Die Ursprünge der Heidenmission und die unscheinbaren Anfänge
Wir haben die erste heidenchristliche Gemeinde in der ganzen Geschichte, und zum ersten Mal gibt es Mission. In unseren Kreisen wird viel darüber gesprochen, was Mission ist und wie Mission geschieht. Ebenso ist das Thema bekannt, das Sie aus Ihrer Gemeinde auch kennen: Wie baut man heute Gemeinde auf?
Es gibt zahlreiche Bücher – ich weiß gar nicht, wie viele Hundert es sind – die sich mit der Frage beschäftigen, wie Gemeinde gemacht wird. Es gibt ganze Kongresse zu diesem Thema. Doch am besten erhält man einen Durchblick im Zeitgeschehen, wenn man sich einfach im Neuen Testament anschaut, wie es damals war, beim ersten Mal, im Original.
Das Erste, was mir auffällt: Es war keine große Sache, fast heimlich. Man müsste meinen, es müssten große Flugblätter verteilt werden, Plakate aufgehängt, Mitarbeiter geschult und Kongresse abgehalten werden. Doch es gab nichts davon: keinen Aufruf, keine große Erklärung, keine Konferenz, keine Organisation, kein Strategiepapier. Nichts davon wird erzählt.
Das ist ein Markenzeichen von Herrn Jesus, dass er es immer so gemacht hat – mit kleinen, unscheinbaren Anfängen.
Nun können Sie die Missionsgeschichte lesen: Als Hudson Taylor ausgesandt wurde, stand niemand am Ufer außer seiner Mutter in London. Wenn die großen Missionare losgingen und Gründungen erfolgten, dann geschah das in keinem großen christlichen Zentrum. Ganz klein und unscheinbar haben die großen Dinge begonnen.
Ich weiß nur, wie „Licht im Osten“ gegründet wurde, lange vor meiner Lebenszeit. Da waren ein paar Leute, die sich russischen Kriegsgefangenen annahmen. Sie beteten und zogen dann los.
Man kann bei jedem Visionswerk untersuchen, wie es war. Zum Beispiel bei der Lahö: Dort war ein Kreis von Brüdern beteiligt. Interessant ist, sich überall erzählen zu lassen, wie es war.
Keine große Sache – das Markenzeichen Gottes ist immer so gewesen.
Das Versagen der berufenen Leiter und die Verfolgung der Christen
Das Versagen der berufenen Leiter, insbesondere der Apostel in Jerusalem, ist auffällig. Hatten sie ihren Kopf nicht bei der Sache? Warum haben sie keine Mission betrieben? Niemand außer den Aposteln hat Mission gemacht, obwohl Jesus so klar dazu aufgerufen hatte.
Das war die ganze Kirchengeschichte hindurch so: Die berufenen Leiter haben versagt. Im Reich Gottes war das keineswegs immer der Fall. Die berufenen Leiter haben nichts unternommen, obwohl Jesus so deutlich gesagt hatte, man solle in alle Welt gehen. Über Mission kann man viel reden. Oft sagt man, man sei eine missionarische Gemeinde. Doch ob wirklich Hausbesuche gemacht werden und ob man den Leuten auf dem Weg begegnet, ist eine andere Frage. Das Hinlaufen zu den Menschen ist sehr wichtig.
Es gab eine Verfolgung, eine Katastrophe, nach dem Tod Stephanus. In der Apostelgeschichte wird das kaum ausführlich behandelt. Dort heißt es nur, dass die, die zerstreut wurden, während der Verfolgung flohen, die wegen Stephanus begann.
Stephanus war der mutigste Evangelist. Obwohl er ursprünglich Sozialarbeiter war, organisierte er Essensausgaben und besuchte Kranke. Er hatte das herrlichste Zeugnis von Jesus – genau das, was wir in der Diakonie brauchen. Wegen seines Jesuszeugnisses wurde er gesteinigt. Danach begann eine Verfolgung. Die Apostel blieben in Jerusalem, aber viele Gemeindeglieder flohen um ihr Leben. Sie gingen nach Zypern und in viele andere Richtungen, auch nach Norden.
Ihr habt auf eurer Reise Antiochia besucht. Das ist heute der äußerste Punkt der Türkei, nördlich von Libanon und Syrien, oben an der Ecke. Dort war es sehr schwierig, denn die Geheimpolizei verlangte eine Genehmigung, wenn Christen dorthin reisen wollten. So gefährlich ist es heute in der Türkei.
Antiochia war der Ausgangspunkt der ersten Gemeinde unter den Heidenchristen. Für die Mission war die Christenverfolgung eigentlich das Schlechteste, was passieren konnte – eine Katastrophe. Die Flüchtlinge waren unterwegs und rannten um ihr Leben.
Die Menschen sind 500 Kilometer weit geflohen, um sich dort in Sicherheit zu bringen. Ich versuche, leiser zu sprechen, damit es ruhig bleibt. Die Leute rannten um ihr Leben und kamen auch nach Antiochia.
Es gibt 22 Städte namens Antiochia in der Antike. In der Bibel sind nur zwei Antiochien erwähnt: eines in der Zentral-Türkei, das viele Urlauber von Antalya kennen, und das Antiochia am Orontes. Letzteres war die drittgrößte Stadt im Römischen Reich nach Rom und Alexandria. Etwa 300.000 Menschen lebten dort.
Man kann sich vorstellen, dass unter den Flüchtlingen auch viele von euch waren. Wenn man alles verloren hat, worüber spricht man dann? Über das schöne Haus, den Garten oder was man zurücklassen musste? Ich habe viele Flüchtlinge gesprochen. Sie erzählten oft von ihren Pferden und dem schönen Leben in ihrer Heimat, etwa in Ostpreußen.
Doch diese Flüchtlinge waren anders. Sie redeten vom Wort Gottes und nicht über ihr Leid. Das ist das Erste, was man erkennen muss: Waren sie so mutig? Sie haben ihr eigenes Ich gekreuzigt.
In der Nachfolge Jesu geht es nicht um mich. Ich habe einen Größeren. Ich diene meinem Herrn Jesus. Das ist das Erste, was man für die Mission braucht: Durchblick im Zeitgeschehen und die Erkenntnis, dass man nicht für sich selbst lebt.
Heute ist es in den Gemeinden üblich, zu fragen: Wie kann Gott das zulassen? Das ist die dümmste Frage, die man stellen kann. Gott kann alles. Darauf gibt es keine Antwort, weil Gott Gott ist.
Man könnte Abende damit verbringen, darüber zu reden. Wichtig ist aber, dem Herrn mit Freude das Leben zu bringen und zu tun, was er will. Was haben wir am Mittag besprochen? Tu, was für den Herrn. Das ist Mission im Originalzustand.
Die ersten Christen fielen aus dem Rahmen. Es waren ganz andere Menschen. Jesus war wirklich Herr ihres Lebens geworden. Sie kamen in eine fremde Umgebung und redeten nicht über das Unrecht, das ihnen widerfahren war. Sie klagten nicht, wie böse die Welt sei.
Sie sagten: Ja, uns ist Unrecht widerfahren, aber kein Wort des Klagens. Sie wussten, dass sie alles Gott anheimgeben müssen. Das mussten sie auch in ihrem Leben unter die Füße bekommen.
Sie hatten alle viel Schweres zu tragen. Doch sie sagten: Herr, du hast mir das zugemutet, und ich lebe damit. Mein Lebensziel ist es, dir zu dienen.
Kleine Anfänge und das Verkündigen des Wortes
Mein erster Punkt ist jetzt wichtig: Die großen Dinge im Reich Gottes beginnen klein und unscheinbar. Die großen Werke des Reiches Gottes, die große Weltmission, der Anfang der Heidenmission – all das begann unscheinbar.
Das wissen Sie genauso aus Ihrem eigenen Leben: So fängt es an, und dann kann alles wachsen. Herrlich! Wenn Sie die Werke des Reiches Gottes untersuchen, werden Sie überall die Bestätigung finden. Zum Beispiel bei Bodelschwingh, der mit dem Beten begann. Alles fing klein an, aber es waren Wege, die im Gehorsam mit Jesus begonnen wurden.
Das Zweite, was wir sehen: Sie gingen in die Synagoge. Sie waren ja Juden, Christen, Jesusgläubige Juden, und gingen in die Synagoge – das waren ja ihre Freunde – und verkündigten das Wort.
In Vers 19 heißt es: Sie kamen bis Zypern an die Jochia und verkündigten das Wort, und zwar niemandem außer den Juden. Sie verkündigten das Wort. Aber welches Wort? Das Wort von Jesus. Das war es, was sie entdeckt hatten. Sie sprachen nicht über Beschneidung, jüdische Gesetze oder Reinheitsvorschriften. Sie sagten: „Das steht doch schon im Alten Testament.“ Damals gab es das Alte Testament und die Prophezeiungen im Propheten Jesaja, wo vom Knecht Gottes die Rede ist, der die Last der Welt trägt. Das ist Jesus, und das haben sie erkannt. Auch in den Psalmen und anderen Schriften steht das von Jesus. So verkündigten sie das Wort.
Heute ist es leider oft so, dass viele Christen sagen, sie möchten das wortlos tun. Das geht nicht. Es gibt viele Leute, auch aus den höchsten Kirchenkreisen, die sagen: „Ich möchte warten, bis man mich fragt.“ Aber hat sich schon mal jemand gefragt? Man fragt ja auch nicht einen Bankbeamten, warum er so nett ist, und erwartet, er würde sagen: „Ich bin ja blöd.“ Wenn Sie Zeuge Jehovas sind oder Ähnliches, werden Sie deshalb nicht gleich ein Zeuge Jehovas.
Verstehen Sie, es gibt überall nette Leute, auch Atheisten können sehr nett sein. Sie fragen den Straßenbahnschaffner, warum er so lieb ist. Christen meinen oft, sie seien eine Ausnahme in Moral und Höflichkeit, aber das stimmt oft nicht. Christen sind oft sehr ruppige, komische und herrschsüchtige Leute.
Es ist eine merkwürdige Sache, dass wir meinen, wir könnten nur durch unseren Lebenswandel überzeugen. Dann sagen wir immer: „Was seid ihr für heilige Leute! Ihr müsst ja ganz tolle Menschen sein.“ Aber das stimmt nicht. Natürlich hat es keinen Wert, wenn wir Jesus verkündigen und uns daneben schlecht benehmen. Das ist ein schlechtes Zeugnis. Aber allein durch mein Verhalten kann ich Jesus nicht verkündigen. Man muss den Mund aufmachen und vom Evangelium reden.
Ohne das ist noch nie jemand Christ geworden. Der Glaube kommt aus dem verkündigten Wort. Der Glaube kommt aus der Predigt, aus dem zugesprochenen Wort. In zweitausend Jahren Kirchengeschichte ist noch nie ein Mensch anders gläubig geworden, als dass er das Wort gehört und geglaubt hat. Das Wort hat ihn überwunden, und der Geist Gottes hat ihn erleuchtet. Darum muss man es sagen.
Das haben die Apostel getan: Sie haben das Wort gesagt. Und welches Wort war das? Das war das ärgerliche Wort vom Kreuz, die Torheit. Das ist ganz merkwürdig, das müssen Sie wissen: Wenn Sie Ihrem Arbeitskollegen sagen, Sie glauben an Jesus, dann drehen sich viele um. Wenn Sie sagen, Sie arbeiten bei der freiwilligen Feuerwehr, bekommt man einen Ehrengruß. Wenn Sie sagen, Sie sind hilfsbereit und lesen einer alten blinden Frau vor, sagt man: „Du bist ein guter Mensch.“ Aber mit Jesus bekommen Sie nie Lob.
Der Name Jesus ist verachtet, weil Jesus mit seinem Evangelium die Seite unseres Lebens aufdeckt, die Versöhnung und Vergebung braucht. Jesus berührt die Wunde unseres Lebens und zeigt, dass niemand den Himmel mit seinen eigenen Taten verdienen kann. Wir sind alle schuldig und werden allein durch das Blut von Jesus gerecht.
Deshalb muss man immer wieder davon sprechen, und dafür bekommt man keine Freunde. Ich habe oft erlebt, wie Leute Christen wurden. Ein Opernfreund, ein Politiker der FDP, sagte: „Wenn ich meinen Freunden von Jesus erzähle, hören die Kleinen immer zu. Ich kann es nicht anders machen. Ich weiß bis heute keinen anderen Weg.“ Der Name muss ausgesprochen werden.
Paulus sagt, es ist törichte Predigt. Das hat er selbst in Korinth erlebt. Dort sagten die Leute, es sei töricht, was er erzählt, ein Ärgernis und ein Anstoß für die Hellenisten mit ihrer Bildung. Trotzdem mussten sie es sagen.
In der Synagoge haben sie das Wort verkündet. Das Wort ist bei Paulus immer Ausdruck des Evangeliums. Es gibt viele Wörter in unserer Sprache, aber das Wort predigen bedeutet, das Evangelium zu verkünden. Zur rechten Zeit und zur Unzeit – es gibt keine ideale Zeit. Du wirst es immer sagen, auch wenn du Ärger damit verursachst. Paulus sagt das seinem jungen Mitarbeiter Timotheus in 2. Timotheus 4: „Predige das Wort zur Zeit und zur Unzeit.“
Einige, nicht alle, gingen auch zu den Heiden. Das ist unbegreiflich. Heute denken manche Christen, die Juden dürften das Evangelium nicht hören. Damals war die verbreitete Meinung bei den Juden, die Heiden dürften es nicht hören, obwohl Jesus es ausdrücklich befohlen hatte. Die Judenchristen waren so gefangen in ihrem jüdischen Glauben. Petrus war besonders in diesem Gedanken verhaftet, dass nur wenige, die keine Apostel waren, wussten, dass auch die Heiden das Evangelium hören müssen.
Die Nichtjuden, die Heiden, wurden von den Juden verächtlich „Gojim“ genannt. Sie gehörten nicht dazu. Aber das Evangelium wurde weitergegeben – es geht alle an.
Das ist schwer zu begreifen. Deshalb verstehe ich, dass wir immer wieder Schwierigkeiten haben, ob wir dem Handwerker, der bei uns den Wasserhahn repariert, noch ein Zeugnis geben sollen. Meine Großmutter hat niemanden aus dem Haus gelassen, ohne ein großzügiges Trinkgeld und ein Traktat zu geben. Das ist eigentlich toll.
Man muss wissen: Paulus sagte, er sei ein Schuldner. Er fühlte sich schuldig, wenn er das Evangelium denen nicht sagt, die nichts von Jesus wissen. Es ist eine Verpflichtung, es weiterzusagen. Das ist Mission.
Wir wollen verstehen, was Mission in der Urform ist. Es war ein großer Schritt, aus der jüdischen Kultur in eine fremde Kultur zu gehen. Missionare berichten oft, wie schwierig es ist, in einer anderen Kultur zu leben und die Menschen mit einer anderen Denkweise zu verstehen. Ob Zigeuner, Afrikaner, Asiate oder Eskimo – es ist schwierig.
Sie wussten aber: Ich muss es ihnen sagen. Und eines vergessen wir oft: Jesus und das Evangelium sind für alle Kulturen gleich. Für die Japaner ist es genau dasselbe biblische Evangelium wie für die Indianer im Urwald oder die Steinzeitmenschen.
Das ist auch heute ein Gedanke, den uns manche moderne Theologen nahelegen: Man müsse das Evangelium für unsere Zeit neu schreiben. Ja, es hat sich viel verändert. Wir bauen Düsenflugzeuge, Raketen auf den Mond, erleben Währungsprobleme und vieles mehr. Muss man deshalb die Bibel neu schreiben? Nein.
Die Bibel ist zu allen Zeiten gültig. Das eine Evangelium ist immer dasselbe. Alle Menschen, die bis heute Christen wurden, wurden durch dieses eine Evangelium zum Glauben geführt.
Der Vater Schäfer weist darauf hin, dass das griechische Neue Testament die Ursache ist, auf die jeder Theologe zurückgreift. Das griechische Neue Testament und das hebräische Alte Testament müssen nicht verändert werden. Man muss nichts wegschneiden oder hinzufügen, egal ob es die Eskimos, Japaner oder andere sind – immer das eine Evangelium.
Natürlich gibt es in der Form Unterschiede, wie wir es übermitteln. Es gibt verschiedene Temperamente, wie wir das Evangelium weitergeben. Aber wichtig ist: Sie haben das Evangelium von Jesus zu den Heiden gebracht. Sie wussten, dass es alle Menschen angeht.
Paulus sagt: „Ich bin ein Schuldner, ich muss es ihnen sagen, auch außerhalb der jüdischen Welt.“ Sie predigten das Evangelium vom Herrn Jesus. Der Begriff „Herr“ meint hier „Kyrios“, den absoluten Herrscher der Welt, der über alles das Sagen hat. Ein großer Titel, der größte Titel für Jesus.
Sie verkündigten Jesus auch den Heiden, was für sie ein Anstoß war. Das wissen wir aus dem Korintherbrief. Die Leute ärgerten sich darüber und sagten, das sei Quatsch.
Für uns ist es wichtig, dass wir von Jesus reden müssen. Es genügt nicht, von Kirche zu reden oder über Pfarrer oder katholisch oder evangelisch zu sprechen. Manche meinen, das sei schon Mission. Oder sie singen Abendlieder im Kindergarten oder schenken eine Kerze zur Taufe. Das ist nicht Mission.
Mission ist, von Jesus zu reden. Ich höre oft, wenn ich solchen lieben Gästen begegne, wie Ihnen, dass in manchen Gemeinden seit Monaten nicht mehr der Name Jesus genannt wurde. Das zeigt die Not heute.
Die Christenheit steckt in einer großen Krise. Das gilt überall.
Die Apostel waren nicht beauftragt, hatten keinen Kurs oder Evangelisationskurs. Wie kamen sie darauf, anderen von Jesus zu erzählen? Weil Jesus es selbst gesagt hat: Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.
Wollen Sie, dass Jesus sich am Jüngsten Tag zu Ihnen bekennt, dann müssen Sie von ihm reden, auch vor Ungläubigen. Ganz gleich, wie das Echo ist.
Das ist eine allgemeine christliche Pflicht. Wenn wir das nicht tun, machen wir Jesus unklar. Dazu braucht es keinen besonderen Auftrag. Jesus sagte: „Ihr sollt meine Zeugen sein.“
Das werden Sie selbstverständlich tun, wenn draußen ein Verkehrsunfall ist und die Polizei fragt: Wer hat es gesehen? Dann sagen Sie: Ich habe es gesehen, ich kann bezeugen, wie es war. Genauso können Sie sagen: Jesus ist der Herr.
Es ist egal, was die Leute über Sie denken. Sie wissen, was wahr ist: Er lebt wirklich, hat den Tod besiegt, ist Ihr Herr, und Sie gehören ihm. Das, was in der Bibel steht, ist die Wahrheit – das schlichteste Christenbekenntnis.
Aber wir wären Schufte, wenn wir den Mund halten, bis der andere es nicht glaubt. Das darf uns niemand ausreden. Das Zeugnis eines Christen ist nie auf Profis beschränkt. Die Profis machen oft sogar am schlechtesten.
Es war immer eine Sache der Apostel. Wir waren ja auch keine Profis. Was ist überhaupt ein Profi?
Deshalb ist es wichtig: Die Leute waren so erfüllt von Jesus, was sie gehört und gesehen hatten – die Taten von Jesus, die Apostel erzählten immer wieder davon in der Gemeinde. Sie hatten alles miterlebt, waren so erfüllt und begeistert, dass sie ihren Mund nicht halten konnten. Darum reden sie und erzählen alles.
Das ist keine Last, keine Pflicht, sondern Freude.
Zeugnis geben und die Freude an der Mission
Der schönste Dienst, den wir leisten können, war für uns immer noch bei unseren Straßeneinsätzen, wenn wir in die Fußgängerzone Königstraße gegangen sind. Meine Frau leitete den tollen Jugendchor, das war super. Sie brachten ein nagelneues Klavier mit, das sah so toll aus. Unsere Jungen spielten so schwungvoll, besonders Peter. Die Leute blieben stehen und hörten zu.
Wir hatten jedoch immer ein wenig Bammel davor, dort hinzugehen und ganz klar von Jesus auf der Fußgängerzone zu sprechen. Doch jedes Mal kamen wir beglückt nach Hause. Ich habe immer gebetet: Hoffentlich regnet es nicht, sonst hätte das wegen des Klaviers ausfallen müssen. Aber es hat nie geregnet. Man ist immer beglückt und nie unglücklich. Man sagt: Mensch, tolle Gespräche, wie offen die Leute waren.
Wir haben immer gesagt, wir verteilen dort keine Zettel, sondern sprechen alles mit dem Mund aus. Das ist ganz wichtig. Zettelverteilen kann jeder, wie derjenige, der für die EnBW wirbt oder für den neuen Tarif vom Strom. Wir wollen keine Zettel verteilen, sondern mit unseren Worten sprechen. Sprecht die Leute direkt an: Kennen Sie Jesus? Ich sage Ihnen, das ist die Lösung Ihrer Probleme – ganz schlicht.
Ich muss gar nichts weiter sagen, als zu erzählen, was Jesus lebt. Er hat den Tod besiegt. Es gibt keine andere Hoffnung im Leben und im Sterben als ihn. Das Bekenntnis „Ich kann mit meinem Leben vor Gott nicht bestehen“ ist heute auch bei Muslimen das wirksamste Bekenntnis.
„Du bist ein guter Mensch.“ – „Ja, ich bin kein guter Mensch. Ich habe ein ganz böses Herz und viele böse Gedanken. Jeden Tag drückt mich meine Last. Ich bin meiner Frau und meinen Kindern viel schuldig geworden. Aber ich bin froh, dass Jesus mir die Sünden vergibt.“
Das bringt einen Muslim völlig aus der Fassung. Es gibt dort überhaupt keine Vorstellung von Vergebung der Schuld. Jeder Muslim sagt: „Ich werde am Jüngsten Tag dafür Rechenschaft ablegen müssen.“
Ich mache so schöne Erlebnisse in der Chemiefachschule Flath mit unserem Gesprächskreis. An einem Bustag hatte ich dort auch eine Versammlung, und es waren zwei Muslimas wieder da. Sie sind die Mutigsten. Wir wollten darüber reden, warum der Bustag überhaupt gut ist und dass es im Leben so viel gibt, was wir von Gott bekennen müssen.
Die beiden waren so vorlaut, das war toll. Wenn die Mut haben, interessiert mich, was das bei ihnen ist. Ich sagte: „Oh, wenn Sie ahnen, wie ich ichbezogen bin und wie viele schmutzige Gedanken durch meinen Kopf gehen.“ Dann sagte ich: „Aber wer vergibt euch? Das müsst ihr am Jüngsten Tag mit Allah selbst ausmachen.“ Ganz offen.
Später kamen sie extra noch einmal zu uns, um uns die Hand zu geben. Das war für uns ganz neu, was wir da gehört haben. Nicht anklagend zu sagen: „Du hast Sünde“, das will niemand hören. Ich sage: „Ich habe Sünden. Und ich bin das schönste Zeugnis, weil ich Vergebung habe.“
Deshalb ist es heute so schlimm in unseren Gemeinden, dass wir das nicht mehr fröhlich verkünden. Jede Predigt sollte doch zum Inhalt haben, ganz direkt auf Jesus hinzuweisen – jede Bibelstunde.
Ach, mein Herr Jesus, wenn ich dich nicht hätte, wenn dein Blut nicht für die Sünder vergossen wäre – das ist doch der Inhalt. Und danach dürsten wir doch. Dann gehen wir erquickt wieder nach Hause, weil wir das in allen Variationen gehört haben. Was hindert uns daran? Ich kann es gar nicht mehr hören, wenn ich heute in der Theologie höre: „Du musst einen starken Glauben haben.“ Was ist das? Mein Glaube wackelt doch.
Und was denken Sie, wenn noch einmal Prüfungen und Anfechtungen kommen? Wenn Gott mir etwas Schweres zumutet, dann ist alles andere weggeblasen. Da bleibt nur noch der Heiland, der dich hält. Und das können wir einander verkünden. Wir beten für dich, dass Jesus dich jetzt stärkt in den schweren Stunden deines Lebens. Mein Glaube lebt davon.
Lesen Sie mal bei Ludwig Hofacker. Er sagte: „Ihr stellt euch das alles so toll vor, aber ihr wisst gar nicht, wie ich angefochten bin. Mein geisteskranker Bruder sitzt neben mir auf dem Sofa. Ich habe nicht so eine Stimmung wie ihr im Missionshaus in Basel, wo man fromme Lieder singt. Aber ich habe einen Heiland, der mich nicht loslässt.“ Das war die Predigt von Ludwig Hofacker. Und die hat in Württemberg eingeschlagen.
Nicht mein starker Glaube und nicht von einem guten Gott zu reden – das kann ich überhaupt nicht mehr hören. Gott ist auch ein heiliger Gott und ein zürnender Gott. Mensch, passt das doch in eure Begegnung! Das Wort zum Tag morgens im Radio zu hören, ist doch Quatsch. Persönlich: Wir sollen das Evangelium weitersagen, davon lebt die Gemeinde. Und dann sagt ein anderer: „Du kannst doch nicht mit der Tür ins Haus fallen.“ Warum denn nicht?
Man hat doch gar nicht viel Zeit. Die Leute wollen nicht lange zuhören. Sagt ihnen klipp und klar, worum es geht. Viele Leute, die dich heute kritisieren, werden später einmal sagen: „Danke, dass du mir klar den Weg gewiesen hast und nicht von vielerlei Dingen gesprochen hast.“
Oft meint man heute in Kirchen, man müsse zuerst alle Weltprobleme lösen. Man müsse Stellung nehmen zum Rücktritt von Wolf, zur iranischen Atombombe, zum Verdi-Streik und überall mitreden. Das sind Weltprobleme. Die hätten die Leute vielleicht auch noch gern gemacht.
Warum ist das alles so schlimm? Warum gibt es Flüchtlinge? Die Weltprobleme lösen wir nicht. Das hatten wir heute Morgen besprochen. Die Weltprobleme lösen wir nicht, dafür haben wir keine Vollmacht. Wir haben aber eine Botschaft, und davon wissen wir Bescheid.
Anderes wissen wir auch nicht: Warum gibt es den Teufel? Ich weiß es auch nicht. Warum stirbt jemand? Warum hat der andere so viel technische Arbeit? Ich habe keine Antwort auf die Rätsel der Welt. Aber ich weiß, dass Jesus jeden hört, der zu ihm ruft. Jesus will alle und will, dass alle gerettet werden. Das reicht mir.
Seine Zusagen gelten mir. Heute sagen wir oft: „Wollen die Leute das überhaupt hören?“ Das ist auch so eine dumme Sache. Was wollen die Leute denn hören? Die Leute wollen wissen, ob Bayern München gestern Abend im Elfmeterschießen 4:2 gewonnen hat. Oder sie wollen wissen, wann die Benzinpreise wieder sinken. Aber es ist doch mir uninteressant, was die Leute wollen.
Die Leute sind doch fern von Gott. Das ist nicht mein Urteil, sondern ich will ihnen sagen, dass Gott diese Welt geliebt hat. Das Unglaublichste ist geschehen: das Evangelium von Jesus. Jesus stirbt für die Schuld der Menschen. Die Leute stehen um sein Kreuz herum und lächeln, sagen: „Das hat Gott doch nicht gewollt.“ Dann lästern sie, und er stirbt und sagt: „Vater, vergib ihnen.“
Das brennendste Problem ist: Sie können nicht in den Himmel kommen, ohne dass eine große Vergebung geschieht, die sie zurückführt. Und dann nimmt er den einen Tschechen noch mit: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Eine tollste Geschichte.
Wir sollten nicht darum herumreden und meinen, wir könnten das mit Geschichten verschönern. Alle unsere Worte sind ungeschickt. Aber Jesus sagt: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, der Vater zieht ihn.“
Wir wissen: Gott muss das Entscheidende beim Menschen bewirken. Anders geschieht Mission nie. Noch nie hat ein Mensch einen anderen allein mit Worten bereden können – weder Billy Graham noch Korrektin Böhm. Immer war es der Heilige Geist, der das Licht entzündet hat. Und das muss so sein.
Darum kann ich nur ganz schlicht mein Zeugnis geben – natürlich, wahrhaft und echt. Ich finde es auch so wichtig, dass Jesus gesagt hat, das Feld sei reif zur Ernte, als er die Samariterin am Jakobsbrunnen traf. Das Feld ist reif zur Ernte.
Ihr werdet die Erfahrung machen, dass das Feld wirklich reif ist zur Ernte. Macht Besuche im Krankenhaus! Bei uns hat man selbst im Krankenhaus Bethesda in Stuttgart von der Landeskirche die Seelsorgedienste abgeschafft, um Geld zu sparen. Geht doch mal zu den Kranken. Redet nicht lange, erzählt ihnen, dass Jesus sie nicht loslässt. Sagt es ihnen mit schönen Liedversen und betet mit ihnen.
Wisst ihr, die Welt hungert nach Jesus. Ich bin überzeugt, heute Nacht leben in Langensteinbach Menschen, die überlegen, ob sie sich umbringen, weil sie in diesem Leben keinen Sinn mehr sehen. Verzweifelte Menschen. Und wir versagen. Wir sitzen zusammen und singen fromme Lieder.
Herr, gib uns den Blick für die Menschen, mit denen wir zusammen sind, damit wir ihre Not erkennen, mit der sie nicht mehr fertig werden. Dass wir ihnen die große Antwort des Evangeliums geben. Die Welt hungert nach Jesus. Sie hungert nicht nach Kirche. Von Kirche hat sie den Rand gestrichen voll. Sie hungert nach Jesus.
Das ist ganz wichtig. In allen Religionen kommt das nicht so ans Tageslicht, dass sie da millionenweise umkippen und gleich „Halleluja“ sagen. Aber man merkt es im ganzen Missionsdienst, wenn man das einmal hört. Wie lange mussten oft Missionare wirken, und dann ist es plötzlich durchgebrochen – diese Riesenernte.
Ich sage ja, China ist enorm mit hundert Millionen gläubigen Jesusleuten trotz aller Verfolgungen und Behinderungen. Auch in Afrika ist etwas Unglaubliches aufgekommen. Das ganze Heidentum ist in sich zusammengesackt.
Der Hunger nach Jesus ist da – aber nur nach Jesus. Sie wollen keinen Papst, keine Kirchensteuer und keine Rituale. Sie wollen Jesus haben, den Heiland. Das ist wichtig. Christus wohnt in uns. Er ist der Herr meines Lebens.
Es gibt kein anderes Heil und keinen anderen Namen unter dem Himmel, durch den Menschen gerettet werden. Darum müssen wir es ihnen sagen. Durch die Glaubenszeit ist das geschehen, dass diese Leute das Wort verkündigt und von Jesus gesprochen haben und es auch der ganzen Welt sagen.
Ich bin ein Schuldner und muss es ihnen weitersagen. Gott will, dass allen Menschen geholfen wird. Darum ist das das erfolgreichste Unternehmen, dem man seine Kraft widmen kann. Nicht, weil ich es kann – das kann niemand. Sondern in der Treue, weil Gott es will. Und dann machen wir es.
Die Hand des Herrn als entscheidender Faktor
Und drittens heißt es dann in Vers 21: „Und die Hand des Herrn war mit ihnen.“ Wenn die Hand des Herrn nicht mit ihnen ist, kommt nichts zustande.
Deshalb brauchen wir keine dicken Bücher oder große Diskussionen, sondern wir müssen wissen: Herr Jesus, gehst du mit? Wenn ich jetzt diesen schwierigen Besuch mache, Herr Jesus, ich möchte ein Gespräch führen mit meinem Enkel. Herr, segne du mich und mach aus dem Gespräch, was du willst. Du hast den Schlüssel zum Herzen.
Es ist mir immer so gegangen: Wenn man im Krankenhaus Treppen hochläuft, denkt man sich, was mache ich jetzt da oben? Was soll ich sagen? Da schwitzt der Kopf, und ich bitte: Herr Jesus, lass mich keine dummen Worte sagen und keine Floskeln bringen. Jetzt musst du zu diesem Menschen reden. Und dann ist es plötzlich ganz überwältigend, wenn man merkt, dass es eine offene Tür ist.
„Die Hand des Herrn war mit ihm.“ Deshalb ist das Geld nie das Problem einer Gemeinde. Das hört man überall. Neulich habe ich in einem Vortrag gesagt, dass ein Synodal unterwegs war und meinte, die Leute müssten doch sagen, dass es in Württemberg so große Geldprobleme in der Landeskirche gibt. Aber wir haben die reichste Kirche der Welt in Deutschland, durch die Kirchensteuer. Redet also nicht von Geldproblemen, sondern das größte Problem ist, dass die Hand des Herrn nicht mit uns ist und der Heilige Geist gewichen ist.
Das ist das größte Problem: Wir sind geistlos geworden, ohne Heiligen Geist, und Jesus ist gewichen. Das beschäftigt unsere Schwestern sehr: Warum gibt es keinen Nachwuchs in den Mutterhäusern? Herr Jesus, tu doch du noch einmal etwas, denn du hast ja gerufen. Das kann kein Mensch machen, kein bester Prospekt und kein Grafiker kriegt das hin.
Deshalb sind nicht Zeit, Kraft oder Mitarbeiter das Hauptproblem, sondern ohne die Hand des Herrn kann keine Gemeinde gebaut werden. Das hat der Herr Jesus selbst gesagt: „Ich will meine Gemeinde bauen.“ Deshalb hat noch nie jemand eine Gemeinde bauen können, auch nicht in eurer Gemeinde, wenn die Hand des Herrn nicht bei euch war und es nicht so gefügt hat.
An anderen Orten macht der Herr es anders. In der Baptistengemeinde läuft es ein bisschen anders als in der lutherischen Gemeinde, und in der Brüderversammlung wieder anders. Aber der Herr muss dabei sein. Er muss es machen, und das ist gar nicht so wichtig, wie er es tut, denn allein er kann Frucht wirken und segnen.
Der Herr baut seine Gemeinde durch treue Zeugen. Eine große Zahl wurde gläubig – das ist das Wunder des Heiligen Geistes, die Hand des Herrn, die wirkt. Man kann sich heute verzocken. Wissen Sie, was das Wort „verzocken“ bedeutet? Wenn man falsch spielt. Viele verzocken sich mit einem riesigen Aufwand, weil sie ein neues Leben in ihrer Gemeinde machen wollen.
Es ist rührend, was Leute da wagen und einsetzen. Jetzt wird es immer mehr Mode, zu jedem vernünftigen Bibelabend auch noch ein Abendessen zu richten. Welche Mitarbeiter wollen das eigentlich noch schaffen? Wir wollen es ja schön machen, aber es sind oft die Mitarbeiter, die sagen, das ist nicht so wichtig. Eine Gebetsgemeinschaft wäre wichtiger, bevor wir zusammenkommen.
Das ist doch schön. Ich esse ja auch furchtbar gern. Aber wir müssen wissen, wozu wir die Kraft haben und was an erster und was an zweiter Stelle wichtig ist. Das ist entscheidend, wenn wir Neues leben wollen.
Es ist schön, dass wir neue Modelle und Ideen haben. Aber wenn Jesus nicht mitbaut, ist alles für die Katz und wir erreichen nichts.
Deshalb war es in Antiochien so: ein kleiner Anfang, das macht gar nichts aus. Unscheinbare, unbedeutende Leute, kein Profi dabei. Aber der Herr Jesus war mit ihnen, und viele wurden gläubig und bekehrten sich zum Herrn.
Daher legen wir auch Wert darauf, dass es zu einer Lebenswende kommt. Man lässt vom Bösen ab und sagt: Da hat sich etwas total verändert. Da ist die Ehe neu, das Verhältnis von Eltern zu Kindern ist neu, und im Geschäftsleben ist der Umgang mit Kollegen neu.
Bekehrung bedeutet eine Wende um 180 Grad, wo man vom Bösen lässt. In der Kraft von Jesus geschieht diese Bekehrung, eine ganze Hingabe.
Darum geht es uns nicht nur darum, die Besucher zu zählen und Statistiken zu führen, sondern es geht um Jesusnachfolger. Um Leute, die mit Jesus leben, der Sünde absagen und ihr Leben Jesus als dem Herrn zur Verfügung stellen. Jesus bekennt sich zu ihnen.
Das gilt genauso im Hinduismus, Buddhismus oder Kommunismus, wo atheistische Menschen Jesus nachfolgen. Und das ist auch heute so.
In der wirklich lebendigen Missionsarbeit ist es so. Das Wort „Mission“ kommt kaum vor, sondern das Zeugnis von Jesus. Die Menschen wurden gläubig und traten in die Nachfolge Jesu.
Es war schön, dass auch hier die Zahlen keine Rolle spielen. Das sollte man auch weglassen. Im Neuen Testament ist es nie wichtig, ob es zwei oder drei sind, wenn Jesus nur dort ist, oder ob es viertausend oder fünftausend bei Pfingsten waren.
Die Zahlen spielen im Neuen Testament keine große Rolle. Der Herr kann es so oder so tun. Es kann sogar sein, dass eine Gemeinde zahlenmäßig zurückgeht, aber innerlich auf Christus hin wächst. Das gibt es auch in der Erweckungsbewegung.
Wir wollen darauf schauen, dass der Herr dabei ist und die Sehnsucht nach Jesus aufbricht. Dass Menschen gläubig werden und sich zum Herrn bekehren, zu Jesus als ihrem persönlichen Herrn, und nicht mehr „ich“ leben, sondern Christus in ihnen lebt.
Sie haben ihr Leben Jesus zur Verfügung gestellt. Auf dieses Wachsen kommt es an: immer mehr auf Jesus hinwachsen.
Ich bedaure, dass heute viel zu viel über die Größe der Gemeinde gesprochen wird. Das verstehe ich nicht. Im Geschäftsleben ist es wichtig, den Erfolg in Zahlen zu messen. In Glaubensdingen kann man das nie messen, auch in der Mission nicht.
Wir hatten einen Vorsitzenden in unseren Werken, der uns verboten hat, in den 26 Jahren, in denen ich Geschäftsführer war, irgendwelche Zahlen zu nennen. Nicht einmal zu addieren, wie viele Leute wir ausgesandt haben, und nie zu sagen, wie viele Menschen wir weltweit ausgebildet haben. Er sagte: „Das macht euch nur stolz, und da liegt kein Segen drauf.“
Lasst das den Herrn sein Geheimnis sein. Er sieht dahinter. Wir sind ein armes, geringes Volk und wollen nicht mit Statistiken prahlen und angeben.
Das ist heute Mode: „Wir sind eine stark wachsende Gemeinde, wir sind die nettesten Leute, die die Stadt zu bieten hat.“ Seid vorsichtig, dass Christus in unserem Leben überhaupt Raum gewinnt. Das ist so wichtig.
Die Bedeutung der Verbindung zu den Alten und der Einheit der Glaubenden
Dass sie auch den Kontakt mit Alten gesucht hat, habe ich dem Andreas schon gesagt. Ich finde es toll, wenn man so uralte Leute wie mich hier auch noch einlädt. Er hat doch gesagt: „Das machen wir gern.“ Das ist schön, denn es liegt auch ein gewisser Segen darauf.
Wer hat es heute auch am Tisch gesagt? Ach so, das war der Conny Straub. Er hat im Leben oder durch alte Leute großen Segen erfahren, ich übrigens auch. Hans Brandenburg war es, der mich tief geprägt hat, als er schon an die Achtzig war. Ich kann viele Leute nennen, die alte Menschen waren, und die haben auch gesagt: „Wir müssen Kontakt haben mit der Gemeinde von Jerusalem.“
Wissen Sie, eine neue Gemeinde ist schon eine gewisse Gefahr. Aber sie wollen die Kontinuität mit den alten Aposteln haben. Die brauchen wir, die Einheit der Glaubenden, aber nicht organisatorisch. Das wollen wir nicht. Wir halten auch nichts von gleichen Riten und Ritualen, brauchen auch nicht gleiche Formen. Aber die geistliche Einheit mit Petrus, Jakobus und Johannes – da wollen wir eine Brüderschaft haben.
Deshalb sandten sie auch Barnabas. Für sie war es ganz wichtig, anzuhören, ob ihr Gemeindeleben in Ordnung ist. Berufene Christen mit Erfahrung und Weisheit – das wünschen wir heute auch unseren jungen Leuten. Hört auch noch auf die Alten, auch wenn es euch manchmal juckt, aber hört mal zu, was sie zu euch sagen. Das gehört zu einer Gemeinde dazu.
Und hoffentlich ist bei euch das Gespräch nicht abgebrochen, auch mit den Säulen der Gemeinde von Jerusalem. Sie sandten den Barnabas, das war ja ein toller Mann. Barnabas war ein Hirte, ein Mann voll Heiligen Geistes. Er hatte schon damals so wunderbar gewirkt in der Urgemeinde, durch das Opfer auch seines Ackers, den er hergegeben hat.
Barnabas war immer auch als Begleiter des Paulus ein ungemein herzlicher Mann. Er hat seinen Neffen Johannes Markus mitgenommen, und da ist ein Streit entstanden. Paulus wollte Johannes Markus nicht gleich aufgeben. Barnabas konnte mitfühlen und sagte: „Ich gebe ihm eine zweite Chance. Der ist auf der Missionsreise einfach abgehauen, er will heim zu meiner Mama, er hat Angst.“ Paulus sagte: „Ich nehme ihn nie mehr mit.“ Aber Barnabas meinte: „Der kriegt die zweite Chance.“
Das brauchen wir in der Gemeinde auch. Sollte jemand durch einen Fehler übereilt verurteilt werden, heißt es im Galaterbrief: „So helft ihm wieder zurecht mit einem sanftmütigen Geist, ihr, die ihr geistlich seid.“ Es entspricht nicht dem Sinn von Jesus, dass man gleich sagt: „Den schmeißen wir raus.“ Nein, dem geben wir nochmal eine Chance. Wunderbar!
Barnabas konnte das ganz toll. Er kam hin und sah die Gnade Gottes. Was ist denn Gnade Gottes? Dass Gott in seiner großen Barmherzigkeit mit schwachen Menschen wunderbar wirkt. Die Gnade Gottes wollen wir auch erkennen in unserem Leben und in dem Werk von so vielem, was wir um uns sehen.
Barnabas merkte richtig: Das war nicht von Menschen gemacht, sondern von Jesus. Darum mahnte er: „Bleibt bei Jesus im Gehorsam!“ Er mahnte sie mit festem Herzen, beim Herrn Jesus zu bleiben. Er bleibt ganz treu beim Herrn. Alles andere ist nicht wichtig.
Man kann viele verschiedene Meinungen haben, wir können politisch verschiedene Parteien wählen und unterschiedliche Erziehungsziele verfolgen. Aber bei Jesus zu bleiben, nicht von ihm und seinem Wort abzuweichen – das ist die Linie, die uns verbindet. Barnabas wurde froh und herrlich, weil er nichts vom Wort Gottes abbog, sondern dabeiblieb. Das ist so wichtig.
Jetzt suchte er Mitarbeiterproben, das vierte Mitarbeiterteam. Nicht jeder kann bei uns mitarbeiten, das ist ganz klar. Ich habe immer gesagt: „Der wächst rein, das geht nie gut.“ Halbe Christen, die mitarbeiten, schimpfen dauernd und brummen, und sie tun es nie mit Freude. Wir brauchen Leute, die es ernst meinen.
Plötzlich kam Barnabas auf die Idee, jemanden zu holen, den man vergessen hatte: Saulus. Er war viele Jahre in Arabien in der Versenkung. Jetzt holte man Saulus, der ja schon lange vom Herrn Jesus berufen war, bei seiner Bekehrung. Das sollte doch mein Zeuge sein, toll! Der Heilige Geist muss uns erst das aufschließen.
Barnabas war ein Mann, der hörte, was der Heilige Geist ihm zeigte. Er ging dorthin und suchte Saulus. Es war nicht leicht, ihn zu finden. Man konnte damals nicht im Internet oder Telefonbuch nach der Adresse suchen. Er musste herumfragen, wo Saulus sei. Saulus hatte sich ganz still zurückgezogen. Schließlich fand er ihn – und das war der große Mann.
Jetzt brachte die Gemeinde von Antiochien sogar Paulus, also Saulus, zu seiner Berufung als dem größten Missionar aller Zeiten. In Antiochien blieb die Heimatgemeinde für Saulus die Aussendungsgemeinde. Er kehrte immer wieder dorthin zurück bei seinen Missionsreisen. Er fragte die Brüder von Antiochien: „Soll ich die Missionsreise machen?“ Erst wenn alle zugestimmt hatten, ging es los.
Er wollte einverständlich sein. Paulus unterwarf sich, er war nicht der Mann, der sagt: „Ich habe den Heiligen Geist so und ich weiß, was richtig ist.“ Er hörte auf die Brüder. Er fragte die Brüder und Schwestern, was sie dazu sagen, legte eine Entscheidung vor und ließ sie bestimmen.
Jesus hatte ihn schon lange erkannt und berufen. Paulus merkte, dass Jesus ihn erwählt hatte. Und jetzt kam ein wunderbarer Spitzname auf, ein Name, treffender kann man es nicht sagen. Wie nennt man die Christen? Christusleute.
Peter Schneider hat mal so schön auf dem Kielisberg bei einer Hochwacker-Konferenz gesagt: „Einer, der immer Yoga macht, nennt seine Freunde Yogi, weil er immer Yoga macht und immer davon spricht.“ Bei uns soll es genauso sein: Dass wir so von Christus reden, dass er uns den Spitznamen gibt.
Zuerst wurde der Name erfunden. Die Leute sagten: „Die reden immer von Christus, das ist eine tolle Sache.“ Wenn das gemerkt wird, dann geht es immer nur um das eine: den Messias, den Gesalbten Gottes.
Vor allem ist es wunderschön, wenn das auch stimmt, der Spitzname für uns: dass wir Leute sind, die nicht mehr unser Ich leben, sondern „Ich gehöre Christus.“ Er hat mein altes Leben durchgestrichen, ich bin sein Jünger und will ihm gehören.
Das war nicht bloß ein Spruch, sondern das haben die anderen Leute jetzt auf einmal gemerkt. Da ist etwas anders bei denen. Das darf man ruhig sagen, das darf man merken. Aber das Wort gehört auch dazu. Dass man merkt, sie brennen für Jesus.
Darum ist es so wichtig, dass wir unsere Dinge alle für Jesus ordnen, dass das passt. Ein Name muss ja passen. Mein Name ist ein komischer Name, Winrich. In Deutschland gibt es vielleicht zwölf oder dreizehn mit diesem Namen. Was soll der Name? Aber meine Eltern hatten eine tolle Idee.
Bei uns passt der Name nicht, aber da passt der Name: toll. Einen Namen, der passt. Christen wollen wir sein, Jesusleute. Ich sage gern Jesusleute, wenn es darum geht. Egal ob Lutheraner, Reformierte, Baptisten oder Methodisten – Jesusleute, darum geht es. So sollen wir uns nennen und so sollen wir sein.
Die Verbindung von Mission und sozialem Engagement
Und dann noch das Letzte: Der Plan Gottes kam zur Erfüllung, dass irgendwo das Ganze, das Gott gebaut hat, sichtbar wird. Warum sind am Schluss die letzten Verse noch einmal ganz wichtig? Das spielt heute eine ganz große Rolle, sogar in der beherrschenden Religion.
Wie macht ihr es mit der Sozialarbeit? Das war bei den christlichen Leuten immer die selbstverständliche Folge, auch heute noch. Die Väter, die einst die Bibelkonferenzstätte gebaut haben, wollten auch ein Krankenhaus errichten. Doch das hat Gott im Rahmen der großen Finanzen durchgestrichen. Das sind Führungen Gottes.
Aber es war immer so: Wo Jesusleute waren, da waren sie auch Menschen der Tat. Es hat noch nie einen Missionar gegeben, der nicht Lebensmittel verteilt, sich um Kranke gekümmert und Schulen eröffnet hat. Das hat es überhaupt noch nie gegeben. Den müssten wir mal nennen, wenn es ihn gegeben hätte.
Deshalb ist es immer selbstverständlich eine Frucht meines Tuns. Ich weiß ja, was ihr alles an Liebe tut und unterstützt, an Werken. Das ist eine Frucht. Wenn wir plötzlich hören, dass eine Hungersnot kommt, dann sagen wir natürlich: Das ist ja ein Vorrecht, dass wir helfen dürfen, wo wir gebraucht werden.
Das Herrliche ist, dass hier etwas sichtbar wird, wie Gott sein Reich baut – auch in unseren Tagen – die Heilsgeschichte für die Nationen. Ich denke, wir werden in der Ewigkeit erst einmal bestätigt finden, wie das alles angefangen hat in Brasilien, irgendwo in Südafrika und anderswo. Wir dürfen mitmachen.
Und das Tollste ist, dass wir gebraucht werden in diesem Dienst und dass wir uns Jesus zur Verfügung stellen. Dann, wenn der Herr fragt: „Wer will mein Bote sein?“, können wir sagen: „Herr Jesus, toll, wenn wir mit unserem Leben noch etwas tun dürfen.“
Wir wissen ja nicht, wie lange wir noch leben – ob noch ein halbes Jahr oder zwei Jahre. Das ist alles eine Gnade. „Herr Jesus, gebrauche mich, tot oder lebendig, ich will dein Zeuge sein.“
Herr Schrupp hat es so schön gesagt, als er ins Krankenhaus eingeliefert wurde: „Herr Jesus, mach mich zu einem gnädigen Nächsten, damit ich dem Unbekannten, der bei mir im Zimmer liegt, ein gutes Zeugnis sein kann.“
Er beschreibt dann auch wunderbar, wie er zum Schluss über den Glaubenshalz gespottet hat und sagte: „Bete ihn immer mit dir. Du musst aber mit mir wieder beten.“ Toll, was man da erleben kann.
Herr Jesus gebraucht mich selbst im Krankenzimmer. Man liegt dort und fragt sich: Warum werde ich jetzt krank? Weil der Herr Jesus das will, damit ich einem anderen nahekomme. So kann es sogar in der persönlichen Lebensführung sein.
Der Herr segne euch.
Schlussgebet und Bitte um Erneuerung
Ja, lieber Herr, vielen Dank, dass wir lernen dürfen, wie du deine Gemeinde baust. Es ist ganz wunderbar, wie du der Herr bist. Oft sind wir jedoch so eigensüchtig und gefangen in unseren eigenen Ideen. Bewahre uns davor.
Gib uns auch eine Umkehr in unserer Christenheit, damit wir wieder auf deine Weisungen und deine Führungen hören. Ganz herzlichen Dank auch dafür, was wir hier an dieser Bibelkonferenzstätte erleben dürfen. Durch das Zeugnis dieser Schwestern und Brüder erfahren wir so viel Liebe.
Hilf uns, das auch umzusetzen, mit dem Einfluss und dem Raum, den du uns lässt. Herr, wir bitten dich um eine Erneuerung deiner Christenheit, um eine Erneuerung des Werks, der Mission und der Diakonie in unserem Land, in den Gemeinden und Gruppen.
Möge in allem nur du zu erkennen sein – in Wort, Werk und allem Wesen sei Jesus zu sehen und sonst nichts. Amen.
