Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 398: Die zweite Leidensankündigung.
Das fehlende Verständnis der Jünger
Lasst uns zuerst einen Blick auf die Jünger werfen, genauer gesagt auf ihr grundsätzliches Verständnis dessen, was auf sie zukommen wird. Es erstaunt mich immer wieder, wie wenig die Jünger tatsächlich verstanden haben.
Gleichzeitig sind die ehrlichen Berichte von unverständigen Jüngern ein Hinweis auf die Echtheit der Evangelien. Wer würde sich als Anführer einer neuen Religion darstellen, indem er sich selbst als jemanden zeigt, der bis zum Schluss fast nichts versteht? Niemand würde das tun. Und doch entspricht genau das der Wahrheit.
Bis zum Schluss verstehen die Jünger nicht, was Jesus sagt.
Als sie sich in Galiläa aufhielten, sprach Jesus zu ihnen: „Der Sohn des Menschen wird überliefert werden in die Hände der Menschen, und sie werden ihn töten. Am dritten Tag wird er auferweckt werden.“ Sie wurden daraufhin sehr betrübt (Markus 9,30-32).
Sie gingen von dort weg und zogen durch Galiläa. Jesus wollte nicht, dass es jemand erfuhr, denn er lehrte seine Jünger und sprach zu ihnen: „Der Sohn des Menschen wird überliefert in die Hände der Menschen, und sie werden ihn töten. Nachdem er getötet worden ist, wird er nach drei Tagen auferstehen.“
Sie verstanden diese Rede jedoch nicht und fürchteten sich, ihn zu fragen (Lukas 9,44-45).
Nehmt diese Worte in eure Ohren: Der Sohn des Menschen wird überliefert werden in die Hände der Menschen. Doch sie verstanden dieses Wort nicht. Es war vor ihnen verborgen, weil sie es nicht begriffen, und sie fürchteten sich, ihn über dieses Wort zu fragen.
Zwei Erkenntnisse aus den Berichten
Wenn wir diese Berichte lesen, werden zwei Dinge deutlich. Erstens: Jesus weiß genau, was auf ihn zukommt. Der Herr Jesus kennt die alttestamentlichen Prophezeiungen und weiß, dass er sterben und auferstehen muss.
Wieder dürfen wir uns fragen: Wer ist dieser Mann? Wer ist derjenige, der seinen Tod und seine Auferstehung vorhersagt? Wir begreifen einmal mehr, dass das Kreuz kein Versehen war. Der Herr Jesus will nicht sterben, aber er weiß, dass er es muss. Er muss sterben und auferstehen, um seine Mission zu erfüllen.
Zweitens sind die Jünger völlig überfordert. Sie sind abwechselnd betrübt, begreifen nicht, was Jesus ihnen sagen will, oder fürchten sich, ihn zu fragen. Bei ihnen mischen sich also Traurigkeit, Unverständnis und Furcht. Leider ist das keine gute Mischung.
Es ist vor allem keine Mischung, die wir bei den Jüngern Jesu erwarten würden. Wie kann es sein, dass sie nach all den Erlebnissen immer noch so wenig verstehen?
Die menschliche Realität des Unverständnisses
Und die Antwort ist ganz einfach: Es ist halt so.
Jürgen, das ist doch keine Antwort.
Doch, und es ist eine der besten Antworten, die ich kenne. Sie ist vielleicht nicht befriedigend, aber sie ist menschlich, zutiefst menschlich.
Ich lese gerade ein Buch von einem Ex-Pastor, der seinen Glauben verloren hat und jetzt einen Kriegszug gegen das Christentum führt. Bei vielen seiner Argumente gegen Gott und den Glauben denke ich mir: Du hast überhaupt nicht verstanden, wie verkorkst der Mensch ist.
Ein Beispiel: Wenn man Gott vorwirft, er hätte nicht klar genug kommuniziert, weil es heute so viele christliche Konfessionen gibt, dann denke ich mir, das ist doch Quatsch. Als Prediger weiß ich, du kannst so klar, logisch und anschaulich predigen, wie du willst. Es gibt immer noch Leute, die deine Worte in den falschen Hals bekommen. Das ist die Realität.
Gott und seine Kommunikation scheinen mir da nicht das Problem zu sein. Der Mensch ist es – seine Emotionalität, seine Unlogik und sein Wunsch nach Selbstdarstellung auf Kosten der Wahrheit. Das sind die eigentlichen Probleme.
Meine Frage war: Warum verstehen die Jünger immer noch nicht, was Jesus will?
Antwort: Es ist halt so. Ein bisschen Niedergeschlagenheit, ein bisschen Dummheit, ein bisschen Ängstlichkeit – und wir sind raus.
Wer sich das nicht eingesteht, der liegt halt falsch. Der Mensch ist nicht das Logikmonster, das emotionslos für die Wahrheit jede gedankliche Schlacht schlägt. Unser Denken ist abhängig von unserer Gefühlslage, von unserem Vorverständnis und von dem Wunsch, gut dazustehen.
Wir sind viel abhängiger, als uns das womöglich klar ist, und die Jünger sind da nur ein guter Beweis für diese These. Als Menschen fällt es uns viel schwerer, uns gedanklich auf Neues einzulassen, als uns das häufig bewusst ist.
Gottes Geduld und Unterstützung trotz menschlicher Schwäche
Und nun die gute Nachricht: Unser Unvermögen hält Gott nicht davon ab, uns zu retten. Es macht die Rettung für ihn nur etwas schwieriger – bis heute.
Der Herr Jesus wendet sich nicht einfach ab und verstößt seine Jünger, nur weil sie auch beim zweiten Anlauf nicht verstehen wollen, was er ihnen sagen möchte. Er verstößt sie nicht, sondern geht einfach weiter, bringt seinen Auftrag zu Ende und vertraut darauf, dass der Zeitpunkt kommen wird, an dem die Jünger verstehen.
Sie werden verstehen, weil der Heilige Geist ihnen hilft. Er unterstützt sie dabei, die Schriften zu begreifen und alle prophetischen Ideen zu einem Gesamtbild zusammenzufügen.
Gott gibt den Jüngern die Zeit und die Unterstützung, die sie brauchen, um den Weg der Errettung und die Veränderungen hin zum neuen Bund zu begreifen. Dabei halten sich die Jünger, allen voran Petrus, häufig für die Schlauen – für solche, die ganz genau wissen, was für ihren Rabbi gut ist.
Gott aber weiß um ihre Schwachheit und gibt sie trotzdem nicht auf.
Gottes Umgang mit meiner Begrenztheit
Gott geht mit mir genauso um. Er kennt und akzeptiert meine Begrenztheit. Auch wenn mir meine Gefühle, mein mangelndes Verständnis oder meine Ängstlichkeit im Weg stehen, macht Gott mit mir weiter.
Natürlich wünscht er sich für mich, dass ich irgendwann ein Leben führe, das ihm vertraut, das ihn versteht und das viele Fragen stellt. Denn es will immer noch mehr verstehen. Das ist Gottes Wunsch für mich.
Geistliche Reife bedeutet genau das: dass ich es schaffe, meine Emotionen auf gesunde Weise zu regulieren, Gottes Wesen und seinen Umgang mit mir immer besser zu verstehen und dass ich vollständig damit aufhöre, mein Unverständnis und meine Zweifel zu verstecken. Ich weiß, wo ich eine befriedigende Antwort finde.
Die Entwicklung der Jünger nach Pfingsten
Wenn wir den Jüngern auf ihrem Weg nach Pfingsten folgen, treffen wir auf veränderte Menschen. Aus Niedergeschlagenheit wird Freude, aus Dummheit wird Verstehen, und aus Angst wird Mut.
Eine solche Entwicklung ist möglich und wünschenswert. Sie braucht jedoch Zeit, und diese Zeit gibt uns Gott.
Ermutigung für den persönlichen Glaubensweg
Und was ich heute sagen möchte, ist Folgendes: Wenn du dich manchmal so verloren fühlst wie die Jünger, die nicht verstehen, was Jesus ihnen sagen will, gib nicht auf.
Deine Niedergeschlagenheit, dein Unverständnis oder dein Ego haben nicht das letzte Wort. Bleibe treu an Jesu Seite, folge ihm, und er wird dich durch sein Wort und durch seinen Geist in den Menschen verwandeln, der er schon in dir sieht und der du sein willst.
Was könntest du jetzt tun? Überlege dir, wie du eine christliche Freundin ermutigen kannst, die sich für völlig unwürdig hält, Gott zu begegnen und kurz davorsteht, ihren Glauben wegzuwerfen.
Das war es für heute. Auf YouTube kann man die Glocke bei den Videos anschalten, um immer auf dem Laufenden zu bleiben. Tu das doch.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.