja nicht so, dass wir hier unendlich viel Zeit haben.
Wir haben nicht unendlich viel Zeit, um alles zu besprechen oder zu erklären. Deshalb ist es wichtig, dass diejenigen, die diese Podcast-Folge unbedingt hören sollten, sie auch wirklich hören. Besonders, wenn du Teil einer solchen Familie als Gastgeber sein möchtest.
Teile den Podcast gerne, wenn du das gut findest. Das fände ich super!
Du kannst uns auch gerne schreiben, wenn du Anregungen hast, vielleicht ein anderes Thema, über das wir sprechen sollten, oder einen Gast, den du unbedingt mal eingeladen sehen möchtest.
Schreib einfach an machbar@heuckelbach.org.
Tina, wie habt ihr Friends for Dinners kennengelernt? Was hat euch jetzt motiviert, mitzumachen – dich und deinen Mann?
Also, wie schon gesagt, kam die Anfrage, ob ich als Koordinatorin mitmachen möchte. Aber ich habe ja auch selbst mitgemacht, oder?
Genau, ich habe da natürlich auch mitgemacht, aber vorher war ich gar nicht aktiv dabei. Grundsätzlich haben wir das aber schon gelebt, unabhängig von diesen zwei Reihertagen. Wir laden immer wieder Leute ein.
Mich begeistert einfach, dass wir hier in Deutschland diese Möglichkeit haben. Deshalb mache ich das sehr gerne und bin gern bei Friends for Dinner dabei.
Wir hatten mal ein Event in München, das hieß „Gospel in the Gallery“. Dort hat uns ein Kunstexperte durch die Galerie geführt und ein bisschen etwas zu den Bildern erzählt. Ich fand das sehr spannend.
Die Führung dauerte super lang, etwa zwei Stunden. Danach habe ich einfach gesagt: „Ja, wir laden euch morgen zu uns nach Hause ein. Wenn ihr noch nie in einem deutschen Haushalt wart, kommt doch vorbei. Wir schauen uns dann eine dieser Geschichten aus der Bibel an, die wir hier auf den Bildern gesehen haben.“
Am nächsten Tag standen fünf Leute bei uns vor der Tür und sind zu uns nach Hause gekommen. Wir haben gemeinsam Johannes 4 gelesen. Ich denke, das zeigt eine große Offenheit.
Das war auch für mich bereichernd, meinen deutschen Horizont ein bisschen zu erweitern und andere Perspektiven auf Gottes Wort kennenzulernen.
Und am nächsten Tag – so spontan wie sie sind – standen sie wieder vor der Tür. Ich weiß nicht, frag mal Deutsche, da ist es oft so: „Boah, da habe ich vielleicht in drei Wochen Zeit, da müssen wir erst mal einen Termin finden.“
Das sind einfach sehr tolle Möglichkeiten. Ich kann nur Mut machen: Öffne dein Haus und dein Herz!
Wenn du dich zurückerinnerst: Du sagst, du machst das schon ein paar Jahre. Es sind zwei Events „in Anführungsstrichen“ im Jahr. Wie viele Gäste hattet ihr schon? Woher kamen die? Erinnerst du dich an ein besonderes Highlight?
Bei „Friends for Dinner“ selbst, bei der Aktion, war das letzte Mal bei uns zu Ostern. Weihnachten ist für uns schwierig, weil wir dann dieses Camp haben, zu dem wir alle einladen. Aber an Ostern waren bei uns vier Leute da. Genau, vier Leute. Drei davon kannten wir schon, das waren also Beziehungen, die wir schon hatten, und eine Person war neu.
Es war witzig: Matthias hat Linsen mit Spätzle gekocht, und die kannten das nicht und hatten das glaube ich auch noch nie gegessen. Das haben sie dann richtig gefeiert. Danach haben wir uns ausgetauscht und einfach einen netten Abend zusammen gehabt.
Moment, Linsen mit Spätzle? Das habe ich auch noch nie gehört. Ist das etwas Spezielles, Bayerisches oder wie?
Nein, bayerisch nicht. Ich glaube, das ist nicht schwäbisch oder so. Ich weiß gar nicht, aber es ist auf jeden Fall deutsch. Spätzle sind es schon, aber Linsen?
Also jetzt Linsen, aber nicht einfach so gekocht?
Ja, genau. Als Beilage. Du hast die Linsen, und dann machst du die Spätzle – äh, du mischst sie einfach. Genau, das mischt du.
Vielleicht weiß es ja jemand von den Zuschauern. Die können es dann in die Kommentare schreiben.
Okay, also wenn ihr so ein Linsen-Spätzle-Rezept kennt, schickt mir das mal bitte. Ich will das mal ausprobieren. Ist ja witzig.
Wie war denn so eure erste Erfahrung? Kannst du dich noch daran erinnern? Wenn du über diese erste Erfahrung einen Film machen würdest, welchen Titel hätte der Film?
Boah, das ist schwer zu sagen, weil wir natürlich vor Friends for Dinner schon immer eingeladen hatten. Aber bezogen auf Friends for Dinner – was für ein Film wäre das? Vielleicht „Make Linssen ein Spätzlegrät again“, keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Ja, okay, lass das so gelten.
Gab es denn auch schon mal einen Moment, in dem du gedacht hast: „Oh nein, das hätte ich besser nicht gesagt“ oder „Warum habe ich das Essen vorher nicht probiert?“ Oder „Ach du liebe Wit, was ist das jetzt hier für ein ...“? Also so Lernmomente – gab es große Lernmomente für euch, bei denen ihr gemerkt habt: „Oh, das war ein Fehler, ein Mistake“?
Ah ja, ich glaube, ich habe da schon viele Fehler gemacht. Oft wurden die mir wahrscheinlich gar nicht gesagt, weil die ja auch sehr freundlich und respektvoll sind, gell. Aber ja, das Essen war jetzt auch nicht immer so top. Ja, teilweise ist es auch richtig angebrannt oder so. Aber ja, leider. Genau. Nee, aber die sind sehr barmherzig.
Ja, das glaube ich. Meistens sind sie sehr höflich, ne? Und können vor allem viel besser kochen als ich.
Oh ja. Aber bindest du dann die Leute auch mit ein oder sind die Gäste und müssen sich ausruhen und dürfen nichts machen? Wie ist das?
Also bei Friends for Dinner selbst haben wir natürlich etwas vorbereitet, wenn die jetzt von uns eingeladen werden. Wenn sie dann zu uns kommen – klar, warum nicht? Die dürfen auch mit abräumen oder so, ne? Aber ja, wenn sie fragen, dann helfen sie oft auch gerne.
Wir treffen uns ja auch jeden Mittwoch zum internationalen Treff, und da bringen die auch etwas mit. Der eine bringt jedes Mal eine Ananas mit und schneidet die an, oder einer hat letztens irgendeinen ägyptischen Nachtisch mitgebracht.
Ich habe auch im Weihnachtscamp schon erlebt, dass Leute, die mitgeholfen haben, total dankbar waren, dass sie mithelfen durften. Sie fühlten sich gebraucht und konnten etwas beitragen, was auch wertvoll ist.
Aber klar, wenn ich jetzt bei Friends for Dinner als Gastgeber auftrete, dann werde ich auf jeden Fall erst mal den Gästen etwas bieten. Wenn die dann nachfragen, kann ich immer noch schauen: Wie ist jetzt gerade die Situation? Will ich sie da jetzt einbeziehen? Aber da würde ich jetzt nicht vorher eine Mail schreiben: „Hey, kannst du noch bitte einkaufen?“
Okay, was ist das denn hier? Wer eingeladen ist, muss selber machen? Nee, gut.
Aber wie ist das jetzt speziell auf Friends for Dinner geschaut? Sind da auch schon mal Freundschaften daraus entstanden, die noch heute bestehen?
Ja, also die, die bei uns waren, sind unsere Freunde gewesen, genau. Ich habe jetzt eine ganz coole Rückmeldung bekommen von einer Freundin, die auch eine chinesische Studentin eingeladen hatte. Die sind jetzt immer noch in Kontakt. Das finde ich super schön, genau.
Und ja, vereinzelt kriegt man es mit. Manchmal kriege ich natürlich auch nicht mit, was danach noch so passiert, wie es weitergeht und ob sie noch beständig dabei sind.
Eine Person habe ich auch kennengelernt, die dann regelmäßig öfter mal zum Volleyballspielen eingeladen hat oder einfach versucht, sich weiterhin zu treffen. Und es ist ganz gut gelaufen, genau.
Schön.
Was kann man tun, damit sich ein fremder Gast bei einem zu Hause schnell wohlfühlt und man leicht ins Gespräch kommt? Hier sind ein, zwei Tipps.
Zunächst ist es hilfreich, sich bewusst in die Rolle des anderen zu versetzen. Ein Lächeln und eine freundliche Haltung schaffen sofort eine angenehme Atmosphäre. Wenn man selbst gerne kommuniziert, wirkt das ansteckend. Fragen zu stellen und auf den anderen zuzugehen, erleichtert den Einstieg ins Gespräch.
Wie vermeidet man jedoch, dass es nur bei Smalltalk bleibt oder unangenehme Stille entsteht? Als Gastgeber ist man zwar nicht unbedingt ein Unterhalter, aber es ist wichtig, die Gäste zu integrieren und für eine lockere Stimmung zu sorgen. Menschen sind natürlich unterschiedlich, dennoch gibt es einige praktische Tipps.
Ein bewährter Trick ist, ein paar einfache Spiele bereitzuhalten, zum Beispiel Uno. Solche Spiele sind leicht zu erlernen und lockern die Stimmung auf. Außerdem beschäftigen sie die Gäste, falls mal eine stille Phase entsteht.
Ebenso können sogenannte Icebreaker-Fragen helfen. Bei internationalen Treffen haben wir oft solche Fragen gestellt, die manchmal auch etwas ungewöhnlich waren – zum Beispiel „Was ist dein Kindheitstrauma?“ Das kann zwar ungewöhnlich wirken, aber es regt zum Nachdenken und Erzählen an. Es ist sinnvoll, solche Fragen vorher durchzugehen und auszuwählen, was zum Anlass passt.
Ein weiteres Beispiel: Wir waren kürzlich mit einer indischen Studentin bei einer Familie in München eingeladen. Dort wurde Musik über einen Plattenspieler abgespielt. Die Studentin fand es sehr spannend, diese Musik zu hören und den Plattenspieler zu sehen. Solche kulturellen Besonderheiten oder kleine Einblicke in den eigenen Haushalt können Gespräche fördern.
Es lohnt sich also, etwas Unterhaltung einzubauen oder vielleicht sogar eine Person einzuladen, die als Entertainer fungiert. Diese Person kann das Gespräch in Gang halten und für eine lebendige Atmosphäre sorgen.
Aber wie kommt man dann auf die nächste Gesprächsebene, wenn man gerne tiefere Themen und Gespräche anstoßen möchte? Mit welchen Fragen kommt man da weiter? Welche Themen eignen sich gut, und welche eher weniger?
Es ist ja unser Anliegen, auch etwas von der Hoffnung, die wir haben, weiterzugeben. Es ist nett, wenn man ein offenes Haus hat, schönes Essen anbietet und ein bisschen Kulturaustausch betreibt, zum Beispiel: Wie macht ihr das? Wie feiert ihr? So machen wir das hier. Aber verstehst du, was ich meine? Wie kommt man auf eine nächste Ebene, auf ein „Next Level“, um auch in eine geistliche Richtung zu gehen und das Evangelium anzusprechen? Wie macht man das?
Ja, also bei „Friends for Dinner“ ist es natürlich prädestiniert, dass Ostern und Weihnachten super Anknüpfungspunkte sind. Man kann fragen: Wird das bei euch auch gefeiert? Hast du das schon mal gefeiert? Und dann auch erzählen: Was bedeutet das uns als Christen? Das ist natürlich super simpel, würde ich sagen. Du lädst ja hier bei „Friends for Dinner“ zu diesen Events ein. Von daher ist es super easy.
Ansonsten würde ich auch sagen: Geduldig sein. Es heißt ja „Friends for Dinner“, also die Person kennenzulernen, im Gespräch zu sein und für sie zu beten. Und ja, wo es sich ergibt und wo Gott die Gelegenheiten gibt, immer wieder etwas zu teilen.
Es muss ja nicht am ersten Abend gleich das ganze Evangelium sein. Es kann ein Aspekt sein. Und dann knüpfe ich daran an, dass man sich da auch nicht den Druck macht, an diesem Abend auf jeden Fall das ganze Evangelium gesagt zu haben. Sonst hat man versagt.
Stichwort Geschenke zu Weihnachten: Man schenkt sich etwas. Jemandem Fremden etwas zu schenken, ist jedoch eine Kunst für sich. Wie löst man das? Hast du eine Idee?
Ja, das ist vielleicht auch ein Fehler, den wir gemacht haben: Wir hatten nämlich vergessen, Geschenke zu besorgen. Genau.
Was ich beim nächsten Mal machen möchte, ist, etwas ganz Typisches und Traditionelles zu schenken, zum Beispiel Lebkuchen. Das ist ja so ein Klassiker. Man besorgt so etwas und überlegt dann, was man noch in eine Geschenktüte packen kann, das gut zum Anlass passt.
Man könnte zum Beispiel auch ein Neues Testament dazulegen und einen Post-it mit der Weihnachtsgeschichte oder der Auferstehung hineinkleben. Das passt gut zu Ostern oder Weihnachten. So kann man die Leute mit einem Geschenk entlassen.
Welchen Rat hast du für jemanden, der sagt: „Ich würde schon gerne mitmachen, als Gastgeber, aber ich bin mir noch unsicher“?
Dann würde ich sagen: Such dir doch jemanden Zweiten, mit dem du das zusammen machen kannst.
Ja, cool.
Tina, vielen Dank. Vielleicht hast du ja noch eine andere Geschichte, mit der wir abschließen können? Ich fand die Geschichte mit „Ja, wir sind Familie“ sehr berührend. Vielleicht hast du noch eine schöne, eine peinliche oder eine überraschende Geschichte mit „Friends for Dinners“?
Es gäbe so viele Geschichten. Allerdings nicht so viele mit „Friends for Dinners“, weil wir erst zweimal mitgemacht haben. Daher sind die Geschichten dazu natürlich überschaubar. Von anderen habe ich auch nicht so viel gehört. Aber es gibt einfach viele Geschichten, die ermutigend und schön sind. Leute, die am Weihnachtscamp oder bei internationalen Treffen dabei waren, teilen oft, was das für sie bedeutet hat und welchen Unterschied es in ihrem Leben gemacht hat.
Ich habe zum Beispiel erst kürzlich eine Karte aus China bekommen. Darauf stand: „Jeden Tag vermisse ich die Zeit in München. Ich vermisse die Momente im One Book Shop, wie wir zusammen gekocht haben. Danke, dass diese Zeit so unvergesslich geworden ist.“ Das finde ich so schön zu sehen, wie auch kleine Dinge im Leben eine große Wirkung haben können.
Die gleiche Person hat vor ihrer Abreise noch ein großes Bild gemalt mit chinesischen Zeichen. Das heißt übersetzt „feel like home“. Ich denke, das ist etwas, wozu Gott uns aufruft: dass sich Menschen zu Hause fühlen und vor allem ihr Zuhause bei ihm finden. Oder es gibt andere, die einfach von Jesus bewegt wurden, als sie mehr von ihm gehört haben.
Beim letzten Weihnachtscamp erzählte eine Person, was sie besonders berührt hat: wie Jesus sich am Kreuz verhalten hat. Das sind natürlich die schönsten Momente, wenn man merkt, dass jemand verstanden hat, dass da ein Gott dahintersteht. Nicht, weil wir so toll sind, sondern weil Gott so großartig ist und ein Herz für alle Völker und Nationen hat. Er möchte alle eines Tages an seinen Thron versammeln und an seinem Tisch zusammenbringen.
Ja, es gibt ganz, ganz viele Geschichten. Aber das ist ein schönes Schlusswort. Danke dir.
Tina, ich habe am Ende immer die drei Fragen, die du ja kennst. Gibt es ein Buch zum Thema Gastfreundschaft, das du empfehlen würdest? Ein Buch, bei dem du sagst: „Boah, das müsst ihr unbedingt lesen“?
Ich wusste, die Frage kommt, aber nicht, dass du genau Gastfreundschaft fragst.
Nein, überhaupt nicht. Ach so, du hast etwas anderes im Sinn, okay.
Genau. Das kurze Büchlein heißt „Überall zuhause – Menschen aus fremden Kulturen verstehen“. Es hat nur 112 Seiten und ist relativ groß geschrieben. Man kann es also recht schnell durchlesen und bekommt einen groben Überblick darüber, wie Menschen aus verschiedenen Ländern ticken.
Die Autorin war auf allen Kontinenten unterwegs. Sie gibt Praxisbeispiele und erzählt von ihren Aufenthalten, was sie gelernt hat. Das hilft einem, Menschen besser zu verstehen.
Sehr gut. Wir verlinken das Buch in den Shownotes. Ich denke, es ist auch im Handel erhältlich.
Tina, was ist für dich oder euch als Ehepaar die größte Herausforderung beim Thema Gastfreundschaft?
Ihr lebt ja bisher sehr intensiv.
Also, persönlich kann ich sprechen: Ich bin oft unterwegs, also während meiner Reisezeiten bin ich nicht vor Ort. Dann kann ich natürlich niemanden einladen. Das fordert mich schon heraus. Ich merke, dass Kontinuität wichtig ist. Gastfreundschaft darf nicht nur ein einmaliges Event sein.
Ich hoffe und bete, dass bei „Friends for Dinner“ mehr daraus entsteht und es nicht nur einmal passiert. Es hilft natürlich, wenn man beständig zu Hause ist und vor Ort präsent.
Sehr gut. Letzte Frage: Welchen Tipp hast du für unsere Hörer und Zuschauer, den sie gleich nächste Woche umsetzen können?
Sie können sich schon mal bei der „Friends for Dinner“-Seite anmelden und schauen, ob es in ihrer Stadt eine Gruppe gibt. Falls nicht, können sie sich als Koordinator melden.
Alternativ, wenn es keine Gruppe gibt und man nicht Koordinator sein möchte, kann man auch beten und Gott fragen, wen man einladen soll, wen er einem aufs Herz legt.
Vielen Dank, Tina. An euch: Welche Erfahrungen habt ihr mit Gastfreundschaft gegenüber fremden oder fast fremden Menschen gemacht? Schreibt uns gerne an machbar@heuckelbach.org.
Mich hat es gefreut. Vielen Dank, Tina, für deine Zeit. Ich wünsche dir alles Gute, viel Freude weiterhin und Gottes Segen. Bis dahin!