Historischer Hintergrund und politische Situation Israels
Nun, Samaria war die Hauptstadt des Nordreichs von Israel. Samaria wurde von der syrischen Armee unter der Führung des Königs Ben Hadad belagert. Syrien nannte man damals Aram.
Zuerst möchte ich zeigen, wo wir uns ungefähr in der Geschichte Israels befinden, in dieser Predigtreihe.
Als Israel nach vierhundertjähriger Unterdrückung in Ägypten befreit wurde und nach vierzigjähriger Wüstenwanderung endlich das Land betreten konnte, das Gott ihnen versprochen hatte, lebten sie zuerst über vierhundert Jahre ohne König.
Dann plötzlich wollten sie unbedingt einen König, so wie alle Völker um sie herum. Circa 1050 v. Christus wurde Saul von Gott zum König berufen. Es folgten David und danach sein Sohn Salomo. Das haben wir hier: Saul, David, Salomo. Das war das vereinte Königreich Israel.
Salomos Sohn Rehabeam regierte mit harter Hand. Er wollte sein Volk unterdrücken und möglichst viel Steuern von diesem Volk herausholen. Das akzeptierte das Volk nicht, und so kam es zur Teilung des Königreiches.
Es entstanden also zehn Stämme hier, das Nordreich, das sich unter dem König Jerobeam I. abgespalten hat. Und dann hier zwei Stämme unter der Führung Rehabams.
Es gab dann zwei Gebiete: das Reich im Norden, das man Israel nennt. Der Hauptort ist Samaria. Dort findet auch das statt, was wir die nächsten drei Sonntage miteinander anschauen. Und dann haben wir hier Juda, eigentlich der kleine Teil mit den zwei Stämmen. Die Hauptstadt ist Jerusalem.
Wir haben also zwei Königreiche. Manchmal waren sie befreundet, manchmal haben sie sich bekriegt. Aber das war die Situation damals.
Die Belagerung Samarias und ihre Folgen
Die Belagerung Samarias, mit der wir uns in dieser Serie beschäftigen werden, ereignete sich in der Zeit des Propheten Elisa. Er war ein großer Prophet, der lange wirkte. Allerdings wissen wir nicht genau, welcher König von Israel damals regierte.
Die Syrer belagerten die Stadt, nachdem sie sich in der Vergangenheit schon einmal erfolglos aus Israel zurückziehen mussten. Offensichtlich wollten sie es noch einmal versuchen. Einige Zeit danach zog Ben Hadad, der König von Syrien, sein Heer zusammen, fiel in Israel ein und belagerte Samaria.
Ben Hadad wollte die Stadt erobern, indem er die Menschen aushungern ließ. Das war eine Strategie, die oft angewendet wurde, bis sich die Leute entweder ergeben oder sterben. Die Nahrungsmittel in der Stadt wurden so knapp, dass man schließlich für einen Eselskopf achtzig Silberstücke zahlen musste. Für eine Handvoll Taubendreck – also für nichts nährende Nahrung – zahlte man fünf Silberstücke. Natürlich war es nicht wirklich Taubendreck, aber das Wort wurde für ganz schlimmes Essen verwendet.
Wenn man für ein unreines Ziel, das die Israeliten eigentlich gar nicht essen durften, so viel bezahlen musste, war die Hungersnot weit fortgeschritten und das Ende absehbar. Was sich in Samaria ereignete, war an Schrecklichkeit nicht zu übertreffen.
Was wir jetzt lesen werden und womit wir uns beschäftigen, ist eigentlich für einen Gottesdienst fast ein bisschen krass, finde ich – ein bisschen schlimm. Aber es steht in der Bibel, und so wollen wir uns das doch mal ansehen. Vor allem hoffe ich, dass ihr das, was hier geschrieben steht, ertragt. Es ist eine fast unerträgliche Erzählung.
Verzweiflung und moralischer Verfall in der belagerten Stadt
Eines Tages, als der König von Israel gerade die Stadtmauer inspizierte, während die Stadt belagert wurde, rief eine Frau ihm zu: „Hilf mir doch, mein Herr und König!“
Der König entgegnete: „Hilft dir der Herr nicht, wie soll ich dann helfen? Es ist kein Getreide mehr da und auch kein Wein. Oder bedrückt dich etwas anderes?“
Da zeigte sie auf eine andere Frau und rief: „Diese Frau hat zu mir gesagt: ‚Gib mir deinen Sohn her, den essen wir heute, und morgen essen wir dann meinen.‘ So haben wir also meinen Sohn gekocht und aufgegessen.“
Als ich aber am folgenden Tag zu ihr sagte: „Gib deinen Sohn her, wir wollen ihn essen“, da hatte sie ihn versteckt.
Als der König das hörte, zerriss er sein Gewand. Weil er oben auf der Mauer stand, konnten alle sehen, dass er darunter auf dem bloßen Leib den Sack trug.
Dann rief der König: „Gottes Zorn soll mich treffen, wenn ich nicht heute Elisa, den Sohn Schaffarts, den Kopf abschlagen lasse.“
Also, was für Zustände sind denn das?
Reaktion des Königs und die Begegnung mit Elisa
Sofort machte sich der König auf den Weg zu Elisa, und ein Bote musste ihm vorauslaufen. Elisa saß in seinem Haus, umgeben von den Ältesten der Stadt. Noch ehe der Bote des Königs eintraf, sagte Elisa zu den Ältesten: „Wisst ihr schon, dass der König, dieser Mörder, jemanden geschickt hat, der mir den Kopf abschlagen soll? Wenn der Mann kommt, schließt die Tür ab und lasst ihn nicht herein. Der König selbst folgt ihm auf dem Fuß.“
Elisa hatte noch nicht ausgeredet, da erschien auch schon der König bei ihm und rief: „Wie kann ich noch weiter darauf warten, dass der Herr uns hilft? Er selbst hat uns doch in dieses Unglück gestürzt.“
Darauf sagte Elisa zu allen Anwesenden: „Hört das Wort des Herrn! So spricht der Herr: Morgen um diese Zeit sind im Tor von Samaria fünf Kilo Weizenmehl und zehn Kilo Gerstenkörner für ein Silberstück zu kaufen.“
Der Offizier, der den König begleitete, erwiderte: „Das ist unmöglich, selbst wenn der Herr Fenster in den Himmel machen würde.“
Elisa sagte zu ihm: „Du wirst es mit eigenen Augen sehen, aber nicht mehr davon essen.“
Die verzweifelte Lage und die moralische Krise im Volk
Der König von Israel verschaffte sich einen Überblick über die Situation während der Belagerung durch die syrische Armee. Zu diesem Zweck bestieg er die Stadtmauer.
In diesem Moment rief eine Frau in ihrer Verzweiflung: „Hilf mir doch, mein Herr und König!“ Die Nerven des Königs lagen blank. Er fühlte sich unfähig, irgendjemandem zu helfen. Die Frau wollte vermutlich Lebensmittel einfordern, doch er wies sie mit den Worten ab: „Hilft dir der Herr nicht? Wie soll ich dir dann helfen? Es ist kein Getreide mehr da und auch kein Wein. Mir sind die Hände gebunden. Wenn dir der Herr, der Gott Israels, nicht hilft, kann dir niemand helfen. Ich schon gar nicht.“
Der König war zwar der höchste Richter im Land, doch er fragte die Frau dennoch: „Oder bedrückt dich etwas anderes? Willst du etwas anderes von mir? Willst du, dass ich Recht spreche für dich? Oder willst du gar nicht, dass ich dir Essen besorge?“
Genau darum ging es: Sie wollte, dass er Recht spricht. Es handelte sich um eine abscheuliche und schockierende Angelegenheit, die diese verzweifelte Frau in den Wahnsinn trieb. Da es keine Lebensmittel mehr gab, hatten sie mit einer anderen Frau vereinbart, ihre Kinder zu kochen und zu essen.
Zuerst kochten sie ihren eigenen Sohn, und am nächsten Tag wollten sie den Sohn der anderen Frau kochen und essen. Doch diese andere Frau machte einen Rückzieher und versteckte ihren Sohn. Das können wir alle gut verstehen.
Wie grauenhaft muss die Hungersnot gewesen sein, dass Mütter bereit waren, ihre eigenen Kinder zu essen! Oder man könnte auch sagen: Wie tief können Menschen moralisch fallen, wenn sie in Not geraten? Was für ein menschliches Desaster, das sich hier ereignet hat.
Gottes Warnung und das Abwenden des Volkes
Was hier geschah, hatte Gott vor über sechshundert Jahren angekündigt. Er wollte natürlich nicht, dass es mit seinem Volk so weit kommt. Gott wollte nicht, dass es in seinem Volk zu solchen abscheulichen Auswüchsen kommt. Es war nicht seine Bestimmung, dass so etwas geschehen sollte.
Doch das Volk wandte sich von Gott ab. Sie verehrten andere Götter und opferten diesen sogar ihre Kinder. Sie töteten ihre Kinder, um sie den Göttern zu opfern – eine Abscheulichkeit in den Augen Gottes.
Gott sagte durch Mose nur voraus, was geschehen würde, wenn sich Israel konsequent von ihm abwendet und solchen grässlichen Göttern folgt, denen sie sogar bereit sind, ihre Kinder zu opfern. Er sagte durch Mose: „In der Hungersnot, die während der Belagerung in euren Städten herrscht, werdet ihr das Fleisch eurer eigenen Kinder essen, der Söhne und Töchter, die der Herr, euer Gott, euch geschenkt hat.“
Ihr macht das Geschenk Gottes einfach kaputt. Ihr wisst nicht einmal mehr, das Leben zu wertschätzen. So tief fallt ihr, wenn ihr euch solchen grässlichen Göttern zuwendet.
Und in Samaria war es nun so weit gekommen. Wären sie ihrem Gott treu geblieben, wäre es nie, nie so weit gekommen.
Die öffentliche Offenbarung der Katastrophe und die Reaktion des Königs
Diese Frau schämte sich nicht einmal dafür, dass sie ihr eigenes Kind gekocht hatte. Sonst hätte sie ihr Anliegen nicht in aller Öffentlichkeit vorgetragen, sodass jeder hören konnte, was sie getan hatte. Stellt euch das vor: Ich stehe da und sage: „Hey Leute, ich habe meinen Sohn gekocht.“ Da würden die meisten denken: „Der hat doch einen Schuss weg.“ Doch sie tat es ganz offen.
Als der König das hörte, zerriss er sein Gewand. Weil er oben auf der Mauer stand, konnten alle sehen, dass er darunter nur einen Sack auf bloßem Leib trug. So tief war sein Volk gefallen. So tief fallen Menschen, wenn sie sich von Gott loslösen.
Viele Menschen interessieren sich nicht dafür, was Gott gefällt. Sie wollen selbst entscheiden, was für sie gut und richtig ist. Es ist ihnen egal, ob Gott damit einverstanden ist oder nicht. Erst wenn alles schiefläuft und sie keinen Ausweg mehr finden, wird Gott zur Verantwortung gezogen. Sie fragen dann: „Warum ließ er mich in dieses Desaster laufen? Wenn es einen liebenden Gott gäbe, hätte er mich doch bewahrt. Er würde das nicht zulassen.“
Doch das Desaster ist nicht von Gott verursacht. Es ist ein menschliches Desaster. Es ist die Folge unserer Arroganz gegenüber Gott.
Als der König sein Kleid aus Empörung zerriss, sah das Volk, dass er unter seinem Kleid einen Sack trug. Solche Säcke trug man, um Buße zu tun. Das wusste das Volk natürlich sofort und erkannte die Bedeutung. Man bekannte sich durch einen solchen Sack für schuldig.
Doch wenn diesem Bekenntnis der Schuld der König wirklich ernst gewesen wäre, hätte er den Sack nicht unter, sondern über seiner Kleidung getragen. Das wäre ein klares und hilfreiches Zeichen an sein Volk gewesen. Vielleicht hätte das Volk dadurch Einsicht erlangt, so wie es später in der Stadt Ninive geschah. Dort trug der König öffentlich einen Sack, das ganze Volk machte mit, und Gott erbarmte sich über dieses Heidenvolk, weil sie sich vor ihm demütigten.
Was der König hier tat, war halbherzig. Für ihn war es wie ein magisches Ritual, das vielleicht helfen könnte. Nach dem Motto: „Nützt es nichts, schadet es nichts.“ Er zog den Sack unter seine Kleider, damit die Leute ihn nicht sehen konnten, und hoffte, dass es irgendwie hilft.
Gottes Kritik an der oberflächlichen Buße
Durch den Propheten Hosea äußert sich Gott einmal zu dieser halbherzigen Haltung folgendermaßen: Sie schreien um Hilfe, aber es kommt nicht von Herzen. Sie liegen da und heulen, machen sich Einschnitte und schneiden sich ins Fleisch, damit ich ihre Bitte um Korn und Wein höre. Doch sie sind und bleiben aufsässig gegen mich und stellen sich immer wieder gegen mich.
Sie schreien um Hilfe, wollen sich aber vor Gott nicht demütigen. Sie heulen und schneiden sich ins eigene Fleisch, als wollten sie Gott erpressen, um von ihm etwas zu erlangen. Das ist nichts anderes als kindliche Quengelei.
Sie schreien um Hilfe, wollen ihr Leben aber nicht ändern. Sie wollen weiterhin sündigen und gleichzeitig, dass Gott die Folgen ihrer Sünde fortwährend beseitigt. Sie wollen weiterhin Geschirr zerschlagen, erwarten aber, dass Gott es immer wieder ersetzt.
Die Wut des Königs auf Elisa und die Suche nach einem Sündenbock
Dass der König sich nicht von seinen Götzen abwandte und sich nicht von Herzen dem Gott Israels zuwandte, zeigt sich deutlich in seinem wütenden Ausbruch. Er sagt: „Gottes Zorn soll mich treffen, wenn ich nicht heute Elisa, dem Sohn Schafatz, den Kopf abschlage.“
Statt sich vor Gott zu demütigen, verflucht er sich selbst und ruft den Zorn Gottes über sich herab. Er will den Propheten Elisa köpfen lassen – den Mann Gottes, nicht die Baalspriester. Nein, den Priester des Gottes Israels will er töten. Ein Sündenbock muss her, denn es ist immer leichter, jemand anderem die Schuld zuzuschieben, als sich selbst zu demütigen.
Warum er eine solche Wut auf Elisa hatte, wird im Text nicht klar. Vielleicht war er verärgert, weil Elisa einige Zeit zuvor die syrische Armee durch eine göttliche Tat erblinden ließ. Elisa führte die Soldaten dann mitten in die Stadt Samaria. Dort hätte man sie alle töten können. Der König fragte, ob er sie umbringen solle, doch Elisa antwortete: „Nein, bring sie nicht um, verköstige sie und lass sie im Frieden ziehen.“
Das wäre natürlich eine Gelegenheit gewesen, die syrische Armee zu schwächen, wenn man die Soldaten einfach getötet hätte. Vielleicht war der König deshalb sauer, weil er dachte: „Hätte Elisa gesagt, ich soll sie töten, dann hätten wir jetzt nicht dieses Problem.“
Ich weiß es nicht genau, vielleicht war das der Grund. Auf jeden Fall wissen wir, dass er unglaublich wütend auf Elisa war. Er wollte ihm einfach den Kopf abschlagen.
Die Begegnung des Königs mit Elisa und Gottes Verheißung
Der König sandte einen Boten vor sich her und machte sich selbst sofort auf den Weg zu Elisa. Gott hatte Elisa bereits offenbart, dass der König ihn köpfen lassen wollte. Elisa berichtete den Ältesten, die bei ihm zu Besuch waren – das war die Stadtverwaltung – dass sie diesen Boten des Königs zurückhalten sollten. Der König würde dann gleich folgen.
Leider ist das ein bekanntes Muster im menschlichen Verhalten: Trifft etwas Schlimmes ein, sucht man einen Schuldigen. Das ist bis heute zum Teil noch so. Man meint, diese Menschen beseitigen zu müssen, um das Unglück abzuwenden. So werden immer wieder Juden, Christen, Zigeuner und andere Volksgruppen verfolgt, weil man in ihnen quasi wie in einem Fluch den Grund für das Unglück sieht. Diesen Fluch müsse man beseitigen, statt einmal auf sich selbst zu schauen.
Auch Jesus wurde verfolgt, obwohl er niemandem etwas Böses getan hatte. Jesus hatte nie gesündigt und trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – wollten sie ihn beseitigen. Aber, und das wissen die meisten von uns, ist der Tod von Jesus für uns von größter Bedeutung geworden. Gerade weil er ohne Sünde war, konnte er für unsere Schuld bezahlen.
Peter schreibt in seinem Brief: Unsere Sünden hat Jesus ans Kreuz hinaufgetragen mit seinem eigenen Leib. Damit sind wir für die Sünden tot und können nun leben. Für das gute Leben: Durch seine Wunden seid ihr geheilt worden.
Elisa hatte noch nicht ausgeredet, da erschien bereits der König bei ihm. Offenbar beruhigte er sich ein wenig auf dem Weg zu Elisa, denn er wollte mit ihm sprechen. Er rief: „Wie kann ich noch weiter darauf warten, dass der Herr uns hilft? Gibt es noch irgendeine Hoffnung, dass Gott uns helfen wird?“
Er selbst schätzte die Möglichkeit, dass Gott noch helfen würde, sehr gering ein, denn er meinte, der Herr selbst habe uns doch in dieses Unglück gestürzt. Es ist einfach unfassbar: Gott ist wieder schuld! Er hat uns in dieses Unglück gestürzt. Damit wird noch einmal deutlich, wie verblendet dieser König war. Er beschuldigt Gott für diese schreckliche und aussichtslose Situation.
Das ist bis heute so. Die Menschen neigen dazu, für alles Schlimme Gott verantwortlich zu machen. Doch das Elend kommt nicht daher, weil Gott Freude daran hätte. Das Elend kommt, weil sich die Menschen von Gott abwenden. Sie ziehen sozusagen das Unglück auf sich selbst.
Durch den Propheten Jesaja sagte Gott: „Meint ihr, der Arm des Herrn sei zu kurz, um euch zu helfen? Oder der Herr sei taub und könne eure Hilferufe nicht hören? Meint ihr, mir sei irgendetwas unmöglich?“ Nein, das ist nicht das Problem. Das Problem ist ein ganz anderes: Wie eine Mauer steht eure Schuld zwischen euch und eurem Gott. Wegen eurer Vergehen hat er sich von euch abgewandt und hört euch nicht. Ihr habt das Unglück auf euch selbst gezogen.
Und trotzdem – und das ist nun das Faszinierende – was Israel in der Vergangenheit getan hatte, war Gott nochmals bereit, ihnen zu helfen. Elisa sagte dem König vor allen Anwesenden: „Hört das Wort des Herrn! So spricht der Herr: Morgen um diese Zeit sind im Tor von Samaria fünf Kilo Weizenmehl und zehn Kilo Gerstenkörner für ein Silberstück zu kaufen.“
Niemand konnte sich vorstellen, wie das, was Elisa hier versprach, eintreffen könnte. Wenn ein Eselskopf, der übrigens der schlimmste Teil des Esels ist – zum Essen, habe ich gelesen, alles andere sei besser als der Eselskopf – und ein unreines Tier 80 Silberstücke kostet, wie sollte dann nur wenige Stunden später für ein Silberstück fünf Kilo Weizenmehl oder zehn Kilo Gerstenkörner gekauft werden können? Unmöglich!
Keiner von uns würde das glauben. Wir würden alle sagen: „Ja, einer von diesen Spinnen.“ Der Offizier, der den König begleitete, sprach aus, was vermutlich die meisten dachten: Das ist unmöglich, und selbst wenn der Herr Fenster ihm den Himmel machen würde.
Doch Elisa war sich sicher, dass Gott ihm offenbarte, dass auch das eintreffen würde. Ob Elisa bereits wusste, wie Gott sein Versprechen erfüllen wird, wissen wir nicht. Wir werden das nächstes Mal sehen. Jedenfalls war er sich sicher, dass es so kommen wird, und er antwortete diesem Offizier: „Du wirst es mit eigenen Augen sehen, aber nicht mehr davon essen.“
Die heutige Relevanz und der Auftrag der Gemeinde
Das ist wirklich schrecklich und fast nicht zu ertragen, was damals in Samaria geschah. Menschen entfernten sich weit von Gott und machten dennoch Gott für ihr selbstgemachtes Desaster verantwortlich. Leider hat sich daran bis heute nichts geändert.
Menschen leben nach ihren eigenen Maßstäben und interessieren sich nicht dafür, was Gott gefallen würde. So merken wir, wie schwierig es ist, Menschen auf den christlichen Glauben anzusprechen. Glaube wird bei uns oft als etwas Persönliches, gar Intimes verstanden. Darüber sollte man nicht ungefragt mit jemandem sprechen, denn das wird oft als Belästigung empfunden.
Was ich glaube, ist meine Privatsache. Da hat mir niemand etwas zu sagen und niemand darf mich hinterfragen. Wenn wir ehrlich sind, haben wir uns mit dieser Situation schon ein bisschen arrangiert. Menschen wollen nichts von Jesus hören. Warum sollen wir überhaupt noch auf ihn zu sprechen kommen? Es interessiert sie ja ohnehin nicht. Das Höchste, was passiert, ist, dass sie danach lachen oder denken, wie sie es eben für richtig halten.
Was bringt das also? Unsere Bemühungen fallen meist auf keinen fruchtbaren Boden. Wir sprechen von diesem harten Boden, der für das Evangelium über alle Jahrhunderte hinweg hart geblieben ist. Und jetzt beteiligen wir uns als Gemeinde an diesem Projekt live on stage. Vielleicht fragen wir uns, ob sich dieser Aufwand lohnen wird. Haben sich die Menschen nicht schon viel zu weit von Gott entfernt? Lassen sie sich überhaupt noch einladen? Und wenn sie kommen, reagieren sie überhaupt noch auf das, was sie sehen und hören?
Ja, bei vielen Menschen mag es so sein, dass sie sich nicht einladen lassen und nichts hören wollen. Aber das bedeutet nicht, dass Gott nicht in ihr Leben eingreifen kann. Auch wenn es uns wie diesem Offizier geht, der nicht glauben konnte, dass sich die Situation in Samaria so plötzlich wenden würde, so können wir uns kaum vorstellen, dass ein Projekt wie live on stage Leben verändern wird – nicht das Leben meiner Eltern, meiner Kinder oder meiner Arbeitskollegen. Das können wir uns nicht vorstellen.
Aber das, was Jesus gesagt hat, gilt bis heute noch: „Ich bin das Licht der Welt, und wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Das heißt, es gibt Menschen, die bis heute aus der Finsternis ins Licht kommen.
Wenn Menschen dieses Licht entdecken sollen, müssen wir ihnen das Evangelium erklären.
Nun wollen wir unseren Herrn noch anbeten. Es geht um diesen großen Gott, den wir verehren – um diesen Gott, der Menschen liebt und sich freut, wenn Menschen zum Glauben kommen. Wenn Menschen nicht nur irgendwelche religiösen oder mystischen Praktiken vollziehen, wie jener König, der einen Sack unter seinem Kleid anzieht, sondern sich wirklich vor Gott demütigen. Wenn sie bereit sind, ihr Leben zu ändern und nicht erwarten, dass Gott ständig die Scherben ihrer Sünde wegräumen muss, sondern ihr Leben Gott anvertrauen.
