Ich möchte heute am Anfang eine Geschichte vorlesen, eine wahre Geschichte. Sie stammt aus dem Leben eines ganz einfachen amerikanischen Missionars. Dieser Missionar hat keine großen Erweckungsbewegungen ausgelöst. Sein eigentlicher Auftrag war es, christliche Bücher zu übersetzen und zu drucken.
Er war als Missionar vor dem Zweiten Weltkrieg und auch während des Zweiten Weltkriegs in China tätig. Es ist eine kleine Geschichte aus seinem Leben, die sehr gut zu dem Thema passt, über das ich sprechen möchte. Deshalb lese ich sie am Anfang vor.
Begegnung im Regen: Eine Geschichte von Freundschaft und Hoffnung
Der Mann hieß Christopher Willis, und die Geschichte spielt wahrscheinlich kurz vor dem Zweiten Weltkrieg in Shanghai. Er war ein alter Chinese mit runzliger Haut, ein Witwer, der davon lebte, Teekannen zu verkaufen. Manchmal kam er spät abends zu Christopher, weil er wusste, dass dieser ihm eine seiner Teekannen abkaufen würde.
Er war zu scheu, um ins Haus zu kommen. Stattdessen stellte er sich unter das Fenster beim Büro und gab ein ganz bestimmtes Hüsteln von sich. Dann kam Christopher heraus und kaufte eine Teekanne von ihm. Mehr als einmal sprach er mit ihm über das Evangelium.
Mr. Li, so nannten die Chinesen Mr. Willis, hörte das leise, sanfte Husten vor seinem Bürofenster. Es war ein trister Abend in Shanghai. Es wurde schon dunkel, das Wetter war kalt und regnerisch. Und wenn es in Shanghai kalt und regnerisch ist, ist es trostloser, als man es sich nur vorstellen kann.
Da stand der alte Teekannenverkäufer. Mr. Li wusste, dass er einen schlimmen Tag gehabt haben musste. Wer bleibt schon im Regen stehen und kauft eine braune Tonkanne von einem alten Mann, der sie in einem schweren, großen Korb mit sich herumträgt? Und gerade dann, wenn der Verkäufer selbst traurig, müde und entmutigt reinsah.
Mr. Li liebte seinen alten Teekannenverkäufer, und sein Teekannenverkäufer liebte ihn. Sie wussten es beide, und beide liebten sie Teekannen aus braunem Ton. Wenn der Verkäufer einen richtig schlechten Verkaufstag hatte und am späten Abend überhaupt kein Geld zusammengekommen war, um sich und seiner kleinen Tochter etwas zu essen zu kaufen, dann kam er nach Gwinsang Garden und gab vor dem Fenster von Mr. Li sein leises Hüsteln von sich. Er wusste, er würde willkommen sein und etwas verkaufen können.
Mr. Li wusste, dass der Mann ihn nicht ausnutzen würde. Er würde nur kommen, wenn er es bitter nötig hatte. Auch dieses Mal, als Mr. Li das Husten hörte, ließ er seine Arbeit liegen, stand auf und ging zur Tür, um seinen alten Freund hereinzulassen. Er bat ihn herein, wo es hell und warm war, und hieß ihn willkommen.
Der alte Teekannenverkäufer setzte seinen schweren Korb ab, der leider immer noch so schwer war wie am Morgen, als er losgegangen war, und gab einen kleinen Seufzer von sich, teils aus Müdigkeit, teils aus Erleichterung. Es war eine schreckliche Nacht, und wahrscheinlich kaufte Mr. Li dieses Mal zwei Kannen oder vielleicht auch drei.
Seine chinesischen Angestellten waren immer freundlich zu dem alten Verkäufer, zum Teil aus Respekt vor Mr. Li, zum Teil auch wegen des Verkäufers selbst. Aber sie fragten immer wieder Mr. Li: „Was will man mit all diesen Teekannen machen? Wo sollen wir sie noch hinstellen? Warum kaufst du immer neue, wenn du doch schon so viele hast?“
Ein guter Mann sagte sehr ernst zu ihm: „Bruder Lee, der Herr hat dir die Aufgabe gegeben, Bücher zu verkaufen, nicht Teekannen. Ich denke, es ist falsch von dir, den Verkauf von weltlichen Dingen mit dem von heiligen Büchern zu vermischen.“
Doch Bruder Lee kümmerte sich nicht darum, was all diese Leute sagten. Sie seufzten und sagten bei sich: „Diese verrückten Ausländer, man weiß nie, was sie als Nächstes tun werden. Sie scheinen manchmal überhaupt nichts zu verstehen.“
Mr. Li gab nichts darauf, was Leute über ihn dachten. Er und sein alter Teekannenverkäufer verstanden sich, und niemand sonst zählte. Du kannst sicher sein, dass der liebe alte Mann die gute, alte Geschichte von Jesus hörte. Die Liebe und Freundlichkeit halfen dabei, dass er sein Herz für die Geschichte öffnete.
Es geschah nicht von einem Tag auf den anderen, die Jahre vergingen. Ja, die Geschichte geht eigentlich noch weiter, aber vielleicht mal so weit. Ich werde irgendwann im Laufe der Predigt auf die Geschichte kurz zurückkommen, und ihr werdet merken, was diese Geschichte mit der Predigt zu tun hat.
Die Bedeutung gesunder Lehre im Alltag
Letztes Jahr habe ich versucht, ab und zu etwas über den Titusbrief zu sagen. Bei den letzten Malen ging es um einen längeren Abschnitt, der mehrmals behandelt wurde. Paulus schreibt im Titusbrief über gesunde Lehre und deren Auswirkungen.
Der Abschnitt beginnt in Titus 2,1, wo Paulus zu Titus sagt: „Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt.“ Wenn man den folgenden Text liest, entspricht das nicht unbedingt dem, was uns spontan einfällt, wenn wir an gesunde Lehre denken. Es geht nicht nur um Jesus allein oder allein um den Glauben. Es geht auch nicht um gesunde Gemeindelehre oder um die Lehre über die Zukunft.
Vielmehr beschreibt Paulus, wie alte Männer sein sollen, die gläubig sind – nüchtern und besonnen. Ebenso geht es darum, wie alte Frauen sein sollen, die gläubig sind, und was sie jüngeren Frauen beibringen sollen. Es wird erklärt, wie jüngere Frauen sich verhalten sollen und wie jüngere Männer leben sollen.
Der Text behandelt Bereiche wie das persönliche Verhalten, das Verhalten in der Familie und auch am Arbeitsplatz. Paulus sagt, dass all dies mit gesunder Lehre zu tun hat, nämlich dass Menschen sich verändern. Er schrieb diesen Brief nach dem Vorbild von Kreta. Und auf Kreta mussten die Menschen sich wirklich verändern, wenn sie gläubig geworden sind.
Die gesellschaftliche Verantwortung von Christen
Ich möchte heute über ein paar Verse sprechen, eigentlich nur über zwei Verse, die diesen Abschnitt so ein Stück weit abrunden und abschließen. Es geht um Titus Kapitel 3, Verse 1 und 2.
Aber ich möchte tatsächlich ausnahmsweise, bevor das Predigtseminar beginnt, diese Verse ein bisschen auch als Sprungbrett nutzen, um über ein Thema zu sprechen, das im Titusbrief einfach sehr wichtig ist und über das man nochmal separat reden muss.
Ihr werdet hoffentlich lernen, dass man Bibeltexte nicht als Sprungbrett benutzt, und wir alle werden das nochmal lernen. Ich möchte das auch nicht machen, um über ein Thema irgendwo in der Bibel zu reden, sondern ich möchte schon im Titusbrief und in den Pastoralbriefen bleiben, aber doch noch ein bisschen Licht auf dieses Thema werfen.
Fangen wir mal an. Ich lese Titus Kapitel 3, Vers 1: „Erinnere sie daran, Obrigkeiten und Gewalten untertan zu sein, gehorsam zu leisten, zu jedem guten Werk bereit zu sein.“
Wir hatten das Thema: „Wie sollen wir persönlich sein, wenn wir wirklich gläubig geworden sind? Wie sollen wir am Arbeitsplatz sein, wenn wir persönlich...?“ Dann hat Paulus ein Stück zurückgetreten und gesagt: Warum ist das wichtig? Weil Jesus sich ein Eigentumsvolk gekauft hat, auf das er stolz sein möchte. Ich sage das mal mit meinen Worten.
Jetzt kommt er noch einmal kurz zurück zum Thema und sagt: Es gibt nicht nur den persönlichen Bereich und nicht nur den Arbeitsplatz, sondern auch die Gesellschaft, in der wir leben, und den Staat, in dem wir leben.
Was sagt er hier in diesen Versen? Ich möchte es einfach nur ganz kurz zusammenfassen. In Vers 1 sagt er zuerst mit anderen Worten: Christen sollen nicht dafür bekannt sein, dass sie rebellisch sind. Christen sollen gute Bürger sein, die sich einordnen. Erinnere sie daran – in meiner Übersetzung steht: „Obrigkeiten und Gewalten“, also den Leuten, die etwas zu sagen haben. Ob das jetzt der Bürgermeister, der Polizist, der Richter oder die Bundeskanzlerin ist.
Erinnere sie daran, dass sie gehorsam sind, dass sie Gehorsam leisten, dass sie sich unterordnen. Das musste man wahrscheinlich nach Kreta schreiben, vielleicht muss man das in Deutschland nicht schreiben. Ich meine, Deutsche sind zumindest historisch ein Volk, das dadurch geprägt ist, dass sie sich Obrigkeiten unterordnen und manchmal gehorchen, bis zu einem Grad, wo es nicht mehr gut ist.
Ich weiß nicht, ob das auf die jüngere Generation noch eins zu eins zutrifft, aber vor einigen Jahren hätte man gesagt, das ist etwas, was man in Deutschland auf jeden Fall nicht predigen muss: „Ordnet euch der Obrigkeit unter!“
Ich beobachte momentan – und ich kann nicht so gut von hinten in Autos gucken, daher kann ich nicht sagen, ob das alles Menschen mit Migrationshintergrund sind, die das anders gewöhnt sind – ich beobachte, dass immer mehr Leute über rote Ampeln fahren. Das war in meiner Jugend undenkbar, kein Mensch wäre über eine rote Ampel gefahren. Also vielleicht fängt es an solchen Symptomen an, dass man über solche Themen doch in Deutschland reden muss.
Aber so im Großen und Ganzen sind die Deutschen eigentlich kein aufrührerisches Volk.
Das Zweite, was Paulus ihnen hier mitgibt in Bezug auf Staat und Gesellschaft, in Vers 1, ist, dass hier steht: Sie sollen zu jedem guten Werk bereit sein. Und das ist tatsächlich in diesem Zusammenhang hier in Kapitel 3, Vers 1, nicht allgemein über gute Werke, sondern es geht darum, wie wir uns unserem Staat und unserer Gesellschaft gegenüber verhalten.
Was Paulus hier sagt, ist: Wenn eine Aufforderung kommt von staatlicher Seite oder in deiner Kommune, dass Bürger sich engagieren sollten, dass einfach ehrenamtliches Engagement nötig ist, dann sollten Christen dazu bereit sein, sich zu engagieren.
Das ist das, was er hier im Zusammenhang sagt. Kein Staat kann letzten Endes, wenn er funktionieren will und wenn er wirklich zum Wohl seiner Bürger funktionieren will, auf ehrenamtliches Engagement – offizieller oder nicht ganz so offizieller Weise – verzichten. Es wird nicht funktionieren, weil es nicht finanzierbar ist.
Paulus sagt: Wenn der Staat, wenn euer Staat dazu auffordert, dass ehrenamtliches Engagement einfach nötig ist und bestimmte Dinge sagt, gibt es Leute, die sich dafür melden. Dann solltet ihr als Gläubige, die Gläubigen des Titusbriefs, bereit sein, diesem Ruf ein Stück weit Folge zu leisten.
Manchmal sieht man, dass sich viel zu viele gemeldet haben, und dann können die Christen sagen: Wir haben Wichtigeres zu tun und ziehen sich wieder zurück. Dann ist alles okay.
Aber Paulus sagt: Wir sollten bereit sein, uns zu engagieren. Und er formuliert es sehr vorsichtig, oder? Wir sollten bereit sein.
Es geht nicht darum, dass er sagt, die Gemeinde sollte hauptsächlich eine soziale Organisation werden. Für die Gemeinde als Ganzes muss schon das Wichtige bleiben, und wir haben wahrscheinlich noch wichtigere Dinge zu verbreiten als Gemeinde, als ständig soziale Aktionen zu organisieren.
Aber wenn es eine Anfrage gibt, dann sollten Christen sich dadurch auszeichnen, nicht nur dass sie sich unterordnen und gehorsam sind, wo wirklich ein Gesetz es verlangt, sondern dass sie bereit sind, auf solche Aufrufe zu reagieren und sich zu engagieren.
Das ist das, was hier steht, okay?
Die Rolle guter Werke im christlichen Leben
Warum habe ich gesagt, Christen müssen sich nicht in erster Linie ständig sozial engagieren? Ein wichtiger Punkt ist, dass in unserer Gesellschaft heute vieles abgedeckt ist, oft auch professionell. Das war in der Vergangenheit nicht unbedingt so.
Zum Beispiel sind heute große Bereiche wie das Bildungswesen, das Gesundheitswesen, die Sozialarbeit und die Altenpflege gut organisiert und vorhanden. Auch viele andere Dienstleistungen sind einfach da. Früher war das anders. Georg Müller hat zum Beispiel die Waisenarbeit begonnen, ebenso Franke hier in Deutschland. Sie zeichneten sich als Christen dadurch aus, dass sie soziale Dinge überhaupt erst in Gang gebracht haben.
Viele Christen haben sich für das Schulwesen engagiert, besonders für arme Kinder, deren Familien sich keine Bildung leisten konnten. Es gab keine allgemeine Schulpflicht. In vielen Ländern konnten nur wohlhabende Familien ihren Kindern eine vernünftige Schulausbildung finanzieren. Christen waren es in vielen Ländern, die die Schule für alle vorangetrieben und zum Teil finanziert haben.
Viele dieser Aufgaben müssen wir heute nicht mehr selbst übernehmen. Deshalb bleibt die Aufforderung zwar bestehen: Wenn es die Bitte um soziales Engagement gibt, sollten Christen bereit sein. Aber auch wir als Gemeinde müssen wahrscheinlich nicht ständig große soziale und humanitäre Aktionen organisieren.
Ich habe euch versprochen, dass ich diesen Vers – oder einen dieser Verse – als Sprungbrett verwenden möchte. Das will ich jetzt tun, denn diese Stelle ist nicht die erste, in der Paulus im Titusbrief über gute Werke spricht.
Paulus sagt, wir sollen uns engagieren, wenn die Aufforderung dazu da ist. Der Staat könnte uns auch zu ganz anderen Dingen auffordern, und wir müssen dann prüfen, ob es sich um ein gutes Werk handelt. Wir sollten uns nicht ehrenamtlich für Dinge engagieren, hinter denen wir als Christen nicht stehen können.
Paulus verwendet hier den Ausdruck „gute Werke“. Wie gesagt, es ist nicht das erste Mal, dass dieser Begriff vorkommt. Oft sind wir darüber hinweggegangen, aber eigentlich ist es ein sehr wichtiges Thema in diesem Brief. Paulus macht es zu einem Hauptthema, auch in den parallelen Briefen wie dem 1. Timotheusbrief und dem 2. Timotheusbrief, der etwa zwei bis drei Jahre später geschrieben wurde.
Man sieht, dass es offensichtlich ein Thema ist, das ihn in dieser Zeit sehr beschäftigt hat. Es gibt das Thema auch schon in früheren Briefen, aber in dieser Zeit gewinnt es deutlich an Gewicht.
Deshalb wollte ich das Thema „gute Werke“ noch einmal mit euch anschauen. Gute Werke, die vielleicht über große Aktionen hinausgehen, die mehr im privaten Bereich stattfinden und bei denen Gott will, dass seine Leute sich engagieren.
Ich glaube, wir reden zu wenig darüber, weil wir es dem Staat und den großen kirchlichen Organisationen überlassen. Es gibt Caritas, das Diakonische Werk und andere Werke der großen Kirchen, die sich darum kümmern. So können wir uns auf das Evangelium konzentrieren.
Aber das ist nicht ganz das, was die Bibel sagt. Deshalb sollten wir uns dieses Thema genauer anschauen.
Gute Werke als Vorbild und Ausdruck des Glaubens
Ich habe gesagt, es kam früher schon vor. Ich lese noch einmal Titus Kapitel 2, Vers 6, wo Titus ganz persönlich angesprochen wird. Eine Aufgabe kommt: Die jungen Männer sollen ebenso besonnen sein. Du sollst dich in allem selbst als ein Vorbild guter Werke darstellen – in der Lehre, Unverfälschtheit und würdigem Ernst.
Titus hatte den Auftrag, den jungen Männern ein Vorbild zu sein, unter anderem in guten Werken. Ja, was macht er denn dann? Das sollten wir vielleicht mal überlegen.
Titus Kapitel 2, Vers 14, wo Paulus so ein bisschen sagt, warum es eigentlich wichtig ist, dass wir als Christen in diesen alltäglichen Dingen anders funktionieren als vorher oder anders als unsere Umgebung. Ich lese es noch einmal vor: Jesus Christus, der sich selbst für uns gegeben hatte, mit dem er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit. Also, das ist das andere Extrem. Er hat sich selbst ein Eigentumsvolk gereinigt, das eifrig sei zu guten Werken.
Es ist ein Ziel Jesu, ein Volk für sich zu kaufen und zu reinigen. Das ist ein großer Teil von euch, jeder, der wirklich dem Herrn Jesus gehört. Und eines, was dieses Volk auszeichnen soll, ist, dass es eifrig ist zu guten Werken. Weißt du, was das heißt? Aber vielleicht sollten wir herausfinden, was das bedeutet oder zumindest eine Idee davon bekommen. Denn es ist offensichtlich ein Ziel Gottes, ein Ziel Jesu, warum er so einen Preis für uns bezahlt hat. Er möchte ein Volk, das eifrig ist zu guten Werken.
Das Erste, was zu diesem Thema auffällt, wenn man den Titusbrief anschaut und die anderen Briefe aus der gleichen Zeit, ist, dass es ein Thema ist, das Paulus offensichtlich wichtig ist. Ich lese mal Titus Kapitel 3, Vers 8:
„Das Wort ist gewiss, und ich will, dass du auf diesen Dingen festbestehst, damit die, die Gott geglaubt haben, Sorge tragen, gute Werke zu betreiben.“
„Ich will“, sagt Paulus und schreibt es an Titus, der in diesem Moment für mehrere Gemeinden auf Kreta verantwortlich ist, „dass du auf diesen Dingen festbestehst, damit die, die Gott glauben, Sorge tragen, wirklich darum bemüht sind, gute Werke zu tun.“
Paulus sagt dem Titus wirklich: Das ist wichtig. Darauf musst du bestehen. Das musst du in den Gemeinden verkündigen, damit die Gläubigen darüber nachdenken, wie sie gute Werke tun können.
Und wenn es ein Auftrag von Titus ist, es den Gemeinden in Kreta zu verkündigen, dann ist es vielleicht immer noch ein Auftrag von heute, oder? Könnte sein.
Ich habe gerade gelesen Titus 2, Vers 14: Jesus, der uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und selbst sein Eigentumsvolk reinigte, damit es eifrig sei zu guten Werken.
Aber jetzt kommt Vers 15: „Dies rede und ermahne“, schreibt Paulus an Titus, „und überführe mit allem Nachdruck, lass niemand dich verachten.“
Das heißt: Dass Jesus sich ein Eigentumsvolk gekauft hat, das eifrig sein soll zu guten Werken, das sollst du mit Nachdruck lehren, Titus. Das ist wichtig. Das ist wichtig.
Reinigung und Vorbereitung für gute Werke
Okay, dann ist es wichtig. Zwei Verse aus 2. Timotheus: Ich habe schon gesagt, dass dieser Brief wahrscheinlich zwei bis drei Jahre später geschrieben wurde. Er stammt aus dem gleichen Zeitraum und ist der letzte Brief von Paulus.
In Kapitel 2 gibt es einen großen Abschnitt, eigentlich von Vers 14 bis Vers 21, der davon handelt, dass es im Haus Gottes, je größer es wird, also je größer eine Gemeinde oder eine Bewegung wird, immer mehr wirklich positive, gute Gefäße gibt. Das sind Haushaltsgegenstände, die nützlich sind, und auch Gegenstände, die nicht so gut sind und im Haushalt eigentlich keine Ehre machen.
Die Lösung ist, dass man sich reinigen soll. Hier steht ausdrücklich, dass man sich reinigen soll, indem man sich von bestimmten Leuten zurückzieht. Herr Dieter kommt ursprünglich aus einer Bewegung, in der diese Verse sehr betont wurden. Heute wird das oft nicht mehr so stark hervorgehoben. Vielleicht ist es auch gut so, dass es nicht mehr in dieser Weise betont wird. Ich möchte das auch nicht auslegen, das machen wir vielleicht ein andermal.
Ich möchte nur auf ein Detail hinweisen, das wahrscheinlich nicht so oft ausdrücklich gelehrt wird. In Vers 21 steht: Wenn jetzt jemand von diesen, also von Leuten, die falsche Lehren in die Gemeinde bringen, sich zurückzieht und sich von diesen reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, ein Haushaltsgegenstand zur Ehre, geheiligt, nützlich dem Hausherrn.
Jetzt folgt etwas Interessantes: Zu jedem guten Werk bereitet. Ein Ziel, sich zu heiligen und sich von schlechten Einflüssen zu distanzieren, ist, dass man fähig ist, zu guten Werken bereit ist. Es ist bemerkenswert, dass dies in diesem Zusammenhang steht.
Ich habe noch einen Abschnitt für euch, der euch das vielleicht näherlegt: 2. Timotheus 3. Das ist ein Vers, den wir im biblischen Unterricht lernen und den die Kinder auswendig lernen müssen. 2. Timotheus 3, Vers 16: Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zu Unterweisungen der Gerechtigkeit.
Bis hierhin müssen sie den Vers auswendig lernen. Aber der Satz ist hier noch nicht zu Ende. Es heißt weiter: Damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt.
Das Wort Gottes ist von Gott eingegeben. Es ist nützlich, um Menschen zu überführen, zurechtzuweisen und auf einem guten Weg zu bringen. Aber warum? Mit welchem Ziel? Wenn wir das nicht lehren, haben wir das Ziel dieses Verses nicht vermittelt.
Das Ziel ist, dass Menschen reif werden, erwachsen werden und fähig sind zu jedem guten Werk. Das steht hier. Offensichtlich ist es wichtig.
Praktische Bedeutung guter Werke für die Gemeinde
Warum ist es wichtig? Ich möchte noch einmal auf Titus Kapitel 3 zurückkommen. Ich lese noch einmal Vers 8: „Das Wort ist gewiss, und ich will, dass du auf diesen Dingen festbestehst, damit die, die Gott geglaubt haben, Sorge tragen und bemüht sind, gute Werke zu betreiben.“
Und jetzt steht da: „Dies ist gut und nützlich für die Menschen. Dumme Streitfragen aber und Geschlechtsregister und Zänkereien und Streitigkeiten über das Gesetz vermeide, denn sie sind unnütz und wertlos.“ Paulus sagt, es gibt so viele Diskussionen in den Gemeinden, die vollkommen sinnlos sind, unnütz.
Wisst ihr, was nützlich ist? Gute Werke, sagt er. „Dies ist gut und nützlich für die Menschen.“ Ihr könntet so viel Theoretisches diskutieren lassen – ich meine, Wahrheit ist wichtig, okay – aber ihr könntet stattdessen gute Werke tun. Dann würdet ihr nicht etwas Sinnloses und Schädliches tun, sondern etwas Sinnvolles.
Darum sind unter anderem gute Werke wichtig. Für wen sind gute Werke wichtig? Ja, okay, vielleicht ein bisschen mehr für Leute, die sich ihre Zeit ein bisschen freier einteilen können, als für Leute, die gar keinen Spielraum haben. Und es waren in der Geschichte oft Frauen, die sich ihre Zeit etwas freier einteilen konnten. Auch wenn sie vielleicht im Endeffekt nicht weniger zu tun hatten als Männer, waren Frauen doch oft in der Situation, ihre Zeit etwas freier einteilen zu können.
Ich lese eine Stelle aus 1. Timotheus Kapitel 2, Vers 9: „Ebenso auch, dass die Frauen sich in bescheidenem Äußeren mit Schamhaftigkeit und Zucht schmücken, nicht mit Haarflechten und Gold und Perlen oder kostbarer Kleidung.“ Man möchte heute nicht ausführlich darüber reden, aber was Paulus sagt, ist, dass Frauen manchmal in manchen Gesellschaften oder Schichten dazu neigen, sehr viel Wert darauf zu legen, wie sie aussehen. Sie investieren viel Geld und Arbeit in ihr Äußeres. Und das ist heute auch so, weil Attraktivität sich einfach gut verkauft, auch im Berufsleben.
Paulus sagt, das sollte bei Christen nicht so sein. Das heißt ja nicht, dass sie nichts anziehen und sich nicht schmücken dürfen, aber das sollte nicht der Fokus sein – nicht, wie ich äußerlich aussehe. Das sollte nicht mein Schmuck sein. Sondern jetzt kommt in Vers 10: „Sondern was Frauen geziemt, die sich zu Gottesfurcht bekennen, sie sollen sich schmücken durch gute Werke.“
Hier werden gute Werke explizit mit Frauen in Zusammenhang gebracht. Oft war es in der Gesellschaft so, dass gute Werke eher die Sache von Frauen waren. Und das hat sicher bis zu einem gewissen Grad seine Berechtigung. Ich möchte euch erinnern an Titus 2, Vers 7, wo Paulus explizit sagt, dass Titus den jungen Männern ein Vorbild sein soll in guten Werken.
Also sind gute Werke nicht explizit ein Besitz von Frauen, sondern Titus sollte jungen Männern ein Vorbild sein in guten Werken.
Und es gibt noch etwas zu beachten bei guten Werken. Titus Kapitel 3, nochmals das Ende: „Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir senden werde, so befleißige dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen, denn ich habe beschlossen, dort zu überwintern. Zenas dem Gesetzgelehrten und Apollos gib mit Sorgfalt das Geleit, damit ihnen nichts mange. Lass aber auch die Unseren lernen, für die notwendigen Bedürfnisse gute Werke zu betreiben, damit sie nicht fruchtleer sind.“
Paulus sagt gerade im Zusammenhang mit Geschwistern, dass junge Gläubige üben sollen, gute Werke zu tun. Hier waren Leute auf der Reise und brauchten einfach ein bisschen Unterstützung. Paulus hat gesagt, es ist gut, wenn sie üben.
Er hat sehr viel früher in einem seiner frühesten Briefe gesagt – ganz kurz, ausnahmsweise ein Sprung weg von diesen letzten Briefen – Galater Kapitel 6, Vers 10: „Also nun, wie wir Gelegenheit haben, lasst uns Gutes wirken gegenüber allen, am meisten aber gegenüber den Hausgenossen des Glaubens.“
Das ist etwas, was wir bei guten Werken auch nicht vergessen sollten: Gott fordert uns dazu auf, gute Werke zu tun. Und die Priorität ist, erst einmal gute Werke an unseren Geschwistern zu tun – natürlich auch an allen anderen. Aber dass das eine Priorität hat, sollten wir vielleicht nicht vergessen.
Was sind gute Werke? Eine praktische Betrachtung
Bevor die Zeit schon vorbei ist, wäre es vielleicht gut, noch einmal kurz darüber nachzudenken, was eigentlich gute Werke sind. Ehrlich gesagt steht in der Bibel nicht viel darüber, was gute Werke genau sind. Paulus setzt im Titusbrief offensichtlich voraus, dass Titus weiß, was gute Werke sind. Er geht auch davon aus, dass viele der Menschen, zu denen er spricht, das ebenfalls wissen. Das wird einfach als selbstverständlich angenommen. Gute Werke sind wichtig, sie sind nützlich, und man weiß ohnehin, was darunter zu verstehen ist.
Doch wenn ich darüber nachdenke, weiß ich nicht automatisch, was genau gute Werke sind oder worauf die Priorität liegen sollte. Sicher steht in unserer Gesellschaft, wenn wir zu guten Werken aufgerufen werden, meist nicht das Geld im Vordergrund. Ich habe schon viele Beispiele genannt: Viele Dinge werden in unserer Gesellschaft bezahlt, wenn jemand sie wirklich braucht. Deshalb sage ich, dass Geld meistens nicht im Vordergrund steht. Es geht nicht einfach darum, irgendwo Geld zu spenden. Gerade im Dezember bekomme ich viele Briefe, in denen um Spenden gebeten wird.
Ich glaube aber, dass das, was die Bibel als gute Werke bezeichnet, in unserer Gesellschaft nicht zwingend im Bereich Geld liegt. Natürlich gibt es Dinge, wie professionelle Unterstützung, die sich nicht jeder leisten kann. Hier muss man vielleicht überlegen, wie man einen Ausgleich schaffen kann oder sogar, wie man jemanden finanziell unterstützen kann.
Natürlich ist das Bildungswesen grundsätzlich garantiert. Aber mal ehrlich: Wie viele Schüler schaffen das Gymnasium ganz ohne Nachhilfe? Und wie viele können sich professionelle Nachhilfe leisten? Wie sieht es da mit der Chancengleichheit aus? Oder wie ist es mit der Übersetzung von Amtsschreiben oder Arztbriefen ins Deutsche? Wer kann das? Und ich spreche hier nicht nur von Menschen mit Migrationshintergrund.
Gute Werke können auch Fahrdienste für Menschen sein, die kein Auto haben, aber Kinder, die irgendwohin gebracht werden müssen. Nicht jeder kann sich in so einer Situation ein Taxi leisten, auch wenn man in unserem Land natürlich vieles kaufen kann. Geld steht also nicht im Vordergrund, aber es gibt Menschen, die sich manches, was sinnvoll und wünschenswert wäre, nicht leisten können.
Was steht bei uns im Vordergrund? Ganz oft ist es Zeit – Zeit zum Zuhören. Das beginnt im medizinischen Bereich und in der Pflege. Alles wird von den Krankenkassen nach einem sehr strikten Takt bezahlt. Sich mit dem Patienten wirklich ausführlich zu unterhalten, wird oft nicht bezahlt. Das ist ein Grund – vielleicht sogar ein wesentlicher Grund – warum es Zeiten gab, in denen viele Menschen zu Heilpraktikern oder anderen alternativen medizinischen Möglichkeiten gegangen sind. Nicht unbedingt, weil sie an diese Form der Medizin geglaubt haben, sondern weil diese Menschen sich Zeit genommen haben, um zuzuhören und zu reden.
Das ist die Situation, in der wir stehen. Durch die Auflösung der Großfamilie in unserem Land gibt es viele einsame, kranke und verletzte Menschen in unserer Umgebung. Ich fahre oft Zug, auch S-Bahn, und dort sehe ich momentan eine Plakataktion der großen deutschen Krankenkasse. Ich finde nicht jedes ihrer Plakate super, aber man merkt, dass sich hier Leute Gedanken darüber gemacht haben, wo in unserer Gesellschaft Dinge schief laufen oder fehlen und was dazu beiträgt, dass allgemeine Gesundheit manchmal nicht vorhanden ist.
Ein besonders auffälliges Plakat zeigt groß und bunt den Satz: „Geht Omas drücken!“ Wenn man das im Internet nachschaut, steht darunter: „Alleinsein macht krank.“ Im kurzen Text wird dazu aufgerufen, vielleicht nach Monaten mal wieder die eigenen Großeltern zu besuchen. Und als letzter Satz steht da: „Oder die älteren Nachbarinnen zum Kuchenessen einladen.“
Eine große deutsche Krankenkasse schreibt das an jedem Bahnhof auf riesigen Plakaten. Dabei merkt man, dass jemand verstanden hat, wo es in unserer Gesellschaft hakt und wo gute Werke vielleicht anfangen.
Gute Werke im Familien- und Gemeindeleben
Ich möchte mit euch noch eine Stelle aus dem ersten Timotheusbrief lesen. Dieser Brief wurde wahrscheinlich ungefähr zur gleichen Zeit wie der Titusbrief geschrieben. Es geht darin darum, was Frauen in ihrem Leben getan haben müssen, um im Alter, wenn sie verwitwen und verarmen, von der Gemeinde unterstützt zu werden. Das ist zumindest in dieser Hinsicht interessant für uns, um zu sehen, was eigentlich von Frauen erwartet wird, die sich in ihrer Familie engagieren.
Dabei geht es nicht um Frauen, die voll berufstätig sind, sondern speziell um jene, die Kinder haben und sich in der Familie engagieren. Vielleicht können wir alle daraus Prinzipien lernen.
1. Timotheus 5 beschreibt, was eine solche Frau sein soll. Sie soll die Frau eines Mannes sein, also treu. Dann kommt Vers 10, der sagt: Sie soll ein Zeugnis in guten Werken haben. Dieser Vers beginnt mit guten Werken und endet ebenfalls mit guten Werken. Die guten Werke bilden den Rahmen.
Vielleicht steht in diesem Vers auch etwas, das uns sagt, was gute Werke zumindest beispielhaft sind. Schauen wir uns den Vers deshalb kurz genauer an.
Die Frau soll ein Zeugnis in guten Werken haben, wenn sie Kinder aufgezogen hat – also eine Frau, die in ihrer Familie aktiv ist. Solche Frauen tun natürlich viele gute Werke an ihren eigenen Kindern. Das kostet viel von ihrer emotionalen Kraft und ihren Möglichkeiten. Das ist ein ganz wichtiger Teil dessen.
Dann geht es weiter: Wenn sie Fremde beherbergt und den Heiligen die Füße gewaschen hat. Es ist spannend, dass sie Gastfreundschaft üben soll, also gastfreundlich sein soll, und die Füße der Heiligen waschen soll. Was bedeutet das?
Sie soll dafür sorgen, dass Menschen sich bei ihr wohlfühlen. Hier geht es hauptsächlich um Leute, die zu ihr kommen, aber wahrscheinlich steckt mehr dahinter. Es ist nur ein kleines Beispiel, um einen Eindruck davon zu geben, was gute Werke sind.
Das Füßewaschen bedeutet bildlich, dass jemand hilft, das abzuwaschen, was sich im Alltag an einem festsetzt: Den Schmutz, der an den nackten Füßen oder in den Sandalen klebt. Es sind die Maßstäbe dieser Welt, die Nöte und das, was in dieser Welt selbstverständlich ist, aber für Christen eigentlich nicht selbstverständlich sein sollte. Jemandem zu helfen, das loszuwerden, bedeutet, die Maßstäbe neu zu kalibrieren und neu zu zeigen, was für einen Christen wirklich selbstverständlich ist.
Vielleicht ist das nicht das, was ich den ganzen Tag an meiner Arbeitsstelle, in der Schule oder im Studium vermittelt bekomme. Ein gutes Werk ist es, Menschen in eine christliche Atmosphäre einzuladen, um sie ein Stück weit von den Selbstverständlichkeiten der Welt abzuwaschen, die für Gott nicht selbstverständlich sind, und sie in einen neuen Zustand zu versetzen.
Wen betrifft das? Wen sollen wir einladen? Es sind diejenigen, die vielleicht gläubig sind, aber im normalen Alltag nicht in einer christlichen Atmosphäre leben. Es sind Menschen, die alleinstehen und nach ihrem weltlichen Beruf zu Hause alleine sind oder als Gläubige allein in ihrer Familie stehen.
Das ist ein wesentlicher Teil dessen, was hier beschrieben wird: mit guten Werken solche Menschen einzuladen, ihnen eine christliche Atmosphäre zu bieten und ein Gegengewicht zu dem zu bilden, was sie den ganzen Tag vermittelt bekommen.
Das ist ein kleines Beispiel für gute Werke.
Dann geht es weiter: Wenn sie Betrübten Hilfe geleistet hat. Hier liegt vielleicht der Schwerpunkt auf Besuchern. Ihr habt es schon erwähnt: Viele Menschen sind allein in unserer Umgebung, viele sind einsam, viele vielleicht verletzt. Wir können gute Werke tun, indem wir ihnen einfach Zeit schenken.
Es müssen nicht immer Gläubige sein; es können einfach Menschen in unserer Umgebung sein. Das beschreibt Paulus hier als Beispiel für gute Werke.
Die Herausforderung guter Werke im Alltag
Du sagst, Gerald, ich sei irre. Wenn ich darüber nachdenke, was du da sagst – du möchtest, dass ich Bibelstudien mache, dass ich möglichst überall dort bin, wo gebetet wird. Du möchtest, dass ich Beziehungen zu Menschen aufbaue, die noch nicht gläubig sind, um sie für den Herrn zu gewinnen. Und jetzt, ich meine, ich habe noch ein Leben, einen Beruf, eine Familie. Und nun soll ich auch noch gute Werke tun?
Du bist des Wahnsinns! Wo soll das in meinem Terminkalender Platz haben? Entschuldigung, ich kann nichts dafür, es steht da. Ich kann euch nicht helfen. Ihr müsst irgendwie herausfinden, wie ihr damit umgeht. Das kann ich nicht für euch tun.
Zusammengefasst: Christen sollen nicht negativ auffallen. Das steht auch in Titus 3,1. Christen sollen nach Möglichkeit positiv auffallen, natürlich nach Gelegenheit. Ich muss nicht krampfhaft nach meinem guten Werk der Woche suchen, okay? Und natürlich auch nach Fähigkeit. Wenn jemand Hilfe beim Renovieren braucht, und ich habe zwei linke Hände, dann ist es vielleicht kein gutes Werk, wenn ich versuche, ihn zu unterstützen.
Natürlich haben viele gute Werke etwas mit Fähigkeiten zu tun, aber die Fähigkeit zuzuhören haben viele. Das ist eine Herausforderung.
In der Gesellschaft, wie auf Kreta, verstehe ich, warum Paulus das geschrieben hat. Dort war es ein sehr ehrenwerter Beruf, Pirat zu sein. Sie waren wirklich rebellisch und aufsässig. In so einer Gesellschaft war es wahrscheinlich einfach, als Christ, wenn ich mich bekehrt habe und gute Werke getan habe, mich positiv abzuheben.
In einer Gesellschaft wie in Deutschland, wo vieles – auch wenn wir es kaum noch registrieren – doch noch aus der Vergangenheit von christlichen Werten geprägt ist, ist es vielleicht schwieriger, positiv aufzufallen. Aber trotzdem fordert uns das Wort Gottes hier heraus.
In Judas 2,10 heißt es: Wir sollen am Arbeitsplatz die Lehre unseres Rettergottes zieren in allem. Wir sollen in unserer Umgebung für unseren Gott, für das, was wir glauben, für das, was die Bibel lehrt, eine Zierde sein. Das ist die Herausforderung.
Das Licht der guten Werke in der Welt
Ganz kurz noch eine Stelle aus der Bergpredigt, Matthäus Kapitel 5. Ich lese nun Vers 16. Hier geht es darum: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Das sind sehr bekannte Verse. In der Kinderstunde heißt es oft: Jesus ist das Licht der Welt, und wir sind das Licht der Welt. Man soll die Lampe nicht verstecken.
In Vers 16 sagt der Herr Jesus: „Lasst euer Licht ebenso vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.“ Paulus zitiert hier im Grunde nur Jesus, was er schon in der Bergpredigt gesagt hat.
Die Menschen sollen unsere guten Werke sehen und dadurch den Vater verherrlichen. Es zeigt, dass Gott Wert darauf legt, dass seine Leute so sind. Das ist wirklich schön.
Ich möchte aber noch zwei Dinge dazu sagen. Erstens: Wir tun gute Werke nicht hauptsächlich, um Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Das steht hier nirgends direkt im Zusammenhang.
Ich gebe euch ein Beispiel: Ich denke an Petra, die eine Nachbarin namens Annika hat. Annika ist chronisch sehr krank und braucht Unterstützung. Ich weiß, dass Petra viel in Annika investiert hat. Annika hat sich tatsächlich bekehrt, bevor sie gestorben ist, und das ist großartig.
Aber ich möchte euch eine Frage stellen, die Petra kennt: Glaubt ihr, wenn sich Petra engagiert hätte und sich nach zwei Wochen herausgestellt hätte, dass Annika einfach nicht zum Evangelium offen ist, hätte Petra dann ihre Hilfe spontan abgebrochen? Ich wette, nein.
Warum? Weil Petra nicht in erster Linie deswegen geholfen hat. Natürlich ist ihr wichtig, dass Annika gerettet wird. Aber sie hat Annika nicht nur geholfen, um sie mit dem Evangelium zu erreichen, sondern weil dort ein Mensch ist, der in Not ist und Hilfe braucht.
Gott lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Persönliche Begegnung und Würde in guten Werken
Kennt ihr die Geschichte, die ich am Anfang gelesen habe? Ich finde sie sehr interessant. Warum? Es gibt zwei Dinge, die ich daran besonders gut finde.
Das erste ist das gute Werk, das Christopher bei dem alten Teekannenverkäufer getan hat. Es war nicht anonym. Er hat nicht einfach jemandem Geld gegeben und gesagt: „Mach etwas Gutes daraus, und vielleicht wird in Afrika jemand geholfen.“ Stattdessen war es etwas sehr Persönliches.
Ich glaube, wenn wir aufgefordert werden, gute Werke zu tun, dann sollten diese Werke auch etwas Persönliches sein und in unserer unmittelbaren Umgebung stattfinden.
Das zweite, was ich an der Geschichte gut finde – und vielleicht solltet ihr darüber noch einmal nachdenken – ist, dass Christopher den Mann nicht gedemütigt oder entehrt hat. Er hat ihm nicht einfach gesagt: „Ich brauche deine Teekanne nicht, hier hast du Geld, kauf etwas für deine Tochter.“ Stattdessen hat er ihm eine Teekanne abgekauft.
Er hat dem Mann dadurch Ehre gegeben. Er hat darauf geachtet, dass seine Persönlichkeit nicht beschädigt wird, weil er auf Hilfe angewiesen ist. Christopher hat ihm immer das Gefühl gegeben: „Mir gefällt deine Teekanne.“
Vielleicht ist es gut, wenn wir die Möglichkeit haben, gute Werke zu tun, auch Menschen, die Geld brauchen, für etwas zu bezahlen, was sie tun können. So geben wir ihnen nicht einfach einen Almosen.
Das ist nur ein kleiner Tipp am Rande.
Abschluss: Christen als Vorbilder in Gesellschaft und Alltag
Nochmal kurz zurück zu Titus Vers 1: Er erinnert daran, Obrigkeiten und Gewalten untertan zu sein und Gehorsam zu leisten. Wir sollen nicht rebellisch sein, sondern zu jedem guten Werk bereit.
Wir haben jetzt sehr viel über persönliche gute Werke gesprochen. Hier geht es nur um Bereitsein – um etwas, das wir vielleicht als Gruppe tun, etwas, das wir auf Aufforderung für unseren Staat tun. Das war nicht der Schwerpunkt meiner heutigen Themenpredigt. Wir haben gesehen, dass es im privaten Bereich wahrscheinlich weitergehen sollte als in diesem öffentlichen Bereich.
Ich lese noch Vers 2: Niemand soll lästern, nicht streitsüchtig sein, sondern mild. Paulus sagt, wir sollen einfach angenehme Menschen sein. Natürlich müssen wir manchmal Kritik an irgendjemandem oder irgendetwas üben. Die Frage ist aber, wie wir das tun.
Er sagt, wir sollen das auf eine gute Art tun. Er verwendet das Wort „milde“, er verwendet das Wort „sanftmütig“. Das bedeutet, nicht persönlich verletzend oder im Streit Kritik zu üben. Wir sollen angenehme Menschen sein, selbst dort, wo wir vielleicht Kritik äußern müssen in unserer Umgebung.
Und es war eine spezielle Herausforderung für die Kreter. Paulus sagt: „Mit aller Sanftmut.“ Mit aller Sanftmut, Kreter – Wahnsinn!
Jetzt habe ich nicht nur die Herausforderung, sanftmütig zu sein, obwohl ich jahrzehntelang als typischer Kreter gelebt habe, sondern ich habe die Herausforderung, sanftmütig zu sein gegenüber Kretern, gegenüber sehr schrägen Menschen.
Das ist das, wozu wir herausgefordert sind: nicht rebellisch zu sein, bereit zu guten Werken und angenehme Menschen zu sein.
Ja, die Zeit ist weit fortgeschritten. Ich glaube, ich lasse mal eine Stelle aus. Ich möchte euch einfach Folgendes mitgeben: Jesus hat sich ein Eigentumsvolk gekauft und gereinigt. Eine Folge davon ist, dass er stolz auf sie sein will. Er wünscht sich, dass sie eine Zierde für Gott sind, eine Zierde für das, was Gott lehrt – auch dadurch, dass sie eifrig sind zu guten Werken.
Und ich finde, das ist eine große Herausforderung.