Fundament des Glaubens an den Schöpfer
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Diese Eingangssätze des großen christlichen Bekenntnisses fassen eine komprimierte Wahrheit zusammen. Sie nehmen ernst, was Jesus uns über Gott hat wissen lassen.
Denn Jesus, der Sohn Gottes, der aus der Welt Gottes gekommen ist, hat uns verlässliche Kunde aus dieser Welt gebracht. Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, hat ihn uns verkündet. So heißt es im Eingang des Johannesevangeliums: Niemand kennt den Vater, nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.
Im Bekenntnis der Kirche, das alle großen Konfessionen verbindet, geht es in seiner Grundstruktur um das innige Band zwischen dem Sohn Jesus Christus und dem Vater Jesu Christi. Das Bekenntnis zum allmächtigen Vater meint nicht den Allerweltsglauben, dass irgendwo über dem Sternenzelt ein guter Vater wohnen muss. Vielmehr geht es um den Vater Jesu Christi.
Einige Atemzüge weiter heißt es: Jesus sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, seines allmächtigen Vaters. Also hat Jesus intimste Kenntnis all dessen, was keiner von uns je gesehen hat. Aus dieser Verbindung heraus hat Jesus verkündigt: So ist durch Jesus Wahrheit geworden.
Anstelle von frommen Vermutungen können nun Gewissheiten für uns treten. Wir können verlässliches Wissen über den Schöpfer und auch über die von Gott gewirkte Schöpfung haben. Seit mehr als zweihundertfünfzig Jahren hat man sich angewöhnt, den christlichen Schöpfungsglauben lächerlich zu machen.
Die aufkommende Naturwissenschaft, die sich immer mehr verfeinerte, trat dabei immer häufiger in eine Koalition mit kritischer Bibelinterpretation. Dabei wurden mit unduldsamem Sarkasmus Leute belächelt, die, wie es hieß, noch daran glauben, dass die Welt in sechs Tagen entstanden ist.
Solcher Sarkasmus wird oft zum Alibi dafür, sich des Glaubens an den Schöpfer überhaupt zu entledigen – mit dem guten Gewissen, dass man über den Schöpfer und die Schöpfung ja gar nichts Gewisses wisse. Aber wir wissen: Jesus hat uns den allmächtigen Vater bezeugt.
Der christliche Glaube an Gott, den Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde, ruht nicht allein auf den ersten Blättern der Bibel. Er wird darum auch nicht so rasch, wie es manche gerne hätten, durch eine Evolutionslehre oder durch neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse aus den Angeln gehoben.
Der christliche Glaube nimmt vielmehr Jesus als den Offenbarer Gottes ernst. Darum ist der Glaube an den Schöpfergott nicht beliebig. Zweifeln am Schöpferglauben ist zugleich ein Anzweifeln der Autorität Jesu und berührt damit die Mitte des christlichen Bekennens und Glaubens.
Denn so hat Jesus gesagt: „Auch wenn Himmel und Erde vergehen werden, so werden seine Worte nicht vergehen.“ Darum will ich jetzt zusammen mit Ihnen auf einige der Worte Jesu hören, in denen Jesus uns Auskunft gibt über den allmächtigen Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Das schöpferische Wirken Gottes im Leben
Das erste Wort Jesu: Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch.
Wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur das, was er den Vater tun sieht. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, wen er will.
Das Hauptwerk Gottes besteht also im schöpferischen Tun, Tote lebendig zu machen. Dieses Wissen hat Eingang gefunden in den Lobpreis des jüdischen Achtzehn-Bitten-Gebetes: „Gepriesen seist du, Gott, der die Toten lebendig macht.“
Die Auferweckung der Toten und des Toten schließt Gottes ganzes Ja zur Kreatürlichkeit und Körperlichkeit mit ein. Für Gott sind wir nicht nur Geist und Seele, sondern die ganze kreatürliche Wirklichkeit von Mensch und Welt ist ihm wichtig.
Gottes Schöpfungstat war nicht nur eine Initialzündung irgendwo am Anfang der Geschichte des Universums. Das schöpferische Wirken Gottes, aus dem Tod Leben zu schaffen, geht weiter durch Gott, den Sohn.
Dabei denkt Jesus in erster Linie an Menschen, nicht vorrangig an Saat und Ernte, an Frühling und Herbst. Das lebenschaffende Wirken Gottes zielt vornehmlich auf uns Menschen, auf das Heimkommen zu Gott, auf das neue Leben aus Gott – schon hier und erst recht ewig.
Es geht darum, dass Menschen erfüllt werden mit dem Geist Gottes, dass sie Befreiung von Schuld erfahren und erlöst werden von dem Bösen.
Die Bedeutung der Schöpfungsordnung für den Menschen
Lassen Sie mich erneut ein Wort Jesu weitergeben. Habt ihr nicht gelesen: Gott, der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie als Mann und als Frau? Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.
Jesus nimmt also den biblischen Schöpfungsbericht aus 1. Mose 2 bewusst auf und bejaht die Aussage über die Unauflöslichkeit der Ehe. Besonders hervorstechend und unübersehbar ist die Formulierung „Gott, der am Anfang den Menschen geschaffen hat“. Jesus hätte ja ebenso sagen können: „Gott, der am Anfang die Welt geschaffen hat“. Doch für Jesus steht im Mittelpunkt der Gesamtschöpfung der Mensch.
So wie nach einer anderen Aussage Jesu der Sabbat um des Menschen willen da ist und nicht der Mensch um des Sabbats willen, so ist die ganze Schöpfung um des Menschen willen da, nicht der Mensch um der Schöpfung willen. Das ist kein Freibrief für den Menschen, die Schöpfung auszubeuten, aber es ist eine Klarstellung dessen, was wahre Vorrangigkeiten in der Schöpfung sind.
Jesus sieht die Schöpfungsordnung Gottes als so wichtig an, dass sie für alle Zeiten gültig bleibt. Man kann sie nicht evolutionär verändern oder an veränderte Verhältnisse anpassen. Damit nimmt Jesus auf, was die Schöpfungsberichte bezeugen: Gottes Schöpfung ist von Anfang an sehr gut, und sie wurde durch die Härtigkeit des Herzens beim Menschen verändert.
Doch was Gott am Anfang und von Anfang an festgelegt hat, bleibt erkennbarer und gültiger Wille Gottes.
Gottes Gnade und die Bewahrung der Schöpfung
Ein weiteres Wort Jesu, des Offenbarers Gottes
Ich sage euch: Liebet eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn Gott, der Vater im Himmel, lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute. Er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Die gute Schöpfungsordnung von Tag und Nacht, von Abend und Morgen, von Sonne und Regen bleibt nach Jesu Aussage erhalten – auch für böse Menschen. Wir hören also bei Jesus bestätigt, was schon die ersten Blätter der Bibel berichten über die Festlegung Gottes: „Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen. Denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“
Es ist also nicht Gottes Zorngericht, wenn die Erde in unseren Tagen verderbt wird. Aber noch viel wichtiger ist der Hinweis Jesu, dass dieser Gott der Schöpfer und Erhalter der Welt ist. Dass dieser Gott dem Menschen ein Vater sein will. Und diese väterliche Art Gottes soll auf uns Menschen abfärben, besonders auf unseren Umgang mit bösen Menschen.
Darum kann auch das Mühen um die Erhaltung der Schöpfung nicht bestimmt sein vom Hass auf solche, die Gottes gutes Werk verderben. Aus dem Wirken Gottes in der Schöpfung, aus der Erhaltung der Gnade Gottes in der Schöpfung soll der Mensch lernen, für sich selbst Konsequenzen zu ziehen. Gott lässt regnen auf Gerechte und Ungerechte.
Die Schöpfung Gottes soll den Menschen lehren, zu einem rechten Lebensbezug zu ihm, dem Schöpfer, zu kommen. Und das soll sich auswirken, auch in einem gnädigen Verhalten zum bösen Menschen. Natürlich wird eine weitere Konsequenz auch sein, dass der Mensch in seinem Umgang mit der Erde bewusst wie Gott und mit Gott gegensteuert – gegen alles Verderben.
Es ist ja heute weltweit schon ein beachtliches Heer von Menschen, das sich zu solchen Gegensteuern gerufen weiß. Oft genug befremdet solche engagierten Verteidiger der Umwelt, dass die Christen nicht wie ein Mann sich hinter sie und ihre Ziele stellen. Aber uns Christen fällt es manchmal einfach schwer, überall dort mitzumarschieren, wo für die Erhaltung der Umwelt demonstriert wird. Überall dort einfach mitzuschreien, wo gegen die Verderber der Umwelt geschrien wird.
Zu oft fehlt dort einfach der barmherzige Geist Gottes. Es wird zu viel gebaut auf die Effektivität von anklagenden Beschuldigungen. Es fehlt so oft die Gewissheit, dass es neben der Bemühung des Menschen um die Erde vor allem der gnädige Gott ist, der die Erde vor dem Verderben bewahren will, solange die Erde steht.
Gott ist es doch, der seine Gnade genau dort noch mächtiger werden lassen will, wo die Sünde mächtig geworden ist. Weil Gott seine Gnade bis heute noch nicht gekündigt hat, muss dies für Christen der Impuls sein beim Mitschaffen zur Erhaltung der Schöpfung.
Wenn diese Zusammenhänge nicht mehr gesehen und nicht mehr ernst genommen werden, schöpft sich die edelst gemeinte Bemühung um die Erhaltung der Umwelt im rein Horizontalen. Es werden dabei die Menschen und ihr Tun völlig überbewertet. Der Mensch kann doch nicht mehr zerstören, als es Gott, der Schöpfer und Erhalter, zulässt. Der Mensch kann bei der Erhaltung der Schöpfung nicht mehr leisten, als es die erhaltende Gnade Gottes vermag.
Gottes Fürsorge für die Schöpfung und den Menschen
Noch einmal zurück zu Jesus selbst: „Schaut die Lilien auf dem Felde an, wie sie wachsen. Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras unter dem Himmel so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?“
Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen. Und doch ernährt euer himmlischer Vater sie. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach all dem trachten doch die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.
So weit Jesus. Dies sind eines der schönsten, geradezu dichterischen Worte Jesu über die Kreatur und über die Mitgeschöpflichkeit des Menschen. Paulus sagt von ihr, dass die der Vergänglichkeit unterworfene Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstigt.
Aber Jesus bezeugt Gott als den Erhalter und Schöpfer, der bis heute für den kleinsten Sperling sorgt und ihn nährt. Der Gott, der das Gras auf dem Feld in Herrlichkeit kleidet, wird umso mehr Nahrung und Kleidung geben denen, die er als Vater annehmen will. Das erhaltende Fürsorgen Gottes in der gesamten Schöpfung gilt in allererster Linie dem Menschen und seinen Bedürfnissen.
Wichtiger jedoch als die menschliche Sorge um die täglichen Bedürfnisse, die wir doch so haben, ist die Bitte zu Gott, wie Jesus uns im Vaterunser gelehrt hat: „Unser täglich Brot gib uns heute.“ Viel wichtiger ist die Bitte: „Lass dein Reich kommen“, das Trachten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.
Wir dürfen dieses Trachten nach dem Reich Gottes nicht einfach mit dem Trachten nach der Erhaltung der Schöpfung, der Kreatur, gleichsetzen. Hier ist noch einmal etwas anderes, ein höheres Ziel gemeint. Nach Jesu ganzer Botschaft bedeutet das Reich Gottes nicht einfach nur verbesserte Verhältnisse auf Erden. Das Reich Gottes meint Menschen, die sich von Jesus in die Gemeinschaft rufen lassen – mit ihm, der das Reich Gottes in Person ist.
Wo es solches Trachten nach dem Reich Gottes gibt, da wird auch all das zufallen, was den Menschen in seiner Sorge um Nahrung und Kleidung, um die Erhaltung von Tier und Pflanze bewegt. Die wahre Fürsorge für die Mitgeschöpfe des Menschen wird dort gut aufgehoben sein, wo nach dem Reich Gottes getrachtet wird.
Dieser Satz ist unumkehrbar. Es kann nicht heißen, wie heute oft zu hören ist: Wo es uns um Tier und Pflanze, um Robben und die Umwelt geht, da geht es auch automatisch um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit.
Aber das Trachten nach dem Reich Gottes hat Auswirkungen – auch für die Umwelt, auch für die Robben, für die Pflanzen und für die Tiere auf dieser Erde. Besonders leiden Tier und Pflanze darunter, dass der Mensch nicht mehr den Adel der Kinder Gottes trägt.
Die Erlösung des Menschen als Mittelpunkt der Schöpfung
Jesus ist im Vergleich zu den vielfachen Aussagen des Alten Testaments sehr zurückhaltend mit seinen Äußerungen über die Kreatur. Das Alte Testament berichtet davon, dass Berge und Sterne Gott zujubeln, dass die Flüsse und die Bäume jauchzen und fröhlich sind, wenn Gott Gerechtigkeit auf Erden anrichten wird.
Was Jesus hier in der Bergpredigt kurz skizziert – über die Lilien auf dem Felde und die Vögel unter dem Himmel – meint im Grunde nichts anderes als die farbenprächtigen Schilderungen des Alten Testaments. Wenn der Mensch erlöst wird von der knechtischen Vergänglichkeit, werden auch die Tierwelt, die Pflanzenwelt, die Gestirne erlöst werden. Das Feld und die Berge, die Täler und Höhen, der Himmel und das Meer werden erlöst sein.
Für Jesus liegt eindeutig der Schwerpunkt seiner Botschaft darauf, dass der verlorene Sohn, der sein Erbteil mit Prassen durchgebracht hat, wieder heimfindet zum allmächtigen Vater. Dieser sehnt sich nach dem Heimkommen seiner Töchter und Söhne. Wir alle kennen wohl das Gleichnis Jesu vom verlorenen Sohn.
Das Größte in diesem Gleichnis besteht darin, dass auch der Mensch, der alles Anvertraute durchgebracht und vernichtet hat, wieder zum Vater heimkommen kann. Der Vater fragt nicht: „Wo ist das Geld? Ich möchte mein Gut wiederhaben.“ Stattdessen freut er sich, dass der Sohn heimkommt. Der Sohn muss nicht als Tagelöhner dienen, sondern kann wieder in die vollen Sohnesrechte eingesetzt werden.
Das ist Jesu Botschaft vom wahren Gott, von dem Vater, der in der Christenheit auch als der Allmächtige, als der Schöpfer des Himmels und der Erde bekannt ist. Das Verhältnis des Menschen, der von Gott in Rebellion weggelaufen ist, soll geheilt werden. Die Welt soll im Innersten heil werden. Von dort aus sollen dann auch bis in die Außenbezirke hinein, in die Umwelt, wieder heilende und gesund machende Impulse ausgehen.
Jesus lässt uns jedoch nicht vergessen: Die Rebe kann keine Frucht bringen aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt. Darum ist die eigentliche Sünde, für die Gottes guter Heiliger Geist uns die Augen öffnen kann, nicht einfach nur dies und jenes furchtbare falsche Verhalten des Menschen gegenüber sich selbst, seinen Mitmenschen oder seiner Umwelt. Vielmehr ist es, dass der Mensch nicht glaubend und vertrauend in Verbindung mit Gott und mit Jesus bleibt, dem Beauftragten Gottes.
In einer Welt der Auflehnung gegen Gott und gegen seine guten Ordnungen wird, wie Jesus sagt, die Liebe in vielen erkalten. Die Rücksichtslosigkeit gegenüber Menschen und der Umwelt wird zunehmen. Selbstsucht wird das Verhalten der Menschen bestimmen, die von der guten Ordnung des Vaters weggelaufen sind.
Gegen all das kann man eine neue kämpferische Sensibilität mobilisieren. Doch das ist nur ein Herumdoktern an den Symptomen. Wahre Therapie besteht darin, zu wollen: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.“
Dieser Allmächtige, so sieht Paulus in seinem Brief an die Epheser völlig zutreffend, beweist die überschwängliche Größe seiner Kraft und Macht darin, dass verlorene Söhne heimfinden und glauben können (Epheser 1,19-23).
Die erste Christenheit und ihr Bekenntnis zum Schöpfer
Ich glaube an Gott, den Schöpfer, den Allmächtigen. Das hat die erste Christenheit schon in ihren frühen Tagen gegen allen Unglauben bekannt. Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Damals, in der Zeit der ersten Christenheit, lebten Menschen in Jahren, in denen sie die böse Welt nur so erklären konnten: Sie ist ein Jammertal. Dass wir einen Körper haben müssen, dass wir Bedürfnisse haben müssen, dass wir sterben müssen – all das ist Last.
Das Eigentliche, das wirklich Wertvolle, ist der Funke unserer Seele, tief in uns drinnen. Dieser Funke ist jetzt in Gefangenschaft, fern von seiner eigentlichen himmlischen Heimat. Nun kommt es darauf an, dass dieser Seelenfunke befreit wird von seiner einschließenden Körperhülle, damit er sich erheben kann zu himmlischen Höhen.
Auch heute kennen wir solche Stimmen. Es sind Sehnsüchte, voll von Weltflucht. Sie können verschiedenste Formen annehmen, etwa die des Rausches. Was liegt mir an meinem Körper, den ich zerstöre? Hauptsache, die Droge oder der Alkohol schaffen mir Bewusstseinserweiterung, schaffen lichte Momente, in denen ich high bin.
Oder da sind die Aussteiger: Was gehen mich Beruf, Politik, Familie an? Ich will frei sein. Was aus meinem Leben wird, was aus meiner Zukunft – wen interessiert das schon? Ich suche das eigentliche Leben.
Oder da sind die ganzen modernen Kulte, voll von Weltvergessenheit, bis hin zu den Träumen der Seelenwanderung. Es geht um Befreiung von aller Niedrigkeit, Befreiung von aller Körperlichkeit – das ist die Devise.
Damals, im zweiten nachchristlichen Jahrhundert, haben sich einige einflussreiche religiöse Gruppen, die bis hinein in die Christenheit viel Anhang fanden, Gedanken darüber gemacht, wie denn diese böse, arge Welt zustande gekommen sein soll. Sie schrieben dann die Schöpfung einem Gegengott zu, dem Demiurgen, dem großen Gegenspieler des wahren Gottes, wie sie meinten. Einige von ihnen verehrten sogar die Schlange, weil sie sich dort im Paradies gegen den biblischen Schöpfergott aufgelehnt hatte.
Gegen solche Verdrehung der christlichen Wahrheit bekannte die junge Christenheit: Ich glaube an Gott, den Schöpfer. Mein Körper ist ein Geschenk, meine Phantasie ist ein Geschenk, dass ich leben kann, jeder Herzschlag ist ein Geschenk.
Die Bewahrung der Schöpfung und die Verbindung zum Schöpfer
Heute gibt es neben der Weltflucht auch eine andere Bewegung, in der die Welt geradezu vergötzt wird. Es ist verständlich, dass angesichts der unheimlichen Zerstörung und Vergiftung unserer Erde – bis hinauf zur schützenden Ozonschicht, also bis in die Stratosphäre und den Weltraum hinein – die Bewahrung der Schöpfung zu einer wichtigen Parole wird.
Doch wird oft gerade bei denen, denen die Schöpfung sehr lieb ist, nicht mehr damit gerechnet, dass es einen Schöpfer gibt. Es erscheint widersinnig, sich mit Liebe und Fürsorge für die Schöpfung einzusetzen, wenn man diese Schöpfung nur als ein wunderbares Uhrwerk betrachtet, das von selbst läuft und läuft. Dabei wird nur darauf geachtet, dass sie vor Verschmutzung, Zerstörung und Verachtung bewahrt wird.
Dies führt hinein in den großen Kreis der Menschen, die ohne Verantwortung vor dem Schöpfer meinen, sie könnten mit der Schöpfung umgehen wie mit einem alten Auto, das ausgeschlachtet werden kann. Ebenso gehören dazu viele, denen die Bewahrung der Schöpfung ein heiliges Ziel geworden ist, ohne dass sie ebenso darauf achten, mit dem Schöpfer, dem Vater, in Verbindung zu kommen.
Die Christenheit bekennt bis heute: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“ Für die Christenheit gibt es keine wahre Achtung vor der Schöpfung ohne Achtung vor dem Schöpfer. Ebenso gibt es keine Achtung vor dem Leben ohne Achtung vor Gott, dem Schöpfer allen Lebens.
Die erste Christenheit hat die biblischen Schöpfungsaussagen der Bibel – in der Urgeschichte, im prophetischen Wort und in den Psalmen – nicht vergessen. Sie erhielt jedoch einen neuen Ansatz für die Auseinandersetzung mit widergöttlichen Schöpfungslehren und verführerischen Philosophien ihrer Zeit. Dies geschah, indem sie die Aussagen Jesu, des Sohnes Gottes, über den Vater aufnahm, der bis heute wirkt und Leben aus dem Tod schafft.
Die erste Christenheit bezeugte Jesus, der die Auferstehung und das Leben in Person ist, in einer Welt, die von Auferstehung, Wiedergeburt und neuem Leben sprach, dabei aber das Geschöpfliche, das Leibliche, das Kreatürliche missachtete. Sie sah die Allmacht Gottes nicht nur darin, dass Gott irgendwann in den Anfängen der Erde Leben aus dem Nichts geschaffen hat.
Vielmehr bezeugte sie die Allmacht Gottes so, dass Gott bis zum heutigen Tage in erhaltener Gnade wirkt. Er ist im Heimsuchen und im Glaubensschaffen, im Festhalten im Tod und in der Schaffung des neuen Himmels und der neuen Erde gegenwärtig, in der die Gerechtigkeit wohnen wird.
Diese Einbettung des christlichen Schöpferglaubens in das Heilswerk Jesu und des Heiligen Geistes ist so eindeutig, dass wir heute aufpassen müssen, sie nicht zu vergessen oder zu verleugnen. Gerade in einer Zeit, in der die Fragen um Schöpfung und Umwelt so stark im Vordergrund stehen, ist dies von großer Bedeutung.
Für Jesus, den Offenbarer Gottes, sind diese Fragen unauflöslich verbunden mit der Rettung des hilflosen, verlorenen und gottentfremdeten Menschen durch ihn. Sie sind ebenso verbunden mit der Neuschaffung der von der Sünde entstellten Welt durch das lebensschaffende Werk des Heiligen Geistes.